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Magic Heartbeat

Bis(s) ins Herz
von

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Drunter und drüber

In der Schule angekommen hatten natürlich alle nur Augen für meine Cousine und mich. Für meine Cousine, da sie ja neu war und für mich, weil ich mich ziemlich verändert hatte.

Am Haupteingang sah ich ihn dann endlich. Meinen Grund wieso ich überhaupt jeden Morgen zur Schule ging. Mein Engel... Charles.

Er lief wie ein Topmodel vom Haupteingang auf uns zu und lächelte mich himmlisch an. Ich blieb automatisch stehen und atmete tief durch.

Debby war schon zwei Schritte weitergelaufen und sah mich verwirrt an. „Was ist los?“, fragte sie.

Ich lächelte und deutete mit einem Nicken auf Charles. Sie folgte stirnrunzelnd meiner Andeutung und schon fielen ihr die Augen aus dem Kopf. Sie sah mich entsetzt an, deutete mit dem Daumen auf Charles und sagte lautlos: „Willst du mich verarschen?“

Ich schüttelte den Kopf und dann fiel mir auch schon ein, dass ich wieder aufpassen musste, was ich sagte. Ich wollte ihm nicht schon wieder wehtun. Charles legte eine Hand in meinen Nacken und küsste meine Stirn. „Bitte hör auf dich zu verstellen. Jasper hat mir gesagt, was los ist. Bitte fühle dich nicht schuldig. Ich bin selber schuld, wenn ich dich provoziere.“, sagte er so schnell, dass keiner es hören konnte.

Ich lächelte. Dann drückte Charles mir einen Kuss auf die Lippen und ließ seine Hand zu meiner Taille wandern.

„Und wer ist diese Schönheit?“, fragte er gentlemenlike.

Debby sah Charles fassungslos an. Charles lächelte sie ja auch an, als wäre er Gott persönlich.

„Das ist meine Cousine Charles. Deb, das ist Charles. Du weißt schon, mein Verlobter. Ihm gehört der Porsche.“

Charles nickte einmal höflich. „Es freut mich wirklich dich kennenzulernen.“

Deb brachte nur ein Nicken hervor. Sie besuchte mich zwar beinahe jedes Jahr einfach mal aus Spaß, aber nun war ich doch neugierig. Ich deutete Charles, dass er wieder gehen könne. Er drückte mir noch einen Kuss auf und ging dann widerwillig.

Ich stützte einen Arm auf Debbie’s Schulter. „Also jetzt erzähl mal! Wieso bist du hier?“

Sie sah mich fragend an. „Du hast morgen Geburtstag.“, schnaubte sie.

Ich war leicht verdutzt. Verdammt! Durch die ganze Vampirgeschichte hatte ich das ganz vergessen. Ich lächelte. „Danke. Wie sieht’s eigentlich mit der Schule aus?“, fragte ich misstrauisch.

Sie grinste. „Wir haben jetzt Winterferien in Kalifornien.“, erinnerte sie mich. Sie lebte ja in L.A.

„Dann hast du eine Sache mit Charles gemeinsam. Er kommt aus Hollywood.“

Sie sah mich skeptisch an. „Er ist verdammt blass, aber so was von heiß!“

Sie verlor beinahe die Fassung.

„Hey! Er gehört schon mir!“, sagte ich zwinkernd.

Sie lächelte und wirkte schlagartig unsicher. „Du?“, fragte sie gedehnt. „Sag einmal, wie sieht es mit diesem Jason aus?“

Ich sah sie fassungslos an. „Nein. Vergiss ihn! Er ist ein Macho. Er würde nur mit dir spielen.“

Sie schmunzelte leise. „Das war nur ein Scherz. Ich habe schon bemerkt, dass er ein kleiner Gigolo ist. Keine Sorge. Ich lasse mich nicht auf ihn ein. Außerdem bin ich in drei Tagen sowieso wieder weg.“

Ich atmete erleichtert aus. „Danke.“

Wir gingen in das Schulgebäude. Eine Welle von allen möglichen Düften erschlug mich. Leider besatanden diese aus warmen, süßem Blut.

Ich krallte mich in den Türgriff und atmete ein paar Mal tief durch, da ich dachte, dass ich mich dann an den Geruch gewöhnen würde, aber nix da! Meine Kehle brannte wie die Hölle. Jetzt wusste ich, wie Jasper sich fühlen musste. Mir fielen Charles’ Worte ein: „Als ob man jemandem eine Fackel in den Hals stecken würde.“ Die Worte trafen es genau.

„Alles okay?“, fragte Debbie mich besorgt.

Ich war nur wenige Sekunden davon entfernt über jeden in dieser Schule herzufallen und sie bis auf den letzten Tropfen auszusaugen. „Deb, geh und hol Charles.“, sagte ich schnell, damit ich so wenig Luft wie möglich verbrauchte. Sie nickte und ging. Hoffentlich hatte sie genauso wie ich bemerkt, dass Charles nur um die nächste Ecke gegangen war.

Ich schloss meine Augen und hielt einfach die Luft an.

„Atme einfach tief durch.“, hörte ich eine leise, gefährliche Stimme hinter mir. Es war Jason. Ich wirbelte sofort herum. Er lächelte mich schief an. „Du glaubst wohl nicht, dass ich dich hier alleine mit deiner Cousine lasse. Ich traue deinen Cullens-Freunden nicht. Sie mögen dich vielleicht beschützen können, aber sie können dir den Schmerz nicht nehmen. Im Gegenteil, wenn sie es versuchen, ist es entweder zu spät, oder es wird doppelt so sehr wehtun.“

Ich sah ihn fragend an. „Was versuchst du mir da zu erklären?“

Er lächelte. „Hör mal, Süße. Die kleine Schwarzhaarige könnte sehen, wenn du jemanden angreifen solltest, aber du wärst zu schnell, als dass sie dich aufhalten könnten und das würde Aufsehen erregen. Wenn der Gefühlsbeeinflusser versucht dir den Schmerz zu nehmen, wird er über das Gefühl deines Durstes nicht hinwegkommen. Er wird so oder so angreifen, aber wenn er es doch schaffen sollte, was ich für sehr unwahrscheinlich halte, wird er dir noch mehr Schmerzen zuflößen, indem er versucht sie dir zu nehmen. Und dann haben wir da noch den Gedankenleser. Wenn er versucht dich zu lesen, wirst du schwach und irgendwann versuchen einen Schüler anzugreifen, um dich durch Blut zu stärken.“

Was er dort erklärte, war nicht gerade falsch. Er hatte sogar recht. Das würde ich nie zugeben. Er lächelte mich an, doch seine Augen zeigten Besorgnis. „Ich könnte mir nie ansehen, wie du Schmerzen leidest.“

Es war zwar ganz niedlich, aber es war Jason! „Du hast dir fünf Tage lang angesehen, wie ich mich verwandelt habe. Weißt du, was das für Schmerzen waren?“, zischte ich.

Jason verzog gequält das Gesicht. „Das waren ein paar der schlimmsten Tage meines Lebens.“

Ich seufzte. „Ich kann erzählen, was ich will, oder? Du wirst nicht gehen.“

Er lächelte leicht und schaute an mir vorbei. „Guten Morgen, Bruder.“

Ich drehte mich um. Charles sah Jason böse an. Er knurrte ganz leise. „Geh zu deinen Italienern und lass uns in Ruhe!“, schnaubte er.

Jason wurde nun auch wütend. Ich hörte wie seine Zähne aufeinanderschlugen. Er baute sich vor Charles auf und schob mich sanft zur Seite.

„Wieso schleppst du sie auch zur Schule? Sie ist gerademal drei Tage alt. Wie konntet ihr nur so leichtsinnig sein?“

Charles schien seine Unsicherheit zu verbergen und knurrte lauter. „Wir dachte, sie käme klar, da DU sie ja verwandelt hast und sie hat sich auf der Party auch gut benommen.“ Ich kam mir vor wie ein Hund, der nicht ganz stubenfrei war.

„Weil sie von drei Leuten getrunken hat, du Depp!“

Charles schien aus allen Wolken zu fallen. „Aber Jazz hat gesagt...“ Er sah mich seufzend an. „Ach Prinzessin! Du warst gar nicht jagen? Bist du denn völlig bescheuert?“

Ich sah ihn empört an. „Ja vielen, vielen Dank auch!“ Mit diesen Worten stapfte ich wütend in meine Klasse. Bescheuert? Ich sollte bescheuert gewesen sein? Garantiert nicht!

Ich ließ mich auf meinen Stuhl im Hörsaal fallen und verschrenkte genervt die Arme.

„Warst du immer schon so sexy?“, hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich erkannte sie sofort. Der Klassenmacho! Super! Ich ignorierte seine Frage.

„Du riechst wirklich gut. Ist das dein neues Parfum?“, stachelte er weiter.

Ich lächelte leichte und drehte mich um. „Weißt du was? Nerv mich einfach nicht!“ Es kam ein wenig hart rüber. Also typische Vampirmanier.

Er sah mich kurz erschrocken an. Ich drehte mich wieder um.

„Also, was hältst du davon, wenn wir heute ausgehen?“, hörte ich ihn wieder hinter mir.

Ich knurrte leise. Er fuhr erschrocken zurück. Ich lächelte zufrieden.

Professor Williams betrat den Raum. Ich runzelte die Stirn. Eigentlich hätten wir jetzt Mathe. Williams klatschte drei Mal laut in die Hände, damit alle still waren. Ich zog, wie gewöhnlich, die Beine an meinen Körper und machte es mir bequem.

„Ich weiß, Sie sind ein wenig verwirrt. Ich soll eine Sonderstunde für Sie geben, da es ein paar unglückliche Zwischenfälle gab. Und zwar an dieser Schule. Wie Sie wissen, wurden vier Schüler mit außergewöhnlichen Wunden an dem Hals auf der Halloween-Party gesehen. Klar, ihr denkt jetzt: ‘Mein Gott ist der blöd! Der weiß noch nicht einmal, was ein Knutschfleck ist.’ Aber nein! Es sind Bisswunden. Vor wenigen Tagen ist eine Schülerin zu mir gekommen und hat sich über Vampire informiert. Ich wurde sofort aufmerksam, denn sie wirkte ziemlich aufgewühlt. Ich habe recherchiert, fand es aber dann doch ziemlich absurd, dass Vampire gerade hier an unserer Schule sein sollten. Doch nach den Vorfällen am Abend der Party, bin ich mir sicher. Es gibt Vampir hier unter uns.“

Diese Worte musste ich erst einmal sacken lassen. Ich hatte doch nur von drei Leuten getrunken. Was war denn passiert? Hatte ich etwas verpasst?

„Ich habe genascht, meine Süße.“, hörte ich Jason. Das erklärte alles.

„Ms. Richfield?“, fragte Williams mich dann. Ich schreckte auf.

„Würden Sie mich kurz nach draußen begleiten?“

Mir wurde richtig mulmig. Ich stand auf und schwebte die Treppe runter. Dabei dachte ich mir nur: Hilfe, Jason!

„Bin sofort bei dir!“

Okay, es klappte doch. Ich ging an Williams vorbei und roch Jason schon vor der Tür. Ich lief einfach bis zur nächsten Wand, drehte mich dann um und lehnte mich an. Jason war schon dabei, Williams zu hypnotisieren.

Im nächsten Moment lächelte Williams Jason an und hielt ihm seine Hand hin. „Freut mich, Sie an unserer Schule begrüßen zu dürfen, Mr. Richfield.“

Ich sah ihn fassungslos an.

„Was denn, Schwesterchen? Freust du dich denn nicht, dass dein Bruder endlich an deiner Schule ist?“, fragte Jason unschuldig. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Das wirst du mir büßen!

Er lächelte und zeigte mir mit einer übertriebenen Geste, dass ich vor ihm gehen sollte. Ich verdrehte die Augen, verschränkte die Arme und ging trotzig in den Saal. Ich wollte mich direkt in die erste Reihe setzen, doch Jason legte einen Arm um mich und zog mich nach oben in die Letzte.

Ich ließ mich in einen Sitz plumpsen, zog die Beine wieder an meinen Körper und schlang meine Arme um sie. Bevor ich mich wieder über irgendetwas aufregte, konzentrierte ich mich, wie sooft, aufs Atmen. Keine gute Idee. Zu spät! Der Duft von Blut brannte sich in meine Lungen. Meine Augen weiteten sich und am liebsten wäre ich sofort losgerannt und hätte meinen Instinkten freien Lauf gelassen. Aber das war undenkbar.

„Quäl dich nicht. Wir können auch gehen.“, sagte Jason leise.

„Lass mich einfach in Ruhe. Jasper hat es geschafft, also werde ich es auch schaffen, Mr. Richfield.“, zischte ich wütend.

„Hey! Was hätte ich ihm erzählen sollen? Ich hätte nicht sagen können, dass ich Benett heiße. Erstens, würde das Aro, Caius und Marcus gar nicht gefallen und zweitens würden sich dann alle an mich schmeißen und das ist langweilig. Also konnte ich doch nur sagen, dass du meine Schwester bist.“

Ich stöhnte genervt. „Es weiß aber nur jeder, dass ich einen Bruder habe. Und dieser Bruder ist Eric und fünf Jahre alt.“

Jason legte einen Arm um meine Schulter. „Ich bin dein großer Bruder Jason Constantin Richfield, 21 Jahre und Künstler. Ich habe drei Jahre in Italien gelebt um groß rauszukommen, hat aber nicht geklappt. Also dachte ich mir, ich leiste meiner kleinen Schwester Gesellschaft und studiere ein wenig. Kann ja nicht schaden.“

Verdammt! Das hörte sich gut an.

Jason lachte leise und küsste meine Schläfe. „Ich weiß, Süße. Es ist auch eine original Jason Benett, pardon Richfield, Idee.“

„Wie funktioniert das?“, platzte es aus mir heraus.

„Was?“

„Wie kann es sein, dass du meine Gedanken lesen kannst, du immer weißt, was ich fühle und überhaupt? Ich spüre dich nicht einmal, wenn du es versuchst. Gut am Anfang, in Volterra schon, aber mittlerweile bist du einfach in meinem Kopf.“

Er lächelte. „Ich habe dein Rätsel gelöst. Das ist die Erklärung.“, sagte er stolz. Ich sah ihn neugierig an.

„Die meisten versuchen durch deine Gedanken an dich rangekommen und das fühlst du. Ich hingegen berühre deine Seele und komme so an dich heran.“

Ich nickte verstehend und sah ihn dann doch verwirrt an. „Wir sind Vampire. Wir haben keine Seele.“

Er schnaubte. „Das denken vielleicht deine Cullens.“

Ich legte seinen Arm von mir weg.

„Du wirkst ein wenig deprimiert. Kannst du mir sagen, wieso?“

Ich zuckte die Schultern. „Seitdem ich ein Vampir bin, ist das Leben so ernst. Oder sagen wir so: zumindest, seitdem ich mich wieder an alles erinnern kann. Es ist zwar erst ein Tag vergangen, aber ich habe nur Sorgen am Hals.“

Er seufzte. „Ich werde Debby nicht anfassen. Irgendwo bin ich sogar froh, wenn sie mir vom Hals bleibt. Du brauchst dir keine Sorgen machen.“

„Es liegt nicht nur an mir. Charles, Carlisle, alle anderen Cullens, na ja, bis auf Emmett. Sie sind alle so... mir fällt kein anderes Wort als Ernst ein.“

Jason grinste und legte seinen Arm wieder um meine Schulter. „Weißt du was, Süße? Wir gehen heute Abend feiern. Die ganze Nacht, nur du und ich und Party... und mein bester Freund, der Whiskey.“

Ich musste tatsächlich lachen. „Und was soll ich deiner Meinung nach deinem Bruder erzählen?“

Er stöhnte. „Er kann dich doch nicht in einen Goldkäfig einsperren. Du bist ein freier Mens... Vampir und du kannst tun und lassen, was du willst.“

Ich presste meine Lippen zusammen und deutete auf meine Kette. „Nicht ganz.“

Er verdrehte die Augen. „Das heißt nur, dass du dich an ihre Regeln hältst, mehr nicht.“

Regeln? Oh, das hieß nun wirklich nichts Gutes. „Das heißt, dass ich mich vegetarisch ernähren muss, oder?“

Er nickte. „Theoretisch schon, aber da sie es dir noch nicht gesagt haben, musst du dich an Nichts halten. Also, feiern wir?“

Ich nickte schnell. „Wo?“

Er grinste breit. „Lass das mal meine Sorge sein.“
 

***
 

Nach der Stunde gingen wir in die Caféteria. Als Charles mich gesehen hatte, war er sofort aufgesprungen und drückte mir einen Kuss auf. Er verwirrte mich. So drängend war er noch nie gewesen.

Wir gingen auf den Cullens-Tisch zu. Auf dem Weg dorthin, warf mir Emmett in Vampirgeschwindigkeit eine Aluminiumflasche zu. Ich fing sie reflexartig und sah sie mir an. „Was soll ich jetzt damit?“

„Trinken.“, sagte Jasper vielsagend. Alle lächelten, selbst als sie Jason sahen.

„Die Kleine hat sie vorbereitet.“, dachte Jason und deutete mit einem Nicken auf Alice. Ich nickte verstehend, setzte mich und schraubte schnell die Flasche auf.

„Dein Durst scheint ja gar nicht mal sooo schlimm zu sein.“, bemerkte Bella bissig lächelnd.

Ich biss meine Zähne zusammen. „Solange man mich ablenkt, geht es.“

„Oder deinen Geist ein wenig in die Irre führt.“, sagte Jason selbst verständlich, nahm mir die Flasche aus der Hand und roch daran. Er hob anerkennend seine Augenbrauen und gab sie mir wieder. Ich schnupperte auch kurz daran. Sofort sprangen alle meine Instinkte an. Ich musste sogar ein Knurren unterdrücken. Das Blut roch vorzüglich. Ich nippte genüsslich daran und wollte eigentlich die Flasche wieder wegstellen, doch mein Durst war zu groß. Ich trank sie komplett aus.

„Was haltet ihr davon, wenn wir heute Abend Baseball spielen gehen? Das Wetter wird doch super, oder Al?“, fragte Emmett euphorisch.

Alice sah mich verständnisvoll an. „Wir kommen auch ohne dich aus.“

„Ich würde ja jetzt gerne ihre Gedanken lesen, aber ich will ihr nicht wehtun.“, sagte Edward leicht gereizt.

„Was ist denn los?“, fragte Charles.

„Sie geht heute mit mir feiern. Sie hat es nötig.“, sagte Jason grinsend.

Keiner reagierte darauf, sondern starrten stumpf auf die Tischplatte.

Jason räusperte sich und gab mir eine kleine Schachtel. Ich schaute hinein. Neue Kontaktlinsen. Ich sah ihn fragend an.

„Das Gift zerfrisst die Linsen.“, sagte er kurz, aber lächelnd.

Ich sprang schnell auf und ging auf die Toilette. Jason war wirklich ein Schatz. Klar, er war ein Macho und ein Arschloch, aber er machte sich Gedanken... um mich.

Ich steckte mir die Kontaktlinsen in die Augen. Ich sah wirklich nicht aus, wie vorher. Ich war nicht mehr Destiny Jamie Richfield. Ich war einfach nur ein Vampir. Ein Vampir, der alle fünf Sekunden ans Töten dachte.

Ich lief wieder zu den anderen. Sandra redete mit Jason. Ich lachte innerlich. Da freute er sich bestimmt. Er sah mich kurz aus dem Augenwinkel an. „Ja, natürlich freue ich mich!“

Ich lachte leise vor mich hin. Sandra setzte sich dreist auf meinen Platz. Charles zog mich mit einer Drehung, die einer aus einem Tanz glich, auf seinen Schoß und drückte mich fest an sich. „Willst du wirklich mit ihm feiern gehen?“, fragte er bedauernd. Es hörte sich eher wie ein: „Willst du wirklich mit ihm allein sein?“ an.

Ich nickte. „Ich brauche das.“

Charles nickte ein wenig enttäuscht. Ich strich über seine Wange, runter zu seinem Kinn hob es an. Dann drückte ich ihm ein Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich.“

Er lächelte. „Ich dich viel mehr.“

Ich lachte leise.
 

***
 

Am Abend so gegen sieben hatte ich mich komplett umgezogen. Ich war auf Jason’s Art shoppen gegangen. Eigentlich würde ich sowas wie klauen ja nie machen, aber es war praktisch.

Ich hatte mir ein tiefrotes Kleid besorgt. Es ließ mich umso mehr wie ein Vampir aussehen.

Ich ging anmutig die Treppe runter. Jason rief vom Wohnzimmer aus: „Debby, Charles und Eric sind zu den Spaßverderbern gefahren.“

Ich räusperte mich auffällig. Schon stand er an der Treppe. Jason betrachtete mich grinsend. „Hinreißend.“ Er nahm meine Hand und küsste sie. „Aber bevor wir irgendetwas machen, werden wir uns gute Laune verschaffen.“ Er holte eine Glaskaraffe hinter seinem Rücken hervor. Sie war komplett mit Blut gefüllt.

„Nicht ganz, meine Süße. Ich habe es ein wenig amüsanter gemacht. Gin, Whiskey, Rum... das ganze Programm eben.“

Ich sah ihn fragend an. „Können Vampire überhaupt betrunken werden?“

Er lächelte breiter. „Nicht, wenn man den Alkohol pur trinkt. Gibt man allerdings ein wenig Blut dazu, ist es eine wahre Alkoholbombe für uns.“

Ich nahm ihm die Flasche weg und trank einen großen Schluck. Der Geschmack des Blutes dominierte wirklich alles. Ich trank dreisterweise alles aus und gab dem verdutzten Jason die Flasche wieder. Ich huschte schnell hinter ihn und flüsterte in sein Ohr: „Mehr!“

Dann flitzte ich zu einem Thresen und wühlte in den Schränken rum. Doch außer ein paar Whiskeyflaschen fand ich nichts. Frustriert knallte ich die Schränke zu. Jason kam mir schmunzelnd zur Hilfe. Er holte vier Beutel mit Blut gefüllt aus dem Kühlschrank und öffnete sie.

Mein Fuß tippte nervös auf dem Boden, als ich den Duft des Blutes in der Nase hatte.

„Kontrollier dich, Babe.“, sagte Jason locker.

Ich hielt die Luft an und starrte die Karaffe an, in der nun zwei Beutel Blut verschwunden waren. Dann füllte Jason den Whiskey hinein und gab sie mir. Ich kippte mir ein wenig nach und spürte sofort die Wirkung des Alkohols. Ich wurde langsam lustig.

Mit der Karaffe in der Hand rannte ich um den Wohnzimmertisch. „Ich bin frei wie ein Vogel!“ Als ich da so rannte, fiel mir auf, dass mein Kleid störte. Ich schlüpfte schnell hinaus und schmiss es aufs Sofa. Nun stand ich da einfach nur in einem Spaghettishirt und meinem Slip. Ich kippte mir noch einen Schluck von meinem Cocktail hinterher.

Jason ging lachend zu seiner Mega-Stereoanlage und schaltete ein Lied von Paramore ein. Er sprang aufs Sofa und fing auf einmal an zu tanzen. Ich ging zur Anlage und drehte sie so laut auf, wie es ging. Dann sprang ich vor ihm auf den Tisch und fing ebenfalls an zu tanzen, sang mit und trank mein Blut.

Irgendetwann stand Jason tanzend auf dem Treppengeländer und deutete mit dem Finger an, dass ich ihm folgen solle. Ich rannte tanzte ihm hinterher. Er führte mich in Charles’ Zimmer und fing an sein Zimmer zu verwüsten. Sämtliche Bücher flogen durch die Gegend und dann zerriss er ein Kissen und blies die Federn zu mir. Ich fing an zu lachen, kletterte zu ihm aufs Bett und hüpfte auf und ab. Jason lachte mit mir.

Nach einiger Zeit wurde ich dann doch ein wenig müde, wobei müde nicht der richtige Ausdruck war. Erschöpft oder ausgelaugt passte da eher.

Ich ließ mich aufs Bett fallen. Dabei vergoss ich aus Versehen das Blut. Es lief mir über den Bauch. „Upps!“, lallte ich und lachte plötzlich los.

Jason lachte und kniete sich über mich. „Das haben wir gleich.“ Er schob mein Shirt hoch und fing an mir das Blut vom Bauch zu lecken. Ich war immernoch am lachen, weswegen ich ihn nicht aufhalten konnte.

Als er fertig war, krabbelte er zu mir hoch und fing an mich zu küssen. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und erwiderte diesen alles andere als legalen Kuss. Ich wirbelte ihn herum, sodass ich über ihm kniete. Dann küsste ich ihn noch einmal sanft, sprang auf und lief zum Schreibtisch. Meine Neugier war größer, als die Gier nach Berührungen oder gar Sex.

Ich fand ein Foto in einer Schublade. Es war schwarz-weiß und zeigte eine Frau, der ich zum verwechseln ähnlich sah.

„Wer is’n das?“, fragte ich ein wenig unbeholfen, doch Jason verstand mich und stand im nächsten Moment neben mir. Er sah sich das Foto an, nahm es mir langsam aus der Hand und sah es hypnotisch an. „Woher hat er das?“, zischte er zwischen seinen Zähnen.

Ich sah ihn fragend an. „Das war keine Frage auf meine Antwort... oder war es doch ne Antwort auf meine Frage? Egal, du weißt, was ich meine.“

Er seufzte und zerriss das Foto. „Das ist jetzt nebensächlich. Lass uns tanzen!“

Ich grinste breit, nahm seine Hand und zog ihn wieder runter ins Wohnzimmer.
 

***
 

Geschätzte fünf Stunden später lag ich auf der Couch. Ich spürte, wie mein ganzer Körper gegen den Alkohol ankämpfte. Alle zwei Minuten krampfte sich der eine oder andere Muskel zusammen. Ich wagte es schon gar nicht mehr mich zu rühren. „Das hat Spaß gemacht.“ Verdammt! Ich lallte immernoch. Wie konnte mein Kopf klarer, als mein Körper sein?

„Ja, das war ein sehr großes Vergnügen.“, stimmte mir Jason zu, der auf einem anderen Sofa lag.

Ich hörte, wie sich die Haustür öffnete. „Des? Wir sind wiede... Oh mein Gott!“, hörte ich Charles, mein Engel. Da fiel mir ein, dass ich Jason ja geküsst hatte. Ich hörte Jason leise lachen. „Oh ja! Das hast du!“

Die übliche Jason-Abscheu würgte sich hoch. „Du kleiner, widerlicher...“ Mir fiel kein Wort ein.

„Debbie, Eric! Ihr geht sofort nach oben. Ich kümmere mich um die beiden.“, hörte ich Charles wieder.

Als ich hörte, wie er ins Wohnzimmer kam, hob ich meine Arme in die Luft. „Tut mir leid. Egal, was du jetzt mit mir vorhast, es ist ziemlich sinnlos. Bin ein wenig passiv drauf.“, sagte ich schnell.

Charles hob mich in seine Arme. „Was machst du denn auch für Sachen?“

„Charly?“ Ich zog die letzte Silbe ganz lang.

„Seit wann nennst du mich so?“, fragte Charles verwirrt.

„Keine Ahnung. Mir ist schlecht, ich habe Kopfschmerzen... nein, ich korrigiere! Mir tut alles weh und habe ich schon erwähnt, dass mir schlecht ist?“

Charles lächelte. „Geschieht dir recht, wenn du eine Sauforgie beginnst.“

Ich stöhnte. „Du fängst jetzt nicht auch noch mit dem Bei-jedem-Vollrausch-sterben-eine-Millionen-Gehirnzellen-ab-Quatsch an, oder?“

Er lachte. „Nein, um deine Gehirnzellen mache ich mir keine Sorgen, aber wir müssen den Alkohol aus dir rausbekommen.“

Ich grummelte teilnahmslos. „Schlafen wäre jetzt nicht schlecht.“

Jason und Charles lachten. „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Jason amüsiert.

„Augen zu, an kleine, rosa Pferdchen in einem Zuckerwatteparadies denken und ganz in Ruhe einschlummern.“, sagte ich selbstverständlich.

„Tut mir leid, da musst du jetzt durch. Du kannst nicht schlafen.“

Ich schlug meine Hand gegen die Stirn. „Ach ja! Stimmt ja! Ich bin ja ein Vampir... Aua! Das hätte ich lassen sollen!“

„Wir bringen dich jetzt zu Carlisle und nüchtern dich aus.“, sagte Charles bestimmt und trug mich zur Tür. „Ach übrigens: Happy Birthday!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-12-13T21:29:44+00:00 13.12.2009 22:29
irgendwie regt sie mich auf...die denkt überhaupt nicht daran...was sie den cullens für schwierigkeiten bereiten könnte!und wie konnte sie nur den bruder ihres VERLOBTEN küssen?hmm naja vieleicht wird sie es bald verstehen und besser aufpassen...lg


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