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ショック

– reloaded –
von

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Betrete den Wald - wenn du dich traust

Wie Shokku – La bête va te saisir ist auch Shokku – reloaded ein Gemeinschaftsverbrechen an der Film- und Musikwelt von uns beiden, Kaoru und Tei. Zustande gekommen ist es ähnlich, wie sein Vorgänger: Tei war bei Kaoru, hatte einen Horrorfilm dabei und Kaoru mehr oder weniger dazu „genötigt“ ihn mitanzuschauen ^.~

Dabei ist dann diese kleine Fortsetzung entstanden, die in manchen Punkten auch wieder eine kleine Parodie geworden ist.
 

Wir hoffen, ihr habt beim Lesen soviel Spaß wie wir beim Ausdenken der Storyline und deren Umsetzung!
 

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Warum mussten seine Ärzte eigentlich immer Recht haben? Sie hatten ihm von vornherein gesagt, dass es zu anstrengend für ihn sein würde, und auch Toshi hatte ihn gewarnt, dass es besser wäre, wenn er in Los Angeles bliebe. Aber natürlich musste er es besser wissen und war gegen den Rat aller, nach Tokyo geflogen, hatte am FILM GIG in Suzuka teilgenommen, sich das Autorennen angesehen und ein paar Interviews gegeben. Das alles hatte ihm dann doch mehr abverlangt, als er sich zunächst hatte eingestehen wollen. Entsprechend war er nun froh, einfach nur im Wohnzimmer seiner Villa, außerhalb von Japans Hauptstadt, auf der Couch liegen und sich erholen zu können. Ursprünglich war er im Schlafzimmer gewesen, aber da er die letzten drei Wochen im Bett verbracht hatte und dieses beim besten Willen nicht mehr sehen konnte, war er auf das Sofa ausgewandert - sobald er seinen Staff dazu hatte bringen können, ihn alleine zu lassen. Schon bei der Operation wollte er keine Familie, keine Freunde und auch niemanden von seinen Angestellten in seiner Nähe haben und auch jetzt hielt er sie alle noch lieber auf Abstand – nicht, dass er ihre Sorgen und ihre Hilfe nicht schätzen würde, aber ihm war es unangenehm, dass sie ihn so sahen.
 

Chopins Nocturne drang durch den großzügig geschnittenen Raum, während sich Yoshiki auf der Couch aus Decken und Kissen eine Art ‚Nest‘ gebaut hatte, in dem er es sich so bequem wie möglich gemacht hatte. Seine Augen waren geschlossen, er döste leicht vor sich hin und sein geliebter AIBO Violet lag auf seiner Brust. Erst als ein nervtötendes Klingen, das definitiv nicht zu dem klassischen Meisterstück gehörte, die Ruhe störte, öffneten sich seine Lider wieder. Wer mochte es wohl sein? Von seinen Leuten sicherlich niemand, da er versprochen hatte, sich zu melden, wenn etwas sein sollte und er sie unter Einsatz seines besten Hundeblickes dazu gebracht hatte, dass sie eingewilligt haben, ihn nicht stündlich anzurufen, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. Zunächst schaltete er auf taub, als nach dreiminütigem Dauerklingeln jedoch noch immer keine Ruhe herrschte, setzte er sich langsam auf und stand vorsichtig auf. Seine Beine kurz austestend, ob sie ihn auch trugen – schließlich war er vor zwei Wochen noch auf einen verhassten Rollstuhl angewiesen gewesen, der auch jetzt, für den Fall der Fälle, in seiner Villa war – hielt er sich am Sofa fest. Als er sich sicher sein konnte, im nächsten Moment nicht den Boden zu küssen, wankte er mit leicht unsicheren Schritten zur nächsten Wand und dort entlang zur Haustür, an der der Störenfried noch immer Sturm klingelte.
 

„I’m fucking coming!“, brüllte Yoshiki durchs Haus, in der Hoffnung, dass das Klingeln so endlich aufhören würde, und erinnerte sich erst danach daran, dass er in Tokyo und nicht in LA war. Entsprechend setzte er das ganze in Japanisch noch einmal hinterher. Nach einer gefühlten halben Stunde erreichte er schließlich die Eingangstür und öffnete sie, nur um im nächsten Moment ein blondes Fellknäul zwischen den Beinen zu haben, das dort herumwuselte und ihn sichtlich aus dem Gleichgewicht brachte, da er sich entsprechend am Türgriff festklammerte und das Weiße seiner Knöchel schon zu sehen war.

„Eneru, komm zurück zu Papa!“
 

„Gackt…“ Freude sah anders aus.

„Wie oft soll ich es dir noch sagen, Ene-tan!“, schimpfte der berühmte Sänger mit seinem kleinen Langhaarchihuahua, den er zwischen Yoshikis Beinen hervorgezogen und hochgehoben hatte.

„Yoshiki, schön dich zu sehen! Wie geht es dir, altes Haus?“ Besagtes ‚altes Haus‘ wurde gleich darauf in eine herzliche Umarmung gezogen, bei der er um seine Rippen fürchtete. Zumindest eignete sich der Jüngere deutlich besser zum Gleichgewicht halten, als ein Türknauf. Zwischen ihren Oberkörpern war der kleine Hund eingeklemmt, dem dies aber nichts auszumachen schien – wahrscheinlich war er es gewohnt, halb zu Tode gequetscht zu werden.

„Mir geht es blendend“, antwortete Yoshiki, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach, und war froh endlich wieder tief durchatmen zu können, als Gackt von ihm abließ und er erneut an der Haustür Halt suchte. Ob dieser Antwort wurde er etwas skeptisch gemustert, schließlich standen seine Haare vom Liegen in alle möglichen Richtungen ab, seine Augen zierten tiefe Ringe und das sterile krankenhausweiß, von dem er etwa drei Wochen lang umgeben gewesen war, hatte auf seinen Teint abgefärbt.

„Was treibt dich hierher?“ Vorzugsweise favorisierte er es, den anderen, bei aller Freundschaft, so schnell wie möglich wieder loszuwerden: er war müde, er wollte sich ausruhen, er wollte nicht, dass Gackt sah, wie er kaum die Kraft hatte, sich auf den Beinen zu halten, weil er die wenigen Reserven am Wochenende aufgebraucht hatte und ebenso wollte er verhindern, dass der andere sah, wie so etwas Banales wie eine Wasserflasche ihn vor ein Problem stellte.

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass jemand ein ganz böser Patient war und nach Japan geflüchtet ist – und da dachte ich, ich schau mal auf einen Krankenbesuch vorbei.“

„Mir geht es wirklich gut, Gackt!“

Was war wohl der Weltrekord am sich-an-der-Tür-festklammern?

„Wollen wir nicht reingehen, anstatt uns hier die Beine in den Bauch zu stehen?“, fragte der Größere und ließ sich selbst hinein.

„… sicher… ja, sicher, komm herein!“

Soviel zum alleine sein!
 

Während Gackt sich die Sneaker aus- und bereitgestellte Hausschuhe anzog, erkundete sein Hund, den er wieder abgesetzt hatte, bereits munter die Villa. Yoshiki tapste unterdessen an der Wand zurück zu seinem bequemen ‚Nest‘. Natürlich bemerkte der Sänger den unsicheren Gang des anderen, sowie den Rollstuhl, der im Flur stand.

„Soll ich dir helfen?“, fragte er sichtlich besorgt und war zu dem Älteren geeilt, um ihm zu helfen, wurde aber weggeschubst, als er einen stützenden Arm um dessen Taille hatte legen wollen.

„Mir geht es super!“, giftete der Drummer mehr als beabsichtigt und löste sich schließlich von der Mauer, um die letzten Meter frei durch das Wohnzimmer zum Sofa zu wanken und sich dort hinzusetzen.

Gackt nahm das Getue nicht wirklich ernst und setzte sich neben ihn, wobei er zunächst einmal diverse Kissen bei Seite schob.

„Warum nimmst du nicht den Rollstuhl, wenn es dich so anstrengt?“

„Nur über meine Leiche!“ Mit Unbehagen dachte er an die Tage zurück, an denen er auf das verhasste Gefährt angewiesen war, weil ihn seine eigenen Beine nicht hatten tragen wollen.

„Ich komme sehr gut ohne das Ding klar – hat man am Wochenende ja auch mehr als gut gesehen!“

Zu gerne hätte Gackt etwas darauf erwidert, aber da er selbst auch ein schwieriger Patient war, der es mit ärztlichen Anweisungen nicht so genau nahm, schwieg er und schüttelte nur seufzend den Kopf.

"Wann, sagen die Ärzte, darfst du wieder spielen?“

„Wie es aussieht, kriege ich in ein paar Wochen grünes Licht, wieder mit dem Drumtraining zu beginnen… allerdings habe ich noch keinen Plan, wie die sich das vorstellen, dass ich mich dabei nicht bewege. Ich mein, soll ich nen Besenstil verschlucken?“

„Und Klavier?“

„Meine Leuten haben sich geweigert, mir eines meiner Stagepianos ins Krankenhaus zu bringen… aber ich hab hier ein wenig am Flügel gespielt… die Linke macht nur noch nicht so ganz mit…“

„Sowas braucht Zeit…“

„Ach nee?“ Purer Sarkasmus.

„Lagerkoller?“, fragte Gackt lachend, der sich nicht wirklich von Yoshikis Frustration beeindrucken ließ.

„Wir können gerne tauschen und dann sag mir deine Antwort“, entgegnete der Pianist genervt und angelte sich seine Wasserflasche vom Tisch.

‘Yoshiki, Sie hatten einen anaphylaktischen Schock, Sie sollten sich wirklich ausruhen!‘ ‚Yoshiki, Sie dürfen doch nicht alleine die Treppe hinunter gehen!‘ ‚Yoshiki, wollen Sie etwa alleine aufstehen?!‘ ‚Yoshiki, arbeiten Sie etwa?!‘“, äffte er das Krankenhauspersonal, sowie seinen Staff nach, während er mit der PET-Flasche kämpfte.

„Herrgott, dann hätte mich eben nicht diese OP, sondern dieses dämliche Schmerzmittel dahingerafft! Und doch, Ja, ich beabsichtige diese bescheuerte Treppe zu nehmen, weil ich nicht vorhabe, länger als Krüppel behandelt zu werden, als irgendnötig! Und Ja, es ist mein voller Ernst, alleine aufzustehen, und Gott behüte, ich habe auch vor alleine aufs Klo zu gehen, weil ich mir sicherlich nicht irgendein Plastikrohr in meinen Schwanz stopfen lasse, solange ich mich irgendwie bewegen kann und Ja, verdammte Scheiße, ich arbeite! Schließlich habe ich Verträge und Verpflichtungen und die erfüllen sich nicht von alleine – ach verdammte Scheißflasche! Welcher Vollidiot hat das Mistding zugeschraubt?!“, lieferte er auch gleich noch seine Kommentare auf die vorher genannten Äußerungen mit und war nah dran, die Flasche auf den Boden zu werfen. Er hielt sie mit der rechten Hand fest und versuchte mit der Linken zu schrauben, doch da diese noch immer taub war, ging das nicht wirklich. Als nächstes hatte er sie sich zwischen die Oberschenkel geklemmt und mit Rechts gedreht, aber das funktionierte genauso wenig, als wenn er mit beiden Händen daran herumhantierte.

„Soll ich?“, bot Gackt an und hatte sichtlich seinen Spaß an Yoshikis ‚Lagerkoller‘, auch wenn er seine Probleme mit der Flasche mit gemischten Gefühlen beäugte. Wenn ihn so etwas Einfaches bereits vor ein Problem stellte, dann war es fraglich, wann er auf die Bretter, die die Welt bedeuteten, zurückkehren würde. Sein Angebot wurde ignoriert und der Drummer versuchte es nun, indem er mit den Zähnen den Schraubverschluss festhielt und den eigentlichen Flaschenkörper mit beiden Händen drehte. Das Plastik schrammte etwas über die gebleichten Beißerchen, aber letztendlich rührte sich die Kappe schließlich, sodass er sie doch noch mit den Händen aufschrauben konnte und an sein Wasser kam.
 

„Und du bist dir sicher, dass du alleine klar kommst?“

„Ja, verdammte Scheiße noch mal!“, fauchte Yoshiki und stellte die Flasche zurück – diesmal nicht zugeschraubt.

„Hör mal, Gackt, mich haben drei Wochen lang alle wie einen verdammten Krüppel behandelt. Ich weiß selbst, wie haarscharf meine Situation war und entsprechend bin ich froh, dass alles so gut gelaufen ist! Aber ich krieg die Krise, wenn mich alle behandeln, als wäre ich ab dem Hals abwärts gelähmt. Schön, ich hab noch ein paar Probleme, aber ich kann mich Gott verdammt nochmal bewegen – und das ist die Hauptsache! Also hör auf, mich wie einen Schwerstgelähmten zu behandeln oder du weißt, wo die Tür ist!“ Seine Stimme war nicht wirklich laut geworden, dafür hatte die Schärfe in ihr deutlich zugenommen.

„Was hältst du davon, wenn ich uns eine DVD kommen lasse und wir einen kleinen Filmeabend machen?“

„… okay.“ Zwar würde er Gackt nicht loswerden, aber zumindest hörte er hoffentlich mit diesem besorgen Getue auf. Kaum hatte er seine Zustimmung gegeben, hatte der Sänger auch schon sein Handy gezückt, einen DVD-Lieferdienst angerufen und einen Film bestellt: The Village. Gehört hatte er schon davon, gesehen hatte er ihn noch nicht. Wenn er sich recht erinnerte, dann war es ein Horrorthriller oder sowas in der Richtung… War das jetzt Gackts Rache für CATACOMBES? War ja nicht so, dass der Sänger der Einzige war, der wegen des Filmes gelitten hatte! Gähnend legte er sich wieder hin, wobei er sich zusammenrollte, da der andere etwa die Hälfte seines Lagers belegt hatte. Vielleicht konnte er ja während des Filmes noch etwas dösen, dann konnte seinetwegen auch ein riesengroßes Gemetzel stattfinden – er würde es ja nicht sehen und Geräusche ausblenden konnte er bestens. Zufrieden kuschelte er sich in die Kissen und Decken, legte einen Arm um Violet und war wieder glücklich mit der Welt. Fehlte eigentlich nur noch, dass ihm jemand eine Packung Pralinen vor die Nase setzte…
 

„Willst du etwa schlafen?“

„Memo an wen auch immer da oben: in einer perfekten Welt gibt es Schokolade im Überfluss, keine Geschwindigkeitsbegrenzungen, keine Bandscheibenvorfälle, keine Sehnenscheidenentzündungen, die Leute wissen etwas mit Anweisungen anzufangen und VOR ALLEM: Gackts Tacktgefühl ist endlich mal vorhanden!“

„Gackt, ich schlucke keine-Ahnung-wie-viele-Schmerztabletten in allen möglichen Farben und Formen und gleichzeitig noch diverse andere Sachen, weil ich auf idiotensichere Tabletten allergisch reagiere. Natürlich macht das ganze Zeugs nicht müde und die ganzen Termine am Wochenende waren auch alle ein Kinderspiel – um ehrlich zu sein, ich bin so topfit, ich könnte jetzt gleich ein vierstündiges Konzert vor 50.000 Menschen geben! Wie kommst du darauf, dass ich schlafen möchte?“

Oh ja, sein Psychologe wäre ganz stolz auf ihn! Sein Lieblingssatz lautete schließlich: ‚Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung!‘

„Sehr schön!“ Der jüngere Sänger überging den Sarkasmus schlichtweg und beobachtete schmunzelnd, wie sein Hund auf das Sofa sprang und es sich auf dem Kissen direkt neben Yoshikis Gesicht bequem machte und anfing, dessen Nase abzuschlecken. Dieser war nicht wirklich begeistert davon und schob Eneru weiter nach unten. Zuerst quiemte er zwar etwas beleidigt herum, als er dann aber trotz allem gekrault wurde, legte er sich neben Violet und genoss die Streicheleinheiten.

"Dein Köter ist genauso schlimm wie du, Gackt! Du musst auch jeden abknutschen…“

"Als wenn ich dich schon so oft geküsst hätte… aber wenn du es unbedingt möchtest, kann ich es gerne tun!" Ein schelmisches Grinsen hatte sich auf seine Lippen geschlichen.

"Nein danke! Wer weiß, wo du deine Zunge schon überall drinnen hattest…"

"Autsch, das tut weh! Du stellst mich ja schon fast als Hure da." Theatralisch griff sich der Sänger an sein Herz und tat, als hätte Yoshiki ihm eben jenes gerade herausgerissen.

"Links", äußerte der Schlagzeuger augenrollend, als er die Hand des Jüngeren auf der falschen Seite sah.

"Hä?"

"Das Herz befindet sich links… …"

Rasch blickte Gackt auf seinen Oberkörper und veränderte schleunigst die Position seiner Hand.

"Es tut trotzdem weh!"

"Die Wahrheit ist nun mal nicht immer schmerzfrei. Wer vögelt sich denn munter durch seinen Fanclub?"

"Das…", plusterte sich der Sänger auf und ruderte mit den Armen. Das ging definitiv unter die Gürtellinie. "Das ist Verleumdung! Außerdem, wer nagelt denn munter halb Hollywood und muss seine nichtvorhandene Männlichkeit mit jungen Dingern aufpolieren, die locker deine Töchter sein könnten?!“
 

Er hatte den Satz noch nicht wirklich beendet, da hatte er auch schon ein Kissen im Gesicht und einen gezielten Fußtritt in den Rippen. Für einen Augenblick hatte der Sänger ziemlich belämmert drein geschaut, dann hatte er sich auch schon als nächstliegende Sofakissen geschnappt und nach dem verletzten Schlagzeuger geworfen. Innerhalb kürzester Zeit war zwischen den beiden eine Kissenschlacht entbrannt, bei der sich Violet vorsichtshalber hinter ihrem Besitzer versteckte, während Eneru kläffend mitten drin war und, wie die beiden Kontrahenten, sichtlichen Spaß dabei hatte. Als schon Federn in der Luft schwebten und ein Großteil von Yoshikis ursprünglichem ‚Nest‘ im Wohnbereich verstreut war, lag Gackt japsend auf dem Älteren, der ebenfalls außer Puste war, und beide lachten wie kleine Kinder. Vielleicht war es ja doch nicht so schlecht gewesen, dass sich der andere einfach selbst eingeladen hatte?!
 

Unterbrochen wurden sie schließlich vom Türklingeln, dass der Sänger auch sofort beantwortete, indem er aufsprang und zur Haustür rannte. Yoshiki unterdessen war vorsichtig aufgestanden und hatte begonnen die Kissen und Decken wieder einzusammeln und sein ‚Nest‘ von neuem aufzubauen. Immer wieder verzog er dabei leicht das Gesicht, da er bei der Kissenschlacht seinen Kopf, mehr als eigentlich gut wäre, bewegt hatte. Trotz der Schmerzen, die er momentan spürte, bereute er es nicht, da es gut getan hatte, sich nach all den Wochen endlich einmal wieder richtig austoben zu können.

"Sag mal, bist du trächtig?", fragte Gackt, als er zurückkam und den Pianisten erblickte.

"Hä?"

"Mei hat sich sowas ähnliches gebaut, als sie es war", erklärte der Sänger grinsend und deutete auf Yoshikis geliebtes ‚Nest‘, das im neuen Glanze erstrahlte, "wenn du willst, kann ich dir auch ihre Wurfkiste vorbeibringen - die hab ich noch irgendwo!“

„Fuck you!“

„Sorry, ich steh nicht auf Sex mit Männern – musst dir jemand anderen für suchen!“

„Idiot! Hast du den Film?“, wechselte Yoshiki das Thema, suchte sich eine neue, bequem Liegeposition und zog seinen AIBO auf seinen Bauch.

„Ja, hab ich.“ Kurz hielt Gackt die DVD-Hülle hoch und machte sich dann an Yoshikis Heimkinoanlage zu schaffen. Zunächst unterbrach er Chopin, der die ganze Zeit im Hintergrund zu hören gewesen war, schaltete den DVD-Player von Card/USB – die Musik war von einem USB-Stick gekommen – auf DVD um, legte die Disc ein und machte den großen Flachbildfernseher an.

„Bei den ganzen Fernbedienungen liegt, glaub ich, auch die Steuerkonsole für die Hauselektronik – bring die mal mit“, orderte der Pianist von seinem gemütlichen Plätzchen aus. Gemeinsam mit der DVD-Fernbedienung brachte Gackt das gewünschte Teil nach einigem Gesuche mit, schob die Beine des anderen etwas zur Seite und setzte sich auf ein freies Fleckchen. Yoshiki nahm ihm auch gleich den kleinen Minicomputer ab und begann mit den Fingerspitzen auf dem Touchscreen herumzutippen. Keine Minute später gingen die Rolläden hinunter, dezente Raumbeleuchtung sowie ein elektrischer Kamin schalteten sich ein.

„Yoshiki… das ist ein Horrorfilm, keine Romanze.“

„Mein Haus, meine Regeln!“

„Dann hab ich noch eine Neue für dich: Wir machen ein kleines Spielchen!“

Gackts Grinsen verhieß nichts Gutes…

„Wenn man an einer gruseligen Stelle wegschaut, aufschreit oder sonst irgendwie darauf reagiert, muss man zur Strafe ein Glas Tequila trinken. Wer hinterher am Nüchternsten ist, hat gewonnen!“
 

„Er ist und bleibt ein altes Spielkind… …“
 

„Das scheitert nur an einer Sache…“

„Du hast keinen Tequila im Haus? Das macht nichts – Whiskey oder so geht auch!“

„Ich darf wegen der ganzen Tabletten keinen Alk trinken.“

„Du bist auf Zwangsentzug?!“

„Sozusagen…“

„Mist…!!“

„Wie wäre es statt Alk mit Schokosirup!“

„Schoko- SIRUP!?!?“ Den letzten Teil des Wortes hatte Gackt mehr oder weniger hinausgeschrien. Das konnte nicht Yoshikis Ernst sein! Wer trank Schokosirup schon freiwillig??

„Klar, ist lecker und den haben mir die Ärzte nicht verboten.“ Dem Sänger gefiel dieses verschmitzte Grinsen im Gesicht des anderen nicht. Der würde ihn am Ende noch mit seinen eigenen Waffen schlagen!

"Hast du Kimchi da?“

"Das schmeckt total ekelhaft!", war die aussagekräftige Antwort darauf, "wie wäre es mit Schokosauce?"

"… wenn ich das Zeug runter würgen soll, dann musst du aber auch etwas nehmen, dass dich anwidert!"

"Vanillesauce ist bei weitem nicht so lecker wie Schokosauce…"

Ein Augenrollen von Gackts Seite aus sagte viel darüber aus, was er von dem Vorschlag hielt. Zum

Glück hatte er schon eine andere Idee!

"Wenn ich dieses pappssüße Zeug trinken muss, dann musst du Wasabi essen."

"Was?! Das ist scharf! Du weißt, das ich sowas nicht mag...“

"Genauso wenig, wie ich Süßes mag - also haben wir einen Deal!"

„Sadist!“

„Danke! Also, ich würde sagen, jeder von uns trinkt, beziehungsweise isst dann immer einen Teelöffel seiner Bestrafung…“

„Ein Teelöffel Wasabi?? Spinnst du?“ Eine verlorene Wette gegen Taiji vor Jahren hatte ihn eigentlich dazu gebracht, dass Gewürz nie wieder in solch rauen Mengen hinunterzuschlucken.

„Weißt du, wie schlimm ein Teelöffel Schokosauce ist? Außerdem, freu dich doch – du tust wenigstens noch was für deine Verdauung, während ich mir nur Hüftgold zulege!“

„Einen halben Teelöffel Wasabi für mich, einen Esslöffel Schokosauce für dich oder ich rufe meinen Staff an, sage, dass ich von dir belästigt werde und lasse dich von meiner Security entfernen, die dir dann noch Hausverbot aufdrückt!“ Es war doch schön, wenn man am längeren Hebel saß!

„Das würdest du nicht wagen!“

„Kouki~“, mit der leidvollsten Stimme, die er hinbekam, tat er, als würde er seinen kleinen Bruder anrufen, „Gackt ist hier ganz plötzlich aufgetaucht und weigert sich zu gehen, obwohl es mir so schlecht geht. Die Schmerzen im Nacken sind kaum auszuhalten, dieses Kribbeln in der linken Hand macht mich noch wahnsinnig und ich glaube, ich vertrag die Tabletten schon wieder nicht… mir ist so schwindelig und schlecht und das Atmen fällt mir so schwer… ich möchte mich einfach nur ausruhen, aber mit Gackt geht das einfach nicht, Kouki!“

„Keine schlechte Darbietung, aber dann müsstest du zwar kein Wasabi schlucken, würdest dafür jedoch von deinem Bruder und deinem Staff begluckt werden“, gab der Sänger zu bedenken.

„Nichts leichter als das“, entgegnete Yoshiki, kuschelte sich in die Kissen, tat so, als würde er in seinem Bett liegen und setzte seinen besten Dackelblick auf, „Danke für die Bemühungen! Ich möchte jetzt wirklich nur noch schlafen. Ihr könnt gerne nach Hause gehen und euch einen schönen Tag mit euren Lieben machen – ich kann nicht von euch erwarten, dass ihr Tag und Nacht auf mich aufpasst. Ich werde schon irgendwie alleine klar kommen, macht euch um mich keine Sorgen!“

"Damit bleiben sie doch erst recht bei dir!"

"Das denkst aber auch nur du. Was glaubst du, wie ich die vorhin losgeworden bin?", entgegnete Yoshiki und schmunzelte zufrieden, als der andere daraufhin nichts mehr zu erwidern wusste.

"Schön, du hast gewonnen!", gab sich Gackt zähneknirschend geschlagen. Wenn er eines in all den Jahren gelernt hatte, dann, dass der andere seine Androhungen durchaus wahr machte, wenn er entsprechend gereizt war.

"Sehr schön, dann besorge ich die Sachen." Damit stand der Pianist auf und tapste in die Küche, um die entsprechenden Utensilien zu holen. Gerade noch im rechten Moment verbiss sich der Sänger die Frage, ob er das nicht machen sollte. Einige Minuten lang hörte er den Älteren in der Küche herumrumoren, während er seinen Hund streichelte und das Hauptmenü der DVD anstarrte. Nach einer gefühlten Vierte Stunde kam der Schlagzeuger wieder und hatte neben den Bestrafungen auch noch eine Wasserflasche für den Jüngeren mitgebracht. Im Halbdunkeln stellte er alles irgendwo auf dem Couchtisch ab, setzte sich hin, nahm sich ein großes Kissen, das er an Gackts Schulter drapierte und sich anschließend an jenen kuschelte.

„Was wird das, wenn’s fertig ist?“, wollte dieser wissen - schließlich drohte ihm vor ein paar Minuten noch der Rausschmiss - wurde aber ignoriert und bekam stattdessen nur die Order, den Film zu starten. Zwischen ihren Oberschenkeln hatte es sich Eneru gemütlich gemacht, der die Augen schloss, ein paar mal mit seiner kleinen, rosa Zunge über seine schwarze Knopfnase leckte und dann schwer seufzte.
 

So begann der DVD-Abend der beiden schließlich und bereits in den ersten Minuten freute sich der Sänger wie ein kleines Kind an Weihnachten: eine Friedhofsszene! Friedhöfe und Horrorfilme passten perfekt zusammen und solange es nicht wieder Unmengen an Totenschädeln wie in CATACOMBES gab, hatte er damit auch kein Problem. Vielleicht aber Yoshiki? Sehr zu seinem Missfallen war die ganze Sequenz jedoch völlig harmlos – es war schlicht und einfach eine Beerdigung. Irgendwer sollte diesem Shya-irgendwas-Regisseur mal sagen, was man alles für tolle Sachen auf einem Friedhof anfangen konnte – war zumindest Gackts Meinung, der nach den ersten Minuten bereits total enttäuscht war. Hoffentlich war nicht der ganze Film so lahm…

Yoshiki unterdessen war durchaus glücklich mit dem bisherigen Verlauf – er war kein Freund gruseliger Gruselfilme. Wenn das so weiterginge, würde er den Film definitiv lieben – das wäre dann endlich mal ein Horrorfilm nach seinem Geschmack…

Entgegen allen Hoffnungen des Sängers wurde es auch im Anschluss nicht spannender - außer schaurige Liebeserklärungen der Schwester der weiblichen Hauptfigur zählten.
 

„Ich liebe dich, Lucius. Ich liebe dich… so wie die Tag lang sind! Ich liebe dich mehr als die Sonne und den Mond zusammen! Und wenn du genauso fühlst, dann sollten wir unsere Gefühle nicht länger verbergen! Die Liebe wird uns geschenkt und dafür sollten wir dankbar sein! Wir sollten es für alle hinausschreien, mit der ganzen Kraft unserer Lungen! Wir danken für dieses Geschenk! Danke!!! DANKE!!!!“
 

„Gott, ist das schnulzig!“

„Das ist so romantisch“, säuselte Yoshiki neben ihm vor sich hin.

„Lucius war anscheinend aber meiner Meinung, ansonsten würde sie jetzt ja nicht flennen!“

„Ihr seid eben alle so romantisch wie ein Besenstil.“

„Du bist furchtbar kitschig!“

„Zumindest habe ich nicht Unmengen an Kunstrosen in meinem Haus verteilt.“

„Halt einfach die Klappe und lass uns weiterschauen…“

„Du hast angefangen!“

Damit war die kleine Meinungsverschiedenheit ad acta gelegt und beide konzentrierten sich wieder auf den Film, wobei der Drummer immer wieder herumrutschte und sich eine andere Position suchte, in der er seinen Kopf schmerzfrei auf Gackts Schulter ablegen konnte. Letztendlich hatte er sein Kissen schließlich auf den Schoß des Sängers und seinen Kopf oben drauf gelegt, während er ausgestreckt dalag und es Eneru anscheinend eine Freude bereitete, immer wieder an seinen Fingern zu lecken. Der Jüngere hatte das Herumgerutsche an seiner Seite nur mit dem Heben einer Augenbraue quittiert und lediglich eine Hand auf die Schulter des anderen gelegt, als dieser endlich ruhig war.
 

Ohne großartige Ereignisse fuhr der Film fort und Gackt fragte sich langsam, was daran überhaupt gruselig sein sollte. Gut, es gab irgendwelche Monster, aber die hatte man noch nicht gesehen, die Filmfiguren durften nicht in den Wald, um sie nicht zu verärgern und die Farbe rot war verboten. Alles schön und gut, aber damit würde er Yoshiki doch nie zum Wasabiessen kriegen! Und das ganze Gerede über die Stadt war auch nicht furchteinflößend…

Besagter Pianist mochte den Streifen dafür mehr und mehr. Manche Stellen waren zwar etwas unheimlich, aber durchaus noch im Rahmen des Ertragbaren. Wohl auch für Gackt, denn dessen Schokosauce war bisher noch unangerührt – das war vielleicht das Einzige, das er ein wenig bedauerte…

Etwas interessanter wurde es jedoch, als in dem kleinen Dorf zahlreiche, gehäutete Tierleichen gefunden wurden, an denen sich bereits Aasfresser zu schaffen gemacht hatten und Fliegen um sie herum schwirrten.

„Igitt!“, war Yoshikis einziger Kommentar darauf und angewidert drehte er den Kopf weg – sehr zu Gackts Freude, denn nun war der erste halbe Löffel Wasabi fällig. Nur widerwillig richtete sich der andere auf, drückte etwas von der grünen Masse aus einer Tube auf den Teelöffel. Zögernd nahm er ihn in den Mund und schluckte das scharfe Gewürz. Keine fünf Sekunden waren vergangen, da spürte er auch schon, wie sich die Schärfe in seinem Rachen, bis hin zu den Nebenhöhlen ausbreitete. Mehrmals atmete er tief ein und aus, fächelte sich mit der Hand Luft zu und tauschte das Besteck dann gegen die Wasserflasche aus. Nach etlichen Schlucken des angenehmen Nass, ließ das Brennen zum Glück wieder nach.

„Das ist widerlich!“

„Hätt‘este halt nicht weggeschaut!“

Etwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart grummelnd, mache es sich der Drummer wieder bequem und folgte weiter dem Filmverlauf, auch wenn er sich immer wieder zusammenreißen musste, die Augen offen zu halten, da ihm die letzten beiden Tage einfach noch zu sehr in den Knochen steckten.
 

Es dauerte nicht lange und jene bekannte Stelle, die auch im Trailer zu sehen gewesen war, kam: Die Monster, die von den Dorfbewohnern nur ‚die Unaussprechlichen‘ genannt wurden, drangen nachts in die kleine Siedlung ein und versetzten die Einwohner in Angst und Schrecken. Kitty und ihre blinde Schwester Ivy, die gerade babysitteten und dabei noch auf den Autisten Noah aufpassten, versteckten sich mit den Kindern im Keller, während Lucius, ein Freund aus Kindheitstagen und dem Kittys Liebeserklärung gegolten hatte, noch den anderen Bewohnern half, die Häuser zu verrammeln. Im letzten Moment konnte er sich hinter einer Hauswand verstecken, als einer der Unaussprechlichen ins Bild trat.

Den Atem anhaltend hielten sich sowohl Gackt, wie auch Yoshiki, der aufrecht dagesessen hatte, mit jeweils einer Hand an Eneru fest, der es sich erneut zwischen ihnen bequem gemacht hatte und den die ganze Aufregung sichtlich kalt ließ.

Die Spannung stieg weiter, als zu sehen war, dass die blinde Ivy noch an der geöffneten Tür stand, während ihre Schwester sie anflehte, eben jene zu schließen und sich bei ihnen zu verstecken. Doch die junge Frau, die dank ihrer Blindheit die Gabe hatte, die Aura eines Menschen zu sehen, wusste, dass Lucius noch draußen war und auf dem Weg zu ihnen war, da er sich um sie sorgte. In Großaufnahme war ihre ausgestreckte Hand zu sehen, während man im Hintergrund bereits den roten Umhang eines der Monster in der Finsternis erahnen konnte.

Angespannt starrte Gackt auf den Bildschirm und verkrallte seine Finger im langen Fell seines Hundes, wobei er auch Yoshikis nur zu deutlich spüren konnte. Wenn sein Gehör ihn nicht ganz täuscht, dann atmete dieser nur noch ganz flach.

Als das Untier fast bei Ivy war und sie noch immer mit ausgestreckter Hand auf Lucius wartete, hielt der Sänger es nicht mehr aus und griff nach der Hand des Pianisten an welcher er sich festklammerte. In wirklich allerletzter Sekunde nahm der männliche Hauptdarsteller ihre Hand, zerrte sie ins Innere des Hauses, verriegelte die Tür und eilte mit ihr in das Kellerversteck. Gemeinsam saßen sie dort im Dunkeln und hörten, wie über ihnen das Monster gegen die Tür schlug und man kurz darauf schwere Schritte auf den Holzdielen hören konnte.

Erst als ein Cut zum nächsten Morgen gemacht wurde, gab der Sänger die Hand des anderen wieder frei, der ihn nur verschmitzt angrinste und lediglich meinte, das nun wohl eine Ladung Schokolade fällig sei. Yoshiki selbst war froh, diesmal vom Wasabi verschont geworden sein. Es musste schließlich keiner wissen, dass Gackts Hand etwas beruhigend gewirkt hatte.

Mehr als angewidert kam der Jüngere seiner Strafe nach, schluckte das süße Zeug und trank hinterher erst einmal einen großen Schluck Wasser nach. Es wurmte ihn ein wenig, dass der Schlagzeuger nicht deutlicher auf die Szene reagiert hatte. Aber wenigstens schien nun Fahrt in den Film zu kommen!
 

Wenig später feierten die Dorfbewohner eine Hochzeit, doch diesem freudigen Fest wurde ein jähes Ende gesetzt, als die Nachricht den Festplatz erreichte, dass die Unaussprechlichen erneut im Dorf gewesen waren und wieder überall gehäutete Tierkadaver waren. Wie schon beim ersten Mal verzog Yoshiki angewidert das Gesicht, verkniff sich aber jeglichen Kommentar und setzte schnell sein Pokerface auf, sodass Gackt nichts davon mitbekam.

Je weiter die DVD fortschritt, desto offensichtlicher wurde, dass sich zwischen Ivy und Lucius eine Liebesbeziehung anbandelte, was beide Musiker als süß betitelten. Diese geriet jedoch stark in Gefahr, als der autistische Noah, der eifersüchtig auf den anderen war, diesen mit zahlreichen Messerstichen niederstach.

"Der kann doch jetzt nicht einfach…", fing der Schlagzeuger an, doch ihm fehlten die Worte.

"Die arme Ivy!"

Beide waren schockiert und da alle zwei nahe am Wasser gebaut waren, kämpften sie auch beide mit den Tränen. Dezent wischten sie über ihre Augen und murmelte etwas von Staubkorn, beziehungsweise Wimper. Zu ihrer Erleichterung war die männliche Hauptfigur nicht tot, doch sie lag definitiv im Sterben. Ohne die Medizin aus der Stadt würde Lucius wohl nicht überleben, weshalb sich Ivy auf den gefährlichen Weg durch den verbotenen Wald, in dem die Unaussprechlichen lebten, machen wollte. Nach einiger Überzeugungsarbeit erlaubte ihr Vater dies, nicht jedoch ohne sie vorher in das große Geheimnis des Dorfes einzuweihen, dass nur die Dorfältesten kannten. Dazu führte er sie zu einem alten Lagerhaus, das weit ab von der eigentlichen Siedlung war und in dem etwas versteckt war. Sowohl Gackt, als auch Yoshiki, erschraken sich und zuckten zusammen, als sie sahen, was Ivy da berührte – einen Unaussprechlichen. Erleichtert atmeten sie aus, als sich herausstellte, dass es nur ein Kostüm war und griffen kommentarlos zu ihrer jeweiligen Bestrafung, die sie, eine Grimasse schneidend, zu sich nahmen und hinterher großzügig mit Wasser nachspülten. Während Yoshiki seine Geschmacksnerven dahinsiechen sah, machte sich Gackt ernsthafte Sorgen um seine schlanke Linie…
 

Mit diesem Wissen machte sich die junge Frau, in Begleitung von zwei jungen Männern, die dies natürlich nicht hatten, auf den Weg. Entsprechend verängstigt waren sie auch, sodass sie relativ schnell in Panik gerieten und Ivy allein zurückließen.

"Meine Güte, was sind das für Angsthasen!", mokierte sich Gackt, hielt aber schnell wieder den Mund, als der andere ihn daran erinnerte, wer denn beim Anblick von Kakerlaken schreiend das Weite suchte. Wirklich angetan war der Sänger von dem Film jetzt allerdings auch nicht mehr, da es nun schließlich nichts mehr zu fürchten gab, wo man bereits wusste, dass die Monster nicht echt waren. Vielleicht wäre SAW oder The Ring doch besser gewesen… Seufzend kraulte er den kleinen Eneru und verfolgte Ivys Alleingang durch den Wald. Tiefe Bestürzung breitete sich jedoch schnell aus, als die Blinde in ein tiefes Loch im Boden stürzte und sich nur mit Mühe wieder herausziehen konnte. Zum Glück war ihr nichts weiter geschehen, sodass sie ihren Weg fortsetzte, doch schnell hatte sie das Gefühl, nicht alleine zu sein. Auch die beiden Musiker spannten sich unwillkürlich an und rissen erschrocken die Augen auf, als plötzlich einer der Unaussprechlichen auftauchte.

"Aber ich dachte…", brachte Gackt heraus und versuchte möglichst ruhig zu bleiben.

"… die sind doch nicht echt!" Auch Yoshiki versuchte nach außen hin so gelassen wie möglich zu tun, während sein Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte und er sich unwillkürlich an seine beiden geliebten Bassdrums erinnert fühlte.

Auch Ivy realisierte, dass eines der Monster bei ihr war und ging ängstlich mehrere Schritte nach hinten, bis sie an einen Baum stieß und sich mit dem Rücken zu dem Ungeheuer gegen diesen presste. Doch keine Sekunde später war der Unaussprechliche bei ihr…

Erschrocken die Luft einatmend, griff der Schlagzeuger mit der linken Hand nach Gackts rechter, der mehr oder weniger zeitgleich mit seiner anderen nach Yoshikis rechter griff. Sich aneinander festklammernd verfolgten sie, wie die blinde Frau panisch durch den Wald den Weg, den sie gekommen war, zurückrannte, ehe sie wieder auf das Loch, in das sie zuvor gestürzt war, stieß. Ein markanter Baumstumpf, den sie mit ihrer Hand am Rande dessen ertastet hatte, ließ sie wissen, dass sie erneut vor dem Abgrund stand.

"Was hat sie…?", murmelte der Pianist und hielt sich mit aller Kraft am Sänger fest, der dasselbe bei ihm tat.

Ivy hörte, wie das Unwesen immer näher kam und erst, als es nur noch ein Schritt hinter ihr war, trat sie zur Seite, sodass das Monster hinab fiel. Gackt und Yoshiki hatten beide geräuschvoll eingeatmet, als es so aussah, als würde die Frau von dem Biest gefasst werden, überspielten es dann aber mit dezentem Jubel über den Tod des Unaussprechlichen, der sich am Ende als Noah herausgestellt hatte, der ein weiteres Kostüm gefunden und angezogen hatte.
 

Brav schluckten beide ihre Bestrafung und Yoshiki missbrauchte anschließend erschöpft Gackts Schoß erneut als Kissen. Das war einfach zu viel Aufregung für sein altes Herz… der Jüngere verfolgte weiter den Film und bekam so nicht mit, wie der Pianist an seiner Seite schlussendlich einschlief und so das Ende verpasste. Im ganzen betrachtet, war der Sänger dann doch froh, keinen anderen Streifen gewählt zu haben, weil in jenem definitiv schon genügend Horror gewesen war und er bei The Ring sicherlich noch mehr Schokoladensauce hätte trinken müssen.

"Und, was hältst du von dem Film", wollte er von seinem Freund wissen, als der Abspann lief. Als dieser nicht antwortete, blickte er zu ihm hinunter und lächelte leicht, als er dessen schlafende Form erblickte. Eine Hand lag so nah an Mund und Nase, dass es fast so aussah, als würde er am Daumen lutschen.

"Wenn man ihn so sieht, sieht er gar nicht so nach einem Tyrann aus! Und gewonnen hab ich dann wohl auch!“

Der Sänger beugte sich nach vorne, angelte sich die Fernbedienung für die Hauselektronik und schaltete die gesamte Deckenbeleuchtung an und den Kamin aus. Anschließend hob er erst vorsichtig Yoshiki an, stand auf und legt ihn dann zurück. Leise ging er zum Fernseher, holte die DVD aus dem Player, packte sie zurück in ihre Hülle und schaltete anschließend die gesamte Heimkinoanlage ab. Danach fiel sein Blick seufzend auf den schlafenden Schlagzeuger, den er behutsam auf den Arm nahm und in dessen Schlafzimmer trug. Er legte ihn auf dem Bett ab, deckte ihn zu und machte sich im Anschluss noch, unter den wachsamen Augen Enerus, daran, den Wohnbereich auf Vordermann zu bringen. Sobald er den AIBO vom Sofa gehoben hatte, trottete dieser zu seinem Besitzer und legte sich vor das Bett, was Gackt nur den Kopf schütteln ließ – Yoshiki und seine Violet! Als alles weggeräumt war, machte er sich aufbruchfertig, verließ die Villa jedoch nicht, ohne vorher noch eine Nachricht an den Kühlschrank zu kleben - so verfressen wie der andere war, würde er sie da sicherlich schnell finden.
 

„Hey Yosh!

Guten Morgen, du Schlafmütze! Du bist während des Filmes eingepennt, weshalb es ja wohl klar ist, dass ich gewonnen habe und nicht du!

Hab dich ins Bett gebracht und hinterher noch aufgeräumt – bin dann mal im Fitnessstudio, die Schokolade wieder abtrainieren.

Meld dich‘ mal, wenn du aus deinem Dornröschenschlaf erwacht bist!!

(Du siehst übrigens total niedlich aus, wenn du schläfst!)

-G-

P.S.: Pass auf dich auf, altes Haus!“
 

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Yoshikis Reaktion auf die Nachricht bleibt eurer Fantasie überlassen, aber wir hoffen, ihr hattet euren Spaß und würden uns natürlich über eure Meinungen, aber auch über (sinnvoll angebrachte) Kritik freuen – wo ihr das alles machen könnt, wisst ihr ja, ne?! ^.~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kyrie
2009-11-27T23:48:29+00:00 28.11.2009 00:48
Ich bin auch ganz schockiert, dass es hier nicht von Kommis wimmelt öö
Aber egal :D ich finde die Story genial xD Hat mich auch dran erinnert als ich den Film selbst gesehen habe öö dachte auch es sein ein schöner Gruselstreifen und dann sowas xD~
Meine Lieblingsszene war auch eindeutig die Herzgeschichte die __Gakuto schon erwähnt hat :D
Aber an sich ist alles so lustig xD, man konnte es sich super vorstellen und es passt auch zu den beiden so xD
Von:  Jaeba
2009-10-04T17:03:10+00:00 04.10.2009 19:03
Wie kommt es, dass es hier noch keine Kommentare gibt? oO
Naja ... erst mal ein großes Danke fürs Bescheid sagen. :D

Und jetzt zur Oneshot:
... ... ... ...
*lach* *prust* *wieder auf Stuhl kletter*
Das ist einfach herrlich!
Ist echt wirklich klasse geworden! Da bekommt man richtig Lust, sich dazu zu setzen ... ein DVD-Abend mit Gackt und Yoshiki. *lach*
Spaß vorprogrammiert - zumindest für uns. xD Yoshiki und Gackt werden den wohl weniger haben. ^.~

Aber was mir ja ganz besonders gefallen hat:

"Links", äußerte der Schlagzeuger augenrollend, als er die Hand des Jüngeren auf der falschen Seite sah.
"Hä?"
"Das Herz befindet sich links… …"
Rasch blickte Gackt auf seinen Oberkörper und veränderte schleunigst die Position seiner Hand.
"Es tut trotzdem weh!"

Ich konnte es mir bildlich vorstellen! xDD

*Lachtränen wegwisch*
War wie immer toll!
Bin schon richtig gespannt, was ihr als nächstes zum Vorschein bringt. :D

Ganz liebe Grüße
__GAKUTO


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