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Small World

irgendwo zwischen DominoDay und Schach...
von

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Please, listen to my selfish Request

Im Grunde gibt es genau zwei Optionen:

Option 1: Ich rufe ihn an.

Option 2: Ich rufe ihn nicht an.
 

Option 2 ist verdammt verlockend, denn die Folgen sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genau abzusehen. Falls ich ihn nicht anrufen würde, würde es ihn enttäuschen, aber es würde alles beim alten bleiben. Vielleicht würden wir sogar beide noch besser damit abschließen können, weil wir dann in einer selbst gewählten Kontaktlosigkeit leben würden. Sehr wahrscheinlich würde Kei mir auch die Hölle heiß machen und Bansaku wäre beleidigt, weil er das alles natürlich total spannend findet. Aber ich denke damit würde ich leben können.

Option 2 ist bequem und fast frei von jeglichem Risiko. Was soll denn schon passieren? Nichts. Die Frage ist wohl eher, ob ich dieses Nichts nicht bereuen würde…
 

Bei Option 1 sieht das vollkommen anders aus. Nichts ist absehbar, nichts vorbestimmt und alles kann passieren. Und das nur aus dem einen Grund, weil ich immer noch nicht weiß, was er bezwecken will. Ich hasse es, so ausgeliefert zu sein, ich will mein Risiko abschätzen können, und das kann ich nicht!

Es könnte sein, dass er dieses Gespräch braucht, um mit uns vollständig abzuschließen. Es könnte aber auch sein, dass er dieses Gespräch sucht, gerade weil er abgeschlossen hat.

Ersteres würde kaum Veränderungen bedeuten. Wahrscheinlich würden wir wieder komplett getrennte Wege gehen. Oder einfach gute Bekannte bleiben…

Letzteres ließe mal wieder alles offen. Wir könnten getrennte Wege gehen, wir könnten Bekannte bleiben, wir könnten uns wieder annähern und vielleicht endlich Freunde werden. Wir könnten es versuchen und uns dann zerstreiten, vielleicht würde ihm das nur noch mehr zusetzen, vielleicht wäre es dann aber auch ein endgültiger Schlussstrich und der Beweis, dass wir einfach nicht mehr miteinander auskommen können, vielleicht würde es auch in so einer Never-Ending-Story enden.

Oder es könnte funktionieren.

Wenigstens eine Möglichkeit kann ich von vorneherein komplett ausschließen: dass da irgendwann irgendwas in Richtung Beziehung entstehen könnte. Das sieht er sicher auch so. Zumindest diese Sache ist abgeschlossen, den Weg sind wir schon gegangen und er hat sich ganz offensichtlich als falsche Richtung herausgestellt.
 

Eine nicht zu verachtende Möglichkeit wiederum wäre, dass nicht mal er selbst weiß, was er will. Wäre nicht das erste mal. Und manchmal hat er durchaus solche Momente, in denen er sich spontan in irgendwas verrent. Womit wir wieder bei Option 2 wären, mit der ich ihm dann vielleicht sogar einen Gefallen tun würde.

Aber ehrlich gesagt sah es nicht danach aus, als ob er sich darüber nicht zumindest kurz Gedanken gemacht hätte.

Also ist auch das auszuschließen.

Die Gefahr daran, dass er es selbst nicht weiß, wäre, dass ich mich nicht darauf einstellen kann, weil es nichts gibt, worauf man sich einstellen könnte. An alle anderen Möglichkeiten könnte ich mich anpassen, das beste daraus machen oder irgendwo abbrechen, wenn ich denn mal rausgefunden hätte, was er will, aber das kann ich nicht, wenn er es selbst nicht weiß.
 

Schlussendlich bleibt als Pro für Option 1 die Tatsache, dass er es wollte. Dass ich ihn anrufe. Und dass ich es auch will.

Ich springe also ins kalte, dunkle Wasser der Ungewissheit, nur weil ich den Sprung will und das Eintauchen das einzige ist, dessen ich mir sicher sein kann.

So wird Option 2 auch ausgeschlossen. Ich kann das Spiel nicht abbrechen, nur weil ich nicht weiß, wie es verlaufen wird. Und wer weiß das schon jemals?
 

Allerdings habe ich für diese Entscheidung ganze drei Tage gebraucht. Drei Tage vor meinem Kühlschrank, an dessen Tür der zerknitterte Zettel mit den zittrigen Ziffern gepinnt ist, die ich nun sorgfältig in mein Handy eintippe, um ihn erstmal als Kontakt zu speichern.
 

Sein Name auf meinem Telefon lässt meinen Puls schlagartig in die Höhe schnellen. Irgendwie sieht es falsch aus. Wie etwas, was nicht mehr hier her gehört, was keinen Platz mehr in meinem Leben hat.

Es ist Jahre her, dass er einen Platz in meinem Telefonbuch hatte, dass ich ihn angerufen habe… Ich seufze. Als ob es einen Sinn hätte, jetzt noch deswegen in Selbstmitleid zu vergehen. Ich habe mich entschieden, ihn anzurufen, also mach ich das auch. Im nächsten Moment wird der grüne Hörer von meinem Finger bedeckt, meine Hand wandert mit dem mobilen Telefon wie selbstverständlich an mein Ohr, aber mein Puls rast plötzlich noch schneller.

Warum das denn jetzt? Es gibt doch gar keinen Grund, so aufgeregt zu sein.

Naja, außer der, dass ich immer noch nicht weiß, was er will.
 

Ich lasse mich auf einen der Küchenstühle fallen, während meinem Ohr permanent das Freizeichen ins Ohr piepst. Ein schreckliches Geräusch. Wer bitte hat sich das denn eigentlich ausgedacht? Bestimmt die Telekommunikationsindustrie, damit sie diese Freizeichenklingeltongedingse verkaufen können. Sowas sollten wir vielleicht auch mal rausbringen…

Aber für ein Handy klingelt es jetzt schon verdächtig lange. Mindestens das zehnte Tuten. Mein Blick wandert zur Uhr. Zwanzig vor sieben. Abends. Also irgendwelche Termine wird er jetzt ja wohl nicht mehr haben. Labelleute sind faul, die wollen ihren Feierabend.

Wehe er geht nicht ran. Ich hasse es, Leute mehrmals anrufen zu müssen, das hat was von Telefonterror. Gerade deswegen ruf ich normalerweise auch zu einigermaßen menschlichen Zeiten an.

Aber andererseits kann er ja auch nicht wissen, dass das meine Nummer ist, die da nachher sicher auf seinem Display als Zusatzinfo zu „Verpasster Anruf“ blinken wird. Warum also sollte er zurückrufen?

Noch fünf mal, dann verstummen die Töne, doch statt mich Ryos Stimme hören zu lassen, erzählt mir der allseits bekannte, weibliche Computer, dass der Teilnehmer zurzeit leider nicht erreichbar sei.

Freude.

Eine Weiterleitung zur Mailbox kommt erst gar nicht, offenbar hat er sie ausgeschaltet.

Seufzend drücke ich die Ansagen dieser ach so freundlichen Telefonsexstimme weg und gleich darauf landet mein Handy nicht gerade sanft auf meinem Küchentisch.
 

Wäre ja auch zu perfekt gewesen, wenn er gleich beim ersten Versuch drangegangen wäre.

Super, und was mach ich jetzt?
 

Am besten gar nichts, oder? Immerhin scheint er nicht auf meinen Anruf zu warten, sonst hätte er ja wohl drauf geachtet, ob sein Handy klingelt, oder nicht.

Ich nehm mich ganz schön wichtig, oder? Dass ich denke, dass er vor seinem Handy hockt und nur drauf wartet, dass ich anrufe. Das wird nie mehr so sein. Glücklicherweise, denn wir können beide unsre Zeit sicher sinnvoller nutzen, als auf Anrufe zu warten.

Zum Beispiel um an Songs zu feilen. Und genau das werde ich jetzt machen. Hatte ich sowieso vor.

Einen Moment lang überlege ich noch, ob ich mein Telefon überhaupt mitnehmen soll ins Wohnzimmer. Ich hasse es, wenn mich jemand aus den Songs rausklingelt. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass er anruft verschwindend gering. Dummerweise nicht gleich null, also schnappe ich mit seufzend das kleine Plastikteil und nehme es halt mit in die heiligen Hallen meiner Kreativität.
 

Nun ja, ganz mit rein durfte es dann doch nicht, denn dazu reist es mich zu sehr wieder raus, als es plötzlich losgeht und zu seiner eigenen Musik auf dem Tisch rumhüpft. Gekonnt fange ich es wieder ein und routiniert wandert es ohne einen weiteren Blick an mein Ohr, mein Daumen zielsicher auf der Annahme-Taste.

„Ja?“, maule ich genervt und noch ein bisschen benommen im Kopf in das kleine Teil. Mann, ich war grad kurz davor rauszufinden, was diesem Song noch fehlt! Warum hab ich dieses Ding nicht vorher zum Schweigen gebracht?!

Im nächsten Moment fällt mir der Grund dafür siedend heiß wieder ein. Oder besser gesagt, er nuschelt ein unsicheres „Akira?“, in mein Ohr. Merken für die nähere Zukunft: erst aufs Display schauen, das schont die Nerven.

„Ja…“, seufze ich leise, doch noch bevor ich mich entschuldigen kann redet er schon wieder weiter.

„Gut…“, da klingt aber einer verdammt erleichtert, „Ahm… stör ich? Dann kann ich auch später noch mal anrufen oder…morgen oder so…“, es hätte mich nicht gewundert, wenn er noch ein ‚oder gar nicht’ hintendran gehängt hätte. Anscheinend lässt er sich immer noch so leicht verunsichern wir damals… auch wenn er’s sich nicht mehr so sehr anmerken lässt, seine Stimme klingt eher fröhlich, aufgedreht, ich kann sein Lächeln förmlich hören. Und für einen Moment bin ich sogar versucht, einfach mal probeweise ‚ja’ zu sagen, aus irgendeinem Rachebedürfnis heraus, dass er nicht gleich drangegangen ist, oder zumindest weil er mich aus dem Song gerissen hat, aber ich lasse es. Er würde es sicher zu ernst nehmen.

„Nein, schon okay. Was gibt’s?“

„Naja… du hast angerufen…“, oh…ja schlau.

„Und du wolltest, dass ich anrufe.“, sind wir heute wieder nett. Aber ist doch so.

„Wir waren noch in ner Besprechung, deswegen konnte ich nicht dran gehen, tut mir leid…“, es tut ihm wirklich leid. Warum tut ihm das leid? Und warum erzählt er mir das jetzt? Es braucht mich ja eigentlich nicht zu interessieren, warum er nicht an sein Handy geht. Er ist eben beschäftigt, also geht er nicht ran.

„Ist ja gut, ich hätte es auch später noch mal versucht. Oder morgen.“, lächle ich leicht. Es hört sich wie ein normales Gespräch an, aber das ist es nicht. Es fühlt sich gezwungen an. Wir wissen beide, worum es eigentlich gehen sollte, aber einfach zum Thema zu kommen wäre wohl zu praktisch.

„Okay, wenn das so ist kann ich ja auch auflegen. Dann versuchst du’s noch mal und dann geh ich dran und dann musst du’s bezahlen.“, kichert er. Als wäre nie etwas gewesen. Als wären wir Freunde, als hätten wir ein Recht, so miteinander umzugehen. Aber das haben wir nicht, oder? Können wir einfach so tun, als wäre nie etwas passiert? Und was sollte das bringen?

„Ryo! Wehe du legst jetzt auf!“, du hast mich aus dem Song gerissen, dann bleibst du jetzt gefälligst auch dran!

„Nein, mach ich nicht. Was machst du denn grad?“, er will wissen, ob er mich wirklich nicht stört.

„Nichts wichtiges.“, und ich will ihm nicht sagen, dass er es tut.

„Was heißt nicht wichtig?“

„Ist nichts von den Dingen, die man erledigt haben müsste, wenn morgen die Welt untergehen würde.“, wobei, wenn ich das genauer überlege, wäre es schon irgendwie schade sterben zu müssen, ohne je den Song ganz gehört zu haben. Und sei es nur in meinem Kopf. Aber Ryos Anruf ignoriert zu haben würde ich wahrscheinlich noch mehr bereuen.

„Na dann. Morgen hab ich aber leider keine Zeit und heute abend will ich nur noch in mein Bett… Also was hältst du von nächsten Samstag? In der Hoffnung, das die Welt bis dahin noch nicht untergegangen ist.“

„Nächsten Samstag?“, was ist nächsten Samstag? Was hat der nächste Samstag mit morgen, dem Weltuntergang, meinem Song und Ryos Müdigkeit zu tun? Sind wir schon beim Thema?

„Kaffe trinken? Um drei… im CeshireCat?“, okay wir sind beim Thema.

„Warte, lass mich nachschaun…“, ja, ich weiß nicht auswendig, ob ich nächsten Samstag um drei Zeit hab ins Ceshire zu kommen. Die Tatsache, dass wir uns einfach so auf ein Café verständigen können, dass wir beide sehr gut kennen, macht das ganze nicht gerade besser. Irgendwie sollte das anders sein. Findet jedenfalls mein Kopf.

„Ja klar, kein Problem…wenn’s nicht passt können wir auch wann anders gehen…ich dachte nur am Wochenende ist ganz gut so…“, unter seinen Erklärungen laufe ich in die Küche – da müsste der Timer nämlich sein, der mir sagt, ob ich am Samstag um drei Zeit hab. „Wir können auch woanders hin, wenn du willst…“

„Nein, Ceshire ist schon okay, warte, ich hab’s gleich…“, versuche ich ihn daran zu hindern, noch mehr Vorschläge zu machen, während ich in dem kleinen Buch auf Samstag vorblättere. Wow, das ist ja schon im neuen Jahr…so schnell vergeht die Zeit. Immerhin strahlt mich da eine leere Seite an. Na wenigstens etwas, das heute klappt! „Samstag um drei, ich schreib’s mir auf, okay?“, sobald ich nen Stift find…

„Aber nur, wenn die Welt nicht untergeht.“, unglaublich, mit wie viel Ernst er so was sagen kann.

„Wenn doch, treffen wir uns einfach im Nirvana.“, guter Plan.

„Find ich gut… sag mal darf ich deine Nummer eigentlich speichern?“, werd einer schlau aus diesem Mann. Erst redet er mit mir, als wäre alles klar zwischen uns und dann fragt er so was! Wie soll ich denn da bitteschön durchblicken?

„Klar darfst du.“

„Okay, danke… also falls was dazwischen kommen sollte, ruf ich an, ja?“

„Mach das.“, nicke ich, auch wenn er das Nicken nicht sehen kann.

„Also dann … bis Samstag…“, das ging jetzt aber schnell. Gut, er ist müde, hat er ja angedeutet.

„Okay, bis dann…“

„Ich freu mich.“, lächelt er noch schnell – ja man kann sein Lächeln hören! – und schon ist die Leitung tot. Und ich starre mal wieder ratlos das Telefon an. Warum werd ich nur nicht schlau aus ihm? Was ist das für eine Art von Beziehung, in der wir im Moment zueinander stehen?

Auf der einen Seite gibt er mir immer wieder das Gefühl, als hätte es diese fünf Jahre des Schweigens nie gegeben, auf der anderen Seite wiederum wirkt er manchmal so erschreckend unsicher mir gegenüber, als hätten wir uns gerade erst kennen gelernt.

Irgendwie ist es ja normal, dass unser Verhältnis nach der Trennung und fünf Jahren Funkstille nicht gleich wieder so eindeutig und klar zu definieren ist aber… wenn ich wenigstens wüsste, worauf er hinaus will…
 

…wenn ich dich doch nur verstehen könnte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-12-11T07:39:09+00:00 11.12.2009 08:39
woa hey, ich kann kommentar schreiben xD
du hast akira wieder mal meinen vorstellungen getrofen *_*
er is so schoen..fies xDD haha. bei manchen selllen musste ich voll lachen
... ich finde ja, du schreibst aus akiras sicht toll!
un ryo is wirklich nich ukig, er is schoen normal :) ich mag ihn * 3*
bzw ich mag deine FF immer mehr!!*0*
Von:  Yusuke
2009-12-10T21:56:52+00:00 10.12.2009 22:56
*huuuuuuuuuuuuuuuuuuust*
den hier bekommst du nur, damit sich die anzahl um eines erhöht... bei den kommis...
weil eigentlich hast du dazu schon einen ausfühlichen bekommen... in irgendeiner ens O.o''
das schreib ich nicht alles nochmal~~~~~ wobei ich könnte ihn suchen...
aber nee~ XD'''
...
[ich hab das ausgedruckt und alles markiert und schön interpretiert... und das mach ich beim nächsten nochmal... aber zwei unterschiedliche kommis bekommst du nimma XD''']
ich würde mich ja eh wiederholen O.o''
...
hmmm.... hmmm.... öhm... ich mag es immer noch XD kann ichnur sagen... und ich liebe aki~~ auch wenn er gerade etwas fies ist...
egal^^''

<3
Von:  PonPonPanda
2009-12-09T20:22:29+00:00 09.12.2009 21:22
soooo... und endlich bin auch ich dazu gekommen, diese schöne FF weiter zu lesen ^^~
und ich sage zunächst, nein, ich finde Ryo nicht zu ukig! >___< (ich glaub, das geht kaum xD)
und JA! DIESES KAPITEL IST WUNDERVOLL, WIE ALLES, DAS DU SCHREIBST!
so!
um dein selbstvertrauen mal wieder ein wenig aufzupolieren *smile*
*polier*
du kannst es dir nämlich leisten, stolz auf deinen stil, deine art zu schreiben zu sein!

schreib bitte weiter <3~
*kissu*


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