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Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

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Auswegslos

Es waren bereits mehrere Stunden vergangen, in denen Ashley durch die Stadt gezogen war und nicht wußte, wohin. Sie mied all die Orte, wo viele Schattengänger sich üblicherweise aufhielten. Und doch hatte sie dein wirkliches Ziel vor Augen. Schließlich, nachdem sie die ganze Nacht von einem Ende der Stadt zum anderen und in den Parks und Wäldern herumgestreift war, kam sie am frühen Vormittag wieder zu ihrer Wohnung.

Einen Schlüssel hatte sie in ihrem Rucksack gehabt, den sie vor so langer Zeit bei der Ruine liegen gelassen hatte und um den sich weder die Dämonen, noch die Schattengänger gekümmert hatten. Auf ihrer wirren Odyssee durch die Stadt war sie letztlich auch dort aufgetaucht.

Die Erinnerungen an das, was vorher lediglich verschwommen noch vorhanden war – teils weil Ashley zu viele Schuldgefühle hatte, um sich daran zu erinnern – kamen nun, da sie wieder an diesem Ort gewesen war, zum Vorschein. Und es dauerte eine ganze Weile, genauer gesagt drei Stunden, bis sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte und die Kraft gefunden hatte, zu gehen.

Jetzt saß sie in ihrer Wohnung an dem winzigen Eßtisch und durchblätterte ein Fotoalbum mit Bildern aus der Zeit, bevor sie von Duncan gefunden wurde und er sie überredet hatte, zu den Schattengängern zu gehen. Allerdings wußte sie, dass „überredet“ der falsche Ausdruck dafür war. Sie hatte nicht wirklich eine Wahl gehabt, nachdem er sie letztlich gefunden hatte.

Und Lily hatte auch nicht wirklich geholfen. Also hatte Ashley eine Entscheidung getroffen, welche sie in den letzten Jahren mehr als einmal bereut hatte. Aber sie wußte, solange sie mitspielte, würde Duncan ihre Familie in Ruhe lassen. Alles, was ihr geblieben war, waren diese Bilder. Bilder aus Zeiten, in denen sie nicht für jedes Lächeln einen Preis zahlen musste.

Auf der letzten Seite waren Ashleys Lieblingsbilder. Eines war etwa zwei Monate vor ihrem Weggang aufgenommen worden. Es war eine Familienfeier gewesen. Der Geburtstag von ihrer Mutter zu dem auch Lily eingeladen war. Auf dem Foto war eine glückliche Runde zu sehen. Ashley und Lily, die gemeinsam auf einer Gartenbank saßen, ihr Bruder Chris und seine damalige Freundin Andy. Und Ashleys Mutter, die gerade eines ihrer Geschenke aufmachte.

Ashley liebte dieses Bild, weil darauf die Menschen zu sehen waren, die ihr soviel bedeuteten. Und auch auf dem zweiten Bild war jemand zu sehen, der ihr mehr als alles andere bedeutete. Es war ein Bild von Kaceys Taufe. Ashley saß auf der Couch und hatte sie im Arm.

Lily war es gewesen, die dafür gesorgt hatte, dass Ashley für ein paar Stunden von der Bildfläche verschwinden konnte, um ihre Nichte zu sehen. Und Duncan hatte niemals rausgefunden, wo sie gewesen war. Er hatte schlichtweg angenommen, sie wäre mit Lily beschäftigt gewesen.

Im Laufe der Jahre hatte Lily ihr immer wieder den Wunsch erfüllt, dass sie ihre Nichte sehen konnte. Und auch ihren Bruder und Andy. Doch die einzige Person, die sie niemals seit dem Tag, an dem sie zu den Schattengängern ging, gesehen hatte, war ihre Mutter. Und jedesmal, wenn Lily es ihr angeboten hatte, hatte sie abgelehnt.

Und jetzt gab es keinen Grund mehr zu ihrer Familie zurück zu kehren. Jetzt hatte sie sich endlich von Duncan losgesagt und dennoch gab es keinen Ort, wohin sie wirklich gehen konnte. Sie war nun alleine. Und nicht nur Dämonen trachteten ihr nach dem Leben. Duncan würde das alles nicht auf sich sitzen lassen.

Während sie so vor sich hin sinnierte, hatte sie nicht bemerkt, dass jemand in die Wohnung gekommen war. Erst als die Person nur wenige Meter von ihr entfernt stand, bemerkte Ashley ihren Besuch. Und sie war alles andere als glücklich darüber.

„Was willst du hier?“ schnauzte sie sie an. Trinity, war davon weitestgehend unberührt und nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz. „Ich war besorgt um dich.“ Ashley blickte sie ungläubig an und der Sarkasmus in ihrer Stimme war unüberhörbar. „Ich brauche deine Besorgnis nicht.“

„Sie sorgt sich auch um dich.“ Ashley setzte ein sarkastisches Grinsen angesichts von Trinitys Aussage auf. Dann meinte sie schlicht: „Warum ist sie dann nicht hier? Warum versucht sie mir nicht mit irgendeiner neuen Lüge Honig um den Bart zu schmieren.“ Trinity wartete, bis Ashley sich wieder abwandte, dann flüsterte sie: „Weil sie sehr genau weiß, dass du das denkst.“ Ashley strich langsam über das Foto auf dem ihre Familie versammelt war „Wenn du das sagst.“

Trinity lehnte sich im Stuhl zurück. Ashley konnte ihr ansehen, das sie es ernst meinte, allerdings war ihr das auch egal und Trinity wiederum wußte das. „Ja, das ist mir klar. Aber du siehst nicht gut aus.“ Ashley starrte sie finster an. Die dunklen Ringe um ihre Augen untermalten ihren bösen Blick noch zusätzlich.

„Hat sie dich geschickt?“ war ihre ziemlich wütende Antwort. Trinity ließ sich immer noch nicht auf ihr Spielchen ein. „Nicht direkt. Sie wollte nur, dass ich dich beobachte. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dass du hier bist. Eigentlich solltest du doch im Kloster sein, wo die dich beschützen.“ Ashley legte die Stirn in Falten. Der Ausdruck in ihren Augen war dunkel.

„Die haben mich noch nie beschützt.“ War ihr schlichter Kommentar zu Trinitys Aussage. Trinity konterte „Warum haben sie dich jetzt auf einmal gehen lassen?“ Ashley wandte den Blick ab und flüsterte: „Das haben sie nicht.“ Trinity legte den Kopf schief, schwieg aber ein paar Minuten.

„Hast du Schwierigkeiten?“ Ashley rollte mit den Augen. „Das geht dich gar nichts an. Und sie erst recht nicht.“ Trinity lehnte sich nun nach vorne. „Ashley, sie macht sich auch Sorgen und es tut ihr leid.“ Ashleys Antwort war eine deutliche „Ich glaube ja, dass es mich nicht im Geringsten interessiert, ob es ihr leid tut oder nicht.“

Argwöhnisch wog Trinity ab, was sie als nächstes sagen sollte. Schließlich fiel ihr Blick auf das Foto mit Ashley und Kacey. Trinity deutete darauf. „Ist das deine Nichte?“ fragte sie. Ashley nickte nur. Zu mehr war sie nicht im Stande.

Trinity bemerkte, dass sich etwas in ihrem Ausdruck veränderte. „Was ist?“ Ashley konnte sie nicht ansehen. Sie wollte nicht mit ihr darüber reden. Sie wollte mit keinem mehr über irgendetwas reden. Doch Trinity konnte sie inzwischen zu gut lesen. Sie wußte, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. „Ashley ist etwas passiert?“

Aber Ashley antwortete nicht. Sie starrte nur vor sich hin und fixierte das Bild vor ihr. Trinity, die inzwischen ihre Sorge nicht mehr verstecken konnte, lies nicht locker. „Was ist mit ihr?“ aber Ashley antwortete immer noch nicht. Trinity wußte nun umso mehr, dass etwas nicht stimmte. „Ashley, was ist mit ihr passiert? Wo ist sie? Geht es ihr gut? Geht es deinem Bruder gut?“

Und nun endlich fand Ashley ihre Sprache wieder, mit einer Bitterkeit in der Stimme, wie Trinity sie noch nie gehört hatte. „Sie ist jetzt bei euch.“ Es dauerte einige Augenblicke, bis Trinity verstand, was sie damit gemeint hatte. Und nun wurde auch ihr Blick finster.

Aber das besänftigte Ashley nicht im Geringsten. Neuerliche Wut schäumte in ihr hoch. „Ich hatte ihr versprochen, auf sie auf zu passen. Aber dank euch, hatte ich nicht die Gelegenheit dazu. Hätte sie mich nicht zu ihr mitgenommen, dann hätte ich das verhindern können. Dann hätte ich schon viel früher erfahren, dass sie Kacey gefunden haben und dann wäre das nicht passiert.“

Trinity hatte Verständnis für ihre Wut, deshalb war sie darum bemüht, sie nicht noch wütender zu machen. „Ashley, hätte sie dich nicht aufgenommen, wärst du jetzt tot. Und deiner Nichte hättest du in keinem Fall helfen können.“ Aber das konnte Ashley nicht im Mindesten besänftigen. „Ich kann ihr jetzt auch nicht mehr helfen. Ich kann niemandem mehr helfen. Also wäre es vielleicht besser gewesen, Lily hätte mich einfach dort gelassen.“

Ashley stand auf und wandte sich ab. Sie stand vor einem Fenster und starrte hinaus auf die Straße wo einige Passanten diesen wunderschönen Sommertag genossen. Trinity war ebenfalls aufgestanden. Doch sie schien andere Gedanken zu haben. „Es ist noch nicht zu spät, ihr zu helfen.“

Ashley wandte sich leicht um und meinte mit fester Stimme „Doch, es ist zu spät, um noch irgend jemandem zu helfen.“ Dann wandte sie sich wieder um. Trinity erkannte, dass sie diese Schlacht verloren hatte. Ashley wollte nichts weiter hören. Und im Moment hatte sie zumindest mit einer Sache recht: Ihr selbst konnte man nicht helfen. Aber es bestand noch die Chance für jemand anderen.

Trinity verließ die Wohnung und ließ Ashley allein mit ihrem Kummer und ihrem Schmerz, denn sie wusste, dass es keine Möglichkeit gab ihr zu helfen, solange sie sich nicht helfen ließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Angel-of-the-Night
2010-04-27T19:21:00+00:00 27.04.2010 21:21
AAHHHH
Ashley dieser Sturkopf^^°
naja irgendwann muss sie sich ja wieder einfangen und Lily verzeien und zuhörn
bitte T_T
^^ aber ich finds immer noch super das Ashley endlich von Ducan weg is XD
also bis zum nächsten Kapi^^
lg


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