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Fuck!

Mello&Matt
von

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Der Entschluss

Der Rest des Tages verläuft so, als wenn nie etwas zwischen uns passiert wäre. Matt liegt stundenlang schweigsam auf seinem Bett und spielt sämtliche Spiele durch, die er da hat.

Die Aufmerksamkeit, die er mir sonst immer geschenkt hat, bleibt heute gänzlich aus. Vielleicht sind meine Worte über unsere, nun ja, Affäre, wenn man denn diesen einen einzigen Tag so nennen kann, bei ihm angekommen.

Hätte ich mal meine Klappe nicht so weit aufgerissen. Verdammt!

Über mein eigenes Handeln schüttelte ich imaginär den Kopf.

Was hätten wir beide jetzt für einen Spaß haben können?! Wahrscheinlich wird er sich wieder mit der Küchen-Schlampe vergnügen und ich darf mir was anderes suchen. Mist!

Das Problem könnte ich locker beseitigen, in dem ich einfach zu ihm hingehe und mit ihm mache, wozu mich mein Körper drängt.

Aber so sehr ich auch will, ich kann mich nicht überwinden.

Langsam erhebe ich mich von meinem Bett und gehe zum Fenster, um einfach in die Dunkelheit zu sehen und ein wenig meine Gedanken zu ordnen. In letzter Zeit mache ich mir oft Gedanken über mein Leben, besonders seit dem Unfall.
 

Das Leben im Waisenhaus deckt sich nicht mit meiner Vorstellung von einem richtigen Leben. Hier fehlt mir das Eigentliche des Lebens, das was das Leben aufregend und spannend macht.

Risiko und Adrenalin. Das Leben sollte nicht langweilig, sondern aufregend sein. Und dafür muss man etwas riskieren. Was hält mich hier eigentlich? Mein Ziel der nächste L zu werden, verblasst mit jedem Jahr mehr, das vergeht und mich älter und reifer macht. Mittlerweile habe ich begriffen, dass ich immer im Schatten von Near stehen werde, egal wie sehr ich mich anstrenge. Und L ist ja noch eine Klasse besser als Near. Also, was zur Hölle hält mich hier?

Mit einer fast sanften Bewegung drehe ich mich um und betrachte meinen besten Freund. Es wird nicht leicht sein, alles hinter mir zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Ich muss aber zugeben, dass ich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken spiele, das Leben im Wammys House hinter mir zu lassen und mein Leben ganz neu zu beginnen. Bis jetzt hat mich hier immer

etwas gehalten, etwas unsichtbares, was ich nicht klar sehen konnte. Aber nach allem was passiert ist, begreife ich allmählich, dass es Matt ist. Er ist der Grund, weshalb ich mir schwer tue, hier zu verschwinden. Mal angenommen ich bitte ihn mitzukommen - würde er es tun? Mit Sicherheit, denn er ist kein zielstrebiger Typ und ihm ging die ganze Konkurrenz um Ls Nachfolge am Arsch vorbei.

Aber was noch viel sicherer ist, ist, dass ich eine Bitte niemals über meine Lippen kriege.

Tja, Sackgasse. Vielleicht mache ich mir auch nur zu viele Gedanken. Manchmal regelt sich alles von alleine im Leben, ohne dass man wirklich etwas plant. Wer weiß, vielleicht wird es in meinem Leben auch so sein.
 

*****
 

Ganze 4 Wochen nach Matts Entlassung aus dem Krankenhaus, habe ich diese körperliche Sehnsucht nach ihm noch immer nicht gestillt. Alles verläuft auf freundschaftlicher Basis, so wie es immer zwischen uns war. Matt habe ich zum ersten Mal falsch eingeschätzt. Ich hätte niemals geglaubt, dass er so einfach nach gibt und tatsächlich die Finger von mir lässt. Eigentlich hätte ich es wissen müssen.

Er ist ein viel zu bequemer Mensch und er hasst nichts mehr als Stress. Und ich bin förmlich die Personifizierung von Stress und Ärger. Zielstrebig war er auch noch nie. Das hätte ich alles bedenken müssen. Zu allem Übel habe ich zufällig mitgekriegt, als er es der Küchen- Schlampe besorgt hat.

Wie ich diese dämliche Kuh hasse! Die hat echt das halbe Haus zusammen gestöhnt. Es ist fast ein Wunder, dass Roger die Beiden nicht erwischt hat. Zu gern hätte ich sein Gesichtsausdruck gesehen, aber noch lieber hätte ich es gesehen, wie diese Kuh das Haus mit Tränen in Augen verlässt, während sie todtraurig ihren Lover und einstigen Prinzen mit zitternder Hand zum Abschied winkt. Der bloße Gedanken daran lässt mich schadenfroh lächeln. Ausgerechnet in diesem Moment sieht mich Matt an.
 

„Warum lächelst du denn?“

Noch bevor ich geantwortet habe, sieht er wieder auf seine P2P.
 

„Ach nur so“, versuche ich ihn abzuwimmeln.
 

„Ein Mello grinst nicht einfach so“, entgegnet er und blickt für eine Sekunde auf.
 

Ohne ihm zu antworten, gehe ich zu unserem Schrank und gucke meine Klamotten durch.

Während ich meinen Kopf halb in den Schrank geschoben habe, frage ich mich, was ich da überhaupt tue. Ich wollte einfach nur ablenken, damit er mich nicht mehr ausfragt und anscheinend hat es funktioniert. Das Schöne an Matt ist, dass er schnell kapiert, wenn man über etwas nicht reden will.

Er verliert schnell das Interesse und Langweile ergreift von ihm Besitz. Ausnahmen gibt es immer wieder – wobei ich speziell an den Unfall denken muss- aber im Großen und Ganzen ist das seine übliche Reaktion. Um mir die Zeit zu vertreiben, sehe ich dann irgendwann wirklich einfach so meine ganzen Klamotten durch. Auch die Kartons mit meinen alten Klamotten auf dem Boden des Schranks öffne ich und sehe gespannt hinein. Tatsächlich befinden sich darin viele Jeanshosen und stinknormale Pullover. Keine Spur von Leder. Erinnerungen keimen auf , aber nicht sehr schöne.

Ich nehme eine alte dunkelblaue Jeans aus dem Schrank und schaue mit entsetzten und verletzten Augen darauf.

Diese Jeans hatte ich an, als meine Mutter getötet wurde.

Schlagartig bin ich wieder dieser 5 jährige Junge, der stumm und hilflos in dem Schrank hockt und durch einen Schlitz den Mord an seiner jungen Mutter beobachtet. Das Gesicht ihres Mörders werde ich ein Leben lang nicht vergessen.

Jedes einzelne Detail von jenem Tag hat sich für alle Zeit in mein Gedächtnis eingebrannt.

Bis heute weiß niemand, dass ich überhaupt Zeuge dieser Tat war. Selbst meine Mutter nicht. Denn an diesem Tag war ich draußen mit ein paar Nachbarskinder spielen.

Es kam zum Streit zwischen uns und da ich bereits als Kind schon sehr temperamentvoll war und einen kurzen Geduldsfaden hatte, verprügelte ich einen der Jungen, bis er aus der Nase blutete und seine Lippen aufplatzten.

Weinend schrie er mich an, er würde es seiner Mutter sagen. Und diese war eine sehr gute Freundin meiner Mutter. Daher war es naheliegend, dass sie sie über meinen Ausraster in Kenntnis setzen würde. Also schlich ich mich ins Haus, obwohl meine Mutter mir ausdrücklich befohlen hatte, draußen zu spielen, weil sie Besuch erwartete. Meiner Mutter war immer sehr streng und sie bestrafte mich, wenn ich mich falsch verhielt. Aus Angst ausgeschimpft zu werden, versteckte ich mich in dem großen Schrank in ihrem Schlafzimmer. Voller Angst setzte ich mich hin und hoffte, dass meine Mutter mich nicht findet. Nach wenigen Minuten hörte ich sie aus dem Badezimmer kommen.

Ängstlich lauschte ich jeden einzelnen ihrer Schritte und befürchtete in meiner kindlichen Naivität, dass mein laut und schnell pochendes Herz von ihr gehört werden könnte und mich verrät.

Doch nichts dergleichen geschah. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich unsere Klingel vernahm.

Sofort befürchtete ich den unerwarteten Besuch der Mutter des verprügelten Jungen. Doch sofort wurde mir klar, dass es der Besucher sein musste, von dem meine Mutter geredet hatte. Ich atmete erleichtert aus und lauschte gespannt den Worten. Da die Eingangstür einige Meter vom Schlafzimmer entfernt war, konnte ich sie nicht so recht verstehen, obwohl der Mann sehr laut sprach. Ihrer Tonlage zufolge, stritten sie sich. Zumindest herrschte eine Meinungsverschiedenheit. Nach einer gefühlten Ewigkeit gingen sie ins Wohnzimmer, welches deutlich näher am Schlafzimmer lag. Dadurch konnte ich sie auch um einiges besser verstehen. Sie sprachen über jemanden oder besser gesagt stritten sie über diese Person. Aus den Fetzen, die ich mit bekam, konnte ich nicht verstehen, um was es sich handelte. Das Ganze wurde immer lauter und der Mann schrie meine Mutter aus vollem Leibe an.

Schritte näherten sich plötzlich und automatisch verkrampfte sich mein Magen und mein Körper versteifte sich. Sie betraten das Schlafzimmer. Als erstes der Mann, dicht gefolgt von meiner Mutter, die ihn befahl zu verschwinden. Doch der kräftige Mann dachte nicht daran und schrie nur immer mehr, wo sie das Balg versteckte. Ich habe mich immer gefragt, ob ich mit „dem Balg“ gemeint war.

Irgendwann jedoch kam ich jedoch zu der Erkenntnis, dass ich nicht gemeint sein konnte, denn es gab niemanden, der nach mir suchen würde. Meine Familie bestand aus meiner Mutter. Mein Vater starb, als meine Mutter im 7ten Monat mit mir schwanger war und so zog mich meine Mutter, die erst 18 Jahre alt war, alleine groß.

Oft in meinen Träumen höre ich ihre Schreie, als das Messer ihren zierlichen Körper schmerzhaft zerfetzte, bevor das Leben aus ihrem Körper wich. Die ganze Nacht saß ich im Schrank, nicht fähig zu sprechen oder gar etwas zu tun. Ich zitterte pausenlos und meine Augen waren so lange weit aufgerissen, dass sie ohne jegliches Gefühl in mir tränten und unbeschreiblich schmerzten. Ich beobachtete auch, wie der Mann die Leiche meiner Mutter aus dem Zimmer zog. Einige Stunden später kam er zurück und verwischte die Spuren.

Als die Polizei auftauchte, fanden sie einen völlig verstörten Jungen vor, der sich mit größter Mühe nicht anmerken ließ, dass er die schreckliche Tat mit angesehen hatte, aus Angst, man würde ihn von dort wegschicken.
 

Ich glaube, ab diesem Tag fing ich an, mich extrem zu verändern.

Auf jeden und alles reagiere seit diesem Tag aggressiv und gereizt. Hinter dieser harten Schale versuche ich meine verletzte, zerrissene Seele zu verstecken.

Das wäre zumindest meine Auffassung und Analyse meines Benehmens.

Sicher es ist irgendwo angeboren und dennoch hat dieses Ereignis diese Charaktereigenschaften verstärkt und die Guten gnadenlos verdrängt. Es ist mir ein Rätsel, wie man meine Anwesenheit genießen kann. Nun, es gibt ja nur einen, der es viele Jahre ausgehalten hat, ohne sich zu beschweren. Das verdient Anerkennung. Ich bin wahrlich kein sehr umgänglicher Mensch. Kompliziert trifft es wohl eher.
 

Ich spüre wie die Hose in meinen Händen hin und her wackelt. Ich rüttele meinen Kopf stark, um die Erinnerungen zu verdrängen. Die Hose lege ich zurück in den Karton und klebe es wieder zu.

Ich weiß gar nicht, warum ich meine Kinderklamotten noch habe. Ach, was soll‘s.

Ich lege alles an ihren Platz, schließe die Schranktür und bewege mich auf zittrigen Beinen auf mein Bett zu. Mit einem Seufzer lasse ich meinen Rücken auf die Matratze fallen. Die Erinnerungen lassen mich nicht mehr los. Alles wirkt wieder so präsent, als ob es gerade eben passiert wäre.

Wieder einmal sehe ich zu meinem Zimmergenossen rüber, der sich seit Stunden in derselben Haltung befindet. Wie gern wäre ich wie er: sorglos, gleichgültig und zufrieden.

Die Gedanken in meinem Kopf verursachen ein schlechtes Gefühl in mir.

Und dann kommt mir eine Idee, wie ich diese Gefühle und Gedanken verdrängen kann- zumindest für einige Stunden.
 

„Hey Matt?“

Er reagiert nicht.
 

„Matt?“, sage ich nun etwas lauter und tatsächlich schaut er auf.
 

„Was gibt es?“, fragt er und sieht mich kurz an.
 

„Hast du vielleicht Lust in die Disco zu gehen? Wir waren schon seit Ewigkeiten nicht mehr dort. Dein Gips hast du ja auch nicht mehr. Also, was sagst du?“
 

Er zögert. Ich weiß, dass er nicht so gern unter Leute geht und stattdessen lieber mit seiner P2P spielt.
 

„Klar, wieso nicht!“, sagt er schließlich und erhebt sich im selben Moment von seinem Bett.

Ich tue es ihm gleich und stelle mich genau vor unserem Schrank, um mich und meine Klamotten im Spiegel zu betrachten. Die alte Lederhose und das braune Muskelshirt ziehe ich kurz entschlossen aus. Matt steht wie angewurzelt da und beobachtet mich mit einem Lächeln im Gesicht.
 

„Was gibt es so zu gucken?“, frage ich ihn, während ich meine Stiefel ausziehe.
 

„Ich bewundere nur deinen Körper!“, sagt er und sein Grinsen wird breiter.
 

Sofort spüre ich, wie mir innerlich heißer wird. Die Erinnerungen an meine Vergangenheit jedoch sorgen dafür, dass ich mich in diesem Moment nicht darauf einlassen kann, daher erwidere ich nichts darauf und entkleide mich bis auf die Boxershort. Meine Knarre, welche in meinem Stiefel verstaut war, schmeiße ich auf mein Bett. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Matt zu meinem Bett geht und die Waffe an sich nimmt. Er wiegt es in der Hand.
 

„Die ist ja geladen“, stellt er fest und er klingt dabei etwas besorgt.
 

„Na klar, was dachtest du denn? Dass ich hier mit einer leeren Knarre rum laufe? Bin ich denn lebensmüde?“

Manchmal muss ich mich echt über ihn wundern.
 

„Hast du vor jemanden zu erschießen, oder was?“, fragt er mich und es hört sich nicht so an, als wenn er etwas dagegen hätte.
 

„Nur wenn es sein muss!“
 

„Wenn du das Ding in deinem Stiefel mit dir rumträgst, dann könnte es sein, dass du versehentlich den Abzug betätigst und dich selbst anschießt“, murmelt er zwischen einem Zug hervor.
 

Was Genies manchmal für eine Scheiße labern ist echt unglaublich.

„Es gibt sowas, dass nennt sich Verriegelung, du Genie“, entgegne ich verächtlich.
 

„ja, aber es könnte do-“
 

„Halt jetzt die Klappe und mach dich fertig, damit wir abhauen können.“, fahre ich ihn gereizt an.

Dieser Kerl schafft es immer wieder, mich zu nerven und mich auf die Palme zu bringen.
 

„Ich bin schon fertig.“ Sein Nuscheln ist kaum zu verstehen.

Ich sehe zu ihm herüber und sehe ihn fast schon ungläubig an.

Der liegt schon wieder auf seinem Bett und spielt mit seiner P2P, während er seine 1000ste Zigarette an diesem Tag raucht.

Ich weiß gar nicht, wie oft ich ihm schon gesagt habe, dass es bleiben sein soll. Mittlerweile sehe ich schon rot, wenn ich nur eine Zigarette sehe. Irgendwann erschieße ich ihn noch.
 

„Mach die Kippe aus“, befehle ich ihm, doch er winkt nur ab.

Das ist mir echt zu kindisch. Ohne jedes Wort gehe ich auf ihn zu, nehme die Kippe aus seinem Mund und schmeiße es eben mal aus dem Fenster.
 

„Ich glaube es macht dir Spaß immer die Spaßbremse zu spielen.“, reagiert er auf meine Aktion, aber ich ignoriere ihn und hole mir frische Klamotten aus dem Schrank.

Die schwarze Lederhose und die dazugehörige schwarze Lederweste ziehe ich mir in Rekordzeit an.
 

„Ich gehe kurz noch auf die Toilette und du bestellst in der Zwischenzeit ein Taxi, klar?“
 

„Klar“, antwortet er und legt im selben Moment sein P2P aus der Hand. Das war nun wirklich eine positive Überraschung. Ich hatte mich darauf eingestellt, mein Anliegen mindestens noch ein Mal zu wiederholen. Zufrieden schließe ich die Tür hinter mir und gehe aufs Klo.
 

Als ich zurückkomme, hat Matt schon seine Weste an. Die restliche Zeit hat er natürlich genutzt, um sich eine neue Zigarette anzuzünden. Wie schafft er es so viele Zigaretten zu rauchen,

ohne zu sterben?

Angeblich soll jede gerauchte Zigarette das Leben um 20 Minuten verkürzen.

Wenn dem so ist, warum zur Hölle lebt dieser Freak denn bitte noch?

Schlussfolgerung: Diese These über das Rauchen ist falsch!
 

„Das Taxi wird in ungefähr 5 Minuten da sein. Wir können ja schon mal runter gehen“, sagt er mit den Händen in den Hosentaschen, während er sich an der Wand angelehnt hat.

Stumm schnappe ich mir meine Knarre, verstaue es wieder in meinem Stiefel und ziehe mir anschließend meinen Mantel an.

Als wir ein Hupen vernehmen, verlassen wir das Zimmer und gehen hinaus in die Kälte, direkt zum wartenden Taxi. Die neue Mercedes E –Klasse. Das nenne ich Auto. Das ist wenigstens nicht so eine Schrottkiste wie das Auto von Matt. Der Autounfall hatte wenigstens etwas Gutes: es hat uns von diesem Schrotthaufen befreit.
 

Da die Disco nicht besonders weit weg ist und der ganze Schnee schon lange geschmolzen ist, erreichen wir die Disco bereits nach 5 Minuten Autofahrt.

Die Musik hört man schon von 1 Kilometer Entfernung.
 

Als ich die Disco betrete, bereue ich es schon wieder hierhin gekommen zu sein.

Überall stinkender Zigarettenrauch und betrunkene Arschlöcher, die sabbernd an den Ärschen irgendwelcher Schlampen fummeln. Die Musik ist viel laut für die kleine Discothek und nach nur 5 Minuten fängt mein Kopf an zu brummen. Im Anbetracht der lauten Musik ist es sinnlos, Matt den Vorschlag zu machen, wieder zurück zu fahren. Wortlos also, setzen wir uns an die Theke und bestellten uns beide einen „Sex on the beach“ Cocktail, um etwas in Stimmung zu kommen.

Zu allem Übel grölt der DJ ins Mikrofon immer wieder „put your hands in the air“ und spielt dabei dieses beschissene Lied von

Katy Perry „I kissed a girl“. Dieses Lied hat mich schon immer aggressiv gemacht. Ich hasse es!
 

Zufällig bekomme ich mit, wie Matt Augenkontakt mit einem blonden Mädchen aufnimmt.

Wie ich es erwartet habe, sagt Matt irgendetwas zu mir, was ich wegen der Musik aber nicht verstehe und geht dann rüber zu dieser blonden Tussi.

Man, kann der sich zur Abwechslung nicht mal eine ordentliche Frau suchen? Er sucht sich immer die Schlampen raus.

Ach, was kümmert‘s mich? Soll der Typ doch tun, was er nicht lassen kann. Ist mir alles so was von egal.
 

Und dennoch beobachtete ich die Beiden. Die blonde Tussi hat ihre Arme um seinen Hals gelegt und sieht ihn mit einem verführerischen Blick an. Die sieht so aus, als würde sie sich im nächsten Augenblick die Klamotten vom Leib reißen. So wie die aussieht, ist sie sich bestimmt nicht zu schade, um sich auf der Tanzfläche flachlegen zu lassen. Ihre monstermäßig großen Titten drohen bei jeder Bewegung aus dem viel zu engen rosa Oberteil heraus zu hüpfen. Absichtlich leckt die sich die ganze Zeit über die Lippen. Wenn die ein Kerl wäre, würde ich ihr zu gern mal die Fresse polieren. Hässlicher kann die ja nicht werden. Kann ihr also nicht schaden.

Ohne, dass ich es gemerkt habe, habe ich bereits drei Cocktails getrunken. Wie gebannt beobachte ich die Annäherung zwischen Matt und der blonden Tussi. Es kotzt mich verdammt an, dass sich das billige Flittchen so an Matt ran macht. Die drängt sich ihm regelrecht auf. Am liebsten würde ich hingehen und den armen Matt aus ihren Fängen befreien. Was bildet die sich eigentlich an?

Wenn sie unbedingt gefickt werden will, dann soll sie die Beine breit machen und sich in eine Ecke stellen. Auch wenn ich stark bezweifele, dass die jemand freiwillig anfässt.

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Mit einem tödlichen Blick sehe ich den etwa 25 jährigen Kerl an, der mich anlächelt. Er nähert sich meinem Ohr.
 

„Na Süße, hast du Lust zu tanzen?“, sagt er so laut, dass ich es verstehe und wagt es auch noch, mit einer Strähne meiner Haare zu spielen. Ab diesem Zeitpunkt funktioniert nichts mehr in meinem Kopf und ich will nur noch meinen Frust an jemanden abbauen. Da kommt mir diese schmierige Bohnenstange ganze recht. Meine Faust trifft mit so einer Geschwindigkeit und so überraschend auf sein Gesicht auf, dass er auch nach 10 Sekunden noch nicht gerafft hat, was da eben passiert ist. Durch die Wucht des Schlags, ist er auf den Boden gefallen. Bestürzt legt er eine Hand auf seine blutende Nase. Ich gehe zu ihm rüber, packe ihn wütend am Kragen und schreie ihm ins Gesicht:
 

„Sprich mich nie wieder an, wenn dir das Leben lieb ist.“

Genervt sehe ich noch einmal rüber zu Matt, ehe ich mit stampfenden Schritten aus der Disco marschiere.

Draußen ist es sehr kalt und ich friere. Aber es tut gut, etwas Ruhe zu haben. Zwar höre ich noch immer die Musik ganz deutlich, aber wenigstens hält sich niemand draußen auf, so dass ich alleine bin.

Die Freude jedoch währt nicht lange. Matt kommt raus. Wenigstens ist er alleine, ohne die Tussi.
 

„Was war gerade los?“, fragt er mich und sieht mich mit besorgter Miene an.
 

„Nichts ist los. Verpiss dich zu deiner blonden Tussi, ich brauche dich hier nicht“, brülle ich ihn an und lasse die restliche Wut an ihm aus.
 

Wider erwarten fängt er leise an lachen.

„Was ist denn so witzig, he?“, frage ihn gereizt.
 

„Du bist eifersüchtig“, sagt er und das Lächeln auf seinem Gesicht treibt mich zum Wahnsinn.
 

„Wie bitte? Du hast sie doch nicht alle! Aus welchem Grund sollte ich denn bitte eifersüchtig sein und vor allem auf wen? Auf die blonde Tussi?“
 

Was bildet er sich überhaupt ein? Ich und eifersüchtig- das ich nicht lache!

Meine aufgebrachte Reaktion scheint ihn jedoch in seiner Annahme nur zu verstärken, denn er hört nicht auf wie ein Bekloppter zu lächeln. Man, wie ich das alles hasse!

Anstatt auf meine Gegenfrage zu reagieren, steckt er sich eine Zigarette in den Mund und durchsucht anschließend seine Taschen nach seinem Feuerzeug. Gerade als ich ihn wieder anschreien will, treten drei Typen aus der Disco, dicht gefolgt von dem braunhaarigen Kerl, dem ich eben eine auf die Fresse geschlagen habe. Ihre Gesichter sehen so aus, als würden sie nicht gerade Freundschaft mit uns schließen wollen. Matt scheint die gefährliche Situation, in der wir uns befinden, nicht zu erkennen.
 

„Verdammt, Mello, ich kann mein Feuerzeug nicht finden“

Ich ignoriere ihn jedoch völlig und widme meine Aufmerksamkeit diesen Typen, die mich ansehen, wie ein Löwe seine Beute. Matt scheint sie endlich auch bemerkt zu haben.
 

„Hat jemand von euch zufällig Feuer?“, fragt er und sieht sie fragend an.
 

„Nein, tut mir leid“, antwortet einer von ihnen mit einem bösartig Lächeln und nähert sich uns mehr.
 

Alle Vier sind so nah auf mich zu gekommen, dass sich etwa nur

1 ½ Meter zwischen uns befinden.

Einer der vier, ein glatzköpfiger Fettsack mit einer Größe von

ca. 1,90 m, blickt auf mich herab.
 

„Entschuldige dich bei meinem Kumpel dafür, dass du ihn geschlagen hast“, sagt er ruhig und dennoch mit Nachdruck.

Entschlossen und voller Stolz sehe ich ihm in die furchteinflößenden dunkelbraunen Augen und denke nicht daran, nachzugeben.
 

„Na los, auf die Knie und bettele um Vergebung, du kleines Miststück“, sagt er nun deutlich aggressiver. Aber mir macht dieser Gorilla keine Angst.

Lieber sterbe ich, als dass ich jemanden um Vergebung bitte.
 

„Gut, wer nicht hören will, muss fühlen“, sagt er und die anderen lachen wie die Irren.

Und ehe ich mich versehe, landet ein eisern harter Schlag in meinem Gesicht.

Bereits nach einem Schlag fängt alles an sich zu drehen. Ich spüre, wie Matt seinen Arm um mein Rücken schlingt und mich anspricht. Es dauert nur wenige Sekunde, bis ich wieder richtig zu mir komme. Jetzt kann dieser Schlappschwanz was erleben! Mutig erhebe ich mich.
 

„Na, noch nicht genug?“, fragt mich nun ein anderer. Auch der ist nicht weniger fett als der, der mir gerade einen Schlag verpasst hat. Und der dritte im Bund, ein blonder Sunny Boy, ist zwar relativ groß, dafür aber dünn. Aber nicht so dünn, wie der verdammte Typ, dem ich diese Misere zu verdanken habe. Dieser verdammte Feigling hat sich hinter diesen Schränken versteckt und grinst nur dämlich in die Gegend.

Entspannt steht Matt hinter mir und beobachtet das Geschehen ohne jegliches Gefühl. Er wirkt kalt und desinteressiert, halt so wie immer. Das größte Problem, das er bewältigen muss, ist die Beschaffung eines Feuerzeugs. Damit ist er völlig beschäftigt.

Das Grinsen dieses Fettsacks geht mir echt auf die Nerven. Ohne lange nachzudenken, verpasse ich ihm einen Schlag, den er aber nicht zu spüren scheint. Er grinst nur, leckt sich den Tropfen Blut vom Mundwinkel und holt erneut aus zum Schlag. Diesmal jedoch bin ich schneller, denn ich weiche aus und mein Blick fällt auf seine untere Region. Darin sehe ich meine Chance gegen King Kong und trete ihm mit aller Kraft in die Weichteile. Der Schmerz muss wahnsinnig groß sein, denn er reißt nur seine Augen weit auf und schafft es nicht mal zu schreien. Mit beiden Händen umklammert er seine Eier oder besser gesagt, dass was davon übrig geblieben ist.

Schadenfroh lächele ich ihm ins Gesicht. Doch schon im nächsten Augenblick stürzen sich die restlichen Drei auf mich und von überall spüre ich Schläge. Meine Hände halte ich schützend vor meinem Gesicht.
 

„Verdammt Matt, hilf mir“, schreie ich unter den Schlägen hevor.

„Sorry Mello, mir fehlt momentan die Konzentration und die Energie. Warte hier, ich besorge mir eben mal ein Feuerzeug. Das wird mich glücklicher stimmen und dann können diese Typen was erleben“, höre ich total ruhig sagen, während mir von all den Schlägen schon alles wehtut und ich gegen die Bewusstlosigkeit ankämpfe.
 

„Matt!!!“, schreie ich erneut und tatsächlich kommt er mir zu Hilfe. Ausgerechnet der andere Fettsack nimmt ihn sich im wörtlichen und übertragenen Sinne zur Brust. Doch jetzt wo der Stärkste unter ihnen von mir abgelassen hat, erhebe ich mich mit Mühe unter den fliegenden Fäusten, die auf meinem Körper aufprallen und gehe rüber zum Gegenangriff. Mit letzter Kraft verpasse ich beiden einen starken Schlag. Die wertvollen Sekunden, die sie außer Gefecht sind, nutze ich und zücke meine Knarre. Schadenfrohe lache ich laut auf und richte mit der Waffe auf sie.
 

„Lass ihn los, du Fettsack“, richte ich mich an den fetten Kerl, der Matt verdrischt.

Und tatsächlich lässt er ihn los. Der hat Matt aber in der kurzen Zeit ordentlich bearbeitet. Zum Glück hat Matt sein Gips nicht mehr. Sein blutiges Gesicht erinnert mich an den Unfall und sofort fühle ich mich schlecht.

Der Fettsack kommt auf mich zu.
 

„Bleib stehen, Fettwanst!“ Aber er ignoriert mich. Vorsorglich entriegele ich die Waffe.
 

„Ich sage es dir noch ein einziges Mal: wenn du nicht stehen bleibst, dann puste ich dir dein leeres Hirn weg“, warne ich ihn.
 

„Ach ja? Wenn du ein ganzer Mann bist, dann schieß“, fordert er mich auf und kommt weiter auf mich zu.

Was für ein Idiot! Der hat keine Ahnung mit wem er sich hier anlegt. Das Beste an meinem Aussehen ist, dass die Menschen mich unterschätzen. Diese Butterkugel weiß nicht, dass es mir am Arsch vorbei geht, wenn ich Leute erschieße. Das kostet mich lediglich ein Lächeln und eine Kugel.
 

„Tja, wer nicht hören will, müssen fühlen“

Und mit diesen Worten richtete ich die Waffe genau auf seine Stirn und drücke ab.
 


 

Geschockt reiße ich meine Augen auf.

„Was zur Hölle …?“
 

Und ich höre Matt nur noch trocken sagen „oh“.
 

Der Fettwanst grinst mich an.

„Na, was ist denn jetzt los, mein Kleiner?“, fragt er mich und lacht mich aus.

Auch die anderen Beiden kommen wieder auf mich zu.
 

„Matt!!!!“, schreie ich so laut wie noch nie in meinem Leben.
 

„Ja, was gibt’s Mello?“, fragt er mich seelenruhig und unschuldig.
 

„Das fragst du auch noch? Was zur Hölle hast du mit meiner Knarre gemacht?“
 

„Nun ja, ich dachte es wäre zu gefährlich mit einer geladenen Knarre rumzulaufen, also habe ich -“
 

„Bist du nur noch bescheuert? Du kannst doch nicht einfach meine Knarre entladen und mir das dann auch noch verschweigen. Was geht nur in deinem verfickten Kopf ab? Erklär es mir, ich will es nur verstehen.“, sage ich schon verzweifelt.
 

Der fette Kerl unterbricht unsere Unterhaltung.

„Können die Damen das später bequatschen? Ich habe schließlich nicht ewig Zeit“

Damit packt er mich mit seinen widerlichen Pfoten am Hals und verpasst mir im nächsten Augenblick eine Kopfnuss. Wenigstens kommt mir Matt diesmal ohne Aufforderung zur Hilfe. Er stürzt sich auf den Arm des Riesen und beißt ihn mit voller Kraft rein. Ein lauter Schrei ertönt in meinem Ohr und daraufhin lässt der Gorilla mich los. Ich falle auf den Boden und sofort kommen die anderen Beiden und fangen an auf mich einzutreten. Im Hintergrund höre ich, wie jemand laut

„Ich habe die Bullen gerufen“ ruft.

Das hat uns, glaube ich, das Leben gerettet. Denn sie lassen von uns ab und machen sich aus dem Staub. Auch ich habe keine Lust auf die Bullen. Daher erhebe ich mich unter extremen Schmerzen.

Blut fließt mein Gesicht runter. Meine Klamotten hängen teilweise zerrissen an mir runter. Matt geht es nicht besser. Schlurfend bewege ich mich auf ihn zu.
 

„Komm Matt. Lass uns hier abhauen, bevor die Bullen aufkreuzen.“
 

Ich helfe ihm auf und wir stützen uns gegenseitig. Arm in Arm und unter starken Schmerzen bewegen wir uns immer weiter von der Disco weg. Jeder Körperteil schmerzt, aber ich beiße die Zähne zusammen und Matt auch.
 

Die Stille in der Dunkelheit um uns herum ist einfach nur herrlich.

„Matt“, spreche ich ihn ganz ruhig an.
 

„Hm?“
 

„Ich werde das Waisenhaus verlassen“
 

Endlich! Ich habe es gesagt. Ein Mann, ein Wort.
 

Matt stoppt.

„Ist das dein Ernst?“, fragt er mich etwas verblüfft.
 

„Ja. Ich habe schon lange darüber nach gedacht“
 

„Und was ist mit mir? Du kannst mich doch nicht einfach hier lassen. Wen soll ich denn durch meine Gleichgültigkeit sonst zum Wahnsinn treiben, wenn nicht dich? Wer soll mir meine Langweile vertreiben? Wer wird mich anschreien, wenn ich wieder im Zimmer rauche und die ganze Zeit zocke?“

Ich lache einfach nur. Diese Reaktion habe ich nicht erwartet. Aber jetzt weiß ich, dass ich Matt wirklich etwas bedeute. Das ist schön zu wissen.
 

„Wie es mit dir weiter geht, dass musst du selbst entscheiden“
 

Wie aus der Pistole geschossen, antwortet er

„Ich komme mit dir. Wir gehören zusammen.“
 

Die Freude, die ich innerlich spüre, ist nicht in Worte zu fassen. Um meiner Freude Ausdruck zu verleihen, lächele ich ihn an und drücke ihn etwas stärker an mich.
 

„Und wo gehen wir hin, Mello?“
 

„Na wohin denn wohl, Matt?“
 

„Woher bitte soll ich das wissen? Also sag schon“
 

„Matt. Ich und du, wir ziehen in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nach Amerika!“
 

Erst leicht verwundert, doch dann lächelnd sieht er zu mir rüber.

„Geil ! Stell dir nur vor, was ich mir da alles für Videospiele kaufen kann.

Und vielleicht führen die noch einige andere Zigarettenmarken, die es hier vielleicht nicht gibt.

Wer weiß! Das wird absolut geil da, soviel steht auf alle Fälle fest“, gerät der sonst nicht zu begeisternde Matt, von Spielen und Zigaretten mal abgesehen, ins Schwärmen.
 

„Ja, da hast du Recht. Ein ganzes neues Leben beginnt. Beschissener als jetzt kann es ja wohl kaum werden.“

Den letzten Satz sage ich mehr zu mir als zu Matt.
 

Dieser Entschluss spukt die ganze Zeit in unseren Köpfen rum, während wir langsam und torkelnd Arm in Arm zurück zum Waisenhaus laufen.

All die Last und all die Sorgen scheinen plötzlich von mir abzufallen. Nichts mehr mit Konkurrenzkampf und gute Noten. Kein Wammys House, keine irren Genies und vor allem kein Near mehr. Ein wundervolles Leben fernab von London beginnt für mich.

Los Angeles wartet auf mich.

Der Ort meiner Geburt, der Ort von Mutters Tod.

Ich kehre endlich nach Hause zurück und das nicht alleine. Meine Familie nehme ich mit. Matt.

Glück ist ein Wort, dessen Bedeutung ich bis zum heutigen Tag nie verstanden habe.

Heute fühle ich mich so, als wenn ich es begreife.

Ein Glücksgefühl breitet sich in meinem Körper aus. Wie oft in meinem Leben wollte ich glücklich sein. Ich hoffe nur, dass mir dieses Gefühl noch eine Weile erhalten bleibt und nicht durch irgendetwas zerstört wird.
 

„Wir sind endlich da“, höre ich Matt erschöpft sagen, der mich aus meinen wunderbaren Gedanken reißt.
 

„Wir sollten leise rein gehen. Ich habe echt keine Lust darauf, dass Roger uns lauter Fragen stellt.
 

„Frag mich mal. Das stresst mich immer. Und ich hasse Stress.“, sagt er so emotionslos, als er ob sagt „Hast du heute Morgen gefrühstückt?“
 

„Ach nein, wer hätte das gedacht?!“, sage ich ironisch und lache leise vor mich hin. Auch er fängt an zu lachen. Diese Harmonie zwischen uns ist mit das Wertvollste in meinem Leben. Auch wenn wir uns sehr oft streiten, im Grunde verstehen wir uns blind. Matt ist der einzige, der wirklich weiß, wie ich ticke. Aus diesem Grund kann er auch mit mir umgehen und dieser Tatsache haben wir es zu verdanken, dass unsere Freundschaft noch besteht. Jeder andere hätte sicher längst die Flucht ergriffen. Aber er hält immer zu mir, egal wie schwierig ich bin.
 

Mittlerweile stehen wir vor der Tür zum Wammys House. Immer noch Arm in Arm versuche ich in der Dunkelheit das Schlüsselloch zu finden.
 

„Hast du nicht zufällig eine kleine Taschenlampe in der Tasche, Matt?“, frage ich ihn aus scheiß.
 

„Normalerweise hätte ich jetzt einfach mein Feuerzeug herausgeholt, aber das habe ich vorhin in der Disco verloren, wie du mitbekommen hast“ , antwortet er und eine Trauer schwingt in seiner sonst so gefühlskalten Stimme mit.
 

Verwirrt sehe ich zu ihm rüber, auch wenn ich durch die Dunkelheit nicht sehr viel von seinem Gesicht erkennen kann.

„Das stimmt dich traurig? Tag täglich sterben Menschen vor Hunger. Das lässt dich kalt, aber der Verlust eines Feuerzeugs macht dich traurig? Was läuft nur schief in deinem Kopf?“
 

„Kann ich mir vielleicht mit verhungernden Menschen eine Zigarette anzünden? Ich bitte dich. Hör auf dich lächerlich zu machen“

Der Ton mit dem er das sagt, lässt mich einfach nur schmunzeln. Es klingt wie eine Mischung aus Ironie und Gleichgültigkeit. Einfach nach Matt.
 

Ich widme mich wieder schnell dem Schlüsselloch. Wer sagt‘s denn! Endlich öffne ich die Tür.

Matt und ich sind schon halb durchgefroren. So leise wie möglich schleichen wir uns in unser Zimmer.

Mit Mühe können wir uns ein Stöhnen verkneifen, als wir die Treppen hoch laufen müssen. Unsere Verletzungen schmerzen immer noch.

Im Zimmer angekommen, schaue ich direkt in den Spiegel. Bei meinem Anblick erschrecke ich mich. Meine blonden Haaren sind total durcheinander und blutgetränkt.

Von meinem Gesicht will ich gar nicht anfangen. Alles blutig und meine Augen sind etwas geschwollen.

Neugierig sehe ich zu Matt rüber, der nicht viel besser aussieht. Seine Fliegerbrille hat ihn wenigstens vor einem blauen Auge bewahrt. Seine Lippen und seine Nase sind genauso blutig wie meine. Aber seine Augen sind im Gegensatz zu meinen nicht geschwollen.

So wie es aussieht, wird er nach der Versorgung der Wunden wieder ganz der Alte sein.
 

„Wo kriegen wir jetzt einen Verbandskasten her?“, richte ich mich fragend an Matt, der gerade damit beschäftigt ist, sich im Spiegel zu betrachten.
 

„Auf der Krankenstation, aber da kommen wir nicht rein. Den Schlüssel bewahrt Roger nachts immer in seinem Schlafzimmer auf.“, sagt er nebenbei. Ihm scheint es nichts auszumachen.
 

„Mist! Und was machen wir jetzt?“, frage ich ihn schon wieder leicht genervt.
 

„Cool bleiben! Dann waschen wir eben heute unser Gesicht nur mit Wasser ab und morgen können wir uns dann richtig behandeln lassen. So wie es aussieht, haben wir ohnehin keine schwerwiegenden Verletzungen. Also, wozu der ganze Stress?“

Mit diesen Worten spaziert er aus dem Zimmer.
 

Genervt setze ich mich auf mein Bett und warte ungeduldig darauf, dass er zurück kommt, damit ich ins Bad gehen und mich endlich sauber machen kann. Eine Dusche wäre jetzt echt nicht schlecht, auch wenn ich heute Morgen schon geduscht habe. Das wird mich nicht nur von dem ganzen Blut befreien, sondern trägt auch immer zu meiner Entspannung bei und das könnte ich jetzt dringend gebrauchen.

Während Matt also sein Gesicht reinigt, trete ich zum dritten Mal an diesem Tag zu unserem Kleiderschrank und suche mir eine saubere Boxershort und meinen zweiten Schlafanzug heraus, welcher selbstverständlich schwarz ist.

Behutsam lege ich die zusammengefalteten Kleidungsstücke auf mein Bett und warte mit hin und her wackelnden Beinen auf Matts Rückkehr.

Es dauert auch nicht lange und er kommt mit einem sauberen Gesicht zurück ins Zimmer. Ich schnappe mir meine Klamotten und gehe ohne ein Wort an ihm vorbei ins Bad.

Die Kleidungsstücke lege ich auf die Fensterbank, drehe dann schon mal das Wasser auf und fange dann an, mich langsam zu entkleiden. Mein Fuß ist leicht verletzt, verschlimmert durch den Marsch hierhin. Dieselbe Hand, die ich bei dem Autounfall geprellt habe, schmerzt ebenfalls.

Dementsprechend dauert es lange, bis ich mich ganz ausgezogen habe. Mit einem Seufzer gehe ich unter die Dusche und schiebe die durchsichtige Duschtür zu. Das Wasser ist inzwischen warm. Ich stelle es auf 32 Grad und lasse das warme Wasser meinen Körper herunter fließen. Das Wasser trägt wie immer zu meiner Entspannung bei. Wenn ich im Stehen schlafen könnte, wäre ich mit Sicherheit jetzt eingeschlafen. Während ich mir meine Haare mit Shampoo wasche, denke ich wieder an unseren Beschluss, das Wammys House hinter uns zu lassen. Mir fällt ein, dass ich vergessen habe Matt mitzuteilen, dass ich gleich morgen aufbrechen will. Das wird dem Ganzen aber bestimmt kein Abbruch tun, schließlich ist Matt sehr spontan, was mit seiner Gleichgültigkeit zusammenhängt.
 

Ich komme wieder zu mir, als plötzlich jemand die Tür öffnet. Noch bevor ich sehen kann, um wen es sich handelt- auch wenn ich es mir denken kann- regiere ich äußerst gereizt.

„Sag mal, geht’s noch?! Raus hier, aber sofort!“
 

Erst als dass gesagt ist, schiebe ich die Duschtür zur Seite und sehe dann in das grinsende Gesicht meines besten Freundes, der in der Tür steht. Unter seinem Arm trägt er einige Klamotten.
 

„Wenn du duschen willst, dann warte gefälligst, bis ich fertig bin. Und jetzt verpiss dich, bevor ich rauskomme und dir auf eine sehr unangenehme und schmerzvolle Art und Weise Manieren bei bringe“
 

Mit diesen Worten erreiche ich das Gegenteil von dem, was ich mir erhofft hatte.

Stumm legt er den Bündel Kleidung neben meine auf die Fensterbank, zieht dann seinen schwarz- roten Ringelpullover und seine Hose aus, ehe er mich nochmal ansieht. Ich bin mir sicher, dass ich ihn mit einem hilflosen und verblüfften Ausdruck im Gesicht anstarre. Er nähert sich mir noch ein ganzes Stück, bevor er nun auch seine Boxershort auszieht. Er rückt soweit mit seinem Gesicht zu mir, bis ich seinen leicht nach rauch riechenden Atem riechen kann. Mit seiner mir bekannten verführerischen Stimme flüstert er mir zu:
 

„Gemeinsam Duschen spart Geld … und bietet viele Möglichkeiten für gemeinsamen Spaß“
 

^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
 

Wie immer hoffe ich stark, dass es euch gefallen hat.

Für alle die auf ein kleines Schäferstündchen gehofft und maßlos enttäuscht wurden, sollen wissen, dass es auf jeden Fall

im nächsten Kapitel dazu kommen wird.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir feedback gibt.

Ich würde gerne wissen, was euch gefällt bzw. nicht gefällt.

Oder eben alles was euch dazu einfällt.

Na dann bis zum nächsten Kapitel xD



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  almightywarumono
2011-01-02T19:53:59+00:00 02.01.2011 20:53
und WIE mello eifersüchtig is *_____*
sehr süß, sehr sexy~
wenn ich matty wär, hätt ich ihn vor
ort und stelle genagelt aber naja xD

matt hat eh die ruhe weg raucht einfach
eine während die mello verprügeln xDD~
Und mellos vergangenheit war auch gut geschrieben *_*

die ganze zeit während ich das lese hab ich bock eine zu rauchen xD~
Von: abgemeldet
2010-07-31T18:37:24+00:00 31.07.2010 20:37
ich hasse discoteken... wollte ich nur mal loswerden xD
ich liebe die stelle mit der ungeladenen waffe *lacht sich schepp*
ab diesem kapitel fängst du leider an immer häufiger wörter auszulassen

ach ja.. wo hab ichs wohl gelesen?
auf einer bank mitten im der fußgängerzone des siegerland-zentrums (verhältnissmäßíg kleine einkaufspasage) mit ner elster auf dem kopf (ja! die is dressiert worden und sehr handzahm... so lange man sie füttert) und zu meinen füßen unmengen tauben... und was ich für gewöhnlich mit tauben tue... *knarre raushol*
Von:  Sky-
2010-07-18T11:23:25+00:00 18.07.2010 13:23
Wirklich ein tolles Kapitel, hatte wirklich so einiges zum lachen besonders das Drama in der Disko. Oh man, die Stelle wo Mello feststellen muss dass seine Knarre ungeladen ist ist einfach Gold wert, ebenso die Stelle wo er für ein Mädchen gehalten wird. Hier gibt es wirklich viel Abwechslung bis jetzt in diesem FF. Erotik, Drama und Komödie.

Ach übrigens was mir aufgefallen ist: Die Geschichte mit Mellos ermordeter Mutter während er als 5-jähriger im Schrank hockt... die Geschichte hatte ich auch schon in meinem FF eingebaut und musste wirklich schmunzeln, dass wir beide so die gleiche Idee hatten. Zufälle gibt's wirklich immer...
Von:  Tiggermaus
2010-03-11T11:01:25+00:00 11.03.2010 12:01
Tolles Kapitel.
Ich fands sehr schön mal einen Blick in Mellos Vergangenheit bekommen zu haben.
Der Disco-Besuch ging ja total in die Hose. Wer hätte gedacht dass unsere Matt ein kleiner Schwerenöter ist^^
Und Matts Reaktion auf den Umzug nach Amerika war zum totlachen. Außerdem freue ich mich auch sehr, dass Matt - wie Rebell vor mir schon so schön schrieb - die Finger nicht von Mello lassen kann.

Grüße
Tiggermaus

Von:  xX_REBELL_Xx
2010-03-10T15:37:06+00:00 10.03.2010 16:37
also ich finds geil XD

interesant mellos vergangenheit zu kennen...das erklärt zumindest seinen psychischen kratzer xD
aber irgentwie tut er mir auch leid...wobei mitleid etwas ist was er bestimmt nicht will, deshalb sag dazu mal nichts weiter ;D

das matt nur an spiele denkt wenn es um ami-land geht war klar xD
und auch das mit den kippen~
aber ich könnte ihn für die aktion mit der knarre echt schlagen -.-"
so ein idiot~

naja, schön das matt die finger doch nicht von mello lassen kann xD
ich freu mich aufs nächste pitel *hrhr*

lg

tsutsu


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