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Wahnsinn hat zwei Gesichter...

von

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Abschiedsbrief

*~+Tsunade+~*
 

„Was hab ich nur übersehen?“, murmelte ich und wälzte bereits seid Stunden alle Berichte und Missionsprotokolle, die mir Naruto während seiner ganzen Laufbahn geschrieben hatte. Ich musste zu meiner Schande gestehen, dass ich in meiner ganzen Laufbahn als Hokage nur einen Bericht jemals gelesen hatte. Und zwar den ersten, den Naruto selbst geschrieben hatte. Ansonsten gingen diese Sachen bei mir immer direkt in irgendwelche Kisten, wo sie meist Jahrelang verstaubten und irgendwann in der alten Bibliothek landeten. Also hatte ich nun die Berichte Narutos in der Hand und versuchte aus diesen irgendetwas herauszulesen, was sein Verhalten vielleicht erklären könnte. Seine berichte waren wie immer unordentlich, schwer zu entziffern, aber genau und detailliert. Manchmal kam das ein oder andere Lob sich selbst gegenüber vor – was in einen Sachlichen bericht eigentlich nicht reingehörte – und viele Dinge, die nicht relevant für einen solchen Bericht waren. Doch als ich mich an seinen vorletzten Bericht machte – eine Mission über drei Wochen lang – fielen mir ein paar Stellen auf, die seltsam klangen.
 

„’Meine Gruppe wurde intensiver im Gruppenzusammenhalt’...“, murmelte ich und las weiter. Seltsam... Für Gruppenzusammenhalt benutze man doch nur selten das Wort ’intensiver’... Zudem passten diese zwei Worte gar nicht zusammen. Höchstens wurde eine Gruppe ’besser’ oder entwickelte ’Teamwork’, aber sie wurde doch nicht intensiver. Auf einmal fielen mir weitere Sätze ins Auge. „’Auf dem Rückweg legte die Gruppe einen langen Zwischenstopp ein, weswegen sich die Ankunftszeit verschob. Nach erworbenen neuen Erfahrungen reiste die Gruppe schließlich zurück’...“, las ich leise vor und runzelte die Stirn. Sie hatten eine Pause eingelegt?
 

Wo denn? Und was für Erfahrungen? Ich wusste, die antwort lag genau vor mir. Genau vor meinen Augen, doch ich kam einfach nicht drauf. Ich sah sie einfach nicht. Dabei schien sie so offensichtlich! Ich raufte mir die Haare, legte diesen Bericht zur Seite und nahm den letzen den Naruto geschrieben hatte hervor. Ich schlug ihn auf und stellte überrascht fest, dass dieser eine ganz andere Schrift besaß. Die Sätze waren gut Lesbar, die Punkte deutlich gesetzt und kaum Rechtschreibfehler. Geschwungene und leicht zur Seite gekippte Buchstaben waren normalerweise nicht Narutos stil!
 

Ich kramte den vorherigen Bericht wieder hervor und verglich die Schriften. Überrascht stellte ich fest, dass sich diese Schrift doch sehr ähnelte. Es war einfach nur eine viel Saubere und ordentlichere Version, der vorherigen Schreibweise. So als hätte er monatelang an diesem einen Bericht gesessen und exakt darauf geachtet, dass seine Buchstaben so aussahen, wie sie jetzt aussahen. Ich runzelte überrascht die Stirn und las mir den Bericht durch. Nichts auffälliges, stellte ich enttäuscht fest und rieb mir die Schläfe. Nicht einmal so seltsame Wortkombinationen, wie im vorherigen Bericht.
 

Ich wollte die Akte gerade zur Seite legen, als mir plötzlich auffiel, dass ein Zipfel Papier aus dieser hing. Verwirrt hielt ich inne und nahm mir dieses Blatt hervor. Überrascht hielt ich es hoch. Nanu? Ein weiterer Bericht?
 

»Liebe Tsunade«
 

Ich musste Schlucken.

Nein, eindeutig kein Bericht.

Kurz schloss ich die Augen und lehnte mich zurück. Auch auf diesem Blatt herrschte wieder diese seltsam ordentliche Schrift. Elegant und anmutig.
 

»Es tut mir Leid, aber ich muss dir mitteilen, dass ich das Dorf verlassen werde.«
 

Fassungslos schoss ich in eine aufrechte Sitzposition. Oh Gott, das war ein Abschiedsbrief!
 

»Ich dachte wirklich, ich würde vielleicht irgendwann mal damit klar kommen, aber... Auch ich bin nur ein Mensch. Ein Mensch, mit einem Monster, aber ein Mensch.
 

Ich weiß nicht, ob ihr es bemerkt habt – wahrscheinlich nicht -, aber meine Kraft ist erloschen. Ich kann kein Chakra mehr konzentrieren und auch meine Körperkraft ist rapide zurückgegangen.

Auf den Missionen konnte ich mich noch durch Geschick aus meist gefährlichen Situationen retten, aber lange kann ich das nicht mehr mitmachen.

Tsunade, vielleicht bist du einfach nur zu beschäftigt, oder du kannst dir mein Jammern nicht mehr anhören, aber ich habe versucht mit dir darüber zu reden.

Über meine Kraft, meine körperliche Schwäche und die Missionen. Du meintest es wahrscheinlich nur gut mit den hochrangigen Missionen, aber es tat mir nicht gut.

Mein Körper hat aufgegeben sich zu wehren, aber keine Sorge. Ich bin nicht gebrochen. Mein innerstes brodelt und schreit noch immer.

Ich will nicht, dass du denkst, ich gebe dir die Schuld für meine Probleme, aber ich hätte mich gefreut, wenn mir jemand zugehört hätte.

Auch wenn es nur eine Sekunde gewesen wäre. Mir hätte es gereicht.

Aber ich kann euch auch keinen Vorwurf machen. Es sind harte Zeiten, da hat man keine Zeit sich mit einem kleinen Jungen zu beschäftigen, der über Schmerzen klagt.

Tja, ich weiß nicht einmal, ob du das hier irgendwann mal liest, ob irgendwer das einmal ließt... Ich hoffe es.
 

Tsunade, ich weiß, ich verlange fiel – du hast wahrscheinlich so viel zu tun – aber ich bitte dich, wenn dir noch etwas an meiner Anwesenheit liegt, halte mich auf.

Ich werde am Tor bis zum Morgengrauen, bevor der letzte Wachwechsel ist, auf dich warten. Solltest du nicht kommen, werde ich gehen.
 

Ich will euch nicht verlassen. Ich will auch nicht gehen, aber ich habe keine Wahl.

Ich bin ein Mensch. Ich bin verletzbar.

Also vergib mir bitte.

Und Grüß die anderen.
 

Ich hab dich lieb.
 

Naruto. «
 

Geschockt hielt ich mir eine Hand vor den Mund. Ich wusste das ich weinte, doch die Tränen flossen so schnell, dass ich sie nicht spürte. Ich schluchzte auf und las mir die Zeilen noch einmal durch.
 

Oh Gott, er hatte mir geschrieben. Er hatte mir einen Grund genannt, warum er gegangen war. Mir, der Hokage, hatte er einen Abschiedsbrief zukommen lassen! Ich hätte ihn aufhalten können! Ich hätte uns das alles ersparen können! Ein paar meiner Tränen fielen auf das Papier und das alte Pergament sog die Flüssigkeit auf, wie ein Schwamm. Nun weinte ich lauter. Meine Schultern wurden geschüttelt von Schluchzern und mein Körper zitterte von dem erfahrenen.
 

Ich drückte den Brief an meine Brust und krümmte mich auf meinem Stuhl zusammen. Meine Stirn berührte meine Knie. Ich hatte es nicht verdient, Hokage zu sein! Ich hatte es nicht verdient auf diesem Stuhl zu sitzen! Auf einmal klopfte es an der Tür. Ich war nicht in der Lage zu antworten. „Tsunade? Ist alles in Ordnung? Sasuke möchte mit ihnen sprechen.“, rief Shizune, die wusste, dass ich mich nur aufregen würde, wenn sie einfach hereinplatze. Jedoch war ich momentan weniger von Wut, als von Trauer und unbändiger Schuld getroffen.
 

Ich richtete mich auf und drückte den Zettel weiter an mich, jedoch wischte ich mir über das Gesicht und straffte die Schultern. „Her-Herein...“, sagte ich hicksend und die Tür öffnete sich. Shizune trat mit einem besorgten Blick ein. Als sie mich erblickte, hastete sie auf mich zu. „Ist alles in Ordnung? Ist irgendetwas passiert?“, fragte sie besorgt, doch ich schüttelte nur den Kopf und sah Sasuke an, welcher nun ebenfalls besorgt aber entschlossen den Raum betrat.
 

„Hokage?“, fragte er und ich sah gen Boden. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen... „Hallo... Sasuke...“, murmelte ich um meine zitternde Stimme zu verbergen. „Was möchtest du von mir?“, fragte ich und sein Blick wanderte zu dem Brief in meinem Arm. Für mich war dieser einfache Brief das wertvollste, was ich momentan besitzen konnte. „Ich wollte zu Naruto. Jetzt.“, sagte er ernst und ich hielt mir wieder eine Hand vor den Mund, damit der Schluchzer der hoch kroch nicht laut wurde. Ich schluckte und sprach dann durch die Hand. „Das geht nicht... die... die drei Tage sind noch nicht rum.“, wisperte meine Stimme in den Raum und der schwarzhaarige sah mich durchdringend an.
 

„Wenn du mir nicht die Erlaubnis gibst, werde ich mit Gewalt vorgehen.“, sagte er und ich sah ihn so gefasst wie möglich an. „Warte noch bis Morgen.“, sagte ich und schluckte den Klos so weit es ging hinunter. Er schwieg. Ein Zeichen dafür, dass ich erklären sollte. „Wenn ich ihn jetzt schon daraus hole, schöpft irgendjemand vielleicht verdacht... aber wenn ich erst Morgen ankomme und ein paar Argumente vorbringe, kann ich viel mehr ausrichten. Warte bis Morgen.“, erklärte ich und hastete den letzten Satz beinahe hervor. Meine Zunge wollte nicht so ganz wie ich, während ich innerlich immer noch von Schuld zerfressen wurde. Oh Ja, Morgen würde ich aber so einige Argumente vorbringen!
 

Sasuke jedoch schüttelte mit dem Kopf. „Es ist mir egal, wer dann von was verdacht schöpft! Ich will zu ihm! Jetzt!“ Ich stand auf und schüttelte wieder mit dem Kopf. „Nein, wir werden bis Morgen warten. Sag es auch Kakashi. Wir holen ihn Morgen um sieben Uhr aus diesem Kerker.“, sagte ich nun konkreter. Meist war der schwarzhaarige mit standfesten Uhrzeiten und Vorgaben einfacher rumzukriegen. Jedoch wirkte er diesmal entschlossener. „Ich. Will. Jetzt. Zu. Ihm!“, sagte er deutlich und ich seufzte schwer. Auf einmal tauchte Kakashi direkt neben Sasuke auf und packte diesen an der Schulter. „Hör auf, Sasuke. Wir kommen Morgen wieder.“, sagte sein Sensei und der schwarzhaarige sah verzweifelt zur Seite, bevor er wieder emotionslos aufsah. „Sieben Uhr. Keine Sekunde später.“, sagte er eiskalt und ich nickte. Sofort verschwand Kakashi mit seinem Schützling.
 

Ich fiel zurück in meinen Stuhl und drückte das Blatt weiter an mich. Oh Gott, wie sollte ich es bis um sieben Uhr aushalten?! Warum hatte ich nicht fünf gesagt?! Oder vier?! „Tsunade?“, fragte Shizune plötzlich leise und ich sah auf. Sie stand direkt neben mir und musterte mich besorgt. „Ist alles in Ordnung mit ihnen?“, fragte sie und ich schüttelte den Kopf. „Kann ich ihnen etwas bringen?“, fragte sie und ich schüttelte wieder mit dem Kopf. „Nein... Lass mich bitte allein und Kümmer dich um alles, damit wir Morgen ohne Unterbrechung Naruto aus dem Kerker holen können.“, sagte ich und schloss die Augen. Mit einer Hand massierte ich mir die Nasenwurzel, damit diese elenden Kopfschmerzen weniger wurden.
 

„Wird erledigt.“, machte Shizune noch und huschte dann von dannen. Ich sah wieder auf den Abschiedbrief und las ihn mir wieder durch. Und als ich fertig war, las ich ihn noch mal. Und noch mal. Und noch einmal.
 

Ich konnte einfach nicht anders. Ich las ihn solange, bis ich jeden Satz und jedes Wort auswendig konnte. Jeden Buchstaben bis ins kleinste Detail auswendig konnte. Und ich auch jeden Tropfen Schuld, den ich aus den Zeilen filtern konnte in mir aufgenommen hatte. Ich wollte mir dieser bewusst werden. Ich wollte jede Sekunde wissen, was ich getan hatte und mir damit eine Lehre erteilen.
 

Ich lehnte mich zurück und drückte den Brief an meine Brust. Von jetzt an würde ich eine bessere Hokage werden!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Epona1991
2010-05-15T19:12:54+00:00 15.05.2010 21:12
tolles kap.
wirklich sehr aufschlussreich und armer naru. er tut mir so leid. ich hoffe zwar, das es ihm wieder besser gehen wird, aber ich befürchte, dass wird wahrscheinlich dauern oder?
es wäre eigentlich mal ganz nett, wenn du den kaps überschriften geben könntest, da ich ganz schön durcheinander komme, was ich jetzt schon gelesen habe und was nicht....
aber es war trotzdem genial. ich hoffe doch das es bald weiter geht.^^
LG Epona1991
Von:  fahnm
2010-05-15T01:12:05+00:00 15.05.2010 03:12
Klasse kapi!^^


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