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Ti odio.

Xanxus X Reader
von

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Akt II.

Es ist schwer zu sagen, ob die Varia in diesen Tagen mehr Rekruten oder mehr Alkohol loswird. Der Whiskey-Verschleiß ist gigantisch und jeder, der sich in die Nähe des Bosses wagt, ist des Todes. Selbst gewisse fünf Männer an der Spitze der Gruppe mussten schon diverse Angriffe ertragen.

Wieder tastet Squalo über die kleine Beule an seinem Hinterkopf. Vor zwei Tagen hat er Xanxus wohl ein bisschen zu lang angesehen, wenig später barst eine leere Flasche an seinem Schädel. Er hat lang gebraucht, um die letzten Scherben aus seiner Kopfhaut zu ziehen und die Blutung zu stoppen.

Ärgerlich.

Er stochert gerade mit dem Brotmesser im Holz der Tischplatte herum, als Belphegor laut gähnend in den Speisesaal spaziert. Niemand grüßt. Stattdessen ertönt von draußen lautes Knallen – wieder mal. Die Gruppe zuckt flüchtig zusammen, reagiert sonst aber nicht. Man frühstückt schweigend und toleriert einander.

Aus dem Garten kommt erneuter Lärm, gefolgt von hohem Gekreische und tiefen, italienischen Flüchen.

Belphegor legt den Kopf schief. »Was’n da draußen los?«, nuschelt er mit vollem Mund, sodass Squalo tiefe Einblicke in den Zustand seines Brötchens gewinnt.

Er knurrt leise und zuckt mit den Schultern. »In letzter Zeit steht er ständig früh auf und knallt draußen Vögel ab…«

»Der Boss?«

»VOI! Natürlich der Boss!«

»Brüll nicht so, der Prinz ist müde…« Langsam reißt er ein weiteres Stück von seinem trockenen Brötchen ab und schiebt es sich in den Mund, nur um dann wieder ohne zu schlucken weiterzusprechen: »Und was hat er für’n Problem?«

Die Zeitung ihm gegenüber wird mit lautem Rascheln auf den Tisch gedonnert, die schwarzen Gläser von Lussurias Sonnenbrille, die er aus irgendwelchen Gründen sogar hier trägt, blicken ihn gemeinsam mit einem verstimmt verzogenen Mund vorwurfsvoll an. »Ihr Holzklötze habt es also wirklich nicht bemerkt, ja?«

Squalo und Bel werfen sich einen ratlosen Blick zu und zucken mit den Schultern. »Was?«, fragt letzterer.

Mit einem Seufzen schüttelt Lussuria den Kopf. »Seine niedliche kleine Freundin ist weg«, erklärt er. »Schon seit fast drei Wochen.«

»Na und…«, setzt Squalo an, doch Lussuria war noch nicht fertig.

»Hat einfach ihre Sachen gepackt und ihm den Laufpass gegeben.«

Darauf ist es still am Esstisch. Levi sieht langsam von seinem Käsebrötchen auf. »Sie hat ihn verlassen?«

»Shishishi… Scheint nicht sonderlich an ihrem Leben zu hängen.«

Squalo schnaubt spöttisch und zieht einen Mundwinkel hoch. »Das ist ihm noch nie passiert, oder? Ärmlich, wie er jetzt austickt…«

»Alle anderen hatten wohl zu viel Angst, ihn zu verlassen«, sagt Lussuria, noch immer mit diesem theatralischen Unterton. Er hat dich gemocht.

»Zurecht«, brummt Levi.

»Na ja, das erklärt den Krach in letzter Zeit«, sagt Belphegor leichthin, diesmal sogar ohne sein halbes Frühstück im Mund. »Ich halt mich lieber von ihm fern. Und einer von euch sollte dafür sorgen, dass wir immer genug Alkohol im Haus haben.«

»VOI! Einer von uns? Du hast hier nicht das Sagen, und du wirst dich nicht einfach auf deinen faulen Arsch setzen und…«

Lussuria hat gerade jeweils ein knallhartes Brötchen an die Köpfe der beiden geworfen. »Vertragt euch, Herzchen.« Und sein Ton duldet keine Widerrede. »Wir mobilisieren einfach die übrig gebliebenen Rekruten dafür.«
 

Mit einem lauten Krachen fliegt die Eingangstür auf. Er stapft mit schweren, starken Schritten hinein und wirft das völlig leergeschossene Gewehr achtlos zur Seite, wo es scheppernd in die nächste Ecke rutscht. Eigentlich ist er auf direktem Weg zur Treppe in Richtung Büro, und er stolziert durch die Eingangshalle, als hätte er Scheuklappen auf, weil er wirklich – wirklich – nichts und niemanden sehen will.

Aber natürlich wird ihm nicht einmal das gegönnt. Nein, natürlich muss ihm der hässliche gepiercte Vollidiot in den Weg springen. »Boss!«, fängt er an, weiter kommt er aber nicht.

»Non mi rompere le palle, coglione [Geh mir nicht auf den Sack, Arschloch]«, raunt Xanxus. Er sieht ihn nicht einmal an, die raue Tiefe seiner Stimme reicht, um Levi sofort wieder aus seinem Blickfeld verschwinden zu lassen.

Umso aufgebrachter (das Schießen auf die Vögel beruhigt ihn selten, aber irgendwie kann er trotzdem nicht damit aufhören) stampft er die Treppe hinauf, während er, wie so oft in den letzten Tagen, Flüche vor sich hinmurmelt. »Donnaccia… Porca puttana… [Schlampe… Verdammte Scheiße…]«

Das ist selbstverständlich nicht an Levi gerichtet. Seit diesem Morgen weiß jeder im Haus, wem es eigentlich gebührt.

Zum Glück für alle Beteiligten begegnet ihm auf dem restlichen Weg niemand mehr und als Xanxus endlich die Tür zu seinem Büro hinter sich schließen kann, lehnt er sich lang ausatmend dagegen.

Er hat ein Problem.

Fast augenblicklich löst er sich wieder vom schweren, dunklen Holz, um zu seinem Schreibtisch zu gehen; in einer blinden, fließenden Bewegung nimmt er sich auf dem Weg eine Flasche aus dem Wandschrank mit.

Eigentlich hat er viel wichtigere Dinge zu tun, denkt er sich, während er sich in seinen Sessel fallen lässt, die Füße auf die Tischplatte legt und etwas umständlich nach dem leeren Whiskeyglas angelt. Er ist Boss der verfluchten Varia. Er hat Geschäfte zu erledigen. Da draußen warten eine Menge Leute, die noch sterben wollen.

Und trotzdem kann er nicht aufhören, sich über diese Sache aufzuregen.

Diese Sache. Diese verdammte Sache.

Die Flüssigkeit rinnt kühl und brennend seine Kehle hinab. Er hofft, dass der Alkohol ihn beruhigen wird. Nein, er will es, er will es wirklich, er will sich beruhigen. Wenigstens ein bisschen, sodass er wieder auf seinem normalen »Wut-Level« ist. In seinem jetzigen Zustand kann er nicht arbeiten. In seinem jetzigen Zustand kann er nur Vögel erschießen und Rekruten den Hals umdrehen – wortwörtlich.

Und das ist erbärmlich. Das ist verflucht erbärmlich, es ist verschissen erbärmlich, es ist scheiße.

Dann ist er eben verlassen worden, schön, er hat sowieso nie viel Wert auf dich gelegt. Was warst du schon? Letztendlich nur irgendeine Göre, die ihm ständig widersprochen und ihn im schlimmsten Fall auch noch geschlagen hat – na ja, oder es zumindest versucht hat. Es ist ja nicht so, dass du jemals eine Chance gegen ihn gehabt hättest.

Du bist ihm doch sowieso nur auf die Nerven gegangen und hast ihn behindert. Das hatte er bisher bei jeder Beziehung bemerkt, den Punkt, an dem sie nur noch lästig geworden war und seine Geschäfte gestört hatte. Und an dem Punkt hatte er sie immer achtkantig rausgeworfen (wenn sie Glück gehabt hatte). Warum hat er diesen Punkt bei dir übersehen? Er ist ihm erst aufgefallen, als du ihm gesagt hast, dass du gehen willst.

Er hätte aufmerksamer sein müssen. Du warst ja nichts Besonderes – wer weiß, was ihn abgelenkt hat.

Auf jeden Fall ist es gut, dass du weg bist, es ist gut, dass er den Weg wieder frei hat, es ist gut, dass er sich nicht mehr mit dir rumschlagen muss. Warum in aller Welt fühlt er sich dann nicht gut?

Na gut, eigentlich liegt das auf der Hand. Weil du ihn verlassen hast. Weil das so nicht läuft. Xanxus wird nicht verlassen, Xanxus wirft raus oder bringt um.

Und dass es jetzt dieses eine Mal anders gelaufen ist, bestätigt ihn in seinem Weltbild. Sonst hat er damit kein Problem. Die Menschheit ist hoffnungslos verblödet, schwach und nervig, er ist allein, weil ihn niemand haben will (außer vielleicht Levi, aber den will er ja nicht), und das ist gut so.

Das ist gut so. Er hat sich nie daran gestört, dass er den Weg allein gegangen ist. Es war immer besser so gewesen, und das ist keine theatralische Ausrede eines einsamen Kindes, es ist die Wahrheit. Er wollte den Weg allein gehen. Also hat es ihn nie gestört, wenn er in der Überzeugung bestätigt wurde, dass das alles auf Gegenseitig beruht. Dass nicht nur er keine Gesellschaft will, sondern dass auch umgekehrt niemand ihn als Gesellschaft will. Warum hätte er damit auch ein Problem haben sollen? Es war immer egal.

Jetzt nicht mehr. Warum jetzt nicht mehr?

»Diese verfickte Schlampe«, brummt er und nimmt den letzten Schluck aus dem Glas.

Er hat keine Lust mehr, darüber nachzudenken. Zu einem vernünftigen Ergebnis wird er ja eh nicht kommen und am Ende wird es nur sinnlose Gefühlsduselei. Dafür hatte er noch nie viel übrig. Verstehen wird er es wohl nie. Will er auch gar nicht. Vielleicht tut der Alkohol endlich das, was er soll, denn ihm fällt jetzt ein, dass er wirklich Wichtigeres zu tun hat, als über dich nachzudenken.

Er hat ein Problem. Und es besteht Handlungsbedarf.

Das kann er nicht ganz abstreiten: Deine Abfuhr nagt an seinem Ego. Es stellt seine Macht in Frage, findet er. Und wenn jemand die Macht des Varia-Bosses in Frage stellt, bleibt nur noch eines übrig.

Rache.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  BarbieTosa
2009-12-22T19:37:51+00:00 22.12.2009 20:37
So, Italinischlern mal anders! xP
Wozu das Wahlfach nehm, ich less es in den FFs und merks mir.^^
Nee, echt, das is hamma, vor allem die sache mit den vögl.
xD
Die könnten einem Faaast leid tun, aber nur fast.
CAC
Immerhin, sie werden runtergschosen weil er sauer is, das is dann schon merkwürdig, müsst der die dann nich immer runterballern?!
O__o
*drüber grübl*
Und was bei dem is Beruhigen?!?!?
*lachflash*
xDDD
Im großn und ganz zusammengefasst:
Das Kappi is super~♥
Von: abgemeldet
2009-12-16T14:49:49+00:00 16.12.2009 15:49
Uh, böse.
War ja eigentlich klar, dass er das nicht so über sich ergehen lässt... Genau, Xanxus wird nicht verlassen. XD
Weiterhin alle wunderbar IC. Obwohl, Bel und Squalo haben sich ganz schön 'normal' unterhalten, oder? Aber wahrscheinlich waren sie nur müde. (Ich schreibe nicht vom Boss eingeschüchtert, denn das wäre ja uuuunmöglich! XD)
Übrigens, auf der ersten Seite irgendwo in der unteren Hälfte steht 'zuckten', da muss das t weg. ^^
Ich hatte auch hier wieder mehrere Lachanfälle... Besonders hier
> »Donnaccia… Porca puttana… [Schlampe… Verdammte Scheiße…]«
> Das ist selbstverständlich nicht an Levi gerichtet.
Ach nee! XDDDDDDDDDDDDDDD
Nyo. Die armen Vögel und Rekruten... Ts, ts.
Übrigens - kannst du italienisch? Ich war voll (positiv) überrascht über die italienischen Sätze und Begriffe. Wahrscheinlich eher Übersetzungsprogramm... Aber toll fand ich's trotzdem.


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