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Würfelzucker

„Ein guter Detektiv lässt sich nicht von seinen Emotionen leiten. Er lebt für seine Arbeit und erlaubt sich keine Subjektivität“
von

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Trügerische Umarmung

Near lehnte sich, was eine völlig natürliche Reaktion war, leicht nach hinten, da er nicht auf diese Attacke Ls gefasst war. Der Junge fühlte, wie sich auf seiner Stirn eine Schweißperle bildete und auch, dass er in diesem Moment noch viel röter wurde, als er es je in seinem bisherigen Leben gewesen war. Sein zierlicher Körper begann leicht zu zittern und er fragte sich, wenn er selbst in so einem Moment schon einen Schock erlitt, wie sich wohl ein Vergewaltigungsopfer fühlen musste.

Seit jeher war er übrigens ein noch größerer Verfechter davon, dass Sexualverbrecher zu unmenschlich hohen Strafen verurteilt werden sollten.

Doch obgleich er lieber aus dem Fenster gesprungen wäre, als sich dieser Situation zu stellen, so gab es in ihm einen inneren Druck, der ihn in Ls Richtung zu drängen schien.

Langsam schob sich sein Körper nach vorne, genau so wie sein Kopf, wessen Stirn er dezent gegen Ls Brust stützte.

Das heikelste stand ihm allerdings noch bevor: seine Arme zu bewegen.

Es war wie ein Kampf. Sein Verstand drückte sie nach hinten gegen das Bett, sein Herz hingegen hinterließ ein Kribbeln in ihnen, das sich, wie unzählige kleine Eisenteilchen besonders aggressiv in Elle und Speiche manifestierte.

Es wirkte so, als ob diese Partikel von einem Magneten angezogen wurden, wobei es sicherlich klar war, wer diesen vermeintliche Magneten verkörperte.

Es war einer der wenige Augenblicke in Nears Leben, in dem mehr von seinem Gefühl als von seinem Geist vorhanden war.

Somit war klar, dass die Anziehungskraft Ls gerade stärker war als der Gegendruck seines Gehirns.

Die Barriere brach und schon nach wenigen Sekunden war das schwierigste geschafft.

Auch wenn seine Arme vibrierten wie ein Erdbeben der Stufe vier, so schaffte er es doch, sie um den Korpus seines Gegenübers zu legen.

Wieder spielte sein Herz in dieser Angelegenheit eine große Rolle und er fragte sich, wie oft das wohl noch an diesem Tag der Fall sein würde. Diesmal aber war es anders als die vorherigen Male, denn diesmal stand es still. Zumindest machte es den Eindruck.

Wenn es vorhin bei dem Drama mit dem Kirschkuchen mit dem einer Maus zu vergleichen war, so schlummerte plötzlich das eines Elefanten in ihm.

Während er darüber nachdachte fiel ihm auf, dass da dennoch etwas war, das offensichtlich dem Tempo eines normalen Menschenherzens glich. Träge schloss er seine Augen um besser hören und fühlen zu können, wodurch er bemerkte, dass es Ls Herz war, welches er gerade pumpen hörte.

»So.. nahe...«, dachte er geniert, was ihn jedoch nicht davon abhielt, sich noch mehr an ihn zu pressen. Ja, es war bereits von pressen die Rede.
 

L, der von Nears Reaktion recht überrascht war, sie allerdings durchaus zuließ, senkte seinen Kopf etwas und platzierte diesen ziemlich genau neben dem Ohr des Jungens.

„Wir waren gestern zu sehr in Eile, als dass ich es dir geben hätte können, aber hier ist ein Handy auf dem nur eine einzige Nummer eingespeichert ist. Es ist meine. Lass es immer ausgeschaltet, es sei denn, du brauchst etwas. Wenn du es verwendet und wieder ausgeschaltet hast, dann gib den PIN Code, den ich dir gleich sagen werde, drei mal falsch ein. Das Handy ist so präpariert, dass du dreimal den PIN und einmal den PUK Code benötigst. Das heißt, wenn der PUK abgefragt wird musst du zuerst den PIN eingeben, danach den PUK und dann wieder zweimal den PIN.

Ich werde dir jetzt die beiden Codes sagen, also höre mir genau zu.

Der PIN lautet 3-1-1-0 und der PUK 2-4-0-8-1-3-1-2“, flüsterte er Near zu.

Dabei klang er äußerst seriös, was den Jungen sofort aufmerksam machte und ihn dazu brachte, die Umarmung etwas zu lockern.

»1312 und 2408... Das ist einfach. Mellos und meine Geburtsdaten. Sicher mit Absicht.«

Darüber ärgerte Near sich etwas. Dachte L denn tatsächlich, dass er sich nicht einmal zwölf lächerliche Ziffern merken konnte? Doch was hätte er sagen sollen, das nicht schnippisch klang? Eigentlich gab es nichts. Schließlich war L einfach nur umsichtig und was war denn falsch daran?

Es war einzig und allein Nears Stolz worum es gerade ging, deswegen versuchte er diesen Impuls stark zu unterdrücken.

»Und der einunddreißigste Oktober? Halloween? Ob L sich hier einen Scherz erlaubt hat?«
 

Langsam merkte Near, dass der Schwarzhaarige die Umarmung immer mehr zu lösen versuchte, wobei er ihn unterstütze, indem er seine Arme zurückzog, ebenso wie seinen Kopf.

Erst zu diesem Zeitpunkt merkte er, dass L die ganze ‚Sache’ bloß inszinierte, um ihm diese Botschaft vollkommen unbemerkt übermitteln konnte.

„Also dann. Werde gesund, damit ich dich wieder mitnehmen kann“, sagte L mit einem unauffälligen Lächeln und verschwand recht prompt aus dem Zimmer.
 

Die wenigen Sekunden zwischen dem Ende der Umarmung und dem Verschwinden Ls, musste Near in etwa dasselbe durchmachen, wie jemand der am liebsten laut loslachen würde, es allerdings Aufgrund der Situation äußerst unangebracht wäre.

Auch wenn es nicht ein Lachen war, das er zurückhalten musste.

Er stand vom Krankenbett auf und bewegte sich mit einer steifen Haltung auf die Türe zu, um sie zu schließen. Auf dem Weg zurück wurden seine Schritte immer langsamer, was wohl daran lag, dass er schon beinahe um Luft ringen musste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  rutila-luu
2009-10-26T18:21:34+00:00 26.10.2009 19:21
ach mein kleiner Near <3 wie fies sein Herz langsam seinen Verstand unterbuttert. Du kannst seine Gefühle wirklich gut beschreiben!
Und der Besuch und die Sache mit dem Kuchenteilen in der Konditorei war auch süß.
Und ich glaub auch so langsam, dass L ziemlichen Spaß hat, Near Dinge in Mund zu stecken xD Die beiden Szenen (mit der Kapsel und dem Kuchenstück) waren sowieso am niedlichsten und die hast du auch wirklich richtig gut geschrieben! *thumbs up*
weiter so X)


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