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On the brink.
von

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Everything that has a beginning...

Fanfic: 9/11 - On the brink.

Chapter: Prolog

Genre: Drama, Darkfic

Main Characters: Lorenor Zorro, Sanji

Pairings: none

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir, sonder Eiichiro Oda und ich verdiene damit auch kein Geld ^^

Warnung: Remember, remember the 11th September...
 

The day that I died began with gettin’ outta bed.
 

11. September 2001, 8:03 Uhr, Thames Street, Manhattan, New York
 

Sein Wecker klingelte unnachgiebig – und das bereits seit einer guten Dreiviertelstunde.

Trotzdem gelang es ihm erst jetzt, irgendeine Regung von sich zu geben. Träge schob er seine Hand unter der Bettdecke hervor und tastete nach diesem nervtötendem Etwas, dass seinen Schlaf störte und ihn wohl nicht eher in Ruhe lassen würde, bis er seinen faulen Hintern aus dem Bett schwang. Endlich.
 

Frustriert seufzend gab Lorenor Zorro es schließlich auf, wuchtete sich aus seiner Matratze hinaus, um den Tag zu bestreiten, wenn auch nur widerwillig.

Sein Schädel brummte protestierend gegen die Bewegungen, und das allein versetzte ihn in leichte Verwunderung. Immerhin vertrug er eine ganze Menge an Alkohol – im Gegensatz zu seinem besten Freund, Sanji Black, mit dem er gestern bis spät in die Nacht durch die Blocks von Manhattan gestromert war.
 

Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie krank der blonde Koch zu Ende ihrer Sauftour ausgesehen hatte. Schmunzelnd fragte er sich, ob der Gleichaltrige es wohl pünktlich um sechs zu seiner Arbeit im Windows on the World geschafft hatte.
 

Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
 

„Verdaaaaaaaaammt!!!!“, fluchte er lauthals und schwang die Beine aus dem Bett, verhedderte sich in der Bettdecke und landete der Nase nach hart auf den Boden.

Na ganz toll. Der Tag fing ja schon mal super an. Blieb nur zu hoffen, dass es besser werden würde.
 

Wie zum Zeichen, dass es nicht so sein würde, schrillte sein Handy vorwurfsvoll los und raubte ihm auch noch den letzten Nerv.

Immer noch benommen von dem Sturz rappelte er sich zumindest auf die Knie und angelte das Mistding von dem Stapel Zeitschriften neben seinem Bett und stellte fest, dass Sanji bereits mächtig angepisst sein musste, wenn er ihn bereits fünf mal angerufen und sechs SMS geschrieben hatte.
 

Die neueste Nachricht leuchtete ihm verhängnisvoll entgegen und verkündete ihm in schwarzen Buchstaben, dass er filetiert und an die Kundschaft verkauft werden würde, wenn er nicht im Laufe der nächsten zehn Minuten im Restaurantbereich auftauchen sollte.

Super.
 

Obwohl Sanji ihn im Laufe der letzten Nacht bis zuletzt immer wieder daran erinnert hatte, dass er besser pünktlich um zwanzig vor acht im 107. Stockwerk des World Trade Centers stehen sollte, wenn er sein Gesicht so mochte, wie es war, hatte er es schlussendlich doch vergessen. Und verpennt.
 

Und jetzt war er bereits eine halbe Stunde überfällig und während er sich die SMS des blonden Kochs durchlas, gewann er zunehmend die Erkenntnis, dass Sanji ihn höchstpersönlich aus einem der Glasfenster hinunter in den Abgrund stoßen würde.
 

Die erste verkündete noch relativ harmlos, dass er noch dafür würde büßen müssen, dass er ihn an einem Montagabend erfolgreich abgefüllt hatte. Die zweite war bereits weniger erfreulich und beinhaltete eine Sitzung auf der Toilette und einen nun mehr leeren Magen, den er wirklich würde büßen müssen.
 

Von da an wurde Sanji mit jeder SMS zunehmend kreativer, was sein Todesurteil betraf, und Zorro sah ein, dass es besser war, die Beine in die Hand zu nehmen und sich auf den Weg zu machen, wenn er den Tag unbeschadet überstehen wollte.
 

Also raffte er sich zu einer kurzen Katzenwäsche in seiner Abstellkammer von Badezimmer auf, schlüpfte in eine ausgewaschene Jeans und ein weißes Hemd und schnappte sich schließlich seine Wohnungsschlüssel von der Kommode im Flur, bevor er sich endlich auf die Socken machte, seinem Verderben entgegen.

Act 1

Fanfic: 9/11 - On the brink.

Chapter: 1/5

Genre: Drama, Darkfic

Main Characters: Lorenor Zorro, Sanji

Pairings: none

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir, sondern Eiichiro Oda und ich verdiene damit auch kein Geld ^^

Warnung: Remember, remember the 11th September...
 


 

Act 1. When the drama begins, you have to chose: survive or die trying.
 

11. September 2001, 8:26 Uhr, Aufzug, Nordturm des World Trade Centers
 

Obwohl er den Weg von seiner Wohnung in der Thames Street bis zum World Trade Center in Rekordzeit zurückgelegt hatte, war es Sanji möglich gewesen, drei weitere Nachrichten zu schreiben.
 

Zorro lehnte erschöpft an der Wand eines Aufzugs und las sie sich durch, während das Gefährt ihn in Windeseile in die höheren Etagen transportierte. Ab und an warf er einen Blick auf die Anzeige über den Schiebetüren und war an und für sich zufrieden mit sich selbst.

Okay, er war trotzdem fast eine ganze Stunde zu spät, aber immerhin, dafür, dass er erst vor knapp zwanzig Minuten aus dem Bett gekommen war, lag er doch eigentlich recht gut in der Zeit.
 

Verdammt noch mal, Marimo, wo bleibst du?! Du solltest schon lange hier sein! Wenn du immer noch mit deinem trägen Arsch im Bett liegst, dann mach ich dich alle, aber so was von!!!
 

Zorro, schwing dich sofort hier hoch oder ich tret dich ins Nirwana!! Es ist wichtig, verdammte Scheiße!!!
 

Lorenor, mach hinne, ich hab nicht ewig Zeit, Arschloch!!
 

Je kürzer die Nachrichten wurden und je weniger Spitznamen darin vorkamen, desto mehr wusste der Grünhaarige, dass er geliefert war. Zwar hatte er keinen blassen Schimmer, warum der Koch so ein Theater veranstaltete, nur weil er vor ein paar Tagen dieses komische Rezept bei ihm im Wohnzimmer liegen gelassen hatte, aber nun gut.

Besagter Zettel mit dem Rezept befand sich in seiner Hosentasche, der Aufzug brauchte nur noch drei Stockwerke bis zu seinem Ziel und er war fast da, also alles kein Grund zur Panik.
 

Vielleicht war seine Antwort nicht unbedingt die Beste gewesen („bin unterwegs also geh mir nich auf den sack“) – im Gegenteil, er war sich ziemlich sicher, dass er sie noch bereuen würde – aber immerhin hatte er geantwortet, was bei seinem Sprint eigentlich ein Wunder gewesen war.
 

Seiner Meinung nach übertrieb der Kesselschrubber mal wieder gewaltig, was ihn mal wieder zu der Frage führte, warum er mit diesem Mistkerl überhaupt befreundet war.

Wenn man das denn Freundschaft nennen konnte, denn den Großteil der Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, lagen sie sich in den Haaren, warfen sich Schimpfwörter an den Kopf oder prügelten sich. Zwar wurde nie jemand von ihnen ernsthaft verletzt, aber die Einrichtung hatte schon des Öfteren darunter Leiden müssen.
 

Er erinnerte sich da nur zu gut an die Vitrine, die er einmal gehabt hatte.

War ein schönes Stück gewesen, zumindest bevor Sanji ihn mit dem Kopf voran hindurch befördert hatte.
 

Grinsend schüttelte er den Kopf und zuckte dann gleichgültig mit den Schultern.

Sie waren eben einfach auf der gleichen Wellenlänge und verstanden sich auch ohne Worte, und wem das nicht genügte, der konnte sich zum Teufel scheren.
 

Während dieser Erkenntnis gab der Aufzug ein leises, melodisches Pling von sich, bevor die Türen sanft auseinander glitten und den Blick auf den eleganten Empfangsbereich des Windows on the World freigaben.
 

Und da fiel ihm siedendheiß ein, dass er etwas Wichtiges vergessen hatte.
 

Während sich einige Männer in Anzügen und Frauen in Bürooutfits an ihm vorbeiquetschten, verfluchte er sich dafür, sein Jackett nicht mitgenommen zu haben.

Dummerweise war das hier nämlich Pflicht und ohne würde man ihn gerade mal bis zur Bar lassen und ganz bestimmt nicht bis in die Küche, um Sanji sein blödes Rezept zu bringen.
 

Frustriert fuhr er sich durch das Gesicht und trat schließlich beklommen aus dem Aufzug, mit den Gedanken schon dabei, Pläne zu entwerfen, wie er trotzdem in die Küche gelangen konnte.

Doch die Pläne erwiesen sich als unnötig, denn kaum, dass er auch nur einen Fuß aus dem Aufzug gesetzt hatte, fasste eine harte Hand ihn am Nacken und zerrte ihn unnachgiebig mit sich.
 

„Autsch! Sanji! Lass mich los, verdamm-“

„Halt die Schnauze, Lorenor!“, knurrte der Koch bloß gefährlich leise und dirigierte ihn erbarmungslos weiter, vorbei am Empfang, vorbei an der Bar und schließlich hinein in die Küche, wo er ihn gnädigerweise los ließ, nur um ihn dann energisch gegen die nächst beste Wand zu drücken und ihm aus wütend blitzenden blauen Augen entgegen zu funkeln.
 

„Was fällt dir eigentlich ein, so spät erst hier aufzukreuzen?! Hast du eigentlich auch nur den geringsten Schimmer, wie sehr das meinen Zeitplan für heute durcheinander bringt?!“

„Ja, tut mir ja auch Leid, aber ich hab ver-“

„Ich will deine dämlichen Entschuldigungen gar nicht hören, du Vollpfosten!“, knurrte der Blonde vor ihm gereizt und noch während Zorro damit beschäftigt war, sich über den schmerzenden Nacken zu reiben und sich die richtigen Worte zurecht zu legen, fingerte Sanji in seinem Jackett herum und beförderte schließlich sein Suchtmittel Nummer Eins ans Tageslicht: Zigaretten.
 

Obwohl in der Küche eigentlich absolutes Rauchverbot herrschte, interessierte dass den Jungkoch im Moment anscheinend so gar nicht, denn nur Sekunden später schlängelte sich der blaugraue Rauch elegant an seinem Gesicht vorbei in die Luft.

Niemand beschwerte sich. Merkwürdig.
 

Doch nun, da Sanji ihn endlich losgelassen hatte, befand Zorro, dass er außer Lebensgefahr war und wedelte energisch mit der Hand vor seinem Gesicht herum.

„Mach den Glimmstängel aus, Schleimscheißer! Das hier ist ne Küche!!“
 

Hätten Blicke töten können, wäre der Grünhaarige Kendolehrer tausend grauenvolle Tode gestorben, aber als der Jungkoch endlich reagierte, war seine Stimme viel zu leise und beherrscht, als dass sie als harmlos hätte durchgehen können.

„Ich mach immer noch was ich will, Marimo. Das hier ist meine Küche und du hast mir gar nichts zu sagen“, stellte der Blonde gezwungen ruhig fest. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst und ließen keinen Zweifel daran, dass Zorro jedes weitere Wort zutiefst bereuen würde, sollte er es auch nur wagen, sie laut auszusprechen.
 

Der Grünhaarige befand jedoch schmunzelnd, dass er seinem Leben heute schon genug Gefahren ausgesetzt hatte und zuckte gnädig mit den Schultern. „Okay.“
 

Das schien den Blonden einigermaßen gnädig zu stimmen.

Eine Weile lang blies er stumm weiter Rauchwolken in den Raum, bevor er sich schließlich mit einem leisen Seufzen an die Wand gegenüber von seinem besten Freund lehnte und eine Hand in die Tasche seines Jacketts schob.

„Eigentlich wundert’s mich ja, dass du’s überhaupt bis hierher geschafft hast. Bei meinem Glück und deinem Orientierungssinn hättest du schließlich auch in Kansas landen können.“
 

Zorro schnaubte frustriert.

„Halt die Schnauze, Schnitzelklopfer. Mein Orientierungssinn ist fehlerlos“, gab er wagemutig zurück, wissend, dass er damit gnadenlos falsch lag und dass die leichte Röte auf seinen Wangen ihn verriet.

Okay, dann war sein Orientierungssinn eben in etwa so gut wie der eines Hot Dogs, aber das hieß noch lange nicht, dass Sanji ihn damit immer wieder ungestraft aufziehen konnte.
 

Dieser lachte jedoch belustigt auf und sah ihm so fies grinsend entgegen, dass der Grünhaarige seine Schwerter verwettet hätte, das ihm das Folgende so gar nicht gefallen würde.
 

„Sagte der Mann, der sich in seiner zwei Zimmer Wohnung verlaufen kann!“

Wette gewonnen.
 

„Ich hab mich nicht verlaufen!“, knurrte Zorro gereizt und fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. Lüge Numero zwei an diesem herrlichen Morgen.

So demütigend es auch sein mochte, er hatte nun einmal in die Küche gewollt und war im Bad gelandet. Aber das konnte doch jedem Mal passieren, oder?
 

Sanjis heiseres Glucksen war Antwort genug und muckelig vergrub der Schwertkämpfer die Hände in den Hosentaschen. „Jaja, lach du nur“, brummte er dabei missmutig und blickte stur auf das Fenster, vor dem sich bereits die anderen Köche geschart hatten.
 

Erst jetzt fiel ihm auf, wie still es hier eigentlich war.
 

Normalerweise herrschte in der Küche reger Betrieb.

Abgesehen von dem Geräusch von brutzelndem Öl und dem Klacken der Messer war immer irgendwo ein hitziges Gespräch im Gange, einer der Kellner schrie hinein, dass es gefälligst schneller gehen sollte oder Wortfetzen der Gäste drangen durch die Doppeltür hindurch.

Aber nicht heute.
 

Zorro runzelte die Stirn und ignorierte das gleichermaßen schadenfrohe und spöttische Lachen seines besten Freundes und fragte sich, was da draußen denn so verdammt interessant war, dass die alle ihre Arbeit vergaßen.
 

Gleichzeitig versuchte er das dumpfe Stechen in seiner Magengegend zu ignorieren, das sich meist dann meldete, wenn etwas verdammt Unangenehmes im Anmarsch war.
 

„Das fliegt aber verdammt tief“, hörte er schließlich jemanden aus dem Knäuel von Köchen murmeln und es fiel ihm leicht, die Stimme von Carne zu erkennen.
 

„Vielleicht hat sich der Pilot verflogen“, entgegnete ihm der ebenso dicke Koch Patty und versuchte, sein nervöses Lachen als Husten zu tarnen.

„Oder er hat getrunken“, fügte er schließlich um einiges leiser hinzu.
 

Neben dem Grünhaarigen verstummte Sanjis Lachen abrupt und verwirrt wandte sich der Blonde seinen Arbeitskollegen zu, als würde ihm erst jetzt auffallen, dass keiner von ihnen mehr bei seiner eigentlichen Arbeit war.

„Was gibt’s denn da zu gucken?!“, fauchte er dann sofort los, ließ Zorro links liegen und stapfte zu dem menschlichen Auflauf herüber, um auch einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen.
 

Wie versteinert blieb er schließlich zwischen ihnen stehen.

Der Rest seiner Zigarette rutschte ihm weg und fiel zu Boden, ohne dass er es überhaupt bemerkte.

„Leute, das kommt doch direkt auf uns zu…“, sagte er schließlich leise und das Schweigen der anderen machte ihm klar, dass er keiner optischen Täuschung auf den Leim gegangen war.
 

In Zorros Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken los und mit vier großen Schritten stand er schließlich hinter dem blonden Koch und erhaschte seinerseits einen Blick auf das Geschehen.
 

Mit einem Mal war sein Mund staubtrocken und sein Kopf wie leergefegt, während er fieberhaft versuchte, das Bild, das sich ihm bot, einzuschätzen.
 

Sekundenlang gelang es ihm nicht, das Passagierflugzeug dort draußen in der Luft als potenzielle Gefahr zu identifizieren, brauchte seine Zeit, um zu erkennen, dass es wirklich verdammt tief flog und genau auf den Nordturm, in dem sie sich befanden, zusteuerte.
 

Dann schnappte er nach Luft und er erkannte, dass er die Luft unwillkürlich angehalten hatte.
 

Das konnte nicht sein.

So etwas passierte Leuten in Filmen, so etwas passierte in Büchern, in Geschichten oder wo zum Teufel auch immer, aber so etwas passierte einem selbst nie, niemals, im richtigen Leben.
 

Sanji schien genau den gleichen Gedanken zu haben, denn für Sekundenbruchteile trafen sich ihre Blicke und Zorro erkannte den schieren Unglauben und die nackte Panik in den blauen Augen des Kochs.
 

Noch bevor er sich überhaupt mit der Tatsache arrangiert hatte, dass das, was er sah, keine Einbildung, sondern die brutale, lebensgefährliche Realität, hatte er den Koch instinktiv am Ärmel gefasst und ein paar Schritte mit sich gezogen.
 

Dann holte sein gesunder Menschenverstand, den der Schnitzelklopfer schon so oft bezweifelt hatte, endlich auf.
 

Er ignorierte es, dass Sanji beinahe das Gleichgewicht verlor, als er so brüsk mitgerissen wurde, den Blick immer noch auf das Unfassbare gerichtet und die Augen weit aufgerissen.
 

Er ignorierte es, dass die anderen Köche sich nicht bewegten und starr vor Schreck dem Flugzeug entgegenblickten, das sich dem Nordturm immer weiter näherte.
 

Und vor allem ignorierte er sein hart pochendes Herz und das Adrenalin, dass durch seine Adern strömte, denn jetzt hieß es eindeutig einen kühlen Kopf bewahren und die richtigen Entscheidungen treffen.
 

„WEG HIER!“, rief er schließlich über die Schulter und zerrte Sanji ungehalten mit sich in Richtung der Doppeltüre.

Sein Blick wanderte kurz durch die Küche, glitt vorbei an den gewetzten Messern und glänzenden Töpfen, vorbei an den Pfannen, die auf dem Herd vor sich hinbrutzelten.
 

Dieser Ort war nicht mehr sicher.

Das ganze Gebäude war nicht mehr sicher, berichtigte er sich im selben Atemzug gedanklich, doch er hatte keine Zeit mehr, um genauer darüber nachzudenken, wo er eigentlich hin wollte, um den Blonden und sich selbst wenigstens halbwegs zu schützen, denn da hatten sie bereits die Schwingtür erreicht.
 

Sanji war mittlerweile gleichauf mit ihm und warf ihm einen flüchtigen Blick zu, bevor der Grünhaarige die Tür mit der Schulter aufstieß und sie beide in das Restaurant hineinstolperten, bevor irgendeiner der anderen sich auch nur gerührt hatte.
 

„Zorro…“, setzte der Blonde atemlos an und seine Stimme war so dünn und zerbrechlich, wie der Schwertkämpfer sie noch nie gehört hatte.
 

Anstatt eine Antwort zu geben ging er mit großen Schritten voran, Sanji im Schlepptau und erkannte nur aus den Augenwinkeln, dass auch die wenigen Gäste, die sich so früh am Morgen zu einem Meeting zusammengefunden hatten, mittlerweile allesamt an den Fenstern standen und erschrocken wisperten.
 

Hinter sich konnte er Schritte hören und er hoffte verzweifelt, dass Sanjis Kollegen sich endlich in Bewegung gesetzt und den Ernst der Situation erfasst hatten.
 

„ALLE MANN RUNTER!!“, brüllte er quer durch den Raum, während er seinen besten Freund mit sich in Richtung eines großen Tisches zog und ihn darunter stieß – keine Sekunde zu früh.
 

Eine junge Frau schrie panisch und markerschütternd auf, wie auf Kommando wichen alle Gäste von den Fenstern zurück, als hätten sie einen Elektroschock abbekommen und sahen sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, die es nicht gab.
 

In derselben Sekunde, in der Zorro es schaffte, ebenfalls unter den Tisch zu rutschen, Sanji brutal rücklings auf den Boden zu pressen und sich über ihn zu legen, um ihn vor allen eventuellen Schäden zu bewahren – denn darauf war sein gesamtes Denken ausgerichtet – geschah es.
 

Er begrub Sanji vollkommen unter seinem massiven Körper, um ihn voll und ganz zu schützen, während tausende von Dingen gleichzeitig passierten.
 

Es gab einen unheimlich lauten Knall.

Die Fenster zersplitterten unter halb so lautem Getöse.

Alle Bilderrahmen wurden von den Wänden gerissen; Topfpflanzen kippten um.

Die Flaschen, die einst fein säuberlich hinter der Bar aufgereiht worden waren, landeten krachend auf dem Boden.

Einige Leute schrieen hilflos und entsetzt auf.

Der Tisch, unter dem er mit Sanji lag, kippte zur Seite, als die Erschütterung alles weitere von seinem angestammten Platz fegte und nichts als Chaos und Panik zurückließ.

Die Beleuchtung erlosch.
 

Und dann war alles gespenstisch still.

Act 2

Soooo...und es geht weiter.

Ich tu mich echt schwer, mit den Kapiteln - es ist unglaublich schwer, das ganze so authentisch wie möglich rüberzubringen, und ich hoffe, das gelingt mir irgendwie.

Viel Spaß beim lesen!

dat pups
 

Act 2. On the edge of breaking down, there is nothing left to do but stay calm and have a look on your possibilities.
 

11. September 2001, 8:54 Uhr, Windows on the World, Nordturm des World Trade Centers
 

Das Blut rauschte laut in seinen Ohren, sodass er seinen eigenen Herzschlag hören konnte.

Er wagte es noch nicht, die Augen zu öffnen und blieb reglos auf dem staubigen Boden liegen.
 

Wenn er die Augen öffnete, dann würde er der Wahrheit ins Gesicht blicken müssen, dann würde er nicht mehr bestreiten können, dass das alles wirklich und wahrhaftig geschah, so unfassbar es auch sein mochte, selbst jetzt noch, wo er sich mittendrin befand.
 

Solange er die Augen geschlossen hielt, konnte er sich immer noch einreden, dass er noch in seinem Appartement war. Das sein Wecker gleich erbarmungslos klingeln und ihn unsanft in die Realität befördern würde. Dass das alles nicht passiert war, sondern nur das Ergebnis von zu viel Alkohol und seiner unberechenbaren Fantasie, die ihm einen makabren Streich gespielt hatte.
 

Beinahe hätte er laut aufgelacht.

Das hier war alles, aber kein Traum, denn so düster ging es nicht einmal in seinem Hinterstübchen zu und dieses Szenario hätte er sich unter keinen Umständen erträumt, nicht für alles Geld der Welt.
 

Er wusste, dass er die Augen öffnen und handeln musste.

Dass sein Herzschlag so laut in seinen Ohren dröhnte, konnte schließlich nur bedeuten, dass er die Katastrophe überlebt hatte, zumindest irgendwie. Aber dass er es geschafft hatte, hieß noch lange nicht, dass andere genau so viel Glück gehabt hatten. Und wenn er die Augen öffnete und der gleichaltrige Koch, den er irgendwann einmal beschützt hatte, indem er sich über ihn gelegt hatte, hatte nicht dasselbe unverschämte Glück wie er gehabt, dann wollte er lieber hier liegen bleiben und das Ende kommen lassen.
 

Gedämpft drangen Schreie an sein Ohr, irgendwo, weit weg von sich selbst, konnte er Schritte ausmachen, doch der puckernde Schmerz an seiner Schläfe hielt ihn erfolgreich davon ab, sich genauer auf seine Umgebung zu konzentrieren.

Etwas Flüssiges rann sein Kinn herab und perlte auf den Boden unter ihm.
 

Obwohl er die Bilder noch klar vor Augen hatte, obwohl er es gewesen war, der die Situation als erstes erfasst und darauf reagiert hatte, schien es ihm immer noch vollkommen unbegreiflich, dass es tatsächlich geschehen war.

Obwohl die Erinnerungen an zerberstendes Glas und eine gewaltige Erschütterung noch erschreckend frisch waren und er selbst der Nase voran in Staub und Trümmern lag, denn so etwas durfte einfach nicht passieren.
 

Aber es war passiert und er würde die Situation wohl kaum verbessern, in dem er hier liegen blieb und darauf wartete, dass noch irgendetwas kam.

Denn so schwer es ihm auch fiel, das Geschehene zu akzeptieren, wusste er, dass es noch nicht vorbei war. Weder für ihn, noch für die anderen Überlebenden, deren Stimmen langsam wieder lauter wurden und die Kopfschmerzen noch verdreifachten.
 

Zorro blinzelte ein paar Mal, ohne etwas zu sehen.

Blut lief ihm ins Auge und er brauchte ein paar Anläufe, bis seine Sicht wieder etwas klarer wurde und er erkennen konnte, dass Sanji nicht mehr in seiner Nähe war.
 

Diese Tatsache allein reichte aus, um ihn wieder soweit zu sich kommen zu lassen, dass er sich umständlich die Blutspuren aus dem Gesicht wischte. Dem schrammenden Schmerz an seinem Unterarm schenkte er dabei keine Beachtung, ebenso wenig wie seinem rasanten Herzschlag und dem Kratzen in seinem Hals.
 

Er musste unbedingt wissen, was mit Sanji war – schließlich war der Kerl vor nicht allzu langer Zeit unmittelbar bei ihm gewesen und konnte gar nicht so weit weg sein.

Doch während sich seine Sinne nach und nach wieder schärften, wurde er sich auch dem erdrückenden Gewicht auf seinem Rücken und den Beinen bewusst.
 

Schwerfällig stemmte er sich auf die Ellbogen und zog sich aus den Überresten eines massiven Holztisches hervor, bevor ihm wirklich klar wurde, in was für einem Zustand sich der Raum befand.
 

Das ehemals gehobene Restaurant Windows on the World war nun kaum mehr als ein einziger Trümmerhaufen und hatte jeglichen Glanz verloren.
 

Zwischen Bruchstücken, Glasscherben und Staub lagen einige Körper, ob nun tot oder lediglich bewusstlos, konnte er so nicht abschätzen, denn dafür war es zu dunkel.

Irritiert lenkte er seinen Blick kurz auf die zerstörten Fenster, doch alles, was er erkennen konnte, waren dicke, graue Rauchschwaden, die sich energisch in die Höhe kämpften und ihnen das Licht stahlen.
 

Er verbot es sich, daran zu denken, wie es ein paar Stockwerke tiefer wohl aussehen musste und rappelte sich etwas wackelig auf die Beine.
 

Für ein paar Sekunden war er sich sicher, dass es an ihm lag, dass seine Umgebung so sehr schwankte und dass er sich so schwer auf den Beinen halten konnte. Erst, als er seinen Blick für eine Weile auf einen Punkt abseits von den Rauchschwaden fokussierte, erkannte er, dass der Nordturm es war, der so bedrohlich schwankte.
 

Er hustete sich den Staub aus den Lungen und wischte sich das klebrige Blut unachtsam an der Jeans ab, während er seinen Blick verzweifelt durch den großen Raum gleiten ließ, auf der Suche nach einem blonden Haarschopf in Kochmontur.
 

Zorro konnte eine junge Frau entdecken, die unter einem schweren Wandregal der Bar begraben worden war und einen Arm leblos von sich gestreckt hatte, während ein feines Rinnsal Blut aus dem Mundwinkel lief und ihre Augen leblos an die Decke starrten.
 

Sein Magen verkrampfte sich, aber er zwang sich, wegzusehen und schaffte es, die Übelkeit niederzuringen, die versucht hatte, sich hinaus zu kämpfen.
 

Nicht weit von sich konnte er leise Stimmen hören, etwas weiter weg schluchzte eine andere Frau verzweifelt und kauerte sich über dem reglosen Körper eines jungen Mannes zusammen, ohne der Platzwunde auf ihrer Stirn irgendeine Bedeutung beizumessen.
 

Seine Gedanken schwirrten nutzlos umher und er stolperte nun unachtsam durch den Raum, auf der Suche nach seinem besten Freund, der hier irgendwo sein musste.
 

Und während die Panik um den Schnitzelklopfer ihn langsam einnahm, konnte er nicht anders, als sich selbst dafür zu verfluchen, dass er nicht besser aufgepasst hatte.

Nun war er sich längst nicht mehr so sicher wie noch vor wenigen Minuten, ob die Küche wirklich ein so unsicherer Ort gewesen war, wie er geglaubt hatte.

Vielleicht wäre dann keinem von ihnen etwas geschehen.

Vielleicht aber wären sie beide schon längst tot.
 

Ganze Gebirge fielen ihm vom Herzen, als er den blonden Koch endlich erspähte, aufrecht und lebendig an einer Wand lehnend, halb verborgen von einem Vorhang, der es geschafft hatte, an seinem Bestimmungsort zu bleiben.
 

Der Schwertkämpfer rang nach erschöpft nach Atem, den er unwillkürlich angehalten hatte.

Dann wischte er sich mit dem Handrücken erneut das Blut von der Schläfe und kämpfte sich seinen Weg durch Stühle, Tischdecken und Gliedmaßen, bis er Sanji endlich erreicht hatte, der wie hypnotisiert zu einem der kaputten Fenster blickte und dabei immer wieder stumm Worte formte.
 

Obwohl Zorro sich eigentlich in erster Linie davon überzeugen wollte, dass es dem Koch den Umständen entsprechend gut ging und er den Einschlag des Flugzeuges halbwegs unbeschadet überstanden hatte, folgte er dem Blick seines besten Freundes und erstarrte erneut.
 

Das Stimmengewirr, das bis dahin nur leise und unterschwellig zu hören gewesen war, da die Geräusche, die von den unteren Stockwerken zu ihnen herausdrangen, vieles übertönt hatten, schwoll wieder an.
 

Der Grünhaarige ließ die Hand, mit der er sich das Blut fortgewischt hatte, fassungslos wieder sinken, unfähig auch nur irgendeine Regung von sich zu geben, während er wie in Trance beobachtete, wie ein weiteres Passagierflugzeug sich näherte – und in einer steilen Schräglage direkt auf den Südturm zuhielt.
 

„Nein…!“, hörte er eine ungläubige, schrille Stimme hinter sich aufkeuchen, kurz bevor sie vor lauter unterdrückten Schluchzern nicht mehr zu verstehen war.
 

Die überlebenden Besucher und Angestellten des Windows on the World hielten den Blick starr auf die Fassade des Südturms gerichtet und beobachteten, wie vor einigen Minuten, wie das Flugzeug auf den hohen Turm zusteuerte, ohne auch nur das geringste Ausweichmanöver zu versuchen.
 

Aber alles stumme Bitten und Flehen wurde gnadenlos ignoriert.

Die Gebete eines blutenden Kellners, der mit einer Hand verzweifelt den Kreuzanhänger seiner Halskette umklammerte und unregelmäßig schluchzte, wurden überhört.

Einfach so.
 

= = =
 

11. September, 9:08 Uhr, Windows on the World, Nordturm des World Trade Centers
 

Minutenlang schwiegen sie und wagten es nicht, sich zu rühren.
 

Es war bereits unbegreiflich gewesen, dass ein Passagierflugzeug in das World Trade Center gestürzt war, in den sicheren Tod, der noch einige hundert Menschenleben mehr gefordert hatte, als ein einfacher Flugzeugabsturz es getan hatte.
 

Ihre eigene Situation war bereits kaum zu fassen gewesen, wenn er sich so umsah, dann glaubten wohl viele von ihnen immer noch, dass das nur ein schlechter Traum sein konnte.

Denn wieso sollten zwei Flugzeuge so kurz hintereinander sowohl in den Nord- als auch in den Südturm stürzen und so viel Tod und Zerstörung über Manhattan bringen?
 

Das Geräusch, dass das Flugzeug verursachte, als es gleich in mehrere Etagen des Südturms flog und alles zerstörte, dass sich ihm in den Weg stellte, war unbeschreiblich grauenvoll.
 

Jedoch noch lange nicht so grauenvoll wie die Gewissheit, dass alle Menschen, die sich in den Etagen befunden hatten, ihr Leben verloren hatten.

Denn daran bestand gar kein Zweifel, nachdem das Flugzeug die Fensterfront durchbrochen hatte, explodierte und mehrere Stockwerke von einem riesigen Feuerball ausgelöscht wurden.
 

Die Hitze des gnadenlosen Feuers drang durch die Überbleibsel der Fensterrahmen des Nordturms und schlug ihnen so heiß entgegen, dass einige sich schützend die Arme vor das Gesicht hielten und gepeinigt aufschrieen.
 

Zorro legte sich eine Hand über die Stirn und beobachtete mit einer Mischung aus Entsetzen und abgrundtiefen Hass, wie sich pechschwarze Rauchwolken ihren Weg hinaus an die Luft kämpften, die schon seit Minuten nach verbranntem Fleisch und Elend roch, und sich schließlich mit den Rauchwolken des Nordturmes vermischten, bis der Wind sie davontrug.
 

Es war eine Sache, sich im Nordturm zu befinden und von dem Einschlag überrascht zu werden. Eine ganz andere Sache jedoch war es, nach dem Grauen, dass sie nun schon erlebt hatten, zusehen zu müssen, wie tausende von anderen Menschen das gleiche Schicksal ereilte und hunderte in den Tod riss.
 

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Sanji den Blick von der Katastrophe abwandte, mit weißem Gesicht, eine Hand auf den Magen gelegt, bevor er schließlich kraftlos an der Wand herab glitt, die ihm vorher so zuverlässig Halt gegeben hatte.
 

Zorro hingegen konnte den Blick nicht von dem wütenden Inferno abwenden.

Reglos sah er dabei zu, wie menschliche Feuerbälle aus den Fenstern fielen und auf den unendlich weit entfernten Boden zurasten.
 

Es war eine ganz andere Sache, zu sehen, was nur wenige Stockwerke unter ihnen geschehen war – und zu ahnen welche Zerstörung es angerichtet haben musste.
 

„Das…das muss ein Unfall gewesen sein“, hauchte eine Frau dicht hinter ihm fassungslos, eine Hand vor den Mund gelegt, als würde das den Schrecken ein wenig lindern.
 

„Zwei Mal hintereinander?“, gab er dumpf zurück und seine Stimme klang rauer, als es für ihn üblich war.

Angestrengt riss er den Blick von dem los, was einst der Südturm gewesen war, und überwand die letzte Distanz zwischen sich und Sanji.
 

Ihre Blicke trafen sich kurz und es war unschwer zu erkennen, welche Gedanken ihnen beiden durch den Kopf schossen.
 

Sanjis versuchte sich an einem schwachen Grinsen, doch seine Lippen zitterten zu sehr, als dass er es aufrecht halten konnte. Es verrutschte gnadenlos und verschwand schließlich, als er sich hart auf die Unterlippe biss und den Kopf fassungslos schüttelte.
 

Noch bevor er den Blonden am Handgelenk fasste und auf die zitternden Beine zog, sah er, dass der Koch am ganzen Körper bebte, und so hielt er ihn vorsichtshalber ein paar Sekunden fest, damit er nicht gleich wieder auf den Boden rutschte.
 

„Hör mir zu“, begann er leise und wunderte sich selbst darüber, wie verhältnismäßig ruhig seine Stimme klang. Er sah seinem besten Freund fest ins Gesicht, doch Sanjis Blick huschte immer wieder zögernd hinüber zu dem schrecklichen Anblick des Südturms.

Nachdrücklich hielt er ihn am Kinn fest und zwang ihn dazu, ihn anzusehen.

„Guck nicht hin“, mahnte er den Blonden sachte und der andere nickte leicht, kaum merklich.
 

Zorro atmete tief durch und sah sich dann noch einmal in dem zerstörten Raum um und schluckte seine schlimmsten Befürchtungen hinunter, bevor er einen Entschluss fasste.

„Du bleibst hier bei den anderen. Hilf denen, die verletzt sind. Guck nach, ob das Wasser in der Küche noch läuft“, wies er ihn dann bestimmt an.
 

Sanji nickte zittrig und es war offensichtlich, wie schwer er gegen die aufsteigenden Tränen zu kämpfen hatte. Vielleicht war es für ihn nicht am Schwersten, immerhin war er genau wie Zorro hart im Nehmen und konnte mit schwierigen Situationen durchaus umgehen, doch in dem Restaurant, das manchmal mehr sein zu Hause gewesen war als seine eigene Wohnung, Leichen zu sehen, zu sehen, welch eine Zerstörungskraft ein Flugzeug hatte, warf ihn aus der Bahn.
 

Am anderen Ende des Raumes konnte er den leblosen Körper von Patty erkennen, der mit blutverschmiertem Gesicht bäuchlings über den Resten einiger zerborstener Flaschen lag und dessen Brustkorb sich schon seit längerem nicht mehr rührte.

Verflucht noch mal, das waren seine Freunde, die hier starben!
 

Sein Blick verschwamm kurz und er blinzelte die Tränen mühsam wieder weg, doch es dauerte noch eine halbe Minute, ehe er seine Sprache wieder gefunden hatte.

„Was…was hast du vor?“, fragte er dann leise, aber Zorro grinste ihn nur aufmunternd an, so, wie er es immer tat.

Der Fels in der Brandung.
 

Der Grünhaarige zwinkerte seinem Gegenüber zu und zerwuschelte dem Koch dann gekonnt die sonst so sorgsam gestylten Haare. Viel mehr Schaden konnte er da zwar sowieso nicht anrichten, aber er wusste, diese vertraute Geste würde Sanji sicherlich mehr Halt und Vertrauen geben, als alles, was er sonst machen oder sagen könnte.

„Mach dir keine Sorgen, Karottenschäler. Ich hol uns schon hier raus“, versprach er dann ruhig, ließ Sanjis Kinn wieder frei und wandte sich von ihm ab, um den Raum zu durchqueren.
 

Er war sich nicht darüber bewusst, dass einige der wenigen Überlebenden ihm nachsahen, teils verwundert, manche erleichtert…andere wütend, so als würde er ihnen falsche Hoffnungen machen.
 

Ohne Umwege schlug er den Weg in die Küche ein und ihm drehte sich beinahe erneut der Magen um, als er das Schlachtfeld betrat.
 

Mit einer Hand hielt er sich an den kümmerlichen Resten der Schwingtüre fest und musste den Atem anhalten, um sich nicht sofort zu übergeben.

Der Geruch nach verbranntem Fleisch lag zwar schon die ganze Zeit über penetrant in der Luft, doch in der ehemaligen Küche erreichte er seinen Höhepunkt und ihm wich jeder Rest Farbe aus dem Gesicht, als er sich vorstellte, was aus Sanji und ihm geworden wäre, wenn sie diesen Raum nicht rechtzeitig verlassen hätten.
 

Mühsam würgte er das Mundwasser herunter, das ihm auf der Zunge lag und schloss die Augen, bevor er sich von dem Schreckensbild abwandte und wieder zurück in den Restaurantbereich stolperte.
 

Er spürte zwanzig erwartungsvolle Blicke auf sich, doch der Einzige, der ihn wirklich interessierte, war der von Sanji.
 

Zorro schluckte erneut und schüttelte dann langsam den Kopf.

„Geh nicht in die Küche, Cookie. Ganz egal was ist“, sagte er dann gerade laut genug, dass der Koch ihn verstehen konnte, dann machte er sich auf den Weg zum Empfangsbereich, um zu den Aufzügen und Treppenhäusern zu gelangen.

Er hielt kurz inne, als er Sanjis bebende Stimme hinter sich hörte.
 

„Marimo? Was…hast du vor?“
 

Der Grünhaarige warf einen kurzen Blick über die Schulter und deutete vage in die Richtung, in die er wollte. „Nachschauen, ob’s einen Ausweg gibt“, erklärte er dann simpel und fuhr sich mit einer Hand durch die schweißnassen Haare.
 

„Junge, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?! Hast du nicht gesehen, was für ein Inferno dort unten lodern muss?!“, schaltete sich ein älterer Mann zittrig ein und nickte widerwillig in Richtung des Südturms, dessen Flammen nun an der Außenwand hochschlugen und einen bizarren Gegensatz zu der gewohnten Aussicht des Windows on the World bildeten.
 

Der Schwertkämpfer musterte den alten Mann kurz mit schief gelegtem Kopf, dann schob er die Hände in die Hosentaschen und ging ein paar Schritte weiter.

„Immerhin besser, als aufzugeben und darauf zu warten, dass sich das Feuer bis hier oben ausgebreitet hat“, meinte er dann ruhig.
 

„Das wird es nicht“, schnappte eine Frau mit schwarzen Haaren sofort zurück und warf den Kopf leicht in den Nacken. „Beide Türme sind mit ausreichend Brandschutz ausgestattet, das Feuer wird sich nicht weiter ausbreiten können!“, fuhr sie unbeeindruckt fort und rieb sich mit der linken Hand über einen blutenden Schnitt an der Schulter.
 

Zorro war nicht der Einzige, der erneut zu dem zerstörten Südturm sah. Doch er war der Einzige, der spöttisch grinste.

„Wenn du meinst, Süße. Vertrau du ruhig auf den Feuerschutz, der sich ja so gut bewährt, aber ich für meinen Teil hab nicht vor, hier als Brathähnchen zu enden!“
 

Die Schwarzhaarige biss sich unwohl auf die Lippe und warf nun ihrerseits einen Blick über die Schulter, doch der schwarze Rauch verwehrte ihr den Anblick in genau dieser Sekunde und drang beißend und schwer in den Raum ein.

Einige husteten, als der Druck auf ihrer Lunge unerträglich wurde und der Qualm ihnen in den Augen brannte, bis sie tränten.
 

Es war, als würde er sie daran erinnern wollen, dass sie es noch lange nicht geschafft hatten, bloß weil sie die erste Welle überlebt hatten.
 

Ein schwarzhaariger Mann, der etwa in seinem Alter sein musste, trat schließlich hervor, schirmte sich die Augen durch den dichten Rauch ab und durchquerte langsam den undurchsichtigen Raum, bis er schließlich vor dem Grünhaarigen stand und ihm leicht zunickte. „Ich komm mit, Kumpel“, verkündete er dann mit gedämpfter Stimme.
 

Zorro grinste anerkennend und begann dann damit, sein Hemd aufzuknöpfen. „Gut.“

Dann riss er mit einem kräftigen Ruck beide Ärmel des Hemdes ab, band sich einen davon fest um Mund und Nase, um nicht mehr von dem schädlichen Rauch als unbedingt nötig einzuatmen und bedeutete seinem Gegenüber, es ihm gleich zu tun.
 

„Das solltet ihr auch tun“, rief der Grünhaarige den anderen zu, während der Rauch sich ein wenig lichtete. „Passt auf, dass ihr den Rauch nicht einatmet. Legt euch auf den Boden. Wenn euch schwindlig wird, stellt euch ans Fenster, aber passt auf, dass ihr nicht herunterfallt.“
 

Sanji lauschte den Worten seines besten Freundes irritiert, doch er wäre nie auf die Idee gekommen, ihm zu widersprechen. Er wusste, dass Zorro Recht hatte, sie alle wussten das, und trotzdem war er der Einzige, der die Nerven und den Überblick behielt.
 

Sein Magen verknotete sich unangenehm bei der Vorstellung daran, dass der Grünhaarige sich in unnötige Gefahr begab und vielleicht nicht mehr zurückkommen würde.

Bei seinem gnadenlosen Orientierungssinn wäre das nicht auszuschließen.
 

Entschlossen trat auch er ein paar Schritte vor, auch wenn seine Beine noch etwas wackelig waren. Er konnte und wollte nicht hier rumsitzen und auf eine wundersame Rettung warten, während sein bester Freund sich Hals über Kopf ins flammende Inferno stürzte.
 

„Sanji. Du bleibst hier“, dröhnte Zorros Stimme in Befehlston durch den Rauch zu ihm herüber, noch bevor er die Hälfte der Strecke zwischen ihnen überwunden hatte.

Erst irritiert, dann ernsthaft wütend hielt der Blonde inne und blinzelte ein paar Mal verblüfft, bevor er sich dazu zwang, ruhig durchzuatmen.
 

„Vergiss es, Marimo. Was du kannst, kann ich schon lange“, fauchte er dann bissig zurück, auch wenn seine Stimme nicht halb so fest klang, wie er es beabsichtigt hatte.
 

„Hör zu, Suppenkasper, deine plötzlichen, heroischen Anwandlungen in allen Ehren, aber es bringt nichts, wenn wir mit zwanzig Mann im Treppenhaus sind nur um festzustellen, dass wir da nicht durchkommen. Also reiß dich zusammen und bleib hier, kapiert?!“
 

Es klang wie ein Befehl und Sanji hasste Befehle, ganz besonders, wenn sie von dem Grünhaarigen kamen. Doch er war auch sicher der Einzige in der Gruppe, der den besorgten Unterton heraushören konnte.
 

Seine Schultern sackten leicht herunter, doch er nickte knapp und war sich ziemlich sicher, dass der Schwertkämpfer das gar nicht sehen konnte.

Doch keine Widerworte zu bekommen schien ihm als Antwort schon zu genügen.

„Geht doch. Bis gleich. Wenn wir in einer Stunde nicht zurück sind, dann…macht, was ihr für richtig haltet.“
 

Und mit diesen Worten verschwanden die beiden Männer in Richtung Empfangsbereich und ließen die anderen Überlebenden tatenlos zurück, mit nichts als einem Strohhalm Hoffnung, an den sie sich alle verzweifelt klammerten.

Act 3

Huhu ^^
 

Es geht weiter.

Wie schon gesagt - es ist irgendwie echt schwer, das in Worte zu fassen. Ich bezweifle, dass es authentisch rüber kommt, aber ich hab mir Mühe gegeben und hoffentlich ist es mir auch halbwegs gelungen o_O

"Spaß beim Lesen" zu wünschen wäre an dieser Stelle wohl etwas makaber, deshalb belasse ich es bei einem "geigt mir eure Meinung".
 

Liebe Grüße,

pups
 

Act 3. If this doesn't work, think about other possibilities.
 

11. September 2001, 9:36 Uhr, 105. Stock, Nordturm des World Trade Centers
 

„Wir sollten besser wieder zurück! Das hat doch keinen Zweck!!“
 

Im stummen musste Zorro seinem schwarzhaarigen Begleiter, dessen Namen er immer noch nicht wusste, Recht geben. Das Unternehmen war schon von der ersten Minute an so gut wie aussichtslos gewesen, dennoch sah er unter gar keinen Umständen ein, aufzugeben.
 

Gerade mal zwei Stockwerke hatten sie zwischen sich und das Windows on the World gebracht, und bereits jetzt schien es kein Weiterkommen mehr zu geben.

Der Großteil der Treppenhäuser lag bereits in Schutt und Asche, die Aufzüge, die sie bisher zu Gesicht bekommen hatten, waren als solche längst nicht mehr zu erkennen und immer wieder war ihnen das Vorankommen durch Trümmerteile, eingestürzte Wände oder dichten Rauch und lodernde Flammen versperrt worden, sodass sie hatten zurückkehren und sich einen neuen Ausweg suchen müssen .
 

Oft genug waren sie dabei nur haarscharf mit dem Leben davongekommen und hätte ihn der Schwarzhaarige vor ein paar Minuten nicht rücksichtslos mit sich gezogen, dann hätte ihn ein Teil der herabstürzenden Decke zerquetscht und wohl oder übel getötet.
 

Der Grünhaarige wischte sich mit dem Handrücken Staub, Schweiß und Blut aus dem Gesicht und warf einen kurzen Blick hinauf.
 

Auch wenn ihm noch nicht der Sinn nach Kapitulation stand, jeder vernünftig denkende Mensch würde vermutlich zu dem Schluss kommen, dass weiteres Vordringen einfach nur schwachsinnig, aussichtslos und hochgradig lebensmüde wäre.

Außerdem hatte er Sanji vorhin versprochen, dass er auf sich aufpassen würde, und sich durch eine Flammenwand zu stürzen würde dem wohl nicht sonderlich gerecht werden. Also würde ihm quasi gar nichts anderes übrig bleiben, als jetzt wieder zu versuchen, nach oben zum Windows on the World zu kommen – wenn möglich, ohne vorher bei dem Versuch ums Leben zu kommen, denn ansonsten würde der blonde Koch ihn wahrscheinlich selbst noch in der Hölle heimsuchen und ihm dafür den Arsch aufreißen.
 

Widerstrebend nickte Zorro also schließlich seinem Begleiter zu, der nur schwach grinste und sich ebenfalls Schweiß und Staub von der Stirn wischte.

Die Hitze wurde auf Dauer immer unerträglicher, außerdem war ihnen bereits vor einiger Zeit eindrucksvoll bewiesen worden, dass das Gebäude nicht halb so stabil war, wie alle vermutet und gehofft hatten.
 

„Ja, lass wieder zurück!“, brüllte der Grünhaarige zur Bestätigung durch das Prasseln der Flammen zurück, bevor er sich den Stoff seines Hemdes wieder vor Mund und Nase presste.

Dennoch ließ sich nicht leugnen, dass Atmen mittlerweile um einiges anstrengender geworden war und auch der Hustenreiz würde sich wohl nicht mehr allzu lange unterdrücken lassen.
 

Umständlich deutete er auf einen schmalen Durchweg, der von Trümmern verschont geblieben war und der sich als einziger Ausweg aus diesem Dilemma herausstellte, sobald sie sich noch einmal umgesehen hatten. Der Schwarzhaarige nickte knapp und übernahm dann die Führung, indem er über einen großen Betonbrocken kletterte und die ersten Treppenstufen erreichte.
 

Bisher waren sie keinem lebenden Menschen begegnet, dafür waren sie aber über umso mehr Leichen gestolpert, und Zorro wusste ehrlich gesagt nicht, warum gerade sie im Windows on the World mit dem Leben davongekommen waren – zumindest für den Augenblick.

Der Einschlag in den Südturm hatte ihnen allen ihre Situation deutlich vor Augen geführt, aber der Grünhaarige spürte, wie seine Zuversichtlichkeit nachließ.

Ihre Chancen waren von Anfang an verschwindend gering gewesen, aber ohne einen Ausweg würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als auf ihre Rettung durch andere zu hoffen.
 

Ein Knacken über ihren Köpfen ließ ihn aufhorchen und sein Kopf zuckte blitzschnell in die Höhe, um den Ursprung dieses Geräuschs ausfindig zu machen, aber er war nicht schnell genug, denn keine volle Sekunde später brach die Decke über ihnen zusammen und begrub sie unter einer dicken Schicht von Trümmerteilen.
 

11. September 2001, 10:01 Uhr, 105. Stock, Nordturm des World Trade Centers
 

Zorro blinzelte, aber alles, was er erkannte, war eine vollkommene Dunkelheit die ihn einhüllte, und er brauchte mehrere Sekunden um zu verstehen, warum das so war.

Als die Erkenntnis, was geschehen war, zu ihm durchsickerte, wurde ihm jedoch auch bewusst, dass er irgendwie verschüttet sein musste, und probehalber wagte er einen Versuch, sich zu befreien.
 

Zwar war seine Beinfreiheit stark eingeschränkt, aber anscheinend hatte er noch einmal Glück gehabt, denn als er die Schmerzen lange genug ausblenden konnte, gelang es ihm, seine Arme aus den Trümmern zu befreien und von da an dauerte es nicht mehr lange, bis er etwas schwankend wieder auf die Beine kam.

Das Pochen in seinem Hinterkopf ließ schwarze Punkte vor seinen Augen umhertanzen. Gemeinsam mit dem dichten Rauch machte es ihm das unmöglich, seine eigene Hand vor Augen zu sehen, aber irgendwo musste dieser andere Kerl noch sein und er hatte nicht vor, ihn alleine hier zurück zu lassen.
 

Jede Faser seines Körpers verlangte nach Ruhe, nur eine Minute, in der er sich ausruhen und wieder zu Kraft kommen könnte, aber das wäre leichtsinnig und lebensmüde und vollkommen wahnsinnig und unverantwortlich gewesen, denn spätestens jetzt war ihm klar, dass es in diesem Turm keinen sicheren Ort mehr gab.

Wenn er sich jetzt hinsetzte und die Augen schloss, würde dass einer Kapitulation gleich kommen, und die konnte er sich beim besten Willen nicht leisten.

Nicht, solange es noch Menschen gab, die sich auf ihn verließen, und einer davon war zwei Stockwerke über seinem Kopf und wartete, ein anderer lag hier unter dem Schutt begraben und, verdammt noch mal, es war seine Aufgabe, endlich etwas handfestes zu unternehmen.
 

Also wischte er sich bloß mit dem Handrücken das Blut aus den Augenwinkeln und begann, Bretter, Steine und Einrichtungsgegenstände bei Seite zu schaufeln, auf der Suche nach dem schwarzhaarigen Kerl, dessen Namen er noch nicht einmal kannte.
 

Wie lange war er bewusstlos gewesen? Eine Minute? Zehn Minuten? Länger?

Er hatte es ja kaum geschafft, sich durch den Berg von Trümmerteilen durchzukämpfen, und je nachdem, wie der Mann getroffen worden war, bestand vermutlich ziemlich wenig Hoffnung. Aber er sollte verdammt sein, wenn er nicht alles tun würde, was in seiner Macht stand.
 

11. September 2001, 10:09 Uhr, 105. Stock, Nordturm des World Trade Centers
 

Die Haut, die er zu fassen bekam, nachdem er endlos viele Trümmerteile bei Seite geschafft hatte und seine Bewegungen immer mechanischer wurden, war kalt.

Beinahe hätte er sie alleine aus diesem Grund wieder losgelassen, doch in letzter Sekunde überlegte er es sich anders und verfestigte seinen Griff um das Handgelenk, dass er zu fassen bekommen hatte.
 

Es benötigte zwei kräftige Züge, in denen die Umgebung vor seinen Augen gefährlich verschwamm, bis der schwarzhaarige Kerl vor ihm lag, ein wenig verdreht, blutend, tot.
 

Zorro atmete schwer und ließ sich für einen kurzen Moment auf den Schutt sinken, um tief durchzuatmen und die Niederlage zu verdauen.
 

Es hatte zu lange gedauert.

Ihm war vollkommen klar, dass der Kerl mit diesen Verletzungen vermutlich auf der Stelle tot gewesen war, aber er hätte noch leben können, wenn er das Knacken schneller realisiert hätte, wenn er keine Zeit damit verschwendet hätte, nach oben zu schauen, wenn er einfach die Hand nach ihm ausgestreckt und ausgewichen wäre.

Aber so war es nicht gewesen und jetzt war er tot und er wusste seinen Namen immer noch nicht.
 

Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, fühlte sich wie betäubt, als er seine kaum merklich zitternde Hand nach der Hosentasche des Schwarzhaarigen ausstreckte und ein Lederportemonnaie zu fassen bekam.

Er musterte kurz den Personalausweis, bevor er das Portemonnaie wieder zurücksteckte und auf die Beine kam.
 

„Tut mir Leid, Ace“, murmelte er mit belegter Stimme und begann mit dem Aufstieg nach oben, denn obwohl er einen Menschen enttäuscht hatte, gab es immer noch jemanden, der auf ihn wartete, und er hatte nicht vor, schon wieder wertvolle Zeit zu verschwenden.
 

11. September 2001, 10:14 Uhr, Windows on the World, Nordturm des World Trade Centers
 

Wie er es so schnell zurück nach oben geschafft hatte, konnte er im Endeffekt nicht mehr sagen. Eigentlich konnte er so oder so nicht mehr sagen, wie er es zurück ins Windows on the World geschafft hatte, er konnte sich nicht daran erinnern, zwei Stockwerke zurückgelegt zu haben, aber Tatsache war, dass er sich wenige Minuten, nachdem er sich auf den Rückweg gemacht hatte, gegen den Türrahmen des Restauranteingangs stützte und sich selbst in Augenschein nahm.
 

Er sah furchtbar aus, und es würde schwierig werden, das vor Sanji zu verbergen, besonders, weil er sich auch so fühlte.
 

Jeder Knochen im Leib tat ihm weh, der Riss an der Augenbraue blutete immer noch und nahm ihm somit regelmäßig die Sicht – und er war sich ziemlich sicher, dass das nicht die einzige Wunde an seinem Körper war, aus der er Blut verlor.

Halbherzig versuchte er, das Gröbste zu vertuschen, sah jedoch relativ schnell ein, dass das so keinen Zweck hatte, stieß sich tief durchatmend vom Türrahmen ab und trat in den zerstörten Raum ein, bereit, sich dem Inferno von Sanjis Wut zu stellen.
 

Er hatte schließlich versprochen, auf sich aufzupassen, aber leider war nicht mehr als Überleben drin gewesen. Aufpassen sah wohl oder übel anders aus und er war sich ziemlich sicher, dass der Kochlöffel ihn in diesem Punkt zustimmen würde.
 

Zu seiner Überraschung – keine gute Überraschung, sondern eher ein dumpfer Schlag in die Magengegend – hatte sich die Zahl der Personen im Windows on the World stark verringert.
 

Die übrig gebliebenen blickten teilweise erstaunt, teilweise erleichtert zu ihm herüber, als sie ihn schließlich bemerkten, aber ausnahmslos alle spähten auf einen unbestimmten Punkt hinter ihm, als erwarteten sie noch jemanden. Er war der Einzige, der wusste, dass niemand mehr kommen würde.

Sie waren zu zweit losgezogen, und er kam alleine wieder, und weil es zu schwer war, es auszusprechen, schüttelte er bloß kurz den Kopf und hielt dann weiter Ausschau nach einem blonden Haarschopf, der sich wenig später durch die anderen hindurch schob und so aussah, als würde ihm ein ganzes Gebirge vom Herzen fallen.
 

Sie blickten sich kurz an und es kostete Zorro alle Mühe, ein schiefes Grinsen zu Stande zu bringen, um dem Koch zu zeigen, dass mit ihm soweit alles in Ordnung war.

Sofern in dieser Situation irgendetwas soweit in Ordnung sein konnte.
 

Dann räusperte er sich und versuchte, die passenden Worte zu finden.

Er war noch nie sonderlich gut darin gewesen, schlechte Nachrichten schonend zu überbringen. Er war kein großer Wortakrobat, schon gar nicht, wenn die Hiobsbotschaft, die er in Petto hatte, ihr aller Schicksal besiegeln und sie mit größter Wahrscheinlichkeit zum Tode verurteilen würde.

„Es…es gibt keinen Durchgang“, sagte er knapp und seine Stimme war rau von dem vielen Rauch, den er eingeatmet hatte und er schmeckte Blut und Verbitterung und Wut auf diejenigen, die das alles zu verantworten hatten – denn irgendjemand musste es zu verantworten haben, da war er sich sicher.

Es war kein Zufall, das war das einzige, was er momentan wusste, aber diese Feststellung brachte hier auch niemanden weiter, geschweige denn lebend hier heraus.
 

„Der Südturm ist eingestürzt“, gab die junge Frau, die vorher noch so überzeugt von dem Brandschutzmaterial gewesen war, mit zittriger Stimme von sich und deutete vage auf die zerbrochene Fensterfront, die nun einen Ausblick auf gähnende Leere und eine riesige Qualmwolke gab, wo einst der Zwilling des Nordturms gewesen war.
 

Zorro nickte leicht, den Blick immer noch auf die Fensterfront gerichtet, und versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten.

Das zweite Flugzeug war erst später in den Südturm geflogen, und trotzdem war der Turm früher eingestürzt. Die Schäden an den Gebäuden mussten jedoch ähnliche Auswirkungen gehabt haben – was ihn unweigerlich zu der Frage führte, wie viel Zeit ihnen hier noch blieb und ob der Gedanke an eine Rettung nicht eigentlich vollkommen abwegig war.
 

Plötzlich stand Sanji neben ihm und er bemerkte viel zu spät, dass seine Umgebung wieder damit angefangen hatte, sich zu drehen.

„Zorro? Alles in Ordnung?“
 

Die Stimme des Kochs war weiter weg, als sie sein sollte. Er war verwirrt und hatte definitiv zu viel von dem beißenden Rauch eingeatmet, aber noch war es zu früh, aufzugeben, also atmete er noch einmal tief durch, nickte und schaffte es mühsam, aufrecht stehen zu bleiben.

„Es geht schon. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir hier sonst noch rauskommen können“, meinte er schließlich entschlossen.
 

Ihre Blicke begegneten sich für den Bruchteil einer Sekunde und er war sich ziemlich sicher, dass er seinen besten Freund noch nie so dermaßen verwirrt gesehen hatte – aber bisher war auch noch keiner von ihnen in einer auch nur annähernd vergleichbaren Situation gewesen, und mittlerweile bereute Zorro es zutiefst, dass er den Koch nicht stark genug abgefüllt hatte.

Denn dann wäre er vielleicht nicht zur Arbeit gegangen und ihnen wäre dieses Dilemma erspart geblieben.
 

Sanji kaute sich auf der Unterlippe herum und bemerkte nicht einmal, dass sie bereits blutete. „Da sind Leute aus dem Fenster gesprungen, Zorro. Einfach so.“
 

Der Grünhaarige nickte leicht und behielt den Gedanken für sich, dass ein Sprung in die Tiefe etwas Verlockenderes hatte, als bei lebendigem Leib zu verbrennen oder von Trümmerteilen erschlagen zu werden.

Bei letzterem sprach er aus leidgeprüfter Erfahrung.
 

Aber jetzt war noch nicht die Zeit, den anderen die Hoffnung zu nehmen.

Er war sich ziemlich sicher, dass die gesamte Polizei und Feuerwehr Manhattans im Großeinsatz war, vielleicht gab es doch noch Chancen, hier halbwegs heil und mit einem tierisch großen Schrecken davonzukommen – auch, wenn der Gedanke irgendwie absurd war.
 

Immerhin waren sie im 107 Stockwerk. Wer sollte sie hier schon herausholen können?
 

11. September 2001, 10:17 Uhr, Windows on the World, Nordturm des World Trade Centers
 

Der Grünhaarige zuckte leicht zusammen, als Sanji ihm mit einem feuchten Lappen über den Riss an der Augenbraue tupfte, um das Blut zu entfernen.
 

Er saß auf dem Boden, was schon eine Wohltat für sich war, den Rücken gegen die nächstbeste Wand gelegt und die Beine von sich gestreckt, Sanji hockte vor ihm, unterzog seine Wunden einer kritischen Begutachtung und tat, was er konnte.

„Du hättest sterben können“, diagnostizierte der Koch schließlich knapp und vermied es tunlichst, ihm in die Augen zu sehen.
 

Zorro schmunzelte schwach und schloss die Augen. „Bin ich aber nicht.“

Sanji hielt kurz in seinen Bewegungen inne. „Wenn du mich in diesem heillosen Durcheinander alleine lässt, Lorenor, ich schwöre dir, ich bringe dich höchstpersönlich um!“

„Keine Panik. Das ist nicht der Plan.“

„Der Plan? Du hast tatsächlich einen Plan?“, wiederholte der Blonde skeptisch.
 

Der Grünhaarige grinste. „Am leben bleiben. Das ist der Plan.“

„Wirklich kreativ, Marimo.“

„Fällt dir etwa was Besseres ein? Schieß los, ich bin ganz Ohr.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  jyorie
2015-02-13T11:04:45+00:00 13.02.2015 12:04
Hey (∩_∩)

*brrr* das ist ein schauriges Gefühl, eigentlich zu wissen, dass es keinen Ausweg gibt und dennoch versuchen stark zu sein und einen Weg nach unten zu suchen. Zoro hat das toll gemacht, wie er vorran gepircht ist und den anderen versucht hat besonnen Anweisungen zu geben. Hat mir leid getan, das er ohne Erfolg wieder zurück gekommen ist. Und dann noch die Info, das der zweite Turm viel schneller zusammen gefallen ist als ihre eigene Todesfalle. Ob sich da einige schon überlegt haben, welcher Tod am schmerzärmsten ist?

Falls du mal wieder On bist, würdest du mir verraten, ob sie es geschafft hätten, wenn du die Geschichte zu ende erzählt hättest?

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2015-02-13T05:25:46+00:00 13.02.2015 06:25
Hey (´⌣`ʃƪ)

Du hast es wieder unglaublich gut beschrieben, und es ist so krass, wenn man vorher nur die Bilder aus dem TV kannte, und jetzt eigentlich mitten drin ist. Wie die Lage ist und wie sich die Charaktäre jetzt verhalten und wie aussichtlos das unterfangen ist, aus der OberenEtage noch mal zu entkommen.

Besonders Plastich fand ich die Erzählung dadurch das du auch die Hize beschreibst die beim Zweiten Einschlag entstand, und die Gerüche erwähnst, zwar will ich mir das garnicht alles so genau vorstellen, aber der Eindruck den du damit hinterläst ist schon extrem.

Eine Kleinigkeit zum Schmunzeln gab es ja noch, das Zoro mit seinem Orientierungssinn versucht einen Rettungsweg zu finden und nicht alle mitnimmt nur um dann Sackgassen zu finden. Ich hoffe das es da eine Rettung gibt.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2015-02-12T05:36:25+00:00 12.02.2015 06:36
Hey (-‿◦☀)

also einerseits bin ich jetzt erleichtert, das Zoro noch bei Sanji war und das sie sich noch gesehen haben, aber jetzt geht es eigentlich erst richtig los, nachdem das Flugzeug in den Turm gekracht ist, in dem sie waren. Mir ist irgendwie jetzt auch ganz seltsam zu mute, weil es zum einen ein reales Ereignis ist, und ich mir eigentlich noch nie gewagt habe vorzustellen, wie das den ein paar Sekunden vor dem Einschlag in dem Tower gewesen sein könnte. Aber ich kann mir das mit der Stille, dem Unglauben der Leute schon vorstellen, das so etwas wie ein zerschellendes Flugzeug so unwahrscheinlich ist, das keiner daran glaubt das es passiert, obwohl sie es mit eigenen Augen sehen, aber selbst wenn es jemand glaubt, man ist nie und nimmer schnell genug unten um sich zu retten.

*uff* ich hoffe das sie es noch nach unten packen. Sich unter dem Tisch zu verkriechen hilft wohl nicht sehr viel.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2015-02-11T16:11:32+00:00 11.02.2015 17:11
Hey (❁´‿`❁)*✲゚*

oh weh, das klingt gar nicht gut, das Zorro zuspät zur Arbeit kommt und dann noch im WorldTradeCenter. Mir schwant übles, das Zoro seinen Sanji vielleicht nicht mehr wieder sehen wird und das nach dem Streit .. aber erst mal schauen, was du für die beiden vorgesehen hast.

CuCu Jyorie

Von: abgemeldet
2010-04-18T01:16:57+00:00 18.04.2010 03:16
Wieder ein sehr gelungenes Kapitel!

Ich hoffe die beiden schaffen es da lebend raus zu kommen.

Schreib schnell weiter bin gespannt wie'n Flitzebogen.
Ach und entschuldige das mein Kommentar so lange auf sich warten ließ.

LG Almostschneck02
Von:  Janachen2811
2010-03-30T21:55:17+00:00 30.03.2010 23:55
super kapitel, auch wenn ich bei ace' tod doch einen kloß im hals hatte. armer kerl - schon wieder.
die gefühle hast du gut rüber gebracht.
bin schon gespannt, wie es weiter geht und ob du sanji und zoro lebend aus dem gebäude bekommst *bibber*
lg janachen
Von:  Toshi
2010-03-30T21:15:55+00:00 30.03.2010 23:15
Drei Worte: Oh mein Gott.
Ich möchte dich erwürgen, dafür, dass du Ace NOCH EINMAL hast sterben lassen. u_u
Gwahh.. aber meinen vollsten Respekt dafür, dass du es auch noch niederschreiben konntest. Dafür sehe ich sogar fast über die paar Rechtschreibfehler hinweg und dass Zorro sich im ersten Abschnitt irgendwo 'Scheiß' von der Stirn wischt :'3
Von:  Janachen2811
2009-11-14T13:21:24+00:00 14.11.2009 14:21
Verdammt gut geschrieben!! Du bringst wirklich sehr gut die Dramatik in dieser Situation herrüber und man kann sich das sehr gut vorstellen.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht und wer sich hinter dem "schwarzhaarigen Mann" verbirgt. Musste da als erstes an Ace denken ... könnte aber auch Ruffy sein. *smile*
Warte gespannt auf das nächste Kapitel!
LG Jana
Von:  Minime
2009-11-13T13:41:25+00:00 13.11.2009 14:41
Zweite!!! *g*
oh das kapi is mal wieder hammer geil!
du schaffst es immer wieder die stimmung und die dramatik so gut einzufangen respekt alle achtung!
ich konnte mir das alles bildlich vorstellen echt jetzt!

man ich freu mich ja schon wahnsinnig auf das nächste kapi hoffentlich kommt zoro heil wieder zurück^^
ach was rede ichd a hoffentlich kommen die generell aus der sache raus aber ich hab so die befürchtung das du einen mindestens sterben lässt von den beiden =(
das wäre sooooooo wähhhh!!!!

kommen die andere charakter auch noch vot??? dewr mann in seinen alter könnte ja auch Ace sein oder???? so mal nee idee von mir XD

danke für die ENS hoffe du schickst mir wieder eine wenn das nächste kapi on kommt^^

LG
Natzuki03
Von: abgemeldet
2009-11-13T13:15:19+00:00 13.11.2009 14:15
Erste!!!

Wow, das war echt sehr sehr gut geschrieben. Ich konnte es mir richtig gut bildlich vorstellen. Aber sag mal ist der "schwarzhaarige Mann in Zorros Alter" etwa Ruffy?? *is nur so'ne Idee*

Also wie gesagt war ein geiles Kapitel,
aber auch sehr schockierend, weil es so gnadenlos real geschrieben ist.

Das gefällt mir an der FF so gut^^

Mach schnell weiter
LG Almostschneck02


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