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The Mirror Of The Ancients

Miragia-Trilogie 2
von

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Two Parties

Die Kampfflugzeuge der Mittellandjustiz verfügten über eine außerordentliche Schusskraft.

Henry Fawkes beobachtete mit zunehmender Beunruhigung, wie die Trümmer der Shin-Ra-Villa unter Einwirkung einiger kraftvoller Explosionen auseinander flogen. Anders als er zeigte sich Kommissar Taggert überaus begeistert.

„War ein guter Einfall von Ihnen, Mann. Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Magnesiumoxid-Schwarzpulver-Sturmgeschosse eine solch überragende Wirkung haben!“

„Äh“, antwortete Fawkes mit kippender Stimme. „Äh, ich auch nicht ...“

Der Kommissar warf ihm einen zweifelnden Seitenblick zu. „Was schauen Sie denn so erschrocken? Diese Maschine ist doch sowieso nicht mehr da unten. Und Strife und seinen Komplizen wird das den Rest geben!“ Er lachte selbstgefällig.

„Ja ... aber Sir, warten Sie einen Moment.“ Fawkes leckte sich die Lippen und legte demonstrativ beide Hände auf die Lehne von Taggerts Sitz, hinter dem er wie angewachsen stand. „Wir dürfen auf keinen Fall all unsere Geschosse verpulvern. Eventuell brauchen wir sie noch ... der bisherige Beschuss dürfte ausgereicht haben –“

„Ach, wenn wir alles jetzt verballern, dann haben wir wenigstens die Gewissheit, dass wir sie garantiert nicht noch einmal brauchen!“, gab Taggert fröhlich zurück und stierte durch die Seitenscheibe auf den lädierten Erdboden. „Wir haben so gut wie gewonnen. Anschließend suchen wir diesen verfluchten fliegenden Riesentransporter und holen diese Cetra-Maschine raus. Und fertig. Natürlich darf der Präsident des Mittelland-Paktes nichts Genaues darüber erfahren.“ Bei letzteren Worten zwinkerte er Fawkes verschwörerisch zu.

Dieser hatte glücklicherweise soweit seine Fassung zurückgewonnen, um in gewohnt schleimendem Tonfall zu antworten: „Die ERCOM steht so treu hinter Ihnen wie keine andere Organisation, Sir.“

„Na, das will ich doch meinen!“ Vergnügt wandte sich der Kommissar wieder zufriedenen Blickes nach vorne.

Hinter ihm jedoch hatte Henry Fawkes’ Miene sich wieder in einen düsteren, unheilvollen Ausdruck verwandelt, der angestrengte Überlegung vermuten ließ. Ihm musste dringend etwas einfallen, um das Leben von Strife, dessen Freunden und – nicht zuletzt – das von Helen zu retten.
 

Aeris ergriff mit überraschender Kraft Clouds Arm, während er sie immer noch mühsam mit sich schleppte.

„Was ist?“, fragte er sie, während er weiterrannte.

„Cloud, es ... es passiert nichts! Siehst du ...?“

Wo passiert nichts?“, erkundigte er sich mit einer gewissen Schärfe, die von Nervosität und Rastlosigkeit zeugte.

„Hier unten ... es wird uns nichts auf den Kopf fallen, weil ... der Schacht aus demselben Material besteht ... es ist ... alles Cetra-Technologie.“

Cloud hielt an, um seinen Blick hektisch über die milchigen, leise fließenden Wände gleiten zu lassen. Sie hatte Recht; noch immer waren die Erschütterungen zu fühlen, aber dem Geheimschacht selbst schien das mitnichten etwas anhaben zu können. „Du meinst, der Tunnel ist unzerstörbar?“

„Wenn wir irgendwo sicher sind, dann hier ...“

Cloud steckte zwei Finger in den Mund und pfiff, was den Lärm ringsherum stark übertönte. Wie erwartet, hielt Nanaki, bereits bei der Leiter angekommen, sofort Inne und drehte sich innerhalb eines Sekundenbruchteils zu den Beiden um.

„Red, komm zurück! Nicht zur Falltür!“

„Aber wir – !“, setzte Nanaki an.

Wenn wir da rausgehen, werden wir unter Trümmern verschüttet!“, rief Cloud drohend.

Es war deutlich zu sehen, dass der Vierbeiner zuerst versucht war, ihn zu ignorieren, aber die Autorität in Clouds Stimme schien ihn Vernunft annehmen zu lassen. Er machte Kehrt und entfernte sich in großen Sätzen von der Leiter, ehe die Falltür, aus ihren Angeln gerissen, unter dem Gewicht von Trümmern herunterstürzte und die Leiter zur Seite schleuderte. Durch die Öffnung in der Decke kamen allerhand Brocken von Wänden, Boden und letztlich Erde herunter und verschütteten diese gänzlich. Die kleine Lawine stoppte, als das Gewicht von oberhalb sie festdrückte.

Cloud hob die Augenbrauen. „Wir ... kommen hier nicht raus“, stellte er fest.

„Andernfalls wären wir tot“, murmelte Aeris, die sich nun ebenfalls der aussichtslosen Situation bewusst wurde und zitternd Clouds Arm losließ.

„Mag sein, aber ... was machen wir denn jetzt, verdammt? Ich habe keine Transfer-Substanz mehr dabei!“

Nanaki blieb mit vibrierenden Schnurrhaaren neben seinem rechten Fuß stehen. „Ich sag’ dir was, Cloud – wenn wir noch ewig hier unten bleiben, dann ersticken wir.“

„Da hat er Recht“, murmelte Aeris.

„Ja, wie schön, dann sagt mir, was ich machen soll!“ Aufgebracht wandte Cloud sich von den Beiden ab und machte ein paar Schritte in Richtung der Schränke. Nichts, was sich hier befand, war in irgendeiner Weise hilfreich. Allerhand Geräte und Behälter mit Chemikalien stapelten sich auf den Tischen rundherum, und in den Vitrinen mussten sich, so hatte Lukretia schließlich gesagt, die Genome von Nanaki und einigen seiner Verwandten befinden ... Lukretia, fiel es Cloud prompt ein, wohin ist die denn plötzlich verschwunden? Er sah sich um, als würde sie sich ihm zuliebe irgendwo zeigen. Natürlich sah er nichts. Das Summen war, so fiel ihm nun ebenfalls auf, gänzlich verstummt und einem stillen, drückenden Schweigen gewichen. Keine Erschütterungen folgten mehr. Nichts ...

Er sah, dass Nanaki ebenfalls lauschte.

„Cloud, wo ist Lukretia?“, fragte er beunruhigt.

Cloud zuckte die Schultern und antwortete wahrheitsgemäß: „Keine Ahnung.“

„Aber ... normalerweise würde sie doch wenigstens einen von uns attackieren!“

„Ja, ich weiß ...“ Nachdenklich, von einem sehr unguten Gefühl ergriffen kratzte er sich halbherzig am Hinterkopf. „Das kann letztlich nur bedeuten ...“

Aeris presste sich eine Hand auf den Mund, und ihre Miene gefror. „Sie ist draußen“, nuschelte sie irgendwo unter ihrer Handfläche hervor, so undeutlich, dass Cloud und Nanaki im Chor „Was?“ fragten. „Ich sagte, sie ist draußen“, wiederholte sich Aeris, weil dazu aufgefordert, und wurde noch ein wenig blasser. „Eben, als die Falltür eingestürzt ist ... da muss sie entkommen sein. Sie hat nur darauf gewartet, wisst ihr, aber als wir vorhin reingekommen sind, da wird sie wohl nicht schnell genug gewesen sein ...“

„Du liebe Güte, das ist gruselig“, stöhnte Nanaki und begann, wie verhaltensgestört hin und her zu laufen. „Wir sind hier eingesperrt und können nicht raus ... und Lukretia ist schon draußen, an unserer statt, und sie wird bestimmt irgendwas anrichten, verdammt“, zitierte er Clouds Lieblingsfluch.

„Vor allem“, fügte Aeris düster hinzu, „ist die Hoffnung, von den Anderen hier rausgeholt zu werden, ja gleich null. Die sind entweder verschüttet oder nicht, und bestenfalls stehen sie ohne jede Ausrüstung da.“

Cloud schüttelte betrübt den Kopf. „Also ... ich hätte nicht gedacht, dass es so einen Ausgang nehmen würde. Alles sah so gut für uns aus. Aber jetzt haben wir alles verloren ...“
 

Amüsiert blickte Kommissar Taggert immer noch durch das runde Fenster zu seiner Seite. Der Staub verzog sich allmählich, und nun war die alte, rattenzerfressene Villa endgültig dem Erdboden gleichgemacht worden. Das Erfreuliche: Strife und seine Spießgesellen genauso.

So leicht und beflügelt sich der Kommissar auch fühlte, er wusste genau, dass er sich noch um etwas kümmern musste. Fawkes konnte er nicht mehr ohne Weiteres trauen ... und der Leiter der ERCOM war schlecht darin, dies zu verbergen. Er war so nervös gewesen, als all das begonnen hatte, und seine Überzeugtheit schien verflogen zu sein. Taggert roch praktisch seinen Angstschweiß. Ja, um Fawkes würde er sich noch kümmern müssen ... und wie dringend er das musste, das würde er, so war ihm klar, schon bald herausbekommen. Genussvoll wartete er ab, was der Mann hinter seiner Rückenlehne tun würde.

Er war nicht überrascht, als er hinter sich ein scharfes Klicken vernahm, das normalerweise dann zustande kam, wenn jemand hastig ein neues Magazin in eine Pistole lud. Kurz darauf fühlte Taggert am Hinterkopf kaltes Metall.

„Ich kann’s nicht mehr mit ansehen, was Sie hier treiben, Taggert. Sagen Sie dem Piloten und dem Rest des Geschwaders, dass sich alle von hier entfernen und zum Stützpunkt in Junon zurückfliegen sollen.“ Fawkes’ Stimme zitterte, sehr zu Taggerts Wohlgefallen.

„Lieber Junge, was machen Sie denn?“, fragte der Kommissar mit aufgesetzt väterlicher Stimme. „Ts, ts. Wissen Sie, ich hab’ nur drauf gewartet, dass Sie so eine Dummheit anstellen. Nehmen Sie Ihren Pistolenlauf von meinem Kopf und setzen Sie sich, dann reden wir von Mann zu Mann darüber.“

„Nein“, sagte Fawkes verächtlich.

„Das war keine Bitte, Mister Fawkes, sondern eine Drohung.“

Nein.“

„Wie Sie möchten.“ Immer noch lächelnd, warf sich Taggert plötzlich nach rückwärts und stieß Fawkes’ Hand von sich fort; ein Schuss löste sich und schlug einen Sprung in die Seitenscheibe. Taggerts Hände schlossen sich um die Unterarme des ERCOM-Leiters wie Schraubstöcke, und Letzterer stellte rasch fest, dass ihm der recht bullige Kommissar an Körperkraft um Einiges überlegen war. „Na – ich schätze, dass Sie sich das anders vorgestellt haben“, sagte Taggert triumphierend, und das Lächeln war kein einziges Mal aus seinem Gesicht gewichen.

„Ja, das kann man wohl sagen“, murmelte Fawkes und versuchte trotz seiner überaus misslichen Lage selbst eine überhebliche Miene aufzusetzen. „Aber warten Sie nur ...“

„Worauf denn?“, fragte der Kommissar grinsend, hob mit der freien Hand Fawkes’ Dienstwaffe auf, setzte sie seinem Gefangenen an die Schläfe und legte frohlockend den Zeigefinger auf den Abzug.



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