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Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

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Überwindung

Ragnar

Ragnar hob die Augenbrauen und nickte. „Ja, das ist eine ziemlich wichtige Information“, bestätigte er und seine Augen suchten wieder Antonin und Cole, wobei er sie diesmal nicht wieder fand. Scheiße, er hatte sie aus den Augen verloren. Nun, dann würde er sich wohl mal auf die Suche nach Cole begeben. Ob die beiden gemeinsam gegangen waren, oder ob sie im Streit auseinander gegangen waren? Sicher würde Nathan sich gleich verabschieden, auch wenn er der erste war, der sich für diese Worte bedankte, was ihn irgendwie noch sympathischer machte.

Doch als der andere weitersprach, wanderte auch wieder Ragnars Blick zu diesem, in diese schönen blauen strahlenden Augen schauend. Ragnar blickte den anderen ein wenig irritiert an. Dieser Mann schien es wirklich ernst zu meinen. Er schien wirklich auf ein Date mit ihm aus zu sein. Wusste dieser Mann, was er da tat? Wusste er, worauf er sich einlassen würde? Bestimmt nicht. Er konnte es nicht wissen, denn er kannte nur ein dunkles Geheimnis. Oder meinte er es vielleicht gar nicht ernst? Wollte er ihn verarschen? Doch diese Augen blickten ihn so ruhig an, dass Ragnar sich ziemlich sicher war, dass jener ihn nicht auf den Arm nahm.

Ragnar schwankte zwischen der Freude, dass Nathan ihn so überraschte, und Misstrauen, bzw. Sorge. „Du bist ein hartnäckiger Mensch, Nathan“, stellte er schließlich fest und seufzte. Er fuhr sich mit seiner Hand übers Gesicht und durch die Haare. Er hatte sich von der Theke abgestoßen und stand nun vor dem anderen. „Hör zu“, begann er schließlich. „Du bist einer der wenigen, der sich nicht verabschiedet, und das finde ich genauso überraschend, wie es mich freut. Aber ich weiß ehrlich gesagt erstens nicht, ob du weißt, worauf du dich da einlassen würdest. Ich bin mir nämlich sicher, dass ein Date über kurz oder lang beim Sex endet, und ich bin schon zu oft von der Bettkante geflogen, weil es dem anderen plötzlich doch nicht so recht war. Und zweitens weiß ich nicht, ob ich das momentan kann… Ich…“ Wieder sah er in die Augen, verstummte. „Lass uns einen Kompromiss schließen. Du gibst mir deine Nummer und ich melde mich in ein paar Tagen. In der Zeit hast du die Möglichkeit dir genau zu überlegen, ob du das wirklich willst. Und ja… bei mir ist es letztlich genauso.“ Ja, das wäre in Ordnung. Ragnar ließ sich eigentlich nie auf Dates ein. Aber irgendwie hatte Nathan etwas an sich, was sein Interesse geweckt hatte.

Kurz glitten seine Augen wieder suchend durch den Raum. „Verzeih mir bitte, aber ich glaube mein bester Freund hat sich gerade mit seinem ‚Freund‘ gestritten. Ich fürchte ich muss los.“ Entschuldigend blickte er Nathan an. Dann griff er zu seinem Handy und gab es Nathan. „Tipp deine Nummer ein. Ich verspreche mich zu melden.“
 


 

Cole

Die kalte Nachtluft schlug ihm ins Gesicht. Er zückte sein Handy und tippte eine Nummer ein. Dann zog er seine Zigaretten aus der Hosentasche und zündete sich eine an, wartend. Antonin war so ein verdammter... Ja, was war er eigentlich? Cole stieß genervt den Rauch aus und blickte zu Boden, mit seinen Füßen nervös scharrend. Gott, wieso machte ihn dieser Kerl nur so fertig.

Wieso fing Antonin immer wieder davon an, dass er unzufrieden mit dem war, was er bekam? Wieso musste er immer mehr und mehr von ihm verlangen? Warum um Gottes willen sah er nicht, was er Cole bedeutete? Musste er es wirklich aussprechen, bevor er es ihm glaubte? Würde er wirklich gezwungen sein, ihm zu sagen, wie viel ihm an ihm lag? Aber konnte er das? Konnte er ihm sagen, was er ihm bedeutete, was er ihm wert war? Nein, er würde es nicht können. Er war nicht dafür geschaffen, jemandem seine Gefühle einzugestehen. So war er nicht. Das konnte Antonin von irgendeinem dieser Softies haben, so oft er wollte. Aber das war nicht Cole. Cole konnte so etwas nicht. Cole mochte so etwas nicht.

Und warum reichte Antonin nicht das, was er ihm gab? Wollte er ihn heiraten? Eine 'Ewige-Treue-Gelöbnis'? In welcher beschissenen Welt lebte er eigentlich? War Antonin nicht klar, dass es hier so nicht zuging? Dass es so nicht zugehen konnte? Konnte er nicht begreifen, dass er sich niemals zu einer Hausfrau degradieren lassen würde? Und dass er schon gar nicht fähig wäre, ihm zu geben, was er verlangte. Nämlich Konstanz, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit.

Tja und damit waren sie an dem Punkt, den er Antonin schon immer prophezeit hatte: Cole brachte ihm Verderben, ließ sein Strahlen verblassen und konnte ihm nie das Glück geben, das jener wohl verlangte. Cole lachte auf, als er diesen Gedanken hatte. Verdammte Scheiße, worauf hatte er sich nur eingelassen. Wie um alles in der Welt konnte es so weit kommen.

Er war kein Mensch für eine Beziehung, das bewies er immer wieder. Wie konnte er dann nur geglaubt haben, dass er Antonin genau das bieten konnte? Eine Beziehung. Gott, wie er dieses Wort hasste. Es war so voller Missverständnisse und Schmerzen. Ein Wagnis, auf das er sich nie hatte einlassen dürfen. Er war nicht dafür geschaffen glücklich zu sein. Costello hatte vollkommen recht, wenn er ihm das immer wieder sagte. Und auch wenn Antonin ihm teilweise das Gefühl vermittelt hatte, doch auch ein Recht auf Glück zu haben, so hatte er es wohl einfach nicht verdient. Er war ein kaltblütiges Arschloch, das eben nicht schaffte, jenem, den er ... liebte ... dieses auch zu sagen. Er durfte das auch gar nicht. Es machte ihn nur verletzbar.

Oder sollte er es doch tun? Antonin sagen, was er ihm bedeutete? Würde das etwas ändern? War es das, was er wollte, was er brauchte? Gesagt bekommen, wie wichtig er ihm war? Aber hatte er das nicht schon hunderte Mal? Hatte er es ihm nicht vorhin eben erst gesagt? "Du bist hier. Ich bin hier. Mehr zählt gerade nicht." Lag darin der Hund begraben? War dieses mehr eben jenes mehr, das Antonin haben wollte. Die Gewissheit, dass er eben nicht nur diesen einen Abend sein Tanzpartner war, sondern immer, wenn es sein musste? Wollte Antonin hören, dass sie eben nicht nur an diesem einen Abend zusammen waren? Zumindest ließ der Sarkasmus des anderen ihn darauf schließen. Sie waren wirklich Idioten, oder? Idioten, die es immer wieder schafften, sich nicht zu verstehen.

Als der Wagen vor ihm hielt, schnippte er die Zigarette weg und wollte gerade die Tür öffnen und einsteigen, als er in der Bewegung inne hielt. "Entschuldige", sagte er und blickte durch das geöffnete Fenster in den Wagen. "Ich hab‘s mir anders überlegt." Damit drehte er sich um, hörte das 'Arschloch' noch hinter sich, bevor der Wagen wieder losfuhr, schenkte ihm aber keine Beachtung. Er ging erneut in das Savoy und suchte nach Antonin. Er hatte ihm noch etwas zu sagen. Etwas Wichtiges. Er wollte ihm sagen, dass er eben nicht nur an diesem Abend besonders für ihn war, sondern, dass er das jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde war. Und dass er das verdammt noch mal endlich begreifen und nicht mehr daran zweifeln sollte.
 

Cole blickte verwirrt, als er sah, wie Antonin von einem Mann in Richtung Darkroom gezogen wurde. Und bevor er sich klar war, ob er das wirklich wollte, ging er den beiden nach. Und dann spürte er, was wirklicher Schmerz war.
 

Seine Tritte hallten auf dem Asphalt. Die Autos, der nächtliche Straßenlärm schienen nicht so laut zu sein, wie seine Fußtritte auf dem Asphalt. Cole lief nach Hause. Er musste nachdenken. Er begriff jetzt einiges mehr. Er wusste jetzt, dass Antonin von ihm gewollt hätte, dass er ihm begreiflich machte, dass er nicht austauschbar war. Aber offensichtlich hatte jener für sich auch erfahren, dass Cole genauso austauschbar war. Sicher, dieser Fick war sicher nur eine Trotzreaktion, in gewisser Weise. Und dennoch... Es schmerzte.
 


 

Antonin

Man konnte seine Art der Fortbewegung wohl gerade nicht unbedingt mit gehen oder gar laufen gleichsetzen. Dafür wankte der Boden viel zu sehr. Oder war er selbst das? Holy Shit, wo ging‘s denn hier zum Ausgang? Aber halt, da war noch was. Suchend ließ er seinen verklärten Blick über die Körper der um ihn herum Tanzenden gleiten bis er glaubte seine Freundin ausgemacht zu haben. Abermals setzte er sich in Bewegung, bis er sich durch die Masse hindurchgeschoben hatte und hinter Tayra stand. Der er auch gleich einen Arm um die Schulter legte und erleichtert aufseufzte.

"Nach Hause", nuschelte er an ihrer Halsbeuge und hob dann den Kopf, um die andere Frau missmutig anzusehen. "Geh weg. Meins", brummte er unzufrieden. Doch das hielt nicht lange an, bis er wieder lachen musste. "Duuh solltescht den Darkroom teschten, Tay." Er kicherte vor sich hin und umarmte die kleinere Frau etwas fester. Nahm nur verschiedene Wortfetzen von ihr wahr. Etwa, wie viel er getrunken hätte und wo Cole war. "Weg", gab er die Auskunft und schloss die Augen kurz, nur um sie gleich wieder aufzureißen. Fuck, der Raum drehte sich inzwischen sogar. Blöder Raum. "Weit weg. So viele Kerle ficken wie er kann", führte er weiter aus und tapste dann brav mit ihr mit, als sie sich in Bewegung setzte, sich immer mal wieder an ihr festhaltend und vor sich hin lachend. Ihre fragenden Seitenblicke bekam er nicht mehr mit.
 

Überhaupt war der ganze Heimweg sehr schwammig für ihn. Er bekam kaum noch mit wie Tayra ihnen ein Taxi rief und ihn dann hinein beförderte. Oder das er es, bei ihm angekommen, sehr lustig fand, alle Knöpfe des Aufzuges zu drücken und sich darüber wie ein kleines Kind zu freuen. Es interessierte ihn auch nicht, dass Tayra ihren Mann anrief und ihn bat zu kommen. Hin und wieder gegen eine seiner Wände fallend, zog er sich auf dem Weg ins Badezimmer aus, verschloss die Tür hinter sich - trotz der von außen hereindringenden Proteste - und stieg unter die Dusche ohne das Wasser vorher reguliert zu haben.

So stand er eine Weile regungslos, immer noch hin und wieder vor sich hin kichernd, bevor er zu seinem Duschgel griff und sich in einer unglaublichen Heftigkeit wusch, an sich herumschrubbte, bis die Haut schon ganz rot war und selbst seine Rippen und blauen Flecken durch das Schmerzmittel und durch den Alkohol hindurch wieder schmerzten. Aber das war egal. Wichtig war jetzt nur, dieses unglaublich ekelhafte klebrige Gefühl loszuwerden. Runter von seiner Haut. Es musste weg! "WEG!"

Den letzten Gedanken brüllte er und fiel dann mehr oder weniger in sich zusammen. Die Stirn gegen das gedämpfte Glas lehnend, ließ er das kalte Wasser einfach auf sich herunter prasseln. Hin und wieder einen Laut zwischen Lachen und Schluchzen von sich gebend, stand er einfach nur da. Er war so gefickt... im wahrsten Sinne des Wortes. Abermals drang der gleiche Laut aus seiner Kehle, diesmal gefolgt von Schluckauf. Und mochten es wenige Minuten sein, oder eine ganz andere Zeitspanne, aber als Nicholas schließlich seine Badezimmertür geknackt hatte und ihn aus der Dusche herausholte zitterte er ununterbrochen und seine Lippen waren blau angelaufen. Ohne Widerstand zu leisten ließ er sich von dem Mann abtrocknen und in sein Bett verfrachten. Weder Nicholas noch Tayra stellten ihm Fragen, wohl in der Gewissheit, dass er sie eh nicht beantworten konnte... oder wollte.

Es sollte noch eine Weile dauern, bis er zuerst die Kälte bemerkte, diese unglaubliche Kälte, die sich bis in jede noch so kleine Pore eingeschlichen zu haben schien. Und danach dauerte es noch viel länger, bis er endlich aufhörte zu zittern und die Tasse mit Tee, die ihm Tayra gemacht hatte, selbst halten konnte. Aber selbst dann wollte jene Eiseskälte aus seinem Inneren nicht verschwinden und Antonin wusste genau warum.
 


 

Cole

Es dauerte 2 Stunden, bis er zu Hause war. Wohl vor allem deshalb, weil er den Umweg durch den Centralpark nehmen musste. Einmal, weil er durch den einen Stadtteil nicht einfach so gehen durfte, zum anderen, weil er das Laufen als angenehm empfand. Es gab ihm das richtige Ambiente, um in Ruhe sich darüber klar zu werden, was dieser Abend für Neuerungen in sein Leben brachte.

Da gab es zum einen Mal die Tatsache, dass er es nicht fertig brachte, dem einzigen Menschen, der ihm jemals wirklich nahe gekommen war, ohne viel Umschweife zu sagen oder zu zeigen, was er ihm bedeutete. Zum anderen die Erkenntnis, dass er austauschbar war. Ein wirklich seltsames Gefühl, denn bisher hatte er nicht eine Sekunde daran gedacht, dass Antonin für ihn, oder er für Antonin austauschbar wäre. Aber offensichtlich war es so. Denn warum sonst hätte sich Antonin fünf Minuten nach ihrem Streit direkt einen anderen genommen? Wäre er dazu in der Lage gewesen? Er hatte damals nach ihrem Streit es nicht fertig gebracht, im Savoy einen aufzureißen. Sie haben ihn alle gelangweilt, er hatte kein Interesse gehabt. Aber war er deswegen besser? Und warum ging es in der Geschichte überhaupt um richtig und falsch? Es war verwirrend. Eigentlich durfte er nicht sauer sein. Und eigentlich war auch nichts verloren. Schließlich hatte er Antonin gesagt, dass es von ihm abhing, wie es weitergehen sollte. Und auch wenn Antonins Verhalten Bände sprach, wie er sich wohl entscheiden würde, so durfte er ihn eigentlich nicht deswegen verurteilen. Letztlich schlief er ja auch mit anderen Männern. Männern ohne Gesichter. Und Antonin hatte das gleiche Recht wie er. Nur dass er davon nach einem Streit Gebrauch machen würde, schmerzte irgendwie.
 

Als Cole zu Hause angekommen war, ging er schnurstracks zu seiner Minibar und griff nach der Flasche Whiskey. Er musste sich irgendwie betäuben. Und das schaffte er auch erfolgreich.

Als er am nächsten Morgen am Sofa aufwachte hatte er einen mächtigen Kater. Sein Handy läutete penetrant. Als er darauf schaute, sah er, dass es Ragnar war. Kurz überlegte er, drückte ihn dann aber weg. Jener hatte es wohl bereits öfters probiert, dann auf dem Display erschienen 7 Anrufe in Abwesenheit von Ragnar.
 

Der Tag ging irgendwie an ihm vorbei. Er schien in einer Welt zu leben, die in Watte gepackt war. Weder die kalte Dusche, noch der Kaffee noch sonst irgendwas half dagegen.

Er kam spät ins Lady-Dream und machte, was Costello ihm am Abend vorher aufgetragen hatte. Er musste Autos schieben, und er musste einen neuen Deal vorbereiten. Auch tätigte er ein paar Anrufe mit Kontaktpersonen, die ihm geschrieben hatten, sie hätten Informationen über Gawain.
 

Und so verliefen die nächsten Tage, so verging das Wochenende. Cole handelte und lebte wie mechanisiert. Manch einer würde es eher als 'vor sich hin vegetieren' bezeichnen, aber was war sein Leben schon immer gewesen. Seine Kühle, seine Kälte schützten ihn vor dummen Kommentaren, und halfen ihm seine Arbeit zu erledigen. Der Rest wurde verdrängt. Das konnte er ja so gut. Aus Angst, wie Antonin sicher toll psychologisieren würde. Und selbst wenn es Angst war. Scheiß drauf. Es war nicht an ihm, sich beim anderen zu melden. Und wenn es das gewesen war, Scheiße, dann war es das halt. Was hatte er schon verloren oder?

Am Sonntagabend überredete Ragnar ihn zur Möweninsel zu fahren. Jener stellte zum Glück keine Fragen, zumindest keine weiteren, nachdem Cole ihm gesagt hatte, dass Antonin alles auf Eis gelegt hatte. Dafür erzählte er ihm viel. Dinge, die Cole alles andere vergessen ließen. Dinge, die schwer wogen, die Ragnar mit einem Mal in einem anderen Licht dastehen ließen. Dinge, die seinen Aufenthalt in Europa betrafen. Und dazu gehörte auch die Krankheit, die er hatte, und wegen der er zurück gekommen war. Denn er brauchte das Geld, das er verdiente für seine Medikamente und seinen Arzt. Und er erzählte ihm von Nathan - zumindest ein wenig.
 

Es war Montag, als sich Cole frühzeitig aus dem Lady-Dream verabschiedete. Er würde morgen nicht kommen. Morgen würde er nur an zwei Orten sein. Und sich ansonsten zu Hause einschließen.

Corleone genoss Coles Anwesenheit in der letzten Zeit. Denn Cole war stets zu Hause, außer er war im Lady-Dream. So viel war er schon lange nicht mehr daheim gewesen. Denn früher kam es nicht selten vor, dass er erst in den frühen Morgenstunden von einer durchfickten Nacht heimkehrte. Aber er hatte es probiert. Hatte sich gedacht, dass er ruhig auch einfach sich etwas suchen konnte. Aber er hatte es nicht gewollt, war umgekehrt, nach Hause zurückgekehrt. Er konnte nicht. Der Sex, den er mit diesen fremden Männern hatte, war einzig und allein dazu da, um die Brutalität in seinem Leben zu verdrängen, nicht um das zu verdrängen, was seine Seele, sein Herz betraf.

Müde ließ er sich auch an diesem Abend auf dem Sofa nieder. Er hatte sich ein paar Frühlingsrollen mitgenommen und schaute sich jetzt irgendeinen alten Film an, den er bald gar nicht mehr wahr nahm. Morgen würde es 18 Jahre her sein. Sein Vater wäre morgen 48 Jahre alt geworden.
 

Antonin

Antonin konnte sich kaum rühren, als er am späten Nachmittag aufwachte. Sein Kopf war dabei, ihn auf die Knie zu zwingen und seine Stimme war total für den Arsch. Seine Gelenke wollten nicht so wie er das wollte und sein Oberkörper fühlte sich an als wäre ein vier Tonnen LKW drüber gefahren. Und als ob das alles noch nicht reichen würde, erinnerte er sich an alles. Und zwar wirklich an alles. An den Streit, an den Alkohol, den Sex mit einem vollkommen Fremden und an seine Duschaktion. Was dazu führte, dass sein physischer Schmerz nun auch mit psychischen um die Vorherschaft zu kämpfen hatte. Himmel!

Als er es tatsächlich bis ins Badezimmer geschafft hatte, sah ihm eine fast fremde Person entgegen. Dunkle Augenringe, blasse Haut und einen ungesunden, fiebrigen Glanz in den Augen. Na prima. Das hatte ihm zu all seinem Glück gerade noch gefehlt. Nach einer Katzenwäsche warf er sich in die dickste, kuscheligste und wärmste Jogginhose und Pullover, die er finden konnte. Dazu völlig unpassend noch die pinken, gestrickten Socken von seiner Mutter und fertig war sein Grippeoutfit. In welchem er sich dann auch in die Küche schleppte und eine Nachricht von Tayra und Nicholas vorfand. Er sollte sich melden, wenn er wach wäre, auf dem Herd stünde eine Hünernudelsuppe und egal was er machte, er sollte es vom Bett aus tun. Was im Grunde kein schlechter Plan war und so fand er sich eine halbe Stunde später mit einer dampfenden Schüssel Suppe, einer Flasche Wasser, zwei Aspirin und einer Wärmflasche an eben jenem Ort wieder. Er hatte kurz versucht, sich mit leiser Musik zu bedüdeln, aber selbst das schien seinem Kopf nicht zu gefallen, weshalb er die Suppe etwas lustlos löffelte, sich dann mehr flüsternd als wirklich sprechend bei Tayra meldete und sich dann wieder schlafen legte. Er gönnte sich die Zeit ohne großartig über irgendetwas nachzudenken. Ginge auch nur schwerlich anders, da er sich von der wenigen Bewegung schon wieder unglaublich müde fühlte.

So ging das bis Mitte des Montags weiter. Mit viel erholsamen Schlaf, der nicht nur gegen seine ständige Erschöpfung Wunder wirkte, sondern auch seinen Rippen endlich die dringend benötigte Ruhe sicherte. Hin und wieder gluckten Tayra oder Nicholas um ihn herum, doch wenn es einer von beiden wagte sich dem Thema Cole oder Savoy zu nähern blockte Antonin das sehr kurzbündig und kratzbürstig ab. Die sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und nicht um seine!

Allerdings konnte er sich wirklich erst am Montag dazu aufraffen, sich den Ereignissen zu stellen und es sacken zu lassen. Er hatte nach dem Streit mit Cole mit einem wildfremden Mann geschlafen und wirkliche Befriedigung hatte ihm das ganze vielleicht für eine halbe Stunde verschafft. Danach nur noch Ekel. Ekel vor sich selbst, vor dem fremden Kerl und vor der Art und Weise wie es geschehen war. Im Nachhinein fühlte es sich so an, als hätte er zugelassen, dass man seine Seele vergewaltigte. Mit seiner Zustimmung.

Antonin schwor sich den Blödsinn mit dem Alkohol endlich zu lassen. Er konnte seine Probleme, wie man mehr als deutlich sah, nicht im Alkohol ertränken und hoffen das beim aufwachen wieder alles gut wäre. Denn das war es nie. Und diesmal war es sogar noch viel schlimmer als zuvor. Jetzt musste er sich nicht nur damit auseinandersetzen, Cole wie ein Irrer angefaucht und total überfahren zu haben, sondern auch noch mit seiner eigenen Reaktion darauf. Dazu kam, zu dem sowieso schon vorherrschenden Bedürfnis danach, sich wieder mit Cole zu vertragen, noch das immer dringender werdende Gefühl, es jenem erzählen zu müssen. Aber was dann? Der würde ihn vermutlich auslachen und fragen, ob jener ihm jetzt auch jedes Mal erzählen müsste, wenn er mit einem Kerl geschlafen hätte. Ja, so eine Reaktion konnte Antonin sich nur allzu bildlich vorstellen. Aber es gar nicht erwähnen? Es fühlte sich so an, als hätte er Cole betrogen. Obwohl das natürlich Blödsinn war, denn jener hatte ihm ja mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass ihr Arrangement für beide Seiten galt. Vermutlich würde der andere das gar nicht wissen wollen, oder?

Wobei hierzu noch die Frage kam, ob Cole ihn überhaupt nochmal zurücknehmen würde. Ob Antonin es sich jetzt nicht gänzlich verscherzt hatte, denn jetzt wo er den ganzen Müll einmal ausgesprochen und auf den Tisch gebracht hatte, fühlte sich zumindest dieser Teil von ihm besser. Obwohl sich noch gar nichts geändert hatte. Sich auch gar nichts hätte ändern können. Aber das bedeutete auch, dass er wohl deutlich um eine weitere Chance bitten müsste. Sehr deutlich.
 

Solche und andere Gedanken gingen ihm sozusagen ohne Unterbrechung durch den Kopf, seitdem er einmal angefangen hatte zu denken. Weshalb er sein Grippemittel nochmal nahm - extra vom Doktor mit seinem Blutverdünnungszeugs abstimmen lassen - und sich schließlich auf den Weg zu Cole machte. Besser er würde es von Angesicht zu Angesicht hinter sich bringen. Zwar bestand die Chance, dass Cole ihn gar nicht reinlassen oder direkt wieder rauswerfen lassen würde, aber das würde dem anderen vielleicht nicht so leicht fallen wie einfach aufzulegen. Oder?

Und zumindest der Wachmann schien ihm wohlgesonnen zu sein, denn er winkte ihn sofort durch und griff dann erst zum Telefon, um oben Bescheid zu geben. Damit bliebe nur noch die Frage, ob Cole ihm aufmachen würde. Im Aufzug lehnte er sich an die Wand und spielte nervös mit seinen Fingern, bis sich die Türen schließlich öffneten und er ein letztes Mal durchatmete und klopfte.
 


 

Cole

Als es klingelte zuckte Cole sichtlich aus seinen Gedanken zusammen und blickte irritiert auf die Uhr. Es war erst 21 Uhr, aber Ragnar könnte doch um diese Uhrzeit nicht das Lady-Dream verlassen haben. Und was wäre so wichtig, dass er hierher käme und ihn nicht einfach anrief? Cole, der nur mit einer Jogginghose bekleidet war, hob Corleone von seinem Schoß, schlug die Decke, die er über sich gelegt hatte, zurück und stand auf. Misstrauisch ging er an die Tür. Es gab nur noch eine einzige weitere Person, die hierher kommen könnte. Und das war Antonin. Cole spürte, dass ihn das mit einer unglaublichen Unruhe erfüllte. Der Wachmann bestätigte seine Befürchtung. Und einen Moment ärgerte es ihn, dass jener Antonin einfach durchgelassen hatte. Andererseits hatte er dem Mann nie Anweisungen gegeben, niemanden hoch zu lassen. Schließlich war das bisher nie nötig gewesen. Doch nun kam Antonin herauf, und nun würde er ihn auch empfangen. Nun, vielleicht würde jener heute eine klare Ansage machen. Dann würde er davon endlich befreit sein. Aber eigentlich hatte er im Moment einfach keinen Kopf, sich mit Antonin und dessen Anklagen zu befassen. Cole hörte das Klopfen und zuckte erneut zusammen. Wie sollte er dem anderen gegenübertreten? Am besten so wie immer, wenn er es nicht wusste, kühl.

Und so atmete er kurz tief durch und zog dann die Tür auf, blickte tatsächlich in Antonins Gesicht, der auch schon einmal besser ausgesehen hatte. Kurz stand er so da, blickte den anderen ruhig an und es schien fast so, als müsse er noch einmal überlegen, ob er ihn wirklich einlassen wollte. Doch dann trat er wortlos zur Seite und deutete Antonin damit, einzutreten. Als er die Tür hinter dem anderen zuschob, schloss er einen Moment die Augen, um sich zu sammeln, bevor er sich umdrehte, an Antonin vorbei ging und zum Fernseher ging, um diesen auszumachen. Noch immer wusste er nicht, was er sagen sollte. Dennoch blickte er Antonin wieder an. "Möchtest du etwas trinken?", fragte er und seine Stimme klang kühler als beabsichtigt. Er sollte eigentlich bedenken, dass Toni nicht wissen konnte, dass er ihn mit diesem anderen Mann gesehen hatte. Als jener nach Wasser fragte, ging er wieder an ihm vorbei und zog eine Glaskaraffe aus dem Kühlschrank, um Antonin und auch sich selbst Wasser einzuschenken. Er stellte dem anderen das Glas auf die Theke und trank selbst einen Schluck, dann lehnte er sich gegen die Anrichte und blickte den anderen an. Er hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte. Nun war Antonin dran.
 


 

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Nathan

Nachdenklich rührte er in seinem Kaffee herum, achtete kaum auf das Gespräch seiner beiden Freunde, sondern starrte in das von der Milch aufgehellte Getränk. Das Internet, für dessen Existenz er jeder übersinnlichen Macht schon häufiger gedankt hatte, erwies sich seit gestern als äußerst nutzlos. Ja, es gab sozusagen keine Informationen, die man dort nicht bekam. Vielmehr war es momentan so, dass er eine Art Informationsoverflow hatte und schon gar nicht mehr wusste, was er für voll nehmen sollte und was nicht.

"Rück es endlich raus!", fuhr Blair ihn da plötzlich so heftig an, dass er zurückzuckte und beinahe die Tasse umgeworfen hätte. Genervt sah er auf und sandte einen Blick über den Tisch, der mehr als deutlich sagte, dass jener seine Nase diesmal nicht in Nathans Angelegenheiten zu stecken hatte. "Blair hat nicht ganz unrecht", mischte sich Sascha ungefragt ein. "Du warst gestern auch schon seltsam drauf." Nathan verdrehte die Augen. "Wir haben uns gestern gar nicht gesehen."

"Nein, aber das Telefonat hat genügt. Ist es dieser Kunde, der dir wieder Probleme bereitet, weil du am anderen Ufer angelst?" Wo Blair sich immernoch einschüchtern ließ, kannte Sascha keine Gnade. Weshalb Nathan schließlich tief seufzte und erzählte, was ihm nun schon seit Stunden durch den Kopf ging. Wie bereits erwartet hätte die Reaktion der beiden kaum unterschiedlicher ausfallen können. Was nur dazu führte, dass er sie ein weiteres Mal ausblendete, zumindest bis Sascha sich ein wenig über den Tisch beugte. "Die besten Informationen gibt es immernoch an der Quelle."
 

Das war korrekt, weshalb er an einem Montagmorgen auch im Wartezimmer von Doktor Bruckner saß und nicht, wie ursprünglich geplant, die letzten Details seiner nächsten Veranstaltung durchging. Fast ein wenig unwillig warf er die kaum gelesene Zeitung zurück auf den Tisch zu den anderen und überschlug die Beine. Saß er wirklich wegen einem Kerl hier, den er kaum zwei Stunden kannte? Eigentlich kaum zu glauben. Nein, es war tatsächlich nicht zu glauben, aber die Art des anderen hatte ihm imponiert. Anstatt sich direkt zurück zu ziehen in den schützenden Schneckenpanzer, hatte Ragnar ihm ehrlich gesagt, warum er sich normalerweise nicht auf Dates einließ. Das war der erste Punkt, der Nathan nicht zu einem Arschloch mutieren ließ. Der zweite war die Tatsache, dass er wirklich erschreckend wenig über diese Krankheit wusste, obwohl sie in der Schwulenszene bei weitem keine Seltenheit war. Also wäre das hier nicht einmal verschwendete Zeit, wenn Ragnar sich dazu entschließen würde, sich nicht mehr zu melden.

Pünktlich um 9 Uhr wurde er zu Doktor Bruckner ins Sprechzimmer gebeten und begrüßte diesen mit einem Handschlag. Der gute Mann war seit Jahren sein Arzt und wusste um die Ausrichtung seiner Sexualität. Tatsächlich war es jener, der ihn immer mal wieder daran erinnerte sich testen zu lassen und auch wenn die Warterei jedesmal unglaublich zermürbend war, so schien Nathan das gerade wichtiger denn je. Als der andere ihn schließlich fragte, was ihn diesmal so kurzfristig zu ihm führte, hob Nathan seinen Blick und richtete ihn fest auf den Doktor. "Erzählen Sie mir alles über AIDS was ich wissen muss." Das führte dazu, dass der andere sich kerzengerade aufsetzte. "Sind Sie infiziert?" Nathan verneinte und erklärte, dass er jemanden mit der Krankheit kennengelernt hatte und dass es nun potentiell wichtig werden könnte, mehr darüber zu erfahren. Mehr aus einer Quelle, die sich selbst nicht alle zwei Zeilen widersprach, nur um dann von einer anderen Quelle ebenfalls widerlegt zu werden.
 

Zurück in seinem Büro verlangte er, dass man ihm eine halbe Stunde lang keine Gespräche durchstellen würde und stellte sich dann erstmal an das große Panoramafenster. Es hatte eine Weile gedauert, doch inzwischen konnten er und sein Partner sich dieses Büro in jener Toplage leisten. Und immer wenn er bei einem Kunden nicht weiterkam stellte er sich an jenes Fenster und überblickte die Stadt soweit er konnte. Sie befanden sich im zwanzigsten Stock und damit sah er schon ein Stück weit.

Es war kein Wunder, dass Ragnar schon häufiger von der Bettkante gestoßen wurde, obwohl jener so aussah und auftrat wie er es eben tat. AIDS war eine furchtbare Krankheit, die man unter gar keinen Umständen auf die leichte Schulter nehmen sollte oder gar durfte. Und obwohl jedes Kind bereits nachplapperte, dass die Schwulenszene besonders anfällig war, so wusste er nun warum dem so war. Es wäre gelogen zu behaupten, dass ihm diese ganzen Informationen keine Angst machten. Wenn es so etwas wie einen schönen Tod gab, so war dieser den meisten AIDS-Kranken nicht vergönnt. Die Medikamente waren teuer und dazu kamen noch so viele Faktoren, die das ganze verschlechtern konnten. Jederzeit. Er hob die Hand und strich sich damit über das Gesicht. Mit wie vielen Infizierten er wohl schon geschlafen hatte ohne es zu ahnen? Vielleicht sogar ohne dass jene es ahnten, denn scheinbar konnte diese Infektion sehr schleichend bei der Hintertür hereinkommen.

Was das zweite Hauptthema gewesen war: Die Art der Übertragung. Himmel, wie sein Kopf mit all den Informationen auf einmal klar kam ohne zu schmerzen war ein echtes Wunder. Vor allem, weil sie ihm auf den Magen schlugen. Wenn - falls das überhaupt eintreffen sollte - Ragnar sich melden würde, was wäre seine Antwort?
 


 

Ragnar

Ragnar betrachtete das Display seines Handys. Er hatte bereits mehrere SMS getippt. Die einen, dass es ihm leid täte, aber er kein Interesse habe; die anderen, dass er wissen wolle, wie sich Nathan entschieden habe; wieder andere, in denen er ihm einfach ein Date anbot. Scheiße, warum war das so schwer diesmal jemandem einfach einen Korb zu geben? Hatte er so große Sehnsucht nach Zuneigung? Oder nur nach Sex?

Als er mit Cole auf der Möweninsel war, hatte er ihm alles erzählt. Alles, was ihn ausmachte. Alles, was er in Europa erlebt hatte, wie er sein Geld verdient hatte, und wie es dazu kam, dass er sich vor vier Jahren angesteckt hatte. Wie er unter Fieber, Müdigkeit, Übelkeit gekämpft hatte und davon ausgegangen war, dass er eine Grippe hatte. Wie er dann von seinem Arzt gebeten wurde, einen Test zu machen, wie er das Ergebnis bekommen hatte. Und dann wurde ihm prophezeit, dass es auch nie dazu kommen könnte, dass die Infektion zum Ausbruch der tödlichen Immunschwächekrankheit führen konnte. Bla Bla... Er erzählte Cole, wann er die Bestätigung bekommen hatte, dass seine Inkubationszeit nicht so lange war, wie ihm die Ärzte vorher gesagt hatten, dass er bereits in jener Latenzzeit war, die ihm momentan das trügerische Gefühl gab, gesund zu sein.

Das einzige, was er verschwiegen hatte war sein Besuch in Island, der Besuch seiner Eltern. Und von diesem Besuch würde er Cole auch nie erzählen können. Und er hatte ihm erzählt, dass es letztlich nur die Krankheit war, die ihn dazu gebracht hatte, zurückzukehren. Denn mit diesem Virus in seinem Blut hatte das Leben nur noch wenig Bedeutung. Er brauchte Geld, das er hierbei verdienen konnte und wenn er von einer Kugel getroffen werden würde, müsste er wenigstens nicht irgendwann an einer einfachen Erkältung sterben.

Und er hatte ihm von Nathan erzählt. Cole hatte leicht reden, wenn er sagte, er solle sich bei ihm melden. Er konnte das locker sehen. Und der Kommentar, er, also Ragnar, sei ein Mensch, der jemanden an seiner Seite brauchte und auch verdient habe, klang aus Coles Mund seltsam. Nicht unbedingt falsch, ganz im Gegenteil, aber dennoch seltsam. Dachte Cole über sich, dass er das nicht verdient habe?

Ragnar hatte keine Fragen gestellt, was Antonin betraf, hatte nur ein unterschwellig ein paar Denkanstöße verteilt.

Jener Abend auf der Möweninsel war schön gewesen, sehr schön. Und Ragnar hatte sich erinnert, weshalb er so lange in Cole verliebt gewesen war. Cole hatte einfach seinen eigenen Charme und er stellte sich immer hinten an. Auch wenn es augenscheinlich immer so aussah, als sei er sich selbst der nächste, so stimmte das nicht. Ganz im Gegenteil. Dieser Mann sollte ruhig ein wenig mehr an sich selbst denken.

Ihrer Freundschaft hatte dieser Abend sehr gut getan. Und Ragnar war in den Genuss gekommen, Coles Wohnung kennen zu lernen. Er hatte sie betreten dürfen, als sie am Sonntagabend gemeinsam den Abend bei einem Glas Wein ausklingen hatten lassen, auch wenn es bei Cole mehr als ein Glas Wein gewesen war. Und Cole hatte ihm sogar erlaubt, bei ihm zu schlafen, so wie früher, als sie sich gemeinsam ein Zimmer in einem besetzten Haus geteilt hatten.

Es hatte ihm gut getan. Doch eine Entscheidung hinsichtlich Nathan hatte er noch immer nicht.

Vielleicht sollte er nicht so viel nachdenken, sondern alles ein wenig mehr auf sich zukommen lassen. Und so öffnete er wie schon so oft an diesem Tag seine Nachrichtenfunktion am Handy und tippte.
 

Hi Nathan! Mittwochmittag 13 Uhr Christopher Street Station vorm Gay Liberation Monument? Könnten was essen gehen oder in die Ausstellung im Oscar Wilde Bookshop oder was immer du möchtest. Da bin ich ziemlich flexibel. Wenn du dich allerdings schon entschieden hast, dass ein Treffen außerhalb des Savoys doch nicht in Frage kommt, dann verstehe ich das auch und habe kein Problem, wenn du mir das per SMS mitteilst. Das ist mir lieber, als wenn ich umsonst warte ;) Ragnar
 

Er schickte die Nachricht ab. Dann stand kehrte er ins Lady-Dream zurück und kümmerte sich darum, dass aufgeräumt wurde. Es war bereits 3 Uhr früh.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Amber-
2009-12-14T12:01:52+00:00 14.12.2009 13:01
Danke!
Es tut gut, so positives Feedback zu bekommen :)
Bald geht's weiter Nur ein wenig Geduld ;)

Amber
Von:  wattebaellchen
2009-12-13T20:23:07+00:00 13.12.2009 21:23
Wow, bin begeistert von der Tiefe der Story, ihren vielen geschickt verstrickten Handlungsträngen, sowie gut positionierten spontanen Wendepunkten.

Liebe Grüße
ein vor Spannung geladenes Wattebaellchen =)


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