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Schlaflos

SetoxJoey
von

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Sonntag

Nun saß ich hier in Wheelers Wohnzimmer und hatte keine Ahnung, was ich hier eigentlich sollte. Wheeler warf mir irgendwelche Bücher um die Ohren, als glaubte er wirklich, ich würde die jetzt lesen.

Verdammte Schule! Glaubten die etwa, ich hätte nichts Besseres zu tun, als irgendwelche dämlichen Vorträge auszuarbeiten? Und dann auch noch mit Wheeler? Klar, ich hatte ja ansonsten nichts anderes zu tun! Dämliche Lehrer! Dummerweise musste ich zugeben, dass ich gerade eines meiner Fünf Minuten Schläfchen gemacht hatte, als die Aufträge verteilt wurden. Also durfte ich mich wohl nicht über dieses Resultat aufregen. Tat ich aber trotzdem!

Egal. Ich war viel zu fertig zum Streiten. Deshalb saß ich ja auch nach einem noch schlafloseren Wochenende Sonntagmittag auf Wheelers altem, dreckigem, ollen, hässlichem Sessel und beratschlagte mich mit ihm über unser Vortragsthema. Bis jetzt war es recht ruhig verlaufen, denn ich hatte definitiv keine Kraft mehr zum Streiten. Wheeler legte es zwar immer wieder darauf an, aber ich wischte seine lahmen Beleidigungen einfach beiseite. Ich hörte ihm ja eh kaum zu und über die aggressive Phase war ich auch schon lange hinaus.

Wieso musste unser Thema überhaupt mit Geschichte zu tun haben? Was verführte schon besser zum Einschlafen, als so langweilige Fakten? Immer wieder fielen mir die Augen zu und es wurde immer schwerer, wach zu bleiben. Außerdem zitterten durch den mangelnden Schlaf meine Hände so stark, dass ich das verdammte Buch kaum halten konnte.

„KAIBA!“, fauchte Wheeler, „Hör auf, zu dösen! Jetzt mach gefälligst weiter!“

Das sagte der so einfach! Aber dieser alte, dreckige, olle, hässliche Sessel unter mir wurde mit jeder Sekunde bequemer und einladender für ein kleines Nickerchen. Konzentrieren konnte ich mich sowieso nicht. Immerhin hatte ich schon denselben Satz zwanzig Mal gelesen, ohne zu wissen, was drinstand. Wheeler seufzte genervt „Arbeitest du weiter, wenn ich dir einen Kaffee bringe?“

„Schon möglich“, Kaffee war eine gute Idee. Der hatte mich schon die letzten Tage gut über Wasser gehalten. Wer brauchte schon Schlaf, wenn er Kaffee hatte?

„Gut. Dann warte hier“, Wheeler dackelte in Richtung Küche davon. Bis er zurückkam, konnte ich mich ja ein bisschen entspannen. Nur mal eine Sekunde zurücklehnen und die Augen schließen. Würde ja wohl nicht so schlimm sein. Ah, genau so. Perfekt. Es war so schön ruhig und bequem hier. Ganz anders als in der Firma. Niemand kam und nervte mich mit Bilanzen oder Verträgen. Es war einfach nur still. Weich und warm und still...
 

Blöder Kaiba! Wieso musste ich ausgerechnet mit dem arbeiten und dann auch noch, wenn der sowieso kurz vorm einschlafen war. Normalerweise war die Zusammenarbeit mit ihm eine Garantie für eine Eins, aber jetzt? Hätte ich das gewusst, hätte ich ihn bestimmt nicht als Partner gewählt. Egal, dafür war es jetzt zu spät. Ich würde das beste daraus machen müssen. Also griff ich die Tasse mit frischem Kaffee und brachte sie Kaiba ins Wohnzimmer. „Bitteschön und jet-“, mir blieben die Worte im Hals stecken, als ich zu Kaiba sah. Er war doch tatsächlich eingeschlafen. In einer unmöglichen Position saß er da und schlummerte friedlich vor sich hin. Seine Atmung war ganz ruhig und regelmäßig und seine Gesichtszüge waren völlig entspannt. So völlig gelöst sah er richtig unschuldig aus. Irgendwie süß. Armer Kaiba. Mir war ja in den letzten Tagen schon aufgefallen, dass er wohl kaum Schlaf fand, denn er war mit der Zeit immer ungeduldiger und fahriger in seinem Handeln geworden. Dass er dringend etwas Schlaf nötig hatte sah doch ein Blinder mit Krückstock.

Trotzdem! Ich konnte ihn doch jetzt nicht einfach schlafen lassen, das war ja nicht der Sinn dieser Übung. Geräuschvoll stellte ich die Tasse auf den Tisch und tatsächlich schreckte Kaiba hoch. Er blinzelte verwirrt, bevor er sich jedoch wieder schnell fing und sich ordentlich hinsetzte. Interessant. Seine Augen waren ja wirklich unglaublich klar und blau und wunderschön, wenn er aufwachte. So schnell schaffte es wohl selbst er nicht, den kalten Blick aufzusetzen.

„Na? Gut Geschlafen?“, fragte ich grinsend.

Eine feine Röte schlich sich auf seine Wangen. „Ich habe nicht geschlafen!“, meinte er patzig, „Ich habe mich nur entspannt“

„Aber klar doch. Wenn du das sagst“

„Lass uns die Plätze tauschen“, meinte Seto plötzlich, „Der Sessel ist einfach zu weich“, er scheuchte mich von der Couch und nahm dort selber Platz.

„Genau, daran wird es liegen“, meinte ich sarkastisch. Eigentlich war die Couch genauso unbequem wie der Sessel, aber wenn er meinte, dass es ihm half.

Er grummelte etwas Unverständliches, bevor er sich der Tasse auf dem Tisch zuwandte. Mit zittrigen Händen griff er danach und nippte daran. Oh Mann er war wirklich süß, wie er sich so an den Becher klammerte und mit großen begierigen Augen einzelne Schlucke daraus trank. Als hätte er alles andere außer den Kaffee in seiner Hand vollkommen ausgeblendet. Der Schlafmangel schien ihn vergessen zu lassen, was für ein eiskalter Typ er eigentlich war, denn momentan hatte er wirklich rein gar nichts Kaltes an sich. Hatte ich schon erwähnt, wie süß er dabei aussah? Ich hätte ihm wirklich liebend gern den ganzen Tag dabei zugesehen, wie er sich so vollkommen zufrieden mit sich und der Welt in das Sofa lehnte und an dem Becher nippte. Sein kalter Blick schien dahin geschmolzen zu sein. Aber wir mussten weiterarbeiten, wenn wir hier fertig werden wollten.

„Kannst du dich dann wieder auf die Arbeit konzentrieren?“, fragte ich, „Ich will heute noch fertig werden“

Und schon war er wieder da, der kalte Blick „Ganz ruhig, ja? Wir werden schon fertig“, murrte er.

Also arbeiteten wir weiter, wobei es jetzt auch nicht so viel besser ging. Kaiba schien die Texte – wenn überhaupt – nur oberflächlich zu lesen und besonders motiviert war er ja wohl auch nicht. Argwöhnisch beobachtete ich ihn von der Seite. Mit der Zeit machte er es sich immer bequemer. Erst legte er ein Bein auf die Couch, dann zog er wenig später das andere nach. Noch später kuschelte er sich in die Lehne. Der war doch schon wieder dabei einzuschlafen.

Was sollte ich denn dagegen tun? Ich konnte doch nicht tonnenweise Kaffee in ihn reinschütten, nur damit er nicht einschlief. So ging das aber nicht weiter. Ich seufzte ergeben „Willst du dich nicht einfach für ein paar Minuten hinlegen?“

„Wieso? Mir geht’s gut“, meinte er fest.

Meine Güte war der stur! Dann halt anders „Dann mache ich noch einen Kaffee“, ich stand auf und ließ Kaiba allein. Wenn ich richtig vermutete, würde er in ein paar Minuten eingeschlafen sein. Derweil konnte ich mir selbst etwas Kaffee machen. Wenn Kaiba ausfiel, blieb doppelt so viel Arbeit an mir hängen. Da würde ich die Kraft noch brauchen.

Mit dem frisch gebrühtem Kaffee ging ich wieder ins Wohnzimmer. Und, oh welch Überraschung, er schlief tatsächlich. Er war einfach zur Seite gesunken und lag nun ausgestreckt auf dem Sofa. Wie erschöpft er doch sein musste. Aber die Couch war nicht besonders bequem, vor allem, weil an der Seite schon einige Federn aus der Fassung ragten und unangenehm drückten. Nein, da konnte ich ihn nicht liegen lassen, sonst würde er mich noch auf Schmerzensgeld verklagen.

Ich stellte die Tasse auf den Tisch und ging zu dem Schlafenden rüber. Ganz vorsichtig schob ich meine Hände unter seinen Rücken und seine Beine, um ihn anzuheben. Ich versuchte, so sanft wie möglich zu sein, um ihn nicht zu wecken. Der Typ war ganz schön leicht für seine Größe, aber er war angenehm warm. Wie ein überdimensionales Kuscheltier.

Ganz leise trug ich ihn in mein Zimmer und legte ihn auf mein Bett. War vermutlich nicht der Luxus, den er gewöhnt war, aber immerhin bequemer als die Couch. Ich zog ihm noch schnell den Mantel und die Schuhe aus, damit er es bequemer hatte. Dann suchte eine Decke und warf sie über ihn, damit er es schön warm und weich hatte, während ich seine Arbeit erledigen musste.

Dann würde ich mich wohl mal an die Aufgaben machen. Oder... sollte ich noch ein bisschen bei ihm bleiben? Nur, um sicher zu gehen, dass es ihm gut ging. Na schön, dann blieb ich eben noch kurz hier, aber nicht lang. Ich setzte mich auf die Bettkante und betrachtete ihn eingehend.

Erschöpft hatte er sich tief in die Kissen gekuschelt. So wie es aussah, würde er so schnell wohl nicht mehr aufwachen. Aber das machte mir seltsamerweise nichts mehr aus. Er sah wirklich süß aus. Ohne den Mantel wirkte er bei weitem nicht so autoritär wie sonst. Sein Körperbau war viel fließender und sanfter als ich jemals gedacht hätte. Sein dünner schwarzer Pullover schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihn, so dass sich jedes einzelne Detail abzeichnete. Er war bestimmt unbeschreiblich schön, wenn er nackt war.

Unwillig schüttelte ich den Kopf. Was war das denn für eine Schnapsidee? Was ging es denn mich an, wie er nackt aussah? Besser, ich machte mich an die Arbeit, anstatt ihn sinnlos anzustarren.

Vielleicht... konnte ich es auch kombinieren. Genau, ich konnte ihn ja schlecht unbeobachtet lassen. Also würde ich meine Aufgaben einfach hier erledigen. Ich holte schnell meine Sachen und zog einen Stuhl heran. Von hier aus konnte ich in Ruhe arbeiten und meinen Gast im Auge behalten.
 

Okay, das war wirklich eine blöde Idee gewesen. Ich hatte so viel zu erledigen und alles, was ich tat, war Kaiba zu beobachten. Dabei bewegte der sich nicht mal. Er lag einfach nur da und schlummerte seelenruhig vor sich hin. Nichts Besonderes eigentlich. Aber er sah so süß aus, wie er im Schlaf das Kissen umarmte und vollkommen entspannt da lag. Er hatte so ein hübsches Gesicht. Wie ein unschuldiger Engel, mit den feinen Augenbrauen den schönen Lippen und der zugegebenermaßen ziemlich niedlichen Nase.

Ab und zu huschte sogar ein kleines Lächeln über seine sündigen Lippen. Wovon er wohl träumte?

Wieso musste er nur immer so kalt dreinschauen, wenn er doch eigentlich so schön war? Das war doch pure Verschwendung! Er enthielt der Welt seine Schönheit vor.

Ach verdammt! Wieso dachte ich nur über so einen Blödsinn nach? Mir konnte es doch egal sein, wie süß er im Schlaf aufsah. Okay, ich sollte aufhören, ihn ständig süß zu nennen. Das war weder für mich noch für ihn gut. Und ich sollte definitiv im Wohnzimmer weiterarbeiten. Das hier brachte doch nichts, wenn ich ihn die ganze Zeit nur anstarrte.

Seufzend erhob ich mich und brachte die Sachen ins Nebenzimmer. Dann sah ich nochmal nach meinem schlafenden Gast. Ich deckte ihn noch einmal ordentlich zu, damit er nicht fror. Hoffentlich war ihm auch wirklich warm genug, nicht dass er sich noch erkältete.

Oh Mann, ich machte mir schon wieder zu viele Gedanken um ihn. Ich sollte ihn schnell in Ruhe lassen, bevor ich gar nicht mehr zum Arbeiten kam. Kopfschüttelnd wollte ich ins Wohnzimmer gehen, doch plötzlich regte er sich.

Oh nein, wurde er jetzt wach? Hatte ich etwa wirklich so viel Zeit damit vertrödelt, ihn zu beobachten?

Nein, er rollte nur auf die andere Seite und murmelte etwas. Als ich mich über ihn beugte, um mich davon zu versichern, dass er wirklich noch schlief, entdeckte ich, dass sein Gesicht nicht mehr sonderlich entspannt wirkte. Seine Augen waren zusammengekniffen und seine Lippen fest aufeinander gepresst. Seine Stirn war in Falten gelegt. Es sah aus, als hätte er einen Alptraum. Wieder murmelte er etwas. Vorsichtig beugte ich mich noch ein wenig weiter vor, um ihn zu verstehen.

„Lasst mich“, wisperte er, „Nich… mehr…“ Er verzog das Gesicht zu einer leidvollen Miene und klammerte sich an das Kissen. Verzweifelt warf er sich in den Laken hin und her, trat die Decke beiseite. „Nein!“, hauchte er.

Schien wirklich kein guter Traum zu sein. Vielleicht sollte ich ihn lieber wecken, wenn er sich so quälte. Doch gerade als ich meine Hand nach ihm ausstreckte, schreckte er hoch. Mit großen Augen starrte er ins Nichts. Seine Atmung ging schwer und ein leichter Schweißfilm ließ sein Gesicht glänzen. Aber er schien mich gar nicht zu sehen, als wäre er noch gar nicht wach. Seine Augen waren vollkommen leer.

Am besten brachte ich ihn dazu, einfach weiterzuschlafen. Ganz sanft drückte ich ihn zurück in die Laken, während ich beruhigende Worte flüsterte. „Schlaf. Ruh dich aus. Du bist hier vollkommen sicher“

Zärtlich streichelte ich durch sein Haar. Seine Augen fielen ihm zu und er schlief einfach wieder ein. Langsam entspannten sich seine Züge wieder und sein Atem beruhigte sich.

„Gut so“, flüsterte ich sanft. Ich strich ihm eine verschwitzte Strähne aus der Stirn. Es schien, als würde er wieder in einen ruhigen Schlaf verfallen. Nur seine Haltung war nun anders. Vorher hatte er sich fast quer über das ganze Bett ausgestreckt und ins Kissen gekuschelt, fast so als würde er sich wirklich wohlfühlen. Aber jetzt hatte er sich zu einer Kugel zusammengerollt, das Kissen an den Bauch gepresst wie ein verängstigtes Kind.

Armer Kaiba.

Ich ließ meine Hand weiter durch sein weiches Haar wandern, während ich die Decke über ihn legte. Immer wieder fuhr ich durch seinen dunklen Schopf und streichelte die seidigen Strähnen, ließ sie durch meine Finger gleiten. Was für wunderbar weiches Haar er doch hatte. Es war ganz flauschig und bis in die Spitzen gepflegt. Durch meine Streichelattacke und den Schlaf war allerdings seine Frisur ruiniert. Jetzt fielen ihm einige Strähnen in die Stirn, umrahmten sein feines Gesicht. Es stand ihm eigentlich ziemlich gut, wenn sein Haar ihm so locker ins Gesicht fiel.

Es schmeichelte seinen feinen Zügen, die im Schlaf so weich und sanft waren.

Meine Hand glitt in seinen Nacken und strich darüber. Er war steinhart. Man, der Kerl sollte sich mal massieren lassen. So viele Verspannungen konnten einfach nicht gesund sein. Aber mir fiel auch auf, wie warm seine Haut war. Ich fühlte kurz seine Stirn. Sie war warm, als hätte er leichtes Fieber. Vermutlich von der Erschöpfung. Würde hoffentlich nichts Ernstes sein.

Seufzend legte ich mich neben ihn, wobei ich weiter sein Haar streichelte. Es machte süchtig, immer wieder dadurch zu fahren.

Ich wollte nur sichergehen, dass der Alptraum nicht wiederkam und er durchschlief. Er konnte den Schlaf wirklich gut gebrauchen. Aber wie sollte das nur weitergehen? Morgen würden wir den Vortrag halten müssen und bis jetzt hatten wir noch gar nichts geschafft. Und was passierte, wenn Kaiba wieder wach wurde? Als erstes würde er bestimmt ausrasten, aber vielleicht konnte ich es ihm erklären, wenn er sich dann erst heiser geschrien hatte.

Genug gefaulenzt! Kaiba schlief jetzt tief und fest und der Traum schien auch nicht wiedergekehrt zu sein. Also sollte ich wirklich mal weiterarbeiten. Aber ihm beim Schlafen zuzusehen hatte mich selbst total müde gemacht. Vielleicht sollte ich mich auch hinlegen. Nur ein paar Minuten. Danach wäre ich bestimmt wieder topfit und könnte mich besser konzentrieren.

Seufzend schloss ich die Augen. Da Kaiba sich jetzt so zusammengerollt hatte, war genug Platz, damit ich mich bequem hinlegen konnte. Lange würde ich eh nicht schlafen können, da er ja meine ganze Decke in Beschlag genommen hatte.
 

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Bald gehts weiter.:)



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