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Eine Fabel

von

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Der Winterwald lag tief verschneit. Es war bitterkalt an diesem Tag und kein Reh waren auf der kleinen Lichtung zu sehen.

Ein Kätzchen war in eine Falle geraten. Ein Hinterpfötchen war von einer Schlinge gefangen, die sich immer stärker zusammen zog, je stärker das kleine Tier daran zog und zerrte. Ängstlich fing es an zu jammern und zu schreien, doch niemand antwortete. Das Kätzchen versuchte die Schlinge mit seinen scharfen Krallen zu zerschneiden, doch das Seil war stark und widerstand allen Befreiungsversuchen.

Da plötzlich erzitterte der Erdboden. Die kleine Katze spürte die Bewegungen in ihrem ganzen Körper. Da musste ein riesiges Tier auf dem Weg zu ihr sein. Sie versuchte sich ganz still zu verhalten. Doch die Schlinge ließ kein Entkommen zu und so lag sie wehrlos auf der Lichtung. Um die gefangene Pfote war bereits ein roter Fleck entstanden. Er war deutlich zu sehen und die kleine Katze konnte sich nicht verstecken.

Ein Schatten näherte sich. Die Katze sah nicht, zu wem er gehören konnte, aber er war gewaltig und hüllte sie und ihre nähere Umgebung in Dunkelheit. Vorsichtig hob sie den Kopf und erschrak aufs Neue. Ein großer, zottiger Bär stand direkt vor ihr und hob schon eine Tatze.

„Gleich wird er mich zertreten und dann auffressen“ dachte das Kätzchen und zitterte vor Angst am ganzen kleinen Leib. „Er ist so viel stärker als ich und ich kann mich mit meinen stumpf gewordenen Krallen nicht wehren. Gleich wird es aus sein mit mir.“

„Guten Abend“ sagte eine tiefe Stimme.

Das Kätzchen hatte aus Furcht vor dem Unabwendbaren die Augen geschlossen und öffnete sie nun zögernd.

„Gu- guten Abend Meister Petz.“

„Ich sehe, ihr seid in Schwierigkeiten. Erlaubt Ihr, mich eurer Pfote zu nähern?“

Dem Kätzchen verschlug es vor Überraschung die Sprache, so nickte es nur.

„Das sieht aber schlimm aus. Ihr habt euer schönes, seidiges Fell bereits aufgerieben. Ich möchte versuchen Euch zu helfen. Mit meinen scharfen Zähnen werde ich die Schlinge zerbeißen.“

„U- und dann wollt Ihr mich auffressen?“

Dröhnendes Gelächter ließ die Äste der Bäume schaukeln.

„Nein, Madam Mauz, ich will Euch nicht fressen. Ich habe bereits zu Abend gegessen. Ich möchte Euch aber vor Einbruch der Dunkelheit befreien, ehe der Wolf und der Fuchs auf die Jagd gehen. Haltet Euch nun ganz still, ich möchte Euren Fuß nicht noch mehr verletzen.“

Das Kätzchen tat wie ihm geheißen und der Bär schnappte vorsichtig mit seinen spitzen Zähnen nach dem Seil. Nach wenigen Augenblicken war es entzwei und das Kätzchen konnte nach Hause laufen, etwas langsamer als vorher natürlich, um die Wunde zu behandeln. Mit einem Schnurren bedankte sie sich bei ihrem Retter.
 

Und die Moral von der Geschicht: Verurteile dein Gegenüber nie nach seinem Äußeren, du kannst nie wissen, wie sehr du dich irrst.
 

© Fever 04.09.2009



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schreiberliene
2009-12-04T20:48:58+00:00 04.12.2009 21:48
Hallo,

also, erst einmal vielen Dank für die Widmung, und natürlich freue ich mich sehr über dieses Wichtelgeschenk. Und wie du siehst habe ich sogar lange genug gewartet... :D

Den Inhalt finde ich sehr süß, eine sehr nette Fabel. Die Ausführung hätte eventuell ein bisschen länger sein können, aber im Ganzen hat es mir ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert, und ich freue mich riesig; ich glaube, das ist mein erstes richtiges Wichtelgeschichtchen.

Einen kleinen Fehler habe ich aber trotzdem anzumerken:

„kein Reh waren auf der kleinen Lichtung zu sehen.“

Da stimmt was nicht mit dem Verb…

Aber um ehrlich zu sein habe ich keine Lust, so viel herumzukritisieren; ich sage einfach danke für die Mühe und hoffe, dass dir mein Wichtelgeschenk nicht zu böse ist. :D

Alles Liebe,

Anna

Von: abgemeldet
2009-11-29T18:09:15+00:00 29.11.2009 19:09
Hey ho,
Herr Petz und Madam Mauz? Irgendwie stehe ich auf solche Namen - bei Tieren.

>Es war bitterkalt an diesem Tag und kein Reh waren auf der kleinen Lichtung zu sehen.
Meinst du "war auf der Lichtung zu sehen"?

Das ist eine gute Moral!
Mir hat deine Fabel gut - sehr gut - gefallen. Der erste Satz ist toll, doch steht der letzte ihm in nichts nach. Die beiden Charaktere sind wirklich liebevoll gestaltet, wie du auch alles beschreibst.

Mir ist das ganze nur zu kurz, muss ich gestehen. Ja, Fabeln sind nie sonderlich lang, doch hatte ich mich gerade so schön eingelesen - nein, das war nicht schwer! Ich war gerade wirklkich tief drin, doch dann war es plötzlich zu Ende.
Das Ende passte, wirkte nicht abgehackt oder so. Ich hätte nur gerne noch weiter gelesen.

Sonst muss ich mir eben noch mal etwas anderes von dir suchen.
Liebe Grüße, Polaris, Schreibzieher


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