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Gazetto Inn

Ein Tag wie jeder andere. Oder ...?
von

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Eine fieber(!)hafte Situation 2

Reita war vor dem Rechner und versuchte irgendetwas zu machen. Ich, Kai und Aoi saßen auf dem Sofa, den Blick auf den Fernseher gerichtet, im Gedanken aber ganz woanders. Reita wollte uns das Bild nicht zeigen, solange Yasumi nicht bei uns war. Sie war nach dem Essen ihre Haare waschen gegangen, weil sie ihrer Meinung nach »nach Essen stanken«. Da saßen wir, ohne miteinander zu sprechen.

„Oh mein Gott!“

Ich zuckte zusammen. „Was ist?“

„Ich habe es geschafft! Ich habe es geknackt! Das Passwort!“, rief Reita uns zu.

„Schön. Was hast du jetzt vor?“ Ich hatte keine Lust, ihn zu loben.

„Takanori, weißt du, was das Passwort ist? » Mistkerl « . Und willst du wissen, wie ich darauf gekommen bin? Ich habe an dich gedacht!“ Er nannte mich beim Namen, was bedeutete, dass er wirklich wütend auf mich war. Als Entschädigung ging ich zu ihm.

„Tut mir ja leid. Verz...“ Ich stockte. Der Rechner war bereits hochgefahren und ein Hintergrundbild erschien. Eine Person, gefesselt auf einem Stuhl, die Augen zugebunden, erfüllte den Bildschirm. Sie sah ziemlich miserabel aus. Die Haare durcheinander, die Hose und das T-Shirt verdreckt.

„Was zum...?“ Ich sah Reita an, der wahrscheinlich dasselbe dachte wie ich.

„Doch nicht etwa …?“ Mich schauderte es bei dem Gedanken, dass es sie war, die gefesselt auf dem Stuhl saß. Ihr Kopf lag auf ihrem Schulter. Ich nahm an, dass sie schlief. Ich war verwirrt. War es wirklich sie auf dem Bild? Das Mädchen, das momentan sich die Haare wusch?

„Sieht ziemlich übel aus ...“ Ich hatte nicht gemerkt, dass Aoi und Kai hinter mir waren. Reita ging auf eine Datei. Ein Fenster öffnete sich und ein Film wurde abgespielt.

„Tag 4.“ Kam es aus den Boxen. Jemand stellte das Kamera hin und erschien im Bild. Ein Mann. Kurzes, dunkles Haar, tief liegende Augen, die hinter den Brillengläsern zu ihr herunter schauten, glatte, knochige Nase und dünne Lippen. Er hatte einen Anzug an.

„Bist du wach?“ Die tiefe Stimme des Mannes klang liebevoll und gänsehauterregend zugleich. „Oh, `tschulige, bitte. Du kannst nicht reden, wenn dein Mund zugebunden ist, richtig? So! Willst du es nicht sagen?“

„Wa...sser...“ ,flüsterte sie leise. Jetzt konnte ich es eindeutig nicht abstreiten, dass die Person auf dem Stuhl sie war.

„Oh, du bist durstig! Sag es doch gleich!“ Der Mann lachte, als hätte er etwas Witziges gesagt, und verschwand für eine kurze Zeit. „Hier.“ Sie trank. „Sei kein böses Mädchen.“

„Warum...?“

„Wie bitte? Ich verstehe dich nicht. Rede lauter.“

„Gehe zum Psychologen. Lass dich beraten. Wir könnten darüber reden.“ , sagte sie lauter. „Nur weil du deine Arbeit verloren hast, bedeutet das nicht, dass ich darunter leiden muss!“ Yasumis Japanisch klang von der Aussprache her anders.

„Tss...“ Der Mann wandte sich ab. „Mir macht das aber Spaß. Dir etwa nicht?“ Der Mann verschwand hinter der Kamera.

„Psychopath! Mistkerl!“ , schluchzte sie.

Das Fenster schloss sich.

KLACK!

Ich drehte mich um. Da stand sie und starrte ungläubig in die Leere. Jegliches Gefühl war aus ihrem Gesicht weggezaubert. „Macht, dass es aufhört ...Bitte ...“

Plötzlich wurde mir flau im Magen. Sie war eindeutig traumatisiert und zitterte – und fiel um. Sofort ging ich zu ihr und nahm sie in die Arme, noch bevor sie zu Boden fiel. „Du hast Fieber!“

„Tut mir leid...“

„Tut dir leid?“

Sie klammerte sich an mich und richtete sich auf. „Ich hätte auf ihn hören sollen.“

„Was?“

Sie setzte sich auf das Sofa. Das was sie sagte, machte keinen Sinn.

„Am besten mache ich nicht mehr den Mund auf“, flüsterte sie.

„Yasumi, was ist passiert?“ Aoi beugte sich zu ihr runter, um ihre Stirn zu berühren. „Erzähle es mir, bitte.“ Er setzte sich neben sie.

Sie machte den Mund auf und ihre helle Stimme erfüllte den Raum. „Drei Jahre nach dem Tod meines Vaters lernte meine Mutter den erfolgreichen Geschäftsmann Shin Yoshio. Sie heirateten und flogen, gefolgt von mir, nach Japan, wo auch die Familie von Yoshio ist. Ich habe mich schon als Teenager mit Asien, insbesondere Japan, beschäftigt, daher fiel es mir nicht so schwer, die Sprache zu sprechen und zu verstehen. Meine Mutter aber besuchte mittags eine Sprachschule. Vor fünf Monaten, ende Mai, wurde ich in der Schule benachrichtigt, dass meine Mutter einen Autounfall hatte und ums Leben kam. Kurze Zeit später verlor Yoshio seine Arbeit. Ich verstehe ihn nicht ganz, aber er hat mich im Vorratskammer eingesperrt, obwohl er genau wusste, dass ich unter Klaustrophobie leide.“

Deswegen also, das im Aufzug! Sie nickte, als hätte ich meine Gedanken laut präsentiert.

„Wo ist er jetzt?“

„Er hat sich umgebracht. Zu meiner Rettung kamen meine Freunde aus der Schule, die sich Sorgen gemacht hatten...“ Sie machte eine Pause, sah uns an – und lächelte. Ich spürte plötzlich etwas. Es fühlte sich an wie ein hauchdünner Riss tief in meinem Innern. Er war kaum wahrnehmbar. Ein kurzer Ruck, dann war es vorbei. Was aber blieb, war ein sonderbares Gefühl von Leere, das ich nicht deuten konnte. Nein, nicht deuten wollte!

„Ich danke euch, dass ich mit euch Bekanntschaft machen durfte. Es bedeutet mir sehr, dass ich bei euch bleiben durfte. Ich hoffe, dass sich unsere Wege irgendwann nochmal kreuzen.“

„Das hört sich an wie ein Abschied!“, klagte ich.

Sie kippte um. „Fast alles ist letztendlich endlich...“

„Ich besorge dir eine Arbeit!“ Ich werde nicht lockerlassen!

„Hm? Wo?“ Sie legte die Hand auf die Stirn, schloss die Augen und, als Aoi aufstand und ihr Platz machte, legte sich hin.

Ich sah meine Freunde an. „Bei uns zu Hause.“

Reita grinste. „Au ja! Eine super Idee! Du spielst Rukis Massöse und kochst für uns! Dann muss ich nämlich Kais Essen nicht in mich drücken.“

Die Stimmung änderte sich.

„Du bist blöd, Akira! Ich koche doch ganz gut!“

„Tja...gegen Yasumis Gerichte kommst du nicht an...“, mischte ich mich mit ein. Reita fing an Kai zu necken.

„Leute! Lasst sie doch nachdenken!“ Aoi beruhigte die beiden.

„Was sagst du dazu, Yasumi? Nimmst du an?“ Ich sah zu ihr herunter.

„Um ehrlich zu sein, kann ich im Moment nicht denken. Ich weiß nicht, was ich tue. Ich rede, ohne zu überlegen, was ich da eigentlich sage. Tue mir das bitte nicht an, Ruki-kun...“ Ihre Stimme bebte, als sie weitersprach: „Verstehst du das nicht? Je länger man mit jemandem zusammen ist, desto mehr gewöhnt man sich an denjenigen. Ich...ich will mich nicht an euch gewöhnen...“

Deswegen wollte sie also weg, als Reita von gewöhnen sprach.

„Um ehrlich zu sein...Huh? Yasumi, lebst du noch?“ Mein Herz machte einen Sprung, als ich ihr ins Gesicht sah. Sie war eingeschlafen.

Reita lachte. „Ich glaube, unsere Schicksale sind miteinander verbunden.“ Er holte seinen Handy raus. „Ich rufe Kenji-sensei an.“
 

Noch bevor der Arzt eintraf, öffnete Yasumi die Augen. „Du lebst ja!“, grinste ich sie an.

Sie sah mich lange an und lächelte.

„Du hast nicht erwartet, dass wir noch hier sind, oder?“ Reita sah von der Zeitschrift auf, in die er vertieft war. „Mach dir keine Sorgen. Du wirst gesund werden. Der Arzt kommt gleich. Oh! Und der kleine Spanner hier, der dich zugedeckt hat,“, er zeigte mit dem Finger auf mich, „hat dich die ganze Zeit angegafft. Wollte ich nur mal kurz erwähnen.“

Ich wollte erwidern, aber was Reita da sagte, stimmte. Habe ich wirklich so auffällig geguckt? , wollte ich fragen, aber statt aus meinem Mund, ertönte meine Stimmte aus einem Gerät. Ihr Handy klingelte.

„Hier.“ Aoi überreichte Yasumi das Handy.

Sie ging ran und hielt den Hörer ans Ohr. „Yasumiiii!“, kam es aus dem Hörer, so laut, dass wir, die Außenstehenden, es mitbekamen. Sie hielt den Hörer vor das Gesicht.

Defekte Lautsprecher...

„Hallo, Ryu.“

Ich und die anderen tauschten Blicke. Sie klang fröhlich! Kein Zeichen von Fieber!

„Wie geht’s dir? Was machst du grad? Wollte dich gestern anrufen, mir fiel aber ein, was du in der Kantine gesagt hattest.“

Sie lachte. „Wie kann es mir deiner Meinung nach dem gestrigen Tag gehen? Ich liege gerade auf dem Sofa und telefoniere.“

„Wie war das Konzert? Bist du benebelt?“

Mein Magen fühlte sich flau an. Ah ja...das Konzert...

Ein schüchternes Kichern entfuhr ihr. „Rate mal, wie es war! Und ja, ich bin noch benebelt von der ganzen Sache. Mir kommt es so vor, als ob GazettE gerade bei mir ist und uns beim Telefonieren zuhört.“

Ich hielt mir den Mund und unterdrückte das Lachen. Kai griff nach einem Kissen und presste ihn gegen das Gesicht, um nicht laut loszulachen.

„Wow. Das ist gut. Dann störe ich dich nicht weiter und wünsche ich dir ein tolles Gespräch mit deinem imaginären Besuchern. Mach´s gut.“

Sie legte auf.

Kai nahm das Kissen vom Gesicht und grinste. „Dir kommt es also so vor, als ob wir hier wären.“

Sie schloss die Augen. „Ja, das tut es.“ Sie hörte sich jetzt müde an. Mir wurde klar, dass das eben nur geschauspielert war.

Ich holte Luft, um sie etwas zu fragen.

„War das dein Freund?“ Aoi stellte ihr die Frage, die mir auf der Zunge brannte. Ich ließ die Luft wieder aus, wobei sich ein Seufzen ergab.

„Ein sehr guter Freund.“

Reita grinste nahezu mich an; nach dem Motto: Da ist jetzt bestimmt jemand erleichtert, nicht wahr?

Es klopfte an der Tür. Ich sah, wie sie sich aufrichtete. „Du bleibst schön liegen!“, befahl ich ihr. Sie gehorchte.

Aoi kam mit dem Arzt herein. „Guten Abend, meine Herren. Guten Abend, Fräulein.“

Yasumi kroch unter die Decke.

„Hallo, sensei.“ Ich hatte Kenji lange nicht mehr gesehen. Er war unser Arzt.

„Na? Was haben wir denn da unter der Decke?“ Kenji stellte sich ihr vor.

Yasumi schob den Kopf raus und sprach mit ruhiger Stimmer: „Hallo, Kenji-sensei. Ich bin Yasumi.“

Der Arzt setzte sich neben ihr auf den Boden und holte ein Gerät aus seiner Tasche. „Gib mir bitte dein Handgelenk. Ich werde diese spezielle Uhr an deinen Handgelenk binden. Sie zeigt deine Körpertemperatur an. Noch dazu hört man deinen Herzschlag.“

Mit einem nicken überreichte sie ihm die Hand. Wenige Sekunden später wurde der Raum von einem leisen, regelmäßigen Piepen erfüllt. „Wie fühlst du dich?“

„Mir...ist kalt.“

Kenji schaute uns an. „Ja, mit 38,1° muss dir wirklich kalt sein. Sie hat leichtes Fieber.“

Ich ging zu ihr und berührte ihre Stirn. Ehe sich unsere Blicke begegneten, nahm jemand meine Hand von ihrer Stirn runter. Ich schaute den Arzt verwirrt an und merkte erst jetzt das schnelle, unregelmäßige Piepen.

„38,3°. Mein Tipp: Lasst Takanori nicht in ihre Nähe.“ Die Männer lachten. Yasumi drehte den Kopf in die andere Seite und das Piepen wurde langsamer. Heute war der zweite Tag. In den zwei Tagen hatte ich sie öfter angefasst. War es ihr immer so ergangen? Ich lächelte in mich hinein. Was fühlte ich denn? So wie sie da auf dem Sofa lag, erinnerte sie mich an ein Kind und weckte die Gefühle in mir, die ich lange nicht mehr gespürt hatte. Der Riss in meiner Brust wurde spürbarer.

Eine Hand berührte meine Schulter. „Ruki hat ein offizielles Yasumi-Verbot!“ Kai grinste.

„So,junges Fräulein. Morgen früh müsste es dir besser gehen. Vorausgesetzt du schläfst dich schön aus.“

„Aber... Mit Fieber lässt es sich nicht schön ausschlafen. Ein Albtraum nach dem anderen...“, klagte sie und schmollte. Am liebsten hätte ich ihr in die Wangen gekniffen.

„Wenn das so ist“, Kenji-sensei holte eine Spritze aus der Tasche, „muss ich dir wohl das hier geben.“

„Wissen sie was? Mir ist gerade bewusst geworden, wie sehr ich auf Alpträume stehe.“

„Keine Angst. Gleich wirst du tief und fest schlafen. Elementsymbol von Antimon.“

„Sb.“

„Hauptstadt von Albanien.“

„Tiranner.“

„Die ersten 10 Ziffern von der Zahl Pi.“

„3,1415926535.“

„Was geschah 1755?“ Kenji gab ihr die Spritze und drückte die Flüssigkeit in ihren Arm.

„1755 war der englisch-französische Kolonialkrieg. Und ein Tsunami in Lis...sa...bo...“ Sie war eingeschlafen.

„So. Morgen müsste es ihr besser gehen.“

„Spielen sie immer mit ihren Patienten?“,fragte Reita.

„Nur mit denen, die Angst vor Spritzen haben. Wir sehen uns. Bis bald.“ Der Arzt ging.

Ich schaute die schlafende Yasumi an. Ihr dunkles Haar war noch nass und umspielte ihr ovales Gesicht. Die Wangen waren rosa und färbten ihren weißen Teint. Das seltsame Gefühl in meiner Brust war immer noch da. Ich konnte es nicht richtig zuordnen, ich wusste nur, dass es von einer Minute auf die andere gekommen war. Doch dann schnappte ich nach Luft.

„Hey ich rede mit dir!“ Reita drehte mich zu sich. Ich legte den Kopf an seine Schulter.

„Akira, leih mir bitte deine Schulter.“ Ich schloss die Augen. Ich wusste, warum meine Brust schmerzte. Sie war der Grund. Mir wurde bewusst, was ich gegenüber ihr empfand und bereute, dass ich sie miteinander verglich. Yasumi ist nicht wie sie . Nein. Sie war nicht sie . Yasumi ist nicht Reila !



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  psycho-kissen
2010-07-15T11:04:10+00:00 15.07.2010 13:04
okay, habe ich was vergessen? xD
was war des für nen video am anfang? *verwirrt*
und warum kann sie die ersten 10 ziffern???? ich bin glücklich wenn ich die ersten drei kann xD
noch ein bisschen verwirrend, aber ich glaube ich les mich schon wieder rein ^^
und am ende hab ich mich fast verschluckt beim trinken, weil ich 'reita' gelesn habe und dachte: 'reita ist in der ff eine SIE????!!! xDDDD
gut, mal sehn ob ich noch eins gleich lese...muss noch was erledigen
weiter so~

Ita
Von:  JuneValentine
2010-03-11T22:26:45+00:00 11.03.2010 23:26
Uh uh xD
Böse Geschichte xD
Aber ... wenn der Stiefvater sie so gequält hat, wie kann sie da eigentlich noch normal wirken?
Naja, ich meine weil eigentlich nachher die meisten etwas gestört sind
nicht beleidigend gemeint gegen so etwas) Oô
Aber naja, wär ja auch doof gewesen, wenn sie jetzt nicht normal wäre xD

Naja und jetzt wissen wir alle wenigstens, wie die Ex hieß von Ruki ^.^
Aber ich weiß nicht, ob in Realität die Ex von ihm wirklich so hieß ...
Ich meine, auch wenn er den Song Reila gesungen hat und ...
*wirr daherred*

Aber ich fand die Stelle so süß, wo der Arzt doch dann sagt "Mein Tipp: Lasst Takanori nicht in ihre Nähe." XD
*stellt sich die Szene grade bildlich vor, wie die anderen dann im Hintergrund lachen*

Ich hoffe du machst bald weiter Q_Q
Ich brauch ein weiteres Kapitel zum verschlingen >.<;;

LG
caribia


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