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My flower of love

One year in my life
von

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Mai

It's the heart afraid of breaking

that never learns to dance
 

Der Rest des Aprils war an mir vorbeigezogen und der Mai war still und leise gekommen. Ich hatte nicht gewusst, was ich sagen oder tun sollte, um Magies Freundschaft zu behalten, aber ich wusste auch nicht, was ich tun sollte, damit dieses komische Gefühl, dass mich seit einigen Tagen übermannte nicht mehr losließ verschwand. Immer wenn Gilbert mir direkt in die Augen sah, wurde ich knallrot oder eher ich hatte das Gefühl rot zu werden. Warum auch immer das so war, so wusste ich doch, dass es nicht so sein sollte.

Magie erzählte jedem, der es hören wollte oder auch nicht hören wollte, dass Gilbert eine verdammte Schwuchtel war, um sie zu zitieren, die ihr den Freund weggenommen hatte. Aber er war sicher nicht Schuld daran, dass ich sie einfach nicht liebte. Ich konnte sie einfach nicht lieben. Warum wusste ich damals noch nicht.

Es war die dritte Maiwoche, als Gilbert mich fragte, ob wir nicht gemeinsam einen DVD Abend machen wollten. Ich hatte keine Ahnung, dass es nur um uns beide ging, aber sagte dennoch zu. Ich würde wohl auch bei ihm übernachten können, meinte er, das sei kein Problem, dann müsse ich nachher niemanden wecken, wenn ich Heim ging.

Ich wusste nicht, warum ich so entspannt zustimmte, aber es war mir nicht unangenehm, dass ich dort mit ihm zusammen auf einem Sofa hocken sollte, um mir Filme anzusehen. Ganz im Gegenteil freute ich mich darauf.

Niemand fragte auf dem Schulhof in der Pause, ob er etwas mitbringen sollte, aber das Gesprächsthema Nummer eins, war wie so oft Magie, die eben Joel schief von der Seite angemacht hatte, von wegen, dass er dafür sorgen sollte, dass Gilbert die Finger von mir ließ.

„Mensch Jo, nimm's nicht so schwer. Sie ist eifersüchtig, weil ich euch alle lieber habe als sie.“ Ich lachte herzlich über die Angelegenheit, doch Gilbert schien es etwas schwerer zu nehmen.

„Hör mal Gil, das glaubt eh keiner, was sie sagt. Die Mädels fliegen doch auf dich, hör nicht auf die Kuh. Alle wissen, dass sie eifersüchtig ist, weil Bri und du sich so gut verstehen“, warf Julia ein.

„Freundschaftstechnisch hast du eben ihren Platz hier eingenommen und den wollte sie gerne zurückhaben“, stimmte Masy, unsere zukünftige Psychologin zu.

„Schon, aber dass sie solche Gerüchte verbreitet ist eben unangenehm oder Gil?“, verteidigte Jake ihn, der sonst ein ziemlicher Macho war.

„Ja, das ist wahr. Ich frage mich sowieso, was sie gegen mich hatte. Ich hab ihr nun weiß Gott gar nichts getan“, stimmte Gilbert ein.

Alex, Mark und Beth fingen daraufhin an zu kichern. Beths Zwillingsschwester war eng mit Magie befreundet und die Zwillinge hatten, wenngleich sie unterschiedliche Freundeskreise hatten, keine Geheimnisse voreinander.

„Sie hat mitbekommen, worüber ihr beide am ersten Tag, als du herkamst geredet habt und sie weiß auch, dass du Bri dazu geraten hast, zu machen wonach ihm ist. Tja... das hat ihr nicht gefallen und sie denkt, dass du den lieben Bri gerne in die Kiste bekommen würdest.“ Sie lachte lautstark los.

„Wenn er das gewollt hätte, hätte er dazu schon eine Gelegenheit gehabt. Immerhin war ich vor ein paar Wochen ziemlich betrunken. Da hätte ich mich gar nicht wehren können.“ Ich grinste Gilbert frech an.

„Stimmt, aber ich war ganz brav, nicht wahr Brian?“ Wie um seinen Spaß zu unterstreichen, kniff er mir mit einem Zwinkern in den Hintern und ich fuhr mit einem 'au' herum und sah nur, dass seine Augen vor Schalk blitzten.

„Hört, hört! Und bei euch soll nichts gelaufen sein?“, wieherte Alex und Mark stimmte ebenfalls mit ein. „Also dann fress ich 'nen Besen.“

„Tja, dann sollten wir dir einen besorgen gehen“, giggelte Gilbert und winkte spielerisch den Hausmeister heran, der nur die Augen verdrehte, ob unserer Kinderei. Wir hatten tierischen Spaß daran, uns darüber lustig zu machen, was unsere Lieblingstussi so erzählte, denn immer ging es gegen Gilbert und mich und irgendwie wunderte es mich nicht einmal, denn ihre Eifersucht zog Kreise, von denen ich damals keine Ahnung hatte.
 

~*~
 

Am Abend ging Brian als rüber zu Gilbert, was nicht besonders weit war, aber dennoch waren meine Wangen vom Wind leicht gerötet, als mein Gastgeber mir die Tür öffnete. „Hey, da bist du ja endlich.“ Gilbert grinste mich an und ließ mich rein.

„Es ist ganz schön kühl heute Abend“, meinte ich nur und legte meine leichte Frühlingsjacke ab.

„Tja, dann können wir ja froh sein, dass wir es uns oben bei DVDs gemütlich machen. Ich dachte so ganz stilecht, wegen der Gerüchte an Brokeback Mountain.“ Ein schallendes Lachen nahm mich gefangen.

„Wenn du drauf stehst, bitte, aber ich garantiere nicht dafür, dass ich nicht einschlafe“, konterte ich, „Sind die anderen schon da?“

„Wieso das? Julia und Masy, sind mit Beth auf irgendeiner Tussenparty, Marc, Alex, Jake und Jo sind zusammen zu so einer Autoshow gegangen und du sagtest vor zwei Wochen, dass du daran kein Interesse hast und da ich nicht wollte, dass wir beide heute Abend alleine zu Hause sitzen, dachte ich, dass wir uns zusammen einen schönen Abend machen. Hab Popcorn, Chips und diverse andere Süßwaren oben, wenn dir danach ist. Außerdem jede Menge Getränke und... Alles okay, du bist ja kreidebleich.“ Gilbert hatte vor sich hin geplappert und ich war offenbar ziemlich blass geworden.

„Nur wir beide? Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, wollte ich etwas zögernd wissen.

„Komm erstmal hoch und dann sagst du mir bitte, wo bei nur wir beide das Problem liegt...“, meinte Gilbert und ich ging wirklich mit ihm nach oben. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich war entsetzlich nervös. Irgendwas stimmte doch nicht mit mir und ich wusste beim besten Willen nicht, was es sein könnte. Warum reagierte ich so entsetzlich nervös auf die Tatsache, dass ich mit Gilbert allein bleiben würde? Ich war doch nicht zum ersten Mal mit ihm alleine in einem Raum und ich wusste immer noch nicht, ob er Frauen oder Männer als Sexualpartner bevorzugte. Warum also sollte ich mir Gedanken machen? Wenn er nichts Anderes erwähnt hatte, war er sicher hetero und ich brauchte keine Angst zu haben, dass er mir irgendwie zu nahe kam oder wollte ich das vielleicht? Mein Hirn spielte mir offenbar schon Streiche. Das durfte einfach nicht sein! Ich und sch... STOP... Gehirn einschalten. Sehr gut, der Gedanke war erfolgreich verdrängt. Ich konnte also wieder anfangen meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken.

In Gilberts Zimmer setzte ich mich etwas zaghaft aufs Sofa, dass gegenüber des Fernsehers stand.

„Also Brian, was ist los mit dir?“, fragte Gilbert vorsichtig.

„Ach, es ist nur... ich hab einfach nicht erwartet, dass wir alleine sein werden und bin überrascht“, log ich.

Doch Gilbert kannte mich schon eine Weile und durchschaute mich offenbar. „Und jetzt die Wahrheit.“

„Das ist die Wahrheit Gilbert. Ich... ich mein... na ja... ich steh nicht sonderlich auf Brokeback Mountain.“ Wir beide lachten und er hielt mir ein paar Filme hin, bei denen ich sicher sein konnte, dass ich sie mochte. Wahllos tippte ich auf einen.

Gilbert kuschelte sich neben mich aufs Sofa und so schauten wir beide den Film, bis der Abspann lief weitestgehend stumm. Nicht, dass ich etwas davon mitbekommen hätte, aber er würde es nicht merken, weil wir beide Popcorn, Chips und Gummitiere in uns stopften und ab und zu etwas tranken. Doch, auf Gilberts Frage nach noch einem Film reagierte ich nicht, sondern starrte weiterhin auf den Fernseher, der mittlerweile nur noch ein Flimmern zeigte.

„Brian! Hörst du mir zu?“, rief er etwas lauter und ich schreckte hoch.

„Wie bitte?“ Sein Gesicht war unheimlich nahe, wie war das dahin gekommen?

„Ob du noch einen Film sehen willst. Aber du hast eh nicht hingesehen oder?“ Er ließ sich neben mich fallen und legte mir die Hand auf den Oberschenkel, als ich leicht nickte. „Was ist los mit dir? So vertieft in Gedanken?“ Er lachte leicht und ich schaute an ihm vorbei aus dem Fenster.

„Ich weiß einfach nicht, was in mir vorgeht...“, flüsterte ich und er sah mich etwas erschrocken an.

„Was meinst du damit?“ Sein Arm legte sich um meine Schultern und er zog mich etwas an sich, sodass ich meinen Kopf an seinem Oberkörper vergraben konnte.

„Ich wollte Magie nicht und jetzt... ich weiß nicht, aber ich hab dauernd das Gefühl zu erröten, wenn ich jemand bestimmten begegne. Ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist. Ich werde so nervös, in der Gegenwart dieser Person.“ Ich seufzte. Es war unglaublich warm bei ihm.

„Was für eine Art Nervosität ist es denn?“, fragte Gilbert leise und strich mir beruhigend über den Rücken.

„Ich weiß nicht, ich werde ganz kribbelig und kann nicht mehr aufsehen. Meine Hände werden feucht... ich weiß nicht...“ Ich seufzte, wollte mich aus dieser Umarmung befreien, weil mir schrecklich heiß wurde und mein Herz wie wild in meiner Brust schlug.

Sacht lachte er. „Hör mal Brian, die Gerüchte, dass ich Magie den Freund weggenommen habe, sind zwar nicht wahr, aber das wissen nicht alle.“

Ich schaute etwas irritiert auf. „Das weiß ich auch, aber was...“ Ich stockte. Er wollte mir sagen, dass sie Recht hatte und er auf Männer stand oder? Ich sah ihn einfach nur an.

„Brian, ich sag dir das, weil ich denke, du wirst es niemandem sagen. Ich bin schwul. Meine Eltern haben sich mit der Situation arrangiert, aber meine ehemaligen Klassenkameraden kamen damit weniger klar, deswegen sind wir hergezogen und deswegen bin ich hier. Es ist nicht so schwer, schwul zu sein, wenn man Freunde hat, die Rückendeckung geben Brian.“ Er lächelte aufmerksam.

„Du hast es gemerkt und deswegen sind wir heute Abend alleine oder?“, flüsterte ich.

„Wie sollte ich nicht, wenn deine Wangen ständig glühen, wenn du mich siehst?“, er lachte leicht und wuschelte mir durchs Haar.

„Ich hab Angst...“ Meine Stimme gab nach und er nickte leicht.

„Ich weiß Brian und es gibt Dinge, vor denen man aus gewissen Gründen Angst hat. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, aber... vielleicht...“ Er blickte auf mich hinab und ich nickte zaghaft.

„Ich weiß nicht, was ich machen soll, aber ich will versuchen damit klar zu kommen und ich möchte versuchen zu verstehen, was mit mir los ist, bevor ich etwas Konkretes sage.“ Meine Stimme klang sehr weit weg.

„Klar Brian, ist kein Problem. Ich weiß, dass es nicht so leicht ist, wie es aussieht. Aber vergiss nicht, dass es das Herz ist, welches fürchtet zu zerbrechen, dass niemals lernt, leicht in der Luft zu tanzen.“

Ich musste lachen: „Wie war das mit Brokeback Mountain du Philosoph? Vielleicht lerne ich doch noch was.“

Er stimmte in mein Lachen ein und die Atmosphäre entspannte sich merklich, denn wir beide wussten, dass meine Angst nicht ewig andauern würde...



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