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Visual Kei One Shots

Eine OS-Sammlung rund um das Thema Visual Kei und ihre Bands~
von

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You've been the first and only one to Me

„Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen!“, schrie ihn der Jüngere an und schmiss eines seiner Sofakissen nach ihm.

Jetzt, wo ihn der Gegenstand am Kopf traf, riss ihm aber der Geduldsfaden, der bereits äusserst seiden gewesen war. Was fiel dem Brünetten eigentlich ein, ihn aus seiner eigenen Wohnung zu schmeissen?! Wenn er ihn schon nicht sehen wollte, sollte er doch selbst gehen.

„Dann geh bitte! Ich werde dich nicht daran hindern, wenn du aus meiner Wohnung gehst!“, entgegnete der Ältere nicht weniger laut und in seinen Augen funkelte es gefährlich.

Der Angesprochene verengte seine Augen nur zu dünnen Schlitzen, packte seine Tasche und griff sich seine Jacke, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und zur Tür schritt, aber nicht ohne dem Grösseren einen wütenden Blick zuzuwerfen.

„Fein, mich siehst du nie wieder, du verlogener Hund! Schreib mich einfach ab und streich mich aus deinem Leben!“, brüllte der Bassist noch in die Wohnung, ehe die Haustür auch schon äusserst geräuschvoll mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.
 

Stille.
 

Saga war weg und würde nicht mehr wiederkommen.
 

Der Braunhaarige liess sich schwer aufs Sofa fallen und schnappte sich die Zigarettenpackung, die auf dem Tisch lag. Das Nikotin würde ihn schon beruhigen. Er inhalierte den Rauch und entliess ihn später wieder in die Luft.

Nun, da er etwas ruhiger geworden war, drang das eben Geschehene tief in seinen Kopf und die Folge davon wurde ihm schrecklich bewusst.

Die ihm wertvollste Person, sein Freund und Geliebter, war weg und würde auch weg bleiben…

„Was habe ich bloss angerichtet?“, fragte sich der Alleingelassene murmelnd und verbarg das Gesicht in seiner freien Hand.

Er war ein Idiot, ein riesiger Idiot. Was mochte der andere wohl jetzt von ihm denken? Wie hatte die ganze Sache bloss so eskalieren können, wo es doch vor gut einem Monat so harmlos begonnen hatte?
 

Während Uruha sich diese Fragen stellte, löste sich ohne sein Zutun aus seinem Augenwinkel eine Träne.
 

Nun war es zu spät; alles war zerstört, rettungslos verloren…
 

Flashback
 

... you… Kou… Kouyou…

Verwirrt hielt er inne und sah sich kurz um, entdeckte jedoch niemanden.

„Was ist?“, fragte Reita verwundert und blieb ebenfalls stehen, um seinen besten Freund anzusehen.

Der Angesprochene sah nochmals einen Moment um sich und schüttelte dann den Kopf.

„Ist schon gut. Lass uns zurückgehen“, antwortete er dann und zeigte anschliessend in Richtung ihres Sitzplatzes.

Der Blonde nickte nur und sie gingen zu zweit zurück, wo sie sich sofort hinsetzten und nach ihren Getränken griffen. Wie gut, dass sie sich gleich nach Betreten des Clubs einen Platz ausgesucht hatten, an dem die Musik nicht so laut war, sodass sie jetzt in einer angenehmen Lautstärke miteinander reden konnten, ohne sich, wie vorhin auf der Tanzfläche, gegenseitig anschreien zu müssen.

„Also los, was ist gerade passiert?“, gab sein Gegenüber zwischen zwei Schlucken von sich und musterte ihn mit halbernster Miene.

„Nichts, ich dachte nur, ich hätte gehört, wie jemand nach mir gerufen hat.“

Der ihm gegenüber Sitzende hob nur eine Augenbraue, sagte dann jedoch nichts mehr, sondern nahm nur stumm einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Auf einmal hielt dieser plötzlich in seiner Bewegung inne, was Uruha dazu veranlasste, verwundert zu ihm zu sehen.

„Dich hat tatsächlich jemand gerufen…“, murmelte sein bester Freund nur.

Einen Augenblick später spürte er die Hand auf seiner Schulter, woraufhin er sich überrascht umdrehte, nur um in ein ihm bekanntes Gesicht zu blicken. Sofort machte sich ein leichtes Kribbeln in ihm breit.

„Kouyou, Akira! Welch ein Zufall, euch hier zu treffen“, begrüsste sie der andere sogleich strahlend und umarmte ihn prompt.

„Mitsuo… Wow, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich ausgerechnet hier wiedersehen würde. Was machst du hier in Tokyo?“, gab der Braunhaarige erstaunt von sich.

„Ich bin beruflich hier, für genau drei Monate. Das ist mein dritter Monat hier. Ich freue mich, euch zu sehen!“

Der Angesprochene war verwundert, doch dann lächelte er leicht.

„Die Freude ist ganz meinerseits.“

Reita und er machten etwas Platz, sodass der andere sich auch noch zu ihnen setzen konnte. In der High School hatten sie zu dritt ziemlich viel miteinander unternommen, aber nachdem sie beide nach Tokyo gegangen waren, war der Kontakt völlig abgebrochen. Sie knüpften an alte Zeiten an und unterhielten sich ausgelassen über dieses und jenes.

Als die Nacht schon weit vorangeschritten war, meinte Mitsuo, dass sie zu ihm gehen sollten. Die beiden Musiker hatten nichts dagegen und nahmen das Angebot gerne an.
 

Der blonde Bassist, der durch Alkohol zumeist müde wurde, ging gleich nach der Ankunft in das ihm angebotene Schlafzimmer und driftete sogleich in den Schlaf ab. Uruha blieb jedoch mit Mitsuo im Wohnzimmer.

„Mitsuo, das in der High School…“

„Du meinst, wo wir eine Affäre miteinander hatten?“

„Ja…“

„Wenn es nach mir ginge, können wir gerne wieder daran anknüpfen. Ich habe jede Sekunde unseres Beisammenseins genossen, Kouyou“, kam es murmelnd von seinem Gegenüber.

Der Braunhaarige schüttelte den Kopf und seufzte leise.

„Nein, wir können nicht daran anknüpfen. Ich mag dich und würde mich freuen, wenn wir den Kontakt zueinander wieder aufbauen könnten, aber dasselbe wie in der High School wird es nicht mehr werden, Mitsuo. Ich habe jetzt einen Freund… und diese Beziehung möchte ich nicht zerstören.“

„Verstehe… mir macht’s nichts aus. Aber… du hast dich gebunden? Wie war das damals noch, von wegen du wollest dich niemals binden, weil Beziehungen nur Probleme mit sich bringen?“, neckte ihn der Schwarzhaarige und sie mussten beide daraufhin lachen.

„Er ist anders… Bei ihm musste ich eine Ausnahme machen. Es ging einfach nicht anders.“

„Bist du glücklich?“

Bei dieser Frage musste der Leadgitarrist nicht einmal überlegen.

„Ich liebe ihn und ja, ich bin glücklich.“

„Dann bin ich froh.“

Sie redeten noch eine Weile lang weiter, bis die Nacht bereits ziemlich fortgeschritten war. Schliesslich entschieden sie sich dafür, sich nun auch schlafen zu legen.
 

Am nächsten Morgen gingen sein bester Freund und er wieder nach Hause. Er betrat seine Wohnung äusserst leise, da er nicht wusste, ob Saga womöglich noch schlief. Sein Freund war zwar normalerweise kein Langschläfer, aber es kam doch ab und an mal vor, dass dieser an Sonntagen länger als sonst im Bett blieb.

Heute war das anscheinend wieder der Fall, denn die Rollläden in seiner Wohnung waren alle noch nicht hochgezogen worden, sodass es im Innern immer noch dunkel war. Auf leisen Sohlen begab er sich in sein Schlafzimmer, wo er den Bassisten mit einem friedlichen Ausdruck in seinem Bett liegen sah.

Lächelnd näherte sich Uruha dem Schlafenden, liess sich neben diesem auf der Bettkante nieder und hauchte einen sanften Kuss auf die geschlossenen Lippen. Sekunden darauf schlug der Brünette langsam seine Augen auf und sah ihn schlaftrunken an.

„Guten Morgen, Liebster“, grüsste er den Jüngeren und lächelte ihn sanft an.

„Morgen… Du bist gestern nicht mehr nach Hause gekommen…“, murmelte der Liegende nur verschlafen.

„Tut mir leid. Ich hab vergessen, dir eine Nachricht zukommen zu lassen.“

„Schon gut… daran habe ich mich ja inzwischen gewöhnt… an deine Schusseligkeit meine ich…“

Empört blies er seine Backen auf.

„Ich bin nicht schusselig!“, protestierte er daraufhin, aber der Kleinere liess sich nicht davon beeindrucken.

„Jaja, wie auch immer… Lass mich weiterschlafen“, entgegnete dieser daraufhin lediglich, bevor er die Decke wieder ganz hochzog.

„Es ist schon bald Mittag…“

„…und morgen habe ich keine Proben, weil Nao ein Einzelfotoshooting, inklusive Interview, hat. Passt doch.“

Der Leadgitarrist konnte daraufhin nur leise lachen.

„Du bist niedlich.“

„Bin ich nicht…“, kam es sogleich murrend von seinem Freund. „Hast du noch etwas, das du loswerden möchtest, oder willst du mich einfach nicht schlafen lassen?“

„Hm…“

Nachdenklich streichelte er dem anderen, der die Augen wieder geschlossen hatte, durch die weichen Haare.

„Ich habe gestern jemanden wiedergetroffen, den ich aus der High School kenne… einen guten Freund und… eine ehemalige Liebschaft.“

Auf der Stelle schlug Saga die Augen wieder auf und sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an, sagte jedoch nichts.

„Da wir uns früher ziemlich gut verstanden haben, habe ich vor, ihn die Zeit über, in der er noch hier sein wird, zu treffen. Macht dir das etwas aus?“

„Nein, wieso sollte es? Ich vertraue dir und du wirst mir auch nicht untreu sein… oder?“, antwortete ihm der Brünette nach einer Weile und lächelte ihn gleich darauf warm an.

„Wieso sollte ich dir nicht mehr treu sein? Du bist der Einzige für mich...“

„Dann muss ich ja keine Bedenken haben, nicht wahr?“

„Danke für dein Vertrauen, Takashi.“

Er beugte sich nach diesen Worten vor, um den nach wie vor Liegenden sanft zu küssen.

„So, und jetzt lass mich wieder schlafen. Ich bin gestern deinetwegen lange wachgeblieben, weil ich dachte, du würdest noch wiederkommen. Jetzt bin ich todmüde. Wecke mich nicht vor zwei oder drei Uhr. Solltest du es doch wagen, schliesse schon mal mit deinem Leben ab.“

Kaum waren diese Worte verklungen, zog sich der Bassist die Decke bereits über den Kopf. Uruha lachte leise und streichelte ein letztes Mal über den Kopf des Jüngeren, ehe er aufstand, das Zimmer verliess und behutsam die Tür hinter sich zuzog, um den anderen schlafen zu lassen.
 

Im Verlauf der nächsten Woche traf er sich ziemlich oft mit Mitsuo und sie unternahmen viel gemeinsam. Entweder sie besuchten ein Café, gingen einfach so in den Park oder machten eine kleine Shoppingtour. Natürlich achtete der Braunhaarige darauf, dass sein eigener Freund hierbei nicht zu kurz kam, aber dieser hatte anscheinend gar nicht so ein Problem damit. Er war sicher auch froh, wenn er etwas mit seinen Freunden unternehmen konnte und ihnen nicht ständig absagen musste.

Eines Abends verabredeten sie sich, um gemeinsam in einen Club zu gehen. Da der Bassist ein Konzert hatte und sich nach diesem eigentlich nur noch am liebsten im Bett verkriechen wollte, kam dieser nicht mit, obwohl sich der Ältere darauf gefreut hätte, wieder einmal mit seinem Geliebten in einen Club zu gehen, um diesen so richtig einzuheizen. So mussten sie es jedoch wohl auf ein anderes Mal verschieben.
 

So kam es, dass er mit dem Schwarzhaarigen allein in einen Nachtclub ging, weil auch Reita hatte absagen müssen, da sich dieser bereits mit jemandem verabredet hatte.

„Wie gut, dass ich fahre. Bei deinem Alkoholkonsum müsste man ja um sein Leben bangen.“

„Wie gemein! Ich habe mich ganz gut unter Kontrolle. Und wenn ich fahren müsste, würde ich mich schon zurückhalten, keine Sorge“, entgegnete der Ältere entrüstet, als er in das lachende Gesicht seines Gegenübers blickte, der sich gerade über ihn lustig gemacht hatte.

„Weiss ich doch.“

„Und trotzdem ziehst du mich damit auf?“

„Du hast dich kaum verändert seit der High School.“

„Hab ich mich wohl!“

„Wie auch immer.“

Sie sahen sich kurz an, ehe sie in fröhliches Gelächter ausbrachen.
 

Der Abend verlief ganz nett und kam schneller zu einem Ende als er gedacht hätte. Uruha hatte doch schon einiges an Alkohol intus, aber er hatte seinen Körper nach wie vor unter Kontrolle und kam sogar ohne Probleme zum Auto seines Begleiters. Als ihn dieser nach dem Weg zu seiner Wohnung fragte, hatte er schon eher Probleme, auf diese Frage zu antworten, denn sein Orientierungssinn liess ihn ausgerechnet in diesem Augenblick im Stich.

„Kouyou? Alles in Ordnung?“

„Schon gut… hab nur leichte Kopfschmerzen…“

„Dann sag mir schon, wohin ich fahren muss, damit du so schnell wie möglich ins Bett kommst.“

„Ich… könnte dir im Moment nur die Adresse geben.“

„Bringt mir wenig, da ich mich in Tokyo nicht auskenne. Wie du weisst, bin ich nur vorübergehend hier. In den zwei Monaten, die ich hier bereits verbracht habe, lernt man das Strassensystem hier nicht auswendig.“

Daraufhin schwieg der Angesprochene nur und versuchte auf eine Lösung dieses Problems zu kommen.

„Schreib deinem Freund am besten, dass du erst morgen nach Hause gehst. Ich bringe dich zu mir. Das ist die momentan beste Lösung.“

Der Grössere konnte daraufhin nichts erwidern, sondern nahm den Entschluss Mitsuos stumm zur Kenntnis. Mühsam nahm er sein Handy hervor und tippte einige kurze Zeilen ein, ehe er die Nachricht an Saga abschickte. Genauso umständlich verstaute er sein Mobiltelefon wieder und verfluchte sich innerlich dafür, dass er seine Alkoholverträglichkeit überschätzt hatte.

Vielleicht sollte er öfter auf seine Freunde hören… oder sich selbst weniger vertrauen.
 

Kaum kamen sie bei der Wohnung, in welcher sein alter Schulfreund bis Ende des Monats wohnte, an, half ihm dieser aus dem Auto und stützte ihn den Weg die Treppen zur Wohnung hinauf. Dort wurde er sogleich ins Zimmer gebracht, wo er erschöpft ins Bett fiel. Müde verbarg er sein Gesicht im Kissen und regte sich erneut über sich selbst auf.

„Du wirst morgen ziemlich verkatert sein…“

„Erinnere mich nicht daran…“, gab der Angesprochene nur ächzend von sich und drehte sich leicht zur Seite, damit er den Kleineren ansehen konnte.

Dieser schaute ihn aus besorgten Augen an und streichelte ihm jetzt sogar sanft über den Kopf. Die Berührungen fühlten sich angenehm an, dachte sich der Leadgitarrist und schloss zufrieden die Augen.

Auf einmal spürte er ein Paar Lippen auf seinen eigenen und öffnete seine Augen wieder, um verwundert auf Mitsuo zu sehen, der sich nun wieder von ihm gelöst hatte und ihn mit einem undefinierbaren Blick anschaute.

„Mitsuo?“, gab Uruha leise von sich und wusste nicht recht, was das sollte, aber es fühlte sich nicht… falsch an.

„Du solltest schlafen… Ich mache es mir im Wohnzimmer bequem. Gute Nacht, Kouyou“, wisperte sein Freund leise und wollte sich zum Gehen abwenden, aber die Hand des Braunhaarigen war hervor geschnellt und griff nach dem Handgelenk des anderen.

„Bleib…“, flüsterte der Ältere mit leiser Stimme und richtete sich etwas auf.

Eine Weile lang sahen sie sich nur schweigend an, doch dann passierte etwas, was er am nächsten Morgen bereuen sollte… Im Moment aber verschwanden seine Bedenken und sonstige negative Gedanken, nur die Lust blieb…
 

Als Uruha am nächsten Morgen aufwachte, stöhnte er nur gequält und richtete sich langsam auf. Verwundert stellte er fest, dass er keine Kleider mehr anhatte und dies nicht seine Wohnung war, erst recht nicht sein Schlafzimmer. Etwas Warmes lag neben ihm, weswegen er auch seinen Kopf so drehte, dass er sehen konnte, wer es war, der neben ihm lag.

Er sah in das schlafende Gesicht Mitsuos und verstand nicht, weswegen dieser da war. Angestrengt versuchte er, den gestrigen Abend zu rekonstruieren, aber abgesehen davon, dass er sich daran erinnerte, viel zu viel getrunken zu haben, wollte ihm nicht mehr einfallen, was danach passiert war.
 

Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen…
 

Augenblicklich wurde der Braunhaarige kreidebleich im Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein… Was für eine Idiotie hatte er bloss begangen? Saga würde ihn dafür töten… Verständlich, schliesslich hatte er dessen Vertrauen mit dem, was er letzte Nacht getan hatte, mehr als nur missbraucht.

Der Körper neben ihm regte sich leicht und wenig später sah er in die verschlafenen Augen des Jüngeren, der ihn eine Weile lang stumm ansah, ehe er sich aufrichtete und eine Hand an seine Wange legte, während er ihn mitleidig ansah.

„Ich hätte es nicht tun sollen…“, hörte er den anderen leise flüstern und die Reue, die in dessen Stimme lag, kam nur zu deutlich zum Vorschein.

„Was soll ich jetzt tun…?“, entgegnete der Ältere nur leise und ging gar nicht erst auf die Entschuldigung ein, weil ihn jetzt mehr interessierte, wie er dem Bassisten nun gegenüber treten sollte.

„Du solltest es ihm sagen… Besser, er hört es aus deinem Mund als dass er es selbst herausfindet. Klar, er wird sicherlich enttäuscht und verletzt sein… aber so verliert er wenigstens nicht völlig sein Vertrauen in dich, Kouyou…“

Er sollte es beichten? Er war sich nicht sicher, ob das wirklich der richtige Weg war… Gut, es war womöglich nicht der einzige, aber der beste, zumindest in Anbetracht seiner momentanen Situation. Wie hatte er es bloss so weit kommen lassen können?

„Bist du mir böse?“

Der Grössere drehte seinen Kopf und sah nun den Schwarzhaarigen an, der ihn unsicher ansah. War er ihm böse? Sollte er wütend auf ihn sein, weil er sich ihm nicht entzogen hatte? Nein, er konnte die Schuld nicht auf jemand anderes schieben…

„Nicht wirklich… Ich bin nur enttäuscht von meinem eigenen Verhalten. Das hätte niemals passieren dürfen…“

Sie schwiegen einander an, doch dann entschied sich der Musiker dafür, endlich aufzustehen, damit er so schnell wie möglich nach Hause konnte, um diese Angelegenheit mit einem gewissen Jemand zu besprechen, der wahrscheinlich überhaupt nicht erfreut sein würde…
 

Ziemlich schnell war Uruha bei sich zu Hause angekommen und musste sogleich feststellen, dass der Bassist bereits da war. Dieser wohnte nicht richtig hier, hatte immer noch seine eigene Wohnung, aber dennoch war er mehr hier als in seinem eigenen Heim. Sie waren beide der Meinung, so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen zu müssen.

Vorsichtig betrat der Braunhaarige seine Wohnung und schloss die Tür lautlos hinter sich. Ihm war unbehaglich zumute. Wie würde der Jüngere wohl reagieren? Würde er ihn anschreien? Mit Nichtbeachtung strafen? In Tränen ausbrechen? … Gut, das letzte Szenario konnte er sich am wenigsten vorstellen, aber er wollte auf alles gefasst sein.

„Kouyou?“, erklang die Stimme, die ihm so vertraut war wie nichts anderes, aus dem Wohnzimmer.

Dann vernahm er Schritte, die sich ihm näherten, und kurz darauf stand der Kleinere direkt vor ihm und lächelte ihn an.

„Du bist es ja doch. Wieso antwortest du mir nicht?“, fragte ihn sein Gegenüber und umarmte ihn nun, ehe er ihm einen sachten Kuss aufdrückte.

„Du hast mir gefehlt…“

Der Grössere schluckte trocken und legte seine Arme einfach nur stumm um den anderen, dem sein seltsames Verhalten zwar aufzufallen schien, der aber nichts dazu sagte, und zog ihn ganz nah an sich. Sein schlechtes Gewissen wuchs mit jeder Sekunde. Wie hatte er nur diese wunderbare Person betrügen können, die nicht einmal im Geringsten etwas von seiner Tat ahnte?

„Stimmt was nicht?“, fragte ihn Saga nun leicht besorgt und wollte sich aus der Umarmung lösen, aber Uruha liess es nicht zu, sondern zog ihn stattdessen noch etwas näher zu sich, falls das denn überhaupt noch möglich war.

Der Brünette war immer noch verwirrt, sagte aber nichts mehr, sondern schmiegte sich nur in die Umarmung. So blieben sie eine Weile lang stehen, ehe der Ältere das Wort erhob.

„Takashi… Ich… Es ist…“, fing er an, aber er brachte keinen vernünftigen Satz zustande, weil er sich so schuldig fühlte.

Er wollte seinen Freund nicht verlieren, aber er musste es sagen, wenn er nicht riskieren wollte, dass ihm nie mehr vertraut werden würde. Zögernd löste er die Umarmung und ging schweigend mit dem anderen ins Wohnzimmer.

„Wie ist dein Abend mit Mitsuo gewesen? Ich hoffe, er ist ohne Zwischenfälle verlaufen… Wenn man von der Tatsache absieht, dass du wieder einmal einen über den Durst getrunken hast…“, versuchte der Bassist sogleich das Gespräch in eine andere Richtung zu lotsen, weil er wohl gespürt hatte, dass ihm diese Stille unangenehm war.

Unbewusst jedoch hatte er das Gespräch genau in die Richtung gelenkt, die zwar richtig war, aber ihm nun keinerlei Möglichkeiten mehr gab, auszuweichen.

„Es ist etwas passiert…“, flüsterte Uruha leise und sah verschüchtert in die Augen seines Freundes.

„Ich… Mitsuo und ich… Wir haben miteinander geschlafen…“, fügte er nun an und er sah, wie der Jüngere zusammenzuckte und sich dessen Augen stark weiteten.

„Takashi, bitte hör mir zu… Es… Ich war völlig im Rausch… Ich weiss, das ist keine Entschuldigung und ich will meine Tat auch nicht abstreiten, aber… Bitte glaube mir, dass es unabsichtlich passiert ist…“

Der Angesprochene starrte ihn immer noch aus vor Schock geweiteten Augen an und wich unbewusst etwas vor ihm zurück.

„Ich wollte das nicht… Ich wollte das wirklich nicht, Takashi… Bitte glaub mir das…“, fügte der Leadgitarrist an, schaute aus schulderfüllten Augen zu seinem Geliebten, der sich nach wie vor nicht regte und noch immer kein Wort von sich gegeben hatte.

Der Braunhaarige wusste nicht, was er davon halten sollte, er wusste nur, dass er sein Gegenüber nicht verlieren wollte, unter keinen Umständen, und hoffte deswegen, dass ihm dieser noch eine Chance gab… eine einzige.
 

Nach einer schier endlos langen Weile gab ihm der andere schliesslich eine Antwort, oder besser gesagt, er äusserte sich endlich dazu: „Du hast es wirklich nicht beabsichtigt…“

„Wirklich nicht, das musst du mir glauben, Takashi. Bitte.“

„Als du mir letzte Woche gesagt hast, dass du dich mit ihm treffen möchtest, geschah das ohne Hintergedanken.“

„Es ist wirklich so gewesen. Bitte glaub mir. Ich lüge dich nicht an…“, gab Uruha ziemlich kleinlaut von sich und sah aus wie ein getretener Hund.

Der Brünette sagte daraufhin nichts mehr, doch der Blick aus seinen dunklen Augen sagte mehr als tausend Worte. Der Schmerz war unverkennbar zu sehen, was den Älteren nur in seinem Schuldbewusstsein bestärkte.

Das hatte er nicht gewollt, nie war das in seinem Sinn gewesen.

„Es tut mir unglaublich leid, Takashi… Ich wollte dich nicht so verletzen…“, flüsterte der Braunhaarige leise und trat näher an seinen Freund heran, dem er zunächst nur zögerlich die Hand hinstreckte, ihn aber anschliessend, als Saga seine Hand langsam ergriffen hatte, in eine sanfte Umarmung gezogen.

„Verzeih mir bitte… Es kommt nie wieder vor. Ich missbrauche dein Vertrauen nicht nochmals…“, hauchte der Leadgitarrist leise.

Der Kleinere, der an ihm lehnte, legte seine Arme nun zögernd um ihn.

„Ich nehme dich beim Wort… Mach das nicht nochmals, Kouyou…“, wisperte Saga noch leise.

Eine Weile lang standen sie einfach nur stumm beieinander, liessen aber diesen zweisamen Moment auf sich einwirken, während jeder von ihnen darauf hoffte, dass ihre Beziehung durch das Geschehene nicht zu Bruch ging.
 

Obwohl ihre Beziehung leicht durch diese Nacht zerrüttet worden war, verbat es ihm der Brünette dennoch nicht, dass er sich weiterhin mit Mitsuo traf. Doch wenn anfangs noch das Interesse vorhanden gewesen war, seinen Schulfreund zu treffen, war dieses nun verschwunden. Saga liess es zwar zu, dass er sich bis zum Monatsende mit dem Schwarzhaarigen treffen konnte, aber er wollte einfach nichts mit ihm zu tun haben. Der Leadgitarrist fand es zwar schade, dass sein Geliebter nun diese Einstellung vertrat, aber verübeln konnte er es ihm schliesslich auch wieder nicht.

Gleich bei ihrem ersten Treffen nach dieser unheilvollen Nacht hatte der Musiker seinem jüngeren Freund klar gemacht, dass sich so etwas unter keinen Umständen wiederholen durfte, und der andere hatte es verstehend zur Kenntnis genommen. Diesem tat es auch leid, was passiert war, und er wünschte sich nichts Sehnlicheres, als dass es nie passiert wäre, da das heissen würde, dass niemals etwas die Beziehung zwischen Saga und Uruha hätte bedrohen können.

Der Bassist war dem Braunhaarigen gegenüber immer noch leicht misstrauisch, aber nach und nach fasste er wieder Vertrauen zu ihm, sodass sie wieder fast so gut miteinander auskamen wie vor dem ganzen Vorfall. Das gab dem Älteren die Hoffnung, dass doch noch alles wieder gut werden würde, solange er sich nur fest genug anstrengte und nichts mehr tat, was das Vertrauen seines Freundes zerstören könnte.
 

Der Monat verging ziemlich schnell und schlussendlich war der Tag vor der Abreise Mitsuos gekommen. An diesem Tag hatte er diesen zu sich nach Hause eingeladen, damit sie nochmals ausgelassen über alles reden und Telefonnummern und Adressen austauschen konnten, damit der Kontakt nicht wieder abbrach. Dass er den Jüngeren zu sich eingeladen hatte, kam nur daher, dass ihm sein Geliebter gesagt hatte, dass er heute, obwohl schon Freitag war und sie die Wochenenden generell miteinander verbrachten, nicht vorbeikommen würde, weil er stattdessen zu Hause komponieren musste.

„Ich würde mich freuen, wenn du mich mal besuchen könntest.“

„Ich werde sicher daran denken, wenn ich mal bei einer Tour bei dir vorbeikomme. Oder ich statte dir einen Spontanbesuch ab.“

Der Schwarzhaarige lächelte ihn warm an und nickte erfreut.

„Ich wünschte, ich hätte dich gleich zu Beginn meines Aufenthalts getroffen. Das wären amüsante drei Monate geworden.“

„In der Tat… Aber wenigstens haben wir einen Monat gemeinsam verbracht, nicht wahr?“

Der Leadgitarrist lächelte seinen Schulfreund freundlich an und schwieg dann, als sich dieser erhob, weil er gehen wollte.

„Wirst du morgen zum Bahnhof kommen?“, fragte ihn dieser, während er sich seine Jacke anzog.

„Na klar. Ich muss dich schliesslich verabschieden, nicht wahr?“

Nun stand auch der Grössere auf, weil er den anderen noch zur Tür begleiten wollte. Dieser stand auf einmal so nah bei ihm und blickte ihn wieder mit diesen undefinierbar glänzenden Augen an.

„Dein Freund kann sich wirklich glücklich schätzen… Ich wünschte, ich könnte an seiner Stelle sein… So wie er von dir geliebt wird…“

Uruha brauchte eine Weile, bis er den Sinn dieser Worte verstanden hatte, weil er überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Nun wurde ihm jedoch alles klar und fassungslos sah er sein Gegenüber an, der ihn nur traurig anlächelte.

„Mitsuo, du…“, fing er bestürzt an, wurde aber sogleich unterbrochen.

„Mach dir keine Vorwürfe. Du kannst nichts dafür, dass ich Gefühle für dich hege. Mach deinen Freund einfach nicht unglücklich… Ich könnte dir das sonst nämlich niemals verzeihen. Ich gebe dich auf, weil eure Gefühle füreinander echt sind… Also enttäusche mich nicht, Kouyou.“

Dieses traurige Lächeln, das sich auf den Mundwinkeln des Kleineren abzeichnete, stimmte ihn selbst traurig. Das hatte er nicht gewusst… Aber hätte es einen Unterschied gemacht, wenn er es gewusst hätte?

Weiter konnte er seine Gedanken jedoch nicht mehr spinnen, weil sein Schulfreund die letzte Distanz zwischen ihnen überwunden hatte, indem er zu ihm getreten war, und küsste ihn nun äusserst gefühlvoll. Im ersten Augenblick wollte er ihn wegstossen, doch dann spürte er diese Sehnsucht und Liebe durch den Kuss hindurch und liess sich zu der innigen Verbindung hinreissen. Es würde bei einem Kuss bleiben… diesen Gefallen wollte er dem sich Aufopfernden geben.

Sie lösten den Kuss nach einer Weile und blickte einander nur stumm an, bevor die Stille durchbrochen wurde.

„Ich liebe dich, Kouyou…“
 

Dieser Moment voller Zweisamkeit wurde just unterbrochen, als ein Klimpern ertönte. Beide wirbelten herum und sahen in die Richtung, aus welcher das Geräusch gekommen war. Die Augen des Leadgitarristen weiteten sich schlagartig und Mitsuo wurde rasch aschfahl im Gesicht.

Das Klimpern kam daher, da ein Schlüsselbund zu Boden gefallen war. Und der Schlüsselbund gehörte niemand anderem als Saga, der sie beide mit einem ungläubigen Ausdruck im Gesicht ansah. Er wirkte wie zu Stein erstarrt und rührte sich keinen Zentimeter. Der Schmerz war unverkennbar in diesen dunkelbraunen Iriden zu sehen, vermischt mit der Enttäuschung, die sich in ihnen breit machte.

„Takashi…“, fing der Braunhaarige an und wollte zu seinem Geliebten treten, der jedoch beim Klang seiner Stimme zusammengezuckt war.

Als hätte das einen Schalter in seinem Innern umgelegt, zeichnete sich nun die Wut auf seinem Gesicht ab und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Es kommt nie wieder vor und du wirst mein Vertrauen kein zweites Mal missbrauchen…“, zischelte der Jüngere leise und kaum hörbar, ehe er sich abwandte und zum Schlafzimmer schritt.

Der Schwarzhaarige schien wohl gemerkt zu haben, dass er besser gehen sollte, denn er verschwand sogleich aus der Wohnung. Völlig bestürzt war Uruha in sein Schlafzimmer gegangen und versuchte mit seinem Freund zu reden.

„Ich will nichts hören, wenn es sowieso nur Lügen sind, die aus deinem Mund kommen!“, fauchte der Kleinere, der völlig in Rage war und seine Tasche packte.

„Takashi, bitte handle nicht so überstürzt… Lass uns bitte reden.“

„Wieso sollte ich? Wann warst du jemals ehrlich zu mir, Kouyou? Deine Gefühle… Waren die echt oder hast du nur mit mir gespielt?!“

„Wie kannst du so etwas glauben? Natürlich habe ich dich geliebt. Ich liebe dich immer noch.“

„Ja, das habe ich eben mit eigenen Augen feststellen müssen. Ich bin doch nicht völlig blind! Das vorhin war mehr als ein normales Gespräch zwischen zwei Freunden gewesen…“

„Lass mich das doch bitte erklären, Takashi…“

„Was gibt’s zu erklären? Du hast mein Vertrauen missbraucht und auf meinen Gefühlen herumgetrampelt. Viel mehr als das gibt es nicht zu erklären!“

„Das ist nicht wahr! Das habe ich nicht getan!“, entgegnete der Leadgitarrist nun etwas lauter, da er es nicht hinnehmen konnte, dass ihm so etwas unterstellt wurde.

„Ach nein? Ich hätte auf die anderen hören sollen… gleich von Beginn an. Ich würde nur enttäuscht werden und derjenige sein, der am Ende verletzt wird, wenn ich mit dir ausgehe. Von Anfang an war unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt gewesen!“

Nun war Saga mit dem Packen fertig geworden und rauschte sogleich aus dem Schlafzimmer, um die Wohnung zu verlassen. Der Grössere wusste, dass er ihn ganz verlieren würde, wenn er ihn jetzt nicht aufhalten würde. Schnellen Schrittes folgte er dem Brünetten und hielt ihn im Wohnzimmer auf, indem er ihn am Handgelenk packte und ihn zu sich umdrehte, wodurch die Tasche zu Boden fiel.

Da er nicht wusste, was er in seiner Verzweiflung tun sollte, zog er den anderen zu sich und küsste ihn einen Sekundenbruchteil später. Er spürte, wie sich der Körper des Bassisten augenblicklich verspannte, sich dann jedoch sofort wieder entspannte, bevor er auch schon mit aller Kraft von dem anderen weggestossen und aus unendlich enttäuschten Augen angesehen wurde.
 

Flashback Ende
 

Nun sass er also hier, allein in seinem Wohnzimmer. Die leise Hoffnung, dass Saga zurückkommen würde, wollte er nicht begraben, obwohl er nur zu genau wusste, dass sie sich nicht bewahrheiten würde. Dafür war der Bassist zu verletzt gewesen, zu enttäuscht von der ganzen Situation. War er wirklich so unvertrauenswürdig, dass sogar seine eigenen Freunde hinter seinem Rücken gesagt hatten, seine Beziehung mit dem Jüngeren sei zum Scheitern verurteilt gewesen?

Nein, es war nicht hinter seinem Rücken geschehen… Er hatte oft genug von Tora gehört, dass er dessen Bandkollegen unter keinen Umständen verletzen solle. Von Nao hatte er die eine oder andere Mahnung erhalten und sogar Reita hatte ihn zu Beginn davor gewarnt, mit jemandem aus ihrem engeren Freundeskreis eine Beziehung anzufangen, wenn es ihm nicht ernst war.

Ja, er konnte nicht leugnen, dass er früher oft nur mit seinen Bettgefährten gespielt hatte… Aber die Sache mit dem Brünetten war etwas Ernstes gewesen… Sie hatte ihn verändert; er war glücklich gewesen. Für ihn war sein Geliebter jemand äusserst Wichtiges gewesen; er hatte ihn unter keinen Umständen verlieren wollen… erst recht nicht so, auf diese Art und Weise. Doch das liess sich nun nicht mehr rückgängig machen… Er hatte eine Dummheit nach der anderen begangen und ihm würde wahrscheinlich niemals verziehen werden. Er verzieh sich ja selbst nicht, wie sollte das jemand anderes können?
 

Träge erhob er sich von seinem Sofa und ging anschliessend ins Schlafzimmer, wo er sich sogleich auf sein Bett fallen liess und die Augen schloss. Er wollte eigentlich nicht schlafen, aber dennoch fühlte er sich unglaublich müde. Er zog das Kissen, das den Duft Sagas äusserst intensiv auf sich trug, nah an sich und vergrub sein Gesicht darin. Es schmerzte so sehr zu wissen, dass nichts mehr wieder wie früher sein würde…
 

Am nächsten Morgen
 

Am nächsten Tag war er kaum aus dem Bett gekommen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er gleich liegen geblieben und am liebsten gar nie mehr aufgestanden. Er wollte der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen. Der Wahrheit, die besagte, dass er nie wieder so vertraut mit dem Bassisten zusammen sein konnte wie es davor der Fall gewesen war. Ihre Beziehung, die bald ein Jahr alt geworden wäre… In wenigen Tagen hätten sie auf ihre einjährige Beziehung zurückblicken können, aber das würde jetzt wohl nur Wunschdenken bleiben…

Völlig lustlos hatte er sich für den Tag bereit gemacht und dann seine Wohnung verlassen, um zum Bahnhof zu gehen, weil er Mitsuo schliesslich versprochen hatte, ihn zu verabschieden.
 

Mitsuo…
 

Nein, es wäre unfair, ihm die Schuld zuzuschieben; unfair und feige. Natürlich trug er wahrscheinlich einen Teil der Schuld, aber nicht alle, denn er hätte sich selbst auch etwas mehr am Riemen reissen können, um zu verhindern, was schlussendlich doch eingetroffen war. Immer wieder holten ihn diese Gedanken ein, die Gedanken, die seine Trauer verursachten…

Nach einer geschlagenen halben Stunde kam der Leadgitarrist beim Bahnhof an und erblickte sogleich seinen Freund, der dort bereits auf ihn zu warten schien. Sofort näherte sich ihm dieser und blieb dann etwas unschlüssig vor ihm stehen.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du noch kommst…“

„Versprochen ist versprochen…“

Sie begrüssten sich nur knapp und versanken dann beide in tiefes Schweigen. Dass ihr Abschied so ausfallen würde, hätte keiner von ihnen gedacht, vor allem auch nicht gewollt. Kein Abschied sollte so katastrophal sein.

„Es tut mir leid… Ich wollte nicht, dass so etwas passiert. Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben müssen, viel mehr… Dann wäre es niemals so weit gekommen…“, entschuldigte sich sein Gegenüber schliesslich und sah ihn äusserst bedrückt an.

Die Reue in seinen Augen zeugte davon, dass es ihm wirklich leid tat und es tatsächlich nicht in seinem Interesse gewesen war, seine Beziehung zu zerstören.

„Ich bin mitschuldig… Wenn ich mich besser beherrscht hätte, dann wäre Takashi…“, begann Uruha, aber er konnte es nicht aussprechen.

Diese doch offensichtliche Tatsache auszusprechen schmerzte weitaus mehr, als er es sich vorgestellt hätte, und erwies sich als ziemlich schwierig.

„Ich wollte nur, dass du glücklich bist… Ich wollte dich ihm nicht wegnehmen… Er scheint dich schliesslich sehr zu lieben…“

Diese Worte führten ihm wieder vor Augen, dass er die Person verloren hatte, die er gar nicht verdient hatte.

„Lassen wir das Thema ruhen… Ich komme schon irgendwie klar…“

„Du kannst jederzeit anrufen, wenn du willst… Und Akira ist auch noch für dich da.“

„Ja… Danke…“
 

Danach herrschte wieder Schweigen zwischen ihnen, ehe der Blick des Grösseren zufällig auf die grosse Bahnhofsuhr fiel.

„Du solltest gehen… Dein Zug fährt sonst noch ohne dich ab…“

Der Schwarzhaarige nickte nur und schulterte seine Tasche, bevor er den Älteren kurz umarmte und sich dann zum Gehen abwandte.

„Alles Gute weiterhin, Kouyou…“

Der Angesprochene nickte nur kaum merklich und sah seinem ehemaligen Schulkameraden hinterher, bis dieser in der Menge verschwunden und nicht mehr zu erspähen war. Jetzt wandte er sich ebenfalls ab und kehrte zu seinem Auto zurück, um nach Hause zu fahren. Andererseits… vielleicht sollte er zu Reita, seinem besten Freund. Mit etwas Glück wusste dieser Rat, aber er war sich gleichzeitig sicher, dass er eine Schelte für sein hirnloses Verhalten erhalten würde. Verdient hatte er’s ja…
 

Mehr als eine Woche später
 

Die Tage in der PS Company nach diesem Schlamassel waren fast schon eine Tortur gewesen. Alice Nine hatte nichts von ihm wissen wollen, obwohl er sich sicher war, dass Saga kein Wort darüber hatte verlauten lassen, was wirklich passiert war. Doch natürlich waren seine Bandkollegen keineswegs auf den Kopf gefallen und hatten sich schnell zusammenreimen können, was vorgefallen war, als sie ihren Bassisten so niedergeschlagen im Proberaum hatten ankommen sehen. Von seinem besten Freund war er tatsächlich für sein idiotisches Handeln getadelt worden, doch gleichzeitig hatte ihm dieser Halt gegeben, auch wenn er böse auf ihn gewesen war.

Und was hatte die betroffene Person selbst getan? Der Brünette grüsste ihn zwar, wenn sie sich im PSC Gebäude über den Weg liefen – was sie noch oft taten, da ihre beiden Bands dort ihre Proben hielten und sie sich in den Pausen nun einmal über den Weg liefen. Doch zu mehr kam es nicht. Kein Lächeln, keine freundlichen Worte, kein gar nichts. Es war fast so, als wäre er für den anderen Luft geworden. Auf irgendeine Art und Weise schmerzte das wesentlich mehr als die Tatsache, angeschrien oder gehasst zu werden. Diese Kälte… Mit ihr konnte er weniger umgehen als mit dem Zorn seines ehemaligen Geliebten.
 

Heute Abend war er bis kurz vor Mitternacht aus gewesen, da ihn zu Hause nur die Einsamkeit einhüllte, die er nicht spüren wollte. Eigentlich hatte er noch länger wegbleiben wollen, doch Reita hatte darauf bestanden, ihn nach Hause zu fahren, da er nicht wollte, dass er sich womöglich noch sinnlos betrank; erst recht nicht heute. Mit gesenktem Kopf stand der Leadgitarrist also an der grossen Tür, die ins Innere des Hochhauses führte, in welchem er wohnte, und kramte nach seinem Schlüssel, nachdem er seinem besten Freund noch nachgesehen hatte, als dieser losgefahren war. Sie würden sich später am Tag noch treffen, aber ehrlich gesagt hatte er gar keine Lust darauf. Was gab es schon gross zu feiern?

Die automatische Glastür schloss sich hinter ihm und er ging langsamen Schrittes zum Aufzug, um hochzufahren, weil er nur noch in sein Bett wollte; ob er jedoch schlafen konnte, wäre mal dahingestellt. Plötzlich hob er den Kopf, als er von Weitem eine Kirchenglocke läuten hörte. Es war also Mitternacht. Um sich nochmals zu vergewissern, dass dies tatsächlich der Fall war, kramte er sein Handy aus der Hosentasche hervor und schaute auf das Display.
 

Dienstag, 2009.06.09 – 00.00 Uhr
 

Bedrückt liess der Braunhaarige seine Hand wieder sinken und wollte sein Handy wieder in seiner Tasche verschwinden lassen. Just in diesem Moment vibrierte es in seiner Hand und der Ton signalisierte ihm den Erhalt einer neuen Nachricht. Eigentlich hatte er vorgehabt, die SMS einfach zu ignorieren, weil er sich halbwegs denken konnte, wer ihm schreiben würde. Doch als sein Blick eher zufällig auf den Bildschirm fiel, weiteten sich seine Augen schlagartig, als er sah, wer der Absender war.
 

Saga.
 

Hastig öffnete Uruha die eben angekommene Nachricht, um zu sehen, was deren Inhalt war.
 

Alles Gute zum Geburtstag.

Ich vermute mal, dass du sicher auf 28 erfolgreiche Jahre mit vielen Höhen und Tiefen zurückblicken kannst…

Wahrscheinlich hast du gar nicht bemerkt, dass in deinem Briefkasten etwas liegt. Deswegen weise ich dich hiermit mal darauf hin.
 

Bei diesem Satz hob er auf der Stelle seinen Kopf und lief zu den Briefkästen, wo er sogleich seinen eigenen ansteuerte und die kleine Türe beinahe schon aufriss. Im dunklen Innern, in das nun das Licht der Eingangshalle drang, erblickte er zunächst etwas, das ihn unglaublich traurig stimmte.

Der Schlüssel zu seiner Wohnung… Das war der Schlüssel, den er für den Bassisten hatte anfertigen lassen, und nun lag er hier. Der letzte Funken Hoffnung darauf, dass ihre Beziehung noch hätte gerettet werden können, zerbrach in diesem Moment. Zaghaft und mit äusserst mulmigem Gefühl griff er nach dem Schlüssel und drehte ihn anschliessend unschlüssig in seiner Hand. In derselben Sekunde fiel ihm auf, dass noch etwas Anderes in seinem Fach lag.

Unsicher langte er nach dem kleinen Päckchen und holte es heraus. Es war eine kleine weisse Schachtel, um die eine Schleife gebunden war. Zögerlich löste er die Schleife und nahm vorsichtig den Deckel ab. Schön in Samt gelegt befand sich eine glänzende Silberkette darin, die im Licht wundervoll glänzte.

Der Braunhaarige war völlig verwirrt. Weswegen kriegte er zum Geburtstag etwas von derjenigen Person, die doch sowieso nichts mehr von ihm wissen wollte, die er so verletzt hatte? Da er allein auf keine Antwort kam, nahm er nochmals sein Handy zur Hand und schaute nach, ob in der Nachricht womöglich noch etwas stand. Tatsächlich befanden sich weitere Zeilen in der SMS, sobald er weiter nach unten scrollte.
 

Wahrscheinlich wirst du dich fragen, weswegen du ein Geschenk von mir erhältst… Ich habe die Kette gekauft, lange bevor irgendetwas zwischen uns gestanden hatte. Dir das vorzuenthalten wäre nicht richtig gewesen.
 

Eigentlich hatte ich vorgehabt, dir die Kette persönlich zu überreichen, aber da ich wohl doch zu feige dazu bin, kann ich dir nur aus der Ferne zuschauen…
 

Aus der Ferne zuschauen? Der Brünette war hier? Das war doch nicht echt, oder?

Er hob seinen Kopf und schaute durch die Glastür hindurch nach draussen, wo er kurz darauf tatsächlich eine Gestalt unter der Strassenlampe stehen sah. Er konnte nur einen Schatten sehen, aber er war sich vollkommen sicher, dass die Person, die sich auf der gegenüberliegenden Seite befand, niemand anderes war als diejenige Person, die ihm so viel bedeutete.

Uruha widerstand zwar dem Drang, nach draussen zu gehen, damit er mit dem anderen reden konnte, weil er die leise Ahnung hatte, dass dieser dann auf der Stelle die Flucht ergreifen würde, sobald er sich ihm näherte. Aber er konnte sich nicht davon abbringen, die Nummer des Jüngeren in sein Handy einzutippen. Mit leicht zittriger Hand führte er das Mobiltelefon an sein Ohr und betete dafür, dass Saga rangehen würde. Er musste mit ihm reden, unbedingt.

Er konnte sehen, wie sich die Gestalt unter der Strassenlampe regte und nun etwas aus der Jackentasche nahm, nur um es eine Weile lang in der Hand zu halten. Der Grössere hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, dass er durchkommen würde, doch dann vernahm er ein Piepen an seinem Ohr und konnte gleichzeitig beobachten, wie der Schatten die Hand hob und das Telefon ans Ohr führte.
 

„Takashi?“, fragte er leise und seine Stimme klang seltsam schwach.

„Wer sollte ich sonst sein… Idiot…“

In jeder anderen Situation hätte er gelacht, aber ihm war jetzt nicht nach Lachen zumute.

„Das Geschenk… Wieso…?“ Uruha versagte die Stimme mitten im Satz, denn er konnte im Moment nur noch knapp die Tränen zurückhalten; wahrscheinlich hörte man es ihm auch an.

„Habe ich dir doch geschrieben… Das Geschenk befand sich seit einiger Zeit in meinem Besitz. Ich habe es für heute aufgespart… Wer hätte gedacht, dass es nicht so herausgekommen ist, wie ich es mir eigentlich vorgestellt habe…“

Ihm wurde bei diesen Worten ganz schwer ums Herz. Er hatte ihn verloren… Das wurde ihm gerade aufs Neue schmerzlich bewusst. Das Schlimme war, dass er selbst das Ganze überhaupt verschuldet hatte. Er konnte aufgrund der Trauer, die ihn gerade übermannte, kein Wort äussern und auch am anderen Ende der Leitung gab man keinen einzigen Laut von sich.

„Ich hätte gerne mit dir zusammen heute auf unsere einjährige Beziehung zurückgeschaut… und dich mithilfe dieser Kette für immer an mich gebunden… Ich wollte dich niemals verlieren…“

Diese Worte liessen sein Schuldbewusstsein noch weiter anwachsen und ihm rannen tatsächlich die ersten Tränen über die Wange. Ja… heute vor einem Jahr waren sie zusammengekommen. Sie beide hatten sich niemals ihre Liebe zueinander eingestehen wollen, aber vor genau einem Jahr, an genau diesem Ort und zu ungefähr dieser Uhrzeit war Saga zu ihm gekommen und hatte ihm seine Liebe gestanden. Der Leadgitarrist hatte diesen Tag auf ewig als den glücklichsten Tag seines Lebens in Erinnerung behalten wollen. Auch er hatte gewollt, dass sie den heutigen Tag, der was Besonderes für sie beide war, hätten zusammen verbringen können.

„Du solltest die Kette zurücknehmen… Ich habe sie nicht verdient…“, flüsterte er leise in den Hörer und verbarg sein Gesicht in seiner freien Hand, nachdem er die Dinge, die sich vorhin darin befunden hatten, auf den Briefkasten gelegt hatte.

„Sollte ich das? Du bist derjenige, dem sie gilt, Kouyou… Was für einen Sinn hätte es, wenn ich sie bei mir behalte?“, stellte ihm der Jüngere die Gegenfrage und man hörte seiner Stimme an, dass er unglaubliche Trauer empfand.

„Aber… wir sind ja nicht mehr zusammen… und du wirst mir auch nicht verzeihen…“, gab er mit leiser, beinahe schon tränenerstickter Stimme von sich, denn es tat weh, das Offensichtliche auszusprechen. Es schmerzte, der Tatsache ins Gesicht sehen zu müssen.

„Bist du dir sicher?“

Es war ein Hauchen, das der Braunhaarige an seinem Ohr vernahm, aber er war sich sicher, dass er das gehört hatte.

„Ich bin verletzt, das will ich nicht leugnen… Dennoch bedeutest du mir noch so viel, dass ich dich nicht aufgeben möchte… Würde ich dir tatsächlich nicht verzeihen wollen, hätte ich die Kette tatsächlich behalten, Kouyou…“

„Takashi, du…“

„Ich kann dir im Moment nicht vertrauen… Ob ich es jemals wieder kann, liegt ganz und gar in deiner Hand…“

Es herrschte Stille nach diesen Worten, denn keiner von ihnen schien zu wagen, etwas Weiteres zu sagen.

„Kannst du warten?“

Auf diese Frage musste sich der Grössere gar keine Antwort überlegen, denn sie lag klar und deutlich vor ihm.

„Ja… Wenn es du bist, auf den ich warten muss…“

Obwohl er seinen ehemaligen Geliebten nicht sehen konnte, ahnte er, dass dieser in diesem Augenblick wohl lächelte.

„Dann bleib weiterhin geduldig… und irgendwann werde ich in der Lage sein, dir mein Vertrauen zu schenken…“

„Vielleicht sind wir in einem Jahr wieder zusammen und können deinen Geburtstag dann gemeinsam verbringen…“, fügte Saga nach einer kleinen Pause noch hinzu.

„Wenn es sein muss, werde ich immer warten… Denn ich will dich nicht aufgeben, Takashi…“

„Ich weiss… Ich dich ja auch nicht…“

Eine Weile lang sagte keiner von ihnen ein Wort und sie lauschten nur ihrer beider Atem, die regelmässig gingen.

„Du solltest hoch… Es ist schon spät…“, kam es von dem Bassisten, der sich nun von dem Pfosten der Strassenlampe abstiess, an welchem er bis eben noch gelehnt hatte.

„Gehst du?“

Auch wenn der andere nicht antwortete, wusste er doch, dass das in dessen Sinn lag.

„Gute Nacht, Kouyou...“

„Schlaf schön, Takashi…“

„Happy Birthday.“
 

Mit diesen Worten legte der Jüngere auf. Uruha legte ebenfalls auf und sah weiterhin nach draussen, wo die Gestalt unter dem dämmrigen Licht noch eine Weile stehen blieb, ehe sie sich abwandte und in der Dunkelheit der Nacht verschwand.

Langsam drehte sich auch der Braunhaarige um, griff nach der kleinen Schachtel und dem Schlüssel, ehe er sich zurück zum Aufzug begab, um nun hochzufahren. In seiner Wohnung angekommen ging er geradewegs in sein Schlafzimmer und legte sich auf sein Bett. Er packte die silberne Kette aus und liess sie durch seine Finger gleiten. Nach kurzem Überlegen entschied er sich dazu, diese anzuziehen. Sogleich erhob er sich wieder, um zum Spiegel zu gehen, damit er sehen konnte, wie es aussah. Der Bassist hatte wirklich einen guten Geschmack… Die Kette war wunderschön.

In seinen Gedanken versunken kehrte er zum Bett zurück, wo er nach seinem Handy griff, um die Nachricht nochmals durchzulesen. Als er an derselben Stelle angekommen war, wo er realisiert hatte, dass sich der Brünette in der Nähe befunden hatte, stoppte er kurz. Die SMS ging noch weiter.
 

Ich will, dass du weisst, dass ich niemals von dir hatte getrennt werden wollen… Du bedeutest mir viel. Deswegen habe ich auch alles ignoriert, was um mich herum über dich gesagt wurde… Ich kenne dich anders und weiss, was sich in deinem Inneren verbirgt.
 

Verliere das bitte niemals… und vergiss unsere gemeinsame Zeit nicht…
 

Das eben Gelesene erfüllte sein Inneres mit Wärme; einer angenehmen Wärme, wie er sie sonst nur in der Gegenwart Sagas gefühlt hatte. Diese Nachricht und das eben geführte Telefonat gaben ihm wieder die Hoffnung, dass doch noch alles wieder gut werden würde, wenn auch nicht so normal, wie es vor der ganzen Krise gewesen war.

Er würde dem anderen so viel Zeit geben, wie er sie brauchen würde. Gleichzeitig würde er sich darum bemühen, ihm zu zeigen, dass er ihm wieder vertrauen konnte und sich das Geschehene nicht wieder wiederholen würde. Seine Gefühle waren echt und es hatte nie jemand anderes Platz in seinem Herzen gehabt, ausser dem Bassisten. Nur er allein war für sein Glück verantwortlich gewesen.

Nach kurzem Überlegen tippte er einige Zeilen ein, die er anschliessend ohne weiteres Überlegen abschickte.
 

Du warst der Erste…
 

Der Erste, der zu mir durchgedrungen war...
 

und der Einzige für mich.
 

Der Einzige, der in meinem Herzen einen Platz eingenommen hatte…
 

Lass dir gesagt sein, dass du es auch immer bleiben wirst.
 

Ich sehe dem Tag entgegen, an welchem wir wieder zusammen sein können…
 

Und wenn er da ist, werde ich ihn mit offenen Armen empfangen, dich gleichzeitig nie mehr gehen lassend…
 

Sein Handy landete daraufhin neben ihm auf dem Kissen, in welches er sich nun kuschelte, bevor er die Augen schloss. Erst jetzt merkte er, wie müde er eigentlich war. Wahrscheinlich lag das daran, dass er in letzter Zeit ziemlich schlecht geschlafen hatte. Es kümmerte ihn nicht, dass er noch angezogen war, denn er driftete bereits langsam in einen leichten Schlaf ab, kaum dass er die Augen geschlossen hatte.
 

Sowohl den Signalton, dass eine Nachricht eingetrudelt war, wie auch das Vibrieren des Handys nahm er schon gar nicht mehr wahr, denn er fiel immer tiefer in den Schlaf. Bilder aus der Zeit, in welcher seine Beziehung noch glücklich und problemlos verlaufen war, waren in seinem Traum zu sehen. Bilder von schönen Zeiten, die ihn mit Saga zusammen zeigten.

Die vorhin geführte Telefonunterhaltung und das wundervolle Geschenk des Brünetten, das er von nun an immer tragen würde, gaben ihm die Hoffnung zurück, dass sie in ferner Zukunft vielleicht doch wieder zusammen sein konnten. Er wünschte es sich so sehr… Ohne es zu wissen, war er dem Bassisten heillos verfallen.

Sein Handy klingelte nochmals, da eine zweite Nachricht eingetroffen war, aber Uruha hörte dies schon gar nicht mehr.
 

Lass uns gemeinsam diesem Tag entgegensehen…
 

Dem Tag unserer erneuten Zusammenkunft…
 

Dem Tag, der verkündet, dass alles wieder in Ordnung sein wird…
 

Diesem einen Tag…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -hoshi-
2011-02-03T19:28:00+00:00 03.02.2011 20:28
oh gott, das war so schön, ich hätte fast weinen müssen (das meine ich ernst), weil es einfach so traurig ist...

also saga und uruha ist ja mein absolutes lieblingspairing
und das ende finde ich wirklich toll, weil es nicht so kitschig und nicht so ein komplettes happy-end ist
dein schreibstil finde ich sehr gut, ist wirklich mitreißend (wie gesagt ich musste fast weinen^-^)

naja das war's dann auch
lg
hoshi


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