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Gios Entscheidung

Murphys Law 2
von

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Amber

Knurrend zog Amber den schweren Koffer hinter sich her. Sie war stinkwütend. Weniger darüber, dass man sie direkt an die Front versetzt hatte, sondern mehr über die Art und Weise, wie dies geschehen war.

Vor dem Eingang des Gebäudes, dass das Ende des Terminals markierte, blieb Amber in der Tür stehen und blickte wenig begeistert auf das verregnete Tokyo. Kurzzeitig spielte sie mit dem Gedanken ihre Partnerin etwas mehr an diesem Schicksal teilhaben zu lassen, ganz besonders, weil sie wusste, wie sehr BlackGatomon den Regen liebte, nämlich gar nicht.

Doch dann ließ sie die Hand, welche sie zum Digivice geführt hatte, wieder sinken. Es brachte ja doch nichts, und wenn man genau überlegte, hatte Bastemon in dieser Situation damals doch nur versucht sie zu schützen, auch wenn es … etwas unschön ausgegangen war.

Tino hätte halt nicht fremd gehen sollen und in dem anschließenden Verfahren war Amber vor die Wahl gestellt worden, entweder Tokyo oder den Verlust von BlackGatomon, welche sie ganz offensichtlich nicht unter Kontrolle zu haben schien. Jedenfalls aus der Sicht des Untersuchungsgausschusses.

Nun ja, Tino würde jetzt bestimmt nicht mehr fremd gehen. Da nahm man auch eine Versetzung nach Japan und die Lösung der Verlobung in Kauf.

„Sieh es positiv. Wenigstens bist du jetzt nicht mehr mit diesem Macho verlobt. Der war eh nicht gut für dich. Du hast was besseres verdient.“

Amber seufzte und trat in den Regen hinaus. Sie sah sich um nach einem Taxi, doch von denen war ebenfalls nichts zu entdecken. „Wenn etwas schief geht, dann nur richtig.“

In der Nähe des Gebäudes befand sich eine Haltestelle. Schnell hastete Amber dort hinüber und studierte den Plan. Wenigstens gab es eine Ausführung in englischer Sprache. Mit ihrem Japanisch haperte es doch etwas sehr. Das versprach eine richtig tolle Zeit zu werden, dachte sie ironisch.
 

Amber war, trotz des Regenschutzes über der Haltestelle völlig durchweicht, als sich am Horizont endlich ein Bus abzeichnete.

So schnell, wie es ihr mit ihrem Gepäck möglich war, verschwand sie im Inneren des Gefährtes, löste eine Fahrkarte und ließ sich auf den nächstbesten Sitz fallen. Ungeduldig trommelten ihre Finger auf dem Koffer herum. Die Fahrt würde fast noch eine weitere Dreiviertelstunde in Anspruch nehmen. Wenn sie endlich ihr Ziel erreicht hatte, würde sich Jiro so einiges anhören müssen. Sie so einfach sprichwörtlich im Regen stehen zu lassen...
 

In der Zentrale herrschte reger Betrieb und kaum, dass Amber richtig den Eingangsbereich passiert hatte, wurde sie auch schon beinahe um gerannt. Noch bevor Amber etwas sagen konnte, verbeugte sich ihre Gegenüber entschuldigend, während ihr Blick kurz auf das Digivice gefallen war, das die neu Eingetroffene am Gürtel trug. „Verzeihen sie, das war keine Absicht. Können Sie mir sagen, wo ich Kommandant Jiro finden kann?“ Die junge Frau mit kurzen dunkelblonden Haaren sah sie fragend an.

„Sehe ich aus, wie die Auskunft?“ Amber war kalt, sie war nass und sie wünschte sich gerade nichts sehnlicher, als ein heißes Bad.

Plötzlich hatte es die junge Frau sehr eilig zu verschwinden, da der Ärger der Anderen nicht wirklich zu übersehen war.

Schnaubend suchte Amber sich ihren Weg durch die sonst menschenleere Eingangshalle. Scheinbar hielt man es noch nicht einmal vonnöten, sie wenigstens HIER zu empfangen.

Plötzlich lief ihr ein hagerer, rothariger Jugendlicher über den Weg. Amber kniff die Augen zusammen. Das Gesicht war ihr ebenfalls vollkommen unbekannt. Scheinbar rekrutierten sie hier gerade wieder neue Digiritter. Was in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich immer noch den Fürsten erwehren mussten, sicherlich eine sinnvolle Maßnahme darstellte.

„Hey du da,“ rief Amber dem rothaarigen Jugendlichen nach, der sich fragend um blickte. Diesmal war es Amber, die mögliche Proteste von vorne herein im Keim erstickte. „Was auch immer du gerade vor hast, es kann nicht so wichtig sein, dass du eine altgedienten Digiritterin nicht bei dem Transport ihres Koffers helfen kannst.“ Mit diesen Worten drückte sie ihm das Gepäckstück in die Arme und schritt befreit von dannen.

Der Jugendliche sah ihr erst verdattert nach und blickte dann auf den Koffer. Dann stellte er das Gepäck einfach in die nächste Ecke und schritt den Weg weiter, den er zuvor eingeschlagen hatte. Zum einen war er niemandes Kofferboy und zum anderen wollte er nicht schon an seinem ersten Tag bei der DATS zu spät zu einer Besprechung kommen. Allein den richtigen Weg in diesem verschachtelten Gebäude zu finden, ohne Karte und Navigationsgerät, grenzte an eine Herausforderung.

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Ein unangenehmes Brennen hinter der Schläfe riss Gio aus seinen Gedanken und ließ ihn das Gesicht verziehen. Auch Hydrakie hatte sein Schnurren eingestellt, den Kopf gehoben und blickte in eine bestimmte Richtung. Das künstliche Digimon wirkte mit einem Mal wieder angespannt. Er klickerte fragend und nervös. Es war sehr lange her, seitdem sie zum letzten Mal diesen Ruf vernommen hatten.

Es war schon irgendwie seltsam. Sie waren erst wenige Stunden nicht mehr Angehörige der DATS und schon rief man nach ihnen. Fast kam es Gio so vor, als würde man sie überwachen. Doch als er sich um blickte, konnte er nichts entdecken, was seine Vermutungen erhärtete. Für einen Zufall war es aber auch schon fast zu zeitnah.

Als es schließlich zu unangenehm wurde, erhob Gio sich seufzend. Hydrakie sprang von seinem Bauch herunter, rannte zum Motorrad und ließ sich auf dem Tank nieder, nur um darauf zu warten, dass Gio ihm folgen würde.

Mürrisch ließ der Admirabili sich auf den Bock sinken und startete den Motor um sein Gefährt in die Richtung zu lenken, die er anstrebte und aus der der Ruf erscholl.

Fast schon wie eine Motte, die zum Licht fliegt,“ dachte er ironisch. Aber wenn er dem Ruf nicht folgte, würde dies sehr unangenehme Konsequenzen haben. So hatte es man ihm eingebläut und Gio brannte nicht darauf herauszufinden, ob dies auch der Wahrheit entsprach. Denn Kopfschmerzen wären dann wohl sein geringstes Problem.
 

„Du hast was? Dein Auftrag war es, auch weiterhin bei diesen Digirittern zu bleiben und uns über ihre Aktivitäten am Laufen zu halten, nicht, dass du bei der nächstbesten Gelegenheit aussteigst. Es hat ewig gedauert, bis wir jemanden geeigneten für diese Mission gefunden haben. Du wirst auf der Stelle zur DATS zurückkehren und deinen Austritt rückgängig machen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“ Beelzemon kochte vor Wut, als Gio vor ihm kniete und ihn über die letzten Geschehnisse auf den neusten Stand brachte.

Dieser hatte die Hand zur Faust geballt. Gio hob seinen Blick und sah seinen Erschaffer nun genau ins Gesicht. „Es ist viel zu Gefährlich, das ich dorthin zurückkehre. Seitdem dieser Murphy bei ihnen gewesen ist, wissen sie, worauf sie achten müssen, um Admirabilis zu entlarven. Nur mit knapper Not ist es mir einige Male gelungen meine eigene Enttarnung zu verhindern. Ein längeres Verharren in ihren Reihen barg zu viele Risiken.“ Außerdem hatte Gio keine sonderliche Lust mehr, auch weiterhin den Agenten für die Fürsten zu mimen. Allein die Nummer damals mit Meramon... Gio musste sich auf die Zunge beißen um keine falschen Worte zu benutzen. Beelzemon war zu mächtig und es bedurfte nur eines kurzen ziehen des Abzuges seiner doppelläufigen Waffe, um ihn ins ewige Nirwana zu schicken.

Ungerührt erwiderte Beelzemon das Blickduell mit seinen drei Augen, bis Gio schließlich den Kopf senkte und sich damit geschlagen gab.

„Damit ist ja dann alles geklärt. Morgen kehrst du zu den Digirittern zurück und wirst alles als ein großes Missverständnis hinstellen. Verstanden?“

Gio murrte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, was man vielleicht mit extrem viel guten Willen als so etwas wie eine Zustimmung interpretieren konnte.

„Gehe nun zu Daemon, er wird ein paar Verbesserungen an dir vornehmen, dass du nicht mehr so schnell Gefahr läufst enttarnt zu werden.“ Müde winkte Beelzemon mit einer Hand und deutete Gio damit an, das er für heute erstmal entlassen war.

Schlecht gelaunt und die Hände immer noch zu Fäusten geballt, verließ Gio den Raum, wo Beelzemon ihn empfangen hatte.

Vor der Tür wurde er von Hydrakie erwartet, der ihn schon ungeduldig ansah. Er teilte dem Jungen mit, dass er zu Darkarishamon zurück beordert worden war und ihn deshalb, zumindest die nächsten Stunden nicht weiter begleiten konnte. Ein weiterer Minuspunkt in der Liste, die Gio sich gerade in Gedanken aufbaute.

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'Warum hatte es nur so weit kommen müssen? Warum hatte er sie nicht beschützen können? Wieso hatte er gegen den Angreifer nicht bestehen können? Warum hatte Cass jetzt die Sache aus zu baden? Er müsste doch an ihrer Stelle sein. Er wäre dann vielleicht zwar gestorben, aber als Digimon hatte man ja die Gewissheit das man wieder geboren wurde, wenn der Partner gut auf einen aufpasste.' Gazimon wimmerte leise im Schlaf und kuschelte sich enger an die kühle Hand seiner Partnerin.

Seine Wunden waren mittlerweile vernarbt, hin und wieder ziebsten sie zwar, aber es war auszuhalten. Sie sollten Zeichen für sein Versagen sein und er hatte auch nicht zugelassen, das man sie richtig versorgte. Cassandras Versorgung hatte oberste Priorität gehabt, nicht die Seine.

Plötzlich schreckte Gazimon auf. Er hatte doch etwas gespürt. Ein Zucken, das Zeichen einer Bewegung.

Aufgeregt musterte er die Hand, welche er immer noch festhielt, bevor er sie in seine Pfoten nahm und feste drückte. „Cass?“ fragte er mit zittriger, bebender und auch kratziger Stimme, die auf langes Schweigen hindeuteten.

Wieder spürte er die kurze Bewegung und das reichte ihm, um auf die Taste für die Nachtschwester zu schlagen und dann zu Cassandras Kopf hinauf zu eilen.

Vorsichtig legte er wieder seine klauenbewehrten Hände an ihre Wangen. „Cass, Cass, kannst du mich hören? Bitte...“ flehte er und strich ihr die rechte Wange hinab.

Hinter ihnen flog die Tür auf und ein Arzt mit mehreren Schwestern eilte in das Zimmer.

Sie waren sichtlich überrascht über Gazimons Verhalten, das er sie sogar gerufen hatte und sie gerade nicht anfauchte, sondern Cassandras Gesicht hielt.

„Was gibt es?“ verlangte der Arzt von Gazimon zu wissen.

„Sie wacht auf. Sie hat mehrmals gezuckt und auf meine Stimme reagiert. Sie wacht auf.“ Gazimons Stimme klang hoffnungsvoll und er ließ es sogar zu, dass eine der Schwestern ihn zur Seite schob, dass der Arzt seine Partnerin besser untersuchen konnte.

Doch nachdem der Arzt sie fast 10 Minuten untersucht hatte, hob er den Kopf und schüttelte den Kopf. „Da ist nichts. Sie liegt immer noch im Koma. Das war wohl eine zufällige Muskelkontraktion, nichts weiter. Das passiert hin und wieder schon mal.“

„Aber das kann doch nicht sein. Sie hat doch auf mich reagiert...“ Der Arzt schüttelte wieder den Kopf und zog es dann vor, etwas auf Abstand zu gehen, als er mitbekam, welche Veränderung durch das Digimon lief.

Gazimons verzweifelter Schrei hallte durch das gesamte Krankenhaus.



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