Das fängt ja gut an
Mit einem breiten Grinsen reichte Joey seine Reisetasche an den Busfahrer weiter und stieg schnell ein, um sich noch einen schönen Platz zu sichern. Er hatte wieder alle Erwartungen Glück. Schnell huschte er an seinen Klassenkameraden vorbei und saß kurz darauf noch breiter grinsend auf der hintersten Sitzbank des Busses. Yugi und die Anderen belagerten die Sitze vor ihm.
Nachdem alle Schüler einen Platz gefunden hatten, ging der Lehrer durch den Bus und checkte die Anwesenheitsliste, nickte zu sich selbst und gab dem Fahrer das Signal zur Abfahrt. Mit einem leichten Ruckeln setzte sich der Bus darauf hin in Bewegung.
Jetzt ging es los und Joey hätte vor lauter Freude am liebsten einen Luftsprung gemacht. Zwei Wochen! Keine Schule! Kein Unterricht! Abschlussfahrt!
Unruhig rutsche er auf seinem Platz hin und her. Es war sein erster Ausflug dieser Art. Gut, den einen oder anderen Tagesausflug hatte er schon mitgemacht, aber zwei Wochen waren dann doch schon etwas ganz anderes. Zwei Wochen in denn er mit seinen Freunden abhängen und jede Menge Gaudi machen konnte.
Mit eben diesen saß er wenige Zeit später zusammen, spielte über die Rückenlehnen hinweg Karten, als einige Sitzreihen weiter vorne sich zwei Mädchen lauthals ankeiften.
„Du Miststück lässt schön die Finger von ihm! Er gehört mir!“ Böse funkelte Aimi ihre Sitznachbarin an.
„Pah! Seit wann gehört er denn bitteschön dir? Als ob du bei ihm eine Chance hättest! Wenn ihn eine erobern kann, dann ja wohl ich!“ Entgegnete ihr Kaori lautstark, warf in einer selbstsicheren Geste ihr langes, schwarzes Haar über die Schulter.
„Du? Mach dich nicht lächerlich! Was soll er denn mit einer wie dir wenn er mich haben kann! Er gehört mir und sonst niemanden! Wirst schon sehen.“ Gab Aimi von sich selbst überzeugt zurück und grinste ihre Rivalin siegessicher an.
„Und ob wir das sehen werden!“ Mit diesen Worten erhob sich Kaori, schnappte sich ihren Rucksack und setzte sich so weit von Aimi weg wie es nur ging.
„Was ist denn mit denen los?“ Kopfschüttelt hatte Yugi das Schauspiel verfolgt.
„Tja, die Liebe.“ Seufzte Tea und fasste sich ans Herz.
„Hö?“ Verwirrt blickt Tristan sie an. „Wie meinsten das?“
„Man, ihr rafft auch gar nix, oder? Die Zwei sind in den gleichen Kerl verschossen.“ Klärte sie ihre Freunde auf.
„Aha, und wer ist der Glückliche?“ Mischte sich nun Duke in das Gespräch mit ein.
Neugierig wurde Tea von allen angesehen. Sie Kostete für einen Moment ihre Überlegenheit aus, bevor sie die Bombe platzen ließ. „Kaiba!“ Grinste sie in die Runde.
Reaktionen wie folgt:
Joey brauchte einige Sekunden, prustete dann los und lag laut lachend auf seiner Sitzbank.
Tristan glubschte sie ungläubig an als wäre er ein Fisch der unbedingt zurück ins Wasser müsste.
Duke schaute verwirrt von Aimi zu Kaori. Immer wieder hin und her, bevor er sich immer noch verwirrt an Tea wandte. „Nee, oder?“
Yugi zuckte einfach nur mit den Schultern, schien daran nichts Besonderes zu finden. Für ihn war die Welt sowieso voller lauter liebendwürdiger Menschen. Manche konnten es eben nur besser verstecken als Andere.
„Warum denn nicht? So schlecht sieht er nun wirklich nicht aus.“ Schaute Tea sie an.
„Kaiba? Na ja, ist Geschmacksache. Aber glaubst ihr ernsthaft, dass eine von denen auch nur den Hauch einer Chance bei ihm hat? Immerhin reden wir hier von Kaiba!“ Fragend blickte Duke in die Runde.
„Nee, außer Mokuba und seiner Firma existiert für den doch nix!“ Gab der, nun wieder etwas beruhigte Joey seinen Senf dazu.
„Wo wir gerade dabei sind. Wo ist Kaiba eigentlich?“ Suchend schaute sich Yugi im Bus um, wurde aber nicht fündig.
„Da kannst du lange suchen. Der Herr Ich-bin-was-besseres-als-ihr fährt doch nicht Bus. Soweit ich weiß kommt der nach. Wahrscheinlich mit seiner ach so tollen Limo.“ Grummelte Joey.
„Ach, und woher weißt du das?“ Fragend legte Yugi den Kopf etwas schief.
„Ganz einfach. Er hat doch laut genug mit dem Lehrer darüber diskutiert und wie immer seinen Willen bekommen. Hättste mal aufgepasst, statt mit Yami zu schäkern, würdest du das jetzt auch wissen.“ Grinst der Blonde nun seinen kleinen Kumpel an.
Dieser bekam eine äußerst gesunde Gesichtsfarbe und saß still auf seiner Platz.
„So, jetzt aber genug mit dem Thema Geldsack! Wer ist dran mit Geben?“
„Ich.“ Schon schnappte sich Duke die Karten, mischte sie anständig durch und verteilte sie.
Das Spiel konnte weiter gehen.
Einige Stunden später bog der Reisebus auf einen menschenleeren Rastplatz ab. Kaum zum Stillstand gekommen, stürzten auch schon einige Schüler heraus und eilten zu dem kleinen Toilettenhäuschen.
Joey öffnete verschlafen seine Augen, setzte sich auf und blickte sich verwirrt um.
„Wasn los? Schon da?“ Gähnte er herzhaft.
„Nee, nur Pinkelpause.“ Kam es müde von Duke, bevor auch dieser sich erhob und sich auch Richtung Toilette aufmachte.
Der Blonde schaute seinem Kumpel hinterher, kratze sich am Bauch und gähnte erneut lautstark. Kämpfte noch mit sich selbst. Aufstehen und Klo, oder liegen bleiben und weiter schlafen? Nach längerem Grübeln entschied er sich doch dafür, sich die Mühe zu machen und sich zu erleichtern. Kaum draußen kam ihm Tristan und Duke entgegen.
„Na, auch schiffen?“
„Yupp, was mut, dat mut. Bis gleich.“
„Jo, bis gleich.“ Schon stiegen die Zwei wieder in den Bus und Joey schlurfte zur Toilette.
Seine Notdurft verrichtet, wusch sich der Blonde noch anständig die Hände, trocknete sie ab und begab sich zum Ausgang der kleinen Gebäudes. Durch diesen geschritten, ging er wieder Richtung Parkplatz und blieb wie angewurzelt stehen.
Das war jetzt nicht war, oder?
Suchend schaute er sich auf dem gesamten Parkplatz um.
Doch so sehr er auch suchte, er war weg.
Der Bus!
Weg!
Ohne ihn!
Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein. Noch einmal suchte er den großen Parkplatz ab.
Doch weit und breit, kein Bus. Die waren einfach weiter gefahren!
Ohne ihn!
Das ging doch nicht!
Er stand hier mutterseelenallein, auf einen Parkplatz, am Arsch der Welt!
Ohne Handy, ohne Geld, einfach ohne alles!
Sein Rucksack lag still und friedlich auf seinem Sitzplatz und ließ sich durch die Gegend fahren, während er hier rum stand. Okay, er könnte bei dem nächsten Auto anhalten und nachfragen, ob er telefonieren dürfte. Da gab es nur ein Problem. Es war mitten in der Nacht, stockdunkel und dem entsprechend starker Verkehr auf der abgelegenen Landstraße. Weit und breit kein einziges Auto.
Da hatte er seinen Vater auf Knien angefleht mit fahren zu dürfen. Hatte auch mehr gearbeitet um das Geld für die Fahrt zusammen zubekommen. Und jetzt das!
Joey fing an zu verzweifeln.
Hatte den keiner bemerkt, dass er nicht im Bus war? Duke und Tristan waren ihm doch begegnet, vermissten nicht wenigsten die zwei ihn?
Die konnten ihn doch nicht einfach hier vergessen haben.
Nur langsam sickerte die Information, dass genau dies geschehen war, zu seinem Bewusstsein durch. Seine Beine wurden ganz weich und er setzte sich schnell auf den Bordstein. Dicht zog er seine Knie an die Brust, umklammerte sie mit seinen Armen und vergrub sein Gesicht in diesen.
Er saß einsam und verlassen im schwachen Licht der kleinen Laterne, welche das kleine Toilettenhäuschen beleuchtete und zuckte immer mal wieder leicht zusammen, als die unheimlichen Geräusche der Nacht an seine Ohren drangen
Ob er es zugeben wollte oder nicht, er hatte Angst.
Denn es war dunkel und er war allein.
Er hasste es allein zu sein!