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Journey to Sacrifice

A Friendships Tale
von

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Marktplatz

Der Teil einer Reise, der mit Abstand der eindrucksvollste ist, ist nicht etwa das Ende, an dem man den Lohn für seine Bemühungen bekommt, oder der Moment, an dem das Ziel zum Greifen nah scheint und zum weitermachen anspornt. Der eindrucksvollste Teil einer Reise, ist der Aufbruch.

Ein Augenblick, an dem die Realität den Wünschen des Reisenden und dessen absoluter Euphorie Platz, vor Gefahren und Schwierigkeiten, macht und ihm bis zur ersten Unliebsamkeit vorgaukelt, es sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen.

Viele Eltern waren gekommen um diesen Moment mit ihren Kindern zu erleben und die kühle Luft des Morgens war getränkt mit Abenteuerlust. Aufgeregtes Gemurmel erfüllte den ummauerten Platz und John Kovacs, Sun Hollows Bürgermeister, hatte Mühe sich gegen die elektrisierte Stimmung der Menge Gehör zu verschaffen. Er räusperte sich und klopfte nervös gegen das winzige Mikrophon, welches man zur Unterstützung seiner Rede vor ihm angebracht hatte.

„Liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Sun Hollow, ich begrüße Sie zu diesem denkwürdigen Tag!“

Man hatte Lautsprecher neben seinem, eigens für den Tag errichteten Podium, aufgestellt und seine Stimme klang rau und leicht blechern. Er wirkte müde und nur sein schauspielerisches Talent bewahrte ihn davor sich vor seinen Wählern zu blamieren. Der Morgen war für viele der Bewohner ein denkwürdiger Tag und sein Desinteresse gegenüber der Sache musste deshalb unbedingt privat bleiben.

Kovacs war bereits seit 5 Jahren im Amt und spielte seine Rolle ausgezeichnet. Seine Stimme klang frisch und motiviert, sein Aussehen und seine Haltung waren, trotz Augenringen, makellos. Er ließ seine Worte über den kleinen Marktplatz hallen und versuchte ihnen emotional Nachdruck zu verleihen, jedenfalls so gut, wie es die verbrauchte Technik zuließ.

Sun Hollows technische Accessoires wurden aus öffentlichen Geldern finanziert und waren dementsprechend alt. Zusätzlich war alles sporadisch und im letzten Moment angebracht worden, genau dann, als man sich gezwungen sah, anhand der Masse von Besuchern kurzfristig, akustisch umzudenken. Dicke Kabel hingen unbeholfen vom Podium hinab auf den asphaltierten Boden und die Lautsprecher knackten nervtötend, sobald er zum Sprechen ansetze.

„Wie jedes Jahr hat sich hier der aufgeweckte Nachwuchs unserer Stadt versammelt um ein Abenteuer zu bestreiten, das viele ihrer Eltern bereits hinter sich haben.“

Die meisten Zuschauer waren halbwegs verstummt und schauten zu ihm auf, während er weiterhin allgemeine Phrasen des Events herunterleierte. Seine Rede hatte sich während der letzten Jahre kaum verändert. Er passte sie immer nur um einige Sätze an, damit den Zuschauern nicht auffiel, wie wenig Interesse er dem ganzen Spektakel beimaß. Einigen älteren Zuhörern war dieser Umstand bestimmt aufgefallen, doch bisher hatte sich noch niemand beschwert.

„Die REISE ist eine aufregende Chance sich in der Welt zu beweisen, Wissen zu erlernen und den Wert des Lebens zu verstehen.“

Bei Erwähnung der REISE wurde euphorisches Getuschel laut und einige der jungen Anwesenden verlegten ihr Gewicht aufgeregt von einem Bein auf das andere.

Kovacs erzählte von Abenteuern, Verantwortung und dem Umstand, während der Reise durch die Welt selbst erzogen zu werden. All das waren Dinge, die viele der Erwachsenen als Bestätigung auffassten, Ihre Sprösslinge wirklich ziehen zu lassen und das war Kovacs mehr als recht.

Solange viele Jugendliche auf der REISE waren, konnten sie keinen Tumult in der Stadt verursachen. Viele Teilnehmer der REISE bedeuteten für ihn eine ruhige Stadt mit zufriedenen Bürgern, die ihn für die Ruhe verantwortlich machten, und dankbar wiederwählen würden. Er selbst hatte mit Kindern nie viel anfangen können und war deshalb durchaus froh, dass sein Dorf die Mehrheit seiner Jugend fortschickte.

Während er redete war die Sonne aufgegangen und wog den Marktplatz in sanften Gelbtönen. Man konnte die heraufziehende Wärme des Tages bereits deutlich spüren und viele der Erwachsenen umarmten ihre Kinder ein letztes mal.

Der Sonnenaufgang war das Zeichen aufzubrechen und zwischen einigen Tränen und aufgeregtem Lachen leerte sich der Platz.

Kovacs wünschte allen Neulingen viel Glück und war insgeheim froh, die Prozedur hinter sich zu haben. Er stieg von seinem Podest und nahm bereits einige Trauer der zurückgebliebenen Eltern war, welche sich fragten ob es richtig war ihr Kind auf die REISE gehen zu lassen.

Auf dem Weg zurück, hielt er bei vielen dieser Eltern an und sprach ihnen gut zu, lächelte und schüttelte Hände wo immer es ging. Es war eine gute Entscheidung sein Kind gehen zu lassen, gut für die Stadt und gut für seine Karriere. Diese Tatsache weckte in ihm ehrliche gute Laune, die ihn noch glaubwürdiger erschienen ließ. Er suchte gezielt nach unglücklich dreinschauenden Pärchen, denen er Beistand bieten konnte und ignorierte dabei die große Anzahl an Kindern, um die es an diesem entscheidenden Morgen eigentlich ging.

Nämlich solchen, die tatsächlich dem größten Abenteuer ihres Lebens gegenüberstanden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yurippe
2012-02-11T15:57:17+00:00 11.02.2012 16:57
Wow, ich muss sagen, das ist mal was anderes, und bis jetzt finde ich deine Serie interessant!


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