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The Golden Quintet - Ein Mary Sue Projekt

von

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Prolog

„Friday night and the lights are low, looking out for a place to go...”, schallte es aus dem Autoradio, leicht schräg begleitet von meiner Mutter, die ungeduldig mit ihren rot lackierten Fingernägeln auf dem Armaturenbrett herumtrommelte. „Fahr doch endlich!“, unterbrach sie sich gleich darauf mit einem sehr genervten Ton in der Stimme und ließ ihre Hand unheilvoll über der Hupe schweben, doch glücklicherweise setzte sich in diesem Augenblick der blaue VW vor uns in Bewegung.

„Wir haben noch Zeit“, versuchte ich sie mit einem Blick auf die Uhr zu beruhigen. Es war gerade mal viertel nach zehn und wir steckten schon mitten im Londoner Stadtverkehr.

Meine Mutter seufzte und kramte im Handschuhfach nach ihrer Zigarettenschachtel. „Du hast recht“, seufzte sie, nur dass es eher nach „Hu hasch rech“ klang, weil sie sich die Zigarette zwischen die Zähne geklemmt hatte, um sie an zustecken. Kaum dass sie den Mechanismus des Feuerzeugs durchschaut hatte, inhalierte sie auch schon tief und blies den Rauch aus Rücksicht auf mich aus dem halb offen stehenden Seitenfenster. „Hast du alles dabei?“, fragte sie dann ruhiger.

Ich nickte.

„Schulbücher, Materialien, Kleider? Hast du deine Hausaufgaben gemacht?“

Natürlich hatte ich meine Hausaufgaben gemacht – ich mache meine Hausaufgaben immer –, also nickte ich wieder und machte es mir in meinem Sitz etwas bequemer, während im Radio jetzt der Refrain zu Dancing Queen lief. Meine Mutter summte wieder mit, unterbrach sich dann jedoch abermals. „Ich lass dich dann einfach am Bahnhof raus, okay? Dann muss ich mir nicht den Stress mit den Parkplätzen machen.“

„Klar, ist kein Problem“, antwortete ich, denn diesen Dialog führen wir seit meinem zweiten Schuljahr in Hogwarts jeden September. Das echte Problem ist, dass meine Eltern nicht so ganz mit der Tatsache umzugehen wissen, dass ich eine Hexe bin. Das soll nicht heißen, dass sie nicht stolz wären oder sich nicht für mich freuen würden, aber Worte wie „Zaubertrank“ oder „apparieren“ gehen ihnen auch nach sechs Jahren noch nicht gerade leicht über die Lippen. Meine Mutter hat sich deshalb angewöhnt, so zu tun, als würde ich auf eine ganz normales Internat gehen, wie ich es vermutlich auch getan hätte, wäre mir nicht an meinem 11. Geburtstag ein Brief in die Quere gekommen, der mir mitteilte, ich hätte einen Platz an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei bekommen.

Ich seufzte und starrte aus dem Fenster in den allmorgendlichen Berufsverkehr hinaus. Mein Blick fiel auf den Seitenspiegel des Autos, aus dem mir mein eigenes Gesicht entgegen blickte. Ich seufzte noch einmal. Gut, ich will jetzt nicht behaupten, ich sähe aus wie ein Alien, aber hübsch würde mich wohl auch niemand nennen. Braune Augen, braune kinnlange Haare, die nie so liegen, wie ich es gerne hätte, ein paar Sommersprossen auf der Nase und das war’s. Außerdem bin ich blass, viel zu blass; ich sehe immer so aus, als wäre ich gerade erst aufgewacht. Mein Name ist Emiley Wood und ich bin in jeglicher Hinsicht langweilig. Es ist einfach nichts Besonderes an mir, das sage ich besser gleich am Anfang, jeder, der mich sieht, guckt einfach durch mich hindurch, ohne mich zu sehen und jeder, dem ich etwas von mir erzählen würde, würde gleich weg hören. Vor allem, wenn ich neben Leuten wie Violet oder Trixie stehe. Oder Lily. Oder natürlich Natalja.

Der Gedanke an meine hübschen Freundinnen heiterte mich wieder ein bisschen auf, denn nachdem wir uns den ganzen Sommer über nur Briefe hatten schreiben können, würde ich sie jetzt endlich wieder sehen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie sie aussehen würden. Violet bestimmt perfekt gebräunt, während Trixie sicher ihre noble Blässe kultiviert hatte. Natalja würde aussehen, wie Natalja eben aussah. Wie nicht ganz von dieser Welt. Und Lily…Ich seufzte schon wieder. Lily würde dieses Schuljahr, unser allerletztes, nicht in Hogwarts verbringen, sondern auf irgendeiner blöden Zauberschule in Amerika. Warum hatte sie auch unbedingt bei diesem Austauschprogramm teilnehmen müssen! Stattdessen würde jetzt ein anderes Mädchen nach Hogwarts kommen, Clarissa hieß sie, hatte Lily mir geschrieben. Hoffentlich war sie nett, dachte ich, während meine Mutter das Auto langsam aber sicher in Richtung King’s Cross steuerte.

„Dein Koffer ist hinten im Auto, ja?“, fragte sie gerade, jetzt wieder nervöser, was ich daran merkte, dass sie heftiger an ihrer Zigarette zog. Ich musste husten, als sie den Rauch gedankenverloren in meine Richtung blies.

„Tut mir Leid, Liebling.“ Sie drückte die Zigarette hastig aus und schnippte den Stummel aus dem Fenster.

„Kein Problem.“

„Also, der Koffer ist hinten?“

„Ja, genau.“

„Und du hast wirklich alles dabei?“

„Ja, ganz sicher, Mum.“

„Wenn du was vergessen hast, kannst du mir ja schreiben.“

„Klar, mach ich.“

Sie riss am Steuer, um einem Laternenpfahl auszuweichen, dann machte sie auf einmal eine Vollbremsung. „Schnell raus, bevor die Ampel wieder grün wird!“

Wir sprangen beide aus dem Auto, meine Mutter wuchtete den Koffer auf den Bürgersteig und umarmte mich, bis ein wütendes Hupen hinter uns sie aufschreckte.

„Viel Spaß!“, rief sie mir zu, bevor sie zurück zur Fahrertür rannte, um einen Stau zu vermeiden. „Ich liebe dich!“

„Ich dich auch“, antwortete ich, doch sie hatte die Tür schon wieder zugeschlagen und aufs Gaspedal getreten. Ich winkte ihr zu, für den Fall, dass sie in den Rückspiegel schaute; dann bückte ich mich nach meinem Koffer und versuchte ihn hochzuheben. Selbstverständlich klappte es nicht. Ich überlegte, ob ich es mit Magie versuchen sollte, aber ich war ja noch nicht 17, also war das vermutlich ein schlechter Plan. Blieb nur noch die klassische Methode, und das hieß im Klartext, den Koffer hinter mir her zu schleifen.

Fünf Minuten später hatte ich es bis zum Eingang des Bahnhofs geschafft und weitere zwei Minuten später war ich völlig fertig, weil ich es immer noch nicht hinbekommen hatte, den Koffer auf einen der Gepäckwagen zu hieven.

„Okay, Emiley, du hast noch 30 Minuten Zeit“, murmelte ich vor mich hin, um mich anzufeuern.

„Kann ich dir was helfen?“, fragte plötzlich jemand neben mir und ich sprang vor Schreck fast in die Luft. Ich warf einen nervösen Blick zur Seite und erkannte… „Oh, hi, ähm, Sirius“, stotterte ich verlegen. „Ja, ähm, wäre nett.“

Ich hasse es, aber ich bin schrecklich schüchtern. Wenn ich mit anderen Leuten rede, gucke ich prinzipiell auf den Boden und stottere am besten noch. Das Problem mit mir ist, dass ich mir immer viel zu viele Gedanken mache, was andere Leute über mich denken. Weil das eben meistens nichts Nettes ist. Deshalb habe ich auch keine Ahnung, warum ich in der 5. Klasse zur Vertrauensschülerin ernannt wurde. Das hätte doch jede andere besser gekonnt.

Sirius half mir, den Koffer hochzuheben und blickte sich dann suchend um. „Wo sind denn deine Eltern?“

„Meine Eltern?“, wiederholte ich und spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. „Die, ähm… Meine Mutter sucht gerade draußen einen Parkplatz und kommt dann her“, antwortete ich dann schnell. Ich wusste selbst nicht genau, warum ich log. „Du musst nicht auf mich warten.“

„Okay, dann bis später“, sagte Sirius, grinste kurz und ging weiter. Ich gab ihm drei Minuten Vorsprung, dann machte ich mich selbst auch auf den Weg zum Gleis, nicht ohne mehrmals angerempelt und fast umgerannt zu werden. Ich sage doch, die Leute übersehen mich einfach. Die ganze Zeit über hielt ich Ausschau nach einer der anderen, aber die einzigen Hogwarts-Schüler, die ich entdeckte, waren Lucius Malfoy und Severus Snape, was vermutlich daran lag, dass ich, wie schon erwähnt, sehr früh dran war. Als ich mir endlich meinen Weg zum Durchgang gebahnt hatte, prüfte ich kurz, ob einer der umstehenden Muggel auf mich achtete (natürlich nicht) und steuerte dann meinen Gepäckwagen genau auf die Absperrung zwischen den Bahnsteigen 9 und 10 zu, beschleunigte noch ein bisschen, schloss die Augen, als die Wand auf mich zukam… und war eine Sekunde später auf Gleis 9 ¾ angekommen. Wie immer warf ich einen Blick zurück auf das goldene Tor, was jetzt anstelle der soliden Backsteinmauer zu sehen war. Das Schuljahr hatte begonnen.

Ich überlegte. Sollte ich hier auf die anderen warten oder schon einmal ein Abteil reservieren?
 

- Trixie -
 

Sommer, Sonne, Sonnenschein! Das waren die großen Ferien! Wunderbar! Aber diese waren jetzt zu ende und mein siebtes und letztes Schuljahr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei sollte beginnen.

Heute, am ersten September 1978. Der Zug fuhr wie gewöhnlich um 11 Uhr auf Gleis 9 ¾ ab und auf dem Weg dorthin war ich gerade.

Ich war in meinem Element, ich, Summer Trixibelle Knightley, siebzehn Jahre alt, individuell und überzeugt davon, dass ich alleine diese Welt verbessern konnte.

Für den letzten ersten Schultag hatte ich mir besondere Mühe bei meinem Styling gegeben: Ich trug meinen Lieblingsminirock in Schottenmuster und mit einem Dutzend verschieden großer Nieten verziert, darunter Netzstrumpfhosen und meine schwarzen ausgelatschten Ballerinas. Mein Oberteil war ein halb zerrissenesssss Männershirt der Größe XL der Muggelband Nine Inch Nails, welches ich so zurechtgeschnitten hatte, dass es ärmellos war und ein vergrößerDekolletéllté hatte. Um die Taille hatte ich es mit einem großen Knoten so festgebunden, dass mindestens zehn Zentimeter meines perfekten Bauches zu sehen waren. Dabei achtete ich peinlich genau darauf, dass mein selbst gestochener Bauchnabelpiercing nicht zu übersehen war. Wieso hatte ich ihn mir denn sonst über die Sommerferien gestochen? Ein Riss in dem Shirt war genau so angelegt, dass man meinen farblich perfekt zu dem Rock passenden BH (Größe 70 D) sehen konnte, welchen ich genauso wie den Rock selbst designt hatte.

Mein hüftlanges, rabenschwarz gefärbtes und perfekt geglättetes Haar fiel mit seinen dunkelblauen Spitzen über meinen apfelförmigen Hintern, der schon vielen Jungs den Verstand geraubt hatte. In den Haaren steckten einige Lorbeerzweige, die meine Liebe zur Natur verdeutlichen sollten und außerdem farblich einwandfrei zu Rock und BH passten. Die Zweige verhalfen nützlicherweise auch dazu, die Haare hinter den Ohren zu halten, damit meine stolze Ohrringkollektion inklusive Kette von oben nach unten und Ohrlochvergrößerung besser zur Schau gestellt wurde.

Die meiste Zeit hatte ich allerdings für mein Make-Up gebraucht: So viel schwarzen Mascara, Eyeliner, Kajalstift wie nur möglich, rote, mit schwarz umrandete Lippen und weiß gepudertes Gesicht. Meine schwarz lackierten Fingernägel passten perfekt zu meinen zierlichen Händen, an denen jeweils mindestens drei prunkvolle Ringe steckten.

Mit diesem Aufzug würde ich sicherlich mein Ziel erreichen: auffallen! Und das vor allem bei einem bestimmten verwegenem Typen, auf den ich schon längere Zeit ein Auge geworfen hatte...

Meine Eltern hatten mich zum Bahnhof gebracht, waren aber schnell wieder verschwunden, da sie beide noch zur Arbeit mussten. Meine Mutter war genau wie ich, sie liebte die Natur über alles, vor allem die Tiere, deshalb arbeitete sie auch in der Abteilung zur Pflege und Aufsicht Magischer Geschöpfe im Zaubereiministeium. Wir wohnten zusammen in einem kleinen Haus in den Vororten Londons. Dort gab es genug Bäume, um die ich mich kümmern konnte.

In Gedanken daran, dass ich bald meine drei besten Freundinnen wiedersehen würde schob ich meinen Hogwartskoffer, dessen Gewicht beinahe mein eigenes übertraf, vor mir her, schlüpfte durch eine Gruppe gehetzter Muggel und durch die Absperrung zwischen Gleis 9 und 10. Im nächsten Moment sah ich dann auch schon die scharlachrote Dampflok vor mir, die wie gewohnt große, weiße Rauchwolken auspuffte. Ich fühlte, dass mein Leben wieder bunt werden würde, dies war unser letztes Jahr, dieses eine mal würden wir richtig die Sau rauslassen und Hogwarts noch einmal richtig rocken!
 

- Natalja -
 

Der Donner scheint lauter als jedes andere Geräusch welches ich in meinem Leben je zuvor gehört habe. Die Regentropfen, wie kleine Kieselsteine prasseln sie auf meinen Kopf. Es schmerzt.

In der Dunkelheit kann man nur die Silhouetten zweier lebloser Körper im Schlamm erkennen; als ein weiterer Blitz den Himmel erleuchtet, kann ich die Gesichter erkennen.

Ein Mann und eine Frau. Das Blut ihres Körpers ist schon längst abgeflossen; weggespült vom Regen und ihre großen, weit aufgerissenen Augen starren mich an.

Ich sehe ihre Qual, ich sehe ihre Angst, ich falle auf die Knie und fasse mir an die Stelle, wo mein Herz sich befindet; es will mir in der Brust zerspringen.

,,Nein, nein, nein, …’’, ich versuche zu verstehen aber kein einziger Gedanke will sich in meinem Kopf formen. Die qualvolle Angst packt mein hämmerndes Herz und umschließt es, droht es zu zerquetschen. In weiter Ferne höre ich einen markerschütternden Schrei der gegen den Sturm kämpft, aber schließlich stirbt.

Donner tötet.
 

Ich fuhr hoch und sah mich panisch im Raum um. Das silberne Mondlicht brach durch die dicke Wolkendecke und floss über mein Bett; ich erkannte den kleinen vertrauten Schreibtisch, meinen riesigen Kleiderschrank und die Holztür meines Zimmers.

Beim Anblick der geschnitzten Engel, die an jeweils beiden Seiten der Tür über mich zu wachen schienen, hätte sich mein Puls verlangsamen sollen, tat er aber nicht.

Den Boden meines Zimmers schmückten viele kleine und große weiße, blutverschmierte Federn und nun schlich sich auch der brennende Schmerz in meinem Rücken zurück in mein Bewusstsein.

Wann würde das endlich aufhören?

Wann würde ich diese Reaktion endlich unter Kontrolle bekommen?

„Wenigstens“, dachte ich, „hab ich nichts kaputt gemacht’’, und wurde gleich enttäuscht.

Die Matratze wies an einigen Stellen tiefe Kratzer auf, sogar einige Federn beugten sich traurig über ihre Wunden.

Heiße Tränen wollten sich den Weg aus meinen Augen über mein Gesicht bahnen, um brennende Spuren auf ihm zu hinterlassen.
 

Er kam leisen, aber festen Schrittes auf mein Zimmer zu, während ich die Augen schloss und mir wünschte, sie hätten ihn nicht gerufen.

Ich war erschöpft, niedergeschlagen und hatte riesige blutverschmierte Flügel auf dem Rücken, die bei jeder Bewegung heiße Blitze durch meinen Körper schossen.

Im nächsten Moment ging schon die mit Engelchen verzierte Holztür auf, wieder das Geräusch leiser Schritte auf dem Boden…

„Natalja –“, flüsterte er, seine raue Stimme drückte Sorge und Zärtlichkeit zugleich aus, „Was ist passiert?’’-

Natürlich wusste er bereits was passiert war, ,,Es geht mir gut’’ war deshalb meine Antwort; ich hätte sogar gelächelt, wenn es denn möglich gewesen wäre.

Alexej fand meine Antwort nicht einmal halb so amüsant wie ich und musterte mich mit seinem besorgten Blick.

Der Anblick war bestimmt ganz reizend: Ich lag in einem dunklen Zimmer auf einem Bett, dessen Matratze aufgeschlitzt war; überall lagen dreckige Federn, deren Ursprung ganz offensichtlich die riesigen blutigen Flügeln auf meinem Rücken waren, meine elfenbeinfarbenen langen Haare wuschelig und verknotet, während eins meiner ursprünglich hellbraunen Augen sich in ein schwarzes mit goldgelber Pupille verwandelt hatte und zu allem Überfluss trug ich ein schwarzes eng anliegendes Kleidchen von Blooming Days, das meine vornehme Blässe ganz besonders betonte.

Ganz toll.

Seine Reaktion auf die beschriebenen Umstände war fast genauso überraschend wie entwaffnend, er beugte sich über mich und gab mir einen langen, zärtlichen Kuss.

„Mein Blümchen, hör auf, ich verstehe keinen Spaß, das weißt du doch!“ –

Er schob seine Arme unter meinen Körper, mit dem einen umfasste er meine Taille, mit dem anderen meine Knie. Ohne ein weiteres Wort hob er mich vorsichtig vom Bett, wobei der Schmerz wieder wie wild zu toben begann und mir heiße Tränen in die Augen trieb; ich biss mir fest auf die Lippen. Wider musterten seine grau blauen Augen mich, ich wollte ihn nicht ansehen und konnte so auch nicht die Worte, den Zauberspruch sehen, die seine Lippen formten: „Schlaf, schön mein Schatz“ waren die Worte, die mich in die Dunkelheit entließen.
 

Am nächsten Tag öffnete ich die Augen erst gegen Mittag, Vögel zwitscherten und eine leichte Brise fand ihren Weg zu mir.

Ich schob die große, kuschelig, warme Decke nur widerwillig von mir und stellte irritiert fest, dass ich in Alexejs Bett geschlafen hatte!

Wie konnte das sein?

Ich war gestern ganz sicher in mein eigenes Bett gegangen… hatte einen Albtraum gehabt… meine Matratze… Flügel… Alexej kam in mein Zimmer…

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins und trieb mir die Schamesröte ins Gesicht.

Er hatte mich ins Bad getragen und dann hatte er…

Na ja, in Anbetracht der Tatsache, dass ich sauber war und frische Kleidung trug…
 

Ich trug sogar saubere Unterwäsche.

Ich wollte mich schon selbst vergessen, als zu allem Überfluss die Tür aufging und er ins Zimmer trat.

Er war überhaupt nicht rot im Gesicht.

Er kam lächelnd auf mich zu: „Wie hast du geschlafen, mein Blümchen?“

Ich starrte auf den Boden, stammelte eine Antwort und umklammerte den Stoff meines himmelblauen Nachthemdes.

Er stand nun dicht vor mir und schwieg eine Weile, dann legte er eine Finger unter mein Kinn und zwang mich ihn an zusehen.

„Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht.“

Ich schwieg.

„Natalja, du musst es als Teil von dir akzeptieren und es kontrollieren lernen, dann werden auch die Schmerzen weniger. Vor allem aber behältst du dein Bewusstsein bei und kannst dich besser beherrschen.“

„Es ist aber schwer“, flüsterte ich.

„Ich weiß“, antwortete er und schlang seine Arme um meine Taille.

Glücklich legte ich meinen Kopf an seine Brust, als es mir wieder einfiel; er musste mein Unbehagen bemerkt haben und wartete.

„Alexej… ähm… du hast... ähm ...mich gestern ausgezogen?“

Normalerweise liebte ich sein Lachen, diesmal war es mir allerdings peinlich.

„Keine Sorge, meine Süße“, wieder unterbrach er sich und lachte, „ich bin anständig gewesen.“

Nun musste auch ich schmunzeln, drückte ihn fest an mich und flüsterte: „Dankeschön…, vielen Dank Alexej.“
 

Ich gehörte nicht zu den Mädchen, die sich viel aus ihrem Aussehen machten, paradoxerweise war ich aber eine Veela.
 

Als ich zum Bahnhof ging, Alex hatte seinem Chauffeur ausdrücklich befohlen mich zum Bahnhof zu bringen, ich hatte mich aber gewehrt und unfairerweise mit einem Zornesausbruch gedroht, schien die Sonne warm vom Himmel. Wie üblich, wenn ich durch die Straßen von Muggeln ging, begafften mich männliche und weibliche Wesen gleichermaßen, wobei bei den weiblichen eine bissige Note Neid durchaus mitschwang.
 

Wie gesagt, ich machte mir keine Mühe, wenn’s um mein Aussehen ging.

Ich hatte ein einfaches tiefblaues Sommerkleid an und trug eine weiße Rose, die Alexej mir heute Morgen in mein elfenbeinfarbenes Haar gesteckt hatte. Dazu ein Silberkettchen mit einem Bernstein, der zu meinen Augen passte und ein ganz besonderes Armband. Dieses Armband hatten mir meine besten Freundinnen Trixie, Violet, Lilly und Emiley zu Weihnachten geschenkt und es hatte unsere Patroni als Anhänger, es bedeutete mir wirklich sehr viel.
 

Auf dem Weg zum Bahnhof waren meine weißen Ballarinas wirklich von Vorteil, der Weg war mit Pflastersteinen ausgelegt, weshalb ich zwar gut laufen konnte, mein Koffer allerdings Probleme machte. Endlich am Bahnhof angekommen, stellte ich fest, dass ich noch ein bisschen Zeit hatte, bevor der Hogwards-Express am Gleis 9 ¾ abfahren würde.

Ich suchte mir einen freien Sitzplatz in der Reihe von Plätzen vor den Ticketautomaten und beobachtete das geschäftige Treiben um mich herum. Von überall her strömten Menschenmassen durch die riesige Halle und nahmen die verschiedenen Rolltreppen zu ihren Zügen. Ich sah gerade gedankenverloren einer Mutter und ihrem Kind hinterher, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ein junger Mann mit dunkelbraunem, leicht gelocktem Harr, wunderschönen Augen und perfekt sitzendem Anzug, der direkt auf mich zukam.

Ich lächelte: „Ich dachte du hast zu tun?“

Er nahm meinen Koffer in die Hand: „Entschuldige, ich wollte dich früher abpassen, wurde aber noch etwas länger in Anspruch genommen.“

Ich stand auf und strich die Falten meines Kleides glatt. „Schön dass du es trotzdem noch geschafft hast.“

Dann gingen wir zusammen zu den Gleisen und liefen, als wäre es das normalste von der Welt, durch eine Backsteinmauer, die uns zu meinem Gleis führte.

Als mein Koffer verladen war, klingelte schon die Glocke zum Zeichen der baldigen Abfahrt.

„Ich vermisse dich jetzt schon unglaublich“, murmelte ich an seiner Brust; zur Antwort gab er mir einen langen, leidenschaftlichen Kuss. „Ich werde dich Besuchen, sobald ich kann“, versprach er mir und umarmte mich noch einmal fest.
 

„Du musst jetzt gehen“, sagte er leise; ich stieg in den Zug, er ließ meine Hand los.
 

Der Zug begann sich zu bewegen, der Schaffner rief, ich winkte ihm zum Abschied und ließ ihn in London zurück.

Ein Jahr, seufzte ich und begann die anderen zu suchen.
 

- Violet -
 

„Ja, so ist es perfekt!“

Das war mein erster Gedanke, als ich, nachdem ich meine hüftlangen, himmelblauen, von pinken Strähnchen durchsetzen Haare zu zwei wippenden Zöpfen zusammengebunden hatte und mich höchst zufrieden im Spiegel betrachtete. Natürlich war die Haarfarbe nur vorrübergehend, schließlich gibt es ja einen einfachen Zauberspruch zur Änderung der Haarfarbe, welchen ich natürlich intensivst nutze, immer passend zu meinem Outfit des Tages. Die Frisur bleibt selbstverständlich dieselbe, schließlich spiegelt sie perfekt meinen Sonnenscheincharakter, um den mich viele beneiden, wieder.

Wo wir schon von „perfekt“ und „Outfit“ sprechen: Ja, es war wirklich alles perfekt! Das blaue Shirt, auf dem in großen Lettern und demensprechend illustriert „Sunshine after the rain“ aufgedruckt war und welches meine leider nur recht kleine Oberweite (ein C-Körbchen, welches dafür aber perfekt und rund war) perfekt überspannte, die vielen klimpernden Armreife in allen Farben des Regenbogens, der farblich dazu passende Nagellack, der rosafarbende Minirock, die weißen Strümpfe und die hellgrünen Sneakers, auf denen natürlich alle meine Freunde unterschrieben hatten. Excusez-moi, ich meinte natürlich meine besten Freunde, schließlich hatte ich von normalen Freunden auf Hogwarts so viele, dass deren Unterschriften niemals alle auf meine Schuhe gepasst hätten. Wie zur Bestätigung meldete sich meine kleine Schneeeule namens Blanchette zu Wort: „Uhuuu, uhuuuu“, sagte sie. Eine bessere Bestätigung konnte ich gar nicht bekommen!

Schon hörte ich auch meine Mutter von unten rufen: „Violet, ma chère, Frühstück ist fertig! Du willst doch bestimmt nicht dein heißgeliebtes Sortiment aus dem Hause „de Pompadour“ verpassen, oder?“

Mmmmh, allein bei dem Gedanken lief mir schon das Wasser im Mund zusammen! „Komme sofort, maman!“, rief ich zurück, warf einen letzten Blick auf mein leicht kindlich anmutendes, aber geschmackvoll eingerichtetes Zimmer, griff nach meiner vollbepackten Tasche, auf der in verschnörkelten Lettern „Violet Aqua de Pompadour“ eingestickt war und dem Eulenkäfig und spurtete die Treppe hinunter.

Heute würde das siebte und letzte Schuljahr an Hogwarts zu beginnen! Ich freute mich schon total, meine liebsten Freundinnen wiederzusehen und natürlich auch auf den Verwandlungs-Unterricht!

Was für ein herrlicher Tag!
 

- Clarissa -
 

Ach, das wird ein spannender Tag heute!, dachte ich mir, als ich aus dem Bus am Bahnhof ausstieg. Denn heute war mein erster Tag an der Austauschschule in Schottland. Mein letztes Schuljahr wollte ich nicht mehr in Argentinien verbringen, sondern mal etwas anderes erleben, das auch gewiss geschehen sollte, wie es sich später herausstellte. Für diesen besonderen Tag hatte ich mich besonders herausgeputzt! Ich trug ein pinkes Top, mit dem Aufdruck „Princess“, das meine Oberweite besonders gut betonte. Dieses Top wurde von meiner liebsten Mommy nur für mich entworfen, mich, Clarissa Marilyn Clearwater. Auch der Rest meines Outfits passte perfekt zu mir: eine weiße Röhrenjeans betonte meine von der Sonne Südamerikas gebräunten, makellos enthaarten Beine besonders gut, sie saß so angegossen, wie eine zweite Haut, der pinke, mit Swarovskikristallen gesäumte Gürtel, dessen Schnalle die Form einer Krone (natürlich auch aus Swarovskisteinen) hatte, war nur ein kleines Abschiedsgeschenk von meinem Daddy, passend dazu trug ich meine Lieblingsschuhe, 15-Zentimer-Absatz, Strasssteinchen an jedem der drei schmalen Bändchen, die meinen perfekt geformten Fuß, Schuhgröße 36 und mit pinklackierten Füßnägeln, festhielten. Eine Pediküre hatte ich einen Tag zuvor natürlich auch noch machen lassen. Um den Hals hing eine Silberkette, an der die diamantenen Lettern „CMC“, meine Initialen aufgefädelt waren. Mein bezauberndes Gesicht mit dem süßen Stupsnäschen, den vollen Lippen und den großen blauen Augen, wurde durch ein zartes Make-Up, dass natürlich eigentlich unnötig gewesen wäre, in noch größere Perfektion gebracht. Es wurde von meinen großen wasserstoffblonden Korkenzieherlocken umspielt, sodass niemand den Blick von mir wenden konnte.

Alles in allem machte das Zusammenspiel der Eindrücke mein Aussehen einfach nur ... dafür gibt es einfach keinen Ausdruck!

Bei solch einem Aussehen war es einfach eine Unverschämtheit, dass mir niemand meinen Koffer abnahm! Also musste ich mich wohl oder übel allein auf den Weg zum Gleis 9 ¾ und sah auf dem Weg schon einen Haufen von Abschaum, der hoffentlich niemals zu meinen Mitschülern zählen würde! Das wäre wirklich unter meinem Niveau! Wenn mein Daddy das mitbekommen würde!

Was war das eigentlich für ein Bahnhof? Das Pflaster war überhaupt nicht High-Heel-freundlich und außerdem – wieso ein Muggelbahnhof? War das nicht unter den Standarts der angeblichen „besten Zaubererschule der Welt“?

Was würde nur meine Verwandschaft denken, wenn sie mich hier so sehen würde? War dieser Austausch wirklich so eine gute Idee? Ich vermisste meine Mommy und meinen Daddy so sehr und vorallem meinen allerliebsten Chihuahua Armani, den ich am liebsten mitgenommen hätte, aber in Hogwarts waren ja nur schmutzige, hässliche Tiere erlaubt: Eulen, Kröten, Katzen, Ratten?! Was sollte das denn? Sie würden schon noch merken, dass die Leute mit Geschmack auch die besseren Zauberer waren! Mit diesem Gedanken schritt ich durch das Portal und sah im nächsten Moment eine total veraltete, rostigrote Dampflok, die wohl dem achtzehnten Jahrhundert entsprungen war. Meine Laune verschlechterte sich erneut. Die ersten Eindrücke sagten ja schon genug darüber aus, wie das kommende Schuljahr auf dieser Superschule werden würde!



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