Zum Inhalt der Seite

Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Angel Dust

Delia saß nun schon seit einer Stunde vor ihrem Bier an der Bar. Das ‚Angel Dust’ erschien vielen wohl als die herunter gekommenste Spielunke der ganzen Stadt. Die Fenster waren klein und aus grünem Glas. Innen gab es nur spärliche Beleuchtung. Eine lange Bar erstreckte sich über die komplette Seite gegenüber vom Eingang.

Über die restliche Fläche waren wackelige Holztische und noch wackligere Stühle verteilt. Einzig zwei Billard Tische bei den Fenstern zur Straße waren noch als zusätzliche Einrichtung vorhanden. Allerdings sahen die genauso wie die Stühle und Tische aus, als hätten sie ihre besten Jahre schon hinter sich.

Die Wände waren dunkel gestrichen und auch Boden und Decke waren schwarz. Alles in allem gab es einem das Gefühl sich in eine Höhle verirrt zu haben. Doch die übliche Kundschaft hatte dagegen nichts ein zu wenden. Und das lag einfach daran, dass diese Bar die Stammkneipe der Shadowwalker war. Und nur in den aller seltensten Fällen verirrten sich „Außenstehende“ hier her. Und wenn, dann gingen sie meist nach ein paar Minuten, in denen sie mit bohrenden Blicken gequält wurden, wieder und schworen sich, hier nie wieder auf zu tauchen.

Genauso wie Delia kamen die meisten nur hier her, um Dampf ab zu lassen. Obwohl die Shadowwalker bei ihren Einsätzen sehr diszipliniert waren, so ließen sie hier meist jede Form von Selbstbeherrschung einfach vor der Eingangstür liegen.

Der Alkohol floss in Strömen, es wurden unflätige Witze gemacht. Manchmal gab es die eine oder andere Rangelei oder jemand hatte einfach zu viel getrunken und sank irgendwo in einer Ecke schnarchend zusammen.

Während Delia Mike vor einer Stunde bei ein paar gleichaltrigen Kumpels abgestellt hatte, mit denen er jetzt lautstark am Billardtisch über irgendwelche Frauengeschichten, die größtenteils von allen sowieso erfunden waren, lachte, saß sie alleine an der Bar.

Der Schaum von ihrem Bier hatte sich schon lange verflüchtigt. Von Zeit zu Zeit ertappte sie sich dabei, wie sie den Blasen der Kohlensäure dabei zu sah, nach oben zu steigen und zu verschwinden, aber inzwischen waren auch davon kaum mehr welche übrig.

Obwohl es nun schon einige Stunden her war, seit Duncan sie mit ihrem „Babysitterjob“, wie Mike es nannte, beauftragt hatte, war ihre Wut darüber noch nicht annähernd verraucht. Sie hatte niemals einen Hehl daraus gemacht, dass sie Ashley abgrundtief verabscheute und ihr das Allerschlimmste wünschte.

Der einzige Grund, warum sie sich dieser „Verräterin“ nicht schon lange vorher erledigt hatte, war Duncan gewesen. Sein Vertrauen in sie hatte Delia nie verstanden. Und so wie ihr ging es den meisten.

Doch jetzt musste sie wohl oder übel mit ihr zusammen arbeiten. Schließlich hielt Delia es nicht mehr aus und nahm einen Schluck von dem inzwischen schalen Bier. Als sie nach dem Schluck angewidert das Gesicht verzog, setzte sich ein groß gewachsener Mann neben sie hin und bestellte sich etwas zu trinken. Delia schob das Bier weg und wandte sich dann an ihn.

„Was willst du, Shane? Ich bin nicht in Stimmung von dir voll gelabert zu werden.“ Der Barkeeper stellte vor Shane zwei frische Bier hin. Er zog seine Jacke aus und warf sie auf den Hocker neben sich. An seinem linken Arm ging eine lange, weiße Narbe vom Ellenbogen bis fast zur Schulter rauf. Er schob ein Bier zu Delia.

„Ich habe nicht wirklich vor, dich voll zu labern. Ich wollte dich wegen deinem Klotz am Bein bemitleiden. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob man sie nicht auch bemitleiden sollte, dafür, dass sie mit dir gestraft wurde.“ Delia nahm einen Schluck und fügte dem dann trocken hinzu: „Deinen Spott kannst du dir sonst wo hin schieben!“

Shane lächelte. Sein kantiges Gesicht gab dem ganzen einen grotesquen Anblick.

„Es ist kein Spott, Delia. Ich denke, dass ihr alle beide es als genauso schlimm anseht, dass ihr euch gegenseitig Händchen halten dürft. Was sicherlich nicht das einzige ist, was ihr gemeinsam habt.“ Delias Wut rauchte erneut wieder aus der glühenden Asche von dem auf, was es noch vor ein paar Minuten gewesen war.

„Was bitte sollte ich mit dieser kleinen Schlampe gemein haben?“ Shane drehte sich nun zu ihr um. Sein Blick war eisern, seine dunkelbraunen Augen waren in diesem Licht nur zwei schwarze Punkte.

„Hast du sie schon mal in Aktion gesehen? Sie ist eine sehr starke Kämpferin und ich bin mir sicher, dass sie dir jederzeit das Wasser reichen könnte.“, einen Moment schwieg er, dann zeigte er auf einen weitere, dicke Narbe auf seinem Hals, „Siehst du das? Wenn Ashley nicht gewesen wäre, dann hätte mich dieser schleimige, Innereien fressende, stinkende Zwischenweltler umgelegt. Ich schulde ihr mein Leben und selbst wenn ich nicht ganz einverstanden mit manchen Dingen bin, die sie tut, so bin ich dennoch überzeugt, dass sie im Zweifelsfall auf unserer Seite steht.“ Delia lachte abschätzig über seinen Kommentar.

„Nun, ich bin mir da nicht so sicher. Ich meine, sieh sie dir doch an, sie wohnt nicht mal mehr bei uns im Kloster. Sie hatte irgendwann keinen Bock mehr und Duncan sorgt dafür, dass sie alleine irgendwo in der Stadt unterkommt. Sie sitzt alleine da rum und macht, was ihr so passt.“ Shane rollte mit den Augen.

„Das war alles Duncans Idee und nicht ihre. Er ist der Meinung, in dem er sie vom Rest trennt und ihr verbietet, sich mal so richtig aus zu toben, würde er sie schützen.“ Delia zog die Stirn kraus und nippte noch mal an ihrem Bier.

„Was soll das bitte heißen, er verbietet ihr, sich so richtig aus zu toben?“ Shane schaute sie von der Seite her an und überlegte einen Moment. Dann schob er seinen Stuhl etwas näher und senkte seine Stimme.

„Ist dir nie aufgefallen, dass sie noch kein einziges Mal hier gewesen ist? Duncan hat es ihr verboten. Ich habe manchmal das Gefühl, wenn jemand daran schuld ist, dass sie so eigenbrötlerisch geworden ist, dann ist es er. Ihr einziges Problem ist, dass sie einfach nicht nein sagen kann. Und das zu niemandem.“ Delia sah ihn an, als würde er ihr die größte Lügengeschichte der Welt erzählen. Aber auch sie senkte nun die Stimme.

„Ich dachte immer, dass sie sowieso nichts anderes macht, als die ganze Zeit mit ihren speziellen Freunden zu treffen.“ Shane schüttelte den Kopf.

„Sie ist wie Rapunzel im Turm eingesperrt und hin und wieder schaut mal ein Prinz vorbei und verbringt Zeit mit ihr. Wer würde da nicht sein Haar runterlassen? Ich denke sie muss einfach mal von selbst darauf kommen, ein bisschen zu revoltieren. Aber Duncan hat so die Hand drauf, dass sie es schon gar nicht versuchen will. Vielleicht muss man sie zu ihrem Glück zwingen.“ Mit diesen Worten leerte er den Rest seines Glases au, tippte ihr kurz auf die Schulter und verlies die Bar in Richtung Ausgang. Delia nahm ihr Glas und ging zu Mike und seinen Kumpels. Sie wollte sich ablenken von dem Gespräch, das sie grade geführt hatte, doch in ihr rumorte es gewaltig. Und den ganzen Abend lies sie ein Gedanke nicht los: „Du musst etwas unternehmen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück