A broken heart
Draco Malfoy schlenderte gemütlich die langen Korridore in Richtung Schulsprecherbad entlang, als er merkwürdige Geräusche aus einem der dunklen Klassenzimmer hörte. Neugierig schlich er näher, um deren Ursache herauszufinden. Er spähte durch den Türspalt und erkannte im fahlen Mondlicht zwei Gestalten, die sich in höchster Ekstase aneinander rieben. Feixend stellte er fest, dass eine von ihnen ein Junge mit flammend rotem Haar war. Offenbar hatten Granger und das Wiesel viel Spaß miteinander.
Er wollte gerade hereinplatzen, um die beiden zu stören, als hastige Schritte am Ende des Ganges ertönten. Keine zwei Sekunden später bog das Schlammblut um die Ecke. Draco zog innerlich eine Augenbraue nach oben. Das Wiesel schien mehr von einem Arschloch zu haben, als er gedacht hatte. Der Blonde musste nicht lange Überlegen, um diese einmalige Gelegenheit zu nutzen, sie endlich am Boden zu sehen. Eine bessere Chance würde er nie wieder bekommen.
„Hallo Granger“, schnarrte er mit vor Sarkasmus triefender Stimme. „Gut, dass du kommst. Hier wird gerade gegen die Schulregeln verstoßen und das willst du dir sicher nicht entgehen lassen.“ Mit einem diabolischen Grinsen trat er einen Schritt zurück und deutete einladend auf die Tür des Klassenzimmers.
Doch sie war eindeutig zu intelligent, um ihm zu vertrauen, und musterte ihn stattdessen argwöhnisch. In der nun eintretenden Stille waren allerdings mehr als eindeutige Geräusche aus besagtem Raum zu vernehmen. Noch immer misstrauisch trat Hermine schließlich an die angelehnte Tür und öffnete sie.
Was sie sah war mehr als nur ein Schlag ins Gesicht. Ihr bester und seit einigen Monaten fester Freund Ron Weasley war gerade dabei, sie mit Lavender Brown zu betrügen. Und er merkte nicht einmal, dass sie ihn sah. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, als sie verzweifelt versuchte gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. Sie wollte sich umdrehen und wegrennen, doch Draco hielt sie fest und flüsterte höhnisch: „Hat dich das dumme kleine Wiesel etwa verletzt? Offenbar kann so ein wertloses Schlammblut wie du ihn nicht befriedigen…“
Hermine wusste nicht, wie sie es schaffte, genug Energie aufzubringen, um ihn von sich zu stoßen. Doch plötzlich war sie frei. Sie rannte davon – weg von Ron, weg von Malfoy, weg von der schmerzenden Wahrheit. Sie rannte bis ihre Lungen brannten, als wöllten sie beim nächsten Atemzug in Stücke brechen, und fand sich am Ufer des schwarzen Sees wieder. Keuchend fiel sie auf die Knie.
Sie merkte nicht, wie die ersten Tränen liefen, bis sie deren Salz schmeckte. Die ersten verzweifelten Schluchzer schüttelten sie. Schließlich brach ihre Wut, Trauer und Enttäuschung aus ihr heraus. Sie schlug wild um sich, schrie die unheimliche Stille der Nacht an und saß letztlich, als die Tränen versiegten, teilnahmslos am Ufer des pechschwarzen Sees und fragte sich, ob ertrinken schlimmer wäre, als der Schmerz, den sie im Moment spürte.
Hermine wusste nicht wie viele Stunden sie so verbracht hatte, doch als sie schließlich aufstand und zurück zum Schloss ging, war es weit nach Mitternacht. Glücklicherweise traf sie keine Menschenseele, denn die Gänge waren ebenso leer wie ihr Herz. Als sie in ihren Schlafsaal huschte und unter die Decke schlüpfte, hatte sie sich zwei Dinge geschworen: Sie würde Ron nie mehr vertrauen und sich nie wieder so verletzbar machen wie heute. Dann fiel sie erschöpft und ausgelaugt in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
