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Welt der Dinosaurier

von

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Böses Erwachen

Kapitel 11

Böses Erwachen
 

Sakura wurde von leisem Schluchzen geweckt. Sie hatte die Augen noch geschlossen und dachte im ersten Moment, Yoko hätte, wie bis vor drei Jahren, schlecht geträumt und vor Angst ins Bett gemacht. Es war zwar in den letzten Jahren besser geworden - in den drei Jahren war es nur dreimal passiert, einmal jedoch erst vor etwas mehr als einem Monat -, aber Sakura hatte das Gefühl, dass Yoko erst vor ganz kurzer Zeit schreckliche Angst vor etwas gehabt hatte, das auch sie selbst verstört hatte, aber woran sie sich gerade nicht erinnern konnte.

Zwei Sekunden später fielen ihr zwei Dinge wieder ein, ganz kurz nacheinander. Der erste Punkt war, dass das Schluchzen nicht von unten, aus Yokos Bett kam, sondern sich auf ihrer Höhe befand.

'Wie kommt Yoko in mein Bett', fragte das Mädchen sich kurz, im Glauben, zu Hause in der oberen Etage des Hochbetts in ihrem und Yokos Zimmer zu liegen. Dieser Glaube wurde jedoch durch das unangenehm harte Gefühl der Oberfläche, auf der sie lag, zunichte gemacht. Sie erinnerte sich, dass sie nicht mehr zu Hause waren, aber wo genau wusste sie noch immer nicht. Sie tastete auf dem Untergrund umher und merkte, dass es Blätter waren, Farnblätter. Diese Erkenntnis sorgte dafür, dass sie sich daran erinnerte, wie sie am Vortag mit Ely und den Jungs diese Blätter gesammelt hatte. Und sie erinnerte sich an den Tag davor, als sie von Raptoren gejagt worden war. Erschrocken riss Sakura die Augen auf, und ein lautloser Schrei lag ihr auf den Lippen. Über sich sah sie die grüne Oberfläche der Plastikplane, aus der Fudo das Zelt improvisiert hatte, immer wieder von einem dünnen braunen Strich durchzogen - einem der Äste, die als Stabilisierung dienen sollten. Zwischen sich und dem Ende des Zeltes, das als Eingang konzipiert worden war, lagen Atoeru und Raidon, beide schliefen tief und fest, Raidon schnarchte leise. Sie drehte den Kopf auf die andere Seite, auf der die Jüngeren lagen. Direkt vor ihr lag Yoko, sie schlief ebenfalls fest, auf ihrem Gesicht konnte man sehen, dass sie einen schönen Traum hatte, denn sie lächelte. Leise atmete Sakura aus, als sie merkte, dass ihre Schwester ruhig schlief. Dann richtete sie sich auf, um zu schauen, woher das Schluchzen dann kam. Sie blickte zu den anderen beiden Geschwistern, Kichi und Riro, und sah, erkannte, dass das Schluchzen von Kichi kam.

“Hey, Kleine”, flüsterte Sakura freundlich, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das tröstlich wirken sollte. “Nicht weinen. Was ist denn los? Hast du Angst?” Die Ältere setzte sich auf die Knie und blickte Kichi in die Augen. Das jüngere Mädchen nickte. Sakura kletterte über ihre Schwester, ohne sie zu wecken, und setzte sich neben Kichi.

Die Jüngste der Gruppe hatte sich ebenfalls aufgerichtet. Sie blickte das ältere Mädchen mit verquollenen Augen an, und als Sakura nach einer der Hände von Kichi greifen wollte, warf sich diese geradezu in Sakuras Arme und weinte.

Sakura legte ihre Arme um Kichi, drückte sie sanft an sich und wartete.

Einige Minuten - Sakura war sich nicht sicher, wie lange es gewesen war, aber da ihre Beine in der bequemen Haltung, die sie eingenommen hatte, dennoch eingeschlafen waren, schätzte sie, dass es einige Zeit später war - bemerkte sie, dass ihre Schwester aufgewacht war. Sie konnte sehen, wie Yokos Gesicht sich von dem glücklichen in ein erschrockenes und verängstigtes wandelte. In ihren Augen sammelten sich Tränen. Sakura löste einen der Arme, die sie um Kichi gelegt hatte, und griff damit nach der Hand ihrer Schwester, um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein war.

Yoko spürte die Berührung, sah ihre große Schwester neben sich sitzen, erhob sich schnell und kuschelte sich an ihre Schwester. Die Tränen liefen der Jüngeren über die Wangen und hinterließen Spuren in der dünnen Schicht von Erde und anderem Dreck, welche sich darauf befand. Sakura drückte ihre Schwester ebenfalls an sich.

“Keine Angst, es wird alles wieder gut, glaubt mir”, flüsterte Sakura den beiden zu. Hätten die Jüngeren ihr in das Gesicht gesehen, hätten sie diese freundlichen Worte, die mit einem Ton, der nach Ehrlichkeit klang, gesagt worden waren, als die Lüge erkannt, die sie waren, aber sie bemerkten es nicht und lächelten hoffnungsvoll, während sie weiter weinten. Die Jungs, die im Zelt schliefen, wurden durch das Weinen jedoch nicht geweckt, da Sakuras Kleider, in die sich die beiden jungen Mädchen vergraben hatten, die Geräusche dämpften.
 

“Was glaubst du, ist geschehen?”, fragte Ryoudo Yokato, nachdem dieser von einer kurzen Runde zurückgekommen war.

“Was meinst du?”, fragte Yokato, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass er wusste, was Ryoudo gemeint hatte. Er sah den Jüngeren nicht an, da er ihm nicht zeigen wollte, was in ihm vorging.

“Wieso sind Fudo und Ely noch nicht wieder zurück? Ihnen kann doch nichts passiert sein, oder? Sie sind schließlich bewaffnet... und es sind Fudo und Ely... ihnen kann einfach nichts passiert sein!” Ryoudo ließ seinen Blick über den Waldrand schweifen. Seiner Meinung nach mussten Fudo und Ely gleich auftauchen. Ryoudo wartete beinahe zwei Minuten reglos, in der Hoffnung, dass sie doch noch kommen würden, aber es blieb still.

“Oder?” Die schrille Stimme riss Yokato aus seinen Gedanken. In Ryoudos Worten hatte der Ältere endlich erkannt, was dieser für seinen Bruder und dessen Freundin empfand. Es war absolutes Vertrauen und bedingungslose familiäre Liebe. Der Ältere sah zu Ryoudo, dann schüttelte er den Kopf.

“Ich weiß es nicht”, sagte er mit einer Spur von Traurigkeit in der Stimme. Sein Gesicht war von Sorgen gezeichnet.

“Was soll das heißen, du weißt es nicht?” Ryoudos Stimme war noch einen Ton schriller geworden, und Yokato zuckte unwillkürlich zusammen. In Ryoudos Stimme konnte Yokato eindeutig Furcht heraushören, Sorge und Panik ebenfalls. Er hatte Mitleid mit dem Jungen, auch wenn er es gerade nicht zeigte. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Ryoudo, sollte Yokato ihn jetzt trösten wollen, durchdrehen würde, und das wäre nicht im Sinne der Gruppe.

“Du weißt, was das heißen soll, Ryoudo! Wir wissen nicht, wo sie sind und wie es ihnen geht, und in dieser Welt ist man nicht sicher. Es tut mir leid, dass ich das so offen sage, aber jemand muss dich mit der Realität konfrontieren!” Yokatos Stimme hatte, obwohl sie nicht lauter geworden war, einen schneidenden Ton angenommen, und sein Gesicht war vor Zorn rot geworden. Er packte Ryoudo mit seiner freien Hand an der Schulter und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. Im gleichen Moment war er sich jedoch schon sicher, dass es nicht die beste Entscheidung gewesen war.

“Es geht ihnen gut”, entgegnete Ryoudo mit weinerlicher Stimme. In seinen Augen standen Tränen, und er zitterte. “Es geht ihnen gut, Yokato, das weiß ich... es muss ihnen einfach gut gehen... Immerhin ist Fudo dort... Fudo ist doch dort...” Ryoudo zitterte so stark, dass ihm die Pistole aus der Hand zu Boden fiel, wo sie auf dem Gras beim Aufprall jedoch nur ein leises Geräusch verursachte. Die Beine des Jungen wurden schwach, und er kippte gegen Yokato. Dieser legte automatisch einen der Arme um den Jüngeren, welcher nun heftig schluchzte.

“Sie kommen zurück... sie müssen einfach... zurückkommen... er ist doch bisher immer... immer wiedergekommen”, schluchzte Ryoudo. Tränen flossen aus seinen Augen und liefen an seinen Wangen entlang.

'Er ist total fertig', dachte Yokato, während er sich umsah, Ryoudo noch immer an sich gedrückt. 'Aber wer wäre das nicht? Mir gehts genauso, auch wenn ich es ihm nicht zeigen kann. Ich bin fertig... ich hoffe, sie kommen bald wieder!'
 

Raidon erwachte durch eine Bewegung im Zelt. Er schlug die Augen auf und sah, wie Sakura zu Kichi kletterte und sie in den Arm nahm. Der Junge lächelte gegen seinen Willen, drehte sich um und starrte zum Zeltausgang. Einige Minuten später, gerade, als Yoko aufgewacht war, verließ er das Zelt und ging zu seinem Bruder, der Ryoudo inzwischen wieder einigermaßen beruhigt hatte. Die Zwillinge entfernten sich kurz von dem Jüngeren, und Yokato berichtete Raidon knapp, was passiert war und wie es Ryoudo ging. Er gab ihm außerdem die Pistole, die Ryoudo hatte fallen lassen.

“Wenn sie nicht bald zurückkommen, dann werden wir nicht mehr lange leben”, meinte Yokato, nachdem er geendet hatte. Raidon schüttelte ungläubig den Kopf.

“Ich glaub's einfach nicht! Du weißt genauso gut wie ich, dass sie wohl nicht zurückkommen werden. Wir müssen dafür sorgen, dass die anderen deshalb nicht durchdrehen, weil sie nicht zurückkommen werden, und nicht einfach schwarzsehen!” Raidons Stimme klang zornig, sein Gesicht verstärkte diesen Eindruck noch, dennoch wirkte es auf Yokato so, als stünde sein Bruder nicht zu einhundert Prozent hinter seiner Meinung, was sehr selten war.

“Und du weißt genauso gut, dass wir das nicht verhindern können. Sobald klar ist, dass sie nicht zurückkommen, wird Ryoudo komplett zusammenbrechen. Er steht jetzt schon knapp davor. Atoeru hält an dem Glauben fest, dass wir zusammen überleben können. Wenn die zwei Ältesten, gut bewaffnet noch dazu, verschwinden, dann wird auch er zusammenbrechen. Die beiden kleinen Mädchen werden auch aufgeben, sobald das klar wird. Und Sakura kann ich noch nicht einschätzen... aber wir werden, wenn wir Pech haben, nur noch zu zweit wirklich für unser Überleben eintreten. Wobei ich nicht sagen kann, ob ich nicht auch zusammenbreche, wenn das so weiter geht. Und ob nun zu zweit oder alleine, wir haben dann keine Chance!”

“Was sollen wir denn deiner Meinung nach tun?”, fragte Raidon gehässig und auch ein wenig schadenfroh.

“Wir werden darauf vertrauen, dass sie wiederkommen, ganz einfach”, meinte Yokato und ging zu Ryoudo zurück. Raidon schüttelte den Kopf und verschwand in den Büschen.

Yokato wollte sich gerade zu Ryoudo setzen, als er aus dem Wald ein Knacken hörte. Er drehte seinen Kopf dem Geräusch zu und sah das Iguanodon, das gestern bereits auf der Lichtung gewesen war, zumindest glaubte er, es wäre dasselbe. Die Pistole, die er getragen hatte, hatte er bereits auf das Tier angelegt. Er wunderte sich, wie schnell und automatisch das geschehen war, dann beobachtete er, was das Tier machen würde.

Das Iguanodon betrat die Lichtung, als es jedoch die Menschen sah, gab es einen ängstlichen Schrei von sich, drehte sich um und verschwand wieder im Wald.

'Kommt bloß schnell zurück', dachte Yokato, als das Tier verschwunden war. Er senkte die Waffe, sicherte sie wieder und steckte sie in die Hosentasche. Dabei bemerkte er, wie seine Hände zitterten. 'Lange halten wir das hier nicht mehr aus. Kommt zurück!' Yokato entfernte sich vom Rest der Gruppe und setzte sich mitten auf der Lichtung auf den Boden. Er beobachtete den Waldrand und begann zu hoffen, denn diese Hoffnung war das letzte, das ihn vor dem Nervenzusammenbruch bewahrte. Nur Sekunden später hörte er, wie sich ihm jemand näherte.

“Alles ok?”, fragte Ryoudo, der zu Yokato gekommen war. “Du siehst nicht grade gut aus!”, meinte er dann, als er Yokatos Gesicht gesehen hatte. Ryoudo setzte sich neben Yokato und sah den älteren besorgt an. Yokato blickte weiterhin zum Waldrand und tat so, als hätte er nichts gehört.

“Yokato?” Ryoudo wedelte mit seiner Hand vor Yokatos Gesicht herum, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Yokato blickte noch ein wenig in die Leere, dann lächelte er und wandte seinen Blick Ryoudo zu.

“Tut mir leid, Ryoudo. Es ist nichts, wirklich. Ich möchte nur ein wenig nachdenken. Kannst du mich bitte ein wenig alleinlassen?” Ryoudo sah ihn an, dann nickte er und ging zum Feuerplatz zurück.

Yokato blieb sitzen und starrte weiter in den Wald. Raidon kam zwei Minuten später und lehnte sich neben der Munition an den Baum. Er blieb dort allerdings nur wenige Sekunden stehen, dann wurde er von seinem Magen mit einem lauten Knurren darauf aufmerksam gemacht, dass er seit gestern Abend nichts mehr gegessen hatte. Nachdem er kurz eine Hand auf die Pistole gelegt hatte, die er in seiner Hosentasche trug, stieß er sich ab und ging in Richtung Waldrand, der im Rücken seines Bruders lag, um sich ein oder zwei Äpfel zu pflücken. Ryoudo schloss sich ihm an, Raidon konnte ihm ansehen, dass er ebenfalls Hunger hatte. Sie pflückten einige Äpfel für sich und etwa ein Dutzend weitere für die Gruppe, bevor sie wieder zur Lichtung zurückgingen.

'Wenn wir weiter so viel essen, haben wir bald nichts mehr', dachte Raidon, als er die Bäume betrachtete. Einige der Äpfel waren bereits gänzlich verfault, andere begannen zu faulen, die Menge der reifen und auch noch essbaren Früchte nahm ständig ab.

“Wenn sie zurück sind, dann können wir alles schaffen”, flüsterte Ryoudo leise. “Ich weiß es einfach.”



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