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Behind the Mask

lucy & louis
von

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... das Gesicht hinter der Maske.

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… das Gesicht hinter der Maske.
 


 

*

*

*
 


 

"Kein Hindernis aus Stein hält Liebe auf, was Liebe kann, das wagt sie auch"
 


 

Das waren die letzten Zeilen seines Aufsatzes gewesen. Er wusste, seine Lehrerin liebte Zitate, besonders aus romantischen Muggelfilmen. Und warum nicht diese Schwäche ein wenig ausnutzten für gute Noten? Es war sein letztes Jahr in Hogwarts und er müsste seinen Schwestern schließlich stand halten, beide hatten einen sehr guten Abschluss hinterlassen. Und als einziger Junge in der Familie musste man sich doch abheben von den anderen. Louis lachte leicht auf und vergaß fast, dass er still sein musste. So vertieft war er in seinen Aufsatz gewesen, dass er fast vergessen hatte, wo er war. Er war da, wo er schon seit Tagen war. An dem großen Fluss, ganz in der Nähe des Hauses. Die Verwandtschaft war zu Besuch gekommen, das Haus war überfüllt. Hier fand er Ruhe, aber nicht nur das. Er konnte auch etwas beobachten. Nämlich SIE. Es war jedes Mal aufregend gewesen, sie so zu sehen. Wie sie sich ihre Klamotten vom Leib riss und dann nur in diesem kurzen, fast durchsichtigen Kleidchen ins Wasser stieg. Meist lehnte sie sich an irgendeinen Felsen und das Wasser lief über ihren Körper und durch die dünne Seide konnte man immer mehr von ihrem Körper erkennen.
 

Atemberaubend. Lucy Weasley, seine große Cousine. Er wusste schon längst nicht mehr, wie lange er sie bereits begehrte. Aber von Tag zu Tag tat er es mehr, leider sah er sie nicht mehr allzu oft, da sie seit drei Jahren Hogwarts verlassen hatte und eine Ausbildung zum Henker absolvierte. Ja, zum Henker und das als Frau. Lucy war schon immer außergewöhnlich gewesen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Molly hatte sie das Aussehen ihrer Mutter geerbt. Langes schwarzes Haar, das meist über ihre Schulter fiel und rehbraune Augen, in denen man versinken konnte. Sie war anders als der Rest der weiblichen Familie, genau wie Albus war sie eine Slytherin gewesen und liebte es, mit schwarzer Magie zu experimentieren, wenn auch nur im Unterricht. Sie war kein schlechter Mensch, nein, sie war einfach nur anders. Doch vielen machte das Angst, selbst den männlichen Schülern, obwohl er genau wusste, wie beliebt sie war, und wie scharf die meisten darauf waren, sie einmal ins Bett zu bekommen. Nicht dass er nicht auch beliebt war, er trug schließlich das Veela-Blut seiner Mutter sich und das verzauberte auch so einige Mädchen in Hogwarts, aber er war eher der unbekümmerte Sonnenschein, sie dagegen die unerreichbare Eisprinzessin.
 

Er wollte sie schon einige Male besuchen auf ihrer Arbeitsstelle, gemeinsam mit Al, der ebenfalls eine Ausbildung als Henker angefangen hatte, jedoch in einer anderen Abteilung. Aber er konnte einfach nicht mit ansehen, was dort geschah. Er konnte kein Blut sehen und Hinrichtungen fand er schon als kleines Kind im Fernsehen immer fürchterlich. Er wollte wie seine große Schwester Dominique Schriftsteller werden, leider hatte der Klitterer keine Auszubildenden mehr angenommen, sodass er sich beim Tagespropheten und der Hexenwoche beworben hatte. Letztendlich hatte er sich dann aber für die Hexenwoche entschieden. So eine Art von Artikeln würde ihm eher liegen, aber irgendwann würde er sein eigenes Buch schreiben.
 

Eine ganze Reihe von Lektüren. Über das Leben, das Lernen, die Sehnsucht, die Freiheit und die Liebe. Er war wirklich ein kleiner Träumer, jedoch mit philosophischem Hintergrund, das gefiel den meisten Frauen und seine Aufsätze waren bei der Damenwelt - sowohl Schülerinnen und Lehrerinnen - fast immer sehr beliebt. Sie sagten, es sei zum „dahin schmelzen“.

Leider konnte er Lucy mit solchen Schnulzen nicht beeindrucken. Sie hatte eine andere Auffassung von der Welt, besonders was Mann und Frau anging. Sie glaubte, Männer benutzten Frauen nur als Spielzeug, zur Schau, für Sex. Und somit müssten Frauen Männer auch benutzten, zur Zierde, wegen des Geldes, wegen des Ansehens. Was hatte diese Welt nur mit ihr gemacht? Düstere verbitterte Vorstellungen.

Das wollte Louis nicht glauben, und er tat es auch nicht. Er würde ihr so gerne das Gegenteil beweisen, doch wie sollte er das anstellen? Würde er all das ausdrücken, was er für sie fühlte, so würde sie ihn nur als Psychopath abstempeln.
 

Besessen von seiner eigenen Cousine.

Aus ihrer Sicht bestimmt furchtbar krank und absurd. Obwohl er nicht der Einzige war, der solche verbotenen Träume an irgendeinen seiner Verwandten schickte. Nein, da gab es durchaus noch andere in seiner Familie, die genauso fühlten … aber das war ein anders Thema.

Wieder wanderten seine Augen über ihren schlanken Körper, er war so wunderschön, warum konnte er ihn nur aus der Ferne beobachten? Warum … und ihre Lippen, was würde er alles tun, um sie einmal zu spüren? Nur ein einziges Mal. Zum Sterben verführerisch. Aber er wusste noch genau, was sie einmal zu Lorcan gesagt hatte in der Schulzeit, als dieser sie küssen wollte, auf dem Abschlussball. „Du bist weit davon entfernt, mich küssen zu dürfen, aber sehr nah dran, meine Faust im Gesicht zu haben" – diesen Spruch wollte er sich bestimmt nicht einfangen. Schon gar nicht, weil sie ihm dann sicher für den Rest seines Lebens aus dem Weg gehen würde. Das wäre fatal. Unvorstellbar, für ihn zumindest. Sie war seine Traumfrau, seine Göttin, was würde er nur sie machen? Selbst sie nur zehn Minuten am Tag zu beobachten, bereicherte sein Leben um einiges. Der Blonde fuhr sich seufzend durchs Haar, er war wirklich krank. So konnte es doch nicht ewig weiter gehen, oder? Manchmal machte er sich selber etwas Angst, wenn er sich so hörte. Fast als hätte er zwei Seiten. Schizophrenie?!

‚Louis, ganz ruhig.‘ - Sei doch mal ganz sachlich zu dir selbst. Du bist zu jung für sie, zu romantisch und ihr Cousin. Drei wichtige Punkte, die diese Beziehung zum Scheitern verurteilen. Dann sah er auf seine Armbanduhr, er war schon seit zwanzig Minuten hier, generell ging sie nie so lang baden, er musste verschwinden, bevor sie es tat und es ihm dadurch drohte, entdeckt zu werden. Denn eine Ausrede fiel ihm spontan nicht ein. Leise schlich er sich aus dem hohen Gras zurück auf das Anwesen.
 


 

Like a virgin

Touched for the very first time

Like a virgin

When your heart beats

Next to mine
 


 

Louis hob etwas überrascht die Augenbraun, diese Musik hatte er schon lange nicht mehr gehört. Aber sie war deutlich zu hören, und das aus irgendeinem Zimmer seiner Schwestern. Er schritt ein wenig voran und tippte eher auf Dominique, die immer dazu neigte, in ihrem Zimmer herum zu tanzen, wenn sie nervös oder erfreut war.

Sie wohnte zwar nur noch in den Ferien hier, aber diese Angewohnheit würde sie wohl mit ins Grab nehmen. Er hatte Recht behalten. Leise stellte Louis sich an den Zimmerrahmen seiner Schwester und beobachtete sie, wie sie hin und her hüpfte und ihre Sachen aus dem Schrank warf.

„Was ist denn hier los? Ziehst du nun ganz aus, Schwesterherz?“ Etwas überrascht, aber dennoch erfreut ihren kleinen Bruder zu sehen, lugte sie hinter dem großen Kleiderschrank hervor. „Ach du bist es, Louis. Nein, keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht los, kleiner Bruder. Aber ich dachte, du wüsstest es bereits. Heute ist doch dieser Nachabiball für alle alten Hogwartsschüler und -schülerinnen. Und ich suche grad was Passendes dazu. Das Witzige dabei ist, dass es ein Maskenball ist und am Anfang des Treffens sprechen alle einen Zauber aus, damit man einen nicht erkennt, denn trotz Maske weiß man ja trotzdem, manchmal wer die ganzen Dorftrotteln sind.“ Sie lachte auf. Louis kratze sich am Kopf. „ Oh man, hoffentlich verfällst du dann keinem dieser Dorftrottel.“
 

„Ach was ich hab ein Gespür für solche Männer! Schade, dass du nicht mitkommen kannst.“, Dominique seufzte.

„Also kommen James, Al, Rose, Roxanne, Fred, Molly und Lucy auch mit?“, wollte Louis wissen.

„Ja alle außer Du, Hugo und Lily!“ Dann tätschelte sie ihm über den Kopf. „Sei nicht traurig.“

Der Blonde rollte nur mit den Augen. „Haha, sehr witzig.“ Dass er einer der Jüngsten in der Familie war, wurmte ihn schon ab und an. Denn wenn man der Kleinste war, durfte man immer weniger als all die Anderen, nur gut, dass seine besten Freunde Lily und Hugo auch noch da waren, ohne sie wäre das Leben noch ungerechter als es sonst schon war. „Und wann geht es heute Abend genau los?“

„Wir müssen um punkt neun da sein, wegen des Zaubers. Also hast du um acht hier sturmfrei, kleiner Mann. Dann kannst du mit Lily und Hugo ordentlich das Haus auf den Kopf stellen.“

„Na aus dem Alter bin ich hoffentlich raus!“, grummelte er. Manchmal fühlte er sich wirklich missverstanden. Vielleicht hätte er das mit 15 oder 16 gemacht, aber doch nicht mehr mit 18, vielleicht taten das andere Jungs in seinem Alter, aber er war anders als andere, vernünftiger und erwachsener, eigentlich müsste seine Schwester das mittlerweile wissen.
 

Eigentlich … dann regte sich plötzlich etwas in seinen Gehirnzellen. Ball. Lucy. Masken. Zauber. Das hieß, sie wusste nicht, mit wem sie sich einließ? Und diese Zauberabende waren dafür bekannt, dass man oft wie im Rausch tanzte und sich womöglich noch vergnügte. Es war fast wie ein Liebeszauber. Louis schluckte hart. Was, wenn einer dieser Zauberer das ausnutzte, um an sie heran zu kommen? Natürlich waren das äußerste Ausnahmefälle, aber trotzdem fuhren seine Gedanken Achterbahn. Er würde es nicht ertragen, wenn jemand anderes sie anfasste, nur wegen dieses Zaubers. Sie würde nicht wissen, was sie tat. Aber er konnte es ihr schlecht ausreden … sie würde ihn obszöne Sachen fragen, warum ihr Cousin sich so sorgte wegen anderen Männern und …
 

Er schüttelte den Kopf. Es musste doch irgendeine Lösung geben. Auch wenn er nicht ihr fester Freund war, hatte er doch das Bedürfnis, sie zu beschützten, ihr unsichtbarer Wächter zu sein, aber auf diesem Ball war er nicht zugelassen, also keine Chance. Vielleicht sollte er seine besten Freunde um Rat fragen, Lily und Hugo waren die Einzigen, die von seiner heimlichen Leidenschaft zu Lucy wussten, und auch ihnen hatte er es erst nach Jahren anvertraut. Zuerst hatte er es jedoch Lily erzählt, sie war ein Mädchen, sie wusste in solchen Dingen besser Rat und konnte ihm auch besser Trost schenken, ohne dass man einen männlichen Spruch an den Kopf geworfen bekam, dass man eine Memme sei oder sonstiges. Aber so waren die meisten Jungs in der Pubertät halt, Hugo war auch älter geworden und verkniff sich jegliche Sätze, statt dessen versuchte er meist - so gut es eben ging - ihm Mut zu zusprechen. Er konnte es nicht so gut wie Lily, aber dass er sich bemühte, war die Hauptsache.

Aber es würden noch Stunden vergehen, bis er eine Lösung finden würde …
 


 

~*~
 


 

Lily saß angestrengt auf dem Sofa und dachte nach. Ein paar Mal sah sie hinüber zu ihrem besten Freund, der etwas demotiviert auf dem Sessel saß. Es war wirklich nicht mehr schön, ihn so mit anzusehen, sie wollte, dass er wieder lachte. Aber wie sollte sie eine Lösung jetzt auf die Schnelle herbei zaubern? Sie fasste sich zähneknirschend an die Schläfen. Hugo saß nur ideenlos auf dem Sofa neben ihr - mit einem Butterbier in der Hand. Er war nicht gerade der Kreativste, was solche Situationen anging. Also müsste es wohl an ihr hängen bleiben.

Sie hatte schon darüber nachgedacht, seit er ihr das mit Lucy erzählt hatte.

Hugo stattdessen hatte geglaubt, es sei nur eine Schwärmerei, die schnell wieder vorbei gehen würde, aber sie hatte gleich gespürt, dass da mehr war als nur eine einfache, kleine Schwärmerei. Aber diese Situation war speziell, so völlig anders als normal.
 

Seufzend wippte sie mit ihrem Oberkörper auf und ab. Dann fiel ihr Blick auf Hugos Zauberstab, den er vor sich liegen hatte. Magie. In ihrem Kopf fing es an auf Hochtouren zu arbeiten.

„Louis …“, wisperte sie erst leise. Dann wurde sie lauter. „LOUIS! Ich hab die Lösung! Du gehst einfach auch auf den Ball!“

Etwas verwirrt sah der Blonde sie an. „Bitte was? Hast du vergessen, dass dort nur ehemalige Schüler reinkommen?“

Lily leckte sich über die Lippen. „Natürlich weiß ich das, aber was, wenn sie dich gar nicht erkennen und sie dich mit falschem Namen eintragen?“
 

Jetzt verstand er noch weniger als zuvor. „Wie meinst du das?“

Die Brünette sprang vom Sofa und lief in Richtung Flur, dann verschwand sie, wenige Minuten später stand sie wieder vor den beiden Jungs. In den Händen das dicke Zauberbuch ihrer Tante. „Also dir einen Anzug und ne Maske zaubern krieg ich noch selber hin, nur den Manipulationszauber wegen dem Namen muss ich nachschlagen, Hugo hilf mir doch mal, du faule Socke!“

„Ja, Boss!“ erwiderte Hugo etwas genervt, fing dann aber an zu grinsen. „Gar nicht mal so dumm, Lily-Fee.“ Dann blätterte er in dem dicken Wälzer herum, um den Spruch zu finden. Währenddessen deute Lily auf Louis. „Aufstehen der Herr, Arme auseinander.“ Der Blonde war etwas skeptisch, tat aber wie ihm befohlen. „Und jetzt?“
 

„Psst! Warte doch erst mal ab.“ Dann sah sie ihn genau an und überlegte kurz. „Was könnte dir denn stehen …“ Sie zückte den Zauberstab und richtete ihn auf ihren besten Freund. Ein paar Glitzersterne flogen aus ihm und umhüllten Louis. Im nächsten Moment kleidete ihn ein weiß-blauer Anzug und in der Hand hielt er eine weiße Maske, die sehr an einen Schmetterling erinnerte. Verblüfft sah er an sich hinab. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut im Einkleiden bist.“, meinte er anerkennend.

„Siehst du mal, was deine beste Freundin nicht alles kann.“

„Ich hab ihn gefunden.“, mischte sich Hugo ein, Lily marschierte sofort zu ihm und lass den Spruch. „Ja genau, das ist er.“ Schnell nahm sie von der Kommode ein Blatt Papier und schrieb den Spruch auf den Zettel. „Hier Louis, das sagst du, bevor du rein gehst, sie werden dich blind vorbei gehen lassen. Aber eins musst du bedenken.“ Lily tippte auf die Buchseite. „Hier steht, der Spruch hält höchstens zwei Stunden an, also lass mich rechnen, du bist etwa um zehn da, dann muss du Punkt zwölf daraus sein, sonst drohst du nachher aufzufliegen.“ Louis nickte nur stumm, er war etwas überfordert von der plötzlichen Idee, dort aufzutauchen, aber andererseits - warum nicht?!

„Nun geh endlich!“ Lily drückte ihm den Besen in die Hand und schupste ihm zum Fenster. „Viel Glück!“

Ja, das konnte er wirklich gebrauchen …
 


 

~*~
 


 

Es hatte tatsächlich geklappt, der Manipulationszauber hatte gewirkt! Er war schon etwas nervös gewesen, dass er sofort auffliegen würde. Lily war einfach ein Engel! Er hatte die Maske aufgesetzt und schritt durch den großen Saal, die Musik war ziemlich leise, aber man spielte schließlich keinen Walzer so laut, als ob man in der Disco wäre. Alle waren schick angezogen, Männer wie Frauen, ein paar von ihnen erkannte er trotz Maskerade, sie ihn aber nicht - Gott sei Dank stand er unter keinem derartigen Zauber. Das würde ihm die Suche nach Lucy noch schwerer machen. Es waren so viele Leute hier und viele Frauen trugen dasselbe. Bei Merlins Bart, hoffentlich fand er sie innerhalb zwei Stunden.

Bereits leicht gestresst suchte er weiter, ab und an lächelten ihn fremde Frauen an, sie dachten wohl, er würde sie zum Tanzen auffordern. Er lächelte immer nur kurz gespielt zurück und ergriff dann schwungvoll die Flucht.
 

Er hatte fast aufgegeben, als er sie dann plötzlich bemerkte. Sie stand in einem violetten Kleid am Eingang der Terrasse, ein Mann vor ihr hielt ihr einen Drink entgegen. Sie schien genervt zu sein. Sie drückte das Glas mehrmals von sich weg und wollte allem Anschein nach auf Abstand gehen. Aber sie schien wie in der Falle zu sitzen, dicht gedrängt an die Tür und dieser Kerl vor ihr lies nicht von ihr. Wut stieg in Louis hoch, er ballte seine Hände zu Fäusten und schritt auf das „Paar“ zu.

„Entschuldigen Sie, ich glaube die Lady wünscht andere Gesellschaft.“ Dann stieß er ihn leicht nach hinten und zog Lucy von der Tür weg, etwas zurück in den Saal, neben sich.

Etwas verblüfft sah die junge Frau ihren ‚Retter‘ an und war schlichtweg sprachlos.

Sie konnte dem Konflikt der beiden Männer kaum folgen, jedenfalls dem einen nicht, doch ihr Retter formte so elegante Sätze, egal was sein Gegenüber ihm an den Kopf warf, das es fast schon unheimlich aber dennoch unglaublich faszinierend war.
 

„Wer zum Teufel denkst du, wer du bist, dass du dich hier einmischen darfst?“

„Derjenige, der ein ‚Nein‘ von einer Lady akzeptieren würde.“

„Pff, du kleiner Wicht, du hälst dich wohl für ganz romatisch, nicht wahr?!“

„Besser Romantiker, als ein aufdringlicher Lustmolch.“

„Du hast wohl für alles einen passenden Spruch parat nicht wahr?“

„Man muss nicht viel parat haben, um auf solche unqualifizierten Sätzte eine Antwort zu finden.“

„Sehr witzig, mein Freund.“

„Liegt ganz im Auge des Betrachters, mein Herr, aber jetzt entschuldigen sie uns bitte, schönen Abend noch.“, dabei vorbeugte er sich sogar noch.
 


 

Noch nie hatte sie einen Mann erlebt, der so ruhig und sachlich bleiben konnte, in so einer verschärften Situation. Er machte auch keine aggressiven Handbewegungen oder sonstiges, es war wirklich einzigartig, sonst hatte sie nur Frauen so reden hören. Zumindest in so einem Konflikt. Männer waren ja meist unsachlich und wollten das mit den Fäusten klären, wie Tiere oder die lieben Menschen im Steinzeitalter. So völlig zurückgeblieben!

Es waren nur ein paar Minuten, dann wurde sie galant an der Hand genommen und der Fremde führte sie zur Mitte des Saales. Zur Tanzfläche. „Darf ich bitten?“ Höflich machte er einen Knicks vor ihr und bat um ihre Hand. Lucy gewährte und spürte, wie zart er seine Hände um ihre Taille legte und sie anfing zu führen. Er sah auf den ersten Blick aus wie ein Engel.

Lucy glaubte selber nicht, was sie da dachte, aber sein weiß-blauer Anzug, diese weiße Maske, die seine Augenumrisse nur noch strahlender machten, ließen diese Bilder in ihr aufsteigen. Ein angenehmes warmes Grün traf in ihre rehbraunen Augen.
 

Irgendwann bemerkte sie, was er eigentlich gerade für sie getan hatte und sie hatte sich noch nicht einmal bedankt. „Ähm, danke für eben.“, flüsterte sie fast und neigte ihren Kopf etwas zu Boden. Der Fremde lächelte und sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr. „Gern gesehen, hübsche Lady.“ Oh bei Merlin, so hatte sie noch niemand genannt. Baby, Puppe, Schnecke, Süße – solche Ausdrücke kannte sie eigentlich für gewöhnlich.

Er führte sie, als hätte er noch nie etwas anders getan außer tanzen. „Woher können Sie nur so gut tanzen?“ fragte sie leise.
 

Wieder lächelte er. „Ich habe zu Hause heimlich geübt, vor dem Spiegel.“ Er zwinkerte ihr zu.

„Keine Tanzschule?“ Er schüttelte den Kopf. „Kaum zu glauben, ein Naturtalent also. Oder erzählen Sie mir das nur so, um mir zu imponieren?“ Sie war wie immer skeptisch.

„Ma’m ich versichere Ihnen, ich bin kein guter Lügner. Außerdem stehe ich zu dem, was ich nicht kann. Ich bin ein miserabler Sportler, jedenfalls was die härteren Arten an Sport betrifft. Ich war noch nie in einer Quidditch- Mannschaft, nicht mal in Hogwarts auf der Ersatzbank. Erschütternd nicht wahr? Nicht gerade das, was Frauen imponiert.“

Die Schwarzhaarige musste leicht lachen. „Das ist wohl wahr.“ Sie betrachtete seine weichen Lippen und seine zarte Haut, zumindest das, was sie noch erkennen konnte unter der Maske. Er musste wirklich gut aussehen, ob er ein Model war? Oder irgendwer Berühmtes aus dem Fernsehen? Dieser äußerst gute Kleidungsstil und dieser Charme, ihr fiel spontan niemand aus in Hogwarts ein, den sie kannte, der so sein konnte.
 

Aber es würden noch viele Minuten vergehen und sie würde die Lösung trotzdem nicht erraten. Doch das wusste sie noch nicht.

Sie tanzten noch lange, zwischendurch holte er ihr ein Glas mit dem Getränk ihrer Wahl, er unterhielt sie so gut, wie noch kein Mann es getan hatte, außer vielleicht ihr Vater.

Ihr Gegenüber war wirklich interessant, und eins musste sie sagen, nie hätte sie gedacht, dass Tanzen ihr mal solche Freude bereiten würde. Eigentlich hasste sie es zu tanzen, aber heute war es, als ob sie es schon immer gemocht hätte.
 

Dann schlug der Kong fünf vor zwölf.

Der Fremde erschrak. Sein Gesicht wurde ganz starr. Lucy sah ihn besorgt an.

„Was ist los?“

Doch er antworte nur in Bruchteilen. „Es ist … schon … fünf vor …zwölf …“

Sie verstand nicht, was er damit meinte. „Was ist denn los?“

„Ich muss weg!“, hörte sie ihn plötzlich sagen und dann drückte er ihr schnell einen Kuss auf den Handrücken. „Was? Wieso?“ Doch er lief schon los. „Nein warten Sie! Ich weiß nicht mal Ihren Namen!“ Sie lief ihm hinterher, drängte sich an den vielen Leute vorbei, konnte ihn aber kaum noch sehen, er lief einfach viel zu schnell. Er rannte hinaus zur Terrasse, weiter in den Garten. Nur mühselig konnte sie ihm folgen.
 

„Warten Sie doch!“, schrie sie ihm hinterher, doch er blieb nicht stehen. Verdammt.

Sie sah, wie er durch die Dornenhecke sprang und kurz stecken blieb. Lucy glaubte ihn noch einzuholen, doch er riss sich los und verschwand in der Dunkelheit.

Sie war völlig außer Puste und blieb an dem Dornenbusch stehen. Sie holte tief Luft und sah dann, dass ein kleiner Fetzten seines Anzuges daran hängengeblieben war, er hatte sich wohl beim Losreißen verfangen. Und dann entdeckte sie noch etwas, da hing noch etwas, sie versuchte es aus den Dornen zu fischen. Es sah aus wie eine Uhr. Rechts war das halbe Band abgerissen, aber die Mitte und der linke Teil des Armbandes waren doch da.
 

Die Braunäugige betrachtete das Uhrwerk und hielt sie sich ans Ohr. Sie tickte noch. Dann blickte sie zurück in die dunkle Nachtschwärze. Er war fort, ob sie ihn jemals wieder sehen würde? Eine tiefe Leere durchfloss sie, sie wusste nicht genau, woher sie kam, eigentlich kannte sie diese Person kaum, und sie hatte jedem geschworen, Liebe auf den ersten Blick wäre Schwachsinn, doch jetzt war es fast so, als ob es Liebe auf den ersten Tanz war. Lucy schluckte bitter, ein dicker Kloß bildete in ihrem Hals. Was war nur passiert? Warum nahm sie das nur so mit?!

Wer war dieser Unbekannte bloß? Sie musste es unbedingt wissen. Ihr Blick wanderte hinunter auf die tickende Uhr.
 


 

Aber was wenn sie enttäuscht werden würde?

Was, wenn alles nur gespielt war, und es ein alter Verflossener war, der ihr nur einen Streich spielen wollte?
 

“ Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge.“
 

Trotz all den Zweifeln musste sie es wissen …

Unbedingt.
 


 

~*~
 


 

“Die Wahrheit ist oft zu einfach, um Glauben zu finden.“
 

Seit jenem Abend waren zwei Wochen vergangen und Lucy wusste nicht mehr weiter. Sie konnte kaum noch schlafen, es war schlimmer, als sie gedacht hatte. Sie bekam ihn einfach nicht aus ihrem Kopf. Sie hatte doch überall gesucht, wo man nur suchen konnte. Sie hatte jeden Uhrenmacher aufgesucht, der unmittelbar in der Nähe lag und der diese Marke führte. Aber keiner von ihnen konnte sich an einen genauen Käufer erinnern. Aber das konnte sie ihnen nicht mal verübeln, schließlich merkte man sich nicht jedes Gesicht, ein Verkäufer sah am Tag mindestens dreißig von ihnen.

Wie unfair war diese Welt? Nur einmal in ihrem Leben wollte sie etwas so sehr, dass sie dafür alles tun würde, aber sie kam zu keinem Ziel, es gab nicht einen einzigen Fortschritt.

Womit hatte sie das nur verdient?
 

Sie wollte ihn zumindest noch einmal sehen. Nur ein einziges Mal, ihn fragen, wer er war, ihm danken für diesen schönen Abend, einmal sein Gesicht sehen.

Sie konnte sich nur verschwommen an seine Augen erinnern, da der Zauber einiges vernebelt hatte, aber dieses Grün, irgendwie hatte sie dieses Gefühl, sie hätte es schon einmal irgendwo gesehen, irgendwo zuvor. Aber wo nur? Oder war alles nur Einbildung?

Aber sie würde all ihre Vermutungen nie bestätig bekommen, wenn sie nicht einen Weg finden würde, IHN wieder zu finden. Aber es gab keinen Weg …
 

Tief im Inneren wusste sie das, doch sie wollte einfach nicht aufgeben.

Sie hatte bis jetzt nur Roxanne davon erzählt, sie war wohl die Einzige, die nicht ganz so blöd dreinschauen würde, wenn man ihr als Männerhasser erzählte, dass man sich in einen maskierten Unbekannten verliebt hatte, den man nur einmal gesehen hatte.

Doch auch Roxanne hatte keine Idee gehabt, wie man diesen unbekannten Gentleman wieder finden könnte, außer die Shops durchzuklappern.
 

Dann klopfte es an ihrer Tür. „Beeil dich, Liebling, wir müssen gleich los.“ Genervt verdrehte sie die Augen. Sie mochte ihre Familie, aber auf ein Familienessen hatte sie heute wirklich keine Lust. Onkel Bill hatte Geburtstag und alle würden wieder beisammen sein. Eigentlich sehr witzig, aber ihre Stimmung war seit einer Woche so im Keller, dass sie das wirklich keinem antun wollte.

Aber absagen konnte sie auch nicht so einfach, ihre Mutter würde sie umbringen.

Sie war in dem Punkt sehr streng.

Seufzend packte sie einige Sachen in ihre Ledertasche und verließ dann ihr Zimmer - auf in ein wunderbares Festival mit der miesesten Laune ihres Lebens …
 

“ Warum die Hölle im Jenseits suchen? Sie ist schon im Diesseits vorhanden, im Herzen der ungestillten Sehnsucht.“
 

Es ging ziemlich hektisch im Haus ihres Onkels zu, alle liefen herum und schrien durcheinander. Völlige Unruhe, Lucy hasste so ein Durcheinander, aber die Weasleys waren ja nicht gerade für ihre Ordnung und ihren schnellen Durchblick bekannt.

Die Dunkelhaarige versuchte sich aus dem Gesehen raus zuhalten und taumelte durch die Gänge und Zimmer. Es war ziemlich unübersichtlich und sie war froh, wenn sie endlich irgendwo hinsetzen konnte.

In ihrer Unachtsamkeit stieß sie auf einmal gegen jemanden, ihre Tasche rutschte von ihrer Schulter und fiel zu Boden und einige ihrer Sachen fanden sich auf dem Boden wieder.

„Oh tut mir Leid Lucy, ich bin so ein Trottel.“, hörte sie Dominiques Stimme und sie bückte sich sofort, um ihr zu helfen. „Die ganzen Sachen überall verstreut …, hoffentlich fehlt nichts.“ Dann packte die Blonde alles wieder in die Tasche, stoppte dann aber kurz und sah zu der kaputten Uhr, die dort vor ihr auf dem Boden lag.
 

„Huch, wo hast du die denn her? Mein Bruder hat sie letztens nicht mehr gefunden, als wir essen gehen wollten, aber wenn ich das richtig sehe, ist sie ihm kaputt gegangen und er hat nur eine Ausrede gesucht.“ Sie schüttelte kurz mit dem Kopf, dann sah sie wieder ihre Cousine an. „Hat er sie dir gegeben, um sie heimlich zu reparieren Du kannst so was doch, nicht?“ Doch Lucy starrte sie nur verblüfft an. „D - a - s … ist die Uhr von Louis?“ Dom nickte nur. „Sicher?“

„Ja sie wurde handgefertigt, die Marke ist bekannt, aber es sollte etwas besonders sein, meinte meine Mutter, als er sie zu seinem achtzehnten Geburtstag bekommen hat.“ Lucy konnte ihre Gefühle in diesem Moment kaum steuern. Wenn das Louis‘ Uhr war, dann hieß das ja, dass Louis ihr unbekannter Tänzer von dem Ball war.
 

Sie schluckte hart, das konnte nicht wahr sein, oder?!

Sie hatte überall gesucht und die Antwort war gar nicht so weit von ihr entfernt wie sie immer gedacht hatte?

Aber hätte sie ihren eigenen Cousin nicht erkennen müssen? Immerhin verstanden sie sich so gut … warum nicht?! Zauber hin oder her …
 

„Alle Augen schauen, wenige beobachten, sehr wenige erkennen.“
 

"In Liebesdingen sind wir alle Närrinnen." Erschrocken sah sie wieder zu Dom. „Was?“ Konnte sie etwas Gedanken lesen? „Weißt du nicht mehr? Wir Mädels wollten doch mal wieder unseren Lieblinsfilm gucken, Stolz und Vorurteil.“ Lucy atmete erleichtert auf. „Ach so meinst du das, stimmt ja, das ist dein Lieblingszitat daraus.“ Die Blonde grinste. „So ein richtiger Frauenfilm, der einzige Kerl, der so was je geguckt hat, war Louis, aber mein Bruder ist und bleibt ein hoffungsloser Romantiker.“ Dom lachte leise. „Wie dem auch sei, komm nach dem Essen ins Wohnzimmer. Wir erwarten dich.“ Eigentlich mochte Lucy keine Liebesfilme und dieser war wirklich eine Ausnahme unter all den Schnulzen, die sie hasste. Sie waren meist so fern ab von der Realität, dass sie am liebsten kotzten würde. Aber bei diesem Film hatte die Hauptschauspielerin ihr gut gefallen, wie stark sie sich gegenüber den Männern behauptete und ihre ganze Art.
 

Dann wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Dominique ihr die kaputte Uhr wieder in die Hand drückte. „Reparier sie ruhig, ich werde nichts sagen. Bis gleich.“ Dann verschwand sie in der Hektik der Menschen. Die Braunäugige war verwirrt, mehr als das, denn ihr Kopf wusste nicht mehr, was er denken sollte. Was sollte sie jetzt tun? Es ignorieren? Einfach zu ihm gehen? Ihn fragen? Ihn ausschimpfen, dass er es ihr nicht gesagt hatte? Oh bei Merlin, das durfte doch alles nicht wahr sein. Warum konnte es nicht einmal so einfach sein im Leben? Man sagte immer, dann wäre es doch langweilig, aber dieser Spruch war völliger Humbug.
 

“Handle, bevor die Dinge da sind. Ordne sie, bevor die Verwirrung beginnt.
 

Es hatte irgendwann zum Essen geläutet, Tante Fleur benutzte gerne so eine Art Glocke, die Muggel zu Weihnachten benutzten. Etwas gequält hatte sie sich auf ihren Platz gesetzt und versuchte innerlich und äußerlich still und ruhig zu sein, doch das gelang ihr nur äußerlich, denn irgendwann war Louis in den Raum getreten und setzte sich nicht weit von ihr - eigentlich war es fast gegenüber, sodass sie ihn immer im Auge hatte. Ihr Magen hatte eine ganze Drehung gemacht, als er sie kurz angesehen hatte. Sie hatte nur dezent gelächelt und sofort weggesehen, zu sehr kontrollierten ihre Gefühle ihr Tun und Handeln, beinahe hätte sie gekleckert. Oh bei Merlin, sie musste hier weg, von Minute zu Minute fühlte sie sich nervöser und hibbeliger. Ihr Herz raste und es hatte nicht den Anschein, dass es bald damit aufhören würde. Die Zeit kam ihr so unendlich schleppend und ziehend vor, sodass sie glaubte, sie würde nie mehr aufstehen dürfen.
 

Bis sich dann doch endlich die ersten erhoben und das Wohnzimmer verließen. Schnell setzte sie sich in Bewegung und raste in den Flur, zur Garderobe, packte ihre Tasche und setzte sich auf die Treppen. Sie musste sich erst einmal beruhigen. Nach einigen Minuten der Ruhe griff sie in ihre Tasche und seine Uhr kam wieder zum Vorschein. Seufzend betrachtete sie die Uhr. Sie war schön gewesen. Blau mit goldenen Umrandungen. Eine Sonderanfertigung, kein Wunder, dass sie nirgends den Namen finden konnte. Sonderanfertigungen bestellte man meist in einer Großfirma, die mehr Maschinen und somit mehr Möglichkeiten hatten, besondere Dinge zu produzieren. Speziell für Extrawünsche. Sie betrachtete die Uhr noch eine ganze Weile, und je länger sie sie betrachtete, umso klarer wurde ihr, dass sie zu ihm gehen musste. Sie würde es irgendwann bitter bereuen, würde sie diese Erkenntnis einfach ignorieren. Dann erhob sie sich schließlich …
 


 

~*~
 


 

Louis hatte sich gerade etwas anderes angezogen und faltete sein Hemd und seine Hose, als er den Griff seiner Türklinke hörte. Etwas überrascht sah er zur Tür und erspähte seine Cousine Lucy, die ihn jedoch nicht ansah. „Oh Lucy, was für eine Überraschung, was verschafft mir die Ehre?“ Er lächelte sanft, doch sie sah ihn immer noch nicht an, sondern schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Verwundert legte der Blonde den Kopf schief. „Was ist los?“ Irgendetwas stimmte nicht, das spürte er sofort. Nur wusste er noch nicht, was. Sie hatte ihre Augen kurz geschlossen und seufzte dann plötzlich. Sie kramte etwas aus ihrer Tasche hervor und schmiss es ihm entgegen.
 

Louis sah auf seine kaputte Uhr, die er vor kurzem zum Geburtstag gekommen hatte. Zunächst sagte er nichts, dann kratzte er sich am Kopf. „Oh, die hatte ich schon gesucht, wo hast du sie gefunden?“ Doch Lucy fing nur an, leicht zu brummen. Dann fixierten ihre braunen Augen seine Grünen. Ihr Blick war undefinierbar, irgendwie voller Enttäuschung, etwas Zorn und etwas Trauer. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“
 

Der Blonde versuchte noch unwissend zu tun. „Was nicht gesagt? Ich weiß nicht, von was du sprichst.“ Wütend knallte Lucys Hand gegen die Tür. „Du weißt sehr wohl, von was ich rede, davon, dass du diese Uhr auf dem Ball verloren hast, nachdem du vor mir geflüchtet bist.“ Ihr Blick verfinsterte sich und ihre Augen formten sich zu schmalen Schlitzten. Würde er jetzt weiterhin lügen, würde sie explodieren.

Einige Sekunden vergingen mit einer erheblichen Stille, bis Louis tief einatmete und sie dann betrübt ansah. „Du bist enttäuscht, dass ich es bin, nicht wahr?! Ich weiß, du hast bestimmt jemand ganz anderen hinter der Maske erwartet, tut mir leid.“ Seine Worte klangen in ihren Ohren unvorstellbar, was redete er da? Sie konnte es kaum begreifen. „Sag mal, was anderes hast du dazu nicht zu sagen oder wie?“ Sie schrie ihn fast an und trat einen Schritt auf ihn zu. „Ich habe zwei Wochen Tag und Nacht nach dir gesucht, ich bin fast verrückt geworden, weil ich wissen wollte, wer hinter der Maske steckt und du hast einfach nur geschwiegen!“
 

„Was hast du denn erwartet? Dass ich dir einen Brief schreibe und dir die Illusion deines Traumprinzen versaue?“

Das reichte, seine Worte machten sie nur noch wütender. „Bist du noch zu retten? Ist das die einzige Ausrede, die du auf Lager hast?“ Er zuckte mit den Schultern. „Es tut mir Leid, Lucy.“ Doch die Schwarzhaarige sah nicht ein aufzuhören.

„Warum hast du das überhaupt getan? Mit mir getanzt, mit mir geredet, als sei ich eine Prinzessin, ich habe mich so wohl gefühlt, das hast du gespürt und dann bist du einfach verschwunden und jetzt bekommst du nichts raus außer `tut mir Leid`? Warum das alles, wenn du eh von Anfang an wusstest, dass es in Vergessenheit geraten soll, wa -- “ Doch weiter kam sie nicht mehr, denn er hatte sie an sich gezogen und seine Lippen mit ihren versiegelt. Just hatte sie ihre Augen geschlossen und spürte die innere Wärme, die er in ihr ausstrahlte. Ihre ganze Wut verschwand mit einem Mal und sie dachte an nichts mehr außer diesem Kuss. Sie küsste gerade ihren kleinen Cousin, sie konnte nur erahnen, was das für Folgen haben könnte, doch in diesem Moment war es ihr egal. Sie hatte ihn endlich wieder gefunden, ihren maskierten Gentleman. Ihren Retter, ihren Traumtänzer. Wie in einem kitschigen Liebesfilm. ~ furchtbare Vorstellung, eigentlich. Aber anderseits … warum nicht mal eine Ausnahme machen, wie bei Stolz und Vorurteil?!
 


 

"Ach, dass die Liebe, deren Augen blind, um an ihr Ziel zu kommen immer wieder Wege find."
 


 

Irgenwann stoppte er den Kuss und sah sie etwas außer Atem an. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und versuchte sein Herz zu beruhigen. Darauf hatte er so lange gewartet. Und jetzt war es endlich passiert, er konnte es kaum fassen. Eine unvollstellbare Angst loderte in ihm, dass gleich sein Wecker klingelte und er aus diesem Traum erwachen würde.

„Ich hoffe der Kuss hat dich nicht all zu überrumpelt.“, Lucy schüttelte leicht den Kopf. „Nein, das war genau richtig. Besser hättest du es nicht lösen könne.“, auch sie atmete schwer und versank fast in seinen grünen Augen. Doch ihre Gedanken kreisten nicht nur, um diesen Moment. „Louis …“ hauchte sie, dann legte sie ihren Kopf auf seine Schulter. „Wie geht es nun weiter.“
 

„Das musst du entscheiden.“ Erwiderte er leise und roch an ihren Haaren, er konnte ihr noch nicht sagen, dass das hier alles war, was er sich die letzten Jahre je gewünscht hatte. Es war noch zu früh, um ihr das alles zu offenbaren. Die Situation stand arg auf der Kippe. Dann spürte er sie tief durchatmen. „Was wird unsere Familie sagen. Du bist mein jüngerer Cousin.“, er schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Einen tropfen Wahrheit musste er ihr schenken, sonst würde er sie sofort verlieren. „Mir ist egal, wie sie darüber denken würden, ich weiß nur wie wohl ich mich auf dem Ball bei dir gefühlt habe und das ist gard alles was für mich zählt. Wenn du anders empfindest, muss ich das akzeptieren, aber ich hoffe du gibtst diesen Moment hier nicht so schnell auf.“
 

Dann sah sie ihn an …

Sie lächelte matt, senkte ihren Kopf zu Boden, atmete unruhig.

Ihre Arme legten sich auf seine Brust.

„Du weißt genau wie wundervoll es mit dir auf dem Ball war, das war doch offensichtlich, ich habe es genoßen ohne Ende und du weißt ich bin wählerisch. Aber du hast mich an nur einem Abend verzaubert, wie es noch kein Mann getan hat.“
 

Dann sah sie ihn wieder an.

Niemand würde wissen, was die Zukunft bringen würde, niemand.

Doch diesen Augenblick konnte sie nicht einfach zu wegwerfen, da war sie sich sicher.

Dann küsste sie ihn wieder.
 


 

Another Cinderella Story.
 


 

The End.
 


 

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Ich hoffe meinem Wichtel hat der OS ansazuweise gefallen ;_;

Das Paar war völlig neu für mich, aber zu den andere fiel mir nichts ein oder ich

wollte nicht über sie schreiben xD

Habe überlegt ne Forsetzung zu schreiben mit ner bösen Stiefschwester

zu schreiben, die ihne das Glück nicht gönnt oder so xD

Mal gucken …
 

Okay bis dann (:

Eure _Natsumi_Ann_



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Omama63
2011-03-19T09:31:34+00:00 19.03.2011 10:31
Ein spitzen OS und ein wunderschönes Ende.
Hat mir sehr gut gefallen.
Nur schade, dass du die Fortsetzung nicht geschrieben hast.
Das ist ein neues Paar für mich, aber ich fand Louis so süß, aber auch reif für sein Alter. Für Lucy musste erst der richtige kommen und das war eindeutig Louis.

Von:  LucyCameronWeasley
2010-04-18T12:44:23+00:00 18.04.2010 14:44
ein ungewöhnliches pairing, aber sehr schön x3
Mal wieder eine klasse idee xD
dein geniales gehirn will ich auch mal haben XD
Von:  LittleBastard
2010-02-08T12:03:26+00:00 08.02.2010 13:03
das war wieder ne klasse story :D
und mal anders...kein verlorener schuh, sondern eine uhr...
und kein mann der die traumfrau sucht, sondern eine frau die ihren traumprinzen sucht :D

war wirklich ne schöne geschichte...
und keine ahnung, dass sie cousin und cousine sind, stört mich zwar...und ich versuche es zu verdrängen...
aber da du selbst diese sache reinbringst, das louis und lucy selbst irgendwie bewusst sind, wie...verboten das eingetlich ist...sich aber trotzdem für die liebe entscheiden...macht es erträglicher *grins*

keine ahnung...ich denke mir dann "wenn die damit leben könne, kann ichs auch!" *lach*

langsam fangen mir sogar diese cousin/cousine-pairings an zu gefallen, weil sie so gut und verständlich zusammengeführt werden :)

lg, LB


Von:  Lily_Toyama
2010-02-05T20:33:52+00:00 05.02.2010 21:33
Ich stelle mir die beiden vollkommen anders vor.
Lucy ist eigentlich an Louis stelle und Louis ist zwar sehr weiblich, aber eigentlich ein guter Quidditchspieler.
Aber der OS war gut.
Aber warum Henker? Ich dachte immer sie leben in einer Welt, wo so etwas nicht mehr gebraucht wird.
Du vergleichst Louis mit Percy? Oder Lucy tut es, aber… Ich mag Percy, aber charmant und romantisch?
Das Märchen hast du sehr gut eingebaut, man merkt starke parallelen, ohne das es abgekupfert wirkt. Besonders gut fand ich den Geschlechtertausch und die Uhr (auch wenn man die mit 17 und nicht mit 18 kommt)
Alles in allem ein sehr guter OS.^^
Lg lily
Von:  Acrobalena-
2010-01-29T19:57:24+00:00 29.01.2010 20:57
wow
so einen OS habe ich noch nie gelesen.
vor allem deine ist lucy, ich habe von ihr als verträumte ravenclaw, als freche gryffindor oder als kleiner wildfang gelesen, aber noch nie als slytherin die zum HENKER wird.
das war erst mal nen schock für mich.
aber irgendwie passt es auch. vor allem zu louis passt es :D
der ist einfach toll, wie er sie gegen den deppen verteidigt, wow.
und so wunderbar romantsich, hach... ^^
die beiden sich echt süß,
ein glück das lily so clever ist und auf den märchenzauber kommt:)

ganz toller OS, wirklich, vor allem das ende^^
glg lena
Von:  muffelherz
2010-01-28T20:17:04+00:00 28.01.2010 21:17
ungwöhnliches pairring,erfordet eine tolle idee!
die hattest du alle mal drauf!!!
richtig schöne another cinderella story...
ich fand das richtig toll wie du die beiden dargestellt hast...
Louis...als romantiker...*dahinschmelz*
Lucy...unberührbar..aber trotzdem ein tiefes,gefühlvolles Herz...
super geschrieben tolle idee...einfach..WOW!!!!
liebe grüße
starwindy
Von: abgemeldet
2010-01-28T14:09:26+00:00 28.01.2010 15:09
am anfang war ich voll verwirrt und dachte nur: hä? das hab ich gebetat??
aber dann, nach den ersten zeilen hat es klick gemacht!!
und ich hab mich wieder dran erinnert^^

das pairing war auch für mich ganz neu und wie es scheint, wollen die jungs so ziemlich alle was von ihrer älteren cousine..^^
weißt ja, dass ich die story mag!^^
(aber kann es sein, dass du an dem ende was verändert hast?? also noch bissl verlängert???)

glg emmett
Von:  Cygni
2010-01-28T10:14:20+00:00 28.01.2010 11:14
awww....

toll!

Von:  Sasi
2010-01-27T16:50:26+00:00 27.01.2010 17:50
is ja richtig süüüüüüüüüüüüüüß ^///^
Von:  CurlyHair
2010-01-27T16:19:48+00:00 27.01.2010 17:19
Es gefällt mir ansatzweise, ja.
Das und noch tausendmal mehr xD
Ich LIEBE es!!!
Einfach fantastisch^^

Ich war total überrascht von Lucy, weil ich sie mir irgendwie immer anders vorgestellt habe, aber eigentlich gar keine Vorstellung von ihr hatte.
Aber so... das war echt perfekt, weil sie so anders ist als ihr spießer-vater *g*
Louis war fantastisch - ein Märchenprinz aus dem Bilderbuch, so stelle ich ihn mir vor.
Ich finde es einfach super, dass sie so gegensätzlich sind und doch zueinander finden.
gelungen fand ich die Umsetzung des Märchens, vorallem Louis als Cinderella xD
hab schon gerätselt wann er seinen Stöckelschuh verliert^^
Wirklich super und Lily ist wirklich eine Fee <3
Hugo war lustig, der erinnert mich an einen Typen den ich kenne
Ich bin eigentlich total geplättet und sprachlos.
ich könnte jetzt jeden einzelnen Satz bewundern *lach*
Wirklich super, danke für dieses grandiose Wichtelgeschenk

glg Nicole


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