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Allianz und Horde

von

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KP1 - Durotar und Umgebung

„Wer Feind und wer Freund ist legt unsere Gesellschaft fest. Wir zweifeln selten an diesen Festlegungen. Wer tut dies denn schon? Vieles ist gut, so wie es ist. Doch in manchen Fällen, die uns das Schicksal unterjubelt, ist es besser darüber nachzudenken, ob sich mancher Feind nicht doch als Freund, und umgekehrt, entpuppen könnte. Vor allem wenn die Liebe im Spiel ist.“

(Avarion Goldlaub)
 

Kapitel 1 - Durotar und Umgebung
 

„Und wo führt uns die Reise hin?“, fragte der Succubus seinen Meister. Der Dämon wackelte mit seinen Hüften, eingehüllt in aufreizendes, schwarzes Leder, während der spitz zulaufende Schweif ungeduldig durch die Luft peitschte und der frische Wind durch seine langen, schwarzen Haare blies. Der Blutelf strich sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht und sah mit seinen grünen Augen ins Hafenbecken hinab. „Kalimdor, das Land des ewigen Sternenlichts – wie es die Titanen nannten“, Anaya stellte sich neben Jalen und seinen Dämon. „Gut erkannt, Zauberin“, sagte dieser abwesend. Im Vergleich zu den Elfen war der Succubus mit seinen 165cm zierlich, doch keines Falls unansehnlich. Die sinnlich geschwungenen Kurven und üppigen Brüste konnten gut mit der Figur der größeren Begleiterin mithalten. Anaya war für eine Blutelfe eigentlich zu groß, doch ihre 182cm Körpergröße waren ideal auf Oberkörper und die himmlischen Beine verteilt und boten einen Anblick, den man keines Wegs einfach so vergaß. Die Magierin hatte schon immer großen Wert auf ihre Figur gelegt und präsentierte ihre Maße immer wieder gerne. Am liebsten mit dem Succubus zusammen, um die Männer gefügig zu machen und ihren Spaß zu haben. Der Hexer war hingegen war eher der treue Typ. Er hatte gefunden, was er suchte und nicht wirklich das Verlangen sich in weiteren, amourösen Abenteuern zu verlaufen. Jalen war ungefähr 1,85m groß, schlank und blond. Er war kein Kraftprotz, doch auch seine Statur war bei weitem nicht unansehnlich. „Pass auf, dass du nicht nass wirst!“, plötzlich versetzte jemand dem Elf einen Stoß, sodass er vom Pier fiel. „Meister?“, die Dämonin sah zum Wasser hinunter. Jalen tauchte auf und wischte sich die feuchten Haare aus dem Gesicht. Er erblickte seinen Bruder, welcher winkend über ihm stand und grinste. Sein Gesicht schien schon recht ausgeprägt, dafür, dass er grade einmal ein Jahrhundert gelebt hatte. Genau wie Jalen hatte er langes, blondes Haar, welches er jedoch meistens zurückkämmte oder zu einem losen Zopf trug. Er war für einen Blutelf ziemlich groß und maß an die 190cm heran. Eine in dunkelgrün gehaltene Tracht mit einem ebenso dunklen Umhang, an der einige, kleinere Auszeichnungen hingen, machten ihn deutlich als Waldläufer Silbermonds erkennbar. Jalen selbst war ein Hexer und trug eine dunkelrote Tracht, die von einem Gürtel, an dem einige Beutel hingen, um schlossen wurde. „Avarion! Du bist so kindisch! Ihm hätte etwas passieren können!“, fauchte der Succubus erzürnt. „Drei Meter tief in Wasser zu fallen ist ja auch so tödlich...“, die Eismagierin erschuf mit einigen Gesten eine Eistreppe, auf welcher der „Pier-Brüchige“ hinauf steigen konnte. Die scharlachrote Robe mit großzügigem Ausschnitt, über den vorsichtig einige ihrer haselbraunen Strähnen von ihren Schultern hinab flossen, schien wie an ihren schönen Leib gegossen und ein dunkler Kapuzenmantel hin locker über ihren Schultern. „Man weiß ja nie...“, murmelte der Dämon. Wieder auf dem Pier sahen sie dem angekommenen Schiff, welches mit aufgeblähten Segeln und wehenden Fahnen in den Hafen einlief, zu und verluden bald darauf ihr Gepäck, das hauptsächlich aus den Sachen von Anaya und Malice, der Dämonin, bestand. „Es kann doch nicht so schwer sein ein paar Sachen zu verladen oder?!“, hetzte die Zauberin, welche ihren ganzen magischen Plunder schleunigst verladen haben wollte. Gegen Mittag lichtete das stolze Schiff die Anker und brach nach Kalimdor auf. Den Horizont vor Augen standen die vier am Bug und sahen der Sonne, welche sich langsam an den Ozean schmiegte, zu, bis diese untergegangen war. Es war eine ziemlich frische Nacht. Der kühle Wind schob das Schiff beständig voran. Jalen, Malice und Anaya schliefen bereits in Hängematten auf dem vorderen Deck, während Avarion noch träumend in die See blickte. Der Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche, welche sein Spiegelbild durch ihre eigene Bewegung verzerrte und die wundersamsten Gebilde erschuf. Hingerissen von solch schönen Momenten dachte der Elf über seine Zukunft nach. Was hatte er bis jetzt erreicht? Was wollte er noch erreichen? Er verglich sein Leben, mit dem seines Bruders. Jalen hatte Alles, was ein Blutelf sich erträumen konnte. Macht über arkane Kräfte, ein großes Haus, viele Freunde, einen hohen gesellschaftlichen Status und, worum er seinen Bruder am meisten beneidete, eine Familie. Vanya und sein Bruder waren seit letztem Sommer verlobt und würden dieses Jahr heiraten. Vanya stammte aus gutem Hause und war ein gesegnetes Wesen. Schwebender Gang, makellose Schönheit und ein scharfer Verstand, vereint zu einer bildschönen Frau, wie sie liebreizender nicht sein konnte. Doch wo blieb er? Er war der jüngere Bruder und hatte etwas Geld von dem Erbe bekommen. Er war weder ein Zauberer, noch besetzte er einen führenden Rang. Er hatte weder ein Haus, noch eine solch bezaubernde Partnerin. Schwermut legte sich über sein Gemüt. Von lieblichem Lachen aus seinen Gedanken gerissen sah er ins Meer hinunter, wo sich Nixen am Bug festhielten und ihre funkelnden Augen zu ihm hinauf sahen. Sie warfen ihm Küsse zu und räkelten sich in den Fluten. Sie waren wahrlich schön, doch hatte Avarion schon oft über ihre tückische Art gelesen, also ging er nicht auf sie ein und legte sich in die Hängematte, welche er vor einigen Stunden dort aufgehängt hatte. „Seid gegrüßt, schöner Jüngling!“, klang es von der Reling. Avarion wandte seinen Blick dorthin und erblickte eine der schönen Seejungfrauen, welche sich dort niedergelassen hatte und ihn anlächelte. Ihr freier, geschmeidiger Oberkörper, um spielt von ihrem langem Haar, ging ab den Hüften in einen geschwungenen, blaugrünen Fischschwanz über. Der Mond beleuchtete ihre eisblaue, ebenmäßige Haut, die so kalt wirkte, wie das Licht das sie reflektierte. Ihre Augen waren wie große, klare Spiegel, in deren kühlen Tiefen er sein Abbild wie Wellen vergehen sah und boten einen starken Kontrast zu den sinnlichen, purpurnen Lippen, die ihn in ihren Bann zogen. Der Elf wusste, dass es riskant war, doch näherte er sich ihr. „Ist es nicht zu gefährlich für Meergeborenes an trockenen Orten?“, fragte er sie. „Die feucht-warme Nachtluft ist herrlich und ihr Sterblichen seid so gut aussehend. Das ist es, was uns nach Sonnenuntergang aus dem Meer lockt“ Die Nixe streckte ihre Hand nach der seinen aus. „Hmm, du darfst mich ruhig ansehen“, zwitscherte sie verlockend während sie mit ihrer Linken ihr langes silbernes Haar zurückwarf, das wie der Schaum auf den Wellen aus purem Licht zu bestehen schien. Die Blicke des Mannes fielen eigentlich vollkommen unbeabsichtigt auf ihre prallen Brüste, doch blieben daran kleben wie die Fliege im Netz der Spinne. Die Nixe legte seine Hand, welche immer noch in der ihren lag, auf ihre Brüste und sah ihm verführerisch in die Augen. Der Elf lief knallrot an, vermochte nicht zu glauben, was ihm da gerade passierte und vor allem, was ihm da erlaubt wurde. Avarion dachte zwar oft, sehr oft, daran eine Frau zu verführen, doch bislang hatte ihm seine Schüchternheit immer ein Strich durch die Rechnung gemacht. Mit einem Ruck zog das Weib ihn zu sich, so dass er beinahe über die Reling gefallen wäre, doch aus Reflex hatte er sein Gewicht nach hinten verlagert und zog so die Seejungfrau aufs Schiff. Er hielt ihr sein Kürschnermesser über die Kehle und sah sie ziemlich erbost an: „Glaubst du wirklich, dass ich nicht wüsste, was du vorhattest, Fischweib?“. Die Entlarvte verzog ihr Gesicht. Dieses Messer am Hals gefiel ihr ganz und gar nicht, denn Nixen und dergleichen erlitten alleine durch Kontakt mit Eisen und Stahl schwere Verätzungen. „Bitte steck dieses Dämonenwerk wieder ein...“, jammerte sie, während tiefblaue Tränen ihr Gesicht herab liefen. Aus Mitleid steckte er es zurück in die Schlaufe am seinem Gürtel. Eine ganze Zeit schwiegen sich beide an. Die beiden Monde zogen ihre Bahn über den Nachhimmel, bis sich irgendwann ein leicht roter Schimmer über die Wolken legte. „Schnell, hilf mir Sterblicher!!“, die Nixe geriet in Panik. Auf seine Frage, warum er ihr helfen sollte wieder ins Meer zu kommen, versprach sie ihm einem seiner größten Wünsche zu erfüllen, wenn er ihr Leben retten würde. Der Elf hielt dieses für einen guten Tausch und hob sie über die Reling. „Ihr habt mein Leben verschont, obwohl ich das eure beinahe beendet hätte. Ich stehe in eurer Schuld, also was ist euer Begehr, junger Elf?“, die Formalität mit der sie nun zu ihm sprach verwunderte ihn. Doch besann er sich und entschloss einen seiner größten Wünsche zu nennen - die Liebe zu finden. „Ein großer Wunsch, doch ein Versprechen ist ein Versprechen...“, die Seejungfrau schloss ihre Arme um ihn und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke stießen sprang sie aus seinem Arm in die See. „Mögest du Liebe finden, schöner Elf!“, rief sie ihm aus den Fluten zu, bevor sie lachend mit ihren Schwestern in tiefere Gewässer entschwand. Avarion strich sich die blonden Strähnen zurück, bevor er sich in seine Hängematte legte und schließlich einschlief. „Hey, Bruder aufwachn!“, der Succubus trat mit seinen Hufen gegen die Hängematte, so dass der junge Waldläufer auf den Boden fiel. „Verdammt, das ist ja hell...“, er hielt sich die Hände vor seinen Augen. „Es ist viertel nach sechs und ich hielt es für angebracht, dass du langsam mal aufstehen solltest und ganz nebenbei – du stinkst sowas von abartig nach Fisch, dass ich mich jetzt am liebsten über die Reling hängen würde, um mich zu übergeben!“, teilte Malice ihm mit und verließ darauf langsam das Deck. „Danke ich hasse dich auch!“, rief der Elf ihr geladen hinterher. „Pass auf was du sagst!“, schrie die Dämonin über das gesamte Deck. Die Blicke der Passagiere hafteten auf ihr. Völliges Schweigen legte sich über das Schiff. Nicht einmal die vorlauten Möwen auf den Mästen und Tauen schrieen. Nur das beständige Rauschen der Wellen war zu hören.

„Was glotzt ihr so?! Noch nie nen Dämon mit nem losen Mundwerk gesehn?!“
 

Nach ungefähr zwei Wochen auf See steuerte das Schiff in Hafen von Ratchet. Während die Gruppe auf ihr Gepäck wartete sollte Avarion in einem Gasthaus Zimmer besorgen, damit sie von dort aus ihre weitere Reise planen konnten. Der zierliche Goblin sah ihn mürrisch an. „Ihr wollt ein Zimmer für vier Personen?“. „Ja! Wir sind eine Reisegruppe und würden wenn das möglich ist auch gerne zusammen bleiben, um weitere Ausflüge zu planen...“, erklärte der Elf dem grünen Geschöpf, welches ihm gerade mal knapp bis zu den Oberschenkeln reichte. „Wir hätten dort noch eine kleine, gemütliche Unterkunft – Macht 25Silberstücke für euch!“, fauchte der Goblin. Seine kleinen schwarzen Augen verzogen sich zu „Sehschlitzen“ und beobachteten den Elf, bis dieser schließlich in seinen Geldbeutel griff und dem Goblin gab, was er verlangte. Die kleinen grünen Wesen waren so, wie man sich erzählte: Sie waren furchtbar gierig und freundlich, wenn es um ihren Gewinn ging, doch wenn es darauf ankam Dienste zu leisten, waren sie absolut geizig, erledigten gerade einmal nur das Nötigste und wurden unfreundlich. Ihr Lebensmotto lautete: „Geben ist etwas Schönes, solange man bekommt!“ „Geschäfte zu machen ist doch was Tolles, nicht wahr?“, kicherte der Goblin, der die glänzenden Münzen wie eine Elster beäugte. „Auf jeden Fall...“, lächelte der Elf und schwor sich insgeheim Rache. Der Goblin brachte die Gruppe vom Hafen zu ihrer Unterkunft. Das kleine, bescheidene Haus genügte Jalen. Hauptsache ein ordentliches Bett zum schlafen. Die werten Damen beäugten das Gebäude jedoch mit Vorsicht. „Die Betten gefallen mir ja absolut gar nicht...“, der Succubus sprang auf der Matratze herum, um deren Belastbarkeit herauszufinden. „Nee, ne? Voll versifft und so. Ich möchte gar nicht wissen wer da schon alles drauf „geschlafen“ hat“, Anaya hob mit kritischem Blick das Bettlaken hoch, worauf ihr eine Schabe entgegen krabbelte. „IiiHhhh!!!!“, die beiden liefen schreiend aus dem Zimmer, zu ihrem Wirt, den sie mit geballten Fäusten zu den Betten schliffen und dort ordentlich zusammenstauchten. „Möchten Sie ebenfalls neue Matratzen haben, meine Herren?“, der Goblin wankte zerrupft und mit blaubetonten Augen an den Brüdern vorbei. „Och, wenn Ihr schon dabei seid. Sehr gerne!“, lächelte Avarion. Auf komplett neuen Betten schliefen die vier sprichwörtlich im Paradiese. Sommer, Sonne, Strand und mehr. Ratchet lag direkt am Meer und war für eine kurze Pause bestens geeignet. Gegen Mittag erwacht, verbrachte die Gruppe den Tag am Strand. „Ahh, Sonne!“, kicherten Malice und Anaya, die auf einem Fels lagen und schoben synchron ihre Sonnebrillen vor ihre Augen, schüttelten ihre Haare und wendeten sich, um gleichmäßig braun zu werden. Die Brüder saßen am Sandstrand und genossen gerade einige sindoreische Köstlichkeiten, die sie mitgenommen hatten. „Jaja, Frauen sind schon was Sonderbares...“, schmunzelte Jalen. „Mag sein“, antwortete Avarion knapp. Er hasste es mit seinem Bruder über dieses Thema zu reden.

„Was ist eigentlich mit dir? Hast du nich auch irgendwen, den du wirklich liebst?“

„Bis jetzt nicht, und ganz ehrlich? Ich wage es zu bezweifeln, dass es sich in den nächsten Jahren großartig ändern wird“, Avarion versuchte Jalen, mit dieser leicht negativen Wortwahl verständlich zu machen, dass er über solche Dinge nicht reden wollte.

„Wie wäre es denn mit Malice? Sie ist bildschön, nicht?“, fragte Jalen aufmunternd.

„Das hab ich gehört! Und ganz ehrlich? Dein Bruder ist eine Flasche, was soll ich mit dem?“, Anaya und Malice erstickten beinahe vor Lachen. „Mag sein, dass sie ganz hübsch ist, doch ihr Gemüt ist verdorben. Sie ist arrogant und überheblich!“, konterte Avarion.

Empört drehten sich die Frauen auf die andere Seite und würdigten die Brüder mit Schweigen. „Männer – wer braucht die schon?!“, zischte Anaya gespielt zu ihrer Freundin.

Am nächsten Morgen war strammes Training angesagt. Sie waren schließlich nicht nur zum Vergnügen nach Kalimdor gereist. Von mehreren Ausdauertests, bis zu Zielübungen wurde alles praktiziert. Die abendlichen Saunagänge in friedlichen der Siedlung dienten hauptsächlich der Entspannung hatten aber auch viele interessante Dinge ergeben:

„Ah, ich fühle mich so fit und knackig wie schon lange nicht mehr“, Malice tupfte sich die Schweißtröpfchen von der Stirn, während Anaya ihre Fingernägel feilte.

„Training ist einfach klasse. Wenn wir so weitermachen, dann können wir vielleicht schon nächste Woche nach Orgrimmar aufbrechen!“, mit kritischem Blick überprüften beide, ob die Nägel in richtiger Form waren. „Stimmt es eigentlich, dass es in Durotar heiße Quellen gibt? Die sollen ja wahre Wunder bewirken können, was das Aussehen betrifft und so weiter“, erkundigte sich der Succubus. „Als ob wir beide das nötig hätten?! Aber ja, Ähnliches habe ich auch gehört. Ich sage dir, wenn wir in Orgrimmar sind, dann sollten wir unbedingt mal nach Sen’Jin reisen. Es ist zwar eine Trollsiedlung, doch das Klima dort soll herrlich sein. Sonne und weißer Tropenstrand, das hört sich doch gut an, nicht?“. „Auf jeden Fall“, stimmte die zierliche Dämonin zu, bevor sie nach kurzem Überlegen noch hinzufügte: „Ich meine mich erinnern zu können, dass es auch Sen’Jin war, also der Ort mit den heißen Quellen!“ Als die beiden Frauen an diesem Abend zu ihrem Domizil gingen, begegnete ihnen ihr „Vermieter“, welcher etwas angetrunken war. „Guten Abend die Damen! Ihr seht heute Abend wirklich unglaublich bezaubernd aus!“, es legte sich ein schmutziges Grinsen auf das grüne Gesicht und seine Blicke tasteten die Rundungen der beiden ab. Ekel überkam sie. Sie wollten schleunigst gehen, denn auf Unterhaltungen mit einem betrunkenen Lüstling konnten sie gut verzichten. Die kleinen grünen Hände begannen vor Begierde zu zittern. Malice warf ihrer Freundin nur einen kurzen Blick zu, der tausende Ausdrücke hätte ersetzen können. Langsam kam das kleine, grüne Getier auf sie zu. „Vielen Dank, aber wir müssen jetzt weiter. Man sieht sich bestimmt ein anderes Mal“ Trotz der eigentlich ordentlichen Verabschiedung ließ der Goblin nicht locker und folgte den beiden. „Jetzt wartet doch mal!“, er hielt sich am Rockzipfel Anayas fest und begann zu grabschen. „Jetzt hören Sie mal zu, Sie schlafen jetzt ihren Rausch aus und lassen mich in Ruhe!“, fauchte die Blutelfe erzürnt und ließ drohen Flammen in ihren Handflächen auflodern. Der kleine, grüne Störenfried ließ von ihr ab, um sich nun an Malice zu klammern. „Wage es ja nicht mich anzufassen!!!“, fast aus Reflex trat die Dämonin nach dem Getier, doch da Goblins nun mal klein sind, traf der Tritt ihn am Kopf. Die Wucht des Aufpralls des Hufs auf dem Körper des Goblins schoss diesen drei Meter über die Klippe hinweg und auf steilem Wege in die See hinab, aus der er auch nicht wieder auftauchte. Fazit: Betrunkene, lüsterne Goblins können nach einem Tritt nicht mehr schwimmen. „Du hast den Goblin gekickt!“, Anaya wurde kreideweiß, dennoch zogen sich ihre Mundwinkel beinahe von selbst nach oben. „Ich hab den Goblin gekickt...“, staunte Malice bevor sie und die Elfe in einem Lachkrampf zusammenbrachen. Wie im Rausch taumelten sie zu ihrer Unterkunft, wo ihnen bereits von Avarion die Tür geöffnet wurde: „Habt ihr beiden schon mal etwas von Ruhezeiten gehört?“ Die beiden betrachteten kurz den tadelnden Gesichtsausdruck des Waldläufers, bevor Anaya dann wieder laut lachend rief: „Sie hat den Goblin gekickt!“. Die Lautstärke, die Jalen an ein Horn erinnerte, riss ihn aus seinen komplexen Gedanken über Formeln, die auf den Seiten seiner Bücher geschrieben waren, und er fragte etwas abwesend: „Wer hat wen gekickt. „Sie!“, die Zauberin schrie beinahe und Tränen liefen ihre Wangen hinab, „Sie hat den Goblin gekickt!“ Der Waldläufer sah die beiden leicht angestrengt an: „Welchen Goblin denn genau?“ „Unsren Vermieter!“, keuchte der Succubus, immer noch lachend. Der Dämon und die Elfe konnten sich keinen Moment ansehen, ohne dass ein weiterer Lachkrampf daraus resultierte. Die Brüder jedoch sahen einander verstört an. Jalens Gesichtsfarbe wechselte im Sekundentakt. „E-euch ist bewusst, dass wir schleunigst abreisen sollten? Die Bewohner hier werden es bestimmt nicht sonderlich gutheißen, dass ihr mal eben so einen der ihren angegriffen habt“ „Was heißt hier angegriffen?! Er hat uns nachgestellt und wir haben uns nur gewehrt!“, verteidigten sich Anaya, während Malice sich die Tränen aus den Augenwinkeln rieb. „Sei es, wie es will. Ich packe meine Sachen und verschwinde von hier!“, Avarion drehte sich um 180° und verschwand in dem Zimmer das er sich mit seinem Bruder teilte. „Ich glaub er hat Recht. Wir sollten dasselbe tun, findet ihr nicht auch?“, Jalen schlug das Buch zu und ging seinen Bruder nach, um ebenfalls seine Sachen zusammenzupacken. „Immer diese Eile!“, Anaya und Malice saßen in ihrem Zimmer und packten gemächlich ihre Koffer. „Wem sagst du das? Ich mein ja nur: Niemand weiß, dass wir es waren“, der Succubus beschaute kurz seine Kleidung. „Ich korrigierte dich nur ungern, aber du warst es...“, fügte die Magierin hinzu. „Egal, wer es war. Wir waren beide daran beteiligt“ Malice setzte sich auf das Bett und sah Anaya an, welche abwesend antwortete, während sie die Sachen behutsam und akkurat in ihrem großen, schwarzen Koffer verstaute: „Aber du warst es trotzdem...“ Die beiden Brüder warteten bereits im Flur des Hauses, als Anaya und Malice aus ihrem Zimmer kamen. Noch in dieser Nacht veranstalteten die vier ein kleines Rennen mit dem Motto:

„Wer als letztes Ratchet verlässt wird gefasst!“
 

„Es ist viel zu warm zum Laufen!“, jammerte Anaya. „Rate mal, wie es uns geht? Und wem haben wir das zu verdanken?“, antwortete der Waldläufer und warf einen grimmigen Blick auf Malice. „Was?! Es war Notwehr!“, brüllte die Dämonin gereizt. Zornig trat sie gegen einen Stein, der hoch in den Himmel schoss, welcher als Antwort einen größeren Vogel auf den sandigen Boden fallen ließ. „Bingo!“, schrie Malice freudig, nachdem der Schreck nachgelassen hatte, und band sich das tote Federvieh protzend an den Rucksack.

„Hey Leute! Ich hab unser Abendessen gefangen!“ „Oh wunderbar!“, kam es ironisch von Avarion. „Der nächste Stein trifft dich!“, zischte der Dämon ärgerlich und stampfte hinter seiner Gruppe her. Seit zwei Tagen sprinteten sie nun mehr oder weniger durch das Brachland. Der trockene Wind und die pralle Sonne machten ihnen ziemlich zu schaffen, sodass sie sich über jede Schattenphase und Trinkpausen freuten. „Warum machen wir eigentlich keine radikale Kursänderung nach Osten? Da fängt doch Durotar an. Da würden wir auch Verpflegung haben und gastfreundlich aufgenommen werden und wir würden auch nicht immer von Stachelebern angegriffen werden! Hört mir überhaupt wer zu?!“, schrie der Succubus, sodass man das Echo noch Sekunden später durch die Steppe hallen hörte. „Die Idee ist gar nicht mal so schlecht“, befand Jalen. „Sag ich doch!“, triumphierend zog Malice voran. Die nächsten Tage verbrachten sie nun damit, über die donnerechsenverseuchten Felskämme und einen kleinen Meeresarm ins Tal der Aufgaben zu gelangen. Sie wanderten bevorzug in den kühleren Nächten, da sie herausfinden mussten, dass die Temperaturen auf den Felsen noch höher waren. Die Morgensonne errötete die robusten Felsen Durotars, als sie die Küste betraten. Auf einer von Anayas Eisschollen waren sie trocken über das salzige Nass getrieben und beschlossen nun nach Sen’Jin, einer der südlichsten Städte Durotars mit direkter Lage am Meer, zu reisen. Zumindest Anaya und Malice beschlossen es und versuchten vehement ihren Vorschlag durchzusetzen, wenn nötig sogar mit den Waffen zweier Frauen! Doch die Brüder bildeten bis jetzt einen sturen Widerstand: „Was sollen wir in Sen’Jin? Das ist ein kleines unbedeutendes Kaff!“, Jalen sah seinen Succubus ungläubig an. „Da gibt’s nen Sandstrand!“, lachend sprang die Dämonin im Kreis und sah ihren Meister mit großen, schimmernden Augen an: „Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitteeeee...“ Der Hexer zog seine Augenbraue hoch und antwortete knapp: „Nein...“ Anaya stellte sich neben ihre Freundin und zog einen Schmollmund: „Aber ich habe mir doch extra vor unserer Abreise in Ratchet wunderschöne Badesachen gekauft! Und die möchte ich so gerne mal anziehen!“ Nicht einmal die Wimpern der Brüder rührten sich. Die Zauberin fing urplötzlich an zu lächeln und begann ihre Robe aufzuknöpfen: „Wartet! Ich zeige sie euch mal!“ Darauf spannte Malice aus dem Nichts ein größeres weißes Laken um zwei dürre Bäumchen und die Zauberin verschwand dahinter. Das Sonnenlicht fiel extrem günstig, sodass man an der Leinwand die Silhouette der Zauberin sah. Langsam streifte Anaya erst ihre Robe, danach ihre Unterwäsche ab und ließ sie beinahe versehentlich auf den Boden gleiten. Durch eine kurze Drehung stelle die Magiern nebenbei ihren Körper zur Schau, bevor sie nun ebenso anzüglich die Badesachen anzog. Ihr entwich ein leises Aufstöhnen als das Bändchen des knappen Unterteils, an welchem sie etwas gezogen hatte, zurück schnellte und auf ihre seidige Haut schlug. Die Brüder trauten ihren Augen und Ohren nicht. Obwohl der Hexer verlobt war, musste er sich eingestehen, dass ihm die Vorstellung gefiel. Avarion hatte sich hingesetzt und begann in seinem Rucksack zu kramen, welchen er schützend auf seinem Schoß platziert hatte. Jalen war da klar im Vorteil: Lange Roben verbergen einfach besser, was andere nicht sehen sollen. Der Succubus zog das Laken ab und die Elfe präsentierte den Hauch von Nichts an ihren Körper. Der Waldläufer wandte sich nun ganz seinem Rucksack zu, war hochrot im Gesicht. Jalen fing an zu grinsen, denn was so etwas anging war er bei weitem nicht so schüchtern wie sein Bruder. „Und wie findet ihr es?“, Anaya ließ die Hüften etwas kreisen und lächelte beide an. „Ich finde es ist ein höchst angenehmer Anblick...“, schmeichelte der Hexer. „Und du, Avarion, was sagst du dazu?“, fragte Malice mit honigsüßer Stimme. „Nett!“, antwortete der Bruder des Hexers. „Du hast es dir ja nicht einmal angesehn!“, sagte Anaya eingeschnappt und stellte sich zwischen Jalen und Avarion auf. „Jetzt sag doch mal was dazu...“, freundlich lächelnd beugte sich die Zauberin über ihn. Der Blickwinkel des Waldläufers war genau auf ihr großzügiges Dekolletee gerichtet. Der Blick des Hexers fiel, mit etwas Nachhilfe seiner selbst, auf den runden, knackigen Po der Magierin. „Nette Aussichten...“, dachte Jalen während er still in sich hineinlächelte und nichts tat. Fast im Boden versinkend brachte Avarion schließlich raus: „Also mir gefällt der Fummel mehr als gut!“ Ein kurzer Blickwechsel von Malice und Anaya gab dem Succubus das Zeichen: „Seht ihr! Und wir wollen doch nur kurz die heißen Quellen besuchen. Die werden euch doch sicher auch gefallen. Und der weiße Strand ist doch grade zu einer der perfektesten Ort um so schöne Sachen zu tragen, oder nicht?“

„Na gut! Wir machen kurz Halt in Sen’Jin. Als ob es nirgends auf diesem verdammten Kontinent einen Sandstrand geben würde als in Sen’Jin...“, gab Jalen schließlich nach.

Mit fröhlichem Gesang und anderen aufreizend, sommerlichen Kleidern zogen die beiden Damen voran. „Was habe ich in meinem Leben falsch gemacht, dass ich mit den beiden gestraft wurde?“, fragte der Hexenmeister seinen Bruder. „Du bist Hexer geworden und gingst auf die selbe Akademie wie Anaya, die du damals ja selbst angesprochen hast, ob sie nicht ein wenig Spaß haben wolle“, stellte dieser fest. „Wahrscheinlich hast du Recht“, Jalen begann zu lächeln, „Aber angenehm ist es dennoch mit den beiden, findest du nicht?“ Avarion stimmte zögernd zu, fügte aber hinzu: „Auch wenn es Ausnahmen gibt...“

„Wir wandern ja nach Sen’Jin, wir wandern ja nach Sen’Jin!“, je näher sie laut ihrer Karten der Trollsiedlung kamen, desto euphorischer wurden Malice und die Zauberin. Und tatsächlich, nach geschlagenen drei Tagen, voller Klang und erwartungsvollem Lachen lag die Siedlung vor ihnen. „Oh, da ist es! Ahh!!!“, die beiden ließen ihre Sachen an Ort und Stelle fallen und rannten schreiend, in einer Staubwolke verschwindend auf die Siedlung zu. Sen’Jin war zur neuen Heimat der Dunkelspeer-Trolle geworden, seit sie Kriegshäuptling Thrall ihre Treue geschworen hatten. Auf Grund der zahlreichen Machtkämpfe der Stämme war ihrer sehr klein geworden und hatte auch nur mit Thralls Hilfe gegen die Horden von Murlocs, den Fischmenschen überlebt. Da Sen’Jin so klein war, wäre es einem Angriff fast hilflos ausgeliefert, weshalb die Wachen an den Wällen sehr misstrauisch waren. Diese vernahmen nun also den Kriegsschrei ähnlichen Ruf, welcher ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Oh nein! Böses Mojo im Anmarsch! Harpyien, rette sich wer kann!“. Sofort brach Panik in der gesamten Siedlung aus, welche sich jedoch legte, als die Blutelfe und der Succubus durch den Torbogen rannten, sich die Kleider von Leib rissen und mit ebenso schrillen Freudenschreinen ins Meer sprangen. Jalen und Avarion schleppten nun sämtliches Gepäck in die Siedlung. „Gehören diese Irren zu Euch?“, fragten sie die Wachen, welche ihnen ihre Speere an die Hälse hielten. „Leider ja. Wir sind Reisende aus Quel’Thalas und wollen nach Orgrimmar. Doch unsere Vorräte sind ziemlich aufgebraucht, weswegen wir hier Halt machen wollten. Wir haben nicht vor Sen’Jin anzugreifen!“, erklärte Jalen beunruhigt. „Haltet diese Furien das nächste mal auf, wenn sie meinen halb Durotar in Grund und Boden schreien zu müssen!“, die Wachen schlugen den Brüder mit der flachen Hand auf die Schädel, während die Damen munter in den Fluten planschten. Die Trolle wiesen ihnen nun mit einer Geste ins Dorf zu gehen und sich vorerst nicht wieder blicken zu lassen. „Tut uns ja Leid, dass ihr wegen uns Ärger hattet, aber wir haben uns einfach so gefreut endlich hier zu sein!“, entschuldigten Anaya und Malice später, bevor sie dann wieder mit den Trollen schwimmen gingen oder die heißen Quellen besuchten. „Ob sie es wirklich bereuen?“, fragte Avarion seinen Bruder. „Nein, nicht im Geringsten!“, antwortete dieser. Sie bezogen nun eine unbewohnte Hütte, die der Stamm ihnen zur Verfügung stellte. „Ich hätte nicht gedacht, dass Trolle so charmant und höflich sein können. Die Amani-Trolle aus den Immersangwäldern sind so unzivilisiert, aber die Dunkelspeere haben etwas an sich...“, schwärmte Anaya, während Malice noch ihr Gepäck ordnete: „Ganz deiner Meinung. Unglaublich sympathisch und außerdem: Hast du dir schon mal diese prallen Lendenschurze angesehn? Ich glaube man könnte hier viel Spaß haben!“ „Mal sehen, ne?“, die Zauberin sah aus einem Fenster auf die Siedlung herab, wo die Trolle in Gruppen um die Feuer saßen und sich angeregt unterhielten. In der Nähe des Strandes entdeckte sie den Hexer und seinen Bruder, die sich zu einigen Kriegern gesellt hatten und an einer Pfeife zogen. „Und was sieht dein Falkenauge?“, scherzte der Succubus, der sich in einen engen Rock zwängte. „Zwei Möchtegernpolitiker bei der Arbeit“, Anaya wies auf die Brüder. Jalen und Avarion saßen bei den Wachen und beobachteten die Echoinseln, auf denen nun einige Feuer entzündet wurden und lauschten dem murmelnden Gesang.

„Sind das eure Stammesmitglieder dort drüben?“, fragte der Waldläufer, bevor er an der Pfeife zog, welche in der Runde rum gegeben wurde. Avarion dachte sich nichts dabei, dass niemand antwortete, weshalb er erneut fragte. „Nein, sie sind keine Dunkelspeere mehr...“, kicherte eine Trollfrau aus dem Nichts, welche über und über mit Perlen behängt war und deren grüne Haare in vielen geflochtenen Strähnen ihre Schultern herabflossen, „Sie sind dem Voodoo völlig verfallen. Beten böse, alte Götter an und hoffen, dass diese sie erhören, um Tod und Leid über uns zu bringen. Doch da sie nicht zu ihnen sprechen verweilen sie auf den Inseln und warten. Ihre Population ist zu klein, die unsre ist es - das ist der einzige Grund, weshalb der Waffenstillstand besteht“. Sie drehte eine Strähne ihres Haares an ihrem Finger auf und zog an der Pfeife, welche inzwischen wieder zu ihr gewandert war. Der Rest der Trolle war unheimlich still geworden. Alle schienen abzuwarten, was sie sagen würde. Der blaue Rauch ergab die seltsamsten Formen, als sie ihn ausatmete. Die Brüder konnten kleine Figuren erkennen, kleine Trolle, welchen sich gegenseitig bekämpften und danach meinten beide Murlocs aus dem Rauch zu erkennen. „Zu lange tobten Kriege und nun sind wir zu schwach um sie zu besiegen, doch sie dort einfach weiterleben zu lassen ist zu gefährlich. Irgendwann mag einer ihrer Flüche vielleicht wirklich über uns kommen und dann hilft uns nicht einmal das Bündnis mit der Horde“, langsam erhob sich die junge Frau zu ihrer vollen Größe. Das schwere Leder um ihren Körper, an dem Federn und Knochen baumelten, ließ sie älter, weiser wirken, wobei die Brüder ihren Aufzug und die Bemalungen vor allem unheimlich fanden. Sie verließ krächzend die Feuerstelle und verschwand im Dunklen der Nacht. Die feinen Ohren der Brüder nahmen nicht einmal Schritte wahr. Ein Schauer lief ihnen über die Rücken, denn beide hatte ihr großes, magisches Potential gespürt. „Wer ist sie, dass ihr Wort Euch alle in Schweigen hüllt?“, erkundigte sich Jalen vorsichtig und ohne jeden Unterton, um niemanden zu verärgern. Einer der Wächter sah ihn mit düsterer Miene an und antwortete vorsichtig, als ob er fürchtete, die Hexe könnte verärgert zurückkehren:

„Das ist Sul’Raja, Vol’Jins einzige Tochter. Sie gerade einmal 17Jahre alt und doch besitzt sie das Wissen ganzer Generationen. Es ist beinahe unheimlich, doch wie viel sie wirklich weiß, vermag niemand zu sagen. Was ich persönlich weiß ist, dass sie die Ausbildung zur Shamanin bereits mit vier Jahren begonnen hat und mit zehn Jahren abgeschlossen hat!“ „Wird sie eines Tages die Leitung des Stammes übernehmen?“, fragte Avarion neugierig, vielleicht auch unüberlegt, den ältere Wachmann. „Das kann man nicht genau sagen. Vielleicht gibt es irgendwann jemanden, dem diese Aufgabe besser liegen würde; aber bis jetzt kommt kein anderer Nachfolger für Vol’Jin in Frage. Ich glaube fest daran, dass sie einmal die Dunkelspeere mit einem starken Mann führen wird!“, erklärte der Troll sicher. Die Nacht brachte den vieren erholsamen Schlaf, sodass sie schon am frühen Morgen erwachten und voller Tatendrang durch Sen’Jin gingen. „Was für eine Nacht!“, zufrieden streckten sich die Zauberin und der Succubus. „Hattet ihr Sex?“, scherzte der Hexer, worauf ihm Malice und die Zauberin ein breites Grinsen schenkten: „Vielleicht...“ „Aber jetzt mal anderes Thema...“, warf der Waldläufer entschlossen ein. „Nur weil du noch nie hattest?!“, spottete die Dämonin. „Was wollen wir heute machen?“, Avarion versuchte die provozierenden Kommentare des Succubus zu überhören. „Bis zum Morgen mit gut aussehenden Trollen hemmungslose Leidenschaften austauschen!“, Malice genoss es den Ärger in dem Waldläufer aufbrodeln zu sehen. „Müsst ihr euch eigentlich immer streiten?“, schaltete sich die Zauberin etwas angenervt dazwischen. „Hey, Ihr!“, zischte eine weibliche Stimme aus dem Schatten eines Zeltes, aus welchem weißer Rauch aufstieg. Bei näherem Betrachten erkannten Jalen und sein Bruder Sul’Raja, welche sie zu sich rief. „Was können wir für euch tun, Shamanin?“, Jalen deutete eine Verbeugung an. Die Shamanin verzog genervt ihr Gesicht und sprach: „Lasst diesen formellen Quark! Ich bin auch nur ein sterbliches Wesen. Also gut, Ihr könntet viel für mich tun, doch wie wäre es, wenn Ihr mir einen großen Gefallen tut und ich euch dafür begleite?“, die Trolldame redete mit einer enormen Geschwindigkeit und einem Akzent. „Ihr wollt uns begleiten?“, erkundigte sich der Waldläufer. Jalen verzog das Gesicht. Die Reden seines Bruders brachten oft nur Ärger. „Nee, ich tu nur so! Natürlich möchte ich das, doch bevor ich von hier reise, will ich, dass mein Stamm Sicherheit hat.“ „Und was können wir für die Sicherheit der Dunkelspeere tun?“, Malice hob die Zeltseite etwas an, worauf ihr dichte, weiße Rachschwaden entgegen kamen. Die Shamanin lächelte, sodass man ihre weißen Eckzähne kurz aufblitzen sah: „Schwimmt hinüber auf die Echoinseln und macht diesen Voodootrollen ein Ende!“, sie spuckte den Satz förmlich aus. Alleine den Namen ihrer verhassten Feinde auszusprechen schien ihr wider zu sein. „Wir sollen mal eben auf die Echoinseln paddeln, um Eure Feinde zu erledigen?“, Anaya stellte sich mit verschränkten Armen vor Jalen und zog ihre Augenbraue hoch. „Die Voodootrolle haben exquisiten Schmuck. Ganze Truhen voller alter Schätze, von unschätzbarem Wert und unglaublicher Schönheit...“, erwähnte Sul’Raja, als ob es nichts Besonderes wäre. In den Augen Anayas und auch in denen von Malice fielen haufenweise Goldstücke in einen Geldsack. Das klimpernde Geräusch hallte durch die Luft, als wäre es real, zum Greifen nahe. „Jungs, wir gehen jetzt Voodootrolle schlachten, bis nachher!“, die Damen zogen winkend in Richtung Echoinseln ab. „Wie kann man so gierig sein?“, fragte Avarion bestürzt. „Elfen eben“, kicherte die Shamanin, worauf sie einen bitterbösen Blick von zugeworfen Jalen bekam. „Nichts gegen Euch beide...“ Jalen und Avarion holten ihre Begleiterinnen schon nach kurzer Zeit ein und machten sich mit ihnen zusammen, auf einer von Anayas Eisschollen, auf den Weg über die Wellen. „Nur damit eines klar ist: Der Schmuck gehört uns!“, fauchte Malice gierig. „Geldgeiles Luder“, kommentierte Avarion, worauf er von dem Succubus von der Scholle getreten wurde. „Das kriegst du alles wieder! Alles, hörst du?“, der Waldläufer schwamm der Gruppe hinterher. Malice hielt sich symbolisch die Ohren zu und grinste, als sich der Elf am Strand den Zopf auswrang. Der weiße Sand knirschte leise unter ihren Sohlen, als sie ins Innere der Inseln wanderten. Der Gestank von verbranntem Fleisch und modernden Knochen lag in der Luft. Die Damen ertrugen naserümpfend den Geruch, denn es stand ja schließlich Beute in Aussicht, während die Herren ihre Waffen zogen. Avarion legte einen Pfeil an die Sehne seines Bogens und zog diese langsam zu sich. Die wachsamen Augen der Elfen entdeckten schon bald die ersten Trolle. Ihre fahle Haut war gut durch das Dickicht zu erkennen. Sie wirkten wie geistig weggetreten, völlig ausgezehrt. Der Waldläufer spannte den Bogen völlig und begann zu zielen, als eine wahnsinnig lachende Fratze aus den Bäumen herab auf Jalens Schultern stürzte. Aus Reflex ließ er den Pfeil los, welcher sich rasend in den Schädel des Trolls bohrte. Ihr Hinterhalt war aufgeflogen und so stürmte nun die ganze Meute auf sie zu. „Metzelt sie!“, rief die Magierin, bevor sie eine Salve von Flammen auf die Trolle warf. Der kleine Succubus zog eine dornenbesetzte Peitsche mit welcher sie einige Kriegerinnen aufhielt. „Hast du Angst?“, die rauen Stimmen der Trolle ließen Malice unbeeindruckt. „Nicht im Geringsten, Ihr etwa? Kommt und holt mich!“, sie ließ ihre Waffe durch die Luft schnellen und schlug zwei ihrer Gegnerinnen ins Gesicht. Die Meute stürzte sich nun mit ihren Dolchen auf die Dämonin, welche plötzlich verschwand. Überrascht blieben die Kämpferinnen stehen und versuchten mit ihren Blicken den Feind auszumachen. „Ich kratze Euch die Augen aus“, das diabolische Lachen des Succubus erklang aus dem Nichts. Beunruhigt gingen die Trolle auseinander, bis der Platz dem Succubus genügte, welcher nun mit der Peitsche ausholte, deren Dornen tiefe Wunden in die Gesichter der Trolle rissen. Schreiend gingen diese zu Boden und zogen kriechend blutige Spuren über den sandigen Boden. Nacheinander brach ihnen Malice nun mit gezielten Tritten ihre Hälse, bevor sie sich an dem Besitz bereicherte. Während Jalen mit seinen Zwillingsklingen durch die Reihen sprang und um sich schlug, leistete sein Bruder ihm Rückendeckung, denn seine Pfeile verfehlten niemals ihr Ziel. Anaya beschwor einen Ring aus Eissplittern um sich, welche sie im richtigen Moment wie Bolzen auf ihre Gegner schleuderte. Nach ungefähr fünf Stunden hatten die vier den gesamten Stamm erschlagen. „Und jeeeeeetzt – Schätze sammeln!“, Malice und Anaya fielen wie die Geier über Leichen, Häuser, Altäre und Truhen her, plünderten schlimmer als die Horden der Orks und hatten Spaß dabei. Avarion ging etwas um die Inseln herum, worauf er einen kleinen Schrein fand. Das Gebäude verfügte über einen kleinen Altar, auf welchem kerzenartige Geräte brannten. In deren Schrein funkelten kleine, goldene Schmuckstücke, welche Sonne, Mond und Stern symbolisierten, die dem Waldläufer mehr als nur gefielen. Feine Gravierungen verstärkten in ihm den Verdacht, dass sie zu religiösen Zwecken dienten, doch zogen sie seine Augen immer mehr in ihren Bann. „Sie sind wunderschön, wahrlich schöner als diese plumpen Stücke, welche unsre beiden Furien dort hinten plündern. Euch werde ich für mich behalten und für die richtigen Momente aufbewahren...“, sprach Avarion bevor er die Anhänger aufhob und in seiner Brusttasche verwinden ließ. „Hey Buschmann, wir sind fertig, antreten zum Abmarsch!“, schrie der Succubus vom anderen Ende der Insel. Der Waldläufer wandte dem Schrein nach einer kurzen Bitte der Vergebung den Rücken zu und verließ schwimmend die Echoinseln. Jalen übrigens genauso, denn Anaya und Malice „brauchten“ den Platz ja für die ganzen Schätze. „Fette Beute, fette Beute!“, sangen die beiden den gesamten Rückweg. „Was kostet die Welt? – Viel Geld, viel Geld!“ Die Dunkelspeer-Trolle hatten den ganzen Morgen über die Todsschreie, welche von den Echoinseln kamen, vernommen und standen erwartungsvoll an Strand. Als sie nun die Eisscholle sahen, welche vor Gold überquoll und glänzte wie ein Abbild der Sonne, war ihnen bewusst was geschehen war und feierten die Gruppe als „kleine Helden“. Auch beäugten sie das erkämpfte Gold, doch Anaya machte ihnen deutlich klar, dass das Alles ihr gehörte – und zwar restlos. Doch am Ende siegte Jalens Güte und er verteilte die Schätze unter den Trollen. Malice und Anaya standen fassungslos und aufgelöst neben dem immer kleiner werdenden Haufen. „Es reicht!! Das haben wir uns alles erkämpft!!“, Malice riss Jalen die Teile, welche er grade verschenken wollte, aus der Hand und war kurz davor ihrem Meister zu klatschen. „Und Ihr seid einfach rüber geschwommen und habt angefangen um Euch zu schlagen?“, die Shamanin trat aus der Menge hervor. Malice hielt inne, Jalen sah Sul’Raja überrascht an. Avarion saß abseits und trank aus dem Beutel, während Anaya das restliche Gold zusammenfegte und mit einigen Gesten in die Tiefen ihres Rucksacks verbannte. „Nun ja, nicht ganz. Die Voodootrolle begannen den Kampf, aber ansonsten stimmt es.“, der Waldläufer verstaute den Wasserbeutel wieder in seinem Rucksack. „Wie es auch sein mag, Ihr habt dem Stamm eine Menge Arbeit abgenommen und uns ein Stück reicher gemacht, dafür werde ich meinen Teil der Abmachung einhalten und mit Euch ziehen...“, sprach die Shamanin. Die Wachen sahen sie entsetzt an. „Ihr wollt uns verlassen, ehrenswerte...“, Sul’Raja wies ihn mit einer Geste zu schweigen. Noch an diesem Abend packte die Gruppe ihre Sachen, denn die Trolldame wollte so schnell wie möglich von hier fort. Sul’Raja war ihr gesamtes Leben wie eine Göttin verehrt worden, welches sie schon nach wenigen Jahren verärgerte. Sie konnte nichts alleine machen, denn dutzende von Trollen erledigten alles, damit sie keinen Handschlag tun musste. Um aus diesem Käfig auszubrechen, kamen ihr die Elfen mehr als nur gelegen. Und schon bevor die ersten Sonnenstrahlen den sandigen Boden Durotars berührten brachen die fünf auf. „Und wohin führt Euch eure Reise nun?“, ohne ihre ganzen Bemalungen und die Zöpfe mit den vielen Perlen sah Sul’Raja wie eine normale, junge Trollfrau aus. Ihr langes, grasgrünes Haar hatte sie zu einem hohen Zopf hochgebunden, sodass es ihr abgesehen von einem kleinen Teil nicht im Gesicht hing, sodass man ihre bernsteinfarbenen Augen bereits auf den ersten Blick bemerkte. Eine andere Lederkutte betonte ihre weibliche Figur mehr und garantierte höhere Beweglichkeit. Nun sah sie mit ihren 188cm einer Kriegerin wesentlich ähnlicher. Ihr für einen Troll schönes Gesicht, nicht mehr verschleiert durch quellende Rauchschwaden, düstre Kriegsbemalungen oder die schwere Kapuze ihrer Kutte, errötete in den ersten Strahlen der warmen Sonne. Sie zog nun mit fähigen Kriegern, denen sie das Wohl ihres Stammes anvertraut hatte und nicht enttäuscht wurde. Das war wahre Freiheit für sie. Es machte sie ausgesprochen glücklich.

„Nach Orgrimmar. Wohin es danach gehen soll wissen wir noch nicht. Du musst uns übrigens nicht so förmlich ansprechen. Wir sitzen nun im selben Boot“, antwortete Malice. Sul’Raja nickte nur, was sie für einen Troll in diesem Moment unbeschreiblich machte. Der Elf konnte sich nicht erklären ob es die Lichtverhältnisse oder sein Blickwinkel waren, die das Gesicht der Shamanin in seinen Gedanken verankerten. Gebannt von dem Anblick betrachtete der Waldläufer sie lange, wandte seinen Blick jedoch ab, wenn sie in seine Richtung sah. „Ich hatte mir einen Troll nicht gerade als die Liebe meines Lebens vorgestellt“, dachte Avarion etwas erzürnt, als er erneut den Zwang spürte die Shamanin zu betrachten. Mehrmals dachte er über das Versprechen der Nixe nach. Sie spürte und fing seinen Blick. Raja versuchte für ihn zu lächeln, doch brachte sie es, etwas schüchtern, lediglich zu einem scheuen Zwinkern, welches dem Blutelf wohl zu reichen schien. „Was er wohl denkt?“, schoss es ihr durch den Kopf. Sie konnte sich nicht entscheiden ob es eine Kontrolle war, ob er sie immer noch beobachtete, oder ob sie noch einen kurzen, schmachtenden Blick erhaschen wollte, als Sul’Raja am Hexer und dem Dämon vorbei- und ihn ansah. Er lächelte wieder, doch diesmal verlegender.

Orgrimmar war die Hauptstadt der Horde. Hier hatten die Orks, nachdem sie aus den Östlichen Königreichen geflohen waren, eine neue Heimat erbaut. Trotz allen Schwierigkeiten dieses Landes hatte Kriegshäuptling Thrall hier eine gigantische Stadt erbaut, welche der Horde gut als Festung diente. Da es zudem eine Hauptstadt war, boten hier viele ihre Dienste an. Händler gab es im Überfluss und Reisemeister boten auf Reittieren schnelleres Reisen an. Die Abendsonne stand nur noch knapp über den Gipfeln der Berge, als sie die Tore Orgrimmars erreichten. Die massiven Steinbauten erfüllten sie mit einem Gefühl der Geborgenheit. Das hier etwas Ernsthaftes passieren würde war unwahrscheinlich. „Wir werden erst einmal etwas Geld besorgen, treffen wir uns nachher wieder hier?“, Anaya und Malice warteten nicht einmal eine Antwort ab, sondern verschwanden einfach in der Menge. „Und was machen wir jetzt?“, fragte der Troll die Brüder. „Wir suchen jetzt eine Unterkunft oder der gleichen. Danach werde ich die örtliche Schmiede aufsuchen, denn die Zwillingsklingen sind ziemlich abgenutzt von den harten Knochen der Voodootrolle. Und was habt ihr vor?“, Jalen kramte kurz seinen Geldbeutel heraus um zu sehen, wie viel er noch bei sich hatte. „Ich werde die Stadt etwas erkunden und mal sehen, ob ich neue Pfeile bekomme. Möchtest du nicht mitkommen, Raja?“, fragte Avarion. „Sehr gerne!“, lächelte die junge Frau und hackte sich bei dem Waldläufer ein. Jalen betrachtete das Bild eher kritisch. Sein Bruder und Trolle? Das passte überhaupt und absolut gar nicht zusammen. Er stand nun also alleine da.

„Was soll’s...“, er machte sich nun also auf die Suche nach einem Gasthaus, wo sie übernachten konnten. Ihm fiel ein großer Turm ins Auge, auf welchem geflügelte Wesen saßen. Das waren wohl die hoch gelobten Flügeldrachen. Er bahnte sich seinen Weg durch die Massen zum Turm, welchen er dann über die zahlreichen Stufen erklomm. Die stolzen Flieger saßen geduldig auf dicken Holzpfeilern, von denen sie über die Stadt blickten und mit wenigen Flügelschlägen aufsteigen konnten. Vorsichtig näherte sich Jalen den Tieren, welche ihn aufmerksam beobachteten. „Vorsicht, Elf! Sie haben noch kein Futter bekommen, da würde ihnen Eure Hand sehr gelegen kommen...“, der Arm eines Orks, hielt ihn zurück. Die Hände wirkten wie Bärenpranken im Gegensatz zu seinen. Der grüne, stärker behaarte Arm hatte die Ausmaße seines Bauchumfangs und bildete er eine unüberwindbare Grenze zwischen ihm und den Tieren. Jalen stieg der Geruch von Schweiß in die Nase, worauf er freiwillig einige Schritten zurückging. Der Ork warf den Tieren Fleischbrocken entgegen, welche sie gierig aus der Luft schnappten und im Ganzen verschlagen. Ja, Jalens Hände wären nur ein Snack gewesen. Doch diese Tiere würden ihre Reise um einiges beschleunigen, weshalb er beschloss den Ork nach Preisen für Flüge auszufragen.

„Entschuldigen Sie, wie viel kosten die Flüge in den Westen Kalimdors?“

„Kommt drauf an, wo Ihr hinwollt“, antwortete der Ork knapp. Der Blutelf fand es höchst unhöflich nicht einmal die möglichen Ziele genannt zu bekommen, also fragte er nach. „Welche Flugziele habe ich denn in westlicher Richtung zur Wahl?“.

„Nun gut, Ihr habt den Zoram’gar Außenposten und den Splitterbaum Posten zur Auswahl, also wo soll’s hingehen?“, fragte der Ork mit gespielter Höflichkeit, was Jalen noch mehr zu wider war. „Wir würden gerne zum Zoram’gar Posten. Wie viel macht das für fünf Personen?“, der Elf kramte seinen Geldbeutel hervor. Der Flugmeister sah kurz zu seinen Tieren herüber, bevor er dann seine grünen Pranken ausstreckte und mit einem hinterhältigen Grinsen 37Silberstücke für Personen und Gepäck forderte. Der Blutelf wusste, dass er mehr als nur übers Ohr gehauen wurde, doch beschloss er zu zahlen. Der Bogen seines Bruders würde den überteuerten Flug rächen. Mit einem ebenfalls miesen Grinsen gab er dem Ork die Münzen und stieg die Stufen hinab. Über Telepathie, welche zwischen ihm und seinem Succubus bestand, bat er Malice mit Anaya zum Turm zu kommen und auf dem Weg einen Stab mit einer runden Spitze zu besorgen.

Die Dämonin verzog ihr Gesicht. Anaya und sie standen gerade bei einem der örtlichen Schneider und waren völlig vertieft in die Kleider gewesen. „Hey, Pinky? Wir müssen leider los“, Malice stand vor der Kabine, welche sie und Anaya schon seit einer halben Stunde blockierten. „Wieso das denn?!“, fluchte die Magierin. „Weil er mich ruft...und du weißt was passiert, wenn ich seinem Ruf nicht folge...“, erklärte der Succubus.

„Oja, ich erinnere mich!“, Anaya dachte zurück an das erste Mal, dass Malice Jalen nicht gehorcht hatte. Er hatte so lange telepatisch die schlimmsten und hässlichsten Monster in ihrem Kopf mit ihr flirten lassen, bis der kleine Dämon schreiend und tobend in den Springbrunnen vorm Sonnenzornturm gesprungen war und versucht hatte sich zu ertränken. Ja, das war wirklich das Furchtbarste, was man einer jungen Frau antun konnte. Die Damen verließen also die Boutique und machten sich auf einen Stab zu kaufen, um diesen Jalen geben zu können. Unterwegs trafen sie Avarion und die Shamanin, welche grade in einem Imbiss saßen und sich angeregt unterhielten. „Hey ihr Turteltäubchen, unser toller Hexenmeister ruft uns zu sich...“, Anaya legte dem Ork eine Münze auf den Tresen und verließ mit ihren Begleitern den Stand. „Und woher wisst ihr, wo er ist? Ich meine ja nur, seht euch um. Er könnte überall sein...“, Avarion kaute philosophierend auf dem Snack. „Man redet nicht mit vollem Mund!“, tadelte Anaya, die einfach nur Malice nachlief. „Ich weiß wo er ist, immerhin funktioniert mein Hirn grade wie ein Koordinatensystem..“, die Dämonin ging zielsicher auf den Turm zu, „Da oben steht er doch...“, sie zeigte auf ihren Herren, damit sein, in diesem Falle fehlsichtiger Bruder, ihn sehen konnte. „Ich wünsche eine gute Reise!“, verabschiedete sich der Flugmeister von der Truppe. Die Flügeldrachen bekamen einen Gegenstand vorgehalten, dessen Geruch sie aufnahmen und die Spur verfolgten. „So mein Lieblingsbruder, dann mach dich mal ans Werk!“, Jalen, der vor seinem Bruder auf dem Flügeldrachen saß hielt ihn den Holzstab hin. „Ich wollte das schon immer einmal ausprobieren!“, lachte sein Bruder und legte den Stab an die Sehne seines Bogens. Spannen, zielen und Schuss! Der Stab schoss durch die Luft und traf den gierigen Flugmeister an dem Schild, welches vor seinem Rücken hing. Der Aufprall zerschmetterte den Schild und stieß den Ork vom Turm in einen Gemüsestand. Panik brach aus. Ein Anschlag? Ein tragisches Unglück? Niemand hatte etwas gesehen und die Reisegruppe flog der untergehenden Sonne entgegen. „Das war aber nicht gerade die feine, hoch gepriesene elfische Art, was?“, erkundigte sich die Shamanin, worauf ihr Anaya zurief: „Das kann uns doch vollkommen schnuppe sein! Wenn WIR unfreundlich sind, dann sind wir es mit Stil!“ Sul’Raja schüttelte etwas den Kopf und ließ sich den Wind durchs Haar fahren. „Ob man auf diesen Dingern schlafen kann?“, gähnte Anaya, deren Augen nur noch kleine Schlitze waren. „Wenn du runterfallen möchtest?“, Malice hielt die Zauberin fest und ließ sie kurz hinunterblicken, worauf diese sofort wieder wach war. „Verdammt, dass geht da ja ziemlich weit runter...“, staunte diese, nachdem der erste Schock vergessen war. „Richtig – deshalb sollst du wach bleiben...“, grinste die Dämonin. Die Nacht flogen sie durch, bevor sie am nächsten Tag den Posten erreichten. „Und nun? Wir sind jetzt an der Westküste Kalimdors, was könnte man hier machen?“, Anaya sah Jalen fragend an. „Wir wandern nun durch die Täler der Steinkrallenberge und machen eine Rast in Donnerfels. Die Tauren sollen ein sehr geselliges, freundlichen Völkchen sein...“ „Das kann ich nur bestätigen! Ich wollte schon immer einmal nach Donnerfels!“, trällerte die junge Shamanin. „Wie willst du etwas bestätigen, wenn du noch nie da warst?“, der Succubus hinterfragte für einen kurzen Moment die Logik des Trolls. „Das sagt man sich eben so. Ich hoffe das es stimmt...“, Sul’Raja zuckte kurz mit den Schultern. Nach einem ausgiebigen Schlaf, mit der Aussicht auf die Steinkrallenberge am Horizont wanderten sie schnellen Schrittes durch die lichten Waldränder des Eschentals, bis sie schließlich auf den sandigen Boden der Savannen stießen. „Von dort oben muss die Aussicht unglaublich sein...“, schwärmte Sul’Raja, während sie den Gipfeln entgegengingen. „Ich kann es dir leider nicht sagen, aber ich schätze du hast Recht.“, antwortete Avarion, der meistens an ihrer Seite schritt. „Reittiere wären gar nicht mal so schlecht. Das ewige Wandern ist eine ziemliche Last...“, klagte die Zauberin, welche ihren ganzen Plunder mit sich trug. „Dann wäre es aber kein Training, denkst du nicht?“, ermunterte Jalen, welcher voranging. Nach sechs Tagen hatten sie schließlich die Gipfel der Berge erreicht. Die tiefen Schluchten, in denen der Wind seine Lieder pfiff und die scheinbar bis zu den Wolken reichenden Spitzen der Berge boten unvergessliche Anblicke, welche selbst den sonst so taktlosen Succubus ergriffen. Die vereinzelnd übrig gebliebenen Teiche der letzten Regenperiode waren der Mittelpunkt des hiesigen Lebens und ließen sie Tiere sehen, die sich sonst schon längst von hier entfernt hätten. Exotische Vögel und Echsen, welche hier ihren Durst stillten, wurden kurzer Hand von Avarion sehr detailliert in sein dafür bestimmtes Buch gezeichnet und ein wenig beschrieben. „Sind sie nicht herrlich?“, freute sich der Waldläufer mit der Shamanin, während Malice, wieder von ihrer gewohnten Kälte erfasst, ihn darum bat nun endlich zu kochen. An einem anderen Tag bot sich ihnen der Anblick eines Harpyienschwarms, welcher auf Jagd einige Savannentiere schlug. „Sie sind so grausam!“, wimmerte Anaya, während sie zusah, wie die wilden Vogelfrauen das Fleisch aus den Körpern der erlegten Tiere rissen. „Und doch wunderschön, ihre straffen Körper und die bunten Federn sind einfach unglaublich...“, schwärmte der Waldläufer, der wieder zu zeichnen begann. „Du schaust doch bloß auf ihre Brüste, du Spanner...“ „Muss ich ja! Ich kann diese Merkmale des weiblichen Körpers ja nicht einfach unter der Tisch fallen lassen“, antwortete er knapp. „Du bist unverbesserlich, Lustmolch!“ Mit einem Male verzogen die Harpyien ärgerlich ihre Gesichter zu zornerfüllten Fratzen. „Was geht denn da ab?“, fragte Malice ihren Meister. „Der Wind hat sich gedreht, sie haben uns gewittert...“, sprach Raja beunruhigt. „Autsch, das gibt Ärger...“, kommentierte Anaya. Mit wenigen Schwingenschlägen erhoben sich die Bestien in den Himmel und stießen mit entsetzlichen Schreien auf sie hinab. „Verteidigt Euch!“, rief Jalen. Sein Bruder holte zwei der geflügelten Hexen mit seinem Bogen vom Himmel, während Sul’Raja die Erde um Hilfe bat und als Gefallen ein Schild aus umherschwirrenden Steinen um sich bekam. Jalen und Anaya holten einen Großteil mit ihren arkanen Kräften aus der Luft, sodass es der Trollshamanin mit einem Blitzkegel möglich war den Rest gar zu machen. Eine verbliebene Schurkin wollte die Flucht antreten, als sich Malice Peitsche um ihren Knöchel wickelte, welche sie mit einem Ruck auf den steinigen Boden zog. Verzweifelt verzog sie ihr noch junges Gesicht und hielt der Gruppe, wie ein verängstigtes Tier, ihre Klauen entgegen. „Und was machen wir mit dem Hühnchen? Grillen wir sie auch?“, der kaltblütige Tonfall des Succubus ließ die Harpyie nun eher weinerlich aussehnen, sodass Avarion Gnade walten lassen wollte. Der holte eine Kette aus seinem Rucksack und näherte sich vorsichtig dem geflügelten Wesen. Mit Leichtigkeit wich er den unüberlegten Krallenhieben aus und legte die Eisenkette um den anderen Knöchel, so dass er nun eilig Malices Peitsche abwickeln konnte. Misstrauisch von der Schurkin beobachtet, warf er dem Dämon das Ende seiner Peitsche zu, sodass er sich wieder aufrollen konnte. „Und was hast du nun mit ihr vor? Sie wie ein Haustier zu halten? Denkst du nicht, dass Gefangenschaft in Ketten das ist, was so ein Wesen niemals wollen würde? Dann mach ihr lieber ein würdiges Ende...“, sprach Sul’Raja, die die Unzufriedenheit der Harpyie deutlich spürte. Die Schurkin sah den Waldläufer giftig an und wollte sich auf diesen stürzen, immerhin hatte jener das Ende der Kette in seinen Händen. Er sah nur aus dem Augenwinkel die schnelle Bewegung, wich nach unten aus und schlug gezielt auf den Solarplexus. Betäubt glitt der Körper der jungen Vogelfrau in die Arme des Waldläufers, welcher nun mit der Gruppe weiter zog.

Der klare, sternenbehängte Himmel stand über ihren Augen, als die Harpyie erwachte. Obwohl sie eine Kriegerin war und Emotionslosigkeit geschworen hatte, war dem Kücken zu weinen zu Mute. Sie wollte es nicht und doch lief eine Träne über ihre Wange, welche jedoch nicht allzu weit kam, denn jemand rieb sie behutsam fort. Verwirrt öffnete die wilde Schönheit ihre Augen und blickte in das lächelnde Gesicht eines Elfs.

„Hab keine Angst, du bist in Sicherheit...“, die sanfte Stimme löste in ihr das Bedürfnis aus, sich anzulehnen und die versprochene Sicherheit zu genießen. Doch im nächsten Moment erinnerte sie sich, was passiert war und wich verängstigt zurück. Kopfschüttelnd ging der Blutelf kurz zur Feuerstelle und holte eine größere Schale des gekochten Essens.

Vorsichtig stellte er es ihr hin und setzte sich zu ihr. Misstrauisch sah sie das gekochte Fleisch an. „Das ist alles essbar...“, kommentierte der Waldläufer ihre kritischen Blicke.

„Jetzt füttert er sein Haustier“, spottet Malice, die Anaya an der Feuerstelle gegenüber saß und ihre Portion verdrückte. „Ah, er hat so was von keine Ahnung, was er sich da ins Haus geholt hat. Wahrscheinlich tötet sie ihn, wenn er schläft und wir dürfen dann die Reste aufsammeln.“ „Wenn das Vieh meinen Bruder ermordet, könnt ihr sicher sein, dass keine Harpyie Kalimdors jemals wieder einen glücklichen Tag haben wird, denn meine Rache würde grausam werden.“, Jalen biss, trotz harter Worte, glücklich und zufrieden in sein Steak. „Hier einen auf großen, scharlachroten Rächer machen, während du beim Fressen deines Schnitzels wie ein Kind grinst, du bist etwas geisteskrank, glaube ich langsam...“, kicherte der Succubus und fing sich prompt von Jalen einen leichten Schlag auf den Hinterkopf ein: „Du musst lernen respektvoller gegenüber deinem Meister und anderen Leuten zu werden. Und nur nebenbei das ist ein Steak, das ist was völlig anderes...“ „Hey Leute, da geht’s irgendwie zur Sache...“, bemerkte Sul’Raja am Rande. Sofort wendeten die anderen ihre Blicke dorthin. Die junge Harpyie saß auf dem Schoß des Waldläufers und beide tauschten einige Zärtlichkeiten aus. Malice ließ geschockt ihre Schüssel fallen, als Avarions Hände unter den ledernen Büstenhalter glitten. „Und warum behältst du mich hier?“, hauchte ihm die Harpyie ins Ohr. „Du bist in diesen Landen geboren, du könntest uns besser führen, als es jede Karte könnte“, antwortete er. „Hast du eigentlich einen Namen?“, fragte der junge Blutelf kurz danach. Die Schurkin ließ ihre Hüften verführerisch auf seinem Schoß kreisen und antwortete ihm mit einem Kopfschütteln: „Wirst du mir denn einen geben?“ Der Waldläufer überlegte eine Weile, obwohl es ihm mehr als schwer fiel sich auf das „Gespräch“ zu konzentrieren. „Du bist wild, schön und im Kampf bestimmt eine grausame Gegnerin...“, schmeichelte er ihr, „...dein Name soll Savage sein...“, erneut rangen ihre Zungen miteinander. Anaya wurde kreideweiß, Jalens Braue stieg in unglaubliche Höhen, Sul’raja verzog eifersüchtig ihr Gesicht und Malice fand ihre Sprache wieder: „Nimm sofort die Zunge aus der Frau! Notgeiler Hurenbock!“ „Malice?!“, geschockt sahen Jalen und Co. sie an. Unbeirrt machten Avarion und Savgage jedoch weiter. Langsam knöpfte die Harpyie das Hemd des Waldläufers auf. Zwischen den beiden knisterte es gewaltig, doch wenn Avarion an die Worte der Nixe dachte, war es nicht das, was er wollte. Genauso wenig wie er an einer festen Bindung mit Sul’Raja interessiert war. Die Shamanin war hübsch und er war weder ihr noch dem schönen Wesen über sich abgeneigt, doch viel mehr als eine Nacht würde dabei nicht raus springen. Mit einem Male begann es zu regnen und Blitze zuckten durch die Wolken. Diejenigen, die am Feuer saßen, sahen, dass es sich um kein natürliches Gewitter handelte. „Sul’Raja, denkst du nicht, dass du grade übertreibst?“ Um sich etwas zu schützen schloss der Dämon seine Schwingen über sich und der Zauberin, die sich dankend drunter setzte. „Dieses Flügeltier ruiniert mir grade alles!“, fluchte die Shamanin. Anaya erschuf, nach einer Weile, denn der regen wurde stärker, mit einigen Gesten einen Eispavillon, damit die Zelte nicht völlig durchnässten. Inzwischen hatte Sul’raja in einem Wutanfall die Harpyie von Avarion heruntergezerrt und lieferte sich eine heftige Streiterei mit der Vogelfrau. Federn flogen und Haare wurden ausgerissen während sich die beiden Frauen draußen im Schlamm prügelten. „Auf wen setzt du?“, fragte Anaya voll Dreistigkeit den Succubus, der verwirrt beide Ringerinnen betrachte und dann auf Sul’Raja wies: „Das andere Ding hätte sich hier ja gleich von unserem Versager nageln lassen. Das hat einfach keine Klasse...“ „Da hast du es mal wieder. Du machst nur Ärger...“, bedauerte Jalen und versuchte ein ernstes Wort mit seinem Bruder zu reden. „Ja weil er sprichwörtlich mit seinem Schritt denkt!“, giftete Malice, die sich gerade neben den Hexer setzte, während die Zauberin den Kampf beobachten sollte, denn Wetten waren ja schon geschlossen worden. „Mädels, warum teilt ihr ihn euch nicht einfach? Geschlechtsverkehr mit mehreren Leuten soll sehr befriedigend sein“, versuchte Anaya zu beschwichtigen, als sie merkte, dass es wirklich zu heftig wurde. „Ich kann’s bezeugen!“, rief der Succubus und winkte den beiden kurz. „Niemals steige ich mit einem Troll in ein und dasselbe Bett!“, schrie die Harpyie beinahe hysterisch. „Und ich habe eine Abneigung gegen verlauste Wildfänge!“, schnauzte die Shamanin zurück. „Nur Ärger, huh?“, Avarion sah seinen Bruder schuldbewusst an. Dennoch schliefen alle zusammen unter der Eiskuppel und vertrugen sich mit der Zeit: „Das mit dem Wildfang war gar nicht so gemeint“, entschuldigte sich Raja, während sie der Harpyie den Schlamm aus den Haaren schrubbte. „Ist schon in Ordnung; Trolle sind beim genaueren Hinsehen gar nicht mal so schlimm. Ihr seid bestimmt ein sehr interessantes Volk“, Savage hatte von Malice ein Waschbrett und einen Eimer bekommen und reinigte die Robe der Shamanin. „Super Mädels! Darauf trinken wir Einen!“, quietschte die Dämonin dazwischen und gesellte sich mit der Zauberin zu den beiden. „Kann mir mal irgendwer erklären was hier los ist? Vor einigen Stunden hätten sie sich beinahe zerfleischt und nun sind sie Trinkkumpaninnen?“, Jalen sah die Runde ungläubig an. „Ihr Männer habt von NICHTS ne Ahnung...“, kommentierte der Succubus seine Feststellung. Und nach einigen intensiven Gesprächen hatte sich eine Mehrheit gebildet, die den Brüdern eindeutig überlegen war. Savage hatte sich der Gruppe nun fest angeschlossen, wo sonst sollte sie auch hin? Gegen Mittag des folgenden Tages setzten sie ihre Reise in Richtung Donnerfels fort. Sie überquerten die sandigen Höhen und Tiefen recht zügig und unter stetigem Geträller der deutlichen Mehrheit an Damen: „Männer sind Schweine! Traue ihnen nicht mein Kind! Sie wollen, alle...“, ein Schuss, der Savage nur knapp verfehlte, riss sie aus ihren fröhlichen, feministischen Gedanken und ließ sie wie Steine zu Boden gehen. „Sagt mal, hackt es?! Welcher gottverdammte Sohn einer erbärmlich schlechten Hure wagt es auf uns zu schießen!“, schrie der Succubus dem bis lang noch unbekannten und verstecktem Angreifer entgegen. „Das nehmt Ihr sofort zurück, proletarischer Dämon!“, aus den Felsen sprang ein Taure hervor, der ihnen eine Ladung Schrott entgegen schoss. Durch seine recht dicke Lederrüstung, die nur einige Stellen unbedeckt ließ, konnte man sein schwarzes Fell sehen. Erneut schoss er auf sie. „Jetzt reicht’s aber!“, Anaya fror den Hordler ein und ging geladen, gefolgt von der Dämonin, zu ihm. „Warum schießt ein Mitglied der Horde auf andere Mitglieder der HORDE, Rind?!“ „Ihr schleppt großes Übel mit Euch herum!“ „Ich mach gleich einen Hackbraten aus Euch, wenn Ihr nicht gleich sagt, weshalb Ihr auf uns geschossen habt!“, Malice zermalmte einen Stein unter ihrem Huf. Die dunkelbraunen Augen des Jägers sahen kurz Hilfe suchend um sich. „Jetzt lasst ihn doch mal in Ruhe!“, Jalen schob sich an Anaya vorbei, welche den Tauren langsam abtaute. „Mein Name ist Jalen Goldlaub. Sagt, Jäger, weshalb Ihr Verbündete angreift?“ „Ihr schleppt diese Pest mit Euch rum! Die verfluchten, geflügelten Huren, die sich wie Ratten verbreiten und sich über ganz Kalimdor verteilen!“, er wies sehr feindselig auf Savage, die sofort ihre Krallen blitzen ließ. Avarion und Raja hielten sich im Hintergrund: „So viel zum Thema: „Tauren sind friedlich“. Stell dir vor, seine Schüsse hätten getroffen! Wir hätten nicht einmal einen Heiler dabei gehabt“ „Avarion, ich bin Shamanin, ich kann sehr wohl heilen...“, der künstlich verletzt klingende Tonfall der jungen Trollfrau führte dem Waldläufer seinen Irrtum vor Augen und ihn überkam das unangenehme Gefühl, dass sein Bruder Recht hatte. Seine Worte machten alles nur noch schlimmer. Inzwischen hatte sich die Lage entspannt und der Taure stellte sich ihnen als Tarek vor: „Ich komme aus dem schönen Donnerfels und bin Jäger, wie sicher unschwer erkennbar. Ich habe, wie viele Tauren, eigentlich etwas gegen die Harpyien und regierte deshalb aggressiv. Es tut mir sehr Leid eure Begleiterin beleidigt zu haben. Sagt, wohin führt euch euer Weg?“ „Seid gegrüßt Tarek! Wir wanderten durch die Steinkrallenberge, um über Mulgore nach Donnerfels zu gelangen. Wir haben keine festen Ziele, abgesehen von der Erkundung Kalimdors und etwas Training. Wenn ich vorstellen darf: Die Dame zu meiner Linken ist Anaya, eine Jugendfreundin aus Silbermond und talentierte Magierin. Zu meiner Rechten steht mein Succubus Malice. Sie ist leider etwas sehr ungehalten und vulgär, doch in ihrem Inneren schlägt ein Herz aus Gold. Die Harpyie hat sich uns vor wenigen Tagen angeschlossen und heißt Savage. Abgesehen davon, dass sie sehr jung und leidenschaftlich ist, wissen wir noch nicht viel von ihr...“ „Das liegt daran, dass ihr nur auf ihre Rundungen schaut! Wenn ihr euch mal ordentlich unterhalten würdet...“, mit einer Geste der Zurechtweisung brachte der Hexer seinen Dämon zum Schweigen. „Dort hinten seht Ihr Sul’raja und meinen jüngeren Bruder Avarion. Raja begleitet uns seit unsrem Aufenthalt in Sen’Jin und ist eine fähige Shamanin. Mein Bruder stammt, genau wie meine Wenigkeit und Anaya, aus der Gegend um Silbermond und gehört den dort stationierten Waldläufern an.“ „Hoch erfreut!“, der Taure grüßte die Gruppe und fragte dann: „Ich bin auf dem Rückweg nach Donnerfels, wäre es Euch recht mit mir zusammen zu reisen?“ „Solange der Frieden auch hält“, zwar hinterfragte sie die guten Absichten des Tauren etwas, doch stimmte Anaya zu. Zusammen zogen sie durch die Graslande Mulgores und erblickten mit jedem Tage mehr das kleine Gebirge, auf dem Donnerfels lag. Ingesamt benötigten sie circa fünf Tage um die Aufzüge zu erreichen, welche in die Stadt hinaufführten. „Es wäre besser wenn Savage das Zeichen der Horde tragen würde, damit dort oben nicht gleich eine Massenhysterie oder ein Schlachtfest stattfindet...“, der Jäger hielt der Harpyie ein massiges Amulett hin, welches das Wappen der Horde darstellte. Dankbar hängte sie es sich um den Hals und sprach: „Dafür, dass Ihr angeblich eine Abneigung gegen mein Volk habt, seid Ihr sehr freundlich...“ „Ihr seid nicht einmal halb so schlimm wie diese Hexen hier in Mulgore! Ehrlich gesagt habt Ihr etwas sehr sympathisches an Euch!“, schmeichelte Tarek. „Pass auf dass du nicht ausrutschst!“, zischte Malice leise zu Anaya, die den Kommentar ihrer Freundin nutzte, um sich köstlich zu amüsieren. Die zahlreichen Lederzelte und großen Holzhütten waren mit vielen, ineinander verlaufenden, Farben und Mustern verziert, deren Helligkeit von Freude, Wissen und Gelassenheit kündeten. „So hab ich mir die Tauren immer vorgestellt!“, Sul’Raja stand vor einem der mächtigen Totems, die Donnerfels sein einzigartiges Aussehen verliehen und freute sich darüber, dass jene Erzählungen, dass Tauren ein friedliches, gemütliches Volk seien, stimmten. „Mich würde mal interessieren, was da so qualmt...“, der Succubus zeigte auf einige Zelte, die beieinander standen. „Das sind die Zelte der Shamanen und Druiden. Dieser Rauch steigt aus den Pfeifen auf. Fast jedes Volk der anfänglich bestehenden Horde raucht Kräuter und dergleichen. Wie ist es bei euch Elfen?“, sprach Tarek. „Ähnlich. Unsere Glasbläser bauen phantastische Wasserpfeifen...“, antwortete Jalen, der Anaya gerade um Zustimmung bitten wolle, doch feststellen musste, dass diese mit seinem Succubus, der Shamanin, der Harpyie und seinem Bruder zu den Zelten gegangen war. „Seid willkommen Freunde!“, die Druidin saß lächelnd vor den fünf Reisenden und bot ihnen die Pfeife an. „Ich will zuerst probieren!“, Anaya nahm das Schnitzwerk entgegen und zog erwartungsvoll. Der Rausch traf sie wie ein Schlag auf den Schädel und brachte ihr intensive Farben vor Augen: „Woaa...“, die Zauberin begann ihre Hüften zu einer fremdartigen Musik zu bewegen und reichte die Pfeife lächelnd an die Dämonin weiter. „Sagt, werte Hüterin, was sind dies für Kräuter?“, erkundigte sich Malice bevor sie zog. „Das ist die Liebe der Erdenmutter, kleine Freundin. Spürt die reinigende Wirkung des Lebensblutes und der Sternrebe!“ Sich nichts Weiteres denkend zog der Succubus, behielt den Rauch lange in ihren Lungen und atmete langsam aus. „Das ist weitaus härter, als der Mist aus Quel’Thalas...“, warnte sie den Waldläufer und reichte die Pfeife weiter. Jalen stand etwas ratlos mit dem Jäger an Eingang des Zeltes, bevor er sich dann entschloss sich dazu zu setzten, doch nichts zu rauchen. Wie er gut beobachten konnte, war man wohl schon nach wenigen Zügen berauscht, was seinen Entschluss, nichts zu rauchen, noch mehr verstärkte. Er musste jedoch feststellen, dass der bloße Aufenthalt im Zelt zu einem schläfrigen Zustand führte, wenn auch nicht zu einem so heftigen. Avarion saß zwischen Savage und Sul’Raja, jeweils eine Hand an den Hüften der Damen und war damit beschäftigt mit beiden amouröse Abenteuer anzufangen. Malice und Anaya hingen berauscht bei der Druidin und diskutierten über den Sinn des Daseins, wofür es sich lohne zu leben: „Wofür es sich zu leben lohnt? Sex! Sex, Liebe und hemmungslose Leidenschaft!“, trug die Zauberin zur Diskussion bei. „Jo! Die drei da. Die machen es genau richtig...“, der Blick des Succubus war schon längst nicht mehr grade. „Das ist ja peinlich...“, beschämt sah Jalen zu Tarek hinüber, welcher schon öfters an der Pfeife gezogen hatte und lediglich mit seinen breiten Schultern zuckte. „Wie kann es sein, dass du noch bei klarem Verstand bist?“, erkundigte sich der Hexer verwundert. „Gewohnheit. Rauchen von solchen Kräutern ist hier normal. Und mit der Zeit gewöhnt man sich dran“ Nach einigem Probieren stellte Jalen fest, dass der Taure Recht hatte und man, bei gemächlichen Zügen, die man nicht zu sehr einatmete, zwar benebelt, aber nicht vollkommen berauscht wurde. Entspannt lauschte der Hexer den Geschichten der Druidin über ihre Religion und ihre Gesellschaft, während Malice und Anaya wieder klar wurden und ebenfalls interessierter den Erzählungen horchten. Bis zum Morgengrauen waren alle wieder waren alle wieder bei Verstand und beschlossen sich, nach langer Verabschiedung von der Taurendame, kurzzeitig bei Tarek einzuquartieren. Die gemütliche Hütte stand auf den höheren Ebenen der Hauptstadt und bot ihnen unvergleichliche Aussichten. „Der Sonnenaufgang ist herrlich...“, begeistert standen Savage und der Taure auf dem kleinen Balkon und beobachteten das Grasland Mulgores, welches im rötlichen Schimmer der aufgehenden Sonnenscheibe wie das Meer aussah, wenn der Wind über die Gräser strich; als wären es tatsächlich die Wogen. „Es ist immer wieder etwas Schönes, doch bei weitem nicht so schön wie die Wesen, die die Sonne an diesem Morgen begrüßt“, Tarek versuchte einen kurzen, unbemerkten Blick auf das Lächeln der Harpyie zu erhaschen. Savage strich kurz durch ihr volles, dunkles Haar, welches offen ihre Schultern hinab floss und nur vereinzelt zu hüftlangen Zöpfen geflochten war, die bronzene Federn zierten. Die spitzen, wenn auch nicht langen, Ohren waren mit mehreren Steckern geschmückt, welche im Licht der Sonne wie flüssiges Gold schimmerten. Savage verstand das Kompliment zwar nicht, doch erfreute sie sich an den leicht dichterischen Worten, die sie sonst nur vom Waldläufer gewohnt war. Der Taure war sich nicht ganz gewiss, was seine Faszination an der Vogelfrau betraf, doch sein Leben hier in Donnerfels war von einer ständigen Routine geplagt, die ihm in dieser Gruppe nicht auffiel. „Sagt, Savage, wie lange wollt ihr noch in Mulgore verweilen?“, erkundigte er sich. „Das weiß ich nicht. Ich richte mich da nach dem Willen der Gruppe. Sie verschonten mein Leben und boten mir ein Interessanteres an. Ein Leben, das nicht dazu bestimmt sein würde Reisende zu töten und auszurauben oder sich wahllos mit den Männern unter ihnen zu paaren, um sich wie Fliegen über das Land zu verbreiten. Wie könnte eine aufgeschlossene, junge Frau so etwas ablehnen?“, antwortete die Harpyie, die lange überlegt hatte, ob sie mit den fünfen ziehen sollte oder nicht. „Ein interessantes Leben, huh? Hört sich gut an. Ich glaube ich gehe mit Euch...“ „Ich würde mich bestimmt an eurer Gesellschaft erfreuen!“, zustimmend betrat der Hexer den Balkon und setzte sich zu den beiden. So schloss sich ihnen der Jäger an, der, wie sich herausstellte, ein Herz noch größer als er selbst besaß und dazu noch begabt in den Sprachen des Landes war, zum Teil sogar die Sprache der Allianz verstand. Nach vier Tagen, die sie damit verbrachten, sich zu rüsten und neue Vorräte zu kaufen, zog er mit der munteren Truppe durch den Norden Mulgores in die trockenen Steppen des Brachlands. „Was ist euer Ziel? Ihr könnt doch nicht einfach völlig planlos durch Kalimdor reisen?“, fragte Tarek, dessen Braue sich anhob, auch wenn diese sich nur leicht vom restlichen Fell abhob. „Bis jetzt hat es uns immer neue Bekanntschaften eingebracht und wir sahen schöne Landschaften“, antwortete Avarion. „Du bist nur am Zeichnen. Hast du überhaupt schon mal etwas Nützliches gemacht?“, erkundigte sich Malice mit einem leicht aggressiven Tonfall. Der Blutelf überlegte kurz. „ Ich koche! Ich kämpfe! Und ich habe Savage dazu gebracht mit uns zu reisen!“, warf der Waldläufer ähnlich aggressiv ein. „Ja, weil du sie erst wie ein Haustier mitgeschleift hast und sie vor einigen Tagen fast flachgelegt hättest“, antwortete der Succubus abfällig. „Das hat damit absolut nichts zu tun!“, schrie die Harpyie dazwischen. Das Gespräch hallte durch die sandigen Weiten und unterhielt die Tiere wie sonst nur Ereignisse wie die Regenzeit oder den Beginn der Paarungszeit. „Sei doch ehrlich? Du wolltest bloß dieses mickrige Strängchen Fleisch bewundern, um danach in schallendem Gelächter auszubrechen!“ „Jetzt reicht’s aber!“, gekränkt in seiner männlichen Ehre wollte Avarion gerade zu einer Predigt ansetzten, doch wurde er von seinem Bruder und der Zauberin unterbrochen: „An diesem Punkte ist denn jetzt langsam mal Schluss!“ Sowohl der Waldläufer als auch der Succubus kassierten einen Hieb und einen Zauber, der beide für eine längere Zeit stumm machte. Der weitere Weg führte sie aus dem Brachland über die trockenen Hügel in den milderen Norden Kalimdors, wo die dichten und dunklen Wälder begannen und sich restlos in den übrigen Norden des Kontinents wie ein grüner Nebel ausbreiteten.



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