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Nightrain

KuraSen
von

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Die Nachtluft war klar und der frische Geruch von nasser, regendurchtränkter Erde kündigte mit eisiger Nachricht den Oktober an. Die dunklen Steinplatten des Bahnsteiges glänzten wässrig, klamm.

Kurapika schaute gleichgültig zur Anzeigetafel des alten Bahnhofes hoch, die eisige Nachtluft grub sich wie spitze Krallen in sein feinzügiges Gesicht, er blinzelte nicht, das schmale Buch lag klamm und kalt in seinen steifen Händen.

„Der Zug fährt gleich ein.“ Automatisch schaute er zu der kleinen Frau hinunter die in sich zusammengesackt auf ihrem hochkant gestellten Koffer saß, sie hatte die schmalen Arme um ihren Oberkörper gezogen und bibberte mutig dem Herbstodem entgegen, ihre Füße baumelten belanglos ein paar Zentimeter über den wasserbezogenen Stein. Etwas steif wandte sie sich zur Seite und winkte dem Hünen von Mann zu, der am Ende des Bahnstieges an einen der Pfeiler lehnte, gemütlich rauchend, als er Senritsu bemerkte trat er beiläufig die Zigarette auf dem Boden aus und kam träge, gar schlurfend. zu ihnen herüber geschlendert:

„An solchen Tagen beginnt man wirklich das Verkehrsnetz zu hassen, oder?“ ein breites Grinsen erschien auf Bashos derben Gesicht, Kurapika ignorierte ihn gekonnt und schaute kaum merklich über den schmalen Rand seines Buches hinweg, seine dunklen Augen forschten misstrauisch den Bahnsteig ab, suchten argwöhnisch, fahndeten nach einer Auffälligkeit.
 

Er wurde das Gefühl nicht los, dass er beobachtet wurde.
 

Plötzlich legte sich Bashos große Hand auf seinen Kopf und strubbelte wild seine blonden Haare durcheinander, Basho lachte herzhaft, Kurapikas Augen verengten sich missbillig und er befreite sich mit einem halben Knurren auf den Lippen von der groben Hand des Kollegen, doch er schwieg standhaft, wen auch ein mürrischer Ausdruck auf seinem bleichen Gesicht aufkam..
 

Welcher verdammte Idiot hatte Kurapika eigentlich vergessen zu sagen, dass das Flugschiff das sie von Yorkshin aus genommen hatten um zum Anwesen der Nostrado zurückzukehren, alle zwei Tage nur die Hälfte der Strecke flog? Hätte der junge Mann das früher gewusst hätte er sich schon vor Tagen aus dem provisorische Lager, in dem ihn Senritsu und Leorio gepflegt hatten, befreit und hätte sich, wenn es hätte sein müssen von eisigen Schüttelfrost und pochenden Fieber gequält und mehr tot als lebendig in eines dieser verdammten Flugschiffe geschleppt, die die Strecke durchflogen.

Aber nein, natürlich hatte es ihm keiner gesagt und nun stand er auf den eisigen Bahnsteig und wartete auf den Zug der den Rest der Strecke fahren würde, während die Kälte gierig mit klammen, langen Fingern seine Knöchel und Beine hinauf kroch, wie eine ungeschickte Geliebte.

Hinter seiner Stirn pochte das letzte Überbleibsel des Fiebers, zaghaft, wartend, dennoch bereit ihn wieder in die Knie gehen zu lassen- Kurapika hasste es wenn ihn eine Krankheit dermaßen zu schaffen machte, er hasste die absolute Schwäche die ihn jedes Mal überwältigte und ihm unerbittlich das Unvermögen aufzwang.

In solchen Momenten hasste er sich selbst für seine Schwäche.
 

Während der junge Mann weiter zornig mit dem Schicksal haderte fuhr der Zug mit einem lauten Pfeifen ein, er griff beiläufig nach seiner Tasche und beobachtete mit immer weiter sinkender Laune wie Basho und Senritsu lebhaft scherzten. Die kleine Frau lachte herzhaft, gar ausgelassen über die Witze des Mannes, hielt sich kichernd die kleine Hand vor den Mund und schien gar nicht mehr aufhören zu können- Kurapika konnte sich nicht erinnern das sie in seiner Gegenwart jemals so heitert und erleichtert gelacht hatte, diese Tatsache verursachte am Rande seines Bewusstseins, unbemerkbar, ein schweres Gefühl von Gram.
 

Irgendetwas bewegte sich in seinem feinen Augenwinkel, sofort drehte sich der junge Mann in die Richtung, hektisch suchten seine schwarzen Pupillen den Bahnsteig ab, forschten nach Verdächtigen, aber da war nichts, nur der weiche Rauch der von den feuchten Schienen aufstieg.
 

Das Fenster in ihrem Zugabteil stand offen als sie hereinkamen, kalte Luft hatte sich dem kleinen Raum bemächtigt und streichelte über die mit Holz verkleideten Wände, Senritsu nieste leise, kaum vernehmbar.

Basho klappte das Fenster augenblicklich zu und verzog das grobe Gesicht zu einer gequälten Grimasse, Senritsu zitterte wie Estenlaub, Basho lachte leise: „Ich geh besser mal den Speisewagen plündern, vielleicht finde ich was Warmes zu Trinken für uns.“

Kurapika überhörte die geradezu heroische Ansprache und ließ sich wortlos auf den Sitz fallen, Senritsu trat zaghaft einen Schritt auf ihn zu, wollte sich wohl neben ihn setzen, als sich plötzlich Bashos derbe Hand auf ihre schmale Schulter legte, warm und freundlich: „Pass auf das du den Kleinen nicht zu sehr ärgerst.“

Die junge Frau nickte langsam und setzte sich mit gehörigem Abstand gegenüber des Burschen, Basho grinste amüsiert und ließ die Tür hinter sich leise ins Schloss fallen.
 

Ruhe legte sich wie ein dickes, undurchdringliches Tuch über sie Beide.

Senritsu nieste kaum vernehmbar, angespannt starrte sie auf ihre Hände.

Stille antwortete ihr.
 

Die junge Frau schaute scheu zu Kurapika hinüber, er ignorierte sie, sein Blick war starr in die Seiten seines Buches gerichtet, Senritsu rieb vorsichtig ihre starren, klammen Hände aneinander, ihre Stimme wirkte sichtlich beklemmt als sie sprach: „Kommt dir diese Situation auch so bekannt vor wie mir?“

Kurapika schwieg, Senritsu senkte entmutigt den Blick, sie lächelte, wenn auch vollkommen verzweifelt, außerhalb des Zugabteils begann es zu regnen, schwere Tropfen schlugen gegen das dicke Fensterglas, veranstalteten ein Orchestra an Trommelschlägen. Senritsus Hemd raschelte leise als sie sich von ihrem Sitz sinken ließ und zur Tür ging: „Ich hole meine Jacke aus dem Koffer, okay? Dauert nicht lange.“
 

Kurapika blieb allein zurück, der Regen trommelte immer noch ungestüm gegen das Glas, wie ein merkwürdiger Fremder, der ungestüm um Einlass verlangte.

Die Holzverkleidung knarrte unter dem Rattern des fahrenden Zuges, der junge Mann tat sein bestes es zu ignorieren, das Abteil war immer noch von Kälte beherrscht und die Bank eisig unter seinen dünnen Beinen.

Der Platz neben ihm war unschön leer.
 

„Der Nachtregen hinterlässt immer ein Gefühl der Verzweiflung…“
 

Nach einer langen Weile legte er das Buch zur Seite und starrte unschlüssig aus dem Fenster in die Finsternis hinein, er fühlte sich unruhig, seine Füße kribbelten aufgewühlt, seine Hände fuhren nervös über seine schmalen Knie, überreizt horchte er in das monotone Brummen der Zugmaschinen hinein- ob er nicht vielleicht die Schritte der jungen Frau auf dem Flur hörte.

Sie brauchte zu lange.

Endlich, nach viel zu langer Zeit, raffte der junge Mann sich zusammen und beschloss nach ihr zu sehen. Der Raum mit den Koffern war in einem anderen Teil des Zuges und Kurapika ging die Möglichkeiten durch, die sie hätten aufhalten können, vielleicht hatte sie vergessen in welchen Abteil er saß, oder sie fand in dem dunklen, Vollgestellten Raum ihren Koffer nicht oder aber sie hatte Basho getroffen und sie machten nun gemeinsam den Speisewagen unsicher.

Der Gedanke ließ ihn kaum merklich schmunzeln, die Vorstellung war auch zu amüsant, als das er immer noch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen die Tür für den Raum mit dem Gepäck öffnete und….
 

…im nächsten Moment in den Lauf einer Schusswaffe starrte!
 

Augenblicklich, ließ sich der junge Mann nachhintern fallen, keinen Moment zu früh, denn sofort erklang das leise Knacken, als sich der Schuss aus dem Schalldämpfer löste. Kurapika fing seinen Sturz ab indem er sich auf eine seiner Hände lehnte, nutzte die Überraschung des Angreifers und trat kräftig nach den Beinen des Schützen.
 

Zu spät, der andere Mann war schon nach hinten gewichen und von den Schatten verschlungen worden, Kurapika hörte wie die Tür am anderen Ende des Raumes leise ins Schloss fiel. Sofort stieß er sich mit der Hand vom Bode ab und schnellte auf seine Füße, im nächsten Moment hechtete er schnell durch den ersten Gepäckraum.

War das ein Auftragsmörder? Hatte dieser Kerl es auf ihn abgesehen?

Hatte Senritsu…?
 

Senritsu!
 

Wie von Donner gerührt blieb der junge Mann mitten im Raum stehen, nur um gleich wieder voran zu stolpern, der Verdacht trieb ihn den kalten Schweiß die Züge hinunter, quetschte seine Brust zusammen wie eine klamme Hand.
 

War Senritsu auch von dem Schützen überfallen worden? War sie deshalb nicht mehr aufgetaucht?
 

Er hechtete auf den nächsten Gang.

Derselbe war leer, am anderen Ende stürzte ein Schatten um die Ecke, gerade aus Kurapikas Blickwinkel heraus, der junge Mann setzte augenblicklich zur Verfolgung an.
 

War sie angeschossen worden?
 

Kurapika riss die nächste Tür auf. Der Zug ratterte wild unter seinen Füßen.

Kalter Schweiß kroch sein feinzügiges Gesicht hinab.
 

{i]War sie verletzt? Eine Geisel?

War sie…?
 

Nein!!
 


 

Vor ihm erstreckte sich ein weiterer Gepäckraum, die breiten Koffer und Taschen stapelten sich hoch, wie schwarze, bedrohliche Türme an seinen Seiten, versteckten die Fenster und umarmten den Raum mit tiefster Finsternis- Nur ab und zu fiel ein fahler, schmaler Streifen Licht zwischen den Schatten hindurch, kaum bemerkbar.
 

Dieser Raum hatte keine weitere Tür.
 

Leise löste der junge Mann das schwere Pendel von seiner Kette, rasselnd fiel das Gewicht von seinem schmalen Handgelenk, schwang sacht hin und her wie von einer unsichtbaren Macht bewegt, kaum merklich bildete sich ein violetter Schimmer um das Metall. Konzentriert horchte der junge Mann in die Finsternis, seine Augen starrten stur in die Finsternis.
 

Ein Klicken erklang.
 

Kurapika wirbelte herum und spürte im nächsten Moment einen scharfen Schmerz an seiner Schulter, er fuhr zur Seite, die Kette schwang um ihn herum und schnellte in die Finsternis, traf jedoch ins Leere.
 

Plötzlich durchzuckte den Wagons ein übermächtiger Ruck, als der Zug in den nächsten Bahnhof einfuhr, Kurapika entwich ein überraschter Laut, als er von der Erschütterung überwältigt zurück und in einen Kofferhaufen krachte, sein Kopf schlug brutal gegen irgendetwas Hartes, er keuchte, wollte sofort wieder aufspringen, doch der scharfe Schmerz in seinen Kopf ließ ihn für einen Moment zusammenzucken, ein Moment den er sich nicht hätte leisten sollen.
 

Wie durch einen verschwommenen Nebel nahm er hilflos die dunkle, schlanke Gestalt wahr die sich über ihm aufbaute wie ein schwarzer Todesbote, das Metall der Schusswaffe glänzte klamm im schwachen Licht, selbst durch die schwarze Maske die sich der Fremde über den Kopf gezogen hatte konnte der junge Kurta sehen wie sich dessen Lippen zu einen breiten Grinsen verzogen: „Freundliche Grüße von meinen Auftraggeber Zenji!“
 

Ein ohrenbetäubender Laut knallte durch den Raum.
 

Der Auftragsmörder stöhnte auf als ihn brutal ein schwerer Koffer in den Rücken geworfen wurde, seine Knie gaben kurz nach, genug Zeit für den jungen Kurta aus seiner Starre hervorzuschnellen und ihn die Waffe aus der Hand zu schlagen, gleichzeitig wirbelte Kurapika herum, drehte seine Hüfte und erwischte mit seinem Knöchel den Kopf des Fremden, derselbe im nächsten Moment in einem der Kofferhaufen krachte.

Der Fremde regte sich nicht mehr, Kurapika konnte erkennen wie eines seiner Beine bewegungslos aus dem Haufen von Gepäck ragte, leblos, bewußtlos.
 

Dem blonden, jungen Mann entwich ein erleichtertes Seufzen, ehe er sich wieder in seiner Rolle fasste und schweigend aufrichtete, vorsichtig strich er sich den Schweiß aus dem feinzügigen Gesicht.

„Alles in Ordnung?“ Senritsus weiche Stimme klang zaghaft an seine Ohren, ihren Koffer, den sie dem Fremden mit aller Kraft ins Kreuz geschlagen hatte, hielt sie immer noch fest umklammert, ein wenig wie der Ritter sein Schwert: „Ich…ich hatte ihn erst gehört als ich in diesen Gepäckraum gegangen bin, ich wollte dich warnen, aber ich konnte nicht mehr zurück ohne das er mich bemerkt…also habe ich mich hier versteckt.“

Senritsus Augen verengten sich in Besorgnis, ihre kleinen Finger krallten sich in ihren alten Koffer: „Es tut mir Leid das ich dich in Gefahr gebracht habe, Kurapika….“
 

„Schon in Ordnung.“ Das ihn die Sorge um sie den kalten Angstschweiß in die Züge getrieben hatte behielt er selbstverständlich für sich, natürlich, das ging sie nichts an, das war einzig und alleine seine Sache.
 

Der junge Mann wandte sich beiläufig zur Tür, plötzlich brach erneut der heftige Schmerz in seinem Kopf herein, augenblicklich wurden seine Knie weich, doch schon im selben Moment war die junge Frau neben ihm und stützte besorgt seinen Arm, betrachtete bange die pochende Beule an der Schläfe des Kurtas.

Kurapika schloss die Augen und wollte sich vorsichtig von ihrem Griff lösen, als Senritsus Lippen plötzlich ein Lächeln spaltete, sanft und wie selbstverständlich legte sie eine Hand auf seinen Rücken, so das er seinen Ellenbogen sacht auf ihre Schultern lehnen konnte, während sie gemeinsam den Weg zurück in ihr Abteil gingen.

Auch wenn seine Schwäche ihn in jenem Moment regelrecht anekelte, ließ der junge Mann wortlos diese Hilfsleistung über sich ergehen.

Verständnisvoll schwieg die kleine Frau.
 

„Wo wart ihr den die ganze Zeit gewesen?“ Basho sah seine jüngeren Kollegen verwirrt entgegen, er hatte es geschafft ihnen drei warme Tassen Kaffee zu organisieren und war wohl schon eine geraume Zeit alleine im Abteil, den die Getränke standen erkaltet und unangetastet auf der schmalen Fensterbank des Zugabteils, seine dunklen Augen untersuchten argwöhnisch seine zwei Begleiter, als wären sie Fremde.

„Im Gepäckwagon.“ Antwortete der blonde junge Mann knapp, wie kalt und ließ sich schwer auf seinen Sitz fallen, er blickte beiläufig zu der kleinen Frau die sich darauf wortlos neben ihm niederließ und sich sacht an ihn lehnte, die Augen müde und entspannt geschlossen, die Hände zu halbgeöffneten Fäusten geschlossen.

Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt ließ der junge Mann sie gewähren, legte den Arm um ihre mollige Gestalt und ließ seinen Kopf träge gegen die hölzerne Wang sacken, sein Buch lag ignoriert an seiner Seite.
 

Der Platz neben ihm war nunmehr angenehm warm und besetzt.
 

Basho zog irritiert, gar vollkommen überrumpelt, die buschigen Augenbrauen hoch, es dauerte eine ganze Ewigkeit bis er endlich seine Sprache wieder fand: „Hab ich irgendetwas verpasst?“
 

Ende.
 

Autorenkommentar: ;D

ich gab mein bestes um oocnes zu vermeiden..naja, sit mir nicht so richtig gelungen :D

hrm...die Geschichte ist 5 Seiten lang O_o



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