Verletzte Gefühle
Hallöchen ihr Lieben,
ein neues Kapitel geht online. Sicherlich habt ihr das auch schon mal erlebt. Da fühlen
sich zwei Menschen zueinander hingezogen und durch ein dummes Missverständnis gerät
alles außer Kontrolle.
Lest selbst, was mit Keisuke und Rin passiert...
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Verletzte Gefühle
Suchend blickte sich Keisuke um. Deutlich konnte er ihren Duft wahrnehmen. Er führte
ihn tiefer in den Garten und plötzlich bog er vom Weg ab und näherte sich auf
unsichtbaren Pfaden dem künstlich angelegten See.
Die Bäume traten zurück und der See breitete sich vor seinen Blicken aus. An einem
großen Felsen gelehnt, erkannte er eine schlanke Gestalt.
Lautlos ging er näher. Noch war er mehrere Meter entfernt, als er ihre leise Stimme
hörte. Sie schwang klar und rein durch die Nacht. "Du hast nach mir gesucht?"
Ihr Kopf wandte sich ihm zu und er sah den Blick aus ihren dunklen Augen auf sich
gerichtet.
Mit wenigen Schritten überwand er die Distanz, die sie trennte.
"Du hast mich bemerkt?", fragte er.
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Meine Eltern sind Dämonen, und meine Tante eine
mächtige Miko. Vergieß das nicht. Ich habe viel von ihnen gelernt. Auch wenn ich niemals
ihre Kräfte oder ihre Geschicklichkeit erreichen werde."
Ihr Kopf wendete sich wieder dem See zu und Schweigen breitete sich über sie aus. Nur
die Geräusche der Nacht umgaben sie.
Mit seinen Sinnen tastete Keisuke die Umgebung ab, doch konnte er kein anderes Wesen
wahrnehmen. Weder Menschen, noch irgendein Dämon befanden sich in der Nähe.
Sein erster Verdacht, dass Rin zusammen mit Hiroki verschwunden wäre, löste sich in
Nichts auf.
Tief in sich spürte er ein seltsames Gefühl, wie Erleichterung. Unauffällig musterte er
sie.
Sie sah so unglaublich schön aus. Keine der Damen auf dem Fest hatte ihr das Wasser
reichen können. Sie strahlte eine natürliche Schönheit aus, die keinerlei künstlichen
Zierrat brauchte.
Der schwere mehrlagige Kimono betonte ihre schmale zierliche Gestalt.
Man konnte sich kaum vorstellen, dass sie ein Schwert ebenso geschickt schwang, wie
einen Fächer, oder das ein Übungskampf mit dem Stock sie zum Lachen brachte.
"Morgen werden wir zum Schloss Inu no Taishou aufbrechen. Unser Auftrag ist beendet.
Der Verbrecher erfuhr seine gerechte Strafe und der Vertrag ist erneuert worden", Rin
wandte den Kopf. "Du musst sicher sehr erleichtert sein. Denn bald ist auch deine
Aufgabe beendet und du kannst den gewohnten Dienst im Schloss wieder aufnehmen und
musst mich nicht mehr bewachen."
Sie sah den Inuyoukai an. Auf dessen Gesicht zeigte sich keinerlei Regung.
Sie selbst fühlte sich merkwürdig traurig bei diesem Gedanken. Es war in dieser kurzen
Zeit so selbstverständlich geworden ihn um sich zu haben, dass es ihr Mühe machen würde
sich in den Alltag ohne ihn wieder einzufinden. Insgeheim hoffte sie, dass er ihr
widersprechen würde. Doch nur die Stille antwortete ihr.
Keisuke schwieg. Seine Gedanken rasten.
Er hatte die Menschen immer für schwäche und jämmerliche Geschöpfe gehalten. Doch
hatte es dieses seltsame Wesen hier geschafft sich unbemerkt einen Weg zu seinem
Herzen zu bahnen und jetzt war sie da drin und er bekam sie nicht mehr raus.
Nicht aus seinem Herzen, noch aus seinen Gedanken.
Doch ein kümmerlicher Rest seines Verstandes war geblieben.
Sie war die Ziehtochter des Herrn. Und Lord Sesshomaru war dafür bekannt, dass er eine
Bedrohung seiner Familie, egal welcher Art, auf äußerst schonungslose Weise beseitigte.
Was war er denn? Ein rangniederer Inuyoukai im Dienst des Fürsten. Eine Wache, deren
Namen nicht wichtig war.
Es konnte niemals sein, das eine so hochgeborene junge Frau einer so unbedeutenden
Person, wie ihn, Aufmerksamkeit schenken würde.
Schwer atmete Keisuke ein. Ein fataler Fehler.
Tief nahm er ihren unverwechselbaren Duft auf. Ein Hauch von Wildblumen und ihren
typischen weiblichen Geruch. Sein Blut rauschte in seinen Adern und die dämonischen
Instinkte drohten die Überhand zu gewinnen. Sie waren hier allein. Niemand würde es
sehen, wenn er sich nahm, was sein Körper so sehr begehrte, dass es ihn fast schmerzte.
Rin spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Noch immer hatte er hatte er ihr keine
Antwort gegeben. Er starrte sie nur wortlos an. Doch in seinen Augen begann ein
unheimliches Feuer zu glühen.
Mit dem sicheren Instinkt einer Frau fühlte sie die Gefahr, die von ihm ausging. Ihr
Atmen beschleunige sich und sie fühlte eine unbekannte Hitze in sich aufsteigen.
Unbewusst trat sie einen Schritt vor, doch er verstellte ihr den Weg.
Ganz nah standen sie voreinander.
Rin hatte den Kopf gesenkt und starrte wie gebannt auf seine Brust. Sie nahm jedes noch
so kleine Detail des Brustpanzers in sich auf, den er selbst zu den Festlichkeiten
nicht abgelegt hatte. Sie sah die helleren Schmarren in dem dunklen Leder. Sah die
Verbindungsnähte, die die einzelnen Stücke zusammen hielten.
Sie sah, wie sich seine Brust hob und senkte unter schnellen Atemzügen.
Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als sie seinen warmen Atem über ihre Haut streifen
fühlte.
Vorsichtig hob Rin langsam den Kopf. Sie hatte Angst, was sie in seinem Gesicht sehen
würde, und noch mehr hatte sie Angst vor dem was sie dann selbst fühlen und tun würde.
Erschrocken keuchte sie auf.
Seine Augen glühten förmlich in der Dunkelheit und die sonst dunkelbraune Iris war mit
roten Adern durchzogen. Ein tiefes Knurren drang ihr entgegen und hinterließ eine
Gänsehaut auf ihrem Rücken.
Sie hob die Hände und drückte sie gegen seine Brust. Doch genauso gut hätte sie
versuchen können einen Felsbrocken beiseite zu schieben.
Als Keisuke ihre Hände auf sich spürte, riss der letzte Faden, der seine Vernunft noch
zusammengehalten hatte.
Mit einer raschen Bewegung umklammerte seine rechte Hand ihre Kehle. Er hörte ihr
erschrockenes Luftholen, fühlte ihren rasenden Puls unter seinen Fingern.
Er roch ihre Angst, doch vermischte sich noch etwas völlig anders in diesen Geruch.
Etwas, das ihn handeln ließ.
Seine Hand wanderte in ihren Nacken und krallte sich in ihr langes Haar. Seine Linke
umschlang ihre schmale Taille und presste sich in ihren schlanken Rücken. Mit einer
einzigen Bewegung zog er sie an sich heran.
Er bog ihren Kopf zurück und spürte, wie ihr weicher Körper dadurch an ihn gedrückt
wurde. Langsam näherte er sich ihrem Gesicht.
Ihre langen Wimpern schienen Schatten auf ihre bleichen Wangen zu werfen. Ihr roter
Mund war leicht geöffnet. Es war...
Im nächsten Moment sanken seine Lippen auf ihre. Er schmeckte ihre Süße und drängte
seine Zunge gegen sie.
Rin wurde überwältigt. Ihr Herz raste und als sie fühlte, wie seine Zunge über ihre
Lippen strich, öffnete sie fast automatisch ihren Mund.
Keisuke stöhnte leise auf, als er merkte, dass sie keinerlei Widerstand bot. Ohne sich
zurückzuhalten küsste er sie, ließ seine Zunge durch ihren Mund gleiten.
Rin konnte nichts anders fühlen als ihn und sie bekam Angst. Tiefe und elementare Angst.
Nicht vor ihm, sondern vor sich selbst.
Sie fühlte wie die Tränen in ihren Augen hochstiegen. Rin krallte ihre Hände krampfhaft
in seinen Brustpanzer um zu verhindern, dass sie wie von selbst nach oben wanderten um
sich um seinen Nacken zu schlingen und ihn noch näher an sich zu ziehen. Das hier war
nicht richtig. Das war falsch. Das ging alles viel zu schnell. Sie fühlte sich geradezu
überrannt.
Plötzlich löste Keisuke den Kuss.
Er sah in Rin’s Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen und zwischen ihren Wimpern hingen
silberne Tropfen.
Ihr Mund war halb geöffnet und ihre Lippen blutrot von dem Kuss.
Vorsichtig löste er seine Hand aus ihrem Nacken und strich ihr sanft über die Wange.
Mit den Fingerspitzen fing er einen silbernen Tropfen auf, als er sich löste.
Die federleichte Berührung ließ Rin zusammenzucken und sie riss die Augen weit auf.
Mit einem Ruck löste Keisuke die Umarmung und mit einem letzten Blick auf Rin wandte
er sich wortlos ab und verschwand in der Dunkelheit.
Rin zitterte und ihre Beine versagten den Dienst. Langsam sank sie zu Boden. Noch
immer raste ihr Herz und das Chaos tobte in ihr.
Was war nur los mit ihr? Was bedeutete das, was sie da fühlte?
Sie schluchzte auf und die Tränen begannen unaufhaltsam zu fließen. Sie schlug die
Hände vor das Gesicht und überließ sich völlig dem Chaos.
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Völlig fassungslos kehrte Keisuke zum Haupthaus zurück.
Was hatte er da nur getan?
Er hatte sich der Hime auf eine Art und Weise genähert, wie sie nur einem Gefährten
zustand.
Einem Verlobten... einem Bräutigam.
Bei allen Göttern, was war da nur in ihn gefahren?
Er blieb stehen und hob seine rechte Hand. An seinen Fingerspitzen sah er die feuchte
Spur ihrer Tränen.
Sie hatte geweint.
Sie hatte geweint, weil er sich ihr so genähert hatte, weil sie sich nicht mehr zu
helfen wusste. Sie hatte keine Chance gegen ihn gehabt. Er hatte ihr etwas aufgedrängt,
das sie offensichtlich nicht erwiderte. Bei allen Göttern, wie tief war er doch
gesunken.
Sein Leben war verwirkt. Die Strafe für diese Annäherung war der Tod. Er hatte den Blick
von seinem Herrn nicht vergessen, als er ihm den Auftrag gegeben hatte.
Und doch... Er drehte sich um und sah den Weg zurück, den er gekommen war. Er bereute es
in der Tiefe seines Herzen nicht eine Sekunde.
Er hatte die Liebe berührt.
Das erste Mal in seinem Leben hatte er eine Frau aus reiner Liebe berührt. Er würde
sein Leben für ihres geben, sollte das notwendig sein.
Doch war so eine Verbindung niemals möglich.
Niemals....
Seine Kehle schnürte sich zu und ihm fiel das Atmen schwer. Das Schicksal war ein
grausamer Geselle. Die einzige Frau, die es geschafft hatte sein Herz zu erwärmen, war
ein Mensch und durch ihre Stellung absolut unerreichbar für ihn.
"Keisuke, wo ist Rin?", die quäkende Stimme riss ihn herum. Im ersten Moment konnte er
keinen sehen, bis er seinen Kopf senkte.
Vor ihm stand Jaken.
Die kleinen Hände umklammerten wie immer den Nintojo-Stab. Selbst das Festgewand
verlieh dem Kröterich keine größere Würde.
Keisuke musste sich räuspern, bevor er in der Lage war zu antworten. "Sie ist im Garten."
"Und warum bist du dann hier und hältst Maulaffen feil? Deine Aufgabe ist es die Hime
zu beschützen und das kannst du offensichtlich nicht, wenn du hier dumm
herumstehst", tadelte Jaken den Youkai.
"Ich bin hier, Jaken-sama!", die leise Stimme ließ beide den Blick wenden. Eine Gestalt
kam den Weg entlang und trat in die Lichterinsel, die eine der Fackeln bildete, die den
Weg in regelmäßigen Abständen säumten.
"Rin-hime!", rief Jaken aus und eilte auf die junge Frau zu. Ein Schauder lief Keisuke
über den Rücken. Würde sie über sein ungeheures Vergehen sprechen?
"Wir werden im Saal erwartet. Der Schlossherr möchte nochmals mit dir reden", teilte Jaken mit.
Rin nickte geistesabwesend. Ihr Blick war ausschließlich auf Keisuke gerichtet. Schließlich
blieb sie vor ihm stehen. Er sah, dass ihre Augen gerötet waren, doch tat das ihrer
Schönheit keinen Abbruch. Wortlos sah sie ihn an.
Jaken stand neben den beiden und musterte sie. Sie verhielten sich merkwürdig. Diese
Blicke und das Aussehen von Rin erweckten Jaken's Misstrauen.
"Verzeiht, Hime. Ich habe meine Pflicht vernachlässig. Ein Fehltritt wie dieser wird
nie wieder passieren", sagte Keisuke mit rauer Stimme und verbeugte sich vor Rin. Als
er wieder hochsah, war sein Gesicht eine kalte ausdruckslose Maske.
Rin hatte den Atem angehalten. Sie hatte gehofft, dass er sein Verhalten erklären würde,
dass er das Chaos, was immer noch in ihrem Inneren herrschte, zu ordnen vermochte.
Doch seine Worte ließen sie wissen, dass das nicht der Fall sein würde.
Ein Fehltritt, so bezeichnete er sein Verhalten also.
Er bereute es offensichtlich sie geküsst zu haben. Sie war in seinen Augen noch immer
eine wertlose Kreatur.
Sie war nur ein Mensch.
Entschlossen presste sie ihre Lippen zusammen und verschloss ihre Gefühle tief in ihrem
Inneren. Sie nickte nur. "Ich werde Euch noch einmal verzeihen. Ich bin sicher, Ihr
habt es nicht mit Absicht getan und es war nur ein Versehen. Lasst uns unsere Pflicht
den westlichen Ländern gegenüber erfüllen."
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging den Weg weiter zum Haupthaus.
Jaken warf dem Leibwächter einen schnellen Blick zu. Doch wortlos und mit regloser
Miene folgte dieser Rin in gebührenden Abstand.
Jaken machte sich ebenfalls auf den Weg, doch ließ er nicht einen Blick von den beiden
vor ihm gehenden Personen.
Irgendetwas hatte sich zwischen Rin und Keisuke verändert. Dabei konnte er es noch
nicht einmal genau sagen, was es war. Doch es lag was in der Luft. Eine Spannung, wie
sie nie vorher zu bemerken gewesen war.
Lautlos seufzte Jaken auf. Dieses Kind machte als Erwachsene fast noch mehr Probleme
als früher.
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Das helle Klirren der Schwerter hallte durch die Luft. Auf dem Übungsplatz standen
sich zwei Krieger gegenüber.
Der eine hoch gewachsen und schlanker Mann, dessen weißes Haar weit in den Rücken fiel.
Das Sonnenlicht warf helle Reflexe auf einen durchtrainierten Oberkörper. Nicht ein
Tropfen Schweiß zeigte sich auf der Haut des entblößten Oberköpers. Am rechten Oberarm
konnte man eine helle Narbe erkennen, die einmal genau um den Arm herumlief.
Einst war ihm dieser dort abgetrennt worden, doch durch ein magisches Heilmittel hatte
der Krieger den Arm zurückerhalten.
Der zweite Kämpfer war eine Frau.
Das lange schwarz-weiße Haar mit einem Band zu einem Zopf gebändigt, damit er bei dem
Kampf nicht störte.
Ihre grüngelben Augen funkelten und registrierten jede Bewegung ihres Gegners.
Am Rand des Übungsfeldes saß ein Junge von vielleicht 10 Jahren auf dem Boden und sah
wie gebannt dem Kampf zu. Deutlich konnte man in seinen smaragdgrünen Augen das
Verlangen sehen, einmal genauso gut, wenn nicht sogar besser als diese beiden Kämpfer
zu werden.
Neben ihm lag ein Holzschwert mit dem er die täglichen Übungen absolvierte. Der
Schwertmeister, der ihn trainierte, wagte es nicht mit einem echten Schwert ihn kämpfen
zu lassen. Er wollte ihm erst mal Sicherheit und Übung mit den gefährlichen Waffen
beibringen.
Es war eine stumpfe Waffe im Gegensatz zu den Schwertern mit denen die Frau und der
Mann gegeneinander kämpften. Diesmal hatte er sich nicht zurückhalten lassen und hatte
sich bei seinem Vater darüber beschwert.
Ohne große Erklärungen hatte dieser ihn zu dem Übungsplatz befohlen, auf dem ansonsten
die Wachen und Krieger ihre täglichen Übungen abhielten. Voller Erstaunen hatte Masaru
festgestellt, das sich kein Krieger dort aufhielt, sondern ihn seine beiden Eltern
gemeinsam erwarteten.
Das Aussehen seiner Mutter hatte ihn am meisten verblüfft. Sie war mit einer Hakama
bekleidet und trug sogar eine leichte Brustpanzerung. Dann hatten beide angefangen
miteinander zu kämpfen. Schon nach wenigen Augenblicken hatte es Masaru vollständig in
den Bann gezogen.
Über die breite Klinge des Schwertes, was der weißhaarige Mann schwang, huschte ab und
zu ein blauer Schein. Das Schwert schien nur darauf zu warten einen tödlichen Schlag
führen zu können. Doch der eiserne Wille des Kämpfers hielt es unter Kontrolle.
Über die schmale Klinge, die die Frau führte, huschte ab und zu ein tiefroter Schein,
dunkler noch als Blut. Auch diese Klinge war gefährlich und führte ein Eigenleben, das
zu einem unheimlichen Verbündeten werden konnte. Und es gehörte ebenso viel Willen und
Geschick die vernichtenden Kraft unter Kontrolle zu behalten, wie bei dem anderen
Schwert. Dessen Name schon legendär war. Tokijin.
Drachenfeuer war nicht ganz so berühmt, doch nicht weniger tödlich.
Der Junge hielt den Atem an, als er auf einmal bemerkte, wie der Mann seine Taktik
änderte. Mit einem gewaltigen Satz rückwärts brachte er Abstand zwischen sich und die
Frau.
Fast zeitgleich in dem Moment als er auf den Boden aufkam, schlug er schon mit dem
Schwert zu. Ein blauer Wirbel löste sich von der breiten Klinge und schoss mit
unvorstellbarer Geschwindigkeit auf die Frau zu.
Sie lachte hell auf und schlug ebenfall mit weiten Bogen zu. Gleichzeitig sprang sie
zur Seite. Von ihrer Klinge löste sich ein dunkelroter Wirbel.
Genau in der Mitte des Platzes trafen die beiden Energien zusammen und eine Explosion
entstand.
Der heiße Wind der Druckwelle raste über den Platz und ließ den Jungen die Hände vor
die Augen heben, um sich zu schützen. Kaum war die Druckwelle vorbei, sprang er auf und
rannte über den Platz auf den Mann und die Frau zu.
"Vater... Mutter...!", rief er und stoppte atemlos vor ihnen.
Lächelnd beugte sich Ayaka zu ihrem Sohn herunter und fuhr ihm liebevoll durch die
Haare. "Es ist alles in Ordnung, Masaru."
"Lasst das, Mutter!", erfolgte sofort der Protest des Jungen, der sich wild durch die
Haare fuhr.
Ayaka lachte gutmütig. Masaru war in einem Alter, wo die Zärtlichkeiten einer Mutter
ihm eher peinlich, als angenehm waren. Sie hob den Kopf und sah ihren Gefährten an. Er
hatte Tokijin in den Gürtel zurückgesteckt und sein Blick glitt mit Stolz über ihren
Sohn.
"Siehst du Masaru, genau deshalb übst du noch mit einem ungefährlichen Übungsschwert.
Wenn die Zeit reif ist, bekommst du eine Klinge, die dir ebenbürtig ist", sagte Sesshomaru
mit kühler Stimme.
Betreten sah Masaru zu Boden. Er verstand es, doch das hieß nicht, dass es ihm
gefallen tat.
Doch die Demonstration, die sein Vater und seine Mutter so eindrucksvoll hier gegeben
hatten, überzeugte von der tödlichen Macht eines Dämonenschwertes. Und nur wenn man
ein guter ausgebildeter Krieger war, dann konnte man diese Macht beherrschen Vorher
war man nur eine Gefahr für sich selbst und seine Umgebung.
"Ich habe verstanden, Vater, und werde in Zukunft nicht mehr nach einem Schwert
verlangen. Erst, wenn der Meister es von sich aus befiehlt", ergab sich Masaru in das
unvermeidliche.
Sesshomaru nickte nur. Nichts anderes als diesen Gehorsam hatte er erwartet.
In diesem Moment erschien ein Diener am Rand es des Übungsplatzes. Vorsichtig näherte
er sich dem Fürstenpaar und deren Sohn. In gebührenden Abstand kniete er nieder.
"Sprich!", forderte ihn Sesshomaru auf, während er nach seinem Haori griff, den Ayaka
ihm hinhielt.
"Herr, Eure Tochter und Jaken-sama sind zurück", richtete er die Nachricht aus.
"Onee-chan!", rief Masaru freudig aus und rannte los.
Sesshomaru ging ohne ein Wort zu sagen an dem Diener vorbei. Ayaka folgte ihm
unverzüglich, doch als sie an dem noch immer knienden Diener vorbeihuschte, verließ
ein geflüstertes "Danke!" ihre Lippen.
Erst als die Schritte verklangen hob der Diener den Kopf und stand auf. Ein leises
Lächeln lag auf seinen Lippen.
Sesshomaru und Ayaka erreichten nach wenigen Minuten den Vorhof. Inmitten des Platzes
stand Ah-Uhn. Neben dem zweiköpfigen Drachen stand Rin und kämpfte gerade mit dem
Gleichgewicht, weil Masaru sie stürmisch umarmt hatte.
Jaken stand vor ihnen und schwenkte schimpfend den Kopfstab. "Wann lernt Ihr endlich,
wie sich ein Kronprinz zu verhalten hat..."
Reglos wie eine Staute stand daneben Keisuke. Er bemühte sich kein Gesicht zu verziehen.
Zumal seine Nase eindeutig die Ankunft des Herrn und dessen Gefährtin verkündete.
"Rin-chan!", rief Ayaka freudig aus.
Rin hatte sich endlich von ihrem Stiefbruder befreit und wandte den Kopf. Ihre Augen
leuchteten auf, als sie ihre Zieheltern erblickte. Rasch trat sie einige Schritte vor
und verbeugte sich tief.
"Vater... Mutter. Ich bin froh wieder zu Hause zu sein", sagte sie mit fast feierlichem
Ton in der Stimme.
Sesshomaru musterte sie aufmerksam. Es schien ihr gut zu gehen. Auch Jaken sah in
Ordnung aus. Der Leibwächter hatte anscheinend gute Arbeit geleistet. Was anderes
hatte er auch nicht von ihm erwartet.
"Waren die Verhandlungen erfolgreich?", fragte Sesshomaru mit kühler Stimme.
Jaken warf sich zu Boden und Rin nickte. Sie machte sich nichts aus der fast kalten
Begrüßung von Sesshomaru. Sie wusste, dass ihre Eltern sie liebten, auch wenn gerade
ihr Vater es fast nie offen zeigte.
"Ja. Sie waren erfolgreich. Doch leider sind wir auf unerwartete Schwierigkeiten im
Vorfeld gestoßen", antwortete sie.
Ayaka hatte aufmerksam zugehört und nun glitt ihr Blick über diese kleine Gruppe der
Heimkehrer.
Rin hatte sich verändert. Weg gegangen war sie als Mädchen. Zurückgekommen war sie als
eine erwachsene Frau. Es hatte sich in der Tat mehr abgespielt, als man hier auf den
ersten Blick vermuten konnte. Doch das würde sie mit Rin in einer ruhigen Minute unter
Frau zu Frau besprechen.
"Ich erwarte Euch in meinem Arbeitszimmer zusammen mit eurem Bericht", erklärte Sesshomaru
und wandte sich zum Gehen.
Ayaka blieb und umarmte Rin liebevoll. "Willkommen zu Hause, Tochter."
Rin erwiderte die Umarmung. Fast stiegen ihr die Tränen in die Augen. Doch entschlossen
drängte sie sie zurück. Nie wieder würde sie über diese bestimmten Ereignisse
nachdenken. Es war vorbei.
"Komm, Rin-chan. Ich werde für eine kurze Erfrischung sorgen, und dann gehen wir zu
Sesshomaru-sama. Wenn du deinen Bericht abgeliefert hast, dann kannst du dich ausruhen."
Ohne ein Wort folgte Rin ihrer Mutter. Masaru lief neben ihnen her und fragte
aufgeregt, was sie erlebt hatte.
Ein Diener griff nach den Zügeln von Ah-Uhn und zog den Drachen in Richtung Stall.
Keisuke stand auf einmal allein auf dem Hof.
Es war vorbei.
Er packte sein Bündel fester und machte sich auf den Weg zu den Unterkünften, wo
die Wachen lebten. Fast hatte er den Weg schon zur Hälfte der Strecke hinter sich,
als er innehielt und einen Blick zurückwarf.
Genau in diesem Moment wandte auch Rin den Kopf und unvermutet sah sich Keisuke
ihrem Blick ausgesetzt. Für Sekundenbruchteile verhakten sich ihre Blicke ineinander
hielten sich fest. Doch dann wandte Rin als erstes den Kopf und nach wenigen Minuten
war sie verschwunden.
Keisuke stand wie erstarrt da. Es war vorbei.
Nur sehr selten kamen die Wachen in direkten Kontakt mit der herrschaftlichen Familie.
Es war eine ganz andere Klasse. Genauso gut hätte Rin auf einer anderen Insel des
Kaiserreiches leben können.
Sie war von nun an unerreichbar für ihn.
Er presste die Zähne so fest zusammen, dass seine Kieferknochen hervortraten.
Entschlossen ging er seiner Unterkunft entgegen.
Vorbei...
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Ende Kapitel 12
Die Aufgabe, die Sesshomaru seiner Ziehtochter gestellt hatte, ist vollbracht.
Auf dieser Reise haben sich Dinge entwickelt, die sicher so in dieser Art
nicht vorgesehen oder gar geplant waren.
Allerdings ist die Geschichte hier noch nicht zu Ende. Wir treten sozusagen in den
zweiten Teil mit dem nächsten Kapitel ein.
Das da heißen wird: Geständnisse bei Mondschein.
Ayaka hat die untrüglichen Instinkte einer Mutter und die sagen ihr, das in den
letzten Tagen mehr passiert ist, als Rin erzählt hat.
Bis in zwei Wochen
Liebe Grüße
chaska