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Es ist, was es ist....

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich nach langer langer langer Zeit mal wieder ein Update meiner FF. ^^ Ich schreibe schon so lange an diesem Teil und diese FF wird und wird nicht fertig. Trotzdem macht es immer noch viel Spaß daran zu schreiben. Ich hoffe, es halten mir noch ein paar Leser die Treue. ^^"
Viel Spaß wünsche ich allen neuen und alten Lesern: Komplett anzeigen

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(K)Ein Fest, wie jedes andere

(K)Ein Fest, wie jedes andere
 

Einige Tage später bestellte der Minister die beiden jungen Männer in sein Büro. Er verkündete, dass am Ende der Woche ein großes Fest zu Ehren der neuen bürgerlichen Beamten stattfinden soll und Ältere für ihre erbrachten Dienste geehrt wurden. Der Kaiser wollte, dass auch Bucho und Meitoku daran teilnahmen, als gutes Beispiel für eine gute Zusammenarbeit.

Als Meitoku das Büro des Minister verließ, hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache.

Es war soweit: Die Feierlichkeiten begannen. Meitoku war unglaublich aufgeregt. Es mochte ihm nichts ausmachen, wenn er allein oder in kleiner Gruppe vor dem Kaiser erschien. Doch vor all diesen Leuten, dass machte ihn unglaublich nervös.

Er stand vor dem Spiegel und drehte sich hin und her. Den Kimono, den er trug, hatte er geschenkt bekommen. Er wusste nur nicht von wem. Meitoku betrachtete sich weiter. Es war ein Seidenkimono in dunklem Lila mit einer aus Silberfäden gefertigten Landschaft. Man konnte Blumen, Schmetterlinge und kleine Wasserfälle entdecken. Der Obi war ebenfalls aus silberfarbenem Stoff. Es stand ihm ausgezeichnet. Meitoku setzte sich und begann sein Haar herzurichten.
 

Bucho saß an dem Holzrahmen seiner Schiebetür gelehnt und sah auf den Garten hinaus. Er trug einen dunkelblauen Seidenkimono mit goldenem Sagenmotiv und dem passenden Obi. Er hatte ihn von seinem Vater bekommen, mit den Worten er repräsentierte die Familie und könne nicht irgendwie dort erscheinen. Bucho hatte es sich bereits selbst denken können, sagte aber nichts weiter dazu. Auch wenn er seit einiger Zeit ein erwachsener Mann war, konnte er noch immer nicht frei über einige Dinge verfügen. Stattdessen wurde er darauf getrimmt die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Bucho hatte dazu wenig Lust. Noch immer lagen ihm seine Eltern mit der annullierten Hochzeit in den Ohren. Doch zwangen sie ihn nicht, trotzdem zu heiraten. Darüber war er erleichtert gewesen. Diese Reise hatte ihn nämlich neugierig gemacht. Neugierig auf das gemeine Volk. Neugierig auf die beiden Diebe. Und neugierig auf Meitoku. Einige Wesenszüge des Jüngeren verstand er immer noch nicht, aber je mehr er sich mit dem anderen beschäftigte, umso besser konnte er dessen Reaktionen verstehen. Bucho hatte zum Beispiel gelernt, dass Meitoku nur eine Mutter hatte. Also konnte er daraus schließen, dass der Jüngere nicht unbedingt wusste, wie sich ein Mann gab. Es klärte auch einiges anderes: Die Besorgnis und Furcht gegenüber anderen. Die Fürsorge und das Mitleid, das er jedem schenkte. Auch das vorurteilsfreie Denken schien er von ihr übernommen zu haben. Nur Naivität und Unsicherheit, dass waren seine eigenen Charakterzüge. Bucho lächelte leicht.

Ein leises Klopfen ertönte und Bucho wandte den Kopf zur gegenüberliegenden Tür. „Ja, bitte.“, sagte er. Die Tür öffnete sich und eine Dienerin verbeugte sich tief. „Der Herr Minister möchte Sie sprechen, Bucho-sama.“ Der junge Mann hob galant eine Augenbraue. So kurz vor einem Fest fand der Minister selten Ruhe und Zeit noch mit Besuchern zu reden. Das war höchst seltsam. Bucho nickte. „Gut. Ich werde mich sofort zu ihm begeben. Wo werde ich ihn antreffen?“, fragte er das Mädchen. Sie verbeugte sich noch einmal. „Er wartet bereits im Empfangszimmer, Bucho-sama.“ Nun war er wirklich überrascht.
 

Ein junger Mann saß lässig am Holzrahmen seines Zimmerfensters und blickte hinaus in den Garten. Zwei kleine Vögel saßen dort und spielten am kleinen Teich mit dem Wasser. Er war in Gedanken versunken als es an der Tür klopfte. „Herein.“, sagte er ein wenig gelangweilt. Die Tür öffnete sich und vom Gang her schien schwaches Kerzenlicht in das Zimmer hinein. Er hatte noch gar nicht bemerkt, wie dunkel es bereits geworden war. Dann sah er die schwarze Gestalt an, die langsam in den Raum schritt und sich schließlich vor ihm verbeugte. „Es ist alles erledigt worden. Wie sie es wünschten, junger Herr.“, sprach er gestelzt. „Sehr gut, Shidouki. Du kannst dich jetzt zurückziehen.“ Shidouki verbeugte sich vor seinem Herrn. „Sehr wohl, junger Herr.“

Er schlich zurück zur Tür und schloss sie behutsam, dann machte er sich auf den Weg zu seinem Schlafgemach. Er wäre zu gern mit auf dieses Fest gegangen, doch wie üblich ließ sein junger Herr nicht mit sich reden. Shidouki fragte sich, warum er einen so teuren Kimono besorgen und hier ohne Nennung eines Namens seines Herrn abgeben sollte. Er hätte zu gern gewusst, wer das Herz seines jungen Herrn zum Schmelzen brachte, doch wagte er es nicht es ihm gegenüber anzusprechen. Zu gegenwärtig war der Ärger mit diesen Schätzen gewesen. Hatte man es doch tatsächlich gewagt, sie hinter seinem Rücken zu stehlen. Sein Herr hatte nichts weiter dazu gesagt. Er war wütend gewesen, dass war offensichtlich, aber nun schien er sich beruhigt zu haben. Seine Aufmerksamkeit hatte er auf einen neuen Schatz gelenkt. So vermutete es Shidouki. Aber das interessierte ihn nicht wirklich. Solange er seine Anstellung als Hausverwalter hatte, war er zufrieden. Shidouki erreichte sein Schlafgemach und schloss erleichtert die Tür. Bald darauf begab er sich zur Ruhe.
 

Unruhig ging Meitoku in seinem Zimmer auf und ab. Er hoffte, keine der Höflichkeitsfloskeln zu vergessen, die er vom Minister beigebracht bekommen hatte. Er war so unglaublich nervös.

Leise klopfte es an seine Tür. Überrascht wandte sich Meitoku um. „Bitte.“, sagte er nur, dann öffnete sich die Tür. Eine Bedienstete verbeugte sich tief. „Bucho-sama ist gekommen um Sie abzuholen, Meitoku-sama.“, erklärte sie sich. Irritiert sah er die Frau an. Das war überhaupt nicht abgesprochen und auch sehr untypisch für den Älteren. Die Bedienstete erwartete geduldig seine Antwort. „Ich bin sogleich bei ihm.“, sagte er schnell. Die Frau verbeugte sich noch einmal mit einem „Sehr wohl“ und schloss die Tür. Meitoku besah sich noch einmal im Spiegel. Atmete tief ein und aus um die Nervosität in den Griff zu kriegen. Dann verließ er das Zimmer.
 

Bucho sah sich in dem kleinen Empfangszimmer um. Der Palast schien wirklich viel Geld darin zu investieren es den bürgerlichen Beamten so bequem wie möglich zu machen. Viele hatten zwar reiche Eltern oder ein großes Erbe, aber solch einen Luxus hätte Meitoku sich sicherlich nicht leisten können. Er sah sich weiter um. Es gab hier ungewöhnlich viele persönliche Gegenstände, wie ein kleines Teeservice auf einem runden Holztablett oder einer Malerei mit Gedicht auf Papier an der Wand. Für Adlige wären solche Dinge in einem Empfangszimmer undenkbar. Aber die meisten von ihnen hatten nicht nur eines. Er nahm eine der kleinen Teetassen in die Hand. Drehte sie sorgfältig. Die Tasse war mit einem traditionellen chinesischen Muster in grün verziert. Das Porzellan war von exzellenter Qualität. Scheinbar war dies ein Erbstück, denn um es käuflich zu erwerben, schien es ihm deutlich zu teuer. Es klopfte vorsichtig an der Tür. Dann öffnete sie sich und das Dienstmädchen, das ihn hineingelassen hatte, erschien. „Meitoku-sama wird jeden Moment bei Ihnen sein, Bucho-sama.“ Der Schwarzhaarige nickte nur und das Mädchen verließ ihn, wobei sie einen schnellen sorgenvollen Blick zu der Teetasse in seiner Hand warf. Kurz nachdem das Mädchen gegangen war, stellte er das Tässchen ab. Es dauerte noch einige Minuten bis Meitoku die Tür öffnete. Er schien überrascht und verunsichert zu sein über Buchos Anwesenheit. Aber auch froh. Der Adlige konnte sich denken, wie aufgeregt der andere war. Der überraschte Ausdruck wich schnell einem herzlichen Lächeln, welches ihn selbst immer wieder zum Lächeln brachte. Dann besah er sich den zierlichen jungen Mann vor ihm genauer: Die Strähne, die Meitoku normalerweise nur mit einem kleinen Bändchen im Zaum hielt, war in sich gedreht und mit Perlen geschmückt. Das Tuch, womit er seine Haare immer zusammengebunden hatte, hatte er für diesen Anlass ebenfalls getauscht. Bei dem Kimono stutzte er. Gehörte dieser wirklich Meitoku? Hatte er sich diesen geliehen? Oder gar von einem Verehrer oder einer Verehrerin bekommen? Bucho vermutete letzteres.

„Bucho? Warum bist du hier?“, begrüßte ihn der Kleinere. „Ich dachte, wir würden uns erst auf dem Fest begegnen?“ Für einen kurzen Moment sah Bucho, wie Meitokus Augen über seinen Körper glitten. Er erschauderte leicht. In letzter Zeit tat er das öfter, wenn Meitoku ihn mit diesem speziellen Blick besah. Er konnte ihn nicht wirklich beschreiben. Es war nur ein ganz flüchtiger, kaum wahrnehmbarer. Kurz darauf wurde Meitoku immer einer wenig verlegen. Genauso wie jetzt. Das machte den Kleineren umso niedlicher. Normalerweise verschwand die Röte auf Meitokus Wangen recht schnell, diesmal blieb sie. Bucho überlegte kurz, dann fiel ihm ein, dass er dem Kleineren noch nie in festlicher Kleidung gegenüberstand. Normalerweise begegneten sie sich in formeller Kleidung, wenn sie Dienst hatten und auf der Reise hatte er den Kleineren auch mal ein wenig legerer gesehen. Doch diesmal waren ihre Kleider auffällig und eng. Jede ihrer Bewegungen war zu sehen. Demnach würde er also heute Abend eine andere Seite Meitokus kennenlernen. Er war gespannt darauf.

Und gespannt sah ihn der Jüngere an. Da er ihm noch immer eine Antwort schuldete. „Der Minister war vorhin bei mir und hat mich darum gebeten, dich zum Saal zu bringen.“ Meitoku sah den Größeren irritiert an. Der Minister war bei Bucho gewesen? Aber wieso sollte er für Meitoku die Eskorte spielen? Das verstand er nicht. Er wollte etwas erwidern, doch Bucho unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Wir sollten gehen. Es ist schon spät.“, überspielte dieser das Thema und ging an dem Kleineren vorbei auf den Flur. Meitoku folgte dem Älteren hinaus.
 

Er richtete sich auf. Der dunkle Stoff raschelte leicht bei der kleinsten Bewegung. Wie er solche Festlichkeiten hasste. Alle taten so als wären sie fröhlich und entspannt, aber eigentlich war das alles nur Zwang und Selbstbetrug. Er seufzte genervt und strich noch einmal über sein Festgewand. Seinen Schatz würde er heute kriegen. Und wie auf ein Stichwort erschien auch das Objekt seiner Begierde in seinem Blickfeld.
 

Imaginär klopfte sich Meitoku auf die Schulter. Er hatte die Zeremonie bewältigt und der Minister war stolz auf ihn, zumindest nach dessen Gesichtsausdruck zu urteilen. Nun stand er so unauffällig wie möglich an der Seite und versuchte, so gut es ging, die neidvollen Blicke der hochrangigen Beamten zu ignorieren. So viel Aufmerksamkeit hatte er noch nie auf sich gezogen. Er sah sich in dem riesigen Saal um. Überall saßen die Leute auf Kissen, Stühlen oder Sofas. Andere tanzten zu den traditionellen Klängen der Musiker.

Dann erblickte er Bucho, der an einer Säule in der Nähe des Balkons lehnte. Ihre Blicke trafen sich und Meitoku lief ein Schauer über den Rücken. Gerade wollte er in dessen Richtung gehen, als er eine Gestalt im Augenwinkel erkannte. Er drehte seinen Kopf in diese Richtung und erstarrte. Vor ihm stand der Mann, dessen Schätze sie vor nicht allzu langer Zeit geraubt hatten. „Guten Abend.“, eröffnete dieser das Gespräch. Der Mann trug einen schwarzen Kimono mit einer Blumenstickerei in Silber darauf. Das letzte Mal, als Meitoku ihn gesehen hatte, hatte er nur kurz vor ihm gestanden. Nun konnte er deutlich sehen, dass dieser Mann größer war als Bucho und auch vom Körperbau eindeutig kräftiger. Das Gesicht des Mannes schien ausdruckslos. „Wie ich sehe, steht ihnen mein Geschenk außerordentlich gut.“ Meitoku schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und lächelte freundlich, aber unsicher, zurück. „ Gu- Guten Abend...“ Er wusste nicht, was er sagen sollte und er hatte den Namen von diesem Mann vergessen. Hatte er ihn überhaupt je erfahren? Sein Blick wanderte in Buchos Richtung. Selbst aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, wie sich dessen Blick verdüsterte. Meitoku sah schnell wieder zurück zu dem jungen Mann vor sich. „Ihr Geschenk? Wie komme ich zu der Ehre?“ Ihm fiel nichts Besseres ein, aber zumindest wusste er nun, von wem dieser Kimono stammte. „Diese Reisekleidung vom letzten Mal ist viel zu trist. Ich wollte Euch eine Freude bereiten.“ Meitoku spürte, wie er rot wurde. Er hatte ein Geschenk von einem Mann bekommen. Er war sich ziemlich sicher gewesen, dass dieser Mann wusste, dass er selbst männlich war. Er hoffte es inständig. „Das war sehr freundlich von Ihnen... Woher wussten Sie, dass sie mich auf dieser Feier finden würden?“ Innerlich dankte Meitoku sämtlichen Göttern, für diesen tollen Einfall. Wieder glitt sein Blick an den Platz an dem Bucho stand. Doch dieser war aus seinem Blickfeld verschwunden. Meitoku betete, dass dieser ihn gleich befreien möge. „Ihr Name stand auf der Liste.“, erklärte sich der Größere. Die Liste... Daran hatte er gar nicht gedacht... Meitoku spürte, wie dessen Blick über seinen Körper glitt. Scheinbar hatte der Mann Gefallen an ihm gefunden und selbst er konnte das erkennen. Er spürte wie unsicher er wurde. Diese Kleidung war ein Geschenk und Meitoku war sich ziemlich sicher, dass sein Gegenüber dafür auch eine Gegenleistung erwartete. Von welcher Art, wollte sich der junge Hofbeamte gar nicht erst vorstellen. „Die Einladungsliste... Daran hatte ich gar nicht gedacht...“ Meitoku war es sichtlich unangenehm mit diesem Mann zu reden. Er wollte hier raus. Er wollte, dass Bucho kam, ihn „rettete“ und dann hier raus brachte. Und als ob er seine Gedanken gehört hätte, stand er nun an Meitokus Seite. „Ihr müsst Kobayashi-san sein, wenn ich mich nicht irre.“, sagte er betont höflich. Buchos Stimme klang nicht warm wie immer, sondern kalt und distanziert. Meitoku lief es eiskalt den Rücken hinunter. Am liebsten wäre er auf der Stelle davon gerannt. Doch dann spürte er etwas Warmes an seinem Rücken. Als er seinen Blick zur Seite drehte, bemerkte er wie der Ältere unauffällig einen Arm über seinen Rücken hielt. Als ob er einen Angriff von hinten fürchtete. Wirklich sicher ließ es den Jüngeren sich nicht fühlen, trotzdem war dem anderen dankbar, dass er ihn schützte.

„Bucho-san, nicht wahr?“, Auch Kobayashi gab sich distanziert. Sie verbeugten sich voreinander so höflich wie möglich. Trotzdem spürte Meitoku deutlich, dass dies nur Oberflächlichkeiten waren und die beiden sich am liebsten sofort duelliert hätten, wenn nicht sogar umgebracht. „Der Name auf der Gästeliste kam mir entfernt bekannt vor. Es ist schon eine Weile her, dass wir uns gesehen haben. Wie ich sehe, haben Ihre Geschäfte sie ebenfalls in den Palast gebracht.“, fuhr Bucho fort. Kobayashi schien Bucho zu mustern und er nickte. „Eine wichtige Angelegenheit hat mich hier gebracht.“, antwortete er. „Sie besitzen einen einzigartigen Kimono, Bucho-san.“ Der Tonfall ihres Gegenübers hatte sich ein wenig verändert. Meitoku war der Meinung, dass es sich ein wenig herablassend anhörte. „Dies ist ein Erbstück.“, erwiderte Bucho sachlich. Meitoku schielte verstohlen in dessen Richtung. In Buchos Stimme hatte Stolz mitgeschwungen. Er hatte schon oft den Stolz der Adligen vernommen, aber bei Bucho klang es immer wieder anders. Allerdings hatte er keine Zeit dies herauszufinden. Kobayashi schien zumindest in keinster Weise davon beeindruckt zu sein. Stattdessen erschien auf seinem Gesicht ein nicht besonders freundliches Lächeln. Buchos Hand an Meitokus Rücken wanderte weiter bis zu seiner Taille und zog ihn näher zu sich heran. „Erbstücke haben immer diesen Beigeschmack von veralteten Riten, finden Sie nicht? Ich bevorzuge stattdessen die neuen Modelle. Sie betonen mehr die Schönheit ihres Trägers.“ Der Blick des Älteren legte sich bei seinen letzten Worten auf den Jüngeren und dieser spürte, wie er errötete. Bucho dagegen verspannte sich zusehends. „Da mögen Sie Recht haben, Kobayashi-san. Trotzdem sollte man die Ahnen nicht verärgern.“ Ein tiefes unterdrücktes Lachen drang aus der Kehle des Gegenübers. „Da haben Sie vermutlich Recht, Bucho-san. Wie dem auch sei, wollte ich Ihrem jungen Freund gerade anbieten einen vorzüglichen Tee in meinen Gemächern zu trinken. Ich habe ihn vor kurzem von einem Händler an der Küste erworben und befinde ihn als perfekten Ausklang für diesen Abend.“ Meitoku ahnte böses. Er wollte nicht mit diesem Kerl alleine sein. „Es wäre uns eine Ehre Ihnen Gesellschaft zu leisten, allerdings werden wir noch zu einem wichtigen Verhandlungsgespräch erwartet. Daher müssen wir uns nun von Ihnen verabschieden.“ Buchos Worte waren so sachlich, dass Meitoku niemals daran gezweifelt hätte, dass dies der nicht Wahrheit entspräche. Für einen kurzen Moment erschien auf Kobayashis Gesicht ein seltsamer Ausdruck, der in Sekunden wieder verschwand. „Zu schade, aber das Geschäft geht vor. Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg und eine gute Nacht.“ Die drei verbeugten sich höflich voreinander und dann wandten sich die beiden Hofbeamten von ihrem Gegenüber ab und gingen in Richtung der Terrasse von der man in den Garten gelangte. Sie verschwanden hinter einem der Vorhänge, die vor den Fenstern hingen und Meitoku atmete erleichtert auf. Dieser Mann war definitiv unheimlich. Er sah zu Bucho auf um sich bei diesem zu bedanken, hielt aber inne. Der Ältere stand da, die Hände zu Fäusten geballt und die Augen geschlossen. Er schien um Beherrschung zu ringen. Ein wenig unschlüssig beobachtete er ihn, dann legte er eine Hand auf die Schulter des Größeren, der kurz unter der Berührung zusammenzuckte. Bucho öffnete seine Augen und sah seinen Freund entschuldigend an. „Danke.“, lächelte der Kleinere. Er wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte, um den aufgebrachten Adligen zu beruhigen. Auch seine Hand auf dessen Schulter schien ihn nicht wirklich aufzumuntern, daher ließ er diese wieder sinken. Meitoku wandte sich ab. Es war Zeit zu gehen. Er trat an die nächste Terrassentür heran um sie öffnen, hielt aber inne als er Buchos Stimme leise vernahm. „Meitoku...“ „Ja?“ Der Jüngere wandte sich nicht um. „Wo willst du hin?“, fragte der andere ein wenig gefasster. „Nach Hause.“, war die knappe Antwort. Meitoku spürte die Müdigkeit. „Ich werde dich begleiten.“ In Buchos Stimme schwang ein Ton mit der keinen Widerspruch duldete. Er trat neben den Jüngeren und öffnete ihm die Tür. Ein Schwall feuchtwarmer Luft kam ihnen entgegen. Es duftete süßlich nach den Blumen im Garten.

Auch wenn es hier draußen warm war, fröstelte es Meitoku und er schlang seine Arme um seinen Körper. Bucho lief voraus und ohne ein Wort folgte er ihm mit Blick auf die Steine. Sie liefen eine ganz Weile bis der Bürgerliche stutzte. „Bucho, wohin gehen wir? Das ist nicht der Weg zu meinen Gemächern.“ Er vertraute Bucho zwar blind, aber dieses Verhalten machte ihm Angst. „Wir gehen auch zu mir.“, antwortete der Größere. Meitoku blieb abrupt stehen. „Warum?“ Meitoku schlang die Arme vor der Brust zusammen. Auch Bucho blieb stehen und drehte sich um. Irritiert sah er den Jüngeren an. „Bitte?“ „Warum sollte ich mit zu dir gehen, wenn ich nach Hause will?“ Der Größere schien einen Moment unschlüssig, sagte dann aber: „Ich will nicht, dass du heute Abend allein bist. Zudem hat mich der Minister darum gebeten, auf die aufzupassen solange Kobayashi hier am Hof ist.“ Nun war es an Meitoku irritiert zu sein. „Weshalb?“, fragte er. Der Ältere blickte ihn ernst an. „Das kann ich nicht hier mit dir besprechen. Komm.“ Damit wandte sich Bucho um und ging weiter in Richtung seines Hauses. Meitoku war verwirrt und müde. Er folgte dem Älteren ohne ein weiteres Wort.
 

Fortsetzung folgt...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat gefallen und freue mich über jeden Kommentar! Auf, auf zu den letzten Teilen dieser FF! ^-^ Komplett anzeigen

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