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Welt der Dinosaurier

von

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Essen? Trinken? Lagern?

Kapitel 5

Essen? Trinken? Lagern?
 

Sakura und Yoko liefen weiter durch den Dschungel, immer noch auf der Suche nach einem Bach oder einem See oder irgendetwas anderem, das mit Wasser gefüllt war. Seit sie sich von dem Obstbaum entfernt hatten, was schon beinahe eine Stunde her war, wurden sie von einer kleinen Schar Dinosaurier verfolgt. Die Mädchen hatten das jedoch noch nicht bemerkt. Sie liefen weiter in den Dschungel hinein, vorbei an großen Bäumen, deren Äste erst in Höhen von mehreren Metern zu wachsen begannen, von deren Ästen Lianen hingen, oder die halb unter Kletterpflanzen erstickten.

'Hier ist alles so komisch', dachte Sakura. Sie sah sich die ganze Zeit aufmerksam um, während sie weiterliefen. Sie wusste nicht, ob es in der Nähe Wasser gab, aber da der Dschungel dicht war, hoffte sie es.

“Ich hab Durst, Sakura”, quengelte ihre kleine Schwester nun schon das zehnte mal innerhalb von fünf Minuten. Sakura verlor langsam die Geduld, aber sie wusste, dass sie jetzt nicht wütend werden durfte. Sie sah zu ihrer kleinen Schwester, die sich an ihrer Hand festgekrallt hatte, und lächelte.

“Wir sind gleich beim Wasser, Yoko. Du musst nur noch ein bisschen Geduld haben”, sagte Sakura in dem Versuch, ihre Schwester dazu zu bringen, nicht weiterzuquengeln.

“Das hast du schon vorhin gesagt”, erwiderte diese jedoch nur trotzig. “Ich will sofort was trinken! Sonst geh ich keinen Schritt mehr weiter!”

Sakura sah ihre Schwester an, dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Sie riss sich von dem Klammergriff los, packte ihre Schwester an den Schultern und zog sie so an sich, dass sie ihr genau in die Augen schauen konnte.

“Yoko, hör mir jetzt mal genau zu”, sagte Sakura in einem sehr ernsten und strengen Ton, in dem man auch Wut hören konnte. In ihren Augen loderte das Feuer derselben. “Ich gebe hier mein bestes, um nicht durchzudrehen, und ich versuche alles, um Wasser für uns zu finden. Also halt deinen Mund, sonst werde ich wirklich sehr böse auf dich!”

Yoko begann zu weinen. Sie riss sich aus dem Griff ihrer Schwester los und rannte in den Dschungel hinein. Erst jetzt realisierte Sakura, was sie gerade gesagt und getan hatte. Sie beeilte sich, Yoko zu folgen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Das letzte mal, als Yoko davongelaufen war, war etwas schlimmes passiert, denn dort hatte dieses ganze Chaos begonnen.

Yoko lief einfach in den Dschungel hinein, sie kümmerte sich nicht um ihre Umgebung. Alles, was sie wahrnahm, waren die Bäume, die vor ihr auftauchten und denen sie auswich, manchmal nur um Haaresbreite. Sie hörte, wie Sakura ihr nachlief, aber sie blieb nicht stehen. Sie war wütend und traurig wegen ihrer großen Schwester, und sie reagierte immer so, wenn man sie ausschimpfte. Sie lief davon. Sie wich weiter den Bäumen aus, die unregelmäßig vor ihr auftauchten. Schließlich übersah sie einen am Boden liegenden abgestorbenen Ast und stolperte. Sie fiel auf den Boden und schlug sich das Knie an einem Stein auf, der nur wenig aus dem Boden stand. Der Schmerz durchflutete ihren Körper, und sie begann laut zu weinen und zu schluchzen.

Sakura erreichte ihre Schwester nur wenige Momente, nachdem diese gestürzt war. Sie kniete sich neben Yoko, welche sich aufgesetzt hatte, weinte und schluchzte, und nahm diese in die Arme. Sie drückte Yoko an sich und versuchte ihr das Gefühl zu geben, dass sie in Sicherheit sei.

“Au... Es tut weh! Sakura, es tut weh! Ich will ein Pflaster”, schluchzte Yoko. Ihr ganzer Zorn auf ihre Schwester war verschwunden, war dem Schmerz gewichen.

“Ich habe kein Pflaster, Yoko. Aber ich puste mal, dann geht's dir gleich wieder besser, glaub mir”, flüsterte Sakura ihrer Schwester ins Ohr. Sie beugte sich zu Yokos Knie hinunter und pustete sanft Luft auf die Schürfung.

“Danke, Sakura. Es geht wirklich schon besser”, flüsterte Yoko schluchzend. Ihr Schluchzen war jedoch schon schwächer geworden.

“Es tut mir Leid, was ich gesagt habe, Yoko. Ich wollte... ich habe es nicht so gemeint. Ich bin nur... überfordert. Ich will doch nur, dass du in Sicherheit bist”, flüsterte Sakura ihrer Schwester ins Ohr. Diese schlang ihre Arme um die Ältere und klammerte sich fest.

“Es tut mir Leid, dass ich so reagiert habe. Ich... war wütend. Auf dich. Auf alles. Bitte lass mich nicht allein, Sakura!” Yokos weinerliche Stimme war einer ängstlichen gewichen. Das kleine Mädchen zitterte am ganze Körper.

Sakura hielt Yoko einfach nur in ihren Armen.

“Ich lass dich nicht allein, Schwesterchen”, flüsterte sie. Dann lauschte sie einfach nur der beinahe vollkommenen Stille. Alles, was sie hörte, war Yokos leises Weinen. Und ein Plätschern. Es war zwar nur leise, aber dennoch hörbar.

“Yoko. Ich höre etwas. Wollen wir nachsehen, was es ist?” Sakura hoffte, dass ihre kleine Schwester sich so von der Verletzung, die sie erlitten hatte, ablenken lassen würde. Yoko nickte, ließ ihre Schwester aber nicht los. Sakura stand auf und zog Yoko dabei mit sich hoch, dann gingen die beiden langsam in die Richtung, aus der das Plätschern kam.

Inzwischen war es Nachmittag, die Sonne hatte ihren Höchststand schon seit einiger Zeit überschritten. Die Kehlen der beiden Mädchen waren wie ausgedörrt. Außerdem schwitzten beide, sowohl von der körperlichen Anstrengung durch das dauernde Laufen als auch durch die Temperatur. Yokos freudiger Aufschrei war daher so ausdrucksvoll wie nichts anderes, das an diesem Tag in dieser Welt gesagt worden war.

“WASSER!!” Das kleine Mädchen hatte den Fluss noch vor seiner Schwester entdeckt und rannte bereits darauf zu, bevor Sakura sie noch zurückhalten konnte. Die größere der beiden hatte nicht einmal gemerkt, wie sich ihre kleine Schwester von ihr gelöst hatte. Yoko saß bereits am Fluss und schöpfte mit ihren kleinen Händen Wasser. Sie hielt sich die Hände, die sie zu einem Becher geformt hatte, an den Mund, und trank begierig. Ihre Augen leuchteten vor Freude über diesen Fund.

Sakura setzte sich zu Yoko und begann, ebenfalls Wasser aus dem Fluss zu schöpfen. Nachdem sie ihren Durst einigermaßen gelöscht hatte, blickte sie sich rasch um und entdeckte einen weiteren Obstbaum. Es war ebenfalls ein Apfelbaum, und er wuchs nur einige Meter von der Stelle, an der die beiden saßen, entfernt. Als sie die reifen Früchte daran sah, meldete sich ihr Magen zu Wort. Sakura stand auf und ging auf den Baum zu. Und dann sah sie die Echsen. Sie waren einen Meter achtzig groß. hatten einen länglichen Kopf, scharfe Zähne und Klauen. An ihren Füßen hatten sie eine sichelförmige Kralle, die gut und gerne 20 Zentimeter lang war.

“Yoko, komm her. Langsam.”Sakuras Stimme hatte wieder einen panischen Ton angenommen. Yoko, durch diesen Ton erschreckt, sah in die Richtung, in die auch ihre Schwester sah, und erstarrte. Über ihre Wangen liefen bereits wieder Tränen.

“Yoko, komm her. Yoko, komm zu mir!” Sakuras Stimme brachte Yoko dazu, sich in Bewegung zu setzen. Sie lief zu ihrer Schwester, die sich an den Apfelbaum gestellt hatte. Sakura deutete auf den Baum, von dem eine Liane zu Boden hing. 'Es ist schon komisch, was hier alles wächst', dachte sich Sakura, aber der Gedanke war vergessen, sobald er geendet hatte. Sie bedeutete Yoko, mithilfe der kleinen Äste, die aus dem Stamm des Baumes wuchsen, auf den Baum zu klettern. Yoko nickte und begann, Stück für Stück zu den ersten breiteren Ästen zu gelangen.

Sakura beobachtete währenddessen die Echsen. Sie erkannte sie als das, was sie waren, Dinosaurier, aber sie wusste nicht, welche Dinosaurierart sie waren.

Yoko hingegen hatte die Velociraptoren sofort erkannt. Als sie das erste mal ihr Dinosaurier-Bilderbuch durchgeschaut hatte, hatte sie dieses Bild gesehen und war vor Angst zu ihrer großen Schwester gerannt. Sie konnte sich noch ganz genau erinnern, auch wenn das schon vier Jahre her war. Sie war damals erst drei gewesen, ihre Eltern hatten nicht gesehen, dass das Dinosaurier-Bilderbuch, das sie ihr geschenkt hatten, für ältere Kinder gedacht gewesen war. Die Abbildungen zeigten die Raptoren, wie sie gerade einen anderen Dinosaurier jagten, mit ihren scharfen Krallen und den Klauen an den Füßen. Yoko war an dem Tag zu ihrer Schwester gerannt und war ihr den ganzen Tag nicht mehr von der Seite gewichen. Zu der Zeit hatten sie noch ein gemeinsames Zimmer, und Yoko hatte in dieser Nacht im Bett bei ihrer Schwester geschlafen, weil sie so große Angst hatte. Diese Erinnerungen durchfluteten Yokos Gehirn, während sie versuchte, höher in den Baum hinaufzuklettern.

Sakura beobachtete immer noch die Raptoren. Die Dinosaurier hatten die Köpfe schiefgelegt und sahen Sakura an. Manche fauchten, es schien Sakura fast, als würden sie sich unterhalten. Dann blickte Sakura kurz zu ihrer Schwester hinauf, die endlich die unteren Äste, die sich allerdings auch schon auf vier Meter Höhe befanden, erreicht hatte. Sakura begann sofort, ebenfalls zu klettern. Sie hoffte nur, dass die Dinosaurier nicht klettern konnten, denn sie hatte genug gesehen, um zu wissen, dass diese Dinosaurier Fleischfresser waren.

Als die Dinosaurier sahen, wie Sakura zu klettern begann, fauchten sie wütend und rannten auf den Baum zu. Allerdings war Sakura eine gute Kletterin, war schnell auf drei Metern Höhe angelangt und noch bevor die Raptoren den Baum erreicht hatten -sie waren halb im Dschungel versteckt gewesen, als Sakura sie entdeckt hatte- hatte Sakura die ersten dicken Äste erreicht. Sie kletterte noch ein bisschen höher, dorthin, wo ihre Schwester saß. Diese hatte sich eine Astgabel ausgesucht, die sich beinahe am Stamm befand. Sie saß dort, an den Baum gelehnt, und sah ängstlich zu Boden.

Die Raptoren hatten sich um den ganzen Baum postiert. Sie blickten zu den Mädchen hoch und fauchten.

“Sakura, ich hab Angst”, wimmerte Yoko, als Sakura sich auf den Ast neben sie setzte. Sie klammerte sich an ihre Schwester, genauso wie vor vier Jahren. Ihre Schwester nahm sie in den Arm, und die beiden beobachteten die Dinosaurier, die um den Baum herum Stellung bezogen hatten, mit vor Angst und Schreck geweiteten Augen. Yoko hatte sich an ihre Schwester gelehnt und weinte wieder.

'Ich hoffe nur, dass diese Dinosaurier bald verschwinden', dachte Sakura.

“Sakura... lass... mich nicht... lass mich nicht allein”, wimmerte Yoko. Sakura drückte sie an sich.

“Ich lass dich nicht allein, Yoko. Ich bin bei dir. Du musst keine Angst haben. Die Dinosaurier kommen hier nicht hoch”, flüsterte Sakura ihrer Schwester ins Ohr. “Versuch, dich ein bisschen auszuruhen, Yoko, der Tag war anstrengend!” Das junge Mädchen nickte, schloss die Augen und lehnte sich an Sakura. Kurz darauf hörte Sakura, wie ihre Schwester gleichmäßig und ruhig zu atmen begann. Sie war froh, dass ihre kleine Schwester eingeschlafen war, es wunderte sie auch nicht wirklich. Der Tag war wirklich anstrengend gewesen, und sie selbst verspürte auch den Drang zu schlafen. Aber sie ahnte, was passieren würde, wenn sie auch einschlafen würde. Also blieb sie sitzen, beobachtete die Raptoren unter sich und kämpfte gegen die Müdigkeit an, die sie erfasst hatte.
 

In einiger Entfernung von den beiden Mädchen, einige Zeit zuvor
 

Fudo hatte sich gegen einen Baum gelehnt und versucht, nicht nachzudenken, indem er sich darauf konzentrierte, zu lauschen, ob sich irgendwelche Dinosaurier dem Platz, an welchem sich die kleine Gruppe befand, zu der er gehörte. Er versuchte, nicht an die Situation zu denken, in der sie sich befanden, jedenfalls nicht weiter als bis zu der Aufgabe, die er übernommen hatte. Fudo achtete darauf, dass die Dinosaurier, die es in dieser Welt, in der sie sich befanden, gab, sich nicht zu nahe an die Gruppe wagten. Besonders die Dinosaurier, die sie gleich zu Beginn kennengelernt hatten. Die Velociraptoren. Kleine Fleischfresser, die in Rudeln jagen, intelligent und hinterlistig sind. Fudo hatte sie nur mit Glück abwehren können. Und nun waren noch drei weitere Personen dazugekommen. Fudo sah zu der Gruppe, die sich bei dem Haufen verschiedenster Dinge, die mit ihm, seiner Freundin und ihren Geschwistern eingesogen worden waren, gesammelt hatte und dort ausruhte. Dann sah er wieder in den Wald. Er wollte sich keine Sorgen machen, jedenfalls noch nicht. Ihm war klar, dass sie Probleme hatten. Das war alles, was er wissen musste.
 

Ely hatte sich zu den Jüngeren gesetzt und hatte ihre kleine Schwester in den Arm genommen, denn sie hatte gesehen, dass Kichi zitterte und weinte. Auch ihrem kleinen Bruder hatte sie einen Arm um die Schulter gelegt, denn auch dieser zitterte, und in seinem Gesicht konnte man sehen, dass er sich die Tränen verkniff. Der Junge, der mit den Zwillingen gekommen war, sah aus, als ob er nichts um sich herum wahrnehmen würde. Nachdem Kichi und Riro sich ein bisschen mit ihm unterhalten hatten, war er wieder in seine ruhige Gestalt verfallen. Seine Augen blickten starr gerade aus, in seinem Gesicht war der Schock deutlich zu sehen. Ely wusste, dass alle geschockt waren. Nun gut, alle außer Fudo. Er wirkte auf sie wie ein Fels in der Brandung. Er hatte direkt nach der Landung die Waffen geladen und sie so vor den Raptoren beschützt. Jetzt stand er ein paar Meter entfernt von der Gruppe und hielt Wache, ohne dass ihn jemand darum hätte bitten müssen. Aber sie konnte sein Gesicht nicht sehen, also konnte sie sich nicht sicher sein, ob er wirklich so ruhig war, wie er schien. Sein Bruder Ryoudo war auf jeden Fall nicht wirklich ruhig. Er atmete schnell und sah sich immer wieder um. Sie ahnte, dass er sich nach Dinosauriern umsah, die die Gruppe bedrohen könnten. Er versuchte, seinem Bruder nachzueifern.

Ryoudo blickte sich immer wieder in der Gegend um, er sah vor allem in die Richtungen, in die Fudo nicht schaute. Er dachte, dass zwei Leute besser wären, um Wache zu halten, als einer. Dann jedoch wurde er von den Geschwistern von Ely abgelenkt.

“Ich hab Hunger”, begann Kichi zu jammern. Sie klammerte sich noch immer an ihrer Schwester fest, und diese hatte noch immer ihren Arm um sie gelegt. Dieses Bild wäre eines der besten Beispiele für geschwisterliche Fürsorge, dachte Ryoudo. Jedoch nur einen Augenblick lang. Dann sah er in Kichis Augen. In ihren Augen sah er, dass sie so lange quengeln würde, bis sie etwas zu essen bekommen würde. Ryoudo überlegte fieberhaft, was man hier zu essen finden konnte, denn er wusste, dass Kichi sehr nervig sein konnte, wenn sie hungrig war. Er blickte zu seinem Bruder, der sich zu der Gruppe umgedreht hatte, als Kichi zu jammern begonnen hatte. Das kleine Mädchen jammerte unentwegt weiter. Ryoudo erhob sich und ging zu Fudo, da er hoffte, so dem Gejammer entgehen zu können. Aber als er die wenigen Schritte zu seinem Bruder machte, merkte er, dass auch er Hunger bekommen hatte.

“Wir haben ein Problem”, sagte Ryoudo leise, damit die anderen ihn nicht hörten, als er bei Fudo angekommen war. Sein Bruder blickte noch immer in den Wald, Ryoudo konnte nicht erkennen, wie sein Bruder sich fühlte, denn er konnte seine Augen nicht sehen. Er wusste, dass sein Bruder noch so ruhig wirken konnte, nur seine Augen würden zeigen, wie es ihm wirklich geht.

“Ich weiß”, entgegnete dieser nur. “Ich habe zwar versucht, nicht über etwas anderes nachzudenken, als darüber, wie wir uns vor diesen Raptoren schützen können, aber meine Gedanken sind immer wieder abgeglitten. Wir brauchen Essen und Wasser. Sonst haben wir keine große Chance, hier zu überleben!”

Fudos Stimme jagte Ryoudo einen Schauer über den Rücken. Sein Bruder klang so ruhig wie immer, obwohl sie sich in einer fremden Welt voller gefährlicher Tiere befanden. Das war für Ryoudo wieder ein Beispiel dafür, warum sein Bruder sein Vorbild war. Dann jedoch drehte sich Fudo zu seinem jüngeren Bruder um, und dieser sah mit, dass in den Augen von Fudo blanke Panik stand. Als er das gesehen hatte, wusste er, dass sie wirklich große Probleme hatten. Fudo ließ sich nämlich nur sehr schwer aus der Fassung bringen, und diese extreme Panik hatte Ryoudo noch nie in Fudos Augen gesehen. Aber bevor er ihn fragen konnte, was los war, sprach Fudo schon weiter.

“Wir brauchen Essen. Aber noch wichtiger ist das Wasser. Wir müssen nach Wasser suchen. Ich hoffe, das bringt mich auf andere Gedanken. Ich werde noch schnell fragen, ob jemand mitkommen will!” In Fudos Stimme konnte Ryoudo nun die unterdrückte Panik hören, die Fudo erfasst hatte.

“Ich komme mit dir, Fudo”, sagte Ryoudo sofort, nachdem er gehört hatte, was Fudo plante. “Ich komme mit und hilf dir, Wasser zu suchen!”

Fudo atmete tief durch. Er versuchte, nur an das eine Problem zu denken, das er lösen sollte. Wasser. Sie brauchten Wasser. Er atmete noch einmal durch, dann blickte er zum Rest der Gruppe.

“Wir sollten schnell aufbrechen, Ryoudo. Sonst brechen die Jüngeren noch auf und begeben sich in Gefahr. Ich sage Ely, dass wir nach Wasser suchen werden. Ich hoffe, wir werden fündig! Wenn nicht...” Fudo beendete den Satz nicht. Er brach ab, seine Stimme war gebrochen, und er senkte den Kopf zu Boden. Ryoudo wusste, was Fudo meinte. Er hatte seinen großen Bruder noch nie so hilflos gesehen.

Fudo stieß sich leicht von dem Baum ab, an den er sich gelehnt hatte, und ging zur Gruppe zurück. Er setzte sich neben Ely. Riro hatte sich von seiner Schwester gelöst und zu Atoeru gesetzt. Fudo legte seiner Freundin einen Arm um die Hüfte und lehnte sich an sie.

“Fudo, was ist? Du siehst nicht gut aus”, flüsterte sie ihm ins Ohr.

“Wie hast du das erkannt? Ich habe mich bemüht, ein normales Gesicht zu wahren”, flüsterte er zurück. Er sah zu Ely, diese blickte ihn ebenfalls an. Die beiden sahen sich in die Augen. Fudo sah in Elys Augen, dass sie sich Sorgen um ihre Geschwister machte. Er sah auch die Sorgen, die Ely sich machte, nachdem sie ihn so gesehen hatte, wie er jetzt war. Nachdem sie seine Sorgen erkannt hatte. Er versuchte, sie mit seinem Blick zu beruhigen. Aber er merkte beinahe sofort, dass es sie nicht beruhigen würde. Sie sah ihn nur vorwurfsvoll an.

“Ich mach mir Sorgen”, gestand Fudo schließlich. “Wir sind hier gelandet, und haben keine Idee, wie wir auch nur bis morgen durchhalten können. Ich weiß nicht weiter, Ely. Ich bin am Ende... mit den Nerven... körperlich...” Ely unterbrach sein Geständnis, indem sie ihn küsste.

“Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Auch wenn du noch nicht alles weißt, du hast bisher immer irgendwie irgendeine Lösung gefunden. Ich vertraue dir, Fudo!”

Fudo lächelte. “Danke, Ely. Danke. Danke, dass du versuchst, mir Mut zu machen. Ich wollte dir sagen, dass ich mit Ryoudo losgehen will, um Wasser und Essen zu suchen. Bitte beschütze solange die anderen hier, ok? Ich wüsste nicht, ob ich sonst losgehen könnte, bei den Dinosauriern, die hier leben.”

“Ich passe auf, Fudo, das verspreche ich. Du musst aber auch auf dich aufpassen”, entgegnete Ely leise mit sorgenvoller Stimme. Fudo nickte. Er löste sich sanft von seiner Freundin und erhob sich.

Ryoudo, der sich bei Raidon und Yokato aufgehalten und mit diesen geredet hatte, erhob sich ebenfalls und ging zu Fudo.

Fudo hängte sich das Gewehr an dem Lederriemen, der daran befestigt war, über die Schulter. Ely reichte ihrem Freund noch die Pistole, die sie bisher getragen hatte. Sie deutete auf das Gewehr, das noch bei den Kisten lag, um Fudo zu zeigen, dass sie immer noch bewaffnet war, um die Gruppe zu schützen. Fudo ging zu den Kisten und nahm eine Handvoll Gewehrmunition und eine Handvoll Pistolenmunition. Er steckte sich die Kugeln in die Hosentaschen, dann bedeutete er Ryoudo, ihm zu folgen. Die beiden verließen die Gruppe in eine Richtung in den Wald, entgegen der Richtung, in der die Raptoren verschwunden waren. Fudo hoffte, damit den Begegnungen mit diesen Tieren aus dem Weg zu gehen.

Nach nur wenigen Sekunden hörten sie jedoch, wie ihnen jemand folgte. Fudo blieb stehen und drehte sich um.

“Ich gehe mit”, sagte der Zwilling, der ihnen nachlief. Fudo erkannte nicht sofort, um welchen der beiden es sich handelt. Ryoudo erkannte ihn jedoch, er hatte eine Weile bei den Zwillingen gesessen und mit ihnen geredet.

“Raidon? Warum willst du mitkommen?”, fragte Ryoudo den älteren.

“Ich weiß nicht. Ich will einfach mal mit, um von den anderen wegzukommen. Und ich will euch helfen!” Fudo nickte ihm zu, dann ging er weiter in die Richtung, die er eingeschlagen hatte. Ryoudo und Raidon folgten ihm.
 

Sie waren etwa zwanzig Minuten durch den Dschungel gewandert, ohne auch nur einem Dinosaurier zu begegnen. Fudo war sich nicht sicher, ob er das als gut oder schlecht werten sollte. Er hoffte, dass sie keinem fleischfressenden Dinosaurier begegnen würden. Er sah sich aufmerksam um, und entdeckte zum ersten mal, das die Fauna um ihn herum merkwürdig war. Die Bilder, die er in seiner Welt vom Dschungel gesehen hatte, ähnelten diesem Dschungel nur sehr entfernt. Zwischen den tropischen Bäumen, die er erkannte, sah er auch Eichen stehen, und sogar eine Tanne konnte er entdecken.

“Kommt euch dieser Dschungel auch komisch vor? Hier wachsen Bäume, die in unserer Welt in solchen Regionen gar nicht vorkommen”, lenkte Fudo die Aufmerksamkeit der anderen auf die Vegetation. Die beiden Menschen, die Fudo begleiteten, sahen sich nun ebenfalls sehr aufmerksam um und erkannten, dass die Vegetation wirklich nicht normal für den Dschungel war.

“Da, seht mal. Der Baum da. Das ist ein Apfelbaum”, rief Raidon eine kurze Zeit später und deutete auf einen Baum, der in einiger Entfernung stand. Fudo blickte in die Richtung, in die Raidon zeigte, und sah den Baum, den Raidon meinte. Er sah außerdem, dass am Baum Früchte hingen, die reif aussahen.

“Wenn das wirklich Äpfel sind, dann haben wir erstmal genug zu essen. Jedenfalls einige Tage lang”, meinte Fudo.

Ryoudo achtete aber nicht wirklich darauf, denn er hörte ein leises Plätschern in einiger Entfernung. “Hörst du das auch, Fudo? Dieses Geplätscher”, sagte er zu seinem Bruder. Er lief in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, bevor Fudo irgendetwas dagegen sagen konnte.

Fudo lief ihm hinterher. Er war nervös, da er nicht wusste, ob sich in der Nähe Dinosaurier befanden. Auch Raidon folgte Ryoudo, aber das mehr, weil Fudo diesem folgte und Fudo der einzige in der kleinen Gruppe war, der Waffen hatte. Sie liefen einige Meter durch einen dichteren Teil des Dschungels. Dann blieb Ryoudo plötzlich stehen. Seine Augen waren vor Schreck geweitet und er zitterte. Vor ihm befand sich ein Dinosaurier. Der Dinosaurier lief auf vier Beinen. Er hatte einen massiven Körper und einen langen Schwanz. An seinen Vorderbeinen konnte man einen Dorn sehen, der eine Länge von beinahe 20 Zentimetern hatte.

Fudo und Raidon stoppten direkt hinter ihm. Beim Anblick dieses Dorns riss auch Fudo die Augen auf. Sie hatten am Rand einer Lichtung gestoppt. Die Lichtung war groß, und an einer Seite grenzte sie an einen kleinen See, durch den ein Fluss hindurchfloss. Der Fluss fiel über eine kleine Klippe, die etwa zwanzig Zentimeter über der Wasseroberfläche lag, in den See, was das Plätschern verursachte. Auf der Lichtung sah Fudo einen Dinosaurier. Dieser Dinosaurier war der Grund, warum Ryoudo gestoppt hatte. Er war groß. Fudo schätzte ihn auf etwa 4 Meter Höhe. Während die drei Menschen am Waldrand standen und den Dinosaurier beobachteten, richtete sich dieser auf seine Hinterbeine auf und begann, Blätter von einem Baum zu fressen. Dieser Baum stand in der Mitte der Lichtung. Es war ein großer Eichenbaum. Der Dinosaurier reichte leicht bis zu den oberen Ästen. Die unteren Äste begannen erst in drei Metern Höhe, soweit Fudo das sagen konnte. Der Dinosaurier erreichte aufgerichtet eine Höhe von mehr als fünf Metern.

'Wir haben Wasser gefunden. Nur haben wir ein Problem', dachte Fudo. Er sah weiterhin den Dinosaurier an. Dieser hatte inzwischen aufgehört, Laub vom Baum zu fressen und stand wieder auf vier Beinen. Der Dinosaurier drehte sich vom Baum weg und blickte nun genau in die Richtung, in der die drei Menschen standen. Dann bewegte er sich auf die kleine Gruppe zu.

“Oh oh... Wir haben ein Problem!” Fudos Stimme war wieder panisch geworden, und er beeilte sich, das Gewehr in die Hand zu bekommen. Er legte die Waffe an und zielte auf den Körper des Dinosauriers.

“Knall ihn ab!”, rief Raidon mit einer Stimme, in der man den Schreck über dieses Treffen, die Panik und die Angst hören konnte.

Fudo zögerte. Der Dinosaurier lief langsam auf sie zu. Fudo hatte den Lauf der Waffe direkt auf den Kopf des Dinosauriers gerichtet. Der Dinosaurier ließ sich davon allerdings nicht einschüchtern. Er lief einfach weiter, an der Gruppe vorbei und hinein in den Wald. Fudo atmete aus und ließ die Waffe sinken. Er schloss die Augen, dann öffnete er sie wieder.

“Es war ein Pflanzenfresser. Er war keine Bedrohung, Raidon. Wieso sollte ich ihn töten?” Fudo sah dem Jüngeren in die Augen. “Wenn es ein Fleischfresser gewesen wäre, dann hätte ich geschossen!”

“Ach ja? Wirklich? Das glaube ich erst, wenn ich es sehe!” Raidon schüttelte wütend den Kopf und betrat die Lichtung. Er sah sich um. “Kommt her, schnell. Das müsst ihr sehen!” Er deutete auf die Bäume, die am Rande der Lichtung wuchsen. Fudo und Ryoudo, die nun ebenfalls die Lichtung betreten hatten, sahen sich um und betrachteten die Bäume. Sie begannen zu grinsen. Die Lichtung war von Apfelbäumen umstanden.

“Scheint, als hätten wir einen Platz gefunden, an dem man überleben kann”, meinte Fudo. “Wir sollten hier ein Lager aufschlagen. Hier haben wir Wasser und genug zu Essen!”

Raidon blickte Fudo entsetzt an. “Und was ist mit den Sachen, die wir brauchen könnten? Vor allem mit der Munition! Wir können die nicht so einfach von der Stelle, wo sie ist, hierher transportieren!”

“Doch, können wir. Die Kisten haben Tragegriffe. Wir müssen zwar einige male gehen und es wird sicher ein bisschen anstrengend werden, aber dann haben wir sie hier. Und hier haben wir Wasser und Essen. Genug, um uns eine Weile zu versorgen!”

“Wenn du denkst, dass ich diese dumme Munition hierher tragen werde, dann sollst du wissen, dass...”, begann Raidon und ballte seine Fäuste, aber Ryoudo unterbrach die beiden.

“Hey, wir sollten nicht streiten. Wir sind alle in derselben Situation!” Ryoudo hatte sich zwischen die beiden gestellt, da es aussah, als wollten sie jeden Moment aufeinander losgehen. Fudo und Raidon sahen sich wütend an, dann nickten sie.

“Holen wir erstmal die anderen”, meinte Fudo dann. „Aber vorher sollten wir etwas trinken, wenn wir schon Zeit dazu haben!“ Er lief zum See, ging in die Knie und schöpfte mit seinen Händen Wasser. Die anderen beiden taten es ihm nach. Nachdem sie ihren Durst gelöscht hatten, standen sie wieder auf. Fudo schulterte das Gewehr und ging in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Von seinem Gürtel zog er ein Messer, das er sich vor kurzem gekauft hatte, und schnitzte in jeden Baum, an dem sie vorbeikamen, einen Pfeil.

Ryoudo holte seinen Bruder nach nur wenigen Schritten ein, während sich Raidon ein Stückchen weiter hinten hielt, um nicht wieder einen Streit mit Fudo zu provozieren. Sie legten die ganze Strecke schweigend zurück.
 

Als sie das Lager erreichten, blieben sie wie erstarrt stehen. Der Platz, auf dem die Gruppe gelagert hatten, war aufgewühlt, man konnte noch Spuren von Krallen im weichen Boden erkennen.

“Was ist denn hier passiert?”, fragte Raidon erschrocken. Er blickte den Boden an, der aufgerissen war, und sah sich hektisch um.

Fudo sah sich ebenfalls um und versuchte gleichzeitig, herauszufinden, was passiert war. Die Krallenspuren konnte Fudo schnell den Velociraptoren zuordnen. Direkt nachdem er dies erkannt hatte, nahm er das Gewehr von der Schulter. Außerdem zog er die Pistole aus seinem Gürtel und gab sie Ryoudo. Dieser sah seinen Bruder erstaunt an.

“Ich weiß, dass du gut schießen kannst. Außerdem muss jemand die anderen beschützen, sollte mir...” Fudo beendete auch diesen Satz nicht, aber Ryoudo wusste, was sein Bruder meinte. Er hatte Fudos Augen gesehen, die Panik und die Angst darin, Dinge, die Ryoudo von seinem Bruder nicht kannte. Der Gedanke, dass Fudo etwas geschehen könnte, machte Ryoudo Angst.

“Wo sind die anderen?”, fragte Raidon entsetzt. Er stand wie angewurzelt da und betrachtete den Ort, an dem offenbar ein Angriff durch Dinosaurier stattgefunden hatte. Er betrachtete den Boden, der von den Krallen zerfurcht war. Dann sah er sich um.

Fudo hatte inzwischen den Platz genauer unter die Lupe genommen. Und das, was er sah, beruhigte ihn. Er konnte kein Blut entdecken. Daraus schloss er, dass die anderen nicht verletzt und in Sicherheit waren. Er hatte schon damit gerechnet, aber hatte dennoch befürchtet, dass irgendetwas passiert sein könnte.

“ELY? KICHI? RIRO? YOKATO? ATOERU? WO SEID IHR?” Ryoudos Stimme durchbrach die Stille, die sie bisher umgeben hatte. Fudo sah sich nun noch aufmerksamer um. Er erwartete jede Sekunde, dass aus irgendeiner Richtung ein Dinosaurier angreifen würde. Dann sah er, wie sich mehrere Gestalten langsam der Lichtung näherten. Die vorderste hielt ein Gewehr in Händen.

“Ryoudo? Fudo? Raidon? Endlich. Endlich seid ihr wieder da!” Elys Stimme schallte den dreien entgegen. Fudo legte das Gewehr ab, sprang auf und rannte zu Ely.

“Geht es euch gut?”, rief er ihnen entgegen. Ely nickte, und Fudo lächelte. “Dann ist ja alles in Ordnung”, meinte er. “Was ist passiert? Es sieht aus, als wären die Raptoren zurückgekommen.”

“Sie sind zurückgekommen, kurz nachdem ihr gegangen wart. Es waren dutzende. Ich hatte das Gewehr zum Glück schon geladen, und auch die beiden Pistolen, die noch auf dem Haufen lagen. Ich habe versucht, sie abzuwehren... aber... es waren zu viele.” Elys Stimme war unsicher geworden, und sie musste sich anstrengen, weiterzusprechen. “Wir haben uns dann... in Sicherheit gebracht... sind in den Wald gelaufen... und auf einen Baum geklettert, nachdem wir gemerkt haben, dass diese... Viecher uns verfolgen. Sie sind erst vor einigen Minuten verschwunden. Wir sind dann wieder hierhergelaufen.”

Fudo nahm seine Freundin in die Arme. Er ahnte, wie beängstigend es gewesen sein musste. Er hatte den Raptoren ebenfalls gegenübergestanden. Er blieb mit Ely ein bisschen entfernt von Raidon und Ryoudo, wo sich auch die restlichen Mitglieder der Gruppe gesammelt hatten, stehen.

Fudo sah, dass Yokato die Jüngeren zu beruhigen versuchte, dabei aber kläglich scheiterte. Außerdem sah er, dass Yokato eine der Pistolen in der Hosentasche hatte.

“Er ist seit Jahren Mitglied in einem Schützenverein. Ohne ihn wären wir vielleicht nicht heil von hier weggekommen”, flüsterte Ely Fudo ins Ohr, da sie seinen Blick gesehen hatte.

Fudo nickte und war sogar froh, dass es noch jemanden gab, der sie verteidigen konnte.

“Wir haben Essen gefunden. Und Wasser. Und sogar einen Platz, an dem wir ein Lager aufschlagen können”, flüsterte Fudo seiner Freundin zu. “Ich wollte dich bitten, mit Ryoudo und den Jüngeren vorzugehen. Ich komme mit Yokato und Raidon nach. Wir müssen schauen, ob wir hier noch etwas nützliches finden!”

“Und was ist mit der Munition? Ohne die können wir uns nicht verteidigen”, entgegnete Ely. “Wenn diese Viecher wiederkommen...”

“Die Munitionskisten werden wir auf jeden Fall mitnehmen. Ich meinte, ob wir vielleicht Werkzeug finden oder so etwas. Der Strudel hat schließlich alles, was nicht festgeschraubt war, eingesogen. Und wir hatten im Keller ein Werkzeugregal. Wir schauen, was wir brauchen könnten, und kommen dann nach, ok?”

“Aber bleibt nicht mehr zu lange hier, ok?” Elys Stimme zeigte die Sorgen, die sie sich machte. Auch in ihrem Gesicht konnte man sehen, dass sie nicht wollte, das Fudo und die anderen hier blieben, und wenn es nur kurz war.

“Wir bleiben nicht mehr lange, versprochen”, flüsterte Fudo ihr zu. Dann küsste er sie sanft. Er wusste zwar, dass der Moment nicht der beste dafür war, aber er konnte nicht anders. Er hatte Angst um sie und wollte ihr zeigen, dass er sie liebte.

Ely genoss das Gefühl von Fudos Lippen auf ihren. Dann löste sie ihre Lippen. “Wenn du sicher bei uns angekommen bist, führen wir das weiter”, flüsterte sie ihm lächelnd zu, dann zog sie ihn mit zum Rest der Gruppe. Fudo sah sie an, dann lächelte er.

“Ich beeile mich”, flüsterte er ihr zu. Dann sprach er lauter, damit alle ihn verstehen konnten. “Wir haben Wasser und Essen gefunden. Ely geht mit Ryoudo, Kichi, Riro und Atoeru schon mal vor, Yokato, Raidon und ich haben noch etwas zu erledigen. Ryoudo, du kennst den Weg, und wenn du nicht weiter weißt, orientiere dich an den Pfeilen, die ich in die Bäume geritzt habe, ok?” Fudo war froh, dass sein Bruder zustimmte, bei den Jüngeren mitzugehen. Seit er gesehen hatte, dass die Raptoren das Lager angegriffen hatten, hatte ihn wieder Panik erfasst. Dann sah er zum Rest der Gruppe. Die Jüngeren waren verängstigt, das konnte Fudo sofort sehen. Er hoffte, dass sie sich wieder fassen würden. Aber er war sich fast zu einhundert Prozent sicher, dass sie noch einige Zeit so verängstigt sein würden. Er war ja auch verängstigt, somit konnte er nachvollziehen, was sie fühlten, auch wenn Fudo ungleich weniger Angst hatte. Yokato sah Fudo an, dann nickte er, um anzuzeigen, dass er verstanden hatte, was Fudo beabsichtigte, oder zumindest glaubte, es zu verstehen. Nur Raidon war nicht mit dem Plan einverstanden, das konnte Fudo sehen.

“Wieso sollen ich auch hierbleiben? Was bringt das? Gut, hier ist die Munition und die müssen wir mitnehmen, aber dazu reichen auch zwei Leute aus. Wir können auch zu dritt nur jeweils eine Kiste mitnehmen, also warum sollte ich nicht in der ersten Gruppe mitgehen?” Raidon war wütend darüber, dass Fudo sich seiner Meinung nach einfach so zum Anführer gemacht hatte.

“Wenn du nicht hierbleiben willst, dann gehst du eben auch mit und mit”, meinte Ely, nachdem sie in Fudos Gesicht etwas gesehen hatte, das sie nicht richtig deuten konnte. Es schien sich um eine Mischung aus Zorn, Verständnis und Unglauben zu handeln.

“Also, ich gehe auch mit der Gruppe mit”, meinte Raidon. Er stellte sich zusammen mit Ryoudo zu den Jüngeren und wartete darauf, dass Ely sich ebenfalls zu ihnen gesellte. Diese lächelte Fudo zu, dann ging sie zu der halb zerstörten Munitionskiste, nahm noch eine Handvoll Kugeln heraus und brach mit den Jüngeren, angeführt von Ryoudo und Raidon, auf.

“Ist dein Bruder immer so?”, fragte Fudo Yokato, nachdem die Gruppe außer Hörweite war.

“Leider ja. Er hat schon immer fast nur auf seinen eigenen Vorteil geachtet. Seit einiger Zeit versucht er aber, sich auch für andere einzusetzen... aber er ist manchmal noch immer sehr egoistisch. Also, warum wolltest du, dass wir dableiben. Zum einen wegen der Munition, das ist klar. Aber ich bin sicher, du hast noch einen anderen Grund!” Yokato sah Fudo erwartungsvoll an. Er wusste, dass Fudo, wenn er nur die Munition hätte mitnehmen wollen, dennoch mit der Gruppe hätte mitgehen können.

“Es stimmt, ich habe einen anderen Grund”, erklärte Fudo. “Als der Strudel uns eingesogen hat, war eine Werkzeugbank in der Nähe. Vielleicht sind einige Werkzeuge eingesogen worden. Und wenn ja, vielleicht können die uns helfen. Ich wollte euch bitten, mir beim Suchen zu helfen!”

Yokato nickte, als er das hörte. “Dann sollten wir beginnen. Ich habe keine Lust, diesen Raptoren schon wieder zu begegnen”, meinte er und ging auf den Berg aus verschiedensten Dingen zu. Fudo lief neben ihm. Sie begannen, den Berg zu sortieren, indem sie zuerst die leichteren Dinge auf verschiedene Haufen schichteten. Dabei sortierten sie gleich die Dinge aus, die sie nicht brauchen konnten. Auf diese Weise fanden sie schnell die übrigen zwei Pistolen, die eingesogen wurden. Eine davon war jedoch leicht verbogen und somit unbrauchbar. Sie wollten sie auf den Haufen mit den nutzlosen Dingen werfen, aber dann nahm Fudo sie doch mit.

“Ersatzteile können wir immer brauchen”, meinte er. Yokato musste ihm in diesem Punkt zustimmen.

Sie fanden auch das dritte Gewehr, aber auch das war unbrauchbar geworden. Sie hatten es noch nicht geborgen, denn es war mit dem Lauf zwischen zwei der Munitionskisten eingeklemmt und eine dritte war draufgefallen und hatte den Lauf völlig verbogen.

“Wir können froh sein, dass die anderen Waffen nicht so endeten”, meinte Yokato, als er das Gewehr gesehen hatte.

“Das stimmt”, meinte Fudo. Er sah zu dem Gewehr, das sie bei sich hatten und das er an einen nahen Baum gelehnt hatte. Außer dem Gewehr waren sie nur noch mit zwei Pistolen bewaffnet. Die eine, die sie gerade gefunden hatten, hatte Fudo sofort geladen und an sich genommen, die andere hatte Yokato von Ely genommen, als das Lager von den Dinosauriern angegriffen worden war. Ely hatte eine der anderen beiden, Fudo hatte es gesehen, und Ryoudo hatte immer noch die Pistole, die Fudo ihm gegeben hatte. Dann arbeiteten die beiden schweigend weiter.

Nach etwa zwanzig Minuten, in denen sie die Gegenstände sortiert hatten, merkten sie, dass sie nicht allein waren. Fudo blickte sich um und entdeckte einen Raptor zwischen zwei Bäumen stehen, in nur wenigen Metern Entfernung. Sofort zog er die Pistole, entsicherte sie und stand auf. Er bewegte sich langsam auf den Baum zu, an welchem das Gewehr lehnte.

Auch Yokato hatte die Pistole gezogen. Er blickte den Raptor an, dann blickte er sich aufmerksam nach weiteren Tieren um. Er kannte ihre Methode, mit der sie jagten, bereits. Sie hatten das letzte mal genauso angegriffen. Einer der Raptoren näherte sich von vorne, während die anderen die Opfer umkreisten und aus dem Hinterhalt angriffen. Schließlich entdeckte er zwei weitere Raptoren genau gegenüber des Raptors, der sie beobachtete. Er sah, wie sie die Bäume nutzten, um sich anzuschleichen, und kam nicht umhin, ihre Art der Jagd zu bewundern. Sie bewegten sich beinahe lautlos vorwärts, und die wenigen Geräusche, die sie machten, wurden vom Atmen der beiden Menschen übertönt.

“Fudo, hinter uns”, sagte Yokato mit nervöser Stimme. “Zwei Raptoren. Sie greifen immer aus dem Hinterhalt an!”

“Ich weiß. Neben uns sind auf beiden Seiten ebenfalls zwei Raptoren. Sie haben uns eingekreist. Was machen wir jetzt? Warten, bis sie angreifen?” Fudo blickte immer wieder hektisch zwischen dem Raptor, der sich ihnen genähert hatte, und denen, die er zwischen den Bäumen entdeckt hatte, hin und her. Er hatte inzwischen zwar das Gewehr erreicht, aber es nur über die Schulter gehängt. Immer noch hatte er die Pistole im Anschlag, für den Fall, dass die Raptoren angriffen, da sie eine schneller Schussgeschwindigkeit als das Gewehr hatte.

Der Raptor, der sich ihnen offen gezeigt hatte, bemerkte anscheinend die Nervosität von Fudo, denn er stieß eine Art Ruf aus. Dieser wurde sowohl an den Seiten als auch im Rücken von Fudo und Yokato beantwortet.

“Gleich greifen sie an”, flüsterte Yokato. “Das war beim letzten mal genauso! Dort kamen sie zuerst aus unserem Rücken. Dann von den Seiten, und dann von vorne.” Fudo hörte zwar, was Yokato sagte, aber er achtete nicht sonderlich darauf. Er beobachtete weiter den Raptor, der offen vor ihnen stand und sich scheinbar gar nicht mehr für sie zu interessieren schien. Er legte die Pistole an und schoss vor dem Dinosaurier in den Boden. Ein bisschen Erde wurde aufgewirbelt, und der Dinosaurier sprang zurück.

„Scheint, als hätten sie begriffen, dass unsere Waffen gefährlich sind“, meinte Fudo. Er richtete die Pistole nun direkt auf den Raptor. Dieser stieß wieder einen Schrei aus, dann drehte er sich um und verschwand im Wald.

Zwei Sekunden später stürmten aus allen Richtungen Raptoren auf die beiden Jugendlichen zu. Diese reagierten schnell und schossen auf die Dinosaurier. Die Raptoren stoppten, als plötzlich ihre Artgenossen, die in der vordersten Reihe rannten, zu Boden fielen und sich nicht mehr bewegten. Fudo richtete die Pistole auf den nächsten Raptor. Er glaubte, in ihm den Anführer von gerade eben wiederzuerkennen. Der Raptor stieß einige Laute aus, dann drehte sich die Gruppe um und verschwand im Wald.

Yokato atmete aus. „Das war knapp“, meinte er. Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen, die kommen sicher wieder!“

Fudo nickte. „Aber erst, wenn wir alles nützliche zusammengesucht haben! Das dauert zum Glück nicht mehr lange!“ Er deutete auf den Haufen, der nun schon ziemlich klein geworden war, und auf die beiden neueren Haufen. Der eine war groß, unordentlich und bestand aus kaputten oder unbrauchbaren Dingen, der andere war dagegen sehr klein und bestand aus den ordentlich aufgereihten Munitionskisten, einigen Werkzeugen, darunter einem Hammer und einer kleinen Säge, und Drei -teilweise zerrissenen, aber dennoch brauchbaren- Plastikplanen. Fudo wusste nicht, wo sie im Keller gewesen waren, aber er tippte auf den Raum, in welchem auch die Munition gewesen war. Er ahnte, dass diese Planen noch sehr nützlich werden würden. Außerdem hatten sie eine kleine Schachtel mit Nägeln gefunden. Zwar waren es nur 10-Zentimeter-Nägel, aber sie waren besser als nichts.

Fudo und Yokato suchten schnell den restlichen Haufen nach nützlichen Dingen ab, doch sie fanden nichts mehr. Daher wendeten sie sich den Munitionskisten zu. Fudo ging zu ihnen und versuchte, eine davon allein hochzuheben. Er schaffte es zwar, war sich aber sicher, dass er dieses Gewicht nicht die ganze Strecke bis zu der Lichtung am See würde tragen können.

„Wie sollen wir es machen? Wir haben zu viele Kisten, als das wir es mit einem oder zwei Märschen schaffen könnten. Außerdem ist eine davon kaputt“, sprach Yokato das Problem an, über das Fudo ebenfalls nachdachte.

„Wenn Raidon hier wäre... und noch jemand, der einigermaßen kräftig ist... dann hätten wir nicht so große Probleme. Aber wir sollten erstmal die Munition aus der kaputten Kiste umladen. Im Notfall bauen wir mit dem Holz der kaputten Kiste eine der anderen Kisten höher, damit sie die Munition aufnehmen kann“, meinte Fudo. „Aber zuerst einmal sollten wir jetzt die Werkzeuge und die restlichen Sachen zusammenpacken und uns mit einer Kiste auf den Weg machen!“ Er hatte die Planen bereits zusammengelegt, als er sie gefunden hatte, und legte sie nun auf eine der Kisten. Auf die Planen legte er die wenigen Werkzeuge, die sie gefunden hatten. Dann überlegte er, wie er die Dinge befestigen könnte, damit sie nicht dauernd herunterfielen. Yokato war ihm in diesem Punkt schon ein bisschen voraus, denn er kam mit einer kurzen Liane zurück. Fudo hob die Kiste hoch, Yokato legte die Liane darunter, dann setzte Fudo die Kiste wieder auf den Boden. Yokato band die Liane wie ein Seil zusammen und schob die Werkzeuge zwischen die Liane und die Plane darunter. Nachdem sie die wenigen wichtigen Dinge so gesichert hatten, packten die beiden Jugendlichen jeweils einen der Griffe der Kiste, hoben sie hoch, und brachen in Richtung des Sees auf. Die kaputte Kiste ließen sie erst einmal zwischen den anderen Kisten stehen, und sie hofften, dass die Raptoren sich nicht für die Kisten interessierten.
 

Ely lief als letzte der Gruppe. Sie sah sich aufmerksam um, ob sich irgendwo in der Nähe Dinosaurier befanden. Sie sah jedoch nichts. Der Wald um sie herum war ruhig, man hörte keine Lebewesen, nur das Atmen der Mitglieder der Gruppe, das leise Weinen von Kichi-sie weinte, seit die Raptoren angegriffen hatten-, die sich an ihren Bruder geklammert hatte, und den Wind, der durch die Bäume wehte. Sie sah sich trotz dieser Stille aufmerksam um, da es auch vor dem Angriff der Raptoren so leise gewesen war. An einigen Bäumen, die sie passierten, sah Ely dünne Pfeile, die frisch in die Rinde geritzt worden waren. Sie wanderten schweigend durch den Dschungel, auch wenn Ely sich nicht wirklich sicher war, ob es tatsächlich ein Dschungel war, denn einer der Bäume, in die Fudo die Pfeile geritzt hatte, war eine Tanne gewesen, und sie hatte auch schon einige Linden und Eichen entdeckt. Dann erreichten sie die Lichtung, die Ryoudo, Raidon und Fudo entdeckt hatten. Sie blieben am Rande der Lichtung stehen und betrachteten den großen Baum, der als einziger auf der Lichtung wuchs. Es war eine Eiche, eine sehr alte und große Eiche. Einige der unteren Äste -die in drei Metern Höhe begannen- waren so dick wie die Stämme einiger Bäume, die die Lichtung umstanden. Ely betrachtete den Baum, dann sah sie den See an, der die Lichtung auf einer Seite abschnitt. An seinem Ufer wuchs Schilf in Massen, und anhand der Luftblasen, die an manchen Stellen aus dem See aufstiegen, schloss sie, dass er auch reich an Fischen sein musste. Sie betrat als erste die Lichtung, gefolgt von Ryoudo und Raidon. Diesen wiederum folgten Kichi, die sich immer noch an Riro klammerte und ihn mitzog, und Atoeru.

Als Kichi jedoch das Wasser sah, löste sie sich von ihrem Bruder und rannte darauf zu. Sie kniete sich hin und begann, mit ihren Händen Wasser aus dem See zu schöpfen, um ihren Durst zu löschen.

Ely wollte ihr hinterherrennen, denn sie wusste nicht, was im Wasser alles lauern konnte. Seit die Raptoren angegriffen hatte, war sie sich bei nichts mehr sicher. Sie wusste nicht, was es in dieser Welt gab und was nicht, und sie wollte nun sichergehen, dass es nichts gefährliches im Wasser gab. Aber gerade, als sie losrannte, hielt Raidon sie am Arm fest, nicht stark genug, um sie zu verletzen, aber dennoch stark genug, um sie zum Anhalten zu bewegen.

„Sie kann ruhig trinken“, sagte dieser. „Wir haben vorhin bereits getrunken, und nichts ist passiert. Du musst dir keine Sorgen machen.“ Ely atmete beruhigt aus.

„Ich wollte auch etwas trinken“, sagte sie zu Raidon, daraufhin ließ dieser sie wieder los. Ely ging zum Wasser, denn sie hatte wirklich Durst. Sie hatte Raidon nicht angelogen, als sie gesagt hatte, dass sie etwas trinken wollte. Die Jüngeren tranken bereits alle.

Raidon folgte ihr ein kurzes Stück, dann änderte er jedoch die Richtung und ging zu der Eiche, die der einzige Baum war, der auf dieser Lichtung wuchs. Er betrachtete sie mit einem faszinierten Blick. Genauso wie auch Fudo und die anderen fragte er sich, in was für einer Art Dschungel sie sich befanden, wenn hier Bäume, die nicht in einen Dschungel gehörten, wuchsen. Er sah den Baum noch kurz an, dann ging er ebenfalls zum Wasser und trank noch etwas davon.

Die beiden Jüngsten der Gruppe, Riro und Kichi, hatten bereits genug getrunken, um ihren Durst zu stillen, und rannten auf die Apfelbäume am Rand der Lichtung zu.

Raidon sah, dass Ely aufstand und ihnen folgte. Raidon merkte, dass sie nervös wirkte, und er konnte auch verstehen, warum. Nachdem auch Ryoudo, der als einziger noch beim Wasser gewesen war, ebenfalls aufgestanden und auf die Apfelbäume zugelaufen war, ging Raidon ebenfalls dorthin. Riro war bereits auf einen der Bäume geklettert und pflückte einige Äpfel, die er zu Kichi warf, die direkt unter dem Baum stand. Sie fing jeden einzelnen Apfel auf und legte ihn auf den Boden.

„Pass auf, Riro“, rief Ely zu ihrem kleinen Bruder hinauf. Dieser sah seine Schwester mit einem Blick an, der sagen sollte, dass er das nicht zum ersten mal machte. Aber gerade, als er seiner Schwester sagen wollte, dass sie sich keine Sorgen machen sollte, rutschte er auf dem Ast, auf den er sich gestellt hatte, um an die höheren Äpfel zu kommen, aus und fiel auf den Boden zu.

Raidon fing ihn auf. „Pass das nächste mal besser auf, ok?“, sagte er zu Riro. Der Angesprochene nickte. Raidon setzte ihn auf den Boden. Dann beugte er sich vor und hob einen der gepflückten Äpfel auf. Er wischte ihn an seinem Hemd ab und biss hinein. Der süßliche Geschmack des Apfels breitete sich in seinem Mund aus. Raidon lächelte. Er schmeckte genauso wie die Äpfel der Welt, aus der er kam. Er bis wieder hinein und genoss den Geschmack.

Die anderen hatten sich ebenfalls einen Apfel genommen und zu essen begonnen.

Ely blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und hoffte, dass es Fudo und Yokato gut ging. Die beiden hatten sich zwar erst vor zwanzig Minuten vom Rest der Gruppe getrennt, aber Ely hatte das Gefühl, dass sie in Schwierigkeiten waren. Sie hoffte, dass dieses Gefühl einfach nur der Panik zuzuschreiben war, die sie erfasst hatte, seit sie in diese Welt gekommen waren, aber sie ahnte, dass es mehr war als das. Sie blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
 

Fudo und Yokato wanderten den Weg, den Fudo mit den Pfeilen gekennzeichnet hatte, entlang. Fudo ging voraus, über seiner Schulter hing das Gewehr, in seiner rechten Hand hielt er die geladene Pistole, die sie gefunden hatten, als sie den Haufen durchsucht hatten. In seiner linken Hand hatte er einen der beiden Griffe der Munitionskiste. Yokato lief hinter ihm, er hatte den zweiten Griff der Kiste in der Hand. Sie trugen die Kiste zwischen sich. Auch Yokato hatte eine Pistole in seiner Hand.

„Glaubst du, dass wir auf fleischfressende Dinosaurier treffen werden?“, fragte Yokato. Fudo zuckte mit den Schultern. Er blickte sich um und suchte im Wald nach Zeichen, dass die Raptoren ihnen gefolgt waren. Nachdem er nichts gesehen hatte, blickte er wieder nach vorne und atmete aus.

„Ich hoffe nicht, dass wir welche treffen. Im Notfall haben wir ja immer noch die Waffen!“ Fudo blickte sich wieder um. Er war sich nicht sicher, ob er gerade eine Bewegung gesehen hatte. Nachdem er jedoch nochmals zu dem Ort geschaut hatte, an dem er meinte, die Bewegung gesehen zu haben, erkannte er, dass er sich das wirklich nur eingebildet hatte. Er schüttelte den Kopf.

„Was ist, Fudo?“ Yokato blieb stehen und blickte den älteren an. Er sah die Sorgenfalten auf dessen Stirn und ahnte, dass er nicht mehr wirklich fit war.

„Nicht wichtig. Wir sollten uns lieber beeilen. Nicht, dass die anderen sich noch Sorgen machen!“ Fudos Stimme klang fest, und die Falten waren aus seinem Gesicht verschwunden, als er begonnen hatte zu reden. Yokato war sich aber dennoch nicht sicher, ob Fudo wirklich so fit war, wie er zu sein vorgab.

Nach einigen weiteren Minuten, in denen sie kein Wort miteinander sprachen, erreichten sie schließlich die Lichtung, die sie als Lagerplatz gedacht hatten. Yokato sah sich erstaunt um. Es war bereits später Nachmittag, und die Bäume warfen bereits längere Schatten auf einen Teil der Lichtung.

„Was... was macht eine... Eiche im Dschungel?“ Er war der erste, der die Frage ausgesprochen hatte, die jeder sich gestellt hatte, als er oder sie die Lichtung betreten hatte.

„Ist dir nicht aufgefallen, dass auf dem Weg hierher Bäume wuchsen, die im Dschungel eigentlich nicht wachsen? Zum Beispiel die Tanne, an der wir durchgekommen sind?“, entgegnete Fudo. Yokato schüttelte den Kopf, er hatte nicht auf die Umgebung geachtet. Dann hatten die beiden keine Zeit mehr, weiterzureden, denn Ely kam auf sie zu. Die anderen warteten bei der Eiche.

„Wo wart ihr so lange? Was ist passiert?“, fragte Ely sofort. „Ihr seht nicht so aus, als wäre alles glattgegangen! Also, was ist passiert?“ In Ely Gesicht konnte man die Sorgen, die sie sich gemacht hatte, deutlich sehen.

„Es ist nichts schlimmes passiert, Ely“, beruhigte Fudo sie. „Wir hatten eine kleine Begegnung mit unseren Freunden, den Raptoren, aber das war alles.“ Direkt nachdem Fudo fertiggesprochen hatte, merkte er, dass er das besser nicht gesagt hätte.

„Seid ihr verletzt?“, fragte sie mit sorgenvoller Stimme. Fudo schüttelte den Kopf. Er steckte die Pistole in die Hosentasche, nachdem er sie gesichert hatte, und nahm Elys Hand in seine. Er drückte ihre Hand sanft.

„Ely, uns ist nichts passiert. Wir konnten die Raptoren verscheuchen“, erklärte Fudo in dem Versuch, Ely zu beruhigen. Diese jedoch sah ihn weiterhin mit einem Blick an, der eine Mischung aus Furcht, Sorge, Schmerz und Zorn war. Er sah kurz zu Yokato und nickte mit dem Kopf in Richtung Baum. Yokato verstand, was Fudo meinte, und die beiden setzten sich wieder in Bewegung. Fudo hielt noch immer Elys Hand, und diese ging neben ihm her. Fudo und Yokato setzten die Kiste am Baum ab, dann zog Fudo Ely ein Stück von der Gruppe fort. Sie gingen zurück zum Waldrand, um ein bisschen ungestört zu sein. Fudo legte sanft einen Arm um seine Freundin und zog sie an sich.

„Du musst dir keine solchen Sorgen machen, Ely“, flüsterte Fudo ihr ins Ohr. Er lächelte sie an, doch unter der Fassade konnte Ely die Sorgen erkennen, die Fudo plagten, und die Müdigkeit, die ihn erfasst hatte.

Sie sah ihm in die Augen, die alles, was sie an Fudo erkannt hatte, für alle Welt sichtbar machten und konnte nicht anders, als zu lächeln. Ihre Sorge um ihn war nun wieder verflogen, und sie merkte nun, dass sie auch ein bisschen wütend gewesen war. Wütend darüber, dass er sich in eine solche Gefahr begeben hatte. Aber auch diese Wut war verschwunden. Sie konnte ihm nicht böse sein, jedenfalls nicht lange. Er war ihr zu wichtig. Die beiden setzten sich am Waldrand an einen Baum, mit dem Rücken zur Lichtung. Ely lehnte sich an Fudo und genoss diesen Moment der Zweisamkeit.

„Ich möchte, dass du mir etwas versprichst, Fudo“, flüsterte sie einige Sekunden später. Sie drehte ihren Kopf und sah ihrem Freund in die Augen. „Versprich mir, dich nicht leichtsinnig in Gefahr zu begeben. Ich will nicht, dass dir etwas passiert!“

Fudo sah in Elys Augen, dann musste er lächeln. Allerdings war es nur ein schwaches Lächeln, er zog nur die Mundwinkel einige Millimeter nach oben. „Ich verspreche es dir“, sagte er. „Ich verspreche dir, dass ich mich nicht leichtsinnig in Gefahr begebe. Denn ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst. Aber das verspreche ich nur, wenn du dasselbe versprichst, Ely!“

Ely nickte ebenfalls. „Ich wusste, du würdest das sagen.“ Elys Lächeln war offen und freundlich geworden. „Ich verspreche es dir, Fudo! Und ich schulde dir noch etwas.“ Fudo sah sie erstaunt und leicht verwirrt an, dann erinnerte er sich an ihre Worte, bevor er und Yokato zurückgeblieben waren. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich. Dann küsste sie ihn zärtlich.

Fudo zog sie an sich und erwiderte den Kuss. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken, alle Sorgen und Ängste, die ihn plagten, davontreiben, bis nur noch der Augenblick in seinem Kopf existierte. Der Augenblick wurde allerdings jäh unterbrochen.

„Fudo? Ely? Wo seid ihr?“ Yokatos Stimme schnitt durch die Luft und zerstörte ihre Zweisamkeit. Fudo und Ely erschraken und lösten ihre Lippen voneinander. Sie sahen sich kurz in die Augen und lächelten einander an.

„Immer im falschen Augenblick“, flüsterte Fudo. „Hier sind wir“, beantwortete er dann Yokatos Ruf. Fudo blieb zusammen mit Ely sitzen und wartete darauf, dass Yokato zu ihnen kam. Dieser ließ sich nicht viel Zeit damit. Nur wenige Sekunden, nachdem Fudo ihm geantwortet hatte, hatte er die beiden erreicht. Als er sah, dass sie einander in den Armen hielten, wurde er leicht verlegen.

„Hab ich euch... gestört?“, fragte er nervös. Fudo und Ely sahen sich wieder kurz an, dann schüttelten beide den Kopf.

„Wir wollten nur ein bisschen Ruhe haben“, erwiderte Ely. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf, aber es erreichte ihre Augen nicht. Fudo merkte, dass es nur gespielt war, denn ihr Körper hatte sich ein bisschen angespannt. Er kannte das bereits. Yokato merkte nicht, dass Ely es nicht ehrlich meinte. Fudo wusste, dass es schwer war, das zu erkennen. Selbst er hatte bis vor einiger Zeit nicht wirklich sicher sagen können, ob Ely gerade log oder ob sie es ehrlich meinte.

„Ist was passiert?“, fragte Fudo, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Yokato zuckte die Schultern, was Fudo dann doch verwunderlich fand.

„Das kann man sehen, wie man will. Raidon ist nicht begeistert, dass du und Ely euch 'davongemacht habt', wie er es ausdrückte. Eure Geschwister sind jetzt wiederum sauer auf Raidon, und Ryoudo und Raidon streiten sich gerade. Ich glaube, es wäre gut, wenn ihr zurückkommen würdet!“ Yokato sah Fudo und Ely an. In seinem Blick lag ein bisschen Sorge. Fudo erinnerte sich an die Pistole, die er Ryoudo gegeben hatte, und wollte schon aufspringen, als Yokato beruhigend eine Hand auf seine Schulter legte.

„Keine Sorge, ich habe die Waffe“, sagte der Blauhaarige. „Ich hatte es schon kommen sehen, und habe Ryoudo gebeten, sie mir zu geben. Ich glaube, er ahnte bereits ebenfalls, dass Raidon auf Streit aus war!“ Yokato blickte zum Lager, von wo nun die Stimmen von Raidon und Ryoudo zu hören waren. Es hörte sich an, als würden sie sich anschreien, und Fudo war froh, dass er nicht verstand, was sie einander an den Kopf warfen.

„Wir sollten wirklich zurückgehen, ein Streit ist jetzt wirklich unnötig! Schließlich teilen wir alle dasselbe Schicksal“, meinte Fudo mit zusammengepressten Zähnen. Diese Geste zeigte, dass er wütend war. Er stand auf und half Ely ebenfalls auf die Beine.

„Das denke ich auch... aber auf mich wollte keiner der beiden hören. Vielleicht ist es bei euch anders“, meinte Yokato. Er lief vor den beiden her und zurück zum Lager.

Nachdem sie einige Meter näher an das Lager herangekommen waren, konnten sie auch verstehen, was Raidon und Ryoudo einander an den Kopf warfen.

„... hast keine Ahnung, was hier überhaupt los ist, Raidon! Du denkst doch nur an dich!“ Ryoudos Stimme troff vor Wut und sein hochrotes Gesicht sagte alles übrige aus.

„Von wegen. Ich überlege, was uns am meisten helfen kann. Aber ihr ignoriert mich ja alle und folgt deinem achsotollen Bruder Fudo. Aber der hat sich bisher einen Dreck um die Gruppe gekümmert!“ Raidons Gesicht war ebenso rot wie das von Ryoudo, in seiner Stimme und in seinen Augen lag Zorn, genug, dass Ely vor Schreck zusammenfuhr.

„Fudo ist derjenige, der immer ruhig bleibt“, entgegnete Ryoudo noch lauter als zuvor. „Er ist tausendmal besser als du, du sturer Egoist!“ Ryoudo ballte die Fäuste und trat einen Schritt auf Raidon zu. Als Fudo das sah, löste er seine Hand von Elys und beschleunigte.

„Du wiederholst dich“, brüllte Raidon triumphierend. „Du hast wohl keine Argumente mehr. Aber ich hab noch genug! Er interessiert sich nur für seine Freundin, wir anderen sind ihm egal. Sonst wäre er ja wohl kaum mit ihr verschwunden, kaum dass er wieder hier war!“ Raidon lächelte boshaft.

„Das reicht“, rief Ryoudo und schlug mit seiner linken Faust nach Raidons grinsendem Gesicht. Unterwegs stoppte seine Faust jedoch plötzlich. Fudo war zwischen Raidon und Ryoudo getreten und hatte Ryoudos Schlag mit seiner rechten Hand aufgehalten. Mit der linken Hand hatte er einen Schlag von Raidon gestoppt, der ebenfalls auf das Gesicht gezielt hatte. Fudos Hände hatten sich um beide Fäuste geschlossen und hielten diese wie Schraubstöcke fest, seine Arme waren vor der Brust gekreuzt. Raidon und Ryoudo spürten beide den Druck, den Fudo auf ihre Hände auswirkte.

„Ich finde, das reicht. Streiten hilft hier niemandem weiter!“, sagte Fudo mit einer eiskalten Stimme. Er wandte sich Raidon zu. „Und wer war es denn, der lieber mit der Gruppe vorgehen wollte, anstatt seinem Bruder und mir zu helfen? Wem war die Gruppe zu dieser Zeit egal? Na, Raidon?“ Fudo senkte seine Hände, die er bisher auf Kopfhöhe gehalten hatte. Raidon und Ryoudo mussten auf ein Knie hinuntersinken, wenn sie noch andere Gefühle neben Schmerz fühlen wollten, denn der Griff von Fudo war eine Art Handgelenkhebel.

Fudos Stimme war bei diesen Worten immer noch eiskalt und hatte nicht einmal ihre ruhige Tonlage verändert, aber Raidon fühlte sich, als hätte er gerade mehrere Ohrfeigen bekommen. Der unterschwellige Ton, voller Wut, aber auch voller Erschöpfung, der bei diesen Worten dabeigewesen war, hatte ihm den Kopf gewaschen.

„Ich... ich... es... tut mir leid... ich bin... ich habe... einfach Panik, ok? Und was ich gesagt habe, habe ich... nicht so gemeint!“ Raidon sah Fudo an und hoffte, dass dieser den Klammergriff um seine Hand bald lösen würde. Der Schmerz rauschte durch seinen Körper.

„Doch, hast du, Raidon, das hat man gehört. Aber das macht nichts. Ich habe nie gesagt, dass ich der Anführer der Gruppe sein will. Wenn du meinst, es besser zu machen, bitte. Ich habe nichts dagegen!“ Fudo löste den Griff an Raidons Hand, und dieser kippte zur Seite.

„Und, Ryoudo... Ich dachte eigentlich, dass du dich besser beherrschen könntest. Ich denke, du solltest dich mal daran erinnern, was du im Kampfsport gelernt hast. Kämpfe zu vermeiden ist das Ziel dabei! Nur im Notfall zurückschlagen...“ Fudo ließ nun auch die Faust seines Bruders los und wandte sich kopfschüttelnd von den beiden Streithähnen ab. Er ging auf den Baum zu und lehnte sich dagegen.

Ryoudo war von den Worten seines Bruders schwer getroffen. Er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, aber sein Bruder musste doch nicht gleich so extrem wütend und abweisend darauf reagieren. Ryoudo hatte seinen Bruder immer respektiert, aber jetzt wurde dieser Respekt auf eine harte Probe gestellt. Dann sah er, wie sein Bruder auf die Eiche zuging, und erkannte an der Haltung -Fudo ging zwar aufrecht, aber nicht so aufrecht wie sonst, was jedoch nur wenigen auffallen würde-, dass sein Bruder mit den Nerven am Ende war. Ryoudo sah sich um und bemerkte den verwunderten und zugleich verängstigten Blick auf den Gesichtern von Atoeru, Kichi und Riro. Sie starrten ihn und Raidon an, als wären sie beide Fremde. Er blickte zu dem am Boden liegenden Jungen und revidierte seine Meinung über ihn. Ryoudo gab Raidon die Chance auf einen Neuanfang.

Raidon lag noch immer auf dem Boden und dachte über die Worte von Fudo nach. Er versuchte, sich zu erinnern, was er getan hatte, seit sie hier gelandet waren. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr musste er Fudo recht geben. Er hatte sich -bis auf die Sache mit Atoeru ganz am Anfang, bevor der erste Raptor aufgetaucht war- nur um sich gekümmert und immer nur an seine Sicherheit gedacht. An seinen Vorteil. Deshalb war er mit der großen Gruppe gegangen. Er hatte gedacht, dass es sicherer wäre. Fudo und sein Bruder waren ihm in diesem Augenblick egal gewesen. Raidon schüttelte den Kopf und stand langsam auf.

Auch Ryoudo hatte sich erhoben. Er starrte immer noch zu Raidon hinüber, welcher dem Blick auswich. Nachdem Raidon den Blick jedoch erwidert hatte, merkte er, dass auch Ryoudo seine Meinung geändert hatte. Ryoudo ging die zwei Schritte auf Raidon zu.

„Es tut mir Leid, das ich so überreagiert habe“, begann der letztere. „Ich... war wirklich in Panik... und ziemlich egoistisch, seit wir hier gelandet sind. Ich wollte nicht mit dir streiten, Ryoudo!“ Raidon setzte sein unschuldigstes Lächeln auf und blickte den Jüngeren an.

„Angenommen. Ich sollte mich auch entschuldigen, dass ich mich so reingesteigert habe. Ich hätte einen kühlen Kopf bewahren sollen“, entgegnete Ryoudo. Dann blickten beide zu Fudo, der sich an die Eiche gelehnt und die Augen geschlossen hatte. Raidon ging auf Fudo zu und setzte sich neben ihn. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, hatte Fudo ihn schon angesprochen.

„Was willst du, Raidon? Ich denke, ich habe meinen Standpunkt klargemacht. Wenn du meinst, der Gruppe als Anführer besser helfen zu können, dann führe. Ich hab nichts dagegen!“ Fudo blieb reglos sitzen und wartete auf die Antwort von Raidon.

„Ich wollte mich eigentlich entschuldigen. Ich glaube nicht, dass ich ein guter Anführer wäre. Ich bin viel zu egoistisch, auch wenn ich schon länger versuche, mich zu bessern. Ich glaube, alle wären dafür, wenn du der Anführer bleibst“, erklärte Raidon ohne Umschweife. Fudo öffnete endlich die Augen und blickte in die Runde. Auf allen Gesichtern, in die er blickte, selbst in denen von Kichi und Riro, die eigentlich nie eine Autorität akzeptierten, sah er Zustimmung zu Raidons Worten. Dennoch blieb er skeptisch.

„Ich bin dafür, dass wir das auf später verschieben“, sagte Fudo. Er blickte an den Himmel, wo die Sonne schon tief stand. „Es ist bald Abend, und wir haben keinen Ort zum schlafen, und nichts, um uns zu wärmen. Das Problem sollten wir als erstes lösen!“

„Ich glaube, ich hab da ne Idee“, meldete sich Yokato zu Wort. „Als Raidon, Atoeru und ich eingesogen wurden, da hab ich noch einen Stapel Decken zu fassen bekommen. Er wurde mit uns hergebracht. Wenn jemand mitkommt, dann hole ich sie schnell, dann könnten wir auch eine kalte Nacht überstehen!“ Fudo nickte.

„Das ist doch schon mal ein Anfang. Möchte jemand freiwillig mitgehen?“ Drei Leute hoben die Hände. Der eine war Raidon, der zweite war Atoeru, und die dritte Person war Ely. Fudo blickte Raidon an. „Tut mir Leid, dass du nicht mitgehen kannst, aber ich brauche dich hier, Raidon. Mir ist nämlich auch gerade eine Idee gekommen, wie wir uns wenigstens provisorisch ein Dach über dem Kopf bauen können.“ Raidon sah ihn fragend an.

Ely beobachtete Fudo. Er hatte sich erstaunlich schnell wieder gefangen. Aber das war der Fudo, den sie kannte. Sobald er eine Aufgabe hatte, vergaß er alles andere und konzentrierte sich nur noch darauf. Deshalb behielt er immer einen kühlen Kopf. Er konnte Situationen schnell abschätzen und ebenso schnell entscheiden, was gut und was nicht gut war. Er war ihrer Meinung nach der geborene Anführer. Keinem anderen schien aufzufallen, wie schnell Fudo sich wieder zusammengerissen und erste Überlegungen angestellt hatte. Aber sie war froh, dass Fudo sich zusammengerissen hatte.

„Also, ich gehe dann mit Atoeru und Yokato die Decken holen“, sagte sie schnell, bevor Fudo noch Wiederworte sagen konnte. Sie griff nach ihrem Gewehr, welches sie neben die Eiche gelegt hatte, und hängte es sich über die Schulter. Yokato überprüfte gleichzeitig die Pistole, die er trug. Er lud das Magazin mit Kugeln aus der Kiste, die er und Fudo gebracht hatten -es war Pistolenmunition-, neu -es fehlten vier Kugeln- und sicherte die Waffe wieder. Fudo blickte die Gruppe, die aufbrechen wollte, noch einmal an, dann bedeutete er Ely, stehenzubleiben.

„Raidon, könntest du doch mitgehen“, sagte Fudo freundlich. „Wenn ihr beiden -er zeigte auf Yokato und Raidon- mitgeht, könntet ihr noch eine Munitionskiste mitbringen. Seid ihr damit einverstanden?“ Raidon nickte, ihm war diese Idee gar nicht gekommen. Er ging ebenfalls zu der Gruppe, die sich marschbereit machte. Yokato übernahm die Führung, und sie verschwanden im Wald.

Fudo ging währenddessen zu der Kiste, die er und Yokato mitgebracht hatten. Er löste die Liane und nahm das Werkzeug von der Plane. Dann bat er Ryoudo, ihm zu helfen, die Plane zu entfalten. Zusammen entfalteten die beiden die drei Planen, die sie mitgebracht hatten. Eine davon, das sah Fudo sofort, hatte einen Riss, der allerdings nicht weiter schlimm war, da er sich weit außen befand. Die anderen beiden waren intakt.

„Ryoudo, ich habe eine Bitte an dich“, sagte Fudo und reichte Ryoudo die Pistole, die er später gefunden hatte. „Geh bitte mit Kichi und Riro in den Wald und such nach Feuerholz. Sammelt viel Holz, wir müssen das Feuer wenn möglich die ganze Nacht am brennen halten.“ Ryoudo nickte, nahm die Waffe und ging mit Riro und Kichi in den nahen Wald. Dort begannen sie, kleinere und größere Äste zu sammeln und zur Eiche zu tragen. Fudo nahm derweil die Säge und ging ebenfalls zum Waldrand. Er ging von Baum zu Baum und betrachtete die Äste. Beim ersten Apfelbaum machte er außerdem eine kurze Rast, kletterte hinauf, pflückte zwei Äpfel und verschlang sie geradezu. Dann ging er weiter von Baum zu Baum. Beim fünften Baum entdeckte er endlich, wonach er gesucht hatte. Vom Baumstamm spross ein Ast, der eine Dicke von drei Fingern hatte und ziemlich gerade wuchs. Fudo kletterte den Baum bis zu diesem Ast hinauf und sägte ihn mit der Säge, die er bei sich hatte, ab. Er fing den Ast ab, bevor er zu Boden fallen konnte, und ließ ihn langsam hinunter. Nachdem der Ast unten war, kletterte auch Fudo hinunter und entfernte kleinere Äste von dem abgesägten Ast. Dann brachte er ihn zurück ins Lager. Dort hatten Riro, Kichi und Ryoudo, der ebenfalls fleißig mithalf, bereits einen kleinen Haufen Holz gesammelt und aufgeschichtet. Fudo lächelte zufrieden, als er das sah. Er merkte, dass selbst die Jüngsten auf ihn hörten, und das erfüllte ihn mit Hoffnung. Er wusste zwar nicht, was kommen würde, aber er würde dafür sorgen, dass sich niemand in dieser Gruppe unnötig in Gefahr brachte. Fudo legte den Ast, den er abgesägt hatte, an einen anderen Platz und ging zurück zu den Bäumen. Dort suchte er weiter nach ähnlichen Ästen. Schnell merkte er jedoch, dass er es sich um einiges leichter vorgestellt hatte, als es tatsächlich war. Aber Fudo ließ sich nicht entmutigen.

Ryoudo hatte die Pistole in die Hosentasche gesteckt und half Kichi und Riro, Holz zu sammeln. Zu dritt sahen sie sich nach totem, heruntergefallenem Holz um, sammelten es im Wald auf einem kleinen Haufen, und wenn es genug war, trugen sie es gemeinsam zurück auf die Lichtung. Ryoudo achtete darauf, dass weder er noch Kichi noch Riro jemals allein durch den Wald liefen. Sie blieben immer in der kleinen Gruppe. Zwar kamen sie so nicht ganz so schnell voran, aber dafür waren sie sicherer. Das hoffte Ryoudo jedenfalls. Er schaute kurz zu seinem Bruder, der auf einen Baum geklettert war und einen langen Ast abgesägt hatte, dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu.
 

Yokato führte die Gruppe mit gezogener Pistole durch den Wald zurück zu dem Ort, an dem Fudo, Ely und deren Geschwister gelandet waren. Auf dem Weg sah er sich aufmerksam um, ob irgendwelche Dinosaurier in der Nähe waren. Er konnte jedoch keine entdecken. Auch auf den Hinweg zur Lichtung hatte er keine gesehen. Das machte ihn stutzig. Er nahm sich vor, später mit Fudo darüber zu reden, da dieser bisher zu fast jedem Problem eine Lösung gekannt hatte. Aber in der Zwischenzeit sah er sich weiter aufmerksam um und suchte nach Gefahren für die Gruppe.

Auch Ely sah sich aufmerksam um. Sie hatte das Gewehr in Händen und in ihrer Hosentasche steckte eine Pistole. Sie ging als letzte und achtete darauf, dass sie nicht in einen Hinterhalt der Raptoren gerieten. Sie gingen schweigend durch den Wald, nur ihr atmen und das gelegentliche Knacken eines Astes unter einem der Schuhe durchdrangen die Stille um sie herum. Ely sah sich aufmerksam um und merkte, dass es schwieriger wurde, die Bäume noch gut zu erkennen. Das lag daran, dass die Sonne tiefer gesunken war und ihre Strahlen nicht mehr so gut durch das Blätterdach drangen. Der Dschungel, wenn man diesen Wald so nennen wollte, lag nun im Halbdunkel.

„Wir sollten uns beeilen“, sagte Ely, laut genug, dass die anderen drei zusammenzuckten.

„Ja, das sollten wir wirklich“, meinte Yokato, nachdem er kurz in die Baumkronen gestarrt hatte. „Es wird dunkel. Und ich will im Lager sein, bevor wir kein Licht mehr haben!“ Raidon nickte.

„Ich auch“, sagte er. Auch Atoeru stimmte zu. Dann erreichten sie den Ort, an dem die ganze Sache mehr oder weniger begonnen hatte. Yokato drehte sich in die Richtung, von der er glaubte, dass sie von dort gekommen waren, und lief weiter. Die anderen folgten ihm. Sie irrten eine Weile durch den Dschungel und mussten dreimal zurück zum Ausgangspunkt gehen, aber schließlich fanden sie die Stelle, an der Atoeru und die Zwillinge diese Welt betreten hatten. Dort war noch immer der Bürostuhl zu sehen, auf dem Atoeru gesessen hatte, als sie eingesogen worden waren, und auch die Decken und der Arztkoffer lagen noch dort. Raidon und Atoeru hoben die Decken auf, Yokato packte den Arztkoffer, dann gingen sie wieder in Richtung des Landeplatzes von Fudo und Co zurück. Dort angekommen, luden sie die Decken auf eine Kiste mit Gewehrmunition, schlangen eine Liane darum und banden sie fest. Atoeru trug den Arztkoffer. Raidon und Yokato packten jeweils einen der Träger der Kiste und hoben sie hoch. Dann gingen sie wieder zurück in Richtung der Lichtung. Sie orientierten sich dabei an den Pfeilen, die man noch ganz leicht erkennen konnte. Wäre es heller gewesen, hätten sie es leichter gehabt, aber es war schon dämmrig geworden.
 

Fudo hatte endlich genug Äste zusammengesammelt. Das hoffte er zumindest. Er war beinahe eine Dreiviertelstunde lang von Baum zu Baum gegangen und hatte etwas mehr als zwei Dutzend der Äste in verschiedenen Längen vor sich liegen, zwei davon vier Meter lang. Er war besonders froh, dass er diese gefunden hatte, denn so musste er nur einen Nagel nutzen und nicht zwei. Er legte die Säge zur Seite und holte den Hammer und die Schachtel Nägel. '500 Nägel in Top-Qualität' verkündete das Etikett, aber Die Schachtel war bereits aufgerissen, also waren es wohl weniger als fünfhundert. Das war Fudo aber ziemlich egal. Er nahm einen der kürzeren Äste, den er auf etwa einen Meter fünfzig zurechtgesägt hatte -er hatte einen gesägt und diesen dann als Maßstab für die anderen Äste genutzt- und legte ihn an das linke Ende eines der beiden vier Meter langen Äste. Dann nagelte er ihn mit einem Nagel durch den vier-Meter-Ast hindurch fest. Nachdem er dies getan hatte, nagelte er noch zwei weitere Nägel in verschiedenen Winkeln durch die beiden Äste, um eine größere Stabilität zu erreichen. Diese Prozedur wiederholte er am anderen Ende des langen Astes. Dann nahm er einen der beiden etwas dickeren Äste, die er abgesägt hatte, und nagelte sie genauso wie die anderen Äste fest, in der Mitte des langen Astes. Er stellte das Gestell auf und war ganz zufrieden mit seinem Werk. In Ermangelung einer Schaufel nahm er einen flachen Stein, den er am Wasser gefunden hatten, und begann, damit ein Loch zu graben. Es hatte einen etwas größeren Durchmesser als der dicke Ast und wurde etwa zehn Zentimeter tief. Fudo legte die Konstruktion, die er gebaut hatte, daneben, um die Abstände zu bestimmen. Dann grub er ebensolche Löcher bei den beiden dünneren Ästen.

Ryoudo, Riro und Kichi hatten inzwischen einen großen Haufen Holz gesammelt, um damit das Feuer, das sie noch machen wollten, am brennen zu halten. Die beiden Jüngeren ruhten sich aus, während Ryoudo zu Fudo ging. Er beobachtete seinen Bruder eine kurze Weile.

„Kann ich dir irgendwie helfen, Fudo?“, fragte er schließlich. Fudo sah zu ihm auf und nickte.

„Ja, kannst du. Gleich bin ich hier fertig. Dann kann ich Hilfe gebrauchen“, erwiderte der Angesprochene und grub das dritte Loch zu ende. Als er den Stein zur Seite legte, kam Ryoudo zu ihm.

„Was soll ich tun?“, fragte er. Fudo deutete auf die Holzkonstruktion, die er gebaut hatte.

„Hilf mir, sie in die Löcher zu stellen und dort zu fixieren“, sagte der Ältere. Ryoudo nickte und half seinem Bruder, die Konstruktion aufzustellen und die Füße mit der freigeschaufelten Erde zu befestigen. Dabei war ihnen nur mäßiger Erfolg beschieden, aber Fudo reichte das. Er nahm einen der mittellangen Äste, der etwas über zweieinhalb Meter maß, und rammte ihn schräg in den Boden, so dass zwischen ihm und der Konstruktion am Boden etwa eineinhalb Meter Abstand war. Ryoudo erkannte, was Fudo da plante.

„Du baust ein Zelt, stimmts?“

„Ja, tue ich. Eigentlich sollen es zwei Zelte werden, aber ich glaube nicht, dass ich mit dem zweiten heute noch fertig werde. Mir fehlt das Material. Aber das hier geht heute noch“, erwiderte Fudo und hämmerte den Ast weiter in den Boden, bis sich das obere Ende auf der Höhe der Konstruktion befand. Dann nahm er aus der Schachtel mit den Nägeln zwei Stück heraus und nagelte den Ast, den er in den Boden getrieben hatte, fest. Dann sah er kurz zum Himmel auf, der seine Farbe langsam zu ändern begann. Das helle blau wich einem dunkleren, in welchem bereits einige Sterne zu sehen waren.

„Oder auch nicht... Ich glaube, dass bekomme ich heute doch nicht mehr fertig“, meinte er, nachdem er den Himmel gesehen hatte. Er ließ sich jedoch nicht entmutigen, nahm den nächsten Ast und trieb ihn auf der anderen Seite in den Boden. Ryoudo sah seinem Bruder dabei zu. Dann hörte er am Rand des Lagers Geräusche und sofort darauf einen Freudenschrei von Kichi. Ryoudo drehte sich um und war nicht wirklich verwundert, Ely, Raidon, Yokato und Atoeru zu erblicken, die gerade das Lager betraten. Er ging zu ihnen, um zu sehen, ob er ihnen etwas helfen könnte. Yokato und Raidon stellten die Munitionskiste zu der anderen und legten die kaputte Plane darüber, um die Munition wenigstens ein bisschen vor etwaigem Regen zu schützen. Sie beschwerten die Plane mit einigen größeren Steinen, die sie am Wasser gesammelt hatten. Yokato hatte noch einige Steine mehr gesammelt und sie etwa fünf Meter von der Eiche und vier Meter von dem Zelt, das Fudo errichtete, entfernt zu einem Kreis ausgelegt, in welchem sie Feuer machen konnten. Den Kreis hatten Ryoudo und Riro inzwischen auf Anweisung von Raidon von sämtlichem Gras darin befreit, indem sie mit dem flachen Stein, den Fudo benutzt hatte, um die Löcher zu graben, und einem zweiten, den sie am Wasser gefunden hatten, die oberste Schicht des Bodens entfernt hatten. Sie hatten ein großes, flaches Loch, etwa fünf Zentimeter tief, gegraben, das ihnen als Feuerstelle dienen sollte.

Fudo arbeitete währenddessen weiter an dem Zelt. Er plante, pro Seite neun Äste in den Boden zu treiben, damit die Plane, die er als Dach plante, nicht zu stark durchhängen würde. Später konnte er die Zelte immer noch verbessern, aber jetzt musste erst einmal ein Dach entstehen.

Raidon hatte inzwischen Holz zu einem kleinen Tipi aufgeschichtet, und versuchte nun, das Holz in Brand zu setzen, indem er zwei Äste aneinanderrieb, um Wärme zu erzeugen.

Yokato sah ihm kurz dabei zu, dann schnappte er sich Ryoudo und ging mit ihm zu einem der Apfelbäume, um das Abendessen zu pflücken. Ryoudo kletterte in den Baum und warf Yokato einige gute, große und reife Äpfel zu, welcher sie auffing und zur Seite legte. Nachdem sie etwa zwanzig Äpfel gepflückt hatten, kletterte Ryoudo wieder vom Baum und half Yokato, die Äpfel ins Lager zu tragen. Auf dem Rückweg sahen sie, wie Kichi mit leicht verzerrtem Gesicht ins Gebüsch verschwand. Kurze Zeit später, noch bevor die beiden wieder beim Feuer waren, kam sie jedoch wieder, und ihr Gesicht wirkte entspannter. Die beiden Jungen verspürten nun ebenfalls Druck auf der Blase -sie hatten gemerkt, warum Kichi ein so angespanntes Gesicht gehabt hatte-, und verschwanden, nachdem sie die Äpfel abgelegt hatten, ebenfalls kurzzeitig in den Büschen.

Raidon hatte das Feuer inzwischen zum brennen gebracht. Er betrachtete den Haufen mit dem Feuerholz, den Ryoudo und die anderen gesammelt hatten. Er überschlug die Menge, die sie für ein Feuer brauchten, und erkannte, das das Holz ausreichen sollte. Nachdem Yokato und Ryoudo zurückgekommen waren, verschwand er ebenfalls in den Büschen, um seine Blase zu entleeren.

Fudo konnte noch zwei weitere Äste in die Erde treiben, bevor es zu dunkel wurde, um weiterzuarbeiten. Er war zufrieden mit dem, was er geschafft hatte, dafür, dass er mit dem Bau erst vor etwa eineinhalb Stunden begonnen hatte. Sein genaues Zeitgefühl hatte er verloren, und die Uhr, die er getragen hatte, war verschwunden, aber das war ihm egal. Hier, wo sie jetzt waren, war eine genaue Zeitangabe nicht wichtig. Er nahm das Werkzeug, mit dem er gearbeitet hatte, brachte es zu den Kisten mit der Munition und legte es dort dazu, dann ging er ans Feuer zu den anderen.

Ely hatte mit Kichi Decken um das Feuer herum ausgebreitet, auf denen sich die Mitglieder der kleinen Gruppe niedergelassen hatten.

„Wer hat Hunger?“, fragte Yokato mit einer freundlichen Stimme, die jedoch nicht über die Nervosität in seinem Gesicht hinwegtäuschen könnte.

„Wir!“, sagten Kichi, Riro und Atoeru wie aus einem Munde. Yokato lächelte über die Jüngeren, dann nahm er mehrere Äpfel und verteilte sie.

„Wieder nur Äpfel“, meinte Kichi mit einer leicht säuerlichen Stimme. Man konnte ihr ansehen, dass sie lieber etwas anderes essen würde. Ely fasste ihrer kleinen Schwester an die Schulter und sah ihr in die Augen, nachdem diese sich zu ihr gedreht hatte.

„Es gibt leider nur Äpfel“, sagte Die Ältere zu ihrer kleineren Schwester. Kichi sah sie an, dann resignierte sie und biss in den Apfel hinein.

Riro und Atoeru nahmen die Äpfel, ohne sich zu beschweren, dankend an und begannen zu essen. Yokato warf auch den anderen Gruppenmitgliedern einen Apfel zu, zuletzt nahm auch er einen und biss hinein.
 

Einige Zeit später -die Sonne war schon untergegangen und nur das Feuer erhellte die Lichtung noch- hatten sich Ely, Yokato, Raidon und Fudo ein Stück vom Rest der Gruppe abgesondert. Sie wollten nicht, dass die Jüngeren hörten, was sie besprachen. Ryoudo hatte mit den Decken unter dem Teil des Zeltes, der schon fertig und mit einer Plane überspannt war, eine Art provisorisches Bett errichtet. Es war nicht groß genug für Alle, aber die drei Jüngeren und drei weitere Personen hatten darauf genug Platz. Diese hatten sich auch bereits ins Bett gelegt, da der Tag sehr anstrengend gewesen war. Ryoudo hatte sich wieder ans Feuer gesetzt und legte einige Äste nach, damit es nicht ausging. Er blickte in den Himmel und sah nun zum ersten Mal einen Beweis, dass sie sich nicht mehr auf der Erde befanden. Am Himmel konnte er drei Monde erkennen, zwei große und einen kleinen. Auf einem der beiden größeren konnte er mit bloßem Auge einen Krater sehen, der sich über die halbe Fläche des Mondes erstreckte. Der andere hatte auf der Seite, die er sehen konnte, gerade so nur einen einzigen, kleinen Krater sehen. Der kleinere war nicht groß genug, als dass Ryoudo darauf etwas erkennen konnte. Außerdem sah der Sternenhimmel völlig anders aus als auf der Erde, Ryoudo konnte kein einziges Sternbild erkennen, obwohl Astronomie sein Hobby und sein Ausgleich zum Schießen war und er sich mit den Sternzeichen gut auskannte.
 

„Ich werde Wache halten, während ihr schlaft“, sagte Fudo gähnend. Die anderen sahen ihn verdutzt an. Sie wussten, dass Fudo mindestens ebenso erschöpft und müde war wie sie.

„Alleine? Du willst die ganze Nacht wach bleiben und Wache halten? Das schaffst du nicht“, entgegnete Raidon. Seine Stimme klang leicht gereizt, aber das lag eher daran, dass er seine Augen kaum noch offenhalten konnte, und seine Müdigkeit in schlechte Laune umschlug.

„Wir können auch abwechselnd Wache halten“, meinte Fudo daraufhin. „Wenn euch das lieber ist!“

„Das wäre besser, glaube ich“, sagte Yokato. Er wirkte noch müder als sein Bruder. Auch Ely und Raidon nickten.

„Gut, dann machen wir es so. Ich übernehme die erste Wache. Wer will die zweite übernehmen?“ Fudo sah Raidon, Yokato und Ely an.

„Ich bin dagegen, dass wir nur eine Person Wache halten lassen. Zwei Wachen gleichzeitig sind besser!“ Yokatos Stimme war fester geworden, da er sich wieder gefangen hatte, auch wenn er immer noch müde war.

„Dann haben wir aber nur zwei Schichten“, entgegnete Fudo. Er war nicht gerade begeistert über den Gedanken.

„Das reicht doch, oder? Es ist schon spät genug, und morgen früh können wir ja weiterreden“, meinte Ely. Sie hatte gemerkt, dass die Stimmung nicht mehr ganz so gut war. Sie hatte sich an Fudo gelehnt. Er hatte einen Arm um sie gelegt und wärmte sie, da sie ein wenig in der kalten Nachtluft zitterte und die Gruppe sich zur Beratung ein wenig vom Feuer entfernt.

Yokato und Raidon sahen das Pärchen an. „Gut, machen wir es so. Morgen haben wir uns hoffentlich wieder einigermaßen erholt! Also, wer übernimmt mit wem die erste Wache?“, fragte Yokato schließlich.

„Ich übernehme auf jeden Fall die erste Wache, ich bin noch einigermaßen wach“, meinte Fudo. Er wirkte auf die anderen wirklich nicht, als wäre er zum umfallen müde. Sie nickten.

„Ich übernehme sie mit ihm“, meldete sich Ely schnell, bevor noch einer der anderen etwas sagen konnte. Yokato und Raidon sahen sich an, dann nickten sie.

„Gut, wir übernehmen die zweite Wache“, sagte Raidon schließlich. „Weckt uns in einigen Stunden, wenn ihr müde werdet, ok?“ Nachdem Fudo und Ely genickt hatten, standen die Zwillinge auf, zogen Ryoudo mit sich und begaben sich zu den Jüngeren, die bereits friedlich schliefen. Sie hatten sich eine der beiden Decken, die noch am Lagerfeuer gelegen waren, genommen, und legten sich neben den Jüngeren auf die Fläche, die Ely mit mehreren Decken ausgelegt hatte. Kurz darauf schliefen sie ein.

Fudo und Ely setzten sich auf die verbliebene Decke ans Feuer. Fudo stand kurz auf und holte die Gewehre, dann setzte er sich wieder zu seiner Freundin und legte eine Arme um sie. Sie kuschelte sich an ihn.

„Ich hoffe, dass wir bald wieder von hier wegkommen“, flüsterte sie Fudo zu. Dieser sah ihr in die Augen und sah darin dieselben Zweifel und dieselbe Angst, die auch ihn quälte.

„Das hoffe ich auch, Ely, wirklich“, flüsterte er zurück.

Ely blickte ihn an. Sie sah, dass er vorhin bei der Beratung nur den Anschein erweckt hatte, dass er nicht so müde wie die anderen war. Seine Augen hatten dunkle Ränder und fielen beinahe zu, und er konnte seine Angst und seine Sorgen nicht mehr hinter seiner neutralen Fassade verstecken. Fudo und Ely blieben am Feuer sitzen und legten ab und zu mal einen Holzscheit nach, damit es nicht ausging. Sie lauschten auf die Geräusche der Nacht.

Fudo war froh, dass sie zu zweit Wache hielten. Er spürte, wie er öfters kurz davor war, einzuschlafen, und wie Ely ihn jedes mal wieder aufweckte. Ebenso, wie er Ely jedes mal aufweckte, wenn sie einzuschlafen drohte. Er hoffte nur, dass die Nachtwache, zu der er sich freiwillig verpflichtete hatte, bald vorbei war.
 

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So, ich melde mich auch mal wieder zu Wort, denn ich wollte mitteilen, dass der Termin, an dem das nächste Kapitel hochgeladen wird, nicht feststeht, da ich viel für die Schule zu tun habe. Ich werde mich aber beeilen, um es so bald wie nur irgend möglich hochzuladen
 

mfg Fudo



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