Es ist so schwer jemandem seine Gefühle der Liebe zu gestehen, wenn man weiß, dass es höchst wahrscheinlich nicht gut angesehen wird. Noch weniger, wenn die Person des Herzens bereits ein guter Freund ist und die bedeutsame Freundschaft sich bei nicht erwiderter Liebe negativ verändern könnte … wenn nicht sogar zerstört wird. Doch was, wenn all diese pessimistischen Gedanken völlig grundlos sind?
Der dunkelhaarige Sänger wurde nach gefühlten 5 Minuten Schlaf lauthals von seinem Wecker geweckt. Tatsächlich hatte Miki nur 2½ Stunden geschlafen, nachdem die Wintersonne sich schon etwas über dem Horizont erstreckt hatte. Miki tastete grummelnd nach dem Knopf am Wecker, der das unerträgliche Piepsen endlich beenden sollte. Ungeduldig wie er war, warf er ihn nach ein paar Sekunden Knopf-suchen einfach gegen die Wand.
Und … tadaa! Ruhe <3
Am liebsten hätte er sich noch einmal umgedreht um weiterzuschlafen, doch so würde er mit Sicherheit zu spät zur Bandprobe von Mix Speaker’s, Inc. Kommen. Mit einem erneuten Grummeln öffnete er die Augen, blinzelte ein paar Mal, damit die viiiiiiel zu grellen Sonnenstrahlen ihm nicht die Augen ausbrannten. Dann warf er sich die Decke vom Leib.
Kalt!
Das Fenster hätte Miki vielleicht doch noch vor dem Schlafengehen schließen sollen! Er schauderte, dann stand er auf und zog sich hastig seine Klamotten an. Anstatt das Fenster zu schließen doch lieber mehr anziehen als nur seine Boxershorts?
Immer noch schlaftrunken lief er in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine an. Danach ging er zum Kühlschrank und suchte sich ein paar Sachen zum Frühstücken heraus.
Nach dem Essen schaute er auf die Uhr. Er hatte noch 20 Minuten bevor er los musste. Duschen? Nee zu faul. Wäre auch ein bisschen zu knapp. Also warf er sich auf das Sofa und zappte durch die Vormittagsprogramme.
Schrecklich! Wer schaut sich das bloß an?
Miki war kein großer Fernseh-Freund, warum auch? Das reale Leben ist eh viel spannender und wenn man mal abschalten will, dann gibt’s noch Musik und Bücher. Aber schließlich hatte er sich doch noch mit einem Anime anfreunden können und war so vertieft, dass er es fast verpasst hätte rechtzeitig loszugehen. Miki schaltete den Fernsehe aus, ausnahmsweise mal mit dem Gedanken, diesen Anime nächste Woche weiterzuschauen. Er nahm sich seine Jacke, schlüpfte in seine Stiefel und verließ das Haus.
Tür zu - ups, Autoschlüssel vergessen!
“Egal”, murmelte er und blickte leicht grinsend zum strahlend blauen Himmel hinauf. Zu Fuß waren es knapp 25 Minuten zum Proberaum. Aber in 5 oder 10 Minuten Entfernung war eine Bushaltestelle, ganz so spät kommen musste er also nicht. Miki hatte perfekte Laune und es würde ihn nichts aufhalten können Yuki zu sagen was er denkt.
“Wo bleibt denn Miki?”, fragte Seek in die Runde, bekam aber nur Schulterzucken zurück. Ganz offensichtlich hatte die noch fehlende Person vergessen, dass die Bandprobe heute eine Stunde vorverlegt worden war. Die Laune und Motivation sank von Minute zu Minute weiter. Und gerade die wichtigste Person fehlte um zu beginnen, solange wenigstens noch ein wenig Motivation übrig war. Durch einen Fehler Yukis musste der Songtext auf Miki abgeändert werden, womit aber Letzterer nicht zurechtkam. Immer wieder sang er Zeilen aus dem verworfenen Text oder er verpasste seine Einsätze.
“Er ist bestimmt jeden Moment da”, beruhigte Aya die Band, mit einem besorgten Blick auf Yuki, der eher aussah, als sei er gerade auf einer Beerdigung. Aya war Yukis Bezugsperson in der Band und er erzählte ihm alles. Niemand außer Aya wusste mehr über ihn. Aber was Yuki jetzt im Moment beschäftigte, das wussten alle Bandmitglieder - bis auf Miki. Nein, sie dachten sie wüssten es. Denn eigentlich hatte Yuki soeben eine Entscheidung getroffen, die mit Sicherheit jedem vor Überraschung die Augen aus dem Kopf plumpsen lassen würde. Plötzlich stiegen Yuki die Tränen in die Augen. Aya bemerkte es und war froh, dass er neben ihm auf dem kleinen knautschigen Sofa saß, denn so konnte er einfach seinen rechten Arm nach dem Sänger ausstrecken um ihm diesen beschwichtigend auf die Schultern legen. “Yuki, wir werden alle hinter dir stehen, wenn du vorhast es ihm mitzuteilen.”
‘Nein, ihr werdet nicht hinter mir stehen’, dachte Yuki. ‘Es geht um etwas ganz anderes. Ihr werdet mich hassen!’
Jetzt liefen ihm die warmen Tränen die Wangen hinab und er ließ sich von Aya in die Arme nehmen. Genau in diesem Moment als Yuki laut aufschluchzte, öffnete sich die Tür und der 2. Sänger stand auf der Schwelle zum Proberaum.
