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Lächel' doch mal!

von

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Es ist längst da!

Dieses – bescheuerte – Irgendwann war selbst nach drei Uhr nachts nicht über mich gekommen.

Ich lag hell wach in meinem Bett und spürte einen - äußerst attraktiven - Mann in meinem Rücken, der vermutlich vorzüglich schlief, während ich – dumme Kuh – die Wand vor mir anstarrte.

Gut, dass es Make up gab; ich würde davon Tonnen auf meinem Gesicht schmieren müssen. In weniger als vier Stunden würde mein Wecker klingeln; das Erste, was ich zu mir nehmen würde, wäre Kaffee, Unmengen davon; Hauptsache ich sähe wach aus.

In meinem Kopf ging ich alles durch, was mich im Büro erwartete; ich hatte noch ein paar Aufgaben - diese schaffte ich im Schlaf - dazu müsste ich nicht wach sein; erleichtert seufzte ich.

»Wenn du nicht langsam schläfst, schläfst du mir im Büro ein«, flüsterte mir Alessandro ins Ohr. Entgeistert drehte ich mich mit dem Oberkörper um. Zwei Smaragdaugen stierten mich an.

War er ebenfalls die ganze Zeit wach?

Seine Finger spielten mit einer meiner Haarsträhne.

»Ich kann auch ohne Schlaf hervorragend arbeitend«, antwortete ich bissig und drehte ihm abermals den Rücken zu, und das war noch nicht einmal gelogen. Ich schaffte die meiste Arbeit im Schlaf.

»Das bezweifle ich nicht«, und was hatte er dann für ein Problem, »Doch will ich dich nach der Arbeit fit haben.«

Ich setzte an zu antworten, als ich seine Worte noch einmal Revue passieren ließ.

Nach der Arbeit? Was sollte das denn heißen?’
 

Ich drehte mich mit dem ganzen Körper zu ihm, was nicht gerade leicht war, da er auf der Decke lag und ich nichts von mir preisgeben mochte.

»Was willst du damit sagen?«

Er schwieg; statt einer Antwort formten sich seine Lippen bloß zu einem Schmunzeln.

»Du solltest schlafen.«

»Was für Arbeiten verpasst du mir noch?«

Er rutschte näher; leider lag ich bereits auf der Kante und konnte nicht weg rutschten, sonst säße ich auf dem Boden. Hingegen wog ich einen Moment ab, ob dieser nicht lukrativer war, als die Person vor mir. Mein Körper wählte klar ‚nein’; mein Verstand diskutierte mit sich selber und enthielt sich mit seiner Meinung.

»Wie kommst du darauf, dass es mit Arbeit zu tun hätte?«

Das war ein sehr gute Frage; wie kam ich darauf?

Ich –
 

Ich hatte einen Black out!

Mein Hirn war nicht nur leer, sondern ich wusste gar nichts mehr. Meine Lippen schlossen sich und ich betrachtete den Mann vor mir.

Seine Hand legte sich auf meine Wange und sein Daumen strich sanfte Kreise.

Normalerweise würde ich zurück weichen; würde ich das?

Ich wusste es nicht, legte meinen Kopf auf das Kissen und beobachtete ihn. Ernst schaute er mich an; merkte er, dass mein Verstand sich verabschiedet hatte?

Dass ich dem Wahnsinn verfiel?

Ich schloss meine Augen, länger ertrug ich den Anblick nicht. In meinem Kopf pochte es. Ein Arm legte sich unter meinem Kopf, der andere um meine Hüfte und zog mich näher an seine Brust.

Ich roch an ihm - deutlich sichtbar - er konnte es nicht übersehen.

Sicher hätte mein Hirn geschrieen, wie ich es wagte es offensichtlich zu zeigen; aber nichts.

Schwarze Leere war in meinem Kopf und lediglich mein Körper reagierte auf das, was seit Menschengedenken eingetrichtert wurde.

Langsam – endlich – schlief ich ein.
 

Das gleichmäßige Klingen meines Weckers riss mich aus meinem traumlosen Schlaf. Ich spürte einen heißen Atem auf meiner Haut. Das klirrende Etwas erlosch.

Mein Kopf fühlte sich schwer an, als hätte ich Unmengen an Alkohol getrunken. Meine Hände tasteten über eine harte Brust; meine Finger zeichneten die Konturen nach. Allmählich fuhren alle Funktionen hoch. Meine Mauer war gestern Nacht an etlichen Stellen eingebrochen; die Nacht hatte sie soweit herstellt. Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Mein Kopf lag nicht wie üblich auf einem Kissen.

Wunderschöne Augen lächelten mich an.

»Wie geht es dir?«, fragte er mich leise; ahnte er von meinen Kopfschmerzen?

Ich antwortete betäubt mit einem Lächeln. Es war ehrlich; bis ich das gekünstelte abermals nutzen konnte, musste ich mich weiter regenerieren.

Mit den Fingern strich er meine Haare aus dem Gesicht. Mit großen Augen stierte ich zu ihm hinauf.

Ich musste wunderlich aussehen, denn er biss sich auf die Lippen; allerdings sah ich sein Grinsen dennoch und formte meine Augen zu schlitzen.

Er nahm mein Gesicht in seine Hände; als ob mich das beschwichtigen würde!

Ehe ich was sagte, zog er mich an sich und küsste mich.

Ich spürte seine Brust unter meinen Händen; ich fühlte ihn überall. Ich musste mich wehren. Mein Verstand erwachte langsam.

Endlich hatte ich die Kraft mich loszureißen.

»Was - !«

Jeder Widerspruch wurde von seinen Lippen vereilet. Das Spiel trieben wir einige Male; schließlich gab ich mich seinem Kuss hin.

Er war genauso dickköpfig in dieser Hinsicht wie ich und nach langen Abwegen – leider – war er mir überlegen.

Zärtlich knabberte er an meiner Unterlippe. Ein Kribbeln jagte durch meinen Körper. Mein Magen schlug einen Looping, der zu einer Schraube wurde, da seine Zunge um Einlass bei mir bat.

Das war zu viel!

So viel vertrug ich nicht!
 

Ich riss mich los; dieses Mal ließ er mich gehen. Mit einem Ruck sprang ich vom Bett und flüchtete ins Badezimmer. Die Tür fiel ins Schloss und ich atmete tief durch.

Mir war schwindelt. Ein Kampf tobte in mir, rausgehen und meinen Stolz über Board werfen oder tapfer dagegen ankämpfen.

Die logische und bessere Entscheidung war dagegen anzukämpfen. Ich zwang mich die Zähne zu putzen, um zu ziehen und stand fünfzehn Minuten später bereit für das Büro.

Alessandro war ebenfalls fertig. Er schenkte Bruno einige Streicheleinheiten, die der wandelnde Pelz genüsslich entgegen nahm. Der Gedanke – diese Hände lagen vor wenigen Minuten noch auf mir – war bizarr; es war alles ein Traum. Genau, das war gut - ein Traum.
 

Alessandro blickte auf und schenkte mir das schönste Lächeln, was ich jemals bei diesem Mann gesehen hatte.

Es ist alles ein Traum...’

Eine Strähne war aus meiner Hochsteckfrisur gefallen, liebevoll strich er sie hinter mein Ohr und beugte sich zu mir hinunter.

Geneigt zurück zu weichen, weigerte sich mein Körper. Ein zarter Kuss legte sich auf meine Stirn.

Er war bloß flüchtig und längst vorbei, bevor ich es wirklich realisierte, dennoch nockte es mich aus. Ich griff nach seinem Jackett. Meine Knie sackten weg; eben noch schlangen sich zwei Arme um mich und schützten mich vor dem Fall.

Das müsste ich unbedingt klären.’
 

Blinzelnd betrachtete mich Natasha.

»Und dir geht es gut?«, hakte sie etliche Male nach; ich nickte und konzentrierte mich auf die Arbeit.

Ich stürzte mich regelrecht darauf und nahm alles an, was ich kriegen konnte.

»Ich bin so erleichtert, dass es dir gut geht. Du warst plötzlich verschwunden und es tut mir so Leid«, jammerte die Latinerin, »Was war passiert? Du warst nicht mehr da, bist nicht an dein Handy gegangen...«

»Mein Handy!«

Schreckhaft zuckte Natasha zusammen.

Unbeirrt griff ich nach meiner Tasche. Zuerst fand ich mein privates Mobiltelefon – mehrere Anrufe von Natasha und meine Mom – dann das Dienstliche.

Ich rief die Liste der letzten eingegangen Rufnummer auf. Dort fand ich, was ich suchte – Rolands Handynummer.

Rasch wählte ich die Nummer und wartete. Das Tut-Zeichen schallte mir entgegen, dann ein Klick und Rolands Stimme: »Miss Walter?«

»Können wir uns treffen, Mr. Jackson?«

Sofort an die Sache gehen und geschäftlich klingen’, trichterte ich mir ein. Die andere Leitung schwieg. Natasha sah mich skeptisch an. Ich winkte mit einer Handbewegung ab und setzte mir mein gekünsteltes Lächeln – welches wieder klappte – auf.

»Wann?«

»Ich habe in einer Stunde Mittag; seien sie bitte in der Kantine.«

Roland fragte zum Glück nicht weiter nach und stimmte zu. Vermutlich dachte er an das Projekt, was ich nur befürworten konnte.
 

Wir saßen abseits in der Kantine.

Ich nippte an meinem Kaffee; Roland wartete darauf, dass ich anfing zu reden.

Ich umklammerte die Tasse und atmete tief durch. Wie sollte ich anfangen; es war mir peinlich.

Ich presste meine Lippen aufeinander.

»Was haben sie, Miss Walter? Ist etwas mit dem Projekt nicht in Ordnung?«

»Nein, da ist alles korrekt, es ist...«

Gott, wie soll ich das erklären...?’

»Ich brauche ihren Rat«, sprach ich mit leiser Stimme; schon einmal ein guter Anfang. Roland legte seine Stirn in Falten.

»Ein Rat von mir?«

»Ich weiß sonst nicht, zu wem ich gehen könnte, nicht in dieser Hinsicht...«

Ich presste meine Lippen fester zusammen und ging im Kopf erneut alles durch. Mir blieb nichts anders übrig, als diesen Schritt zu gehen; es musste sein.

»Jemand, der sehr von sich eingenommen ist, wie kann man ihm verständlich machen, dass es besser wäre, sich nicht wie ein Paar zu verhalten?«

Ich blickte ihn an und betete, meine Worte nicht zu wiederholen; denn ein weiteres Mal schaffte ich es nicht. Roland verzog grübelnd den Mund.

»Sagen sie ihm doch einfach die Wahrheit.«

»Und wenn das nicht geht; wenn er die Wahrheit nicht begreift?«

Meine Miene war ruhig, innerlich war ich zerrissen; Menschen würden es bezeichnen, kurz vor einem Weinkrampf.

»Wie kommen sie darauf, dass er die Wahrheit nicht begreifen wird?«

»Ich habe es versucht.«

»Mm...«

»Vielleicht haben sie es gesagt, aber nicht gemeint.«

»Das kann nicht sein«, meine Mauer ist perfekt; die Menschen denken dauernd das, was ich sage; niemals könnten sie es anders verstehen. Meine Finger klammerten sich fester um die Kaffeetasse.

Schweigend tranken wir. Ich beobachtete die Leute. Es war das erste Mal, dass ich in der Kantine war. Es war ein großer heller Raum und mit perfektem Blick auf New York City.

»Mögen sie denn den Mann?«

Perplex glotzte ich ihn an.

So ein Schwachsinn!’

»Nein«, hörte ich mich nüchtern sagen. Das war eine – fette, riesige – Lüge; aber ich werde mir nichts anmerken lassen.

Roland schmunzelte.

»Wieso sträuben sie sich davor?«

»Das tue ich nicht.«

»Sind sie sicher?«, lächelte Roland und biss in seinen Donat.

»Ich bin mir hundertprozentig sicher«, log ich und wich seinem Blick aus.

»Dann sollten sie ihm die Wahrheit sagen«, Roland stand vom Stuhl auf; er stützte seine Hände auf der Lehne ab, »Nur, lügen sie nicht, weil es vielleicht kompliziert sein könnte.«

Ich sah ihn bloß an; mir fielen keine passenden Worte dazu sein.

»Wieso lassen sie sich nicht einfach mal fallen; es tötet sie keiner, wenn sie ihren Verstand ausschalten. Und Alesso würde sich freuen.«

»Was?!«, rutschte mir ein Schrei raus; woher wusste er es? Wie konnte das sein?

Ich prüfte meine Mauer; mein Gesicht war vollkommen gefühllos.

Alesso – Er hat gepetzt, dieser...’

»Miss Walter?«, ich blickte auf, »Manches Mal ist der Verräter der eigene Körper. Außerdem, wieso sollten sie sonst mit mir über diese Person reden, wenn es nicht er wäre?«
 

Erst nachdem Roland aus der Kantine war, brach ich stöhnend zusammen.

Wunderbar jetzt wusste er es auch; nun hatte sie mich in der Hand.

Verdammt!
 

Alessandro lief mir – zum Glück - nicht über den Weg und ich musste ausschließlich das Übliche machen. Natasha beobachtete mich bei jedem Schritt; dauern musste ich ihr versichern, dass es mir hervorragend ging.

Ich schaltete meinen PC aus, legte meine letzte Notiz in die dementsprechende Ablage und schulterte meine Tasche. Den ganzen Nachmittag blieb der Glaskasten leer.

Auf dem Weg zum Aufzug fragte ich mich unbewusst, was Alessandro wohl machte? Mist, jetzt dachte ich schon an ihn!

Ich kniff meine Augen zusammen und atmete tief durch.

Die Tür des Aufzugs öffnete sich zu beiden Seiten.

Innerlich betroffen, bewarte mich meine Mauer davor den älteren Mr. Smith anzustarren, stattdessen nickte ich höflich und stieg in die Kabine.

Die Türen schlossen sich; ich war eine Gefangene.

»Kommen sie gut voran?«

Lächeln, Lia, Lächeln!’

Ich nickte.

»Und mein Sohn bombardiert sie auch nicht mit arbeiten.«

Ich schüttelte meinen Kopf.
 

Moment, sagte er gerade Sohn!!!
 

Gott, war meine Willenskraft stark, sonst säße ich nun auf dem Boden des Aufzugs. Stetig wich mein Blick zur Anzeige. Es dauerte – ewig, unendlich – bis dieses blöde Ding ankam.

»Hat er es ihnen nicht gesagt?«

»Was?«, fragte ich höflich.

»Geht es ihnen nicht gut?«

Jetzt der auch noch; sah mir jetzt die ganze Welt an, dass ich mich beschissen fühlte?!’

Ich schüttelte meinen Kopf.

»Nein, ich mag nur Aufzüge nicht«, flunkerte ich, biss mir auf die Lippen; toll, nun belog ich auch noch Alessandros Vaters.

»Sie sehen bleich aus. Ich sollte veranlassen, dass sie sich lediglich um das Projekt kümmern.«

»Das müssen sie nicht; mir geht es sehr gut.«

Langsam ertrug ich mich selbst nicht mehr. Wie konnte ich in dem Zustand immer noch perfekt lügen, mit diesem – verdammt beschissenem – perfektem Lächeln.
 

Die Fahrstuhltür öffnete sich zu beiden Seiten – Erleichterung – ich huschte hinaus und verabschiedete mich. Ich schaffte es noch dem alten Dave zu winken und schlenderte – so lässig, wie ich konnte – zur Sitzecke. Dort konnte mich der alte Mann nicht sehen und ich brach in einem Sessel zusammen.

Mir war heiß und kalt gleichzeitig. Es machte mich wahnsinnig und all meine Gedanken stürzten auf mich ein.
 

Mein Magen baute sich langsam seinen eigenen Vergnügungspark; rein aus Achterbahnen.

Und dauert drehte sich alles um einen – beschissenen - Mann.

Stöhnend stützte ich meinen Kopf mit den Händen und sog tief die Luft ein.

»Das schaffst du, Lia! Du bist ein starkes Mädchen!«

»Das finde ich auch.«

Fassungslos blickte ich auf, direkt in das Gesicht von Alessandro; den Mann, den ich am aller wenigstens sehen wollte.

Bleib cool, bleib cool.’

Unweigerlich stiegen mir die Tränen ins Gesicht. In dieser Minute wurde mir zu sehr bewusst, wie gern ich diesen Idioten doch hatte. Wie hatte er es bloß geschaffte, sich soweit in mein Herz vor zu drängen.

Ich ballte meine Hände zur Faust und betrachtete den Tisch.

»Bevor du fragst, es geht mir gut.«

Er lachte auf; mein Körper reagierte darauf.

»Du überlegst also wie du mich am besten loswerden willst«, setzte er sich zu mir in dem selbem Sessel; jedoch rutschte ich nicht von meinem Platz. Er kann sich nicht alles krallen!

Das war mein Platz.

Und Roland würde ich lunchen; ich hätte es wissen müssen!
 

Zu zweit saßen wir in dem Sessel für - nur eine - Person. Ohne darüber nachzudenken, was andere dachten, küsste er mich auf die Stirn. Einige neugierige Mitarbeiter drehten sich nach uns um.

»Das sorgt für Gerede«, brummte ich.

»Sollen sie doch reden. Mir macht das nichts aus.«

Ihm...’, ich rollte mit den Augen, ‚Für ihn hatte es auch keine Konsequenzen.’

»Ich hab mit meinem Vater geredet; anscheinend hast du ziemlich fertig gewirkt.«

»Mir geht es gut!«, ratterte ich die Floskel perfekt hinunter. Ich hatte sie schließlich auch nur... – wie oft gesagt?

»Natürlich, deswegen sitzt du auch hier und klammerst dich an deine Tasche fest«, schmunzelte er und spielte mit seiner Uhr; anscheinend machte er das ständig bei ernsten Gesprächen oder wenn er –

»Bist du nervös?«, rutschte es mir raus; noch nie hatte ich ihn derartig überrascht gesehen, wie jetzt.

Irgendwie süß...’

Wir beide setzten gleichzeitig an zu sprechen; dann machte er ein Zeichen, dass ich beginnen durfte.

»Sorry, ich wollte nicht... Du spielst nur immer an deiner Uhr, wenn wir reden. Nicht immer... ähm...«

Was labere ich für einen Mist?’

»Vielleicht«, antwortete er mit einem scheuen Lächeln auf meine Frage von vorhin, »Es ist schwer dich zu einzuschätzen; aber langsam komme ich dahinter.«

Ich nickte; so toll fand ich das nicht.

»Ist es nicht unsinnig, zu wissen, wie ich ticke, wenn ich mir doch keine Beziehung zu dir wünsche.«

»Vor ein paar Wochen hätte ich dir das glatt geglaubt.«

»Und nun nicht mehr?«

Ich spitzte meine Lippen; das passte mir ganz und gar nicht!

Er schüttelte seinen Kopf und lächelte mich an, dabei stieß er mit der Schulter gegen meine. Neckte mich der Kerl?!

»Ich wusste, dass es schwer werden würde; aber das ist es mir wert.«

Fraglich hob ich eine Augenbraue.

»Du gehörst mir.«

»Du bist sehr Besitz ergreifend! Ich gehöre nur mir

»Natürlich«, kicherte er.

Hätte ich mich nicht erinnert, wir waren immer noch in der Firma, ich hätte ihm spätestens jetzt meine Faust gegen den Arm geboxt.

»Wir sollten los; Bruno wartet.«

Ich nickte, denn jedes weitere Wort wäre an diesem Mann verschwendet.

Mein Magen hatte sich beruhigt und ich konnte ohne Bedenken gehen.
 

Begeistert begrüßte Bruno uns, selbstverständlich war er hin und weg von meiner Begleitung, die sich hinreißend um ihn kümmerte.

Männer!

Vielleicht sollten diese beiden sich zusammen tun; ich finde, sie haben sich gefunden.

»Was magst du heute?«, richtete er die Frage an mich, während er mit Bruno spielte.

»Willst du mich mästen?«, fauchte ich; er antwortete mit einem Lachen.

»Also leichte Kost.«

Wieso tat er das; ich hatte ihm nicht gestattet eine weitere Nacht in meinem Apartment zu verbringen. Seines war doch um längen besser; wieso verbrachte der Kerl seine Zeit hier?

»Dann weiß ich was«, weckte er mich, klopfte sich die Hundehaare von seinem Jackett sowie Hose und verschwand erst einmal im Bad.

Genervt schmiss ich mich auf die Couch. Sofort war Bruno zur Stelle. Geistesabwesend wuschelte ich durch seine Mähne.

»Du bist auch gegen mich, richtig?«, seufzte ich und betrachtete mit schrägem Kopf meinen Wischmopp, wie er mich betrachtete.

Die Badezimmertür öffnete sich; automatisch begann mein Herz zu rasen. Was sollte es sonst anders tun, wenn Alessandro mit nichts bekleidet war außer seiner Pyjamahose? Er fühlte sich eindeutig zu heimisch.

Bruno sprang von der Couch und bettelte um weitere Streicheleinheiten, doch Alessandro flüsterte ihm was in sein Ohr und verschwand pfeifend in der Küche.

Sanft massierte ich meine Schläfe.

Schließlich erhob ich mich und ersetzte meine Bürokleider durch bequeme Sachen, wie Jogginghose und Top.
 

Ich liebte es barfuss über das Holz des Fußbodens zu gehen.

Es war sonderbar; jedoch fühlte ich mich wie die ersten Wochen in dieser Wohnung, alles war neu, erfrischend und aufregend.

Langsam hob sich meine Laune, dass ich mich vor Bruno setzte und begann sein zerwuseltes Fell zu bürsten.

Er liebte diese Aufmerksamkeit, leider bekam er diese zu selten. Wenn ich schon das hier alles erleben musste, sollte wenigstens der Kleine es gut haben.
 

Intensiv arbeitete ich mich Schritt für Schritt voran und das Fell wurde von Mal zu Mal kraftvoller. Schade, dass es nicht blieb, wenn ich mit der kleinen Nervensäge hinausging.

Die Geräusche hallten aus der Küche, sonderbarerweise beruhigten sie mich. Sobald sie stoppten, blickte ich auf. Alessandro beobachtete mich von der Türschwelle aus; letzten Endes setzte er sich zu mir.

Bruno rührte sich nicht; machte ich Anzeichen mit dem Bürsten aufzuhören, legte er eine Pfote auf meine Hand.

Schweigend saßen wir da; hoch konzentriert vollendete ich meine Arbeit, zupfte das Fell aus der Bürste und schmiss es in einem Mülleimer.

Alessandro lächelte bloß, verschwand in der Küche und kam mit einem Schälchen zurück.

»Nudelsalat?«

»Du wolltest magere Kost.«

»Ob Mayonnaise mager ist?«

»Wir können es ja abtrainieren«, scherzte er; ich fand das überhaupt nicht lustig.
 

Stillschweigend setzten wir uns auf die Couch, lauschten dem Fernseher und ich musste – zähneknirschend – feststellen, dieser Salat war - wie seine Gerichte davor - köstlich.

»Du kochst zu gut«, murmelte ich nach einer Weile; mittlerweile war ich bei der dritten Portion angelangt.

»Du musst nichts essen.«

Ich strafte ihn mit einem bösen Blick – nur kurz – denn ich musste noch diese Schale aufbekommen, auch wenn der Magen längst nicht mehr wollte. Es war zu gut, um aufzuhören.

»Und dennoch überzeugt dich das nicht.«

Bittend sah ich ihn an; er lachte in sich hinein.
 

In dieser Nacht konnte ich besser schlafen – besser gesagt – überhaupt schlafen. Zu meiner Überraschung gewöhnte ich mich daran; was allerdings nicht gut war. Wenn er eines Tages nicht mehr da wäre, würde es mir das Herz brechen.

Aber dafür hatte ich meine Mauer; niemand würde es mitbekommen, wie ich Stück für Stück mein Herz zusammen baute, während ich der Welt eine ungebrochene Emilia Walter präsentierte.

Der Verstand siegte das Herz...
 

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© Jessica Monse 2009

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  XaoiMai
2009-06-29T18:46:09+00:00 29.06.2009 20:46
Wunderschönes Kapitel. Die beiden sind so süß zusammen.
Dein Schreibstil verbessert sich von mal zu mal immer mehr *neidisch guck* Möchte ich auch können. Ich bin ne totale niete im vergleich mit dir. *Heul*
Ihre Mauer bröckelt immer mehr ob das noch lange gut geht.

Freue mich auf dein nächstes kapitel.

glg
Jess
Von:  P-Chi
2009-06-28T19:13:17+00:00 28.06.2009 21:13
Oooh, das war mal wieder ein echt schönes Kapi! o.o!!!
Einfach ZU süß!!
Dein Schreibstil wird von mal zu mal besser, obwohl du einige *räusper* nicht ganz jugendfreie Ausdrücke benutzt..."beschissen zb.".
Naja, einfach nicht ZU oft fallen lassen x33
Emilia tut mir echt leid! Ihre Mauer...*schneif*
Aber weißt was gut wäre? Einmal einige Hintergrundinfos zu bekommen. Zb von Alessos oder Lias Kindheit, oder so...^^


lg Angels


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