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Was wäre wenn...

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Kapitel 1

Kapitel 1
 

Zuerst ist es einfach nur ein einziger, großer Schock. Nach langer – jahrelanger? – Benutzung strömen tausend Eindrücke auf meine Sinne ein, so viele auf einmal, dass ich es nicht beschreiben kann. Am deutlichsten ist mir das stechend helle Licht und die lauten Stimmen nahe an meinem Kopf in Erinnerung geblieben. Die ersten Stunden, auch nachdem man mich in ein Zelt gebracht hatte, wie mir später erzählt wurde, verbrachte ich zusammengerollt auf einer schmalen Pritsche und rührte mich nicht, versuchte, all dem Herr zu werden, was gerade passierte. Später, als ich meine Augen wieder normal öffnen konnte, stellte ich fest, dass ich allein und immer noch nackt war. Mit einigen wenigen Blicken versicherte ich mich, das alles noch da war, wo es sein sollte und nichts fehlte. Kleider, welcher Art auch immer, sah ich keine. Meine Bewegungen waren immer noch ein wenig unkoordiniert und ungeschickt, Sprechen klappte auch noch nicht so richtig. Es klang mehr nach Babygebrabbel als nach Worten und Sätzen. Hoffentlich gab sich das noch. Da ich nicht wusste, wo ich mich befand und wer mich aus dem See gezogen hatte, beschloss ich, erst einmal an Ort und Stelle zu bleiben und die Ruhe zu nutzen. Nicht, dass ich schon stark genug wäre, mich zu wehren, eher im Gegenteil. Aber die Fragen nach dem wo und wann drängten sich mir immer stärker auf. Sicher würde bald jemand kommen und nach mir sehen, schließlich konnte ich nicht ohne Grund hier sein.
 

Wie ich vermutet hatte kam nicht viel später ein großer, breiter, vollbärtiger, glatzköpfiger und zu allem Überfluss auch noch muskulöser Mann ins Zelt und besah mich. Noch nie war es mir peinlich gewesen, vor jemandem nackt zu sein. Vielleicht war ja doch nicht alles beim Alten geblieben? Hatte ich mich verändert? Nach einigen Sekunden unverhohlenem Starrens kam der breite Kerl auf mich zu und begann in einer mir absolut unbekannten Sprache zu reden. Aha. Das half mir jetzt weiter. Und warum kam dieser Kerl immer näher? Dicht vor ihm blieb er stehen und begann mich grob zu untersuchen (dieser Typ war Arzt?!), sah mir in den Mund und in die Augen, prüfte meine Reflexe, und redete währenddessen die ganze Zeit. Ich kam mir vor wie ein Ackergaul, der zum Verkauf stand. Und wehren konnte ich mich auch nicht. Ich war mir sicher, dass der grobe Klotz ein Mensch war, zumindest roch er so (er roch im allgemeinen so stark, dass er sich vermutlich selber riechen konnte... einfach ekelhaft), also musste ich noch mehr aufpassen, ihn nicht zu verletzen. Menschen waren manchmal so zerbrechlich. Am Ende der für meine Verhältnisse ziemlich erniedrigenden Behandlung warf er mir noch ein paar gut gearbeitete Kleider, eine Hose und ein Hemd, wenn auch aus Leder, hin und verließ, diesmal schweigend das Zelt. Ich war genauso klug wie vorher. Immerhin hatte ich jetzt Klamotten. Ich zog sie an und legte mich zurück auf die Pritsche und schlief ein.
 

Nach meinem nächsten Erwachen war ich auch alleine, aber wie zuvor erschien bald darauf wieder der grobe Klotz und sah nach mir. Dieses Mal hatte er eine Schale dabei, die, wie ich hoffte, Essen enthielt. Dem war auch so, wenn auch nicht ganz in der Form, wie ich es mir gewünscht hätte. Ehrlich gesagt hätte ich bei dem Anblick auch gerne auf essen verzichtet. Nach dem ersten vorsichtigen Bissen stellte ich fest, dass es eigentlich gar nicht so schlimm schmeckte, was vielleicht auch daran lag, dass ich seit - ja seit wann eigentlich? - nichts mehr gegessen hatte. Immer diese Fragen. Die ließen mich auch nicht los. Der Typ sah mit einem Blick zu, wie ich den Inhalt der gesamten Schale recht schnell hinunterschlang, der mir klar machte, dass er mich so oder so zum Essen gezwungen hätte. Mein persönlicher Aufpasser also. Danach verschwand er wieder spurlos und ich legte mich wieder, total geschafft, hin und schlief ein.
 

Diese Prozedur wiederholte sich noch ein paar mal, und ich bekam das Gefühl, dass ich beobachtet wurde. Woher würde der Kerl sonst wissen, wann ich wach war und wann nicht. Inzwischen kannte ich seinen Namen. Er hieß Boris, wie er mir nach dem dritten oder vierten Mal mittel Zeichensprache und einem knappen Satz, von dem ich nur den Namen verstand, mitteilte. Mittlerweile ging es mir auch schon viel besser, ich war kräftiger und auch nicht mehr so schnell müde. Wenn ich fliehen wollte, könnte ich das jetzt schaffen. Aber warum sollte ich das tun? Ich wusste ja noch nicht mal, warum und wo ich hier war.
 

Wenn ich mich nicht verschätzt hatte, war ich jetzt ungefähr eine Woche hier. In meinem früheren Leben hatten Dinge wie Wochen und Jahre keine Rolle gespielt, deshalb war ich nicht sicher. Die meisten Tages- und Nachtwechsel hatte ich sowieso verschlafen. An diesem Tag jedenfalls nahm Boris mich mit nach draußen. Erst verstand ich nicht, was er meinte, als er mir mit einem Grunzen bedeutete, zu sich zu kommen, aber die dazugehörige Handbewegung machte es mir dann doch klar. Ich wurde mit einem Mal sehr neugierig. Jetzt war vielleicht der Zeitpunkt, endlich mehr über meinen Verbleib zu erfahren. Ich ging schnell auf Boris zu, aber bevor ich auch nur in die Nähe der Zeltklappe kam, fing er mich ab, und hielt mich am Rücken meines Oberteils fest. Ein warnender Blick folgte auf meinen fragenden. Ich verstand, keine Mucken jetzt. Er ließ wieder los und schob mich stattdessen hinaus. Was ich sah ließ mich in meinem Schritt stocken und überrascht die Luft einziehen.



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