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Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

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Emma

Emma saß auf einer alten Holzbank im Flur gegenüber von der Tür zur Bibliothek. Sie wartete nun schon eine halbe Stunde darauf, dass Duncan Ashley endlich entließ. ‚Wenn ich nicht immer soviel Zeit mit Warten verschwenden müsste!’ dachte sie.

Aus Langweile hatte sie begonnen den purpurnen Wandteppich zu mustern, der ihr schräg gegenüber an der Wand des alten Klostergemäuers hing. In seiner Mitte war kunstvoll eine goldene Sonne eingewebt, die gerade hinter dem Horizont hervor brach. Darunter stand mit schwarzer, mittelalterlicher Schrift ORDEN DES MORGENGRAUENS.

Viel zu oft hatte sie schon dieses Wappen studiert. Das Wappen der Shadowwalker und ihrer geistigen Führer, dem Konklave des Ordens. Duncan, der einer von sieben Mitgliedern im Konklave war, stand an der Spitze dieses Klosters, welches außerhalb von Huntington lag, umgeben von einem kleinen Wald.

Für Außenstehende war dies nur ein Mönchskloster, deren Mitglieder zurückgezogen lebten und sich dem Studium religiöser Schriften hingaben. Wenn immer wieder mal seltsame Gestalten in dunklen Mänteln, mit schweren Verletzungen und gar mit Schwertern am Gürtel ein und aus gingen störte dies keinen.

Denn normale Menschen waren nicht fähig etwas zu sehen, was eines eher unnatürlichen Ursprunges war. Shadowwalker konnten zu Hauf an ihnen vorbei gehen und sie würden ihn ihnen nichts anderes als irgendwelche Passanten sehen. Selbst viele Zwischenwelter – mit dämonischem Blut infizierte Halbwesen – erkannten ihre Feinde meist zu spät. Shadowwalker wussten allerdings sofort, wenn sie jemanden vor sich hatten, der kein Mensch war.

Einzige Ausnahme waren alle reinen Dämonen in Menschengestalt. Auch hier wurden diese meist erkannt, wenn es schon fast zu spät war und das traf auch auf die Shadowwalker zu.

Emma selbst war noch nie einem reinblütigen Dämon begegnet. Sie war auch nicht sonderlich erpicht darauf, da ihr klar war, dass dieser Kampf wohl kaum zu ihren Gunsten ausgehen würde.

Sie bewunderte viele der älteren und erfahrenen Shadowwalkern, die eine solche Konfrontation lebend überstanden hatten.

Doch jetzt saß sie hier im Kloster, ihrer Heimat seit sie sechs Jahre alt war, und wartet auf Ashley.

Die beiden hatten sich vor fünf Jahren kennen gelernt, als Ashley von Duncan ins Kloster gebracht wurde. Es war ungewöhnlich gewesen, dass jemand mit den Fähigkeiten eines Shadowwalkers erst so spät entdeckt wurde. Ashley hatte gleich eine gewisse Berühmtheit erlangt, welche sie nicht im Mindesten verstand.

Und nur wenig später, als sich herumsprach, warum man sie erst so spät entdeckte, war sie erneut das Gesprächsthema Nummer eins. Doch dieses Mal war es keine Begeisterung, sondern Ablehnung, die die Runde machte.

Emma hatte Ashley aber in der Zwischenzeit befreundet. Duncan hatte sie gebeten, sich um sie zu kümmern, da beide etwa im selben Alter waren. Und ihr war es damals wie heute egal gewesen, was die Anderen über Ashley redeten.

Sie wusste es besser und sie wusste auch einige Dinge, welche selbst Duncan nie von ihr erfahren hatte.

Doch jetzt sorgte sie sich einfach nur um ihre beste Freundin. Als kurz nach dem Ende der Besprechung Mike und Delia die Bibliothek verließen, hatte Emma sie gefragt, was gewesen wäre.

Ihre Antwort waren abschätzige Blicke und ein schnippisches „Das geht dich einen Dreck an“ von Delia.

Und je länger sie nun hier saß, desto mulmiger wurde ihr dabei. Duncan hatte Ashley immer verteidigt. Er hatte ihr sogar vor ein paar Monaten erlaubt, sich eine Auszeit zu nehmen und in eine kleine Wohnung in der Stadt zu ziehen.

Aber nun war sie sich nicht sicher, ob er ihr nicht doch in irgendeiner Form eine Strafe aufbrummen würde.

Nach einer Weile hielt sie es nicht mehr aus und fing an, auf und ab zu gehen, lies jedoch den Blick nun nicht mehr von der Türe abschweifen. Es quälte sie immer mehr nicht zu wissen, was da drinnen vorging.

Dann endlich, nach einer halben Ewigkeit wie ihr schien, öffnete sich die Tür und Ashley schlüpfte heraus. Hinter ihr kam Duncan kurz zum Vorschein und wandte sich kurz an Emma.

„Und ich dachte, du hättest etwas zu tun bekommen, anstatt hier dumm rum zu stehen.“ Emma schenkte ihm ein ziemlich abschätzendes Lächeln, welches er erwiderte und sich wieder in die Bibliothek zurück zog.

Ashley kam auf Emma zu, die sie mit einer freundschaftlichen Umarmung empfing.

„Er hat Recht, du hättest wirklich nicht auf mich warten müssen.“ Emma schenkte ihr ein gequältes Lächeln.

„Weißt du eigentlich, wie viele Sorgen ich mir um dich gemacht habe? Du hast dich seit Monaten nicht bei mir gemeldet. Und dann wirst du auch noch zu Duncan zitiert und solche Idioten wie Delia und Mike sollen jetzt mit dir abhängen. Hast du irgendetwas angestellt, dass er dich so bestrafen will?“

Ashley senkte den Blick. In ihren Augen schien die Erinnerung an einen schrecklichen Augenblick wiederzukehren.

„Nur das Übliche, wie du wissen solltest.“ Emma verstand den Wink nicht weiter darauf ein zu gehen. Jedoch war sie neugierig auf das, was Duncan mit ihr und den beiden Anderen zu besprechen gehabt hatte.

„Und um was ging es dann jetzt da drinnen?“ Nun lächelte Ashley süffisant.

„Tut mir leid, dass darf ich dir nicht sagen.“ Emma war einen Moment lang beleidigt. Allerdings flaute dieses Gefühl schnell wieder ab.

„Wie auch immer. Ich beneide dich nicht, schließlich darfst du wohl eine Menge Zeit mit Delia verbringen.“ Sie lachte auf, nachdem Ashley ihr beleidigt gegen die Schulter boxte.

„Wie witzig!“ war Ashleys einzige Reaktion darauf. Die beiden setzten sich in Bewegung Richtung Ausgang.

„Ich bring dich nach Hause, Ashley.“ Sagte Emma und legt den Arm um die Schulter ihrer Freundin.



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