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Yami No Kanji

Finstere Gefühle beherrschen meine Seele
von

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Kapitel 1

Es geht weiter. In diesem Kapitel werdet ihr eine Szene wiederfinden, die ihr schon kennt. Ich zeige euch jetzt quasi den Verlauf der Geschichte bis zu dieser einen Szene. Das Kapitel enthält sowohl eine schöne als auch eine schrecklich Szene, meiner Meinung nach. Ich hoffe ihr lest es trotzdem mit Neugier.

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Satoshi hatte nach dieser enttäuschenden Nachricht noch weiter abgebaut und das, obwohl sie um einiges entlastet waren. Er war immer müde und musste bei den Proben öfter Pausen einlegen als sonst. Das war doch nicht normal, dachten die Members, wussten aber nicht, was sie tun konnten.

Als sie einmal „Kowarete Iku Sekai“ probten ging es schon wieder los.

„Stop!“ rief Satoshi und die Instrumente verstummten augenblicklich.

„Was ist los?“ wollte ShuU irritiert wissen.

„Kurze Pause“, keuchte Satoshi.

„Schon wieder?“ murrte Ryo ungläubig.

„Nur ganz ku–“

Plötzlich wurde Satoshi schwarz vor Augen. Er verlor das Gleichgewicht und fiel...

„Oh mein Gott, Sato!!“

Nii, der ihm am nächsten war, fing ihn auf. Hilflos sah er ShuU und Ryo an, die sofort an seiner Seite waren. ShuU übernahm Satoshi, während Nii seine Gitarre abstellte. Er legte den bewusstlosen Körper sachte auf den Boden und die Beine hoch auf einen Stuhl.

„Bringt mir mal einen nassen Lappen!“ wies er die zwei anderen an.

Ryo stürmte los und kam wenig später mit dem gewünschten Lappen wieder, den er ShuU reichte. Ein Blick in das Gesicht des Sängers teilte ihm den Nutzen des Lappens mit. Auf Satoshi Stirn lagen dutzende Schweißperlen. ShuU legte den Lappen auf seine Stirn und sah seine Freunde an.

„Was ist los mit ihm?“ fragte Ryo ängstlich.

„Ich weiß es nicht“, sagte ShuU.

Sie knieten schweigend am Boden und sahen ihren Freund an. Außer ShuU hatte keiner von ihnen reagiert. Nii und Ryo waren einfach zu geschockt gewesen. Sie waren es noch immer, als Satoshi wieder aufwachte. Er blinzelte und sah orientierungslos in ihre besorgten Gesichter.

„Huh? Was ist passiert?“ nuschelte er verwirrt.

„Sato, Gott sei Dank! Jag uns doch nicht so einen Schreck ein!“ sagte Ryo erleichtert.

„Du warst einfach weg. Von einem Moment auf den anderen, “ erzählte Nii und klang nervös.

„Komisch“, meinte Satoshi und wollte sich aufsetzen, doch die anderen hielten ihn auf.

„Bleib lieber noch was liegen“, riet ShuU ihm.

„Mir geht’s gut“, entgegnete der Sänger unwirsch und setzte sich mit Ryos Hilfe auf. „Jetzt schaut mich nicht so an“, sagte er drei besorgte Blicke traf.

„Was erwartest du denn bitte von uns?“ machte Nii ihn an. „Das wir hier einfach seelenruhig weitermachen, bis du wieder zu dir kommst? Was ist los mit dir?“

„Wie, was ist los mit mir? Was meint ihr?“ erwiderte der Sänger verständnislos.

„Na, du hast dich verändert. Du bist ständig müde und erschöpft. Du hältst nicht mal mehr einen Song durch, “ begann der Schlagzeuger aufzuzählen. „Du bist ständig so abwesend, als könntest du dich nicht konzentrieren und du gehst nicht mehr raus.“

Wow, Ryo bringt es echt auf den Punkt, dachte Satoshi. Natürlich stimmte jedes Detail seiner Aufzählung. War er so einfach zu durchschauen? Dabei hatte er doch so angestrengt versucht sich nichts anmerken zu lassen. Er sah den Leader an. Dessen Augen fixierten und durchleuchteten ihn förmlich. Vor ShuU konnte man absolut nichts verheimlichen. Er durchschaute einen immer direkt. Doch er schürzte die Lippen. Er hatte wohl gemerkt, dass der Sänger nicht darüber reden wollte und respektierte diese Entscheidung.

„Ich glaube, wir belassen es dabei“, sagte der Leader, stand auf und zog Satoshi hoch. „Geh nach Hause und ruh dich aus. Die Erholung wird dir gut tun.“

„Aber–“

„Keine Widerrede!“ stellte ShuU klar.

Satoshi ließ den Kopf hängen.

„Okay...“

„Ich kann dich nach Hause fahren“, bot Ryo an.

„Nein, danke. Mir geht’s gut, “ betonte der Sänger noch einmal.

„Ruf mich an, wenn es dir besser geht“, sagte ShuU und tat als hätte er seine Bemerkung nicht gehört. „Dann machen wir einen neuen Termin für die Probe aus.“

„Ja, mach ich“, meinte Satoshi lustlos, drehte ihnen den Rücken zu und ging ohne ein Wort des Abschieds.

Kaum war er weg, fielen Nii und Ryo über den Bassisten her.

„Was war das denn?!“

„Wieso hast du ihn weggeschickt?!“

„Wieso hast du ihn gehen lassen?!“

„Bist du wahnsinnig?!“

„Willst du ihn wirklich sich selbst überlassen?!“

„Was wenn ihm was passiert?!“

„Hey – nicht beide auf einmal. Hey!!“ ShuU pfiff laut und brachte die zwei aufgebrachten Hähne so zum schweigen. „Ich weiß doch auch, dass es nicht das Klügste ist, ihn allein gehen zu lassen, aber ihr habt es doch selbst gesehen. Das hat keinen Sinn. Er verheimlicht uns etwas und will nicht, dass wir davon wissen. Wir können nichts tun außer seine Privatsphäre zu respektieren.“

Drummer und Gitarrist gaben sich geschlagen. Ryo ließ den blick traurig durch den Raum wandern.

„Er hat sein Mikro vergessen...“ fiel ihm auf.

Er wechselte einen beunruhigten Blick mit Nii und ShuU. Satoshi ließ sein Mikro niemals zurück. Er nahm es immer mit nach Hause. Es war sein wertvollster Besitz...

„Ich hab Angst“, flüsterte Nii.

Sie alle wussten, dass dies ein schlechtes Zeichen war. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit ihrem Sänger.

„Vielleicht ist er krank. Schwerkrank. Todkrank...“

„Ist gut, ShuU! Noch wissen wir nichts, also mal nicht den Teufel an die Wand!“ fauchte Ryo. Über so etwas wollte er gar nicht nachdenken, auch wenn sie diese Möglichkeit nicht ausschließen durften. Sie würde einiges erklären, aber nein. Das waren nur dumme Vermutungen. Es war bestimmt nur eine Phase. Nun war wohl das Burnout da, das sie befürchtet hatten und das, obwohl sie schon zurückgeschaltet hatten. Wahrscheinlich war es eine Nachreaktion auf den vielen Stress in der Vergangenheit. Und da half nur Erholung.

„Ich fahr nachher mal bei ihm vorbei und spiel Krankenschwester, “ kündigte Ryo grinsend an.

„Oh ja!“ stimmte Nii zu. „Ich komme mit.“

„Das lässt ihr schön bleiben“, widersprach der Bandleader bedrohlich. „Du hast ihn gehört. Er wollte nicht mal, dass du ihn nach Hause fährst. Lasst ihn in Ruhe. Wenn ihm die Decke auf den Kopf fällt, oder er Gesellschaft will, dann wird er sich schon melden. Ryo und Nii sahen sich an und seufzten.
 

Ryos POV
 

Seit einer Woche schon hatten sie nichts von Satoshi gehört. Nach der peinlichen Szene während der Probe, hatte er jede Kontaktaufnahme mit ihm verweigert, jeden Anruf, jede Nachricht ignoriert. Aus Respekt vor seiner Privatsphäre waren sie nicht einfach in seine Wohnung eingedrungen, obgleich sie doch alle einen Schlüssel zu ihr hatten. Sieben Tage nach ihrer letzten Probe hielt es Ryo jedoch nicht länger aus. Irgendwie hatte er ganz ungutes Gefühl. Als wäre Satoshi in Schwierigkeiten und bräuchte Hilfe. Für gewöhnlich bewahrheitete sich sein empathischer Verdacht leider. Kurzerhand fuhr er los, um den Sänger zu besuchen. Er schloss die Tür auf und schlüpfte in die Wohnung.

„Sato?“ fragte er laut, erhielt aber keine Antwort. Dann hörte er Wasser laufen. Satoshi war wohl gerade am duschen. Er ging zum Badezimmer am Ende des Flurs und stieß die Türe auf. „Tut mir Leid, dass ich so reinplatze“, begann er. Der Rest des Satzes blieb ihm im Hals stecken. Vor ihm lag Satoshi leblos in der Dusche. Das Wasser prasselte mit vollem Druck auf ihn nieder. Ryo spürte seinen Herzschlag aussetzen.

„Satoshi!“ rief er entsetzt und stürmte zu seinem Freund. Er drehte als erstes das Wasser ab. Es war kochend heiß. Kein Wunder, dass Satoshi umgekippt war, dachte Ryo. Im nächsten Moment erfuhr er allerdings den wahren Grund für Satoshis Ohnmacht, als er einen genauen Blick auf ihn warf. Der Sänger war furchtbar abgemagert. Überall traten seine Knochen, Sehnen und Venen hervor, an den Schultern und den Rippen am schlimmsten. Bei dem Anblick zersprang Ryo das Herz. Dass Satoshi nackt war, wurde zur Nebensache. Wie konnte er nur so verantwortungslos mit sich umgehen?

„Sato? Hörst du mich? Sato!“

Er klatsche ihm sanft gegen die Wange. Nach einer Weile schlug der Sänger die Augen auf.

„Ryo?“ krächzte er schwach.

„Ein Glück, Satoshi“, seufzte Ryo.

„Was machst du hier?“

„Ich wollte dich abholen. Du hast nicht auf unsere Nachrichten geantwortet. Wir haben gleich Bandprobe, “ log der Drummer und sah ihn besorgt an. „Alles okay?“

„Ja“, murmelte Satoshi verwirrt. Sein Kopf war wie benebelt. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Was ist passiert?“

„Du hast zu heiß geduscht“, erklärte Ryo. „Du hattest 'nen Kreislaufkollaps.“

Dass er wusste, weshalb Satoshi wirklich für eine Weile weg gewesen war, verschwieg er ihm erst einmal. Außerdem saß der Schreck über die soeben gemachte Erkenntnis noch zu tief, als dass er schon darüber reden konnte. Das heiße Wasser hatte sicher auch seinen Teil beigetragen. So heiß duschte doch niemand! Satoshis Haut war ganz rot. Das würde Brandblasen geben. Spürte Satoshi schon nichts mehr?

„Komm ich helfe dir, “ sagte Ryo und half seinem Freund auf. Der musste sich noch einen Moment an Ryo festhalten, bis er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Dann realisierte er, dass er nackt vor dem Drummer stand und lief leicht rosa an.

„Ich... ähm...“ stammelte er verlegen. Ryo verstand ihn sofort.

„Ich warte draußen auf dich“, sagte er und verließ das Badezimmer. Er machte die Tür zu, lehnte sich dagegen und schloss die Augen. Das... war... einfach... nicht wahr... Satoshi magersüchtig? Aber wieso? Was trieb ihn dazu sich so runterzuhungern? Damit gefährdete er doch hochgradig sein Leben. Warum? Leise Tränen liefen Ryos Gesicht hinab – eine Schockreaktion. Er wischte sie schnell weg. Er durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Er musste stark sein. Tief durchatmend sammelte er sich. Satoshi glaubte, sie hätten Probe. In dem Glauben würde er ihn auch lassen, bis sie ihm Auto waren, doch dann würde er ihn ins Krankenhaus bringen. Soweit er mitgezählt hatte, war Satoshi schon zweimal weggeknickt und das waren nur die Male in seiner Anwesenheit gewesen. Es wurde Zeit, dass Satoshi professionelle Hilfe erhielt, sonst würde er das ganz sicher mit dem Leben bezahlen.
 

Satoshis POV
 

Nachdem Ryo die Tür geschlossen hatte, lehnte sich Satoshi an die Fliesenwand. Seine Atmung ging unregelmäßig. Kein Wunder. Für eine Weile, er wusste nicht wie lange, war er tatsächlich bewusstlos gewesen. Wie damals bei der Probe, als er plötzlich mitten im Song zusammengebrochen war. Das Schlimmste war, dass ihn ausgerechnet sein bester Freund Ryo in diesem Zustand gesehen hatte. Jedem, der seinen nackten Körper sah, war auf der Stelle klar, was Satoshi versuchte und was er bereit war, dafür zu zahlen. Im besten Fall ein paar in seinen Augen überschüssige Pfunde, im schlimmsten Fall sein Leben. Niemand durfte davon wissen. Das war etwas, dass er mit sich selbst ausmachen musste. Vielleicht würde Ryo ihm ja glauben, dass alles in Ordnung war, wenn er gleich in aller Ruhe einen Apfel aß? Ja, das war eine gute Idee.

Er trocknete sich schnell ab und zog sich an. Dann rubbelte er sich kurz durch die Haare – sie wollten einfach nicht trocken werden – und verließ dann das Bad. Von Ryo war weit und breit nichts zu sehen. Er begann ihn zu suchen und fand ihn schließlich in der Küche am Tisch sitzend auf ihn warten. Als der Sänger eintrat, hob der Drummer den Kopf, sagte aber nichts. Sein Verhalten empfand der Sänger als unheimlich. Warum sagte Ryo nichts zu dem, was er gerade gesehen hatte? War das eine Taktik? Selbst wenn, würde er ihn mit seinem nächsten Akt aus dem Konzept bringen. Er griff nach einem Apfel aus der Obstschale und biss herzhaft hinein.
 

Ryos POV
 

Das Knacken des Apfels ließ Ryo aufhorchen. Er drehte sich um, um zu sehen aus welcher Richtung das Geräusch kam. Ihm klappte erstaunt der Mund auf. Vor ihm stand Satoshi mit einem Apfel in der Hand, munter hineinbeißend und kauend.

Was zum? dachte er verwirrt. Hatte er sich etwa nur eingebildet, dass Satoshi nur noch Haut und Knochen war? Wenn er so lustvoll aß, konnte das doch nicht sein. Er fixierte den Sänger genau. Sein Gesicht, sowie sein ganzer Körper, zeigten deutliche Anzeichen von Unterernährung an. Seine Wangen waren eingefallen, die Kiefer- und Wangenknochen stachen beim Kauen heraus. Seine Halsbeuge war deutlicher zu sehen, ebenso wie die Knochen, Muskel und Sehnen an den Armen. Den schlimmsten Teil verdeckte das weiße End-of-the-World T-Shirt. Nein, er hatte es sich nicht eingebildet. Satoshi war magersüchtig. Er konnte es mit eigenen Augen sehen. Wem wollte der Sänger etwas vormachen? Nun, augenblicklich ihm, doch damit war er nicht erfolgreich. Wusste Ryo es doch besser. Allerdings beschloss er Satoshi in dem Glauben zu lassen, er sei beruhigt, denn dann war sein Plan einfacher zu vollziehen. Sein Blick wanderte von dem durchnässten Shirt hoch zu den Haaren. Moment mal – durchnässtes Shirt? Dann sah er, dass Satoshis Haare noch pitschnass waren.

„Bist du wahnsinnig?!“ rief der Schlagzeuger entgeistert, sprang auf und rannte an Satoshi vorbei.
 

Satoshis POV
 

Als Ryo plötzlich aufschrie und fragte ob er wahnsinnig sei, blieb dem Sänger das Herz stehen. Er dachte, dass Ryo jetzt auf ihn losgehen würde, wegen dem, was er gesehen hatte. Umso überraschter war er, als er an ihm vorbei ins Badezimmer eilte und mit einem Handtuch bewaffnet zurückkam.
 

Ryos POV
 

„Du holst dir noch den Tod,“ sagte der Schlagzeuger und begann Satoshis Haare trocken zu rubbeln.

„Was zum? Stop! Ryo, hör auf!“ rief Satoshi. Er verlor so langsam das Gleichgewicht, weil Ryo so heftig rubbelte, doch dieser merkte es gar nicht. Er war so darauf fixiert, dass es ihm erst durch Satoshis Protest auffiel, wie viel Kraft er reinsteckte Satoshis Haare trocken zu kriegen. Er war zu sehr in Gedanken versunken. In diesem Zustand konnte sich der Sänger ganz leicht eine böse Grippe zuziehen. Sein Immunsystem war geschwächt. Und noch etwas anderes beschäftigte ihn. Satoshi waren seine Haare fast so heilig wie Nii. Niemand durfte sie anfassen. Und jetzt waren sie ihm... egal? Er wäre doch glatt mit nassen und ungestylten Haaren auf die Straße gegangen. Das war nicht Satoshi. Steckte hinter seinem abnormalen Verhalten etwa noch mehr als die Magersucht? Das wollte er sich gar nicht vorstellen... Satoshis Aufschrei ignorierte er vollkommen, weshalb er im nächsten Moment ohne Handtuch da stand. Verdutzt starrte er seine leeren Hände an und sah dann zu Satoshi, der nun mit giftigem Gesichtsausdruck jenes in den Händen hielt. Er hatte es Ryo entrissen, als er nicht auf ihn gehört hatte.

„Hey, gib's zurück,“ forderte der Schlagzeuger. „Oder ich hol den Fön. Mit nassen Haaren lass ich dich nicht aus dem Haus.“ Er wusste, dass Satoshi es hasste, wenn seine Haare geföhnt wurden. Er meinte, dass sie dadurch zu trocken wurden und abbrachen. Komm, Sato, zeig mir, dass du dich nicht total verändert hast...

„Ist doch meine Sache,“ bekam er als Antwort.

Satoshi...

Ryo rutschte das Herz in die Hose. Er hatte das Gefühl seine Beine gäben nach, als stützte er sich am Stuhl ab. „Satoshi,“ sagte er langsam und gedehnt. Der Schmerz war deutlich aus seine Stimme zu entnehmen. „Bitte... lass mich... dir die Haare trocknen.“
 

Satoshis POV
 

Der Schmerz in Ryos Stimme erschrak den Sänger. Er wollte ihm nicht wehtun, deshalb gab er nach. Er reichte Ryo das Handtuch und zauberte so ein kleines Lächeln auf dessen Gesicht.

„Danke,“ sagte der Schlagzeuger. „Setzt du dich? Ich verspreche auch ganz sanft zu sein.“

Das war keine Aufforderung, sondern ein Angebot, dass Satoshi gern annahm. Er setzte sich auf den Stuhl und ließ Ryo seine Haare trocknen. Der Schlagzeuger legte da Handtuch auf den Kopf des Sängers und begann die Haare sanft trocken zu rubbeln. Der Umstand wollte es so, dass er Satoshi damit einen Gefallen tat. Denn wer würde schon zu einer Kopfmassage nein sagen? Satoshi lehnte sich entspannt zurück und schloss die Augen. Ryo entging das natürlich nicht.

„Gefällt dir das?“ fragte er lächelnd.

„Ja sehr...“ schnurrte Satoshi. Innerlich aufseufzend spielte er mit dem Gedanken Ryo demnächst öfters um eine solche Massage zu bitten.
 

Ryos POV
 

Ryo hatte währenddessen Gefallen daran gefunden dem Älteren eine solche zu geben. Er kraulte ihn nebenbei im Nacken und hörten ihn wohlig aufseufzen. Als er fertig war, drehte er noch kleine Locken in den Wuschelkopf des Sängers, weil er fand, dass sie süß aussahen und ihm sehr gut standen.

„So perfekt,“ sagte er. „Jetzt können wir los.“

Nun fiel ihm auch wieder ein, wohin sie unterwegs waren, zumindest wenn es nach ihm ging. Er hatte doch glatt für ein paar Minuten die schreckliche Wahrheit, dass Satoshi magersüchtig war, verdrängt.

„Gut, ich geh nur noch mal kurz aufs Klo,“ sagte Satoshi und wollte schon ins Badezimmer verschwinden., doch in einer blitzschnellen Bewegung griff Ryo nach seinem Oberarm und hielt ihn zurück.

„Halt,“ sagte er kalt und bedrohlich.

Satoshi erschrak abermals und wandte sich seinem Freund zu. Dieser sah ihn kalt an, das Gesicht leicht rosa von den angestauten Gefühlen, darunter blanke Wut. Als Satoshi ansah, entspannten sich seine Gesichtszüge wieder. Mit aufgesetzter Freundlichkeit fügte er hinzu: „Du kannst ihm Proberaum aufs Klo gehen. Wir sind spät dran und ich hab ShuU versprochen wir sind pünktlich.“

Zurzeit war Satoshi so leicht zu durchschauen. Ryo wusste genau, was er im Bad wollte. Er würde den Apfel, den er vorhin verspeist hatte, wieder hinauswürgen. Satoshi war also nicht nur magersüchtig, sondern auch Bulemiker. Ryo würde dafür sorgen, dass der Ältere so schnell nicht mehr in die Nähe einer Toilette kam und wenn doch, dann würde er ihn strengstens beobachten und sicherstellen, dass jede Nahrungsaufnahme seinen Magen nicht so schnell verließ.

„Also los,“ sagte der Drummer und schubste ihn zur Tür.

„Warte–“ protestierte Satoshi. „Mein Zeug.“

Mit „mein Zeug“ meinte er seine Wertsachen wie Geldbörse, Schlüssel und Handy. Er drehte sich um und holte die Wertgegenstände aus dem Schlafzimmer. Darunter auch ein neuer Text, den er den Jungs zeigen wollte. Als Ryo das Blatt sah, nahm er den Köder dankend an.

„Hast du wieder was geschrieben?“ fragte er, um ihn abzulenken, während sie die Treppe runtergingen.

„Ja. Mal sehen, vielleicht passt es ja zu einer deiner Kompositionen,“ antwortete Satoshi.

Sie verließen den Wohnungsbau und gingen zum Auto.

„Bestimmt,“ erwiderte der Kleinere und hielt ihm die Autotür auf – wohlgemerkt die Hintertür. „Ich hab auch wieder neues Material.“

Ins Gespräch vertieft bemerkte Satoshi gar nicht, dass er auf der Rückbank saß. Erst als Ryo einstieg und die Zentralverriegelung betätigte, fiel ihm auf, dass etwas nicht stimmte.

„Oh, ich sitz ja hinten,“ scherzte er. „Bin wohl noch nicht ganz wach. Warte, ich komme zu dir nach vorne.“

Und als er die Türe öffnen wollte und sie verriegelt war, wusste er, dass irgendetwas fault war.

„Ryo...“ begann er misstrauisch und wollte sich zu dem Schlagzeuger nach vorne lehnen.

In diesem Moment jedoch trat Ryo flach aufs Gas und fuhr los. Satoshi warf es auf die Rückbank. Wütend hielt er sich den Kopf an der Stelle, wo er mit der Kopfstütze Kontakt gehabt hatte. Ryo hatte ihn ausgetrickst! Zornig über diese Hinterhältigkeit teilte er dem Jüngeren seine Meinung dazu mit. Ryo ignorierte seine Proteste allerdings vollkommen und wies ihn an sich anzuschnallen.

Sie rasten mit Tempo achtzig durch die Straßen. Ryo fuhr wie ein Irrer. Dauernd mussten Autos seiner preschenden Karre ausweichen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Der Fahrer selbst kümmerte sich nicht drum. Er zückte sein Handy, wählte eine Nummer und wartete darauf, dass Nii abnahm.

„Ja?“

„Nii? Ich hoffe, du bist nüchtern. Ich weiß jetzt was mit Sato los ist,“ sagte Ryo trocken.

„Ja, bin ich. Und was?“ meinte Nii genervt.

„Sato ist magersüchtig.“

„Bin ich nicht!“ widersprach Satoshi wütend von der Rückbank. Ryo drehte sich zu ihm um und sah ihn bedrohlich an. „Sieh auf die Straße, Mann!“ rief der Sänger entgeistert.

Ryo riss das Steuer herum und konnte gerade noch einen Zusammenprall verhindern.

„Ryo?“ erklang es besorgt aus dem Handy. „Alles in Ordnung bei euch?“

„Ja, alles okay. Ich meine nein. Gar nichts ist okay. Hast du gehört, was ich gesagt habe?“ entgegnete Ryo. Er war ein wenig überfordert mit der Situation.

„Ja, hab ich,“ antwortete Nii nüchtern.

„Ich bin grad auf dem Weg ins Krankenhaus mit ihm,“ erzählte Ryo weiter. „Ich will euch da sofort sehen. Das wird ein starkes Stück Satoshi wieder hinzubiegen und das schaff ich nicht allein.“

„Mir geht’s gut!“ meinte Satoshi trotzig.

„Gut. Aber warum denn ins Krankenhaus?“ fragte Nii bestürzt.

„Scheiße Mann, weil er mir jeden Moment wieder zusammenklappt!“ erwiderte Ryo verzweifelt.

„Gar nicht wahr!“ protestierte Satoshi, konnte aber nicht so viel Kraft in seine Stimme legen, wie er es gern getan hätte.

Wieder drehte sich Ryo zu ihm um und vernachlässigte den Verkehr völlig.

„Jetzt hör mir mal gut zu, Satoshi. Du bist krank! Je eher du das einsiehst, desto besser und–“

„Pass auf! Kuck nach vorne! Nach vorne!“ schrie Satoshi panisch und deutete nach vorn.

Ryo drehte sich noch um, doch da war es schon zu spät. Ungebremst knallten sie in ihren Vordermann. Ryo prallte mit den Kopf auf das Lenkrad. Satoshis knallte gegen die Sitzlehne. Er war sofort bewusstlos.

„Satoshi... Satoshi...“ murmelte Ryo, bevor auch er das Bewusstsein verlor.

„Ryo?“ drang Niis nervöse Stimme aus dem Handy. „Was war das für ein Knall? Was ist los bei euch? Ryo, antworte mir! Ryo!!“

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Jetzt wisst ihr, welche Szene ich meine.
 

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich zum Thema Magersucht/Bulemie überhaupt keine Erfahrungen habe. Wenn euch also etwas auffällt, dass gar nicht sein kann, medizinisch oder so, dann sagt es mir bitte.
 

Ansonsten hoffe ich, dass ich euch mit diesem Kapitel nicht zu sehr geschockt habe und dass wir uns beim nächsten Mal wieder lesen.
 

P.S. das Kapitel widme ich meinen RPG Partnern dragongundam und J-a-y. Etwas davon hab ich aus unserem RPG übernommen und ich glaub ihr wisst genau was XD
 

Bis dann

Eure Asu



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-09-24T12:23:04+00:00 24.09.2009 14:23
Hätte gar nicht erwartet, dass noch jemand eine FF zu diesem Thema schreiben würde und bin deshalb sehr überrascht. Vllt hast du sie schon gelesen, aber ich habe auch eine FF verfasst:

http://www.fanfiktion.de/s/494830ac0000b5cf06d00bb9

Bin gespannt auf deinen weiteren Handlungsverlauf :)
Alles Liebe Lic
Von:  J-a-y
2009-09-22T20:52:28+00:00 22.09.2009 22:52
*Dragi mit der Zeitung hau*

natürlich... das Nackenkraulen *hach*
und die Löckchen >///////<
vielen lieben Dank dass du uns erwähnt hast :)


oh my, ich hab mir extra dazu keine lustige Musik angehacmt >.<
man... das mit der Dusche war schon recht hart. Und dass schlimme ist, ich muss es mir immer so bildlich vorstellen. Wie Sato da os abgemagert auf den Fliesen liegt T_____T

gut dass Ryo doch nicht locker gelassen hat.
Und dass er dann Ryo belügen wollte mit dem Apfel, nur um ihm zu zeigen, dass er nicht krankt sei.. boah.. Sato!!!
Du bist so eine Vollnuss );

hoffentlich überleben sie den Unfall gut. Oder sie landen beide im Krankenhaus und Sato wird an's Bett gefesselt und zwangsernärt >.<
aber wenn's bei ihm im Kopf nich Klick macht, dann können die Anderen sich noch so sehr bemühen
Von:  dragongundam
2009-09-21T22:16:18+00:00 22.09.2009 00:16
Kommi XDDDDDDDDDD

hach das find ich so lieb, dass du uns das kapi gewidmet hast */////*
auch wenn ich jetzt nicht genau weiß, was du übernommen hast
O.O°
*manchmal sehr verpeilt bin*
klär mich verwirrtes viech bitte auf xDDD
oda hab ich was überlesen? XDDD

ich mag das kapi voll *________*
wie sich ryo um ihn kümmert
die szene in der dusche war schlimm ;_; zum glück ist er einfach rein v.v

ganz besonders mag ich die eine szene da, wo sato seine haare so egal sind und ryo das schmerzlich bewusst wird, dass er sich so verändert hat...

wenigstens lässt er sich dann doch noch die haare trocken rubbeln *_*

hmm...da ich ja so meine erfahrungen mit magersucht hatte, kann ich sagen, dass du alles richtig beschrieben hast
ist mir jetzt nix aufgefallen
aber ist auch schwierig zu sagen, weil jeder geht ja auf seine weise mit dieser krankheit um
aber sato verhält sich schon 'richtig' >.<°
hat kein einsehen und immer schön trotzig vor anderen essen, im nächsten moment aber sofort auf das klo rennen wollen...

bin gespannt was noch alles passiert *___*
*anfeuer*


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