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Bikou-no-Jutsu

Die Kunst der Beschattung
von

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Nächtlicher Ausflug

Kapitel 27: Nächtlicher Ausflug
 

„Du hast schon wieder verloren!“ Gut gelaunt legte Temari die letzte Karte ab.

Genervt schmiss Shikamaru seine restlichen Karten beiseite. „Du hast unverschämtes Glück.“

Sie grinste scheinheilig. „Noch ein Spiel?“

„Nein, danke.“ Er lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme.

„Du bist es wohl nicht gewohnt, so oft zu verlieren“, stichelte sie weiter.

„Ach, sei still!“, forderte er sie auf.

Temari erwiderte nichts, dachte sich aber insgeheim ihren Teil. Sie räumte die Karten zusammen und ging auf den Balkon. Es war zwar beinahe windstill, aber trotzdem war diese Nacht herrlich. Tausende Sterne funkelten am Himmel und das Thermometer zeigte angenehme zwanzig Grad an. Eigentlich ein wenig zu warm für diese Tageszeit, doch das störte sie nicht. Weit lehnte sie sich über das Geländer. Keine Menschenseele war zu sehen. Das war auch kein Wunder, schließlich war es schon weit nach Mitternacht. Und sie war nicht einmal ansatzweise müde …

„Hast du vielleicht noch Lust, kurz nach draußen zu gehen?“, fragte sie Shikamaru.

„Hmm …“, machte er. „Von mir aus.“

Temari seufzte. „Zeig ja nicht zu viel Begeisterung …“

„Und du erwarte nicht zu viel um diese Uhrzeit.“

„Wenn du müde bist, kannst du auch hier bleiben.“

„Traust du dich alleine überhaupt raus?“

Jetzt hatte er wirklich eine unangenehme Frage gestellt …

„Wenn ich ehrlich bin, nein.“ Sie lächelte verlegen.

Er kratzte sich am Kopf und schien kurz nachzudenken. „Na, will ich mal nicht so sein … Willst du dich vorher noch umziehen?“

„Nein. Für Schlafklamotten sieht es doch ganz gut aus.“
 

Kurz darauf spazierten sie schweigend nebeneinander her.

„Und schon Angst?“, fragte Shikamaru schließlich.

„Nö“, erwiderte Temari gelassen. „Auch wenn du das vielleicht gerne hättest.“

„Von wegen … Das ist mir auf Dauer zu anstrengend“, meinte er grinsend.

„Na, das war ja klar.“ Sie grinste ebenfalls.

„Wohin latschen wir eigentlich?“

„Weiß ich auch nicht so genau. Einfach so durch die Gegend. Obwohl …“ Ihr kam eine Idee. „Da hinten sind doch die heißen Quellen. Wie wär’s also mit ’nem Bad?“

„Du hast komische Einfälle …“

„Nicht komischer als sonst“, gab sie zurück. „Was meinst du?“

Er seufzte. „Wenn wir schon hier sind …“
 

Die Anlage war wie ausgestorben. Aber um diese Uhrzeit badete wohl auch niemand mehr …

Temari ließ sich auf der Frauenseite ins Wasser und lehnte sich zurück. Wie schön ruhig es war … Kein nerviges, oberflächliches Weibergequatsche, sondern Stille …

Nach ein paar Minuten wirkte die Ruhe etwas erdrückend auf sie. Und es war stinklangweilig … Aus diesem Grund plätscherte sie ein wenig herum. Genauso schnell verlor sie allerdings wieder die Lust daran. Vielleicht war das Bad doch nicht so eine gute Idee gewesen …

Seufzend stieg sie aus dem Becken und wickelte sich in das Handtuch. Sie brauchte wohl doch etwas Gesellschaft …
 

Shikamaru döste währenddessen ein bisschen vor sich hin. Dieser Ort war um diese Zeit ideal, um abzuschalten und seine müden Knochen zu entspannen … Nur wovon hatte er bitte müde Knochen? Etwa von der ganzen Faulenzerei? Ach, was interessierte ihn das … Urlaub war ja immerhin zum Ausruhen da. Warum also etwas anderes tun? Manchmal konnte das Leben richtig schön sein …

„Du hast deine Haare wohl nie offen“, hörte er plötzlich Temari sagen.

Er drehte sich um. Da sie direkt hinter ihm hockte und lediglich mit einem Badetuch bekleidet war, hatte er einen wunderbaren Ausblick auf ihr Dekolletee. Nicht, dass ihn das sonderlich interessierte …

Rasch blickte er eine Etage höher. „Was willst du hier?“

„Drüben war es ziemlich langweilig“, gab sie als Erklärung ab. „Störe ich?“

„Nein, aber schleich dich nächstes Mal bitte nicht so an.“

„Okay, Chef!“ Sie grinste mit ausverschämt guter Laune und setzte sich auf den Beckenrand. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich mich zu dir geselle.“

Shikamaru war einen Moment sprachlos. Wie kam sie denn jetzt darauf?

„Nein“, meinte er letztendlich. „Wenn du unbedingt bespannt werden willst …“

Temari zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „So spät kommt hier sicher niemand mehr her.“

„Und was ist mit mir?“, merkte er tonlos an.

Sie ließ ein Grinsen aufblitzen. „Ich halte dich für anständig genug, es nicht zu tun.“ Daraufhin zog sie sich völlig unerwartet das Tuch vom Körper und verschwand im Nullkommanichts im Wasser.

Shikamaru atmete erleichtert auf. Gut, dass er in diesen Dunstschwaden nicht viel erkennen konnte … Diese Aktion hätte sie sich trotzdem schenken können. Allerdings war er sich sicher, dass ihr das vor ein paar Tagen nicht einmal im Traum eingefallen wäre, mit ihm zusammen in einer heißen Quelle zu baden. Das zeugte irgendwo ja von Vertrauen … Nach dem gestrigen Tag wunderte ihn das allerdings auch nicht. Ein seltsames Gefühl, dass sie plötzlich einen so hohen Wert darauf legte, in seiner Nähe zu bleiben und beschützt zu werden. Das entsprach sonst ja nie ihrem Charakter … Wenn das so weiterging, brachte sie sein ganzes Weltbild noch aus den Fugen, dachte er schmunzelnd.
 

Während Shikamaru anschließend vor sich hindöste, vertrieb Temari sich die Zeit, indem sie abwechselnd Kiesel vom Beckenrand hochwarf, auffing und dann über die hohe Begrenzung zwischen Männer- und Frauenbad auf die andere Seite schleuderte. In regelmäßigen Anständen ertönte so ein leises Plätschern. Shikamaru ließ sich davon nicht stören. Es war ihm sogar ganz recht, dass die Stille wenigstens so für einen Moment unterbrochen wurde …

Letztendlich hörte dieses Geräusch aber wieder auf und er vernahm von ihr einen tiefen Seufzer. Es war ihr wohl zu langweilig geworden.

Sie begab sich wieder zu ihm, legte ihre Unterarme auf das zertretene Gras am Rand und bettete ihren Kopf darauf. Sie gähnte.

„Doch endlich müde?“, fragte er daraufhin.

„Schön wär’s … Wie sieht’s mit dir aus?“

„Nicht wirklich.“ Er fasste sich an den Hals. „Wahrscheinlich krieg ich mit diesem verspannten Nacken ohnehin kein Auge zu.“

„Du hast dich doch nicht etwa wegen mir letzte Nacht verlegen?“, war das Erste, was ihr dazu einfiel.

„Keine Ahnung. Entweder das oder der harte Boden heute Nachmittag.“

„Wie auch immer.“ Temari blickte ihn an. „Dreh dich um und ich massier dich.“

„Nicht nötig“, winkte Shikamaru sogleich ab.

„Ach was.“ Sie kam ihm näher. „Irgendwie muss ich mich doch dafür revanchieren, dass ich vorige Nacht zum Kuscheln ranrücken durfte.“ Sie lachte auf und klatschte ohne Vorwarnung ihre Hände auf seine Schultern. „Und jetzt entspann dich.“

Er seufzte. „Na, wenn’s dich glücklich macht …“

„Ich kann mir gerade nichts Besseres vorstellen“, witzelte sie.
 

„Schon besser?“, erkundigte Temari sich gute zehn Minuten später.

„Ich würd mal ganz spontan Ja sagen …“, gab Shikamaru zurück. „Ein professioneller Masseur hätte das kaum besser machen können.“

„Jetzt weiß ich wenigstens, welchen Beruf ich ergreifen kann, falls ich doch meinen Fächer an den Nagel hänge“, scherzte sie. „Oder wenn in ferner Zukunft meine Kinder alt genug für die Akademie sind und mir das Hausfrauendasein zu öde wird.“

„Du willst Kinder?“ Irgendwie war er darüber überrascht.

„Irgendwann schon. Und dann ist mit meinem Shinobidasein definitiv Schluss.“

„Viele Mütter nehmen aber nach der Erziehungsphase ihren Job wieder auf.“

„Ja, aber das kann ich gar nicht gutheißen“, entgegnete sie. „Meine Kinder sollen jedenfalls keine Waisen werden, nur weil ich zu blöd bin, eine Mission zu erfüllen und dabei umkomme. Ich bin selbst ohne Mutter aufgewachsen und weiß wie scheiße das ist.“

„Klingt sehr vernünftig“, meinte er anerkennend.

„Ach, findest du?“ Sie ließ von ihm ab. „Ich glaube, das reicht erstmal.“

Shikamaru streckte sich ausgiebig. Die Verspannung war so gut wie verschwunden. „Danke“, sagte er.

„Nichts zu danken.“ Temari schenkte ihm ein Lächeln. „Wenigstens kann ich mich so ein bisschen nützlich machen.“ Sie griff nach ihrem Handtuch. „Wollen wir dann wieder?“

„Ja, geh du schon mal vor. Ich komm gleich nach“, stimmte er zu.

„Okay.“ Ohne nach dem Grund zu fragen stieg sie aus dem heißen Wasser, wickelte sich rasch in ihr Tuch und verschwand in Richtung Umkleide.
 

Shikamaru seufzte auf. Gut, dass sie nicht nachgefragt hatte … Das wäre nämlich richtig unangenehm für ihn geworden … Er zwang sich, an etwas völlig anderes zu denken, um sein Problem, das aufgetreten war, so schnell wie möglich zu lösen. Es war doch nahezu lächerlich, dass allein der Gedanke daran, dass sie seinen Nacken massiert und dabei nackt gewesen war, sein Blut dermaßen in Wallungen gebracht hatte. Diese verdammten Hormone … Wer hatte sich bloß ausgedacht, dass Männer so auf Frauen reagierten? Mist …

Erleichtert stellte er fest, dass sich alles wieder dort befand, wo es normalerweise hingehörte und stand auf. Da hatte er wohl noch mal Glück gehabt. Er legte es nicht gerade darauf an, von ihr für einen Perversen gehalten zu werden …
 

Der Rückweg blieb völlig ereignislos.

Inzwischen doch ziemlich müde ließ Temari sich auf ihre Seite des Bettes fallen. Gut, dass sie in ihren Schlafsachen nach draußen gegangen war. So musste sie sich nun wenigstens nicht mehr umziehen. Wieder einmal hatte sich die Bequemlichkeit ausgezahlt …

Sie gähnte und kuschelte sich in die Bettdecke. Es war einfach himmlisch …

„Bekomme ich auch was von der Decke ab oder willst du sie für dich alleine?“, äußerte sich plötzlich Shikamaru, der sich ebenfalls hingelegt hatte.

„Wenn das eine Frage gewesen sein soll, find ich sie ziemlich blöd“, entgegnete sie frech, trat dann allerdings seine Hälfte an ihn ab. „Da brauchst du nun wirklich nicht zu fragen …“

„Vielen Dank!“, meinte er lächelnd, machte das Licht aus und deckte sich zu. „Dann gute Nacht!“

„Dir auch eine gute Nacht.“ Temari drehte sich auf die Seite und schloss die Augen.

Eigentlich war alles perfekt: Eine angenehme Zimmertemperatur, ein weiches Bett und eine kuschelige Decke … Aber irgendetwas fehlte. Und sie wusste auch genau, was das war. Seltsam, wie schnell man sich doch an die Nähe eines anderen gewöhnte … Ja, da half wohl alles nichts, um gut schlafen zu können …

„Gilt dein Angebot immer noch?“, fragte sie schließlich in die Stille.

„Und konkret meist du was?“, erwiderte er scheinbar nichts ahnend.

„Na, dass du jederzeit wieder zur Verfügung stehst oder so …“

„Ach so.“ Ihm ging ein Licht auf. „Was das betrifft, brauchst du nicht zu fragen.“

„Okay, dann mach ich das ab jetzt nicht mehr.“ Sie grinste und robbte dann ganz nah an ihn heran. Sie atmete auf. Nun war wirklich alles perfekt …

Rasch schlief sie so ein.
 

Shikamaru hingegen konnte nicht so leicht schlafen. Schon wieder gingen ihm die merkwürdigsten Dinge durch den Kopf. Verwirrt dachte er an den Aufenthalt in der heißen Quelle. Er fragte sich ernsthaft, was sie sich dabei gedacht hatte … Wahrscheinlich würde er es nie erfahren.

Bloß eine Sache war ihm klarer als je zuvor: Er würde sie um jeden Preis mit seinem Leben beschützen. Und dieses Mal würde er nicht so kläglich versagen wie damals, als Asuma gestorben war.

Er musste seinen Beschluss belächeln. Was vor einer Woche nur eine nervige Pflicht gewesen war, tat er nun, weil er es wollte und nicht, weil er es musste

Shikamaru hob seine Hand und strich ihr kurz über das Haar. Die Spitzen waren noch etwas nass von dem Bad …

Er seufzte leise. Es war zwar kaum zu glauben, aber wenn er so darüber nachdachte, musste er feststellen, dass es ihn wohl tatsächlich erwischt hatte. Und das nicht zu knapp. Das Seltsame daran war jedoch, dass es überhaupt nicht nervte …

Er grinste. Ja, es war wirklich nicht lästig, sich zu verlieben. Nur vielleicht ein bisschen anstrengend.
 

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Tja, nun ist zumindest bei einem schon mal der Groschen gefallen. Zeit wurde es schließlich, oder? :D



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