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Liebe auf den ersten Biss!

von

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Verfolgungsjagd bei Nacht!

Die Sonne neigte sich langsam gen Horizont und tauchte den Himmel in ein schönes Orange-Rot ein, was einen romantischen Effekt erzielte. Die Schule war seit ein paar Minuten aus und Shizuka lief erschöpft neben Zero her und steuerte das Haupthaus an. Erleichtert seufzte die Langhaarige, blickte zu Boden und dachte an den vergangenen Tag zurück. Zuviel hatte sie sich merken müssen, hatte sogar Hausaufgaben aufbekommen, die sie eh nicht machen würde, da sie erstens, keine Lust dazu hatte und zweitens, ihre Gedanken nicht bei der eigentlichen Sache sein würden.
 

Zero warf immer wieder einen fragenden Blick zu Shizuka hinab, welche hin und wieder seufzte. Seitdem Vorfall in der Pause hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen und der Silberhaarige begann sich zu fragen, warum diese unangenehme Stille entstanden war. Außer ihren neugierigen Blicken, welche sie während des Unterrichts immer wieder miteinander ausgetauscht hatten, war nichts weiter passiert. Nein, sie waren in ihren Gedanken versunken gewesen, wie auch jetzt.
 

"Alles in Ordnung bei dir?" durchbrach Zero diese eisige Stille zwischen ihnen. Zwar mochte er die Ruhe sehr, aber irgendetwas stimmte hier doch nicht, oder? Wieso war Shizuka auf einmal so schweigsam geworden, obwohl er ihr doch gesagt hatte, dass sie immer zu ihm kommen konnte? Lag es vielleicht an seinen Worten? Nein, sicherlich nicht, denn sie hatte ihn dankbar angesehen und sogar gelächelt. Also was war nun schon wieder los?
 

"Ja, mir geht es gut... Danke" murmelte Shizuka leise, sah nicht einmal zu ihm auf, als sie ihre Antwort aussprach. Warum auch? Zu sehr war sie in Gedanken mit sich selbst und dieser Situation beschäftigt. Erst, als sie über einen Stein stolperte, wichen ihre Gedanken und ein erschrockener Laut entwich ihrer Kehle. Wie in Zeitlupe, so kam es ihr jedenfalls vor, sah sie den Boden immer näher kommen und sie dachte auch, sie würde auf den steinernen Boden aufprallen, wenn da nicht diese Hand an ihre Schulter gewesen wäre, welche ihren Sturz bremste.
 

Verwundert sah sie zu Zero auf, welcher sie in eine aufrechte Haltung zurückzog und leise seufzte. "Sei ein wenig vorsichtiger" predigte er ihr, sah sie streng an, worauf sich Shizuka's Augenbrauen anhoben. Machte er sich jetzt wirklich Sorgen um sie? Anders konnte sie sich diese Predigt auch nicht erklären, während er sie eindringlich musterte. Wieder dieser Blick, so dachte sie, sah zur Seite und gab einen mürrischen Laut von sich. Zero nervte allmählich mit seinen forschenden Blick, aber das konnte sie ihm nicht sagen, oder doch? Shizuka wusste es nicht, sah erneut in seine Richtung, da seine Hand mehr Druck auf ihrer Schulter ausübte. Verdammt, das tat Weh, dachte sie sich und verzog vor Schmerz ihr Gesicht.
 

"Zero, du tust mir Weh..." zischte sie, schloss ihre Augen, während sie die Hand an ihrer Schulter lockern wollte. Vergebens. Sie hatte das Gefühl, als würden sich Zero's Fingernägel jeden Augenblick durch ihre Schuluniform bohren. Was hatte der Silberhaarige auf einmal? Stimmte vielleicht etwas nicht? Unsicher öffnete sie ihre Augen, erschrak sofort, als sie in blutrote Augen blickte, welche immer wieder flackerten. Jetzt verstand sie, was hier passierte. Zero kämpfte mit dem Vampir in sich, nicht wahr?
 

Ein Knurrlaut entwich seiner Kehle, ehe er plötzlich losließ und sich seinen Hals hielt, an welchen ein Brandmal zu sehen war, dessen Farbe sich ebenfalls rötlich verfärbt hatte. "Geh... Geh in dein Zimmer und lass mich in Ruhe" presste er angestrengt hervor, während Shizuka einfach an Ort und Stelle blieb und unsicher zu ihm aufblickte. Sie wusste, er würde wollen, dass sie nun ging, aber ein kleiner Teil in ihr wollte, dass sie blieb und ihm half, auch wenn sie nicht genau wusste, wie.
 

"Ich sagte, du sollst gehen, Shizuka. Starr mich nicht so an, verdammt" zischte er gefährlich, schubste sie in die Richtung des Haupthauses und atmete hastig durch. Shizuka blickte über ihre Schulter, hätte am liebsten so viele Dinge gesagt, wie zum Beispiel die Wahrheit über sich und die Tatsache aufgeklärt, dass sie von seinem Geheimnis wusste, aber ob er es verstehen würde? Noch immer war diese Unsicherheit vorhanden und da Zero so sehr darauf bestand, dass sie ihn in Ruhe ließ, würde sie ihm diesen Gefallen auch tun, auch wenn ungern.
 

"Ich weiß zwar nicht, was du hast und warum du plötzlich so anders bist, aber... Wenn du mit mir reden möchtest, dann weißt du, wo du mich findest, okay?". Nach diesen Worten ließ sie Zero allein zurück, welcher den Weg verließ, nur um sich auf eine Bank zu setzen, um wieder klar bei Verstand zu kommen. Schon wieder. Wie gestern Abend, so dachte er. Dieser Blutdurst, warum verspürte er diesen, wenn Shizuka für längere Zeit in seiner Nähe war?
 

Langsam beruhigte sich sein Puls wieder und auch seine Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an. Seufzend stützte er sich auf seinen Knien ab, faltete seine Hände und schloss seine Augen. "Ob sie den Blutdurst in meinen Augen gesehen hat?" fragte er sich insgeheim, doch schnell verwarf er diese Frage wieder. Hätte sie seinen Blutdurst wirklich gesehen, dann wäre sie sicherlich davongerannt, oder nicht? Ja, eigentlich schon, oder? Sie hatte sicherlich überhaupt keine Ahnung, was mit ihm auf einmal geschehen war und machte sich nun sicherlich Sorgen, oder? Ja, er schätze Shizuka so ein und nachdem, was sie gesagt hatte, würde sie wohl warten, bis er von selbst zu ihr käme.
 

Nur, das konnte er nicht, denn das verstöße gegen die Regeln, welche Direktor Kurosu aufgestellt hatte. Nicht umsonst gab es die Ausgangssperre um 18.00 Uhr und dazu noch eine Night Class. Es sollte einfach ein Geheimnis bleiben, dass es so etwas wie Vampire gab. Nur, was war, wenn sie irgendwann dahinter kam? Wie sollte er sich dann ihr gegenüber verhalten? Sicherlich würde sie Angst vor ihm haben, oder gar nichts mehr mit ihm zutun haben wollen. In diesen Moment verfluchte er sich einmal mehr, so zu sein, wie er nun mal war. Verfluchte sein Schicksal, in welches er einfach gezwungen wurde.
 

Shizuka saß bereits in ihrem Zimmer und dachte an das eben Geschehene zurück. Ob sich Zero sehr quälte? War es für einen Vampir eine solch große Qual, wenn man den Blutdurst nicht stillen konnte? Sie wusste, er vertrug diese Bluttabletten nicht, aber woher bezog er dann frisches Blut? Zuvor hatte er es immer von Yuuki bekommen, aber nun? Sie wusste es nicht und war umso mehr verzweifelter, als zuvor. Sie wollte Zero irgendwie helfen, wusste aber auch, dass es nun mal nicht ging.
 

Schritte ließen sie aufhorchen und rasch lief sie zur Tür und legte ihr Ohr an das massive Holz, um vielleicht etwas hören zu können. Die Schritte verstummten und Shizuka fragte sich, wer da wohl vor ihrer Tür stand. Ob Zero vielleicht zu ihr wollte? Wollte er vielleicht mit ihr reden, oder wollte er sich für sein Verhalten von eben entschuldigen? Shizuka seufzte ein weiteres Mal tief, während sie angestrengt an der Tür lauschte.
 

Zero stand tatsächlich vor der Tür und überlegte nun, was er zu ihr sagen könnte. Er wollte sie nicht belügen, aber mit der Wahrheit konnte und durfte er auch nicht rausrücken. Nur, wieso stand sie nun vor der Tür? Er spürte, wie nahe sie ihm war, dass nur die Türe zwischen ihnen stand und dass sie scheinbar wartete. Lauschte sie etwa? Hatte sie seine Schritte gehört und wollte nun wissen, was er tat?
 

"Entschuldige..." murmelte er leise, legte seine Stirn an das massive Holz und schloss erneut seine Augen. Shizuka rutschte an der Tür hinab, setzte sich mit dem Rücken zu ihr und umschlang ihre Beine. Was sollte sie sagen? Sie wusste, er hatte doch nur so reagiert, weil er ihr nichts tun wollte. Nur, dass konnte sie ihm nicht sagen. Wieso konnten sie nicht ehrlich zueinander sein? Shizuka wusste es genau, biss sich auf ihre Unterlippe, da sie ihm so sehr vertrauen wollte, es aber noch nicht konnte. Sie wollte ihm so gerne sagen, dass sie alles wusste, dass sie seine Vorgeschichte kannte und dass sie ihm helfen würde, ganz gleich, ob er es wollte, oder auch nicht.
 

"Shizuka... Ich...". Verdammt, was sollte er ihr nur als Begründung für sein Verhalten eben sagen? Ob sie ihm vertraute? Konnte er ihr trauen? Zero wusste es nicht, ballte seine rechte Hand zur Faust, da er wieder einmal wütend auf sich selbst war. Sein verfluchtes Schicksal. Da war nun ein Mädchen, welches ihn scheinbar so mochte, wie er nun mal war und er durfte sich ihr nicht nähern, weil die Gefahr zu groß war, dass sie hinter sein Geheimnis kam. Warum nur? Warum war ihm denn das Glück vergönnt, eine neue Freundschaft zu knüpfen?
 

"Es sei dir vergeben, Zero" murmelte sie ebenso leise, wie er zuvor, schloss ihre Augen und seufzte nochmals tief. Zero war nun doch ein wenig verwundert, dass sie ihm sein Verhalten einfach so vergab. Gestern und heute Morgen noch, hatte sie sich über ihn so sehr aufgeregt, doch nun? Nun vergab sie ihm einfach, als sei nie etwas gewesen. Warum? Wieso verwirrte Shizuka ihn gerade?
 

"Du fragst dich nun sicher, warum ich dir einfach so vergebe, nicht wahr?". Ein leises 'Ja' drang durch das Holz und sie konnte den verwunderten Ton aus Zero's Stimme heraushören, schien er wahrlich verwirrt zu sein, weil sie ihm einfach so vergab. Was hätte sie denn sonst tun sollen? Sie wusste doch, dass er es nicht böse gemeint hatte. "Weil..." setzte Shizuka an, doch verstummte sie auch wieder sofort. Was sollte sie nur sagen? Das sie ihm nun einfach so vergab, widersprach sich mit ihrem Verhalten von gestern Nachmittag und heute Morgen. Vermutlich war er deswegen auch so verwirrt, oder?
 

"Ich kann dir darauf keine Antwort geben, Zero. Tut mir leid, aber... Ich kann es einfach nicht". Zero legte seine Hand auf die Klinke, drückte diese sachte herunter, ehe ihm ein Gewicht entgegen kam. Die Tür ging von selbst auf und nun lag das Mädchen auf dem Boden und starrte ihn aus traurigen Augen an. Sofort hockte er sich zu ihr hinab, sah erneut in ihre blauen Augen, welche leicht glasig auf ihn wirkten. Weinte sie etwa, oder irrte er sich?
 

Shizuka setzte sich wieder auf, umschlang erneut ihre Beine und blickte zu Boden. Wie sie es auch drehte und wendete, es gab einfach keine vernünftige Antwort in ihren Augen, die sie hätte geben können. "Habe ich dich vorhin erschreckt?" kam es leise von Zero, während er seine Hände auf ihren Schultern legte. Eine unheimliche Stille breitete sich aus, welche nur von Shizuka's Seuzfern unterbrochen wurde. Zero legte nun vollends seine Arme um sie, drückte sie an seine Brust und spürte ihre Unsicherheit. Wovor hatte sie solche Angst? Etwa vor ihm?
 

"Nein... Also, nicht direkt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich gedacht, dass ich dir helfen könnte, aber...". Wieder stockte sie, denn sie konnte und wollte einfach nicht über die Wahrheit reden. Nein, es ging nicht. Wer wusste denn schon, ob er sie verstehen würde? Vielleicht mochte er sie hinterher auch nicht mehr, weil sie zu Anfang nicht die Wahrheit gesagt hatte? Sie wusste es nicht, legte ihre Hand auf seine, welche auf ihren Bauch lag.
 

Zero wusste nicht, was er dazu hätte sagen können. Helfen? Shizuka wollte ihm helfen? Wie? Er dachte nach, ob er ihr vielleicht doch die Wahrheit über sich sagen sollte, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Shizuka würde ihm keinen Glauben schenken, außer, er bewies es ihr, oder? Und außerdem. Er durfte es nicht, so sehr er sich auch anvertrauen wollte, um mit seinem Problem nicht mehr alleine zu sein.
 

"Ich muss nun meine Runde drehen, Shizuka. Diesmal wirst du mit Direktor Kurosu allein essen, da ich eine Weile brauchen werde" erklärte er leise, schnitt somit auch ein neues Thema an, was auch der Langhaarigen ganz lieb war. Nun müsse sie nicht mehr über eine eventuelle Erklärung nachdenken. Wenigstens etwas.
 

Langsam erhob sich Zero, strich ihr nochmals über den Kopf, ehe er mit einem leisen 'Bis später' in sein Zimmer ging und kurze Zeit später dieses wieder verließ. Nochmals sahen sie sich an, erforschten die Augen des jeweils Anderen, ehe Zero sich umwandte und das Haupthaus verließ.
 

Shizuka kroch in ihr Zimmer zurück, schloss die Türe hinter sich, blieb dann aber jedoch auf dem Boden sitzen. Was sollte sie nun tun? Hunger verspürte sie noch nicht und deswegen würde sie erst später, viel später etwas essen. Sollte sie vielleicht Hausaufgaben machen? Nein, dazu verspürte sie einfach keine Lust und außerdem machte sie sich so ihre Gedanken, welche sich einzig und allein um Zero drehten.
 

Nach längerer Überlegung stand sie auf, lief zum Fenster rüber und sah hinaus. Der Vollmond erleuchtete das riesige Gelände, auf welches Zero vermutlich schon seine Runde drehte, um sicherzugehen, dass auch wirklich jeder in seinem Zimmer war. War ihm das nicht zu langweilig, so ganz allein? Früher hatte er diese Runden immer mit Yuuki gedreht und demnach auch Gesellschaft gehabt, doch nun? Ob sie ihm nachgehen sollte?
 

Mit diesem Gedanken spielend, sah sie zum Bett, auf welches ihr Kissen und ihr Nachthemd lag. Heute morgen hatte Shizuka es einfach achtlos dorthin geworfen, da die Zeit auch irgendwie gedrängt hatte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich erinnerte, wie sie einfach ins Bad geplatzt war. Zero war doch auch selber schuld, wenn er das Bad von innen nicht verriegelte, oder? Ja, sie trug mit Sicherheit keine Schuld.
 

Shizuka seufzte, sah nochmals aus dem Fenster, ehe ihre Augen einen entschlossenen Ausdruck annahmen. Zum Teufel mit der Ausgangssperre. Sie würde ihm nun nachgehen und nachschauen, ob er seine Aufgabe als Vertrauensschüler, oder auch Wächter, richtig nachging. Vage erinnerte sie sich, dass er sich auch heimlich mal verzog, um sich seinen Pflichten zu entziehen. Mit diesem Entschluss öffnete sie ihre Zimmertür, lief hinaus und rannte den Gang hinab.
 

Zero stand bereits auf dem Gelände und sah sich um. Alles ruhig, wie jeden Abend, seit Kaname nicht mehr hier war. Wenigstens etwas, so dachte er sich und lief weiter. Was war nur vorhin mit Shizuka gewesen? Für einige Augenblicke hatte er wirklich geglaubt, sie würde jeden Moment in Tränen ausbrechen. Es erinnerte ihn an die Einschulung heute Morgen, denn da hatte die Langhaarige auch solche Angst verspürt. Verdammt, was verheimlichte sie? Wieso erzählte sie es ihm nicht?
 

Ein Knacken ließ ihn innehalten, während er nach seiner Waffe griff und sich in die Richtung drehte. Eine Eule landete dicht am Boden, nur um mit ihrer Beute davonzufliegen. "Blödes Vieh" maulte er, hatte er für einige Sekunden wirklich geglaubt, hier würde sich ein Schüler herumtreiben. Noch schlimmer wäre ein Night Class Schüler gewesen, aber dem war wohl nicht so und so steckte er seine Waffe wieder ein und setzte seinen Weg, seine Runde, fort.
 

Die Langhaarige lief nun schon eine halbe Stunde über das große Gelände, sah sich immer wieder um, doch fand sie den Silberhaarigen einfach nicht. Wo war der Typ denn nur hingegangen? Weit konnte er doch nicht sein, oder doch? Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern, wo er sonst immer gestanden war, um das ganze Gelände im Auge zu behalten und ihr fiel auch ein Ort ein, aber leider wusste sie nicht, wo sich dieser befand. Toll. Wofür war sie rausgegangen, wenn sie Zero eh nicht fand?
 

Ein Geräusch ließ sie innehalten und nur langsam drehte sie sich in die Richtung, aus der sie das Geräusch hatte vernehmen können. Verwundert starrte sie einen jungen Mann an, auf dessen Lippen ein dreckiges Grinsen lag. Okay, der Typ sah nicht gerade freundlich aus, musste sich Shizuka eingestehen, während sie bedacht einige Schritte zurückwich, ohne ihren Gegenüber aus den Augen zu lassen. Ein Night Class Schüler war er nicht und erst recht kein Day Class Schüler. Nein, dafür sah er zu schmuddelig aus, ihrer Ansicht nach.
 

"Na, mein Fräulein? Ganz alleine unterwegs?" erklang eine tiefe, jedoch auch bedrohliche Stimme, ließ Shizuka schlucken, während sie noch immer einige Schritte zurückwich. Was wollte der Typ von ihr? Und was sollte diese dämliche Anrede? "Nenn mich nicht Fräulein, verstanden? Was willst du von mir?" blaffte sie zurück, obwohl ihre Körpersprache deutlich zeigte, dass sie Angst verspürte. Hoffentlich war das kein Vampir, oder noch schlimmer, ein Level E, den sie da eben angeschnauzt hatte.
 

"Ein kratzbürstiges Fräulein... Was ich will? Nun, ich könnte es dir zeigen, wenn du möchtest?". Hastig schüttelte Shizuka ihren Kopf, grinste dümmlich, bevor sich erschrocken ihre Augen weiteten. Nur kurz warf sie einen Blick hinter sich, nur um festzustellen, dass sie mit dem Rücken an einem Baum gestoßen war. Und nun? Sie war sich sicher, würde sie weglaufen, oder etwas anderes tun, würde es nichts bringen.
 

"Wirklich nicht? Dann muss ich dich wohl zu deinem Glück zwingen" grinste der junge Mann dreckig, trat näher und näher, während Shizuka nach einen Ausweg suchte. Warum war sie noch mal rausgegangen? Ach ja, sie hatte Zero gesucht. Wo war der Typ nur, wenn man ihn mal brauchte? Obwohl, es war wohl ihre eigene Schuld, oder nicht? Wäre sie in ihrem Zimmer geblieben, dann wäre sie nun nicht in dieser Situation.
 

"Komm nicht näher, verstanden? Bist du taub, oder was?" blaffte sie ein weiteres Mal, ehe sich ihr die Kehle zuschnürte, als sie in blutrote Augen blickte. Verdammt, ein Vampir, so dachte sie, versuchte einige Befehle an ihre Beine zu geben, welche aber nicht das taten, was sie eigentlich wollte. Diese Augen. Sie durchbohrten sie regelrecht, während sich die Angst immer tiefer in ihre Glieder fraßen.
 

Der junge Mann ergriff Shizuka's rechte Hand, leckte mit der Zungenspitze über ihren Handrücken und sah erneut zur Langhaarigen auf. "Nein, lass das, bitte... Ich schmecke bestimmt nicht" hauchte Shizuka leise. Ihr Körper zitterte noch mehr, als sie die Reißzähne erblickte, welche auf ihrer Haut angesetzt wurden. "Lass mich in Ruhe, hab ich gesagt" schrie sie den Typ erneut an, diesmal unter Tränen und die andere Hand fest zur Faust geballt.
 

Ein durchbohrender Schmerz ließ sie kurzweilig Schwarz vor Augen werden, ehe sie den Kopf schüttelte und den Vampir dabei beobachtete, wie dieser sich an ihrem Blut bediente. Ein ziehender Schmerz, so konnte man es ausdrücken, konnte sie spüren, während der Typ seine Eckzähne noch stärker in ihren Handrücken drückte. Schmerzhaft keuchte Shizuka, biss ihre Zähne aufeinander und überlegte erneut, wie sie sich aus dieser Situation retten könnte.
 

"Zero..." murmelte Shizuka leise, schloss ihre Augen, während unaufhaltsam ihre Tränen an den Wangen hinabflossen. Wo war der Silberhaarige denn nur? Sie hätte wirklich in ihrem Zimmer bleiben sollen, dann wäre das hier gewiss nicht passiert. Warum war sie auch so dumm? Vampire kamen doch meist nur nachts zum Vorschein, oder nicht? Deswegen gab es auch diese Ausgangssperre, an der sich jeder Schüler halten musste, um so etwas zu vermeiden.
 

Ein lauter Knall, einem Schuss ähnlich, ertönte laut und ließ Shizuka vor Schreck in sich zusammenzucken. Als sie ihre Augen öffnete, war von dem Vampir nichts mehr zu sehen. Seltsam, wo war der Typ, der ihr gerade noch ihr Blut geraubt hatte? Vorsichtig sah sie sich um, erblickte zu ihren Füßen einen Aschehaufen, was sie stutzen ließ.
 

"Hatte ich nicht gesagt, dass du dich an die Ausgangssperre halten sollst?" erklang eine strenge Stimme neben ihr und nochmals zuckte die Langhaarige vor Schreck zusammen. Ihre blauen Augen blickten zum Silberhaarigen auf, welcher noch immer seine Waffe in der Hand hielt, diese jedoch nun sinken ließ. Wütend starrten die silbrig-violetten Augen zu ihr hinab, während Shizuka schluckte und ihren Blick abwandte.
 

"Ich habe nach dir gesucht... Ich... Es tut mir leid". Meinte Shizuka etwa, dass es damit getan war? So einfach ging das nicht. Nein, sie hatte nun etwas gesehen, etwas mitbekommen müssen, was eigentlich keiner wissen sollte. Was ihn jedoch stutzen ließ, war die Tatsache, dass Shizuka nun keine Angst mehr zeigte, obwohl sie doch gerade noch einem Vampir gegenüber gestanden war. Warum? Musste er dieses Mädchen verstehen?
 

Shizuka blickte auf ihren Handrücken, konnte deutlich zwei Zahnabdrücke erkennen, welche der Vampir ihr zugefügt hatte. Es hatte ein wenig Weh getan und hätte sie sich gewehrt, so war sie sich sicher, wäre der Vampir wohl noch viel grober mit ihr umgegangen. Und nun? Nun hatte Zero sie vor den sicheren Tod bewahrt, denn der Blutsauger hätte sie sicherlich bis aufs letzte Tröpfchen Blut ausgesaugt.
 

Nochmals blickte sie zu Zero auf, erhob ihre Hand, während sie einen flehenden Blick aufsetzte. Sie wusste doch, dass er auch nach Blut gierte und wenn er wollte, konnte er etwas von ihr haben. Zero's Augenbrauen wanderten in die Höhe, während sein Puls sich verschnellerte, als er auf ihren Handrücken blickte. Blut. Warum quälte sie ihn nun auch noch, auch wenn unbewusst? Er wollte ihr nicht zeigen, dass er auch ein Vampir war. Nein, Shizuka würde ihn dafür hassen, ganz sicher.
 

"Du bist auch ein Vampir, nicht wahr? Deine Augen hatten heute Nachmittag denselben Glanz gehabt, wie eben der Typ. Leugnen ist zwecklos, denn ich weiß, was ich gesehen habe" sprach Shizuka leise, legte ein Lächeln auf, da sie nun eine vernünftige Antwort gefunden hatte. Erschrocken wich Zero einige Schritte zurück, während sich seine Augen blutrot verfärbten und er mit seinem Verstand zu kämpfen hatte. Sie wusste es, aber warum zeigte sie keine Furcht? Wieso saß sie dort auf dem Boden, lächelte ihn an und wollte ihm ihr Blut geben?
 

"Warum? Wieso lächelst du mich an, wenn du doch weißt, was ich bin? Ich bin ein Monster, wie der Kerl es einer war". Shizuka wunderte sich über seinen lauten Tonfall nicht, konnte sie doch genau sehen, wie erschrocken er doch über ihre Äußerung war. Sie konnte ihn sogar ein wenig verstehen, denn jedes Mädchen hätte wohl nun Angst vor ihm. Nur, sie konnte keine Angst vor ihm haben, auch wenn er denselben gierigen Blick hatte, wie der Typ von eben.
 

"Wenn du wirklich ein Monster wärst, dann hättest du mich heute Nachmittag schon gebissen, oder nicht? Zero, ich habe keine Angst vor dir, auch wenn du das nicht verstehst". Shizuka seufzte, sah erneut auf ihren Handrücken und erhob sich langsam. Wieder wurde ihr kurz Schwarz vor Augen, ehe ihre Beine einknickten und sie wieder auf den Boden landete. Okay, der Vampir eben hatte wohl doch schon viel Blut von ihr geraubt, denn sie fühlte sich seltsam. Schwindelig und schlapp, wenn sie es beschreiben müsste.
 

Zero hockte sich zu ihr hinab, da er ahnte, wie sie sich nun fühlen musste. Als sie wieder aufblickte, lächelte sie ein weiteres Mal, erhob erneut ihre Hand und hielt ihm diese hin. "Du hast Durst, oder? Nimm dir ruhig etwas... Das macht mir nichts aus". "Nein... Ich könnte dich töten, da du schon...". Shizuka schüttelte ihren Kopf und zog Zero an seinem Ärmel noch ein wenig näher. "Red keinen Unsinn, Zero. In dem Fall werde ich dir wohl vertrauen müssen". Wieder ein zaghaftes Lächeln, während die Augen des Silberhaarigen noch eine Spur röter wurden.
 

Zero konnte gegen den Vampir in sich nicht länger ankämpfen, leckte erst zaghaft über die offene Wunde, um diese vom Blut zu reinigen. Shizuka bedachte ihn dabei mit einen neugierigen Blick, ehe seine Reißzähne zum Vorschein kamen und sich sanft in ihren Handrücken versenkten. Nur kurz zuckte sie zusammen, musste sich jedoch eingestehen, dass er weitgehend sanfter vorgegangen war, als der Vampir zuvor. Vielleicht lag es auch nur daran, weil er exakt die Wunde nutzte, welche der Typ ihr zugefügt hatte?
 

Rote Augen sahen gebannt in ihre blauen Seen, unterbrachen ihren Blickkontakt keine einzige Sekunde und Shizuka fragte sich, was wohl Zero im Moment von ihr halten mochte. Nach kurzer Dauer löste er sich von ihrer Hand, reinigte die Wunde mit seiner Zungenspitze und bedachte sie noch immer mit einen forschenden Blick. Die Langhaarige war um einiges blasser geworden, als zuvor, was wohl auf ihren Blutverlust zurückzuführen war. Und dennoch. Sie war froh, ihm diesen Gefallen getan zu haben.
 

"Warum, Shizuka?" hauchte Zero leise, schloss sie in seine Arme, während seine Augen ihre normale Farbe annahmen. Sein Durst war gestillt, aber warum hatte Shizuka sich ihm angeboten? Wieso konnte er die Langhaarige einfach nicht verstehen? Noch immer war es ihm Schleierhaft, wieso sie keine Angst bei ihm verspürte.
 

"Weil... Weil ich dich mag, Zero... Irgendwann... Irgendwann wirst du mich verstehen, aber nicht jetzt... Nicht jetzt..." murmelte Shizuka müde, ließ sich in den Armen Zero's sinken und schloss ihre Augen. Die Müdigkeit griff nach ihr und auch wenn sie wusste, wo sie sich im Moment befand, so konnte sie ihre Augen nicht länger offen halten. Zero war da und würde sie beschützen, ganz sicher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-11-23T15:02:59+00:00 23.11.2009 16:02
uuur süüß^^
Von:  xXSakuraHarunoXx
2009-11-22T19:59:08+00:00 22.11.2009 20:59
zero du bist ein held^^ toll gemacht mann sollte auf vertrauenschüler hüren dann parsirtt so was niecht. aber ich freuhe mich aufs nächste kapi^^:
Von:  Yuki_Salvatore
2009-11-22T15:56:04+00:00 22.11.2009 16:56
sooo da binsch wieder xDD
joa hab beiden kapis eben eifrig aufgesogen xD
die story gefällt mir ^^
uhh am besten war natürlich als zero das blut getrunken hat und die beiden sich dann angeschaut haben *__* erinnert mich an die szene in der küche mit yuuki xDD

freu mich wenns weiter geht <3

Von:  xXDracoXx
2009-11-22T15:37:24+00:00 22.11.2009 16:37
Die beiden passen so gut zusammen einfach nur Süß :)
Du hast das neue Kapitel wirklich wieder sehr schön geschrieben, so das es einfach nur Spaß macht die FF zu lesen.


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