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Titanic

von

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Der nächste Tag begann mit Regen. Zumindest war es das, was ich als erstes sah, als ich aus meinem Fenster blickte. Das Wetter passte sich wohl meiner Stimmung an. Unglaublich, dass ich mich vor wenigen Wochen an so einem Regentag gefreut hatte. Da war ich allerdings auch frisch in Reita verliebt. Klar, verliebt in ihn war ich immer noch, allerdings schlug mir dieser Beziehungsstress ganz schön auf die Nieren. Konnte nicht einfach wieder alles so perfekt sein, wie es vor wenigen Tagen noch war? War dies zu viel verlangt?

Ich hatte echt keine Ahnung, was ich nun tun sollte. Wie lange benötigte Reita zum nachdenken? Einen Tag? Zwei? Oder gar mehrere Wochen?

Mich juckte es in den Fingern, zu ihm hinzugehen und mich mit ihm zu versöhnen. Alles zu klären, was zu Missverständnissen und Streit zwischen uns gekommen war. Doch er benötigte ja Zeit zum Nachdenken. Zum Glück sah Reita noch Hoffnung in unserer Beziehung. Dann war doch nicht alles verloren.

Seufzend löste ich meinen Blick von dem regennassen Asphalt und begab mich ins Badezimmer. Eine Dusche würde mir gewiss nicht schaden und ein anschließendes gutes Frühstück ebenfalls nicht.

Nach der morgendlichen Dusche und dem Kleider anziehen, begab ich mich in die Küche und braute mir einen Kaffee. Nun, nicht ganz. Ich schaltete die Kaffeemaschine an und diese erledigte das brauen des Getränkes. Nachdem meine Tasse voll war, nahm ich mir diese und setzte mich an meinen Küchentisch. Essen wollte ich nun doch nichts, so trank ich lediglich meinen Kaffee. Der Aufwand, mir etwas zu richten, war einfach zu groß. Ich fühlte mich matt und irgendwie verloren. Ich wusste, dass ich jetzt nicht in der Selbstmitleids-Phase untertauchen durfte, doch es tat gerade so gut, Trübsal zu blasen.

Na ganz toll. Selbst in meiner Phase des Bemitleidens, kamen versaute Gedanken auf. „Trübsal blasen“! Man konnte noch ganz irgendwo anders diese Tätigkeit ausführen.

Mir über die Gedanken den Kopf schüttelnd, versorgte ich die leere Tasse. Diese wurde gewaschen und abgetrocknet, ehe sie wieder bei den anderen im Schrank landete.

Nachdem die Tasse versorgt war und ich nichts mehr zu tun hatte, kamen plötzlich die ganzen Zweifel und Tränen auf, welche ich die ganze Zeit verdrängt hatte. Die Angst, dass Reita doch nicht mehr zurück kam, war immens.

Eine Weile ließ ich meinen verzweifelten Tränen freien Lauf, ehe ich auf die Uhr sah und erkannte, dass ich unmöglich pünktlich zu meiner Arbeit erscheinen könnte. Seufzend begab ich mich ins Bad und versuchte zu vertuschen, dass ich geheult hatte. So ganz wollte es mir nicht gelingen, aber ich sah dann doch schon ansehnlicher aus, als zuvor und konnte so auch im Restaurant erscheinen. Zu meinem Zeug, welches ich immer bei mir trug, nahm ich mir noch einen Regenschirm mit, da es immer noch wie aus Eimern schüttete.
 

Als ich auf die Straße trat ließ ich meinen Blick nach oben in den Himmel gleiten. Meine Augen erfassten ein trübes Blau. Genauso trüb wie ich mich im Moment fühlte. Der ganze Himmel sah so aus, als würde er für ewig so bleiben und nie mehr in einem tollen strahlenden Blau leuchten. Die Sonne weinte hinter den Wolken und hatte sich meiner Stimmung angepasst. Nicht, dass es wirklich so wäre, aber es war doch schön zu denken, dass es wirklich so war.

Es windete und der Regen kam von allen Seiten, nur nicht direkt von oben. Wäre dies der Fall gewesen, wäre ich nicht völlig durchnässt im Restaurant angekommen.

„Oh nein! Uruha, du wirst dich noch erkälten!“ Kai kam auf mich zugelaufen und hatte von irgendwoher ein Handtuch aufgesammelt, mit welchem er meine Haare abtrocknete. Ich ließ mich von ihm in ein extra Räumchen dirigieren und setzte mich dort auf einen der Stühle. Kai trocknete weiterhin meine Haare ab und reichte mir ein zweites Handtuch, mit welchem ich irgendwie versuchte, meine Klamotten trocken zu bekommen.

„Das einfachste wäre es, wenn du nach oben zu Reita gehen würdest und von ihm etwas anziehst, denn weder Aoi noch ich haben Wechselklamotten dabei.“

Ich seufzte lediglich und stand auf.

„Ich werde es versuchen, aber ich glaube nicht, dass es klappen wird. Reita wird wahrscheinlich sofort wieder die Tür zu schlagen, sobald er mich sieht. Trotzdem danke, Kai.“ Dieser nickte mir zu und sah mir lächelnd hinterher, als ich mit samt den Handtüchern aus dem Raum lief. Ich hoffte, dass die Handtücher das Wasser, welches aus meinen Klamotten tropfte, irgendwie aufsaugte und ich nicht das ganze Restaurant nass machte. Sollte natürlich nicht ganz klappen und man konnte anhand der Wassertropfen erkennen, wo ich entlang gelaufen war.

Auf den Treppen, welche zu Reitas Wohnung führten, schmückten ebenfalls Wassertropfen die Stufen. Vor Reitas Wohnungstür hielt ich an und sah auf das feste Holz der Tür. Ich hatte zwar einen Schlüssel um hineinzugelangen, aber ich wusste ja nicht, ob Reita mich überhaupt sehen wollte und so hatte er dann immer noch die Möglichkeit, einfach die Türe zuzumachen, wenn er mich sah.

Zaghaft drückte ich den Klingelknopf und ich konnte den Ton, welche sie erzeugte, bis nach hier draußen hören. Lange war es still in Reitas Wohnung, ehe polternde Schritte ertönten und die Tür aufgerissen wurde. Reitas blonder Haarschopf erschien in der Tür und ich konnte in sein Gesicht sehen. Ein erstaunter Ausdruck trat in diesem auf, als er mich erblickte.

„Du bist ja völlig nass! Sag bloß, du bist ohne Regenschirm hier her gekommen.“

„Der Regenschirm bewahrt mir nur vor dem Regen, der ganz normal von oben kommt, aber wenn es stürmt und du von allen Seiten beregnet wirst, dann hilft dir der Schirm auch nicht weiter.“ Der Blonde nickte und trat einen Schritt zur Seite um mich herein zu lassen.

„Du bist doch sicher zu mir gekommen, um Klamotten von mir zu holen, oder? Ich habe sogar noch welche von dir bei mir.“

Reita lief in sein Schlafzimmer und kam mit einem Stapel Kleider von mir wieder zurück in den Flur. Ich stand derweil immer noch fast in der Tür und hatte mich nicht bewegt. Reita bemerkte dies natürlich und sah mich verwundert an.

„Du kannst gerne rein kommen, oder willst du dich draußen im Flur umziehen?“ Hastig schüttelte ich den Kopf, trat ganz in Reitas Wohnung und schloss die Tür noch hinter mir. Der Blonde war derweil ins Wohnzimmer gegangen und da er ja noch die Klamotten von mir hatte, folgte ich ihm dorthin.

„Da auf der Couch liegen die Sachen, ich mache uns einen Tee, während du dich umziehst.“ Schon war Reita wieder aus dem Wohnzimmer und in die Küche verschwunden.

Ich wusste nicht so Recht, was ich denken und fühlen sollte. Irgendwie war es so, als wären Reita und ich kein Paar mehr, so wie wir miteinander umgingen. Es wirkte alles irgendwie steif und völlig ohne Gefühle. Doch ich dachte mir, dass sich das alles vielleicht nur wieder einlenken musste, damit es funktioniere konnte wie bisher. Ich hoffte es wirklich. Andererseits war es auch so, als wäre alles wieder in Ordnung und Reita hatte mir ‚verziehen‘. Es war einfach nur komisch.

Schnell schlüpfte ich aus meinen nassen Kleidern und hinein in die trockenen. Im selben Moment, als jedes Kleidungsstück am richtigen Fleck war, kam Reita mit zwei dampfenden Tassen Tee zurück ins Wohnzimmer.

„Hier bitte.“, sagte er und reichte mir eine der beiden Tassen. Ich bedankte mich und setzte mich mit der Tasse auf die Couch. Reita setzte sich mir gegenüber auf einen Sessel und nippte an dem heißen Getränk. Wir schwiegen, während wir versuchten, das heiße Getränk zu trinken. Es war ein unangenehmes Schweigen und ich glaubte nicht, dass nur ich das so empfand.

„Reita, ich-.“, fing ich an bevor ich jedoch unterbrochen wurde.

„Es tut mir leid!“ Ich war so erstraunt darüber, dass die Teetasse beinahe Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte.

„Ich hätte nicht gleich so überreagieren dürfen. Ich hätte dir zuhören und die Chance dazu geben müssen, dies alles zu erklären, ohne dass ich gleich ausraste.“ Reita stellte seine Tasse auf den Couchtisch und kam zu mir herüber. Meine Tasse stellte er ebenfalls zu seiner auf den Tisch, ehe er sich neben mich setzte.

„Ich bin so verliebt in dich, dass ich riesen Angst hatte, dass du mir tatsächlich fremdgegangen sein könntest. Es ist so schrecklich, in dem Glauben zu sein, dass du mich verlassen und jemand anderen ausgewählt hattest.“ Noch immer sagte ich kein Wort und starrte Reita einfach nur an. Konnte es echt möglich sein, dass Reita schon jetzt einen Entschluss – für mich im positiven Sinne – gefasst hatte? Ich hatte eher damit gerechnet, dass der Blonde um einiges länger Zeit benötigen würde. So hatte er es zumindest ausgedrückt.

„Du sagst ja gar nichts.“ Reita sah mich aus geweiteten Augen an. Konnte ich da etwas wie Angst in seinem Blick erkennen?

„Ich bin nur so überrascht, dass du mir das nicht mehr länger böse nimmst und nun alles wieder gut werden kann.“

„Glaube mir, ich werde nie wieder so ausflippen!“, beteuerte Reita und küsste mich. Es war ein schüchterner Kuss, ganz so, als wüsste Reita nicht genau, ob ich von ihm geküsst werden wollte. Allerdings brauchte er sich da keine Sorgen zu machen, denn sofort, als ich seinen Mund auf meinem spürte und ihn schmeckte, legte sich so etwas wie ein Schalter in mir um und ich zog ihn noch näher an mich, um ihn auch voll und ganz spüren zu können.

Wie sehr hatte ich seine Lippen, seinen Duft, seine Wärme, seinen Geschmack, seinen Körper, einfach Alles an ihm, vermisst. Er war wie eine Droge mit sehr hohem Suchtpotenzial für mich. Meine ganz persönliche Droge!

„Uruha, Stopp!“ Ich löste mich von Reita und sah ihn erschrocken an. Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? Oder hatte es Reita gar nicht gefallen? Oder war es sogar so, dass Reita noch gar nicht ganz über die Sache hinweg war?

„Schau nicht so erschrocken. Ich hätte nur fast die Beherrschung verloren und dann hättest du keinen einzigen Stofffetzen mehr am Körper gehabt.“ Ich wusste nicht ganz, was Reita mir damit sagen wollte.

„Na und? Was ist so schlimm daran? Ich meine, wir haben schon so oft miteinander geschlafen, warum also nicht auch jetzt?“

„Genau das ist es ja. Ich habe mir Gedanken über das gemacht, was du mir gesagt hast. Über das, dass du keine Lust auf Sex hattest. Ich glaube, dass wir es zu schnell angegangen haben mit dem miteinander schlafen und allem anderen. Ich habe Angst, dass wenn wir wieder in dem selben Tempo weiter machen, dass es genauso ausgeht wie neulich. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es doch viel schöner ist, wenn man voller Vorfreude auf eine Nacht warten und dort alles auslebt, als jede Nacht ständig in Aktion zu sein.“ Ich wusste nicht genau, wie Reita auf so etwas kam, aber es hörte sich doch irgendwie logisch an.

„Es wäre sehr schön, wenn das echt klappen würde. Aber was ist, wenn der eine richtig Lust auf Sex hat und der andere ihn aber wieder abweist?“

„Es muss eben gerade passen. Wir können auch keinen festen Termin ausmachen, das wäre ja dann mal völlig schräg.“

„Ich bin echt gespannt, ob das wirklich funktioniert. Aber können wir es einfach nicht so belassen wie bisher und wir schlafen einfach dann miteinander, wenn es passt und wir Lust haben? Egal, ob es mehrere Nächte hintereinander sind.“ Reita nickte und gab mir einen weiteren Kuss.

„Ich werde versuchen, damit klarzukommen, dass du mal keine Lust dazu hast, mit mir zu schlafen.“ Ich wusste, dass es Reita schwer fiel, diesen Entschluss laut auszusprechen, aber ich wusste es zu schätzen, dass er es versuchen wollte.
 

Ich teilte Reitas Lippen mit meiner Zunge und setzte mich auf seinen Schoß. Ich wollte ihn, wie schon lange nicht mehr. So sehr begehrte ich ihn. Und dies zeigte ich Reita auch an diesem Nachmittag. Dass ich eigentlich arbeiten musste, vergaß ich für die kommenden Stunden, in denen Reita und ich uns so intensiv und ausgiebig liebten wie schon lange nicht mehr.

Reitas Vater würde es mir bestimmt verzeihen, schließlich hatte ich das mit ihm endlich geklärt und alles konnte sich nun zum Besseren wenden. Wie sehr ich mich doch täuschen sollte, denn es blieb nicht lange so friedlich wie ich es mir zu wünschen wagte.



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