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tai•toku

Melancholischer Weg zur Erkenntnis...
von

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shô•rai…?

Ich schrie den Namen meines Bruders in den düsteren, kalten Nebel hinein, der Ihn verschlungen hatte. Ihn, meinen geliebten Bruder. Tränen rannen mir über das Gesicht. Plötzlich wechselte der Ort und ich stand vor einem Schaufenster. Mir gegenüber waren haufenweise Damen Unterwäsche und ich schreckte zurück, als ein rosa BH mit Rüschen mir in die Augen stach.

„Ist der nicht schön? Den möchte ich haben, kaufen wir ihn, ja Schatz?“

Eine piepsige, leicht nervige Stimme erklang links von mir und ich wand meinen Kopf in die Richtung, aus der dieser schreckliche Ton kam.

Meine Augen hafteten an einer kleinen, zierlichen, Braun bis Blondhaarigen Frau, die sich in meinem Arm eingehakt hatte und ein strahlendes Lächeln auf den Lippen trug. Ihr Blick traf den Meinen und ich sah, dass sie hell blaue Augen hatte, die vor Glück leuchteten.

„Der gefällt dir doch sicher auch, oder? Immerhin brauch ich was Schickes für unsere Hochzeitsnacht!“ Wieder drang diese Stimme in meine Ohren und ich riss die Augen um das doppelte auf. Hochzeitsnacht???

„Wer heiratet denn?“ Fragte ich und sie fing daraufhin nur laut und schrill an zu lachen.

„Der war gut..!“ Brachte sie unter dem Prusten heraus, woraufhin ich nur die Stirn runzeln konnte. Ich sah ein Ring an ihrer Hand glitzern. Aus irgendeinem, undefinierbarem Grund wusste ich, dass es ein Verlobungsring war, den ICH ihr angesteckt hatte. Ich schluckte schwer.

„Kaoru? Bist du das?“ Eine mir nur altbekannte Stimme rief von rechts meinen Namen und ich drehte mich mit meiner zukünftigen Frau so herum, dass wir ihnen gegenüber standen.

„Hikaru?“ Entfuhr es mir und ich musste lächeln, als ich in sein Gesicht sah. Er kam auf mich zu und umarmte mich herzlich.

„Wir haben uns ja lange nicht gesehen! Schade nur, dass du letzten Monat krank warst und nicht zu meiner Hochzeit kommen konntest.“ Er sah mich betrübt, aber immer noch lächelnd an und nahm nebenbei die Hand einer Frau. Wieder fiel das Wort ‚Hochzeit’. Und wieder musste ich schlucken, als ich sah, dass es nicht nur irgendeine Frau war, sondern ganz klar Haruhi! Ihre Haare sind nachgewachsen und gehen ihr bis zu der Mitte ihres Rückens. Mein Atem stockte und ich besah mir ihre Hände. Beide trugen sie die gleichen Ringe, nur in unterschiedlicher Größe.

„Seid….ihr etwa… ver ... heiratet?“ Das, was ich sagte, kam ziemlich stockend und ein unerträglicher, heftiger Schmerz durchzog meinen Körper, der zu meinem Herz führte.

„Natürlich sind wir das!“
 

Ein Schrei, der unter meinen Tränen erstickte, ließ mich hochschrecken, sodass ich, wie die Nacht davor, kerzengerade im Bett saß. Mein Körper zitterte und die Tränen wollten gar nicht mehr aufhören förmlich aus meinen Augen zu schießen. Leise wimmerte ich, schlang meine Arme um meinen Körper und presste die Augen aufeinander, sodass gleich noch mehr Tränen die Quelle verließen. Ich wollte das nicht! Ich wollte das einfach nicht! Dieses ‚Natürlich’ … wie Hikaru es in meinem Traum gesagt hatte! So selbstverständlich und … undenkbar, dass es gar nicht anders sein könnte, als mit IHR verheiratet zu sein. Und was hatte er gesagt? ‚Wir haben uns lange nicht mehr gesehen…’ Konnte das möglich sein? Ich schüttelte schluchzend meinen Kopf, um diesen schlimmen Alptraum zu vergessen, der gleich an dem vorherigen ansetzte.

„Verdammt!“ presste ich unter Tränen leise heraus und erhob mich aus dem Bett. Doch plötzlich fasste mich etwas am Handgelenk, was mich zurück hielt, aufzustehen. Ich sah zu Hikaru, der mit leicht glasigen Augen in die meinen schaute. Seine Hand war warm und es erfüllte meinen Körper mit einem leichten Kribbeln.
 

„Kaoru? Was hast du?“ Fragte er so sanft und mitfühlend, dass mir ganz heiß wurde. Doch dann fiel mir ein, dass mein Gesicht ja noch Tränen überströmt war und wandte meinen Blick aus dem Fenster.

„Ni…nichts..“ Gab ich daraufhin zurück und versuchte meine Tränen unbemerkt verschwinden zu lassen, indem ich sie mit meinem Handrücken abwischte. Ich spürte einen Ruck in meinem Arm und bevor ich in irgendeiner Weise reagieren konnte, lag ich neben Hikaru auf dem Bett und sah in seine Augen. Er tat es mir gleich. Sein Blick war besorgt, zugleich auch ernst, was mein Herz nicht gut tat und einen kleinen Sprung Richtung Hals machte.

„Ich sehe doch, dass etwas passiert sein muss. Hattest du einen Alptraum?“ Seine sanfte, ruhige Stimme ließ mich leicht erschaudern, aber ich riss mich zusammen und nickte zaghaft. Sicher, ich hätte ihn genauso gut anlügen können, aber darin war ich einfach miserabel. Davon ganz abgesehen würde ich meinen Bruder niemals anlügen! Das mit den Schmerzen ist etwas anderes, immerhin möchte ich einfach nicht, dass er sich Sorgen um mich macht, will nicht, dass er mit mir leidet, wenn überhaupt.

Er zog mich fester in die Umarmung und strich mir beruhigend über die Wange, nachdem er mir die Decke hochgezogen hatte. Er lächelte sein typisches Hikaru-Lächeln, was mir so sehr gefiel und mich dazu brachte, ebenso zu lächeln. Der Traum schien wie verflogen, doch ich weiß jetzt schon, dass diese Erinnerung später einschlagen wird wie eine Explosion von Schmerzen und Trauer.
 

„Denk nicht mehr daran.“ Hauchte er mir sanft und leise entgegen. „Solche Träume sollte man schnell in die Vergangenheit befördern, wenn du mich fragst.“ Und er fing an zu grinsen, in das ich mit einsteigen und leise dabei lachen musste. Das stimmte. An solche Art von Träumen sollte man keinen wertvollen Gedanken verschwenden, waren sie es einfach nicht wert. Ich schmiegte mich enger an ihn und konzentrierte mich nur noch auf mein Ebenbild, was mir dabei half, alles um mich herum zu verdrängen.

„Danke, Hikaru…“ Murmelte ich leise und kuschelte mich an seine Brust. Seine Hand, die zuvor noch meine Wange verwöhnte, glitt sacht hinter mein Ohr und ich nahm ein wohltuendes Kraueln wahr, was mich etwas schnurren ließ. Doch irgendwie kam mir das alles bekannt vor. Fast wie ein Déjà-vu, würde ich sagen…

Aber das war mir egal. Ich fühlte mich geborgen in den Armen meines Bruders und nur das zählte. Langsam schloss ich meine Augen und versuchte ein wenig zu schlafen, nachdem mich Hikaru noch kurz auf den Schopf geküsst hatte.

Aber irgendwie wollte das nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mir kam wieder dieses Braun bis Blondhaarige Mädchen mit der piepsigen, leicht nervigen Stimme in den Sinn… die Hochzeit von Hikaru und … Haruhi…
 

„Dein Bruder gehört jetzt mir!“ Ein teuflisches Lachen erklang aus der Kehle Haruhis und ich riss die zuvor geschlossenen Augen auf. Mein Atem ging schneller und mir wurde heiß, sowie kalt zur selben Zeit. Anscheinend bin ich kurz abgedriftet ins Land der Träume… nein, Alpträume. Ich versuchte, diesen kurzen Schock zu vergessen und sah zu meinem Bruder auf, der anscheinend wieder schlief und von meinem kurzen Zusammenzucken nichts mitbekommen hatte, hoffte ich doch. Sachte wand ich mich aus den warmen Armen Hikarus, schlug langsam die Bettdecke zur Seite und erhob mich. Nachdem ich mir den Schweiß von der Stirn gewischt hatte, warf ich einen Blick auf die Uhr, welches in rot mir die Zahlen 3:17 Uhr entgegen leuchtete. Leise seufzte ich und begab mich, wie letzte Nacht, ins Bad, um mein Gesicht zu waschen.

„Verdammter Mist!“ presste ich hinter zusammengebissenen Zähnen heraus und ballte die Hände zu Fäusten. Ich musste mich stark beherrschen, nicht irgendwo gegen zu schlagen, um meiner Wut und Trauer freien Lauf zu lassen. Und jetzt denkt bitte nicht, ich sei aggressiv. Eigentlich bin ich von Natur aus sehr ruhig und immer zu Späßen auferlegt, da passen Aggressionen einfach nicht hinein. Aber dieses ganze Geheimnistuerei, diese Ahnungslosigkeit … es macht mich einfach wahnsinnig! Noch nie erging es mir so, wie ich mich jetzt fühlte. Ich sank an der Fliesenwand hinunter, die das Badezimmer fast um die Hälfte einnahm. Der Rest war nämlich Tapete. Auch wenn der Boden kalt war, es half mir ein wenig. Wieder versuchte ich, mich nur auf meinen Bruder zu konzentrieren, dachte an die schönen Zeiten im Host Club nach, an die Zeit, wo Haruhi das erste Mal aufgetaucht ist… GANZ großer Fehler! Plötzlich spürte ich einen dermaßen heftigen Schmerz in meiner Brust, dass meine Hand an die Stelle, wo mein Herz war, hinschnellte um zu verhindern, dass es raus fallen könnte. Ich rang mit den Tränen. Egal an was ich dachte, alles lief immer zu ein und denselben Punkt: Hikaru und Haruhi!
 

Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare, die seinen so ähnlich waren, stand auf und ging unter die Dusche, um den Schweiß von mir zu waschen, der an mir klebte wie Dreck. Als ich damit fertig war, zog ich mich an, da ich wusste, dass ich nicht ruhig schlafen könnte, wenn ich mich wieder zu meinen Bruder legen würde. Als ich dann auch mit dem Zähne putzen fertig war, warf ich einen erneuten Blick auf die Uhr, die mittlerweile 3:59 anzeigte. Mein Blick glitt ein wenig weiter nach rechts und schweifte kurz über meinen Bruder, bevor ich mich unseren Taschen zu wand und sie für die Schule ordentlich fertig packte.

Ich wollte gerne noch ein, zwei Äugchen zu machen, aber ich konnte, durfte einfach nicht, wenn ich nicht schon wieder duschen wollte! Immer und immer wieder kam mir diese nervige Frau in das Gedächtnis. Himmel! Hoffentlich würde ich sie niemals im Leben treffen!

Lange saß ich einfach auf dem Stuhl, wie die letzte Nacht, und beobachtete meinen Bruder beim schlafen, sah ihm zu und musste öfters Lächeln, was mir nie so richtig auffiel.
 

Beinahe, um Haaresbreite, wäre ich vom Stuhl gefallen, als dieses Piepen des Weckers unangekündigt einfach so anfing. Diesmal dauerte es etwas länger, bis Hikaru diesen ausschaltete, bevor er sich wieder umdrehte. Anscheinend wollte er noch ein wenig weiter schlafen. Ich rappelte mich auf und ging auf ihn zu, um ihn von oben herab und über ihn gebeugt zu begutachten. Wie immer sah er mehr als friedlich aus. Sachte öffnete ich meinen Mund, um ihn sanft aus den Träumen und somit aus dem Bett zu locken.

„Hikaru~..“

„…“ keine Antwort.

„Hikaru.. aufwachen, die Schule fängt bald an.“

„rrhm…“ Es hörte sich an wie eine Mischung aus stöhnen, Lustlosigkeit und Gebrumme.

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, bevor ich ihn sanft am Ohr kitzelte.

„Nun steh schon auf, oder willst du etwa zu spät zu >Mathe< kommen?“

Ein lautes Stöhnen seinerseits und kurz danach wand er sich in meine Richtung, um mir in die Augen zu sehen. Er zog eine Augenbraue hoch, als er sah, dass ich, wie in der Nacht zuvor, in voller Montur angezogen und fertig war.

„Konntest du etwa wieder nicht schlafen?“ Fragte er mich sanft und hob eine Hand, um zärtlich meine Wange zu streicheln. Ich legte meine Hand auf die Seine und sah ihn beruhigt an.

„Nein, aber halb so wild.“ Meinte ich nur und half ihm dann aus dem Bett. Noch immer sah er mich etwas misstrauisch und besorgt an, bevor er nickte, mir durch die Haare wuschelte und sich ins bad zurückzog. Wieder wartete ich auf ihn.

Das mit Mathe stimmte leider, wie schon erwähnt haben wir dieses Fach jeden erdenklichen Schultag und mittwochs mussten die uns unbedingt zwei Stunden reindrücken. Zwar mochten wir beide dieses Fach nicht, doch Hikaru war schon immer besser darin gewesen als ich, wobei er mir auch immer gerne half … jedenfalls denk ich doch, dass er es gerne tut?!

Als Hikaru aus dem Bad kam und ebenso fertig war, wie ich, ging er schnurstracks auf mich zu. Da ich mit dem Rücken zu ihm stand, um die Taschen zu nehmen, bemerkte ich nicht, wie er sachte die Arme von hinten um meinen Körper schlang und seinen Kopf leicht auf meine Schulter legte. Umso mehr erschrak ich, als es mir bewusst wurde.

„H..Hikaru.“ kam es etwas stammelnd von mir, beruhigte mich aber schnell wieder, was das anging.

„Du riechst gut, Bruderherz…“ Gab er von sich und ich musste leise Lachen.

„Ziemlich egoistisch von dir, Bruderherz…“ Erwiderte ich grinsend. Immerhin benutzten wir beide dasselbe Duschgel – Lotusblütenduft – und ich merkte, wie auch er grinsen musste.

„Sag mal, wie lange warst du denn diesmal schon wach?“

Ich stockte kurz. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Und wenn er sich wieder Sorgen macht? Zögernd antwortete ich.

„Seit…ungefähr… viertel nach 3…“ Ich biss mir auf die Unterlippe und fühlte, wie Hikaru mich in seiner Umarmung zu sich umdrehte, um mir in die Augen zu sehen. Ich hielt den Atem an, als ich diesen besorgten, viel zu besorgten Blick sah und schluckte schwer. Innerlich verfluchte ich mich selber. Warum war ich nur ehrlich gewesen? Verdammt! Er fuhr mir mit seiner Hand durch die Haare und wandte seine Augen nicht von meinen.

„Hoffentlich lassen die Alpträume bald nach, ich mag es nicht, dich so leiden zu sehen.“ Gab er flüsternd zu und ich konnte nicht anders als ihn fragend ansehen. Sah man es mir denn an, dass die Alpträume mir zu schaffen machten? Super, toll gemacht Kaoru, jetzt hast du ihm noch mehr Sorgen als ohnehin schon gemacht. Ich versuchte nur ein wenig zu lächeln, bevor ich mich wieder den Taschen zu wand und ihm sein gab.

„Mach dir keine Sorgen…bitte… das geht schon wieder vorbei. Wir sollten langsam los.“

Erinnerte ich ihn und zusammen machten wir uns auf den Weg zur Schule. Wie immer wartete die Limousine in Schwarz draußen auf uns.

Aber ob meine Alpträume wirklich vorbei gehen? Ich hab das Gefühl, dass sie nur noch schlimmer werden.
 

In der Schule angekommen, setzten wir uns, nachdem wir Haruhi begrüßt hatten, auf unsere Plätze. Ich versuchte krampfhaft mich auf den Unterricht zu konzentrieren, was nicht grade gut klappte.

„Ach ja, bevor ich es vergesse. Seid mal bitte einen Moment still!“ Die Lehrerin meldete sich zu Wort. Ich hob meinen Kopf und lauschte angestrengt.

„Ihr wisst ja, dass wir morgen eigentlich einen Mathetest schreiben wollten, und am Freitag dann den besagten Englischtest!“ jaja, ihr habt richtig gehört. Sie unterrichtet bei uns nicht nur Mathe, sondern auch Englisch. Leider.

„Nun hab ich einen gute und eine schlechte Nachricht für euch.“ Sie spannte alles gerne immer auf die Folter, sowie jetzt und ich seufzte nur leise. Hikaru tat es mir anscheinend gleich, denn wir beide dachten dasselbe über Hiyo-senpai.

„Die schlechte ist: Ich bin Morgen, sowie Übermorgen aus familiären Gründen nicht in der Schule. Also werdet ihr dementsprechend keine Tests schreiben.“ Die meisten ließen leise Jubelrufe ertönen, andere wiederum, sowie die Mathe oder Englisch Freaks, gaben ein >Ohh…< von sich. Ich zählte mich zu denen mit den Jubelrufen. Also war heute doch kein Büffeln angesagt! Schöne Neuigkeit, die man eigentlich als Gute Nachricht abstempeln könnte. Aber man weiß ja, wie Lehrer sind. Ein Blick zu Hikaru sagte mir, dass auch er sich freute.

„Nun zu der guten Nachricht!“ Hiyo-senpai strahlte über das ganze Gesicht.

„Die Tests wurden sogleich auf den Montag und Dienstag verlegt, also freut euch!“

Einige seufzend, aber einige waren zufrieden. Immerhin war Wochenende dazwischen, was soviel hieß, dass man noch Zeit zum lernen hatte. Freizeit hin oder her, es würde sowieso nicht mehr lange bis zu den Sommerferien dauern.
 

Nachdem wir die zwei Stunden Mathe überlebt hatten, traf die Pause ein und mein Blick glitt automatisch zu Hikaru und Haruhi, die die Köpfe zusammengesteckt und sich über etwas unterhalten hatten, was anscheinend niemand mit anhören durfte. Also blieb ich auf meinem Platz sitzen und starrte aus dem Fenster. Ich versuchte, den Schmerz, der aufkeimte, zu verdrängen und mich auf die Regenwolken zu konzentrieren, die, wie schon oft, die Sonne zu verschlucken schienen und alles in ein hässliches Grau tunkten.
 

„Wir sehen uns dann Morgen im Host Club!“ rief Haruhi mir noch von weitem entgegen und ich nickte, bevor ich ihr zuwinkte. Mein Bruder stand noch kurz neben mir, bevor er mir eine Hand auf den Schopf legte und mir die Haare durchwuschelte.

„Bis später dann! Und komm gut nach Hause, es sieht stark nach Regen aus.“ Ich nickte und winkte dann auch ihm, bevor ich mein aufgesetztes Lächeln von meinen Lippen wischte und die Treppe hinunter ging, hinaus in die graue Kälte. Der Tag ging wirklich schleppend voran, aber mal wieder war ein Schultag überstanden.

Morgen würden wir uns alle im unbenutzten Musikraum treffen, da Tamaki und Kyouya mit den Vorbereitungen fertig geworden sind. Das Motto hieß nämlich: Zirkus, und was sie sich dafür wieder einfallen ließen, dass es geschlagene drei Tage dauerte? Die schwarze Limousine stand schon da, wo sie zu stehen hatte. Aber heute hatte ich irgendwie keine Lust zu Hause rum zu gammeln, wie die letzten Tage. Es tat mir einfach nicht gut. Also ging ich an der schwarzen Limousine vorbei, den Weg weiter entlang, der von Kirschblütenblättern überdeckt war.

„Ka…Kaoru-sama! Wo wollen sie hin?“ Der Schuffeur stieg aus dem Wagen und ich warf ihm nur meine Schultasche entgegen, die er nach kurzem Zappeln zu fangen bekam.

“Ein wenig spazieren, bin zum Abendessen zurück.“ Rief ich ihm etwas gelangweilt entgegen, bevor ich die Hände in die Hosentaschen vergrub und den Pfad entlang schlenderte. Er war eigentlich ganz schön. Aber hier ging kaum einer entlang, immerhin wurde jeder von seinem eigenen Schuffeur abgeholt.

Ich wusste, dass es hier in der Gegend einen schönen Park geben musste, und auf den strebte ich immer mehr zu. Bei diesem angekommen, sah ich mich kurz um.

Überall war schönes, grünes Gras, auf denen Blumen wuchsen und die Kirschblüten Bäume strahlten einen nur so an, obwohl es Grau war und die Wolken kein Licht hindurch ließen. In der Mitte des Parks war ein See, an denen Bänke standen. In der Mitte des Nassen war ein ziemlich hoher und ausgesprochen schöner Brunnen in weiß, aus dem Wasser kam, welches langsam hinab in den See rann.

Es war wahrlich ein schöner Anblick, doch trotz dessen kam mir wieder der Traum in den Sinn. Ich schüttelte ihn so schnell wie möglich ab, wand mich einen der Holzbänke zu und ließ mich darauf nieder. Der Park war menschenleer. Klar, bei diesem Wetter, wer geht da schon ein Risiko ein, nass zu werden? Außer mir wahrscheinlich niemand. Aber das war mir mehr als egal. Zuhause wäre es um einiges langweiliger.

Ich sog die Luft ein, die der Lunge gut tat nach so vielen Stunden in einem stickigen Raum.

Mein Blick richtete sich gen Himmel und ich bemusterte diese grausigen Wolken, wie sie langsam über einen hinwegschwebten.
 

Plötzlich trat ein Lachen in meine Ohren, was mich wegschauen und meinen Blick umherwandern ließ. Dann sah ich ein Schaufenster auf meiner linken Seite, über der Straße, vor dem zwei Personen halt machten. Eine Blondhaarige Frau und ein Braunhaariger, länglicher Mann, die davor standen und anscheinend interessiert etwas bemusterten.

Mir stockte der Atem. Wieso nur kam mir das so bekannt vor? Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter, konnte meine Augen aber nicht von diesem Szenario abwenden. Zu neugierig war ich, was nun kommen würde… und doch war ich zu ängstlich, es abzuwarten. Denn mein Gefühl sagt mir, dass noch etwas passieren wird.

Und siehe da, nicht lange und ich hörte jemanden rufen. Ein Auto sauste über die Straße, dann war wieder alles still. Ein Mann, ebenso länglich mit braunen Haaren, kam auf den anderen zu, der vor dem Schaufenster stand und umarmte ihn herzlich. Er hatte ein Frau, Braunhaarig… genauso wie er. Mein Herz zog sich zusammen, als ich das Bild vor mir sah, welches sich in meinem Kopf einbrannte.

Die beiden Männer waren Zwillinge! Genauso wie Hikaru und ich! Beide besitzen eine Frau an ihrer Seite!

Wie eine Flutwelle donnerten mir hunderte von Gedanken durch den Kopf. Ob das später auch so wird? Ob wir zwei wirklich getrennte Wege gehen werden? Ob wir beide wirklich eine Frau abbekommen? Ob wir uns wirklich nur ab und zu sehen werden?
 

Die beiden mir fremden Männer verabschiedeten sich und gingen wieder ihren eigenen Weg… fort voneinander. Ich wandte meinen Blick gen Boden. Tränen quollen mir aus den Augen, immer heftiger, bis ich nichts mehr sehen konnte und meine Sicht komplett verschwommen war. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und fing stark an zu schluchzen. Regen prasselte wie tausend Schüsse auf mich nieder. Eine unbeschreiblich tiefe Trauer durchfuhr mich und Schmerz… Schmerzen, so groß, dass mir der Atem wegblieb.

Es tat weh, die Wahrheit gesehen zu haben, und das zwei Mal an einem Tag. Die Wahrheit, die ich eigentlich nie sehen wollte. Aber so wird es kommen, nicht wahr? So wird es enden. Ich an der Seite dieser blonden Nervensäge, und er an der von Haruhi. Schnell schlang ich meine Arme um meinen Körper, da er drohte, zu zerfallen, wenn ich es nicht tun würde und ließ meinen Tränen freien Lauf. Nicht lange und ich, sowie meine Klamotten waren vollkommen durchnässt. Doch irgendwie war ich froh über den Lärm des Regens. Denn so konnte keiner meine Tränen wahrnehmen oder mein Schluchzen hören.
 

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon auf der Bank saß. Im Moment war es mir aber nicht wichtig. Ich erhob mich aus meiner gekrümmten Haltung und schlenderte langsam nach Hause. Meine Gedanken, mein Schmerz, meine Trauer kreisten nur um Hikaru. Ich wollte ihn nicht verlassen! Ich wollte nicht, dass er mich verlässt! Ich liebte ihn doch, mehr als mich selber! Es darf einfach nicht so kommen. Und doch war es unbestreitbar, dass die Zukunft immer näher rückte. Wie sollte ich das denn nur aushalten, wenn schon wenige Stunden ohne ihn eine seelische Qual für mich waren? Ob es ihm da genauso ging? Nein, höchstwahrscheinlich nicht.
 

Zuhause angekommen wurde ich auch gleich von den Hausmädchen empfangen, die mich besorgt musterten und mir die nassen Sachen abnahmen. Sie gaben mir ein Handtuch und entließen mich dann in mein Zimmer, welches, wie sollte es auch anders sein, leer war. Ich blieb noch einige Zeit am Türrahmen stehen, bevor ich eintrat, die Tür hinter mir schloss und zur Uhr schaute. 17:45 Uhr. Ziemlich lange war ich auf der Bank draußen im Park. Wie erbärmlich ich doch war!

Meine Füße schlurften in das Badezimmer. Ich duschte ausgiebig und länger als sonst. Wahrscheinlich um in dem Nass meine Tränen verbergen zu können, denn nachher musste ich mich zusammenreißen in der Gegenwart von Hikaru. Wegen meinen Alpträumen hatte ich ihm schon genug Sorgen bereitet, da will ich ihm nicht noch mehr aufdrücken. Und den Grund dafür nennen wollte ich ihm schon gar nicht! Noch immer unter der Dusche, bemerkte ich nicht, wie es 18:00 Uhr wurde, und somit mein Bruder das Zimmer betrat.

Ich seifte meine Haare ein, danach mit dem Duschgel meinen Körper und wusch es dann ab, um anschließend hinauszusteigen, mir ein Handtuch um die Hüfte zu schlingen und eines über meinen Kopf zu legen. Langsam trat ich aus dem Badezimmer, ohne auch nur meinem Spiegelbild eines Blickes zu würdigen. Ich wollte nicht wissen, wie meine Augen auszusehen hatten nach dem ganzen erbärmlichen geflenne.
 

Ich erschrak sichtlich, als ich Hikaru da stehen sah, womöglich gerade erst gekommen und schenkte ihm ein leichtes Lächeln.

„Hikaru!“ Lächelte ich noch immer gezwungen, bevor ich auf ihn zuging. Er tat es mir gleich, bevor er mich in die Arme schloss. Seine Wärme tat gut, fast so wie eine Salbe für die Wunde.

„Wie geht es dir?“ Sagte er, bevor er mich ein wenig zurück drückte und mir tief in die Augen sah. Ich befürchtete schon, dass er es sehen würde, meine geröteten Augen, die brannten wie Feuer, und wandte deswegen meinen Blick aus dem Fenster.

„Abgesehen von dem Wetter…ganz… gut, soweit. Und dir? Hattet ihr … Spaß?“ ich versuchte, so wahrheitsgemäß und aufrichtig zu klingen, wie nur möglich. Aber Hikaru durchschaute mich schnell, sowie ich eigentlich auch ihn. Er nahm meinen Kopf in die Hände und drehte ihn in seine Richtung, sodass ich in seine Augen hätte gucken müssen, wenn ich sie nicht zu Boden gesenkt hätte. Sanft, fast zärtlich ließ er die Hand über meine Wange streicheln, glitt mit dem Daumen über meine leichten Augenränder, die sich durch die Alpträume und dem vielen Weinen gezeichnet hatten.

„Kaoru?“ Ich traute mich nicht, auf zu schauen, in seine katzenähnlichen, strahlenden Augen, die wahrscheinlich vor Besorgnis trieften und legte meine Hände auf die seinen, bevor ich versuchte, seinen Blick zu erwidern.

„Würdest du mir bei den Hausaufgaben in… Mathe helfen, bitte?“ Fragte ich, um vom eigentlichen Thema abzulenken und lächelte leicht. Er sah mich lange an, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückte und nickte.

„Gerne, lass mich nur kurz duschen gehen.“ Erwiderte er und diesmal war ich derjenige, der nickte. Er durchwuschelte mir noch kurz die Haare, bevor er im Badezimmer verschwand. Flüchtig sah ich ihm nach, bevor ich mich ans Anziehen machte und mir meine bequemen Schlafsachen anzog, die einen frischen Duft hatten, wie fast alle unsere Klamotten.

Ich setzte mich schon mal an unseren Schreibtisch und holte unsere Hausaufgaben raus, sowohl meine als auch die seinen und fing an sie schon mal durchzulesen,
 

Nach längerer Zeit kam Hikaru dann wieder aus dem Bad und ging zu unserem Kleiderschrank, um sich ebenso frische Sachen rauszuholen, wie ich es vorher getan hatte. Ich wand meinen Blick nicht von ihm ab, sondern bemusterte ihn beim anziehen, bis er sein Handtuch um der Hüfte fallen ließ, um sich die Boxershorts anzuziehen. Leichte Hitze stieg in mir auf und ich sah schnell wieder auf die Hausaufgaben.

„Hm? Kaoru, warum bist du denn so rot?“ drängte sich die Stimme in mein Ohr und ich erschrak, als Hikaru schon neben mir saß, ebenso in voller Montur und ich winkte nur ab.

„Ach.. bin... bin ich das? Seltsam..“ entgegnete ich ihm, tat so, als ob ich davon nichts wüsste. Aber er lächelte nur.

Warum wurde mir so heiß, als ich ihn beinahe ganz nackt gesehen hatte? Passiert mir doch sonst nicht! Davon ganz abgesehen gäbe es bei ihm nichts, was ich selber nicht hätte und das auf identische Weise! Also warum dieser blöde Schub? Innerlich schüttelte ich mit dem Kopf. Mein Gehirn arbeitete in letzter Zeit zu viel und mein Herz musste viele Strapazen ertragen, die ich ihm noch selber zufügte, da ist es kein Wunder, dass mein Körper verrückt spielt, oder?

Zusammen mit Hikaru machten wir unsere Hausaufgaben und ich bedankte mich für seine Hilfe. Das Abendessen traf ein und wir aßen unseren leichten Salat, mit allen Gemüse Sorten. Auf extra Tellern waren verschiedene Arten von Dressing. Wir beide nahmen denselben und aßen in Ruhe alles auf. Naja, Hikaru jedenfalls. Ich hatte nicht gerade viel gegessen. Aber konnte man es meinem Magen verübeln?

Hikaru, dem das nicht entgangen war, musterte mich skeptisch und wieder mit diesem besorgten Blick, der mir schmerzen bereitete. Ich hasste es einfach zunehmend, wenn er sich um mich sorgte! Ich bin es doch gar nicht wert! Verdammt!

Ich beschwichtigte ihn mit einem Lächeln, er beließ es dabei.

Als die Hausmädchen die Teller wieder mit nach unten nahmen, putzten wir beide Zähne. Schweigend. Danach gingen wir in unser Bett. Jeden Tag lief alles nach demselben Schema ab, aber mich störte das nicht. Solange Hikaru in meiner Nähe war, ertrug ich alles, selbst noch so schmerzende Wunde.

Fast schon automatisch schmiegten wir uns aneinander, wie jeden Abend und schliefen dank der Wärme des anderen schnell ein. Er…. Aber ich nicht. Noch immer schwirrten mir viel zu viele Sachen im Kopf herum. Ich will mir einfach nicht vorstellen, alleine in einem Bett zu schlafen, ohne Wärme des anderen. Krampfhaft versuchte ich, meine Tränen zurück zu halten, was mir auch gelang. Die Folge jedoch war, dass ich leicht anfing zu zittern. Wieder aus Angst einzuschlafen und als Opfer der Alpträume zu enden? Oder dank der vielen Gefühle, die immer mehr durcheinander gerieten?

Ich wusste es nicht. Und das machte mich nervös.

Die Nacht zog sich dahin, ohne dass ich auch nur ein Auge zubekommen konnte…
 

To be continued…



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