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ein BÖSER (?) draco malfoy

DM/HP
von

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Nächliches Fliegen

Meine Finger glitten über das raue Holz.

„Verdammt.“

Wütend starrte ich in den Regen. Dort flog Potter auf seinem beschissenen Besen triumphierend Runden um das Quidditchfeld. In seiner rechten Hand blitzte der goldene Schnatz. Ich sah wie seine Flügel verzweifelt zwischen den Fingern des Suchers flatterten. Eine Szene, so richtig zum Kotzen.

„Potter!“, knurrte ich und drehte mich um. Das musste ich mir wirklich nicht antun. Der tolle Potter hatte mal wieder den Sieg für Gryffindor geholt. Saint Potter! Jetzt würden sie ihn wieder alle in den Himmel loben und ich? Ich dufte mir im Gemeinschaftsraum wieder die Sprüche anhören.

Ich schlug mit der Faust gegen das Holz der Tribüne und lief dann die Treppen hinunter. Verfluchen sollte man die ganze Welt.

„Draco!“

Nicht die auch noch. Ich machte keine Anstalten stehen zu bleiben. Mit gleich bleibenden Schritten lief ich auf den Ausgang des Quidditchstadions zu.

„Hey Draco, jetzt warte doch mal!“

Ich würde nicht auf sie warten. Wenigstens diese Qual wollte ich mir ersparen. Potter nervte ja schon zur Genüge, da musste ich mir nicht auch noch freiwillig Parkinsons dummes Gequatsche antun.

„Lass mich in Ruhe.“

„Aber es ist wichtig Draco.“

Ich ballte meine Fäuste. Wollte sie es nicht verstehen?

„Nichts ist im Moment wichtiger, als dass ich meine Ruhe haben will und jetzt verschwinde.“

„Aber Draco…“

„Lass mich in Ruhe!“

Ich spürte, wie meine eigene Stimme kalt aus meinem Mund drang. Meine rechte Hand ballte sich zu einer Faust und ich biss die Zähne zusammen. Ich musste mich beherrschen. Kalt, aber nicht wütend. Das war der feine Unterschied zwischen mir und diesen ganzen anderen gefühlsduseligen Leuten an dieser Schule. Beherrschung statt Gefühle. Das hatte mir mein Vater schon früh beigebracht. Genau wie es weder Gut und Böse gab. Nur Macht. Macht – diejenigen, die danach streben und diejenigen, die zu schwach dafür sind. So hatte ich es seit meiner Kindheit gelernt.

Ich drehte mich nach Parkinson um und starrte sie kühl an. Da war sie, die Macht. Ich spürte, wie Parkinson förmlich unter meinem Blick zusammen schrumpfte. Ich strich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht und zog eine Augenbraue hoch. Kalt lächelte ich.

„Du nervst Parkinson. Ich will dich heute nicht noch einmal sehen. Du weißt was passiert, wenn ich deinen Eltern schreibe, dass du mich – verärgert hast.“

Damit spielte ich meinen Triumph aus. Mit Macht konnte man eben alles erreichen. Und ich – ich hatte Macht über Parkinson.

„Tut mir leid, Draco!“, flüsterte sie mit dünner Stimme und sah zu Boden.

Zufrieden hob ich den Kopf, rümpfte angewidert von ihrer Unterwürfigkeit die Nase und wand mich dann wieder dem Schloss zu. Ich hörte jetzt schon, wie sich hinter mir langsam die triumphierenden und feiernden Gryffindors näherten. Schnell beschleunigte ich meine Schritte, erreichte das Schloss vor ihnen und wand mich nach links zu den Kerkern. Auf den Anblick des mit sich äußerst zufriedenen Potters konnte ich dankend verzichten.

Als ich den Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum erreichte, kam mir Montague entgegen.

„Hey Draco, hab gehört Dumbledores Lieblinge haben schon wieder gewonnen.“

Er sah mich scharf an.

„Ich erwarte das nächste Mal von dir, dass du den Schnatz vor Potter schnappst. Habe keine Lust wieder auf so eine Blamage. Man sollte doch meinen, du als Reinblüter wärst besser als dieser Muggelfreund.“

Ich starrte kalt an ihm vorbei, antwortete nicht, sondern biss mir nur auf die Zunge. Niemand musste mir sagen, dass ich eigentlich besser sein sollte als Potter. Nein, nicht sollte. Ich WAR besser.

„Gut, kann ich jetzt endlich in den Gemeinschaftsraum. Habe keine Lust hier ewig rumzustehen, nur weil ein Troll wie du mir den Weg versperrt.“

Montague machte einen bedrohlichen Schritt auf mich zu. Ich zuckte mit keiner Wimper, sondern bedeckte ihn nur mit einem kalten Blick.

„Pass auf was du sagt, Malfoy! Ich bin hier immer noch der Kapitän. Ein falsches Wort und du fliegst.“

„Ach ja, ich glaube, du vergisst, wer ich bin. Drohe mir noch einmal und dein werter Vater verliert seinen Posten im Ministerium. Jetzt kriegst du Angst, nicht wahr? War es nicht so, dass er nur durch meinen Vater die Stelle bekommen hat?“

Ich beobachtete zufrieden, wie sich Montagues Gesichtszüge veränderten. Wie Parkinson eben hatte ich ihn völlig in der Hand. Ohne ihn weiter zu beachten, beschäftigte ich mich mit meinen Fingernägeln.

„Ist es nicht ungünstig, wenn einem so leicht gedroht werden kann? Und jetzt lass mich endlich durch.“

Er trat schnell einen Schritt beiseite. Ich zischte das Passwort „Todesser“ und schlüpfte dann durch den Spalt, der sich in der Wand aufgetan hatte. Sofort stand ich im Gemeinschaftsraum der Slytherins. Er war völlig in das grüne Licht des Sees getaucht.

Doch im Moment war es das Letzte, wofür ich mich interessierte. Das Quidditch-Spiel heute hatte meine Stimmung versaut, auch wenn die kleinen Machtspiele mit Parkinson und Montague schon etwas amüsant gewesen waren.

Langsam ließ ich meinen Blick durch den Gemeinschaftsraum schweifen.

„Porkin!“, zischte ich den kleinen Zweitklässler an, der gerade auf dem Sofa saß und über einen Witz seines Freundes lachte. Als er meine Stimme hörte, verstummte er augenblicklich, zuckte zusammen und drehte sich langsam zu mir um.

„Bring einen Tee. Und beeil dich!“

Die grünen Augen des Zwergs weiteten sich. Er nickte und sprang dann auf, um blitzschnell zu verschwinden. Ich starrte ihn mit einem eiskalten Blick hinterher.

„Draco, lass doch mal den kleinen Steve Porkin in Ruhe.“

Ich hörte die ruhige Stimme meines besten Freundes hinter mir. Bester Freund? Nun ja, Blaise war wohl derjenige, den ich am ehesten als solchen bezeichnen konnte und wollte. Ihn kannte ich seit meinem ersten Jahr in Hogwarts, er war mir intellektuell fast – ich betone FAST – ebenbürtig und er ließ sich nicht einfach von mir einschüchtern, was ihm ein Stück Respekt meinerseits einbrachte. Trotzdem. Das Wort ‚Freund’ war noch zu viel gesagt.

„Und wieso sollte ich ihn in Ruhe lassen? Es macht Spaß seinen persönlichen kleinen Hauselfen an der Schule zu haben.“

Ich schenkte Porkins, der mir mit halbängstlichem, halb ehrfürchtigem Blick in den Augen meinen Tee reichte, ein eiskaltes Lächeln.

„Er ist kein Hauself, Draco, falls du das vergessen hast.“

Er griff nach meinem rechten Arm und zog mich in Richtung Kaminfeuer, wo er mir andeutete auf einem der freien Sessel Platz zu nehmen.

„Außerdem kann er nichts dafür, dass er genauso grüne Augen hat wie unser herzallerliebster Harry“, raunte er mir aus dem Mundwinkel entgegen.

Ich prustete in meinen Tee.

„Bitte was?“

„Nun ja, du kannst nun wirklich nicht leugnen, dass du dir ausgerechnet den kleinen Steve als persönlichen Sklaven rausgesucht hast, weil er gewisse Ähnlichkeiten mit Potter hat.“

Blaise lehnte sich zufrieden lächelnd in seinem Sessel zurück. Ich zerbrach mir währenddessen den Kopf darüber, wie ich ihm antworten sollte.

„Und wenn es so wäre?“

Schwache Antwort, Draco. Doch ich hatte nichts Besseres gewusst. Während ich auf Blaise' Erwiderung wartete, strich ich mit dem Zeigefinger meiner rechten Hand das Muster auf der Teetasse nach. Eine kleine Schlange, die sich um einen Zauberstab wand.

„Es ist so. Und ich sage es dir nur noch ein einziges Mal. Lass deine Wut an Potter persönlich aus und nicht an den kleinen Slytherins.“

Meine Finger verkrampften sich um die Tasse. Das würde ich ja gerne, doch Potter schien es in letzter Zeit ziemlich egal zu sein, was ich zu sagen hatte. Er ignorierte mich entweder völlig oder schenkte mir nur ein herablassendes Lächeln. Dieser arrogante…

Die Tasse in meiner Hand gab mit einem leisen Knack nach und der heiße Tee floss mir über die Finger.

„Au verdammt!“

Ich zückte meinen Zauberstab.

Reparo!

Sofort setzte sie sich wieder zusammen und ich stellte sie mit einem Schlenker meines Zauberstabs auf dem Tisch ab. Dann entfernte ich auch noch den Tee und stand auf.

„Ich gehe jetzt essen!“, verkündete ich und verließ den Gemeinschaftsraum.

„Du…!“

Ich ignorierte Blaise, der anscheinend hinter mir vom Sofa aufgesprungen war, um mich aufzuhalten. Ich wand mich nicht nach ihm um, sondern verließ allein den Gemeinschaftsraum.

Wütend über Potter, lief ich durch die Kerker. Dass ich jemanden anrempelte, ignorierte ich völlig. Ich hörte hinter mir einen dumpfen Laut. Die Kleine, die ich eben umgerannt hatte, war vermutlich hingefallen.

Mit schnellen Schritten lief ich die Treppen hoch, wand mich dann nach links und blieb abrupt stehen. Potter und Weasley kamen lachend von der anderen Seite auf mich zu. Ehe sie mich bemerkten, machte ich einen schnellen Schritt hinter die nächste Säule. Das fehlte mir noch. Potter!

Kaum war ich verschwunden, drangen auch schon ihre Stimmen an mein Ohr. Ich versuchte verzweifelt wegzuhören.

„…echt gedacht, dass sie euch damit rein legen würden!“, schnappte ich den letzten Teil des Satzes auf, bevor Weasley in ein unheimlich pubertäres Kichern ausbrach. Die beiden blieben vor meiner Säule stehen, um sich erst einmal wieder zu beruhigen.

„Und…u- und…“, brachte Potter japsend hervor, „d- du hättest Snapes Gesicht sehen sollten, als ich den Schnatz direkt vor seiner übergroßen Nase gefa…!“

Der Rest des Satzes ging in Weasleys Kichern unter.

Ich drückte währenddessen meine Faust gegen den kalten Stein. Potter und Weasley… wie konnten sie es wagen? Während ich mir auf die Lippen biss, setzten die zwei ihre Unterhaltung fort.

„Hey, Mann, jetzt müssen wir Slytherin aber echt platt machen im nächsten Spiel.“

Ich sah wie Weasley Potter einen Stoß in die Rippen versetzte und seinen Freund angrinste.

„Als ob das ein Problem für uns wäre. Du hast den Schnatz doch schon gefangen, bevor Malfoy überhaupt das Gleichgewicht auf seinem Besen gefunden hat.“

Das reichte!

Mit der Faust schlug ich kurz gegen die Säule; ein Schmerz durchfuhr meine Hand; ich zwang mich zu einem eiskalten Lächeln und schob mich dann in das Blickfeld der beiden.

„Ach ja, Wiesel? Wenigstens sehe ich auf meinem Besen nicht so aus, als würde ich versuchen Luft zu fangen.“

Schon lief er rot an und seine Hand tastete nach dem Zauberstab, besann sich dann aber und ballte sich nur zu einer Faust.

„Wenigstens tun wir nicht so, als wären wir unfähig zu spielen, um zwei der anderen Mannschaften reinzulegen.“

Ich spürte, wie Potter mich von oben bis unten musterte. Dann bahnte sich ein Grinsen auf sein Gesicht.

„Obwohl, ich glaube, ihr müsst nicht mal so tun. Ihr seid es wirklich. Komm Ron.“

Er zog Weasley am Ärmel des Umhangs und die beiden verschwanden in der großen Halle. Ich blieb zurück und starrte ihnen wütend hinterher.

Das meinte ich!

Ich rieb meine immer noch von der Säule schmerzende Hand, während ich innerlich Potter verfluchte. Dieser Idiot knallte mir einen Satz an den Kopf, grinste unverschämt und verschwand. So machte die ganze Sache überhaupt keinen Spaß mehr!

Mit Giftblicke durchlöcherte ich die Eingangstür zur Großen Halle.

„Mr. Malfoy, was stehen Sie hier so sinnlos herum? Wenn Sie essen wollen, dann machen Sie gefälligst hier Platz und verschwinden Sie in die Große Halle.“

Die scharfe Stimme McGonagalls drang an mein Ohr.

„Ich wollte nur…“

„Er hat nur auf mich gewartet.“

Blaise drängelte sich an ihr vorbei und zog mich mit sich weiter. Als wir die Große Halle betraten und am Gryffindortisch vorbei liefen, spürte ich Potters und Weasleys Blicke im Nacken. Mit einer schnellen Handbewegung in den Nacken, versuchte ich das Gefühl loszuwerden. Als Blaise und ich uns schließlich setzen, spürte ich immer noch dieses seltsame Kribbeln. Schnell drehte ich mich um und durchbohrte Potter mit meinen Blicken. Er zog die Augenbrauen hoch, zog Weasley zu sich herum, so dass auch dieser den Blick von mir wand und begann dann schnell zu flüstern. Ich runzelte die Stirn.

„Draco!“

„Was?“, fauchte ich und funkelte Blaise an.

„Lass es endlich.“

Ohne ihn zu beachten, griff ich nach meiner Gabel und spießte ein Stück Huhn an. Während ich es auf meinen Teller verfrachtete und Erbsen dazu schaufelte, seufzte Blaise.

„Potter ist nun wirklich nicht so wichtig, dass man wegen ihm Stimmungsschwankungen haben muss!“

Ich knallte meine Gabel neben den Teller.

„ICH HABE KEINE STIMMUNGSSCHWANKUNGEN WEGEN…Potter!“, das letzte fügte ich leise und mit einem warnenden Zischen in meiner Stimme hinzu.

„Wenn du noch ein bisschen lauter schreist, weiß es dann auch die ganze Halle“, erwiderte Blaise ohne auf mein Zischen einzugehen. Ruhig schob er sich ein paar Erbsen in den Mund.

„Es macht mich einfach wahnsinnig, dass ich meine Wut nicht mehr an ihm auslassen kann. Er ignoriert mich völlig. Oder…“, ein Kartoffel fand den Weg in meinen Mund, „ehr schaud… mich vong oen herhab an.“

„Draco, das ist eklig.“

Ich stutzte, besann mich dann schnell darauf, dass ich ein Malfoy war und nicht mit vollem Mund sprechen sollte und schluckte die Kartoffel herunter.

„Blaise! Ich bin ein Malfoy! Ich lasse mich nicht so von oben herab behandeln. Schon gar nicht von… von diesem Potter.“

Ich machte eine unwirsche Bewegung mit der Hand. Blaise legte den Kopf schief.

„Vielleicht ist Potter einfach nur ein bisschen erwachsen geworden. Mensch Draco, du regst dich drüber auf, dass Potter sich nicht mehr mit dir zankt wie ein kleines Kind! Du solltest dich mal hören!“

Ich sollte mich hören?

„Er ist überhaupt nicht erwachsen geworden! Du hättest ihn mal vorhin hören sollen, wie er mit dem Wiesel rumgekichert und sich über uns lustig gemacht hat.“

Nun wurde er doch hellhörig.

„Da kommen wir der Sache doch näher. Was ist denn vorhin passiert?“

„Sie haben uns unterstellt, wir hätten uns vor dem Spiel heute nur gedrückt, dass unser Hüter und die Treiber überhaupt nicht außer Gefecht wären.“

Ich verschränkte die Arme.

„Und?“, Blaise klang nun doch gelangweilt, „Das stimmt ja auch. Und es war deine Idee. Du hattest keine Lust heute in strömendem Regen und in dieser Eiseskälte zu spielen. Deswegen haben wir den dreien Kotzpastillen untergeschmuggelt.“

„Aber…“

„Nichts aber, Draco. Du bist einfach nur sauer, weil Potter nicht mehr deinen kleinen Gummiball spielt, den du nach Belieben rum schubsen und dich mit ihm streiten kannst.“

Zum Glück fand ich meine Selbstbeherrschung wieder, ehe ich Blaise meine Gabel an den Kopf werfen konnte, sonst hätte er jetzt eine genauso hässliche Narbe an der Stirn wie Potter.

„Du machst mich krank!“, zischte ich ihm zu und stand auf, ohne einen weiteren Bissen nach der Kartoffel gegessen zu haben.

„Ich gehe schlafen, wehe du kommst mir nach.“

Meine Worte mussten Eindruck hinterlassen haben. Er machte keine Anstalten mir zu folgen. Dafür taten es die Blicke einiger meiner Mitschüler.
 

Mit einer ziemlich uneleganten Bewegung ließ ich mich immer noch voll bekleidet auf mein Bett fallen. Die Kissen gaben unter mir nach und ich sank in den weichen Stoff. Langsam ließ ich meine Wange auf den kühlen grünen Bezug sinken.

Mein Bett stand mit der rechten Seite an der Wand. Seltsam grünliches Licht drang wie im Gemeinschaftsraum durch zahlreiche kleine Glasrombusse, welche den Blick auf den See freigaben. Wie Diamanten. Ich atmete tief ein, schloss die Augen und öffnete sie dann wieder. Die Ruhe war unbeschreiblich. Völlig allein in den Tiefen des Sees.

Ich strich mit den Fingern über das Glas und lächelte gequält. Ich würde es zwar nie zugeben, aber so allein im Schlafsaal, konnte ich schon manchmal vergessen, dass ich ein Malfoy war. Dass ich eine Würde zu bewahren hatte, dass ich Gryffindor hassen, Slytherin lieben und mich dem Dunklen Lord verpflichten musste.

Ich seufzte. Während ich in den See hinaus starrte, kam mir das alles so bedeutungslos vor. Gut, Böse, Macht, alles was mein Vater mir seit meiner Geburt eingebläut hatte, verschwamm vor meinen Augen. Eine Träne rollte mir die Wange hinunter, während ich gedankenverloren immer noch über das kalte Glas strich. Wie Diamanten.

Plötzlich schoss ein schwarzer Schatten an dem Glas vorbei. Ich schreckte zurück und starrte eine Weile in den See. Dann, wütend über mich selbst, strich ich die Träne weg und zog mir die Decke über. Wie konnte ich so einen Blödsinn überhaupt denken? Natürlich würde ich mich dem Dunklen Lord verpflichten, einen Platz in der Reihe der Todesser einnehmen und Potter und das ganze Schlammblutpack bekämpfen. Ich schüttelte den Kopf. Wie konnte ich überhaupt daran zweifeln?

Mit einem lauten Krachen ging die Tür auf.

„Hey Draco, schläfst du schon?“

Ich warf die Decke von mir.

„Danke Goyle, jetzt nicht mehr.“

„Oh.“

Ich sprang aus meinem Bett und widmete Goyle einen eiskalten Blick.

„Oh, schlechte Laune, Draci?“

„NENN MICH NICHT SO.“

Die Schärfe meiner Stimme schnitt eiskalt durch die Luft. Ich sah, wie Goyle einen Schritt zurück tat, um aus meiner Reichweite zu gelangen. Ich griff nach meinem Zauberstab, brachte mit einem Schlenker mein Bett in Ordnung und drehte mich dann wieder zu Goyle um.

„Du willst mich doch nicht etwa verhexen?“

Ich ignorierte das Zittern in seiner Stimme und warf einen Blick auf meine Uhr.

„Ich gehe raus.“

Eigentlich waren es nur noch zwanzig Minuten bis zur Sperrstunde, doch ich schnappte dennoch meinen Besen und verließ den Schlafsaal. Der Gemeinschaftsraum füllte sich langsam.

„Hey Draco Schatz, wo willst du denn hin?“

Ich vernahm Parkinsons Stimme von ziemlich weit weg.

„Schatz?“, rief sie noch einmal, als ich ihr keine Beachtung schenkte, doch da war ich schon raus. Die kühle, feuchte Luft des Kerkers schlug mir entgegen. Kurz blieb ich stehen, besann mich dann doch und rannte in Richtung Treppen, um mein Vorhaben weiter in die Tat umzusetzen. Als ich den Eingangsbereich des Schlosses erreichte, fühlte ich mich seltsam beobachtet. Doch als ich mich umschaute, sah ich niemanden. Ich zog eine Augenbraue hoch, beschloss, dass ich mich wohl getäuscht haben musste und stieß schnell die große Tür in Richtung Ländereien auf. Ich rannte noch ein paar Meter in Richtung Wald, bevor ich mich auf meinen Besen schwang und vom Boden abstieß.

Die eiskalte Novemberluft schlug mir ins Gesicht. Ich schloss die Augen. Die Kälte war keinesfalls störend, im Gegenteil. Sie brannte mir im Gesicht und ich spürte, wie meine Gedanken um meinen Vater, den Dunklen Lord und Potter verschwanden. Ich konzentrierte mich völlig auf den Flug. Immer schneller schraubte ich mich in die Luft, nur um sogleich wieder in einen atemberaubenden Sturzflug über zu gehen. Kurz vor dem Boden riss ich meinen Besen hoch, preschte gut dreißig Zentimeter über der Erde entlang, bevor ich dann abbremste und so tat, als würde ich mit den Fingern den kleinen goldenen Schnatz umklammern.

Während ich meine geballte Hand betrachtete, zerzauste der Wind meine Haare, trug die Gedanken, die mich eben noch im Schlafsaal gequält hatten weit, weit weg. Ich entspannte meine Hand, die bis eben noch den kleinen, unsichtbaren Schnatz umklammert hatte und schloss die Augen. Ich spürte, wie der Wind sich etwas legte und die Gedanken zurück in meinen Kopf kamen.

Leise hörte ich die Stimme meines Vaters: „Es ist eine Ehre, Draco. Nächsten Sommer ist es dann so weit und du kannst deiner Bestimmung nachgehen. Denk immer daran, was es für eine Ehre für die Familie ist!’ Das waren seine letzten Worte gewesen, bevor ich im September in den Zug eingestiegen war. Seine Augen hatten aufgeregt geleuchtet und ich hatte ihm zugenickt, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich genau die gleiche Aufregung spürte, wenn ich nur daran dachte, dass ich bald auch in die Reihen der Todesser gehören würde. Und ich hatte nicht gelogen. Das hatte ich schon immer gewollt. Schon seit mein Vater mir erklärt hatte, dass das meine Bestimmung war.

Ich stieß mich erneut vom Boden ab.

Ich wollte es so. Schon immer. Die ganzen Schlammblüter waren es nicht wert. Und Potter. Saint Potter. Dieser arrogante Mistkerl. Ich würde den Dunklen Lord unterstützen. Es war völlig richtig so zu handeln. Schon immer hatte die Familie Malfoy das getan. Es war meine Pflicht.

Als ich aufblickte, sah ich entsetzt, dass ich viel zu weit in Richtung des Waldes geflogen war. Schnell beschleunigte ich meinen Besen und setzte in einem Spurt den Weg zur Schule zurück. Mit einem Sturzflug landete ich etwa hundert Meter entfernt im Gras, zog meinen Umhang zurecht, versuchte noch die vom Wind zerzausten Haare zu glätten und lief mit großen Schritten auf das Schloss zu.

„Warum habt ihr heute nicht gespielt?“

Erschrocken fuhr ich herum. Ich hatte doch niemanden gesehen, während ich gelandet war.

„Potter“, zischte ich, als ich ihn sah. Mit einem selbstgefälligen Grinsen stand er nur wenige Meter von mir entfernt. In seiner Hand diesen bescheuerten Umhang.

„Ich weiß, wie ich heiße.“

Ich verengte die Augen zu Schlitzen.

„Haha, sehr komisch.“

Er ging nicht auf das ein, was ich eben gesagt hatte.

„Wieso habt ihr heute nicht gespielt?“, fragte er erneut.

„So wie du eben geflogen bist, hättest du doch ruhig spielen können.“

Ich wurde rot. Nun ja. Ich spürte jedenfalls, dass mir das Blut in die Wangen schoss. Nach außen hin wurde ich höchstens etwas rosa.

„Du hast mir zugesehen?“, fragte ich wütend und ballte die Fäuste.

Potter zuckte mit den Schultern und bedachte mich schon wieder mit einem arroganten Blick.

„Eigentlich wollte ich Hagrid besuchen, doch als ich dich dann in dem Sturzflug auf die Erde zurasen sah, dachte ich, es wäre klüger abzuwarten, ob du dich umbringst.“

Bitte was? Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu, so dass wir nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt waren. Er war etwas kleiner als ich, nicht viel.

„Du wolltest mir zusehen, wie ich mich umbringe?“

Ich zog scharf die Luft ein. Dann zog ich eine Augenbraue hoch und machte ein spöttisches Gesicht.

„Schade nur, dass ich das nie vorhatte. Tut mir leid, Potter. Den Gefallen tu ich dir nicht.“

„Ich wollte nicht zusehen, wie du dich umbringst. Ich hätte dich in den Krankenflügel gebracht, wenn dir was passiert wäre.“

Dann machte er einen Schritt zurück. Ich zog meine Augenbraue noch etwas hoch.

„Soll ich mich jetzt bei dir bedanken?“

Als keine Antwort kam, fuhr ich fort.

„Irgendwann wirst du deine Heldennummer mal noch bitter bereuen, Potter.“

„Das werden wir ja sehen, Malfoy.“

Ich hörte die Härte seiner Stimme. Kurz starrten wir uns verbissen an. Ich spürte, wie in Potters Blick die Feindschaft der ganzen Jahre mitschwang. Dann drehte er sich um.

„Du bist es echt nicht wert.“

„Was?“

Ehe ich nachdenken konnte, hatte ich nach meinem Zauberstab gegriffen und ihn auf Potter gerichtet.

„Dreh dich um und sag mir ins Gesicht, was dein Problem ist. Sei ein Mann, verdammt und lauf nicht die ganze Zeit weg!“

Ich hatte es fast nicht gesehen, so schnell hatte er sich zu mir umgedreht. Auch er hielt seinen Zauberstab auf mich gerichtet.

„Was mein Problem ist? Du hast ein Problem. Du mit diesen ganzen widerwärtigen Todessern. Schließt euch blind Voldemort an, tötet aus Sinnlosigkeit. Wer will da schon dazu gehören? Das macht mich krank. Du bist es echt nicht wert!“

Impedimenta!

Protego!

Mein Lähmzauber prallte an Potters Schutzschild ab. Dann herrschte Stille. Ich spürte Potters Abscheu in seinem Blick und versuchte ihn ebenso abwertend anzusehen. Meine Hand zitterte. Ich wollte ihn verhexen. Ihm heimzahlen, was er gerade eben über mich gesagt hatte.

Rictusempra!“, startete ich einen erneuten Versuch. Ehe ich zu Ende gesprochen hatte, wehrte Potter diesen erneut ab.

Ich spürte, wie sich meine Augen vor Wut verengten. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich?

„Wehr dich du Feigling!“

Ich konnte es nicht ertragen, wie er dastand, meine Zauber nur abwehrte und darauf wartete, dass ich irgendwas tat. Auf was wartete er denn?

„Ich bin es leid!“, schrie ich ihm entgegen.

„Greif mich doch endlich an! Relaschio!

Wieder ein Schwenker, wieder abgewehrt. In mir begann es zu brodeln. Was hatte der Kerl vor?

„Können wir jetzt aufhören mit dem Kinderkram?“

Potters Stimme kam so plötzlich, dass es mich etwas schockte. Kinderkram?

„Verhalt dich einfach wie ein Mann, Potter. Wehr dich!“

Expelliarmus!

Sein Entwaffnungszauber kam plötzlich und ich hatte nicht mit einer Gegenwehr von ihm gerechnet. Mir flog der Zauberstab aus der Hand. Völlig perplex über sein doch plötzliches Handeln starrte ich Potter an.

Pertrificus Totalus!

Meine Hände schnappten an meinen Körper und ich klappte wie ein Taschenmesser nach hinten um. Dann sah ich Potter über mir stehen. Er hob seinen Zauberstab, richtete ihn auf mich und ich spürte, wie ich vom Boden abhob. Immer noch gelähmt wurde ich von Potter ins Schloss geführt. Mein Blick war immer noch nach oben gerichtet. Wo führte er mich hin? Voller Panik dachte ich, er würde mich in den Gryffindorgemeinschaftsraum führen. Na da wäre ich der Lacher. Wäre ich nicht gelähmt gewesen, hätte meine Faust gezittert. Dass ich keinen Zauberstab hatte, war mir im Moment egal. Ich wollte Potter fertig machen.

Plötzlich blieben wir stehen und Potter ließ mich herunter. Ich spürte ein weiches Bett unter mir. Als ich meine Augen etwas nach rechts bewegte, erhaschte ich einen Blick auf weiße Vorhänge. Der Krankenflügel!

„Werde endlich vernünftig, Malfoy.“

Es war nur ein leises Murmeln. Dann hörte ich Schritte und eine Tür wurde geräuschvoll geschlossen. Gleich darauf ging das Licht an.

„Ist hier jemand?“

Die Stimme von Madam Pomfrey ließ mich aufatmen. Gleich würde ich von dem Fluch befreit sein.

„Mr. Malfoy!“

Nach einer kurzen Schrecksekunde hob sie dann endlich ihren Zauberstab: „Finite Incantatem!

Ein leichtes Prickeln durchfuhr meinen Körper. Ich spürte, wie sich meine Muskeln lösten.

„Wo ist er hin?“

Wütend schwang ich meine Beine aus dem Bett, griff nach meinem Zauberstab, den Potter auf den Nachttisch gelegt hatte und setzte dazu an aus meinem Bett zu springen.

„Na, na wo wollen Sie denn hin?“

Madam Pomfrey drückte mich entschieden zurück in die Kissen.

„Jetzt erklären Sie mir erstmal, wie Sie hier her gekommen sind.“

„Ich…“

Meine Stimme stockte. Was sollte ich ihr erzählen? Dass ich während der Sperrstunde auf dem Quidditchfeld ein paar Runden gedreht, mich danach mit Potter duelliert, verloren und mich Saint Potter ganz heldenhaft hier hoch getragen hatte? Nein. Das wäre eine Demütigung.

„Ich… ich weiß es nicht,“ sagte ich stattdessen, griff mir an den Kopf und tat so, als würde ich mich nicht mehr erinnern können.

„Nun Mr. Malfoy, dann verschwinden Sie wohl jetzt besser zurück in Ihren Schlafsaal.“

Ich nickte, den Zauberstab noch in der Hand sprang ich auf und ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu. Vielleicht konnte ich Potter ja noch erwischen.

Auf dem Gang sah ich mich um. Potter war natürlich nicht mehr zu sehen. Wütend machte ich mich auf den Weg zu meinem Gemeinschaftsraum. Als ich die Eingangshalle durchquerte fiel mir erschrocken ein, dass meine Besen ja immer noch auf dem Quidditchfeld lag. Gerade als ich auf die Eingangstür zuging, hörte ich Schritte hinter mir. Schnell hastete ich auf die Treppen in Richtung Kerker zu und beschloss meinen Besen am nächsten Tag zu suchen. Am Eingang des Gemeinschaftsraums zischte ich: „Todesser“, und betrat die Halle. Leise machte ich mich auf den Weg in den Schlafsaal. Völlig erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen. Dann drehte ich mich um, deckte mich zu und fuhr zusammen. Neben meinem Bett lag mein Besen

Wütend riss ich mir die Decke über den Kopf. Was dachte sich Potter eigentlich? Kam sich wohl ganz toll vor, hier einfach so in den Slytherinschlafsaal einzudringen.

Ich drehte mich auf die andere Seite und schob die Gedanken an Potter beiseite.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Sennyo
2010-01-17T22:56:24+00:00 17.01.2010 23:56
Sooo, nachdem ich nun deine bisher 4 hochgeladenen Kapitel gelesen habe, werde ich mich mal ans kommentieren machen ^^

Also als allererstes: Ich finde diese FF bisher gut und hoffe, du machst wirklich weiter, dein Schreibstil ist interessant und nicht so furchtbar einfach wie der von vielen, die sich am schreiben versuchen. Sehr positiv! Ich finde den Erzählstil gut, Ich-Perspektiven sind immer etwas gewagt, aber in diesem Fall gut umgesetzt ^^
Äußerst angenehm ist die Tatsache, dass man recht flüssig lesen kann und nicht durch viele Rechtschreibfehler erschlagen wird, ein paar sind natürlich drin, aber das kann so schnell passieren, das macht gar nichts ^^ Wenn du allerdings Interesse dran hast, könnt ich anbieten, die Kapitel noch zu korrigieren, weil ich glaube, das hier kann ne Story werden, die einen mitreißen kann ^^

Okay, und nun genug Gesülze, kommen wir zum eigentlichen kapitel ^^
Draco scheint ja wirklich nicht die beste Meinung von Pansy zu haben ^^°° Mir gefällt seine Einstellung zum Thema Macht, das passt sehr gut zu Draco Malfoy ^^ Schön auch, dass gleich zu Anfang schon zu erahnen ist, dass Draco nicht ganz überzeugt ist, von allem, was er so in seiner Kindheit gelernt hatte ^^ Oder scheint mir das nur so? ^^°

Ein wenig überrascht hat mich, dass Montague sich wirklich gegen Draco ausspricht ^^° Ich hätte erwartet, dass das Team der Slytherins komplett gekauft ist ^^°

Und, ehm, doch, Draco hat Stimmungsschwankungen wegen Potter, das könnte er ruhig einsehen ^.~
Toll, dass er immer vom Wiesel spricht, das passt zu ihm XD

Wie kommt Goyle dazu, Draco Draci zu nennen? XD Äußerst interessanter Name, ich würd so nicht genannt werden wollen XDD

In der Gegenüberstellung mit Harry sieht er allerdings wirklich nicht sonderlich gut aus. Er sollte sich vielleicht ein wenig darauf konzentrieren, wenn er es ernst meint ^^°° Blinde Wut hat noch niemandem geholfen XD

Genug gesagt zu diesem Kapitel, gelungener Anfang, man steigt direkt in die Handlung ein, ohne viel Beschreibungen vorher, die Spannung zwischen Draco und Harry ist förmlich fassbar – gefällt mir ^^
Von:  Xalis
2009-12-06T12:39:34+00:00 06.12.2009 13:39
klingt richtig spannend. mal sehen wie sich die Sache entwickelt.
Von: abgemeldet
2009-11-21T00:35:41+00:00 21.11.2009 01:35
Also ich finds bis jetzt richtig klasse. Ich hoffe, du schreibst bald weiter. Kannst du mir Bescheid sagen, wenn das nächste Kapi on ist?

Liebe Grüße
Hebi
Von:  Kyo_without_love
2009-11-11T18:42:29+00:00 11.11.2009 19:42
uui das hört sich ja schon mal spannend an :3
gibst du mir bescheid wenns weiter geht?
würd mich jedenfalls sehr freuen ^-^


Lg
Kyo
Von:  Coppelius
2009-11-11T18:09:44+00:00 11.11.2009 19:09
der anfang klingt sehr interessant^^
draco ist ja ganz schön wütend...ich bin gespannt,was passieren wird^^
Von:  Xai
2009-11-11T13:15:53+00:00 11.11.2009 14:15
hachja..
mein lieber kleiner emo-draco =)
ich mag es irgendwie, wenn er so dagestellt wird *fg*
ich freu mich, wenns weiter geht.
schön geschrieben und ein guter einstieg in die geschichte


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