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Maimelodien

Fred/Hermine Oneshots (Kurzgeschichten)
von

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Ungesagt

Das rostige Eingangstor zum Friedhof öffnete sich mit einem unangenehmen Quietsch-Geräusch.

Schon bevor Hermine den Friedhof betrat sah sie von weitem die einsame Gestalt, die reichlich verloren wirkend an einem Grab am Ende des Friedhofs lag.
 

Ihre Schritte wirkten seltsam laut auf dem nassen Kieß als sie langsam auf den rothaarigen jungen Mann zuging.

Dieser schien ihre Anwesenheit nicht wahr zu nehmen, er wand sich nichtmal um als sie direkt hinter ihm stand.
 

Zunächst zögerte Hermine ihn anzusprechen; sie fühlte sich fehl am Platz, als würde sie stören.
 

„George?“, begann sie bemüht sanft, um ihn nicht zu erschrecken, „George, deine Mutter hat nach dir gefragt. Du hast bereits das Abendessen verpasst.“
 

George wand sich nicht sofort Hermine zu, einen Moment glaubte sie sogar, er hätte sie nicht gehört.

Als er sich jedoch zu ihr umdrehte wirkte sein Gesichtsausdruck seltsam leer, so als hätte sie ihn aus einer anderen Welt gerissen.
 

Dann lächelte er jedoch und sein Lächeln grenzte fast an einem Grinsen.

„Hoffentlich denkt Mum nicht ich würde ihre Kochküntse verschmähen, sonst wird sie mir tagelang diesen schrecklichen Blick zuwerfen.“
 

Hermine lächelte, unangenehm erleichtert dass George wieder seine übliche scherzhafte Maske aufgesetzt hatte.

Natürlich wusste sie, dass es nur eine Fassade war. Jeder wusste das.
 

Seit Freds Tod vor genau einem Jahr war George nie wieder so gewesen wie früher.
 

Anfänglich hatte er sich zurückgezogen von Familie und Freunde, hatte sich nicht mehr um sein Geschäft gekümmert.

Irgendwann hatte er es dann in seinen Alltag zurückgeschafft.

Er lachte wieder, machte Witze und konnte sogar wieder unberührt von Fred sprechen.

Doch Hermine glaubte zu wissen, dass er dies nur seiner Mutter zuliebe getan hatte.

Er hatte den Tod seines Zwillingsbruders nicht mal annähernd begonnen zu verarbeiten, wusste jedoch, dass sein Elend seiner Mutter nur noch zusätzlichen Kummer bereitete.
 

Nun spielte er alleine den Clown, jeden Tag aufs neue, und versteckte seinen Kummer vor allen anderen.
 

Heute, am ersten Todestag Fred’s, war Hermine auf Rons Bitte zum Haus der Familie Weasley gekommen, hatte mit ihnen sein Grab besucht und mit ihnen zu Abend gegessen.

Niemandem war an diesem Tag besonders danach, Voldemorts Ende zu feiern.
 

George war am Grab zurückgeblieben und hatte es seit zwei Stunden nicht mehr verlassen.

Nun hatte Hermine sich freiwillig gemeldet, nach ihm zu sehen, sehr zu Ron’s Überraschung.
 

„Wie... Wie geht es dir?“, fragte sie zaghaft und kam sich dabei unheimlich tölpelhaft und unsensibel vor.

Was war das für eine Frage! Wie sollte es ihm schon gehen?!
 

„Gut.“, meinte George munter und wand dem Grabstein seines Bruders den Rücken zu, „Danke dass du extra hergekommen bist. Lass uns jetzt zurück gehen, bevor Mum vollkommen am Rad dreht...“
 

Er ging ein paar Schritte an Hermine vorbei, bis er merkte dass sie sich nicht rührte.

Er blieb stehen und schwieg, während er ihren Rücken betrachtete. Und genau deswegen nahm er auch überrascht wahr, wie Hermines Körper kaum merklich bebte.
 

Weiter schweigend ging er zurück an ihre Seite und hielt ihre Hand in seiner.

Er sah sie dabei nicht an sondern blickte wie sie auf Freds Grab, geschmückt von frischen Blumen und Kerzen.
 

Bei dieser Geste hielt Hermine sich nicht mehr zurück und begann lautstark zu schluchzen, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
 

Sie war stark geblieben, hatte Rons Hand gehalten während sie am Nachmittag vor Freds Grab standen, hatte ihm liebevoll zugelächelt, hatte Mrs. Weasley bei den Essensvorbereitungen geholfen, sich mit Charlie über dessen Arbeit unterhalten.
 

Aber jetzt, unbeobachtet von allen anderen, brach ihre Fassade zusammen.
 

George schwieg, leistete ihr stillen Beistand, obwohl sie sich das Ausmaß seines Leids wohl kaum vorstellen konnte.

Und obwohl er keine Fragen stellte und sicher auch keine Antworten erwartete, fühlte sie sich verpflichtet, ihren Gefühlsausbruch zu erklären, sich zu rechtfertigen.
 

Unfähig zu sprechen sagte sie jedoch nichts.

Ob es nun fünf Minuten waren oder eine halbe Stunde, die sie hier still nebeneinander standen, wusste sie nicht.

Dann meinte Hermine wieder Herrin ihrer Emotionen zu sein und sie schluchzte ein letztes Mal laut.
 

„Darf ich dir etwas erzählen?“, ihre Stimme klang heiser und ihr Ton fast flehend.
 

„Natürlich.“, meinte George ruhig.
 

„Ich... Ich habe das nie jemanden erzählt.“, sie ließ ein gespieltes, unruhiges Lachen hören, „Das ganze klingt wahrscheinlich albern, angesichts der vorhandenen Tatsachen und-... Es ist wirklich ziemlich albern, ich-...“
 

Ihre Stimme brach und sie wusste nicht ob sie fortfahren sollte.

George schwieg weiter und sah sie nicht an, aber seine Hand schien sich für einen Moment fester um ihre zu schließen, als wolle er dass sie weiter redete.
 

Hermine sah keinen Sinn weiter vor sich hin zu stammeln. Das war nicht fair gegenüber George, der unendlich litt und ihr trotzdem zuhörte bei ihren dummen, albernen Geschichten.
 

„Ich glaube, ich war in Fred verliebt.“
 

Die Tränen kamen wieder, doch diesmal konnten sie sie nicht beim sprechen hindern.

„Ich weiß es klingt dumm, wegen dieser ganzen Sache mit Ron, den ich wirklich aus ganzem Herzen liebe, schon lange, aber dass mit Fred... das war anders. Ich habe es nicht gemerkt bevor er-... Bevor es passierte.

Ich war in ihn verliebt. Ich habe es geliebt wie er mich zur Weißglut getrieben hat mit euren kindischen Scherzen. Wie er mich angesehen hat wenn er versucht hatte mich zu provozieren. Wie er mich zum Lachen gebracht hat.

Seine Brillianz und seinen Mut, die er hinter seiner Albernheit versteckt hat. Einfach alles.“
 

Ruckartig zog sie ihre Hand zurück und fuhr sich mit dem Ärmel ihres Mantels über die Augen um die Spuren ihrer Tränen zu trocknen.
 

„Es tut mir leid, ich sülze dich hier voll mit meinen albernen Sorgen. Es tut mir so leid.“, meinte sie mit schriller Stime und setzte ein falsches Lächeln auf, „Vergiss es bitte, es war nicht so wichtig. Lass uns gehen, es sieht nach Regen aus und Molly wartet...“
 

Jetzt war sie diejenige die sich zum gehen wand.

George verharrte jedoch in seiner Position und sah ihr immernoch schweigend nach.
 

„Was ist?“, fragte Hermine vorsichtig als sie sah wie sein Blick sie sanft musterte.
 

„Es ist komisch. Fred hat es mir nie gesagt. Sich nie in irgendeiner Art etwas anmerken lassen. Ich glaube es war ihm peinlich, unangenehm. Wahrscheinlich auch wegen Ron. Aber ich habe es immer irgendwie gewusst.

Es ist wirklich seltsam. Aber ich denke... Ich weiß, dass er in dich verliebt war. Spätestens seit demWeihnachtsball. Er hat dich den ganzen Abend über angestarrt. Wahrscheinlich hat er dich dort das erste Mal als Mädchen wahrgenommen. In dem Aspekt sind er und Ron sich wohl nicht so unähnlich.“
 

Er lächelte, als er auf Hermine zuging, und es war ein echtes Lächeln.
 

„Gehen wir. Mum wird wütend wenn ich nicht spätestens zum Nachtisch auftauche.“
 

Hermine nickte, lächelnd, während ihr eine einsame Träne über die Wange lief.

Schweigend gingen die beiden nebeneinander bis hinter das Tor zum Friedhof, wo sie dann gleichzeitig zum Fuchsbau apparierten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-05-23T19:12:17+00:00 23.05.2009 21:12
wow, mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen
sehr schön geschrieben, auch wenn es traurig ist, dass fred sterben musste...
Von: abgemeldet
2009-05-23T16:00:27+00:00 23.05.2009 18:00
Wunderschön.
Sehr traurig, aber Klasse.
Es vor allem so gut, weil es ja wirklich geschehen sein könnte. Hermine und auch George hast du gut getroffen. Interessant fand ich vor allem das Fred George es nicht erzählt hat, sondern dieser es nur gefühlt hat.
Ich bin wirklich auf die folgenden Kurzgeschichten gespannt, da ich das Pair wirklich interessant finde.
Was noch?
Ich finde es sind ein paar zuviele Absätze drin, ein paar weniger wären meiner Meinung nach besser.
Ansonsten wünsche ich dir noch viele Leser, die Os hat es wirklich verdient. So schön melodramatisch, nicht so das man weinen muss, aber halt fesselnd und traurig. Hach, ich könnte glaube ich stundenlang weiterschreiben wie gut ich diese Os finde...^^
So bis zur nächste Os,
mfg Mita


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