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Fünf Mal, die Dean seinen Bruder küsste

Und einmal, als er es nicht tat
von

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Und einmal, als er es nicht tat

Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte.
 

Und einmal, als er es nicht tat
 

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Nach Stanford ist nichts mehr so, wie es einmal war.
 

Dean hätte es wissen müssen – und vielleicht hat er es gewusst und wollte es nur nicht wahrhaben – dennoch ist die plötzliche Distanz zwischen ihm und seinem Bruder überraschend. Und die sachliche Kühle, mit der Sam sich auf die Jagden konzentriert, ist Segen und Fluch zugleich.
 

Dean weiß, dass sein Bruder nur vergessen möchte. Er verwendet all seine Energie auf die Jagden, auf die Suche nach ihrem Vater, nur um nicht an Jessica denken zu müssen. Darüber ist Dean froh. Die ersten Wochen nach ihrem Tod waren die reinste Hölle, nicht nur für Sam. Die Traurigkeit, die von Sam ausging und die Gewissheit, nichts dagegen unternehmen zu können, machten Dean hilflos und wütend. Und obwohl es nun besser geworden ist und sein Bruder sogar wieder lachen kann, ist es dennoch nicht vorbei, das weiß Dean ganz genau. Denn Sams Albträume sind geblieben.
 

Doch während Sam nun alles daran setzt, Jessica zu vergessen, hatte er anscheinend die letzten vier Jahre alles daran gesetzt, Dean und ihr altes Leben zu vergessen. Und damit hatte Dean nicht gerechnet. Dass es unangenehm zwischen ihnen werden würde, ja. Dass sie etwas Zeit brauchen würden, auch das. Dass Sam es nicht aushalten würde, länger als zehn Minuten mit Dean im selben Raum zu sein, nicht unbedingt. Dass Sam bei jeder noch so beiläufigen Berührung zurückschrecken würde, definitiv nicht.
 

Sobald Dean im Zimmer ist, verschwindet Sam und das ist keine Übertreibung. Er ist ständig unterwegs, in der Bibliothek, im nächsten Supermarkt, im Diner um die Ecke. Sein Bruder bleibt nur still, wenn sie schlafen gehen und selbst da wendet er Dean noch den Rücken zu. Und Dean weiß nicht, wie er es ändern kann. Er ist kein Mensch der großen Worte und ihm selbst fällt es auch nicht leicht, Sam nun wieder jeden Tag um sich zu haben. Also bleibt er einfach still.
 

So geht es wochenlang zwischen ihnen hin und her – Sam tut so, als wäre nie etwas geschehen und Dean tut so, als würde ihm Sams Benehmen nichts ausmachen. Es ist ein stilles Übereinkommen, das es erst an dem Abend gebrochen wird, an dem Sam mit einem Seufzen das Gewehr zur Seite legt, das er eben noch gesäubert hat.
 

„Findest du nicht auch, das es langsam lächerlich wird?“
 

Deans Überraschung ist ehrlich, als er den Blick vom Fernseher zu seinem Bruder wendet. „Hm?“, nuschelt er mit einem Mund voll Nachos, deren Krümel er schnell von seinem Hemd wischt.
 

Sam rollt leicht mit den Augen. „Das hier“, meint er mit entsprechendem Blick, während er mit einer Hand zwischen sich und Dean hin und her deutet. „Findest du nicht, wir sollten darüber reden?“
 

Und es ist einfach typisch Sam, der immer genau dann reden will, wenn Dean gerade Oprah guckt und Nacho-Krümel von seinem Hemd aufsammelt. „Über was sollten wir deiner Meinung nach reden?“ Es ist immer besser, wenn man nicht auf Sams Versuche sich auszusprechen eingeht. Nie kommt etwas Gutes dabei raus, das hat Dean schon vor langer Zeit begriffen.
 

Sam durchkreuzt seine Pläne natürlich, indem er den Fernseher ausschaltet und sich ungefragt zu Dean aufs Bett setzt, was diesen dazu bringt, lieber ein Stück weg zu rutschen. Falls Sam das bemerkt haben sollte, lässt er es sich nicht anmerken. „Weich mir nicht aus“, und der Ton in Sams Stimme duldet keinen Widerspruch. „Wir schleichen umeinander herum, wie zwei verschreckte Hunde und ich will, dass das ein Ende hat. Also reden wir jetzt darüber. Was stört dich so sehr, dass du mir aus dem Weg gehst?“
 

Dieser Vorwurf ist so lächerlich, dass Dean sich fast an den Nachos verschluckt. „Ich gehe dir aus dem Weg?!“, fragt er ungläubig. „Wer von uns beiden verschwindet denn immer sofort, sobald wir zu lange im selben Raum sind? Ich ganz sicher nicht. Und nur zu deiner Information, ich war auch nicht derjenige, der sich vier Jahre lang nicht gemeldet hat.“
 

Dean bereut den letzten Satz, sobald er aus seinem Mund gekommen ist, aber dafür ist es nun zu spät. Der Vorwurf hängt wie ein schwerer Vorhang zwischen ihnen und Sam sieht wie ein getretener Welpe aus, aber Dean kann sich nicht dazu bringen, Mitleid zu empfinden. Diesmal nicht.
 

„Dean, ich..“, beginnt Sam, aber Dean schüttelt den Kopf und steht auf, um zum Kühlschrank zu gehen und sich ein Bier zu holen.
 

„Spar es dir, Sam. Das letzte, was ich von dir brauche, sind noch weitere Lügen.“
 

„Was?“ Sam sieht ernsthaft erschüttert über diese Anklage aus und schon im nächsten Moment ist er bei Dean, was seine Bemühungen der letzten Wochen, Dean aus dem Weg zu gehen, ziemlich lächerlich erscheinen lässt. „Was meinst du damit? Ich habe dich nie angelogen, Dean.“
 

Dean kann nichts daran ändern, dass sein kurzes Lachen mehr als verbittert klingt und er sich an seiner Bierflasche fest klammert, als wäre sie eine Art Rettungsanker. „Ach, nein? Und was war dann dieser ganze Unsinn, von wegen du würdest mich anrufen und ich könnte dich besuchen kommen? Tut mir leid, Sammy, aber das scheint mir eine ziemlich große Lüge gewesen zu sein.“
 

Aber sein Bruder schüttelt vehement den Kopf und tritt noch weiter an Dean heran, so nah, dass sie sich fast berühren und Dean versucht auszuweichen, aber die Küchentheke hindert ihn daran. Langsam legt Sam seine Hand auf Deans und löst seine verkrampften Finger von der Bierflasche. „Ich habe dich nicht angelogen, Dean.“ Sams Stimme ist so leise, dass Dean ihn kaum hören kann und er klingt so traurig, dass er seinen kleinen Bruder am liebsten wie früher in den Arm nehmen würde, um ihm zu sagen, dass alles gut werden wird. Doch er sieht Sam lediglich skeptisch an. „Ich habe versucht, ein neues Leben anzufangen und zwar eines, dass du ganz eindeutig nicht wolltest, Dean. Ich.. Ich wollte mich bei dir melden, wirklich.“ Sam lacht ein kleines, spöttisches Lachen. „Gott, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich den Hörer in der Hand hatte, um deine Nummer zu wählen. Das musst du mir glauben. Aber es ging nicht. Ein Wort von dir und ich hätte sofort meine Sachen gepackt und wäre zurück gekommen ohne mich auch nur noch einmal umzusehen. Aber das konnte ich nicht zulassen, verstehst du das denn nicht? Ich hatte Jessica und ich war zum Jura-Studium zugelassen worden, das hätte ich nicht so einfach wegwerfen können.“
 

Dean hat keine Worte darauf. Die altbekannten Hände um seine Kehle sind zurück gekehrt, sind deutlicher als je zuvor und als er seine Stimme endlich wiederfindet, ist sie rau und ähnelt eher einem heiseren Krächzen. „Ich hätte nie von dir verlangt zurückzukommen, Sammy.“
 

„Das weiß ich, Dean.“ Sam hält noch immer Deans Hand in seiner und drückt diese fester. „Aber das ändert nichts daran, dass ich damals alles getan hätte, um mit dir zusammen sein zu können. Das war alles, was ich jemals wollte.“ Er schluckt leicht und die nächsten Worte scheinen ihm schwerer zu fallen, so fest, wie er sich jetzt an Deans Hand klammert. „Und ich will es immer noch, Dean, aber ich weiß einfach nicht, wie ich dich dazu bringen kann, es mir zu glauben.“
 

Es ist der hilflose und verzweifelte Ausdruck in Sams Augen, die Art und Weise, wie Sam noch immer seine Hand hält, die Dean dazu bringen, ihm zu glauben. Sam würde alles für ihn geben, sogar seinen Traum von einem normalen Leben, und diese Erkenntnis ist so neu und überwältigend, das Dean für einen Moment jegliche Luft wegbleibt. Sein kleiner Bruder liebt ihn genug, um sich selbst aufzugeben, damit Dean glücklich sein kann.
 

Es wäre so einfach für Dean, sich nun vorzubeugen und Sam zu küssen, ihm alles zu geben, was er will, aber er kann es nicht tun. Seit seinem vierten Lebensjahr war es seine Aufgabe, Sammy zu beschützen und er kann es nicht zulassen, dass sein Bruder sein eigenes Glück opfert. Schon gar nicht für jemanden wie Dean. Sam will ein normales Leben, er will wieder zurück zur Schule gehen und er wird eine Frau finden, mit der er 2,5 Kinder und ein Vorstadthaus mit weißem Gartenzaun haben wird. Und Dean wird den Teufel tun und ihn daran hindern.
 

„Ich glaube dir, Sam.“ Deans Stimme ist sanft aber bestimmend, während er seine Hand aus Sams Griff löst. „Aber es ist nicht das, was ich will. Es tut mir leid.“ Es ist die schwerste Lüge, die Dean je erzählen musste, aber Sams Schultern sacken zusammen und er sieht so traurig aus, dennoch schafft er es zu nicken und dabei ein paar Schritte zurück zu gehen.
 

„Okay.“ Sams Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern und er ist aus der Tür bevor Dean überhaupt realisieren kann, dass er gerade zum zweiten Mal Nein zu etwas gesagt hat, zu dem er mehr als alles andere Ja sagen will.
 

Sie werden weitermachen wie bisher. Sie werden ihren Vater finden und sie werden ihn wieder verlieren. Sie werden weiter auf Jagden gehen und dem Tod mehr als einmal ins Auge blicken.
 

Dean wird die ganze Zeit über so tun, als würde er Sams Blicke nicht bemerken.
 

Sam wird nie erfahren, dass Dean jedes Jahr regelmäßig nach Stanford gefahren war, nur um sicher zu gehen, dass sein Bruder glücklich war. Und Dean hatte ihm angesehen, dass er es nicht war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-07-18T20:31:44+00:00 18.07.2009 22:31
hey hey
also tolles kapitel!
dean und sein beschützer-instinkt... voll süß! ^^
:D
deine story is klasse (wollt ich nur mal so sagen^^)
Von:  yuna_16
2009-07-16T16:45:43+00:00 16.07.2009 18:45
heyho!
wunderbar, wunderbar, das kapitel hat mir seeeehr gut gefallen.
oh man, dass immer einer von beiden einen auf vernünftig machen muss.
und warum denkt dean eigentlich immer, dass sam unbedingt eine frau und 2,5 kinder will? er könnte doch mal fragen, ob das stimmt...
aber die ganze situation hat mir irgendwie ziemlich gut gefallen und es gefällt mir wie du schreibst.
hach, das ist so traurig mit den beiden... ich hoffe es geht bald weiter und ich freu mich schon total aufs nächste kapitel!
liebe grüße
yuna
Von:  Morathi
2009-07-15T17:16:21+00:00 15.07.2009 19:16
HI =)

Wow ... die beiden denken so verquer, das ist der reinste Wahnsinn :P obwohl ... okay, hauptsächlich Dean denkt verquer. Sam war zwar auch schon gut dran mit dem Ausweichen, obwohl er ihn eigentlich will, aber das macht man ja manchmal so, wenn man Angst hat sich nicht kontrollieren zu können. Darauf tipp ich jetzt einfach mal.

Und dann Dean .. ja ... *kopf gegen wand schlag*
sag JA! Sag einfach JA! >.<
Er hat doch gesehen, dass Sam in Stanford nicht wirklich glücklich war und wenn dieser jetzt mit ihm reist und ihm sagt, dass er nur mit ihm zusammensein will, dann heißt dass doch, dass er nur mit Dean glücklich sein kann. Mit niemand anderem! Er opfert nichts, jedenfalls nichts im Vergleich zu dem, was er bekommt. Aber nein, Dean sieht sich mal wieder als minderwertig an. Er kann nicht glauben, dass er seinen Sammy glücklich machen kann *GRML*
aber gut, so wirds ja nur spannender ;)
auch wenn mir selbst das Herz fast gebrochen ist, als es bei den beiden passiert ist >.<

Und ob Sam tatsächlich nie herausfinden wird, was sein großer Bruder während seinem Studium gemacht hat? O.o ich lass mich mal überraschen ;)

Interessant finde ich, dass Dean Sam zum Vorwurf macht, dass er sich nicht gemeldet hat (natürlich SEHR verständlich, dafür dass er meinte, dass er jeden Tag anruft!), aber nicht, dass er ihn quasi mit Jessica "betrogen" hat. Auch am Anfang vom Kapitel. Eifersucht kommt nicht wirklich in seinen Gedanken vor, sondern nur Sorge, Hilflosigkeit und Frust.

Eine Frage habe ich noch. Wie weit in den Staffeln wirst du in deinen nächsten zwei (letzten zwei?!) Kapitel gehen? Oder hält sie sich nicht an eine bestimmte Staffel? Wär super, wenn du das sagen könntest ;)
Danke!

Dann warte ich mal gespannt auf das nächste Kapitel *hibbel*
Dir viel Spaß beim Schreiben ^^
lg, Morathi
Von:  shot_coloured
2009-07-14T21:54:11+00:00 14.07.2009 23:54
Erster! :D
Aaaalso, fast schon schade, dass man aus dem Titel schon erfährt, dass dies der Teil ist, wo es keinen Kuss gibt... :( Mir gefällt die Situation aber dennoch gut, weil es Deans Liebe für Sam auf eine so selbstlose Art zeigt. :) Außerdem passt es nur so in den Serienhintergrund, was ich aber persönlich besonders gelungen empfinde. :) Freu mich auf den letzten Teil und den nächsten - aber doch sicher nicht allerletzten - Kuss. ;) (Happy End im Hinterkopf habe) XD Aber vielleicht überrascht du uns Leser ja auch noch und es kommt nicht so, wie man denkt (und sicherlich auch hofft)... bin gespannt. ;)
sho_co


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