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The Mirror Of The Ancients

Miragia-Trilogie 2
von

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Taking Measures

Das merkwürdige Beben hatte aufgehört, aber Cloud hatte nicht den Eindruck, dass ihm das Erleichterung verschaffte. Fast schon hatte er das Gefühl, dass nur noch sehr wenig Atem überhaupt seine Lungen erreichte. Wären doch nur seine Hände nicht gefesselt ...

Ein leiser Flügelschlag trieb einen Luftzug an sein Ohr, aber hatte keine Kraft mehr, den Kopf zu bewegen. Wieder musste er husten, und diesmal rann ihm Flüssigkeit aus dem Mundwinkel. Wo die herkam, wusste er nicht genau, und er wollte hinsichtlich dessen auch keine weiteren Spekulationen anstellen. Dann jedoch wurde die erneut eingetretene Stille von sich nähernden Schritten unterbrochen. Auch das noch ... jetzt kam Fawkes mit seinen Lakaien zurück, um ihn abzutransportieren ... womöglich hatte er sich schon eine neue Erpressungsmethode einfallen lassen ... oder er wollte ihm einen weiteren Tritt versetzen ...

„Cloud! Oh Himmel, was haben sie mit dir gemacht?!“

Ein Glück. Das war nicht Fawkes.

Cloud gab ein schwaches Geräusch von sich, da er einer Antwort nicht fähig war. Jetzt erst konnte er sehen, dass neben seinen aneinandergefesselten Händen Sephiroth saß und mit seinem feinen silbernen Schnabel erfolglos nach den Ketten hackte.

Tifa legte ihre Hände um Clouds Schultern und drehte ihn zu sich hin. „Cloud! Jetzt sag doch irgendwas!“

Er versuchte es, aber dadurch wurde das Atemholen nur noch schwerer. Er hustete und spuckte Blut aus, wobei seine getroffene Seite erneut schmerzte.

„Tifa! Nicht auf den Rücken drehen! Wir müssen ihm die Handschellen abnehmen!“ Cid schob Tifa sanft von Cloud weg, förderte irgendwo aus den Tiefen seiner Taschen eine Stahlschere zutage – die er bei sich trug, wie es sich für einen Ingenieur gehörte – und zwickte damit unter einigen Mühen die Ketten durch. „So. Und jetzt erst mal hoch mit ihm. Den Rücken an die Wand.“

Cloud konnte sich ohnehin nicht bewegen, aber er merkte, wie er gepackt und mehr oder weniger aufrecht positioniert wurde, und konnte durch den Spalt seiner Augenlider gerade noch erkennen, dass sich seine Freunde um ihn herum versammelt hatten und ihn besorgt anstarrten.

„Cloud!“, kam es erneut fast anklagend von Tifa. „Wie bringst du dich nur immer in solche Lagen?!“

„Tifa, jetzt lass ihn doch mal in Ruhe. Er kann ja schon gar nicht mehr sprechen.“

„Da ist überall Blut!“, erklang entsetzt Yuffies Stimme. „Das bedeutet ... das unsichtbare Monster hat ihn!!“

„Erstens ist das Lukretia“, korrigierte Aeris von irgendwo anders, „und zweitens kann sie Cloud nicht verletzten, wie ich euch schon erzählt habe. Aber ich bin heilfroh, dass wir ihn gefunden haben. Was er eigentlich hat, möchte ich wissen ...“

„Ich zeig’ euch, was er hat“, knurrte Cid. „Guckt her.“ Vorsichtig zog er Clouds ärmelloses Shirt ein Stück weit hoch. „Da, seht ihr? Gewalteinwirkung eines stumpfen Gegenstandes oder so. Diese komische Ausbuchtung ist vermutlich ... hm ... eine Rippe, die bei dem Aufschlag gebrochen wurde und sich verschoben hat. Ja ... das erklärt auch den Blutauswurf und die Atemnot, schätze ich.“ Er tätschelte Cloud sanft die Wange. „Kumpel, kannst du mich noch hören?“

„Hmmmmmm“, antwortete Cloud kaum hörbar und bewegte die Augenlider ein wenig.

„Er trübt uns schon weg, das ist nicht gut. Wenn sich die Rippe tatsächlich in die Lunge bohrt, dann könnte er innerhalb kurzer Zeit an seinem eigenen Blut ersticken. Oder? Ist doch so, nicht?“ Er wandte sich den Anderen zu.

Barret zuckte die Schulter. „Was weiß ich! Nehmen wir die verdammte Substanz und bringen ihn zum Flugzeug!“

„Ausgezeichnete Idee.“

Mehrere Arme, vermutlich von unterschiedlichen Personen, legten sich um Cloud, und dann erfolgte ein Ort-zu-Ort-Transport durch die Transfer-Substanz. Einige Zeit später, von der Cloud selbst nicht sonderlich viel mitbekam, wurde er wieder hochgehoben und auf etwas Weiches gelegt. Kurz darauf kamen Motorgeräusche hinzu, das Gefühl des Abhebens und die leichten Bewegungen der Maschine. Der Fahrtwind nahm zu.

„Wohin fliegen wir?“, stöhnte Yuffie, die sich wieder einmal auf einen Kampf gegen Flugkrankheit einstellte.

„Mideel.“ Dem Klang von Cids Aussprache nach zu urteilen hatte er seine Zigarette nun wieder zwischen den Zähnen, wo sie hingehörte.
 

Irgendwann später öffnete Cloud aufs Neue die Augen und nahm seine Umwelt etwas deutlicher wahr als zuvor. Er lag rückwärts an Aeris’ Bauch gelehnt, was das Atmen erheblich erleichterte. Alle zwängten sich aneinander innerhalb des schmalen Kleinflugzeuges, und ein überaus eisiger Wind war aufgekommen.

„Ist dir kalt?“, wollte Aeris von ihm wissen.

„Mir ... nein“, murmelte Cloud. Als er mit der Zunge über seine Mundwinkel fuhr, schmeckte er immer noch trockenes Blut. „Oh Mann, war das eine Aktion ... ich dachte mal wieder, meine Zeit wäre abgelaufen ...“

Aeris schlang beide Arme um seine Schultern, wohl darauf achtend, dass sie ihn nicht beim Atmen behinderte. „Sag mal, bekommst du jetzt wieder besser Luft?“

„Ja ... danke. Wohin ... wohin fliegen wir gleich ...?“

„Nach Mideel.“

„Wieso das denn bitte ...?“

„Dreimal darfst du raten!“ Diese Antwort war vermutlich von einem vielsagenden Augenrollen begleitet gewesen.

Cloud lehnte sich wieder zurück und beschloss, den Rest des Fluges zu verschlafen, was ihm aber nicht wirklich gelang, denn schon begann die verletzte Körperstelle wieder ziemlich zu schmerzen – ganz so, als hätte sie ihn für eine Weile in Frieden gelassen, nur um jetzt wieder an ihr Dasein zu erinnern.

Niemand sprach ein Wort. Die nächsten zehn Minuten verliefen beinahe geräuschlos. Dann reichte Cid mit den Worten „Pass auf, dass er keine Wärme verliert“ seinen dicken grauen Wollschal nach hinten weiter, und Aeris nahm ihn und legte ihn vorsichtig um Cloud. Letzterer reckte die Nase ein Stück weiter in die Höhe, denn der Schal roch penetrant nach kaltem Zigarettenrauch.

Dann, irgendwann, setzte die Tiny Bronco zum Sinkflug an. Ihr Bug senkte sich fast steil nach unten, um dann wieder eine entsprechende Position einzunehmen und sanft wie ein Wattebausch auf dem Boden aufzusetzen.

„Gut gemacht, Cid“, kommentierte Barret. „Wir sind ja fast genau vor der Tür gelandet, hehe.“

„Dann mal los jetzt. Reeve und ich steigen aus, ihr gebt uns Cloud. Aber vorsichtig!“

Dieser Aufforderung wurde auch sofort Folge geleistet. Nach einiger etwas unsanfter Handhabung hielten Barret, Cid und Reeve Cloud gemeinsam fest und trugen ihn über die Wiese, die direkt vor Mideels Toren endete.

Was Mideel betraf, so konnte man sagen, dass es sich innerhalb der acht Jahre gut entwickelt hatte. Aus der Lebensstrom-Ruine war eine gut bewohnte und vielbesuchte Touristenstadt geworden, denn an vielerlei Orten konnte man den Lebensstrom noch durch den Boden schimmern sehen. Es waren viele Häuser gebaut worden, sogar Wolkenkratzer, und Mideel hatte sich über seine Grenzen hinaus bis auf die karge umliegende Landschaft ausgeweitet. Obwohl ziemlich abgeschnitten von den beiden großen Kontinenten, war die Stadt doch ein häufiges Anlaufziel für Reisende.

Reeve runzelte die Stirn. „Ich war ewig nicht hier. Ich weiß nicht mal mehr, wo die Klinik überhaupt ist.“

„Das ist auch völlig wurscht“, brummte Cid, „weil ich nämlich direkt am Südtor gelandet bin, und falls das Krankenhaus nicht um mindestens zwanzig Kilometer verschoben wurde, dann steht es immer noch gleich irgendwo da vorne ... zwischen den beiden Bürogebäuden hinter dem Park.“ Er deutete mit einer behandschuhten Hand in die Richtung, mit der anderen hielt er weiterhin Clouds Schulter. „Und wenn sie dort nicht mehr ist, dann lassen wir uns den neuen Standort nennen und benutzen die Substanz. Schließlich haben wir nicht ewig Zeit. Irgendjemand muss sich um Cloud kümmern.“

„Da hast du wohl Recht.“
 

Cloud reckte wiederholt die Nase in Richtung Himmel. Nicht nur wegen Cids Schal, der nunmehr wie eine Würgeschlange um seinen Hals lag.

„Cloud, alles okay?“, erkundigte Reeve sich mit besorgtem Unterton, der fremdartig in seiner Stimme wirkte. „Du japst so nach Atem.“

„Ach ja ... und warum wohl? Das Getragenwerden ist verdammt unbequem.“ Über seinem Gesichtsfeld schwankte der weiß-blau schattierte Himmel wie ein Dreimaster inmitten eines Orkans. „Können wir nicht ... irgendwo anhalten ...?“

„Beruhige dich, wir sind gleich da!“

„Argh, das will ich hoffen ...“

Zu dritt schleppten Cid, Barret und Reeve ihren Verwundeten quer durch das Parkgelände, über künstlich angelegte Wiesenhügel und sandbestreute Wege. Tifa, Aeris und Yuffie machten große Schritte, um ihnen zu folgen, und Nanaki galoppierte in raumgreifenden Sätzen hinterdrein. Es war früher Nachmittag, und kaum ein Mensch war zu sehen. Nach einigen Metern lief ihnen eine ältere Dame mit einem kleinen Hund an der Leine über den Weg, aber als sie das merkwürdige Grüppchen erspähte, zeigte sich auf ihrem Gesicht eine überaus verkniffene Miene und sie entschied sich scheinbar dafür, einen anderen Weg einzuschlagen.

Barret schnaubte, unter Clouds Gewicht allmählich erschöpfend. „Keine Sau hilft einem hier! Sehen die denn alle nich’, dass Cloud verletzt is’?“

„Was heißt hier alle?“, kam prompt Reeves Gegenfrage. „Die Oma und der Hund? Ich bitte dich!“

Cloud gab ein befremdliches Geräusch von sich, das wie ein Gurgeln klang, und versuchte zu husten.

„Ist es wirklich eine gute Idee, ihn in der Rückenlage zu tragen?“, fragte Tifa zweifelnd.

„Mach ’nen besseren Vorschlag, wennde einen hast!“

„Hab’ keinen.“

„Siehste!“ Barret änderte seinen Griff und hielt Cloud mit dem anderen Arm, um den zweiten zu entlasten. „Also früher war’s definitiv nicht so weit ...“

„Die Grenfen find verfetzt worden“, schnaufte Cid, auf seine Zigarette beißend. „Weift du doch.“

Aus Clouds Mundwinkeln stürzte ein kleiner Bach dunklen Blutes, während er sich verschluckte. „Ich ... will nicht mehr ...“, murmelte er, nachdem er die Flüssigkeit ausgespuckt hatte. „Immer passiert mir irgendwas ... ich kann’s nicht mehr haben ... gnhhhh ...“

„Erzähl keinen Firlefanz, das ist nur ’ne gebrochene Rippe“, wandte Yuffie sogleich ein. „Und außerdem steht das Gebäude jetzt fast vor unserer Nase. Einmal Kehrt links, und wir rennen gegen die Tür.“

Tatsächlich endete der betonierte Aufgang vor der Glastür des Mideel-Hospitals, welches dasselbe war wie in alten Zeiten.

Aus der Eingangshalle schlug den Ankömmlingen warme Luft entgegen. Es roch nach Metall und Desinfektionsmitteln.

„Is’ ja ganz leer hier“, kommentierte Barret und schaute sich um. „Falls wir also ’ne Nummer ziehen müssen, is’ die Chance groß, dass wir bald drankommen ...“

Die Gefährten lauschten schweigend, bereits überlegend, ob man sich vielleicht irgendwo anmelden sollte – da erklangen auch schon Schritte auf dem sauberen gefliesten Boden.

„Oh, entschuldigen Sie bitte, Sie hätten die Glocke neben der Rezeption läuten sollen. Ich war nur eben wohin ... tut mir Leid.“ Es war eine dunkelhaarige Frau mittleren Alters in weißem Kittel, die sich schnellen Schrittes vom Treppenhaus her näherte und sogleich einen prüfenden Blick auf Cloud warf, der quer über einer Reihe von Stühlen lag. „Na, wen haben wir denn da?“

„Wir vermuten, dass er sich irgendwas gebrochen hat oder so“, setzte Tifa an, bevor ihr einfiel, dass sie eigentlich keine Ahnung hatte, was genau passiert war.

Die Schwester blieb zwischen ihr und Cloud stehen und schaute etwas irritiert von einem zum anderen. „Augenblick mal ... kenne ich Sie nicht ...?“

„Ähm ... doch“, antwortete Tifa vorsichtig. Die Schwester kam ihr verdächtig bekannt vor. „Mein Name ist Tifa Lockheart, und das hier ist ... Cloud Strife.“

Auf dem Gesicht der Schwester zeigte sich der Ausdruck des Erkennens. „Aaaahhh, richtig ... das ist ja schon Jahre her ... der Junge mit der MAKO-Vergiftung?“

„Hmm, ja ...“

„Du liebe Zeit! Na, das konnte ich wohl kaum vergessen ... so einen Fall hatten wir schließlich noch nie, dass jemand so etwas überlebt ... wie auch immer“, setzte sie schnell hinzu, „wir bringen ihn sofort in die Notaufnahme. Warten Sie hier einen kurzen Augenblick, ja? Legen Sie ihn am besten auf den Bauch, damit er sich nicht an seinem Blut verschluckt.“ Sie machte Kehrt und eilte in einen Nebenraum.

Barret trat neben Tifa und fasste sie am Arm. „Sach ma, ihr kennt euch?“

„Natürlich ... erinnerst du dich nicht mehr, als Cloud die MAKO-Vergiftung hatte und wir ihn überall gesucht haben? Er war hier vom Lebensstrom angespült worden. Diese Schwester hat ihn betreut. Ich kann mich gerade nicht mehr an ihren Namen erinnern.“

„Ich glaube, sie hieß Schwester Isabel“, nuschelte Cloud nur schwer verständlich in das karierte Sitzpolster. „Bin mir nicht sicher.“

„Cloud.“ Aeris kniete sich neben ihn und streichelte ihm den Nacken. „Tut es immer noch weh?“

„Ziemlich. Ist es eigentlich so, dass man irgendwann dagegen abstumpft?“

Ehe auf diese unsinnige Frage eine Antwort erfunden werden konnte, kam Schwester Isabel zurück und schob eine der allseits bekannten fahrbaren Liegen vor sich her. Ihr folgte der Oberarzt, mit freundlichem, leicht zerstreut wirkendem Ausdruck, und musterte interessiert die Umstehenden.

„Herr Doktor, es ist der Junge mit der MAKO-Vergiftung – erinnern Sie sich?“, fragte ihn die Schwester aufgeregt.

„Hm.“ Der Arzt antwortete nicht sofort auf die Frage, schlich nur mit fachmännischem Blick um Cloud herum. „Fällt mir gerade nicht ein, was Sie meinen, Schwester, aber ich glaube, dazu ist jetzt auch keine Zeit.“ Er nickte Barret und den Anderen zu, dann packte er sanft Clouds Schulter und zog ihn ein Stück weit hoch. Auf dem Stuhlpolster hatte sich bereits ein großer dunkelroter Fleck gebildet, wo Clouds Gesicht gelegen hatte. „Hallo, können Sie mich hören?“

„Mäßig.“

„Ich bin Doktor Liouville –“

„Ich weiß, ich kenne Sie. Machen Sie mir meine Rippe gerade und gut is’.“

„Wie Sie meinen ... Schwester? Auf drei heben wir ihn an und legen ihn auf die Trage, alles klar?“

„Jawohl, Herr Doktor“, antwortete Schwester Isabel gehorsam und packte Cloud an der anderen Seite seines Körpers.

„Eins – zwei – drei.“
 

„Lustige Typen“, murmelte Cid, während er den Beiden zusah. „Ist heute Ruhetag oder leiten zwei Leute diese Klinik immer noch allein?“

„Wir sind die Notfallbereitschaft“, erklärte Schwester Isabel, während sie eine weiße Decke über Cloud legte, die so aussah als würde einem darunter eher kalt werden als warm, „und wir tun jetzt unseren Job. Erst mal schauen, was genau da nicht stimmt, also auf zum Blitz-Röntgen.“

„Blitz-Röntgen?“, echote Yuffie mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Jetzt wird es ja sehr interessant“, bemerkte Tifa. „Blitz-Röntgen ist ulkig, ich mochte das schon als Kind.“

„Was soll denn das sein?“ Yuffie blickte fragend drein. „In Wutai früher, also, wenn man sich da was gebrochen hatte oder zumindest der Verdacht bestand, dann wurde man in eine Kiste gesteckt, in einen kalten und leeren Raum gesperrt und durfte sich die nächste Viertelstunde lang nicht rühren, bis das Bild fertig war ...“

„Ihr seid eben ein Entwicklungsland.“

„Das stimmt überhaupt nicht!“

Barret hob drohend die Hand. „Ruhe im Karton! Man tobt in ’nem Krankenhaus nich’ rum, ihr seid erwachsene Leute! Setzen wir uns lieber irgendwo hin und warten, bis die mit Cloud fertig sind.“

„Wir sind fertig“, antwortete Schwester Isabel aus dem Nebenraum. „Und wir haben das Ergebnis, kommen Sie rein.“

„Oha, das ging ja flott.“

„Es heißt nicht umsonst Blitz-Röntgen, ahaha. Kleiner Scherz. Kommen Sie bitte.“

Nacheinander traten Barret, Tifa, Nanaki, Cid und Yuffie in den kleinen Raum; Reeve, wie meistens der Letzte, passte nicht mehr mit hinein und blieb auf dem Flur stehen, wobei er versuchte, den ein oder anderen Blick über die Schultern der Anderen zu erhaschen.

Barret runzelte die Stirn angesichts des seltsam aussehenden Röntgenbilds. „Das soll ’ne Rippe sein? Das da?“

„Sie ist nicht nur gebrochen, sondern auch gesplittert“, erklärte Doktor Liouville. „Hat sich zum Teil in den linken Lungenflügel gebohrt. Wir können froh sein, dass Ihr Freund noch lebt. Wir werden die Rippe jetzt sofort richten, dann wird das alles ganz schnell wieder gut.“

Cloud, der halb seitlich auf der Liege lag, schluckte mühsam. „Muss ich dabei zugucken?“

„Sie doch nicht. Sie bekommen eine Vollnarkose.“

„Ah, gut.“

„Na dann ... Schwester Isabel, packen wir’s an!“ Er ließ die Fingerknöchel knacken, was die Anderen eher erschrocken zur Kenntnis nahmen. „Was für eine Narkose schlagen Sie denn vor?“

Die Schwester betrachtete einige fein säuberlich aufgereihte Fläschchen im aufgeklappten Wandschrank und hielt kurz darauf eines hoch: „Ketamin, Herr Doktor, per Injektion.“

„Von mir aus. Aber bevor wir anfangen, hier alles aufzubauen, geben Sie unserem Patienten drei Einheiten Valium, damit er nicht so nervös wird.“

Cloud hob den Kopf, soweit möglich. „Ich will kein Valium“, murmelte er. Er kannte das schon aus früheren AVALANCHE-Missionen; wer Valium bekam, war die nächste Zeit weg vom Fenster.

„Ob Sie wollen oder nicht, steht bei einer Notoperation nicht zur Debatte, Mister Strife“, sagte Schwester Isabel streng, aber stolz darauf, sich seinen Namen gemerkt zu haben. „Und was Sie Anderen hier betrifft, meine Damen und Herren, ich muss Sie nach draußen bitten. Es sei denn, Sie wollen uns während der OP über die Schulter schauen und ...“

„Danke, geht schon!“, sagte Yuffie laut und verschwand bereitwillig als Erste durch die Flügeltür.

Barret, Cid und Nanaki folgten ihr eher widerstrebend.

„Wie lange wird es ungefähr dauern?“, fragte Tifa. „Nur, damit wir uns so ungefähr darauf einstellen können ...“

„Ach, nicht lange. Viertelstunde. Aber die Narkose wird noch mindestens eine Stunde nachwirken, vielleicht kennen Sie das ja.“

„Oh, ja ... durchaus ... nun, wir werden dann später wieder zurückkommen.“

„Tun Sie das“, antwortete Schwester Isabel und schloss die Tür des Operationssaals vor Tifas Nase.

Tifa blieb auf dem leeren Flur zurück, ging aber nicht sofort den Anderen hinterher.
 

„So, und was machen wir jetzt?“, wandte sich Cid an die Anderen, als sie wieder draußen vor der Eingangstür in der winterlichen Frische standen.

„Wir könnten ja ein bisschen durch die Stadt laufen“, schlug Yuffie vor. „Mal gucken, was sich so getan hat.“

Barret, der beide Hände, auch die Maschinengewehrmündung, tief in den Taschen seiner weiten dunkelgrünen Jacke vergraben hatte, bedachte sie mit einem wenig zustimmungsvollen Stirnrunzeln. „Yuffie, denk immer dran, dass wir hier nich’ sicher sind! Wir sind im Moment nirgendwo sicher! Komisch, dass mich das an die Lage vor sieben oder acht Jahren erinnert ...“

„Soll das heißen, wir verkrümeln uns? Kneifen den Schwanz ein? Verstecken uns vor der ERCOM, der Mittellandjustiz und all diesen Gaunern? Ja?“ Sie bleckte empört die Zähne, wie es für gewöhnlich Tifas Art und Weise war, ihrem Missfallen Ausdruck zu verleihen.

„Nö, wir doch nicht“, antwortete an Barrets Stelle Cid mit beißendem Sarkasmus. „Wir, eine kleine Gruppe unbedeutender Leute, wird sich ja wohl noch gegen die ERCOM, die Mittellandjustiz und vielleicht auch noch gegen die ganze Regierung behaupten können! Dürfte nich’ so schwer sein! Schließlich sind wir ja ganze acht Mann stark, nich’ wahr?“ Er schnaubte. „Mal ehrlich, Yuffie, unterbreite uns doch bitte einen konkreten Vorschlag, was du dir unter ’nem Gegenschlag gegen diese Übermacht vorstellst! Na?“

Yuffie kreuzte die Arme hinter dem Rücken und hob die Augenbrauen. „Nun, schließlich ... seid ihr doch bei der AVALANCHE ... und das ist eine Friedenseinheit!“

„Die AVALANCHE is’ nich’ mehr, was sie mal war“, murmelte Barret. „Wir können uns nie im Leben gegen ’ne Organisation wie die Mittellandjustiz oder die ERCOM durchsetzen. Außerdem haben wir ’nen Vorstand, der mir fast alle Entscheidungen abnimmt. Glaubste, nur weil ich der Präsident bin, is’ das, was ich sage, Gesetz? Nee, da müsste ich schon der König oder so sein.“

Einen Moment lang schwieg Yuffie, dann wollte sie erneut ansetzen, kam aber durch eine allseits bekannte Unterbrechung gar nicht erst zu Wort: das schrille Klingeln des PHS.



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