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Die Chroniken von Khad-Arza - Die Herrscher der Geisterwinde

von

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Geisterkind

Leyya starrte mit auf den Händen aufgestütztem Kopf nach Norden, als im Osten die Sonne aufging. Sie saß auf der Lehmstufe des Hauses, in dem sie seit einigen Wochen wohnten. Noch war im Dorf fast nichts los, wenige Menschen standen vor Sonnenaufgang auf; aber sie hatte schließlich etwas sehr Wichtiges zu erwarten. Summend beobachtete sie den Sonnenaufgang, sich nach Osten drehend, in dem Moment öffnete sich die Tür zum Nachbarhaus und die kleinen Kinder der Frau, bei der Meoran, Keisha und Ruja wohnten, kamen heraus.

„Du bist ja schon auf!“ wurde Leyya von ihnen begrüßt, und sie nickte, weiter summend. In den letzten drei Tagen hatte sie gezwungenermaßen mit den Kindern gespielt, da keiner der anderen Zeit für sie gehabt hatte… und es war eine schöne Ablenkung davon gewesen, dass Puran nicht da war wegen der Isolation vor dem Prüfungskampf… drei Tage lang war er jetzt fort.

Heute würde er zurückkehren, ebenso wie der fremde Mann namens Neron, dann würde es einen aufregenden Kampf zwischen den Geisterjägern geben, der entscheiden würde, ob die beiden Männer in den Rat aufgenommen würden. Leyya zweifelte ebenso wenig daran, dass Puran es schaffen würde, wie Neron Shai an sich selbst zweifelte. Es war Puran, er war der wunderbarste Mensch der Welt!

Die Freude in ihr darüber, ihren höchst verehrten Retter bald wiederzusehen, wuchs ins Unermessliche, als sie sich strahlend erhob und die Kleinen ebenfalls begrüßte.

„Heute ist ein wunderbarer Tag!“ erklärte sie ihnen wichtig, „Die Männer kehren heute zurück und die Prüfung wird beendet. Ich bin ganz aufgeregt!“ Die Kinder sahen sich groß an.

„Es gibt eine richtige Klopperei, habe ich gehört!“ rief der Ältere staunend, „Geht das richtig mit zaubern und so? Wie aufregend, glaubst du, wir dürfen zugucken?“

„Vielleicht!“ giggelte die kleine Heilerin aufgeregt, „Das müsst ihr eure Eltern fragen, oder vielleicht eher Tabari, er ist schließlich der Chef der Geisterjäger.“ Sie nickte wichtig mit dem Kopf und fuhr sich dabei ein paar Mal durch die Haare. Vor den kleinen Dorfkindern konnte sie zeigen, dass sie Ahnung hatte, denn die hatten überhaupt keinen Schimmer von allem, was Magie anbelangte. „Tabari ist der größte Schamane der Welt, genau!“ fuhr sie fort, worauf die Kinder beeindruckt schauten – ehe sie ein amüsiertes Gackern von hinten unterbrach. Meoran war flankiert von seiner Mutter und seiner schwangeren Frau ebenfalls aus dem Haus gekommen.

„Tabari ist sicher nicht der größte Magier der Welt… die Geisterjäger sind die Vertreter der Schwarzmagier in Tharrs Zentrum, das heißt nicht automatisch, dass nicht irgendwo Schamanen leben, die vielleicht stärker sind als wir. Tharr ist groß… im Osten hinter dem Schlangenmeer gibt es schließlich auch Magier.“ Alle sahen ihn groß an und Leyya errötete etwas beschämt über ihren Fehler.

„Aber die im Osten zählen nicht.“, behauptete sie dann trotzig, „Im Osten leben bösartige Kreaturen, sagt man!“ Jetzt blickten die Dorfkinder entsetzt und Ruja lachte leise.

„Wir werden mit den Ostländern auch nichts zu tun bekommen hier, hoffe ich, also keine Sorge! Geh, Leyyachen, weck Tabari und Nalani, es wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen zum Treffpunkt – ich weiß doch, warum du schon so früh wach bist… du weißt, welcher Tag heute ist!“ Jetzt erstrahlte Leyyas Gesicht wieder, hastig verneigte sie sich und rannte ins Haus.

„Ja, der schönste Tag der Welt ist heute, Puranchen wird wieder kommen!“ johlte sie dabei und merkte nicht mehr, wie die Erwachsenen draußen verstohlen zu kichern begannen. Ruja strich sich über den gerundeten Bauch.

„Dafür, dass sie beide sich vor der Isolation neulich noch so angezickt haben, freut sich die Kleine aber extrem auf seine Rückkehr!“ machte Meoran belustigt, „Sie muss ihn ja schrecklich vermisst haben. Wirklich niedlich, wie sehr sie ihn ins Herz geschlossen hat.“

„Ins Herz geschlossen, du bist gut.“, seufzte Keisha neben ihm, „Was daraus wird, sobald sie einmal eine Frau geworden ist, dürfte ja allen klar sein.“
 

Aufgrund einer eventuellen Gefährdung des Dorfes oder dessen Einwohner hatten die Geisterjäger beschlossen, die Prüfung fernab von Iter auszuführen, an den östlichsten Ausläufern der Nosar-Berge. Dazu wanderten sie eine ganze Weile über Wiesen in die Richtung, aus der sie alle hergekommen waren. Ein paar Dorfbewohner hatten sich nicht abschütteln lassen und wollten unbedingt zusehen, darunter der Chef und die kleinen Kinder, mit denen Leyya gespielt hatte. Während der Reise kümmerten sich die Geisterjäger geschäftig um ihre Streichhölzer und Leyya ließ sich zusammen mit dem Dörflern von Ruja erklären, wie diese Prüfung ablief und was wichtig war. Als sie die Ausläufer der Berge erreichten, sahen sie schon aus der Ferne die beiden Prüflinge, gesund und munter, die da bereits warteten.

„Na endlich, und ich dachte schon, ich sollte hier Wurzeln schlagen.“, begrüßte Puran die Ankommenden verstimmt, der hektisch im Kreis herum gegangen war, während Neron Shai gemütlich auf einem kleinen Felsblock saß und trockenes Brot aß, das er offenbar als Proviant mitgenommen hatte.

„Na, dir geht’s wohl gut.“, machte Tabari an Neron gewendet, „Sitzt da am Schmausen, ist ja nicht zu fassen. Du glaubst wohl immer noch, du könntest es mit Leichtigkeit schaffen? – Im Gegensatz zu Puran…“ Er blickte stirnrunzelnd auf seinen Jungen, der jetzt schnaufend vor ihm zum Stehen kam und sich die in alle Richtungen abstehenden Haare raufte.

„Vater, ich bin empört!“ rief er, „Was mutest du mir zu, drei Tage in der Wildnis herum zu laufen, guck dir meine Haare an! Himmel hilf, ich will, dass wir es sofort hinter uns bringen, damit ich endlich meine Haare ordentlich machen kann, die bringen mich um! Ich sehe aus wie eine Pilzbürste! Das ist der Gipfel, Vater, ich schwöre!“ Er guckte noch grantiger, als er von allen anderen amüsiertes Gelächter hören musste. Wie bitte, die lachten ihn aus? Wenn die wüssten, seine Haare verfluchte er schon sein Leben lang, und was für eine Entehrung der Geister war es, dass er so dreckig und unordentlich zu einer Prüfung antreten musste?

Zu Purans Leidwesen schienen allen anderen seine zerzausten Haare egal zu sein, denn jetzt schob Nalani ihren Mann zur Seite, der sich vor Lachen kaum noch halten konnte.

„Ich hoffe, du hast in den drei Tagen auch an anderes gedacht als deine Frisur.“, bemerkte sie schnippisch, „Das wirst du brauchen, Sohn. Schön, dich gesund zu sehen.“ Der junge Mann seufzte nur und raufte sich maulend und meckernd die Haare. Die anderen gackerten immer noch… kein Wunder, so, wie er aussah, fand er entrüstet. Sein Blick fiel auf die hübsche Ruja, seine alte Flamme, die ebenfalls kicherte und Leyya an der Hand hielt, und er errötete leicht. Na toll, dass sie ihn so sah, wie er wie eine Pilzbürste aussah.

„Wie auch immer.“, riss Tabari wieder das Wort an sich, als auch Neron fertig mit Frühstücken war und herüber kam. „Wir fangen jetzt an. Jeder von euch beiden wird einen Kampf bestreiten. Regeln sind klar, noch mal zum Mitschreiben, an sich gibt es keine. Ihr werdet euren Gegner nicht töten, das wäre ziemlich kontraproduktiv. Bestanden habt ihr, sobald ihr wenigstens ein Unentschieden erzielt. Wir haben eure Gegner auf dem Weg hierher ausgelost, ansonsten wünsche ich euch beiden Glück.“ Er trat zurück, ebenso taten es die anderen, und Keisha und Ruja lotsten die Schaulustigen in weitere Entfernung, da die Zauber, die zu Tage treten würden, durchaus Fläche beanspruchen würden und zu nahes Beistehen gefährlich sein könnte.

Tabari streckte den Arm aus und nickte zu seinem Sohn herüber.

„Du fängst an, dich haben wir zuerst als Anwärter ausgewählt, sozusagen, Neron ist nach dir dran. Dein Gegner ist Emo. Du weißt, was du zu tun hast.“ Puran machte große Augen und sein Blick wanderte zu Henac Emo, der diebisch grinste, als hätte er sich sein Leben lang auf diesen Tag gefreut.

Ausgerechnet der, dachte der Jüngere sich verblüfft, Wobei, besser er als Mutter oder Meister Meoran-… bei ihm habe ich wenigstens kein schlechtes Gewissen, wenn ich ihm die Fresse polieren muss…

„Halt!“ empörte Nalani sich noch, als die anderen schon in sichere Entfernung trotteten und die Kontrahenten sich einander gegenüber aufstellten.

„Was ist noch?“ wollte Tabari wissen. Seine Frau verdrehte die Augen.

„Wir haben keinen Schiedsrichter, du Obertölpel!“

„Welch liebevolle Bezeichnung.“, murmelte der Dorfchef hinten in Keishas und Rujas Richtung. Letztere lachte nervös.

„Ähm, ja, sie sind ein Herz und eine Seele, auch, wenn es nicht so aussieht.“

„Ich würde es lieber Feuer und Flamme nennen, das klingt anrüchiger.“, addierte ihre Schwiegermutter und Ruja sah sie entrüstet an.

„Oh, ja, Schiedsrichter!“ bemerkte Tabari jetzt auch schlau und kratzte sich am Kopf. „Ich darf das ja dieses Mal nicht-…“

„Warum darf er nicht?“ wunderte Leyya sich, „Der Herr der Geister macht das doch immer?“

„Nein, nicht, wenn einer der Gegner ihm sehr nahe steht… Puran ist sein Sohn, er könnte Gefahr laufen, für ihn Partei zu ergreifen, das wäre nicht rechtens.“, war Keishas Antwort. Die Frauen blickten wieder zum Rat der Geisterjäger.

„Dann mach ich es.“, kam es dann von Meoran und Barak Kohdar zur selben Zeit, beide sahen sich kurz verdutzt an, dann schnaubte Meoran:

„Hey, du hast nur ein Auge, wie willst du alles sehen, Barak?“ Der andere konterte giftig:

„Du bist sein Lehrmeister, du bist genauso parteiisch wie Tabari, das hat doch wenig Zweck!“

„Wie bitte, zweifelst du an meinem Urteilsvermögen?!“ keuchte Meoran erbost, doch ehe die beiden sich tatsächlich streiten konnten, ging der Herr der Geister dazwischen.

„Seid ihr verrückt, was ist denn mit euch los?! Gut, Hakopa macht es, dann seid ihr beide raus, er ist der Älteste und verdient die Ehre damit.“

„Du meinst Arbeit.“, erwiderte Tare Kohdar gelangweilt, der sich hütete, sich um den Posten zu reißen. Meoran und Barak inzwischen verneigten sich demütig voreinander.

„Entschuldige.“, fing der Jüngere der beiden an, „Ich respektiere dich, Barak, ich weiß auch nicht, was das sollte… der Krieg macht aus vernünftigen Menschen Monster, fürchte ich.“

„Das ist wohl wahr, mir tut es auch leid. Gehen wir nachher zusammen Tee trinken?“

„HALLO?!“ brüllte Puran aus der Ferne herüber, „Einigt euch, ich will endlich meinen Kamm und einen Spiegel!“

Jetzt vergaßen alle das Tohuwabohu und nach einer Weile waren endlich alle da, wo sie hingehörten. Hakopa Kohdar stand etwas näher am Geschehen, um alles beobachten zu können, und er gab das Zeichen zum Angriff.
 

Puran war noch nicht einmal fertig damit, sich zu fragen, was er jetzt wohl am besten täte, da schnellte sein Gegner mit einem Mal auf ihn zu und bewarf ihn schnell wie ein Blitz mit einer Handvoll Wurfnadeln. Der Jüngere fuhr keuchend zurück und spürte einen stechenden Schmerz in seinem linken Oberarm und seiner rechten Schulter, hauchfein punktiert, aber er wurde immer stärker und ließ auch nicht nach, als er die dünnen, aber sehr stabilen Nadeln aus seinem Körper zog.

„Geht’s noch?“ meckerte er dann unverblümt in Emos Richtung, der über ihn hinweg gesprungen war und jetzt grinsend auf einem Felsen in der Nähe stand. „Was zum Geier?! Ich bin noch gar nicht wach, verdammt!“

„Na, dann wird es aber Zeit.“, machte der Schwarzhaarige und pustete sich einige in der Tat lang gewordenen Strähnen aus dem Gesicht, „Sei froh, dass das Gift in den Nadeln nur schmerzhaft ist und dich nicht lähmt oder gar tötet, aber ich soll dich ja am Leben lassen…“ Der Jüngere schnaufte empört. Gift, na großartig. Und töten, noch großartiger, seine Mutter hatte völlig recht, dieser Mann war ein gestörter Sadist… er verdrehte missmutig die Augen und zog unbeholfen seine zwei Schwerter aus dem Gürtel. Emo fing darauf an zu lachen.

„Neiiin.“, machte er theatralisch, „D-du meinst das nicht ernst und willst mit Schwertern auf mich losgehen! Oh, Puran, komm, mach einen Punkt, du enttäuschst mich…“

„Was erwartest du denn?“ entgegnete der Angesprochene kalt, „Dass ich sofort meine Trümpfe aus dem Ärmel ziehe und mir am besten ins Gesicht male, was ich gut kann und was du fürchten solltest? Ich denke, ich soll dich besiegen, dann komm mal her und steh nicht Töne spuckend auf deinem Stein da herum!“

Er selbst zweifelte mehr an seinen großkotzigen Worten, als es sich angehört haben musste, bemerkte Puran betreten, denn sein Gegner machte ein finsteres Gesicht und verzog dann amüsiert den Mund zu einem diabolischen Grinsen.

„Ganz wie du willst, Prinz Lyra… dein Wunsch ist mir Befehl!“ Und mit diesen Worten sprang er in die Luft und warf abermals mit Nadeln, dieses Mal waren es mehr. Puran war jetzt darauf gefasst, beworfen zu werden, und blockte bis auf eine, die in seinem Rücken landete, alle mit seinen Schwertern ab, sodass sie klirrend gegen die Klingen stießen und zu Boden fielen. „Deine Waffen werden dir bald nichts mehr nützen!“ empörte der Geisterjäger sich, landete auf der Erde und fuhr herum, mit einer einzigen Bewegung seiner Hand ließ er aus einem dunklen Nebel eine ganze Horde von Nadeln auftauchen, die er sogleich auf sein Gegenüber schleuderte. Wie eine schwarze Wand sah Puran die Dinger auf sich zu kommen, und keuchend sprang er zurück, auf einen Felsen und hoch in die Luft, um den meisten Nadeln auszuweichen. Einige schlug er mit den Schwertern zurück, aber die obersten konnte er nicht mehr aufhalten und fuhr noch im Sprung wieder herum, damit wenigstens sein Gesicht verschont blieb und die Nadeln nur seinen Rücken durchbohrten. Keuchend landete er wieder auf dem Boden und taumelte, als der Schmerz mehr zunahm. Doch er kam kaum dazu, Luft zu holen, da kam die nächste Wand aus Nadeln und Schatten auf ihn zu, dieses Mal von der anderen Seite. Von irgendwo hörte er Emo dreckig lachen.

Verdammt, das… ist nicht komisch! dachte der Jüngere angesäuert und riss die Schwerter wieder hoch, um sie dann in seinen Gürtel zurück zu stecken. Das hat ja überhaupt keinen Zweck auf diese Weise… hach, wie ich das hasse! Ich will nur einen Kamm und eine Tasse Kaffee!

Oh ja, Kaffee vermisste er unglaublich, seit er aus Dokahsan weg war… mit diesen Gedanken hob er die Arme wieder und mit einer ausschweifenden Bewegung seiner Hände schleuderte er Emos Nadeln einen gleißenden Blitz entgegen, der die dunkle Wand traf und wie eine gewaltige Schwertklinge aus purer Magie zerfetzte, sodass sie in abertausende von Splittern zersprang und die Nadeln in alle Himmelsrichtungen davon flogen.

Emo kicherte.

„Ah… jetzt wird es interessant, du Amateur!“ Der Jüngere fuhr herum in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, aber der Gegner war verschwunden. Er drehte sich einmal im Kreis herum, aber nirgends war er zu entdecken. Nach Luft schnappend wandte sich Puran den Felsen der Nosar-Berge zu, zweifelsohne hatte Emo sich hinter einem davon verkrochen und spielte tot, oder so… doch zu seiner Empörung kam plötzlich wieder ein Schatten auf ihn zu, aber nicht von den Felsen, sondern von hinten, er wirbelte abermals herum und zerschmetterte die Nadeln mit einer Katura, in dem Moment traf schon wieder eine kleine Ladung Nadeln seinen Rücken. Er hörte von irgendwo Emos Lachen, als er wieder Luft holte und mit aller Macht versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. Was war das für ein Mistkerl, wieso löste er sich in Luft auf und war auf allen Seiten zugleich? So schnell konnte doch kein Mensch sein… Er blieb murrend stehen und zerrte die Nadeln aus seinem Rücken, ehe er die Hände wieder hob und sich heftig atmend umsah. Von seinem Gegner war keine Spur.

„Was ist?“ kam seine Stimme wieder aus dem Nichts, „Verwirrt? Na, du bist ja ein toller Geisterjäger…“ Und der Jüngere kam gerade eben zum kurzen Verschnaufen, da kam schon der nächste Schatten über ihn.
 

„Er nimmt ihn ganz schön hart ran…“ brummte Nalani im Hintergrund, die mit den anderen das Geschehen beobachtete, wie ihr Sohn gehetzt wie ein Beutetier hin und her sprang, herumfuhr und alle Angriffe Emos mit Windmessern zerschlug. „Leicht macht er es ihm jedenfalls nicht… ich habe geahnt, dass das so ausartet, Tabari, wenn er zu weit geht, musst du das unterbrechen!“

„Nichtsda.“, sagte ihr Mann erstaunlich nüchtern, „Das ist jetzt in Hakopas Händen als Schiedsrichter. Wenn er denkt, er übertreibt, wird er einschreiten, nicht ich. Die Geister haben entschieden, dass es Emo sein soll, also muss Puran mit ihm fertig werden.“

„Hey, willst du wetten?“ grinste Meoran ihn von der Seite an, „Das ist dein Sohn, der schafft ihn mit links!“

„Ich wette doch nicht gegen meinen eigenen Sohn, du Idiot!“ empörte der Blonde sich, „Wette mit den Bauern aus Iter, Meoran!“
 

Ein weiterer Hagel aus Giftnadeln und Puran stolperte geschwächt von den Schmerzen und dem ewigen Herumrennen über einen Stein und stürzte zu Boden. Keuchend versuchte er, sich so schnell wie möglich wieder aufzurappeln, aber seine Beine wollten nicht so wie er. Als er japsend auf seinen rechten Oberschenkel fasste, fühlte er warmes Blut unter seinen Händen, das bereits seine Hose durchtränkte. Die Nadeln hinterließen kleine, aber viele Wunden, er fühlte sich inzwischen wie ein Sieb.

„Verdammt, das… ist nicht alles!“ zischte er empört über sich selbst, „Dieser verdammte Dreckskerl muss doch irgendwo sein!“ Genau als er das vor sich hin fluchte, tauchte der Gegner direkt vor ihm auf. Puran rappelte sich jetzt erfolgreich hoch und riss alarmiert die Hände hoch, die grünen Augen zu finsteren Schlitzen verengt. „Ah, er gibt sich also die Ehre!“

„Gibst du schon auf, Prinz Lyra?“ gackerte der Ältere und schüttelte seine Hände aus, „Wenn das dein großes Talent sein soll, von dem alle reden, frage ich mich, ob Meoran blind, taub und dämlich im Kopf ist, dass er dich für etwas Besonderes gehalten hat…“

„Dann glaube das, ich gebe nicht auf.“, entgegnete Puran sachlich und putzte sich etwas Dreck von der Kleidung. „Spiel nicht mit mir, Henac Emo, sieh mir in mein verdammtes Gesicht und greif mich an wie ein Mann, und nicht wie ein Feigling, der sich versteckt!“

„Es geht hier nicht um Ehre, das ist eine Frage der Strategie, Puran. Und meine ist es nun mal, mich zu verstecken, es wäre ziemlich dumm von mir, es nicht zu tun… aber gut… wie du willst.“ Emo trat ein paar Schritte zurück und hob die Arme bedrohlich langsam wieder in Purans Richtung. „Ich höre zu spielen auf und mache jetzt Ernst.“

Und ehe er sich versah, wurde es vor seinen Augen schwarz.
 

Dunkelheit. Nein, es war finsterer als Dunkelheit, und es fühlte sich kalt und grauenhaft an, als er im Schatten herum wirbelte und nichts außer noch mehr Finsternis wahrnahm. Der Emo-Clan war ein sehr alter Zweig des Kandaya-Clans, deswegen arbeitete der Mann natürlich ebenso mit Schattenzaubern wie Nalani. Und in dem Moment war er froh, nicht seine Mutter als Gegnerin erwischt zu haben… er wollte sich nicht ausmalen, wie das geendet hätte. Puran riss die Arme durch die Finsternis hinauf, als er Emos Lachen aus dem Nichts vernahm.

„Wo bist du, Mistkerl?!“ wollte er empört rufen, aber zu seinem Entsetzen verließ seine Kehle kein Ton. Er spürte einen stechenden Schmerz in seinen linken Arm fahren und drehte sich abermals um in der Erwartung, von Nadeln aufgespießt zu werden; als er jedoch versuchte, sein Windmesser zu benutzen, um die Nadeln abzublocken, geschah nichts… seine Hände waren wie betäubt, er spürte die Macht nicht mehr, die Magie, die die Geister ihm sonst bescherten, sie war plötzlich wie weggeblasen.

Verflucht, was machst du mit mir, Emo…?! Was ist das denn für eine üble Veräppelung…?! Er fuhr herum und rannte ein Stück durch die Dunkelheit, nur, um gleich wieder anzuhalten vor Verwirrung über die Schwärze um ihn herum. Sein Atem ging schwer und er spürte jetzt zu den Schmerzen, die sich in seinem Körper ausbreiteten wie ein Buschfeuer, noch einen furchtbaren Brechreiz kommen, als der Schmerz sich plötzlich auf seine Magengegend konzentrierte; und er fiel in die Finsternis des Schattens ohne ein Halten, gefühlte Jahre lang, als der Boden unter seinen Füßen verschwand.
 

„Jetzt reicht’s, Schluss!“ schrie Nalani hinten wutentbrannt und Meoran, Tabari und Tare Kohdar mussten sich zu dritt auf sie stürzen, um sie festzuhalten, als sie schon im Begriff war, ins Schlachtfeld zu springen. „Mach, dass das aufhört, Hakopa, er geht zu weit! Er soll ihn verdammt noch mal nicht umbringen!“ keifte sie weiterhin, „Lasst mich los! Tabari, lass los und ich zerfetze diesen Mistkerl, der gerade unser Kind umbringt!“

„Reiß dich zusammen, niemand wird hier zerfetzt!“ keuchte Tare Kohdar entsetzt, „Sag doch was, Tabari!“

„Der Kampf ist entschieden, verflucht, Hakopa, beende das, bevor Emo ihm den Kopf abreißt!“ schrie Nalani zornig, „Loslassen, oder ich bringe euch alle verdammt noch mal um!“

„Oh nein! W-wie furchtbar!“ Leyya fing vor Angst wegen des Geschreis beinahe zu weinen an, während sie fassungslos auf Puran starrte, der inzwischen am Boden lag, nachdem Emo wieder aufgetaucht war und ihm gackernd in den Bauch getreten hatte. „Puran, steh auf!“ schrie sie dann verzweifelt, „Steh auf, bitte! Ich weiß, du kannst das! Willst du dich so demütigen lassen von diesem dunklen Heini?! Steh auf!“

„Der Kampf ist nicht entschieden, er wird wieder aufstehen!“ zischte Tabari da seiner Frau ins Gesicht, sie am Kragen zu sich herum zerrend, „Sieh mich an! Vertraust du meiner Entscheidung nicht, ihn zur Prüfung zu schicken? Ich weiß, was ich gesehen habe, und ich weiß, was die Geister sagen. Du weißt es doch normalerweise auch…?“ Nalani hörte auf, zu zappeln, und senkte ebenfalls zischend den Kopf.

Ja, sie wusste, was die Geister sagten. Sie wusste, dass ihr Sohn eine außergewöhnliche innere Stärke besaß, eine außergewöhnliche Macht der Geister. Aber sie war seine Mutter und in Momenten wie diesen schalteten ihre Instinkte sich zu ihrer größten Verärgerung aus. In Momenten wie diesen, in denen sie einen der Menschen, die sie liebte, in Gefahr sah, merkte sie plötzlich, dass sie ebenso ein Mensch war, der fühlen konnte, und keine eiskalte Geisterfrau.

„Dann steh auf!“ zischte sie in Purans Richtung und sah aus dem Augenwinkel, wie Leyya sie hoffnungsvoll ansah. „Steh auf, Junge, oder ich breche dir die Beine, wenn du das überlebst, damit du liegen bleiben kannst!“
 

„Steh auf!“ hörte Puran die Geister sagen, während er fiel, und er schnappte verzweifelt nach Luft. Statt Luft atmete er Finsternis ein, und er begann zu husten, als sie sich mit einem fürchterlichen Schmerz in seinen Hals brannte. „Steh auf und zerreiße die Finsternis, Puran… du bist ein Kind der Geisterwinde, du bist ein Schamane!“

„Ich würde ja!“ empörte er sich tonlos, da noch immer keine Stimme aus seinem Mund drang, und er kämpfte keuchend gegen den Schatten, der ihn gefangen hielt, von dem die anderen draußen nichts mitbekamen. „Es geht nicht!“

„Du willst nur nicht, das ist es.“, sagten die Stimmen in seinem Kopf, und er stöhnte, als der Schmerz zunahm und er wieder husten musste. „Es ist dein Schicksal, Puran… du bist zu Größerem bestimmt als dem hier.“

Er öffnete ruckartig die Augen, als er das hörte – diesen Satz, den er so oft gehört hatte. Und als wäre es eine Zauberformel gewesen spürte er plötzlich, wie die Magie zu ihm zurückkehrte, wie sein Geist gegen die Finsternis ankämpfte, stärker als zuvor. Und er zwang sich, sich umzudrehen und spürte den Boden unter seinen Füßen zurückkehren.

Verdammt! Ich werde nicht… jämmerlich am Boden liegen und verlieren, nein! Ganz… sicher nicht!

„Dann helft mir… hier raus, Himmelsgeister!“ Seine Stimme war auch zurückgekehrt, als er den Befehl aussprach in einem Ton, den er sich selbst niemals zuvor hatte anschlagen hören. Und die Geister gehorchten ihm.

Mit einem Grollen aus dem Himmel fuhr Henac Emo auf der Wiese zurück, der gerade mit einer handvoll Nadeln ausgeholt hatte, um sie auf den am Boden liegenden Jungen zu schleudern, ungeachtete Nalanis Gezeter von hinten, in dem Moment, in dem Puran die Augen plötzlich wieder aufschlug.

„Was zum…“ murmelte der Geisterjäger und machte sicherheitshalber einen Schritt rückwärts; die Botschaft, dass jemand seinen Schatten durchbrochen hatte, was noch nie ohne seinen Willen geschehen war, drang zu langsam zu ihm durch, so langsam, dass er erst wieder realisierte, was geschah, als Puran plötzlich wieder auf den Beinen stand und einen Arm in den Himmel hinauf riss. Und mit einem weiteren, diesmal lauteren Krachen fuhr ein gewaltiger Wind über das Feld, der sich in seiner ausgestreckter Hand zu einem Wirbel konzentrierte. Dröhnend und ächzend wurde der Windwirbel in seiner Hand größer und mächtiger, und keuchend starrte er auf seinen Gegner, der sich für einen Moment nicht rührte.

„Wenn du gedacht hast… das wäre alles, was ich zu bieten habe… hast du dich geirrt.“, presste er gezwungen gefasst heraus, „Ich werde nicht winselnd vor dir im Dreck kriechen, Emo!“ Mit diesen Worten riss er seinen Arm samt Wirbel herab und schmetterte die gewaltige, pure Macht der Magie aus seiner Hand auf den Mann vor sich. Das Schreien des Publikums von zuvor war jetzt bis auf das allerletzte Geräusch verstummt, Puran spürte sie ihn anstarren mit vor Fassungslosigkeit entgleisten Gesichtszügen, und er spürte die Himmelsgeister, die ihm unter die Arme griffen, als die gewaltige Macht in seinem Inneren aufloderte wie eine bösartige Flamme, wie ein wildes Tier, das sich von seiner Leine losgerissen hatte brach sie aus seinem Körper heraus und donnerte mit voller Kraft auf den Erdboden. Die Welt erzitterte wie durch einen Anschlag der Zuyyanerarmee und der Himmel grollte über ihren Köpfen. Puran schloss kurz die Augen. Er hörte das Krachen nicht, er spürte das Zittern nicht; alles, was er hörte, war das Flüstern der Geister, ihre eindringlichen Stimmen, die ihn aufforderten, die gesamte Bandbreite seiner inneren, gewaltigen Kraft freizusetzen, das, was tatsächlich in ihm schlummerte, für das er seit seiner Geburt bestimmt war. Und alles, was er spürte, war die Energie, die Anwesenheit der Himmels- und Erdgeister. Sie waren da, sie waren in der Luft, die er atmete, sie waren in seinem Körper und seinem Geist, und durch ihre Augen sah er, obwohl seine eigenen Lider fest geschlossen blieben.

Dann hörte das Grollen und Beben auf, als der gigantische Windwirbel versiegte und einen Krater der Verwüstung hinterließ. Emo war spurlos verschwunden.

„Er ist weg.“, sagten die Geister, „Hör auf deine Instinkte. Du wirst ihn nicht mit deinen Augen finden, Puran… du wirst ihn mit deinem Geiste finden!“

„Tu es!“ zischten die Stimmen eindringlicher, und er atmete tief ein und aus, spürte die Macht und hob zitternd die rechte Hand Zoll um Zoll nach oben. Der Wind fuhr wieder auf, als er Emos Stimme darin schnaufen hörte.

„Beeindruckend, gebe ich zu… aber dennoch bist du blind und taub, Prinz Lyra… du bist kein Gegner für mich.“

Und als die Stimme verstummte, sah Puran ihn. Er sah ihn ohne Augen, nur durch seinen Geist, wie der Mann plötzlich direkt hinter ihm auftauchte – nein, er sah ihn, bevor er auftauchte, und als der Jüngere sich herum drehte, tauchte Emo erst auf, und in seiner Hand waren vergiftete Nadeln, die den Kampf besiegeln sollten, würden sie ihn treffen. Sie waren anders als die zuvor – diese Nadeln würden den Schatten nicht nur über ihn stülpen wie zuvor, sie würden ihn bis in seine Seele vordringen lassen, und dann wäre ein Entkommen ohne Emos Zutun unmöglich. All das sagten die Geister ohne Worte, all das sagten sie ihm, und Puran begriff, als er seine rechte Hand jetzt schneller empor riss, was sie gemeint hatten.

Er war dafür bestimmt, sie auf diese Weise zu benutzen, die Macht von Vater Himmel und Mutter Erde, die Geisterkinder, die in seinem Körper und seiner Seele schlummerten. Sie waren wie eine Waffe, sie waren eine mächtige Waffe, und sie ließen sich ungern in diesem Maße bändigen.

Aber er konnte sie beherrschen… er konnte und er würde, beschloss er in diesem einen Moment, in dem sich die befreite Macht aus seinem Geist in seiner rechten Hand bündelte und mit einem lauten Krachen und einem gleißend hellen Blitzen sichtbar wurde. Sie materialisierte sich, er konnte sie erfassen wie eine tatsächliche, sterbliche Waffe, obwohl sie nur aus purer Macht der Geister bestand; sie war ein Erzeugnis der Mächte der Schöpfung. Puran öffnete die Augen und sah die Nadeln jetzt real auf sich zufliegen, und Henac Emos entgeisterter Blick, als der Junge die Hand nach vorne schwang und mit ihr die Waffe der Geister, das gleißende Blitzlicht, das sich wie ein Schwert geformt hatte. Ein einziger Streich mit dem Geisterschwert in Purans Hand reichte aus, um die Nadeln in Staub aufzulösen, und ehe der Gegner sich versah, war der Jüngere über ihm, stieß ihn gewaltsam auf die Erde, packte ihn mit der freien Hand am Kragen seines schwarzen Umhanges und hielt ihm mit der rechten Hand das blitzende Schwert an die Kehle.

„Ja, du hast recht.“, zischte er dann kalt, „Ich bin kein Gegner für dich, Emo.“
 

Hakopa Kohdar hob die Arme nach einem kurzen Moment.

„Der Kampf ist vorüber.“, entschied er, „Wäre das eine Schlacht, wäre Emo jetzt jedenfalls tot, also hat Puran den Kampf gewonnen und damit die Prüfung bestanden.“ Als müsste er sich erst absichern blickte er zum Rest der Geisterjäger, doch die standen nur mit offenen Mündern da und brachten kein Wort heraus. Es war Leyya, die das Schweigen brach. Sie erstrahlte wie eine kleine Sonne, befreite sich aus Keishas Handgriff und rannte über die Wiese.

„Puran!“ rief sie dabei, „Du hast es geschafft, hurra! Ich habe gewusst, dass du es kannst!“

„H-halt, Vorsicht!“ schrie Hakopa Kohdar sie entsetzt an, als sie an ihm vorbei rannte, auf den Sieger des Kampfes zu. Puran versiegelte gerade noch rechtzeitig die Macht wieder und ließ das leuchtende Schwert verschwinden, da warf Leyya sich stürmisch in seine Arme und hängte sich vor Freude gleichzeitig lachend und weinend an seinen Hals. Er war so überwältigt von dem Angriff der Heilerin, dass er rückwärts umkippte.

„Leyya, du liebe Güte, was zum-…?!“ jappste er nur verblüfft, und sie drückte sich an ihn, als wäre er ein lange tot geglaubter Freund, den sie nach Jahren zum ersten Mal wieder sah.

„Du hast es geschafft!“ wiederholte sie glücklich und setzte sich auf, jetzt auf ihm drauf sitzend, „Ich freue mich! Und, du bist wieder da, du warst drei Tage lang weg, ich habe dich fürchterlich vermisst! Ich… ich freue mich, du bist der Größte!“ Er errötete, wusste nicht genau, weshalb, setzte sich dann etwas heftiger atmend auf und räusperte sich. Jetzt kamen auch die anderen an und machten einen Kreis um die zwei am Boden. Die Bauern aus Iter jubelten, die Kinder grölten begeistert. Leyya umarmte Puran mit aller Liebe und Zuneigung, die sie besaß, und er musste unwillkürlich lächeln über ihr Verhalten. Dabei hatte er sie so dumm angeblafft, bevor er gegangen war… sie war ein sehr beeindruckendes Mädchen, stellte er einmal wieder fest.

„Du bist tapfer, kleine Leyya.“, murmelte er dann nur lächelnd und tat ihr den Gefallen, ihre Umarmung zu erwidern, weil er genau wusste, dass sie das erfreute. Und wie erwartet drückte sie sich fester an ihn und lachte jetzt leise neben seinem Ohr. Es war ein helles, schönes Lachen, aus dem all ihre Freude sprach, die sie empfand.

Als Tabari gefolgt von den anderen Geisterjägern, nicht zuletzt einem zerknirschten Emo, den Kreis der jubelnden Bauern betrat, rappelte er sich wieder auf und stellte Leyya dabei vor sich auf die Füße. Sie ließen einander los und der junge Mann räusperte sich wieder, ehe er sich tief vor den Ratsmitgliedern verbeugte – was er bereute. Denn in diesem Moment kehrten plötzlich wie auf Kommando alle Schmerzen in seinen Körper zurück, die die Anwesenheit der Geister wohl verdrängt hatte, hinzu kam ein furchtbarer Schwindel in seinem Kopf. Als Puran etwas sagen wollte, kam nur ein hirnloses Brabbeln aus seinem Mund, dann wurde ihm so plötzlich schwarz vor Augen, dass er zunächst glaubte, Emos Schatten wäre zurück. Lange Zeit blieb es dunkel in seinem Geist.
 

Als er die Augen aufschlug, lag er in einem Bett. Es war dunkel draußen und er hörte geschäftiges Treiben in Iter. Und das Geräusch eines Stuhls, der über Holzboden geschoben wurde, Schritte, die hastig auf ihn zukamen. Und das Erste, was er vor sich sah, war Leyyas hübsches Gesicht.

„Du bist auf! So ein Glück, wir hatten Angst, du schläfst jetzt bis zum Winter!“ Er konnte ihr nicht folgen.

„W-was?“ stöhnte er und wollte sich aufsetzen – ihre kleinen Hände verhinderten es, die sich auf seine Brust legten. Oder besser auf den Verband, der darum gewickelt war; wo waren seine Kleider?

„Nicht!“ machte die Heilerin leise, „Bleib liegen, du musst dich ausruhen, du bist erschöpft. Das wird wieder, Keisha hat gesagt, du musst nur schlafen. Wie geht es dir?“

„Kopfweh.“, stöhnte er benommen und blieb liegen, „Wir-… wir sind im Haus…? Wie lange war ich weg-…? Wo sind alle, was ist los und-… warum zum Geier bin ich nackt?!“

„Du bist nicht nackt.“, entgegnete sie und wurde rot, „Ähm, wir haben dir deine Unterwäsche an gelassen, Meoran meinte, es wäre für dich nicht so angenehm sonst-… Keisha und ich haben die Wunden durch die Nadeln geheilt und versorgt, deshalb bist du – fast – nackt.“ Er räusperte sich. Wie liebenswürdig, das kleine Mädchen hatte ihn also nicht ganz nackt gesehen, da war er aber beruhigt – er wollte sie schließlich nicht für ihr Leben schädigen mit Anblicken, für die sie definitiv noch zu jung war. Er seufzte.

„Mann… ja, Prüfung-… genau, da war was, ich erinnere mich.“, murmelte er vor sich hin, „Ist es schon Abend?“

„Längst!“ lachte sie amüsiert, „Draußen machen sie ein großes Feuer, sie feiern euch zu Ehren ein Fest! Wenn es dir wirklich gut geht, darfst du aufstehen und mit herunter kommen, es gibt richtig viel gutes Essen. Aber Keisha hat gesagt, du musst dich vor allem ausruhen. Du hast mächtige Magie angewendet, das hat dich mitgenommen.“ Beeindruckt sah Puran sie einen Moment an.

„Das weißt du alles? Du bist für dein Alter eine sehr geschickte Heilerin, wenn du Keisha sogar eine Hilfe warst.“ Er sah sie vor Verlegenheit und Stolz über dieses Kompliment erröten und lächelte müde. „Danke… für alles, was du getan hast. Und Keisha gilt das natürlich auch.“

„Nein, nein!“ wehrte die Kleine ab, „I-ich meine, du hast mein Leben gerettet, ich stehe in deiner Schuld!“

„Ach was, Blödsinn!“ Sie drehte beschämt den Kopf weg, als er kurz lachte, was seinen Kopfschmerzen aber nicht gut tat. Ihm fiel etwas anderes ein. „Ah – sag mal, Leyya… was ist denn aus der Prüfung geworden?! Hab ich etwa alles verpasst? Was ist mit Neron Shai?“

„Oh, der hat sie auch geschafft, genau wie du!“ erklärte sie fröhlich, „Er hat Meoran ziemlich durch die Gegend gehetzt, der war nicht begeistert – er hatte ein lustiges Schwert, es konnte auch leuchten und sich wie eine Schlange winden, das war unglaublich! Seine Begleiterin Saja stand neben mir, als wir zugesehen haben, sie hat mir erklärt, es ist ein Magiemedium, also, das Schwert, meine ich. Eine Waffe, auf die man Zauber übertragen kann, ziemlich beeindruckend! – Natürlich nicht halb so beeindruckend wie das, was du gemacht hast!“ Puran verdrehte wohlwollend die Augen.

„Ja, ja, natürlich. Hör auf, für mich zu schwärmen, die Leute werden noch denken, du seist verliebt in mich, haha!“ Sie lachten beide.
 

Wenig später kam Keisha und nachdem Puran von ihr einen Tee gegen Kopfschmerzen bekommen hatte und sich ansonsten wach genug fühlte, um aufzustehen, verließen sie das Wohnhaus, um auf den Dorfplatz zu gehen, wo die Feier in vollem Gange war. Auf dem Weg dahin trafen die beiden Heilerinnen und Puran auf Nalani, die mit einem Stoffbündel in den Armen einher ging.

„Da seid ihr ja.“, ließ sie verlauten, als sie vor den dreien zum Stehen kam. Eine Weile betrachtete sie ihren einzigen Sohn, ehe sie flüchtig den Kopf senkte. „Leyya, Keisha, geht bitte voraus und sagt Tabari, dass wir anfangen können, wir kommen gleich nach.“ Die beiden taten, wie ihnen geheißen, und einen weiteren, langen Moment sahen Mutter und Sohn schweigend einander an, um sie herum das Getümmel und Gejohle der ausgelassenen Menschen ignorierend.

„Deine Haare sind wieder gewachsen.“, stellte Puran dann irgendwann ohne Zusammenhang fest, hob eine Hand und strich Nalani über die schwarzen Haare. „Du siehst hübsch aus, Mutter.“ Sie lächelte leicht und erwiderte seinen liebevollen Blick.

„Schmeichler. Du siehst besser aus als nach der Prüfung, Puran. Ich bin gekommen, weil ich solche Dinge ungern vor versammelter Mannschaft ausdrücke. Du weißt, wie ich fühle, ich bin deine Mutter und du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, gemeinsam mit deinem Vater natürlich. Heute ist… ein besonderer Tag, Puran. Das ist dein Tag, der Tag, an dem du genau wie dein Vater und ich Mitglied des obersten Rates der Schwarzmagier wirst. Für mich ist es, als-… als wärst du ein zweites Mal zum Mann geworden. Ich will…“ Sie fand nicht die richtigen Worte. „Ich will sagen… ich bin sehr, sehr stolz auf dich…“ Er sah sie gerührt an und sie schimpfte. „Verdammt, was soll das Gerede!“ Damit fiel sie ihm um den Hals – inzwischen war er größer als sie. Und sie umarmten einander und er lachte bitter und zwang sich mit aller Macht, nicht vor Rührung zu weinen – er war so eine Heulsuse, es war ihm wirklich peinlich… aber dass seine Mutter so mit ihm redete, war selten und es machte ihn glücklich… „Ich liebe dich, mein Kind.“, wisperte Nalani neben seinem Ohr, „Mein einziges Kind… das längst kein Kind mehr ist. Ich bin stolzer, als jemals eine Mutter auf ihren Sohn sein wird, in dieser Welt oder der nächsten.“

„Nein…“ machte er und ohrfeigte sich innerlich für seine jetzt doch sehr wässrige Stimme, als er sie losließ und sie lächelnd ansah, dabei zitternd. „Nein, ich bin es, der stolz sein kann… stolz darauf, so großartige Eltern zu haben, die mich lieben und ohne die ich ein Nichts wäre… ich bin stolzer darauf, dein Sohn sein zu dürfen, Nalani, Königin der Geisterjäger, als jemals ein Sohn stolz auf seine Mutter sein wird.“ Er wischte sich hastig über die Augen und räusperte sich, während Nalani ihn gut verstand und leicht grinsen musste. Sie hatte ein so sensibles Kind, es rührte sie immer noch. „Was hast du da in den Armen, Mutter?“ lenkte er ab und sie nickte.

„Ah, das ist für dich. Ich habe mir die Freiheit genommen, dir während deiner Abwesenheit einen Umhang zu machen… als Zeichen der Ehre, die dir gebührt als Geisterjäger. Hier im Dorf hatten sie Stoff, den wir schwarz eingefärbt haben… in Dokahsan hättest du natürlich besseres Material bekommen, aber wir sind nun mal nicht in Dokahsan.“ Sie breitete das Stück Stoff vor ihm aus und er zog die Brauen hoch, ehe er es dankend annahm.

„Das ist mir wirklich eine Ehre.“, murmelte er, „Jetzt reicht’s langsam, noch mehr und ich werde ganz rot-… ich danke dir, Mutter. Mit Stolz werde ich ihn tragen wie eine zweite Haut.“

„Aber nimm ihn beim Waschen ab…“
 

Um das Feuer herum saßen die Menschen von Iter und alle, die im Moment ebenfalls in dem Dorf wohnten, als Nalani mit Puran dazu stieß. Bei ihrem Anblick hörten sie auf, zu feiern, und alle Blicke wandten sich auf die zuletzt Angekommenen.

„Was ist denn jetzt?“ wunderte der Jüngere sich verblüfft, dann erhob sich sein Vater, der an einem der eigens für diese Feierlichkeit heran geschleppten Tische gesessen hatte. Die anderen Geisterjäger taten es ihm jetzt gleich, Henac Emo murrte.

„Da jetzt ja alle da sind, die das tangiert, werde ich mich kurz fassen.“, behauptete der Herr der Geister und räusperte sich, „Puran und Neron, kommt beide zu mir und stellt euch vor mich hin.“ Die beiden sahen sich zunächst fragend an und folgten dann dem Befehl. Um sie herum war es jetzt bis auf das Prasseln des Feuers still. Die Augen aller Anwesenden lagen jetzt auf dem Magierrat, auf den Menschen mit den schwarzen Umhängen. Neron hatte auch einen bekommen, vermutlich von seiner Begleiterin, dachte Puran sich und musterte seinen Mitstreiter, der offensichtlich so erfolgreich gewesen war, wie er großkotzig behauptet hatte.

Tabaris Worte rissen ihn aus seinen Gedanken.

„Ihr habt beide die Prüfung bestanden, das heißt, ab heute seid ihr zwei vollwertige Mitglieder unseres Rates der Geisterjäger. Vertreter der Schwarzmagier des Zentrums von Tharr! Auf euch liegt nun, so wie auf uns Älteren, eine große Verantwortung, aber es ist für euch ebenso eine Ehre, Vermittler zwischen den Geistern und den Lebenden sein zu können.“ Danach lehnte er den Kopf in den Nacken und riss die Arme zum Himmel empor, worauf das Feuer mächtig zu flackern begann ob des Windes, der plötzlich aufkam. „Geister von Vater Himmel und Mutter Erde!“ rief Tabari mit lauter, befehlender Stimme in den nächtlichen Sommerhimmel, „Erkennt ihr diese beiden Männer als Geisterjäger an, nachdem sie die Prüfung bestanden haben? So, wie ihr ihnen dienen werdet, werden sie euch dienen, was sie tun werden, ist der Wille der Mächte der Schöpfung, der alles erschaffen, beherrschen und zerstören kann! Sprecht, Geister!“ Die Menschen ringsum hielten gespannt den Atem an, ehe aus dem Himmel ein langes, dunkles Grollen ertönte, das die meisten zusammenfahren ließ. Puran keuchte, als sein Vater wieder herunter sah, ihm direkt ins Gesicht. Der Blonde grinste und ließ die Arme sinken. „Dann wäre das besiegelt. Vor den Augen von Vater Himmel und in dem Griff der Mutter Erde zu euren Füßen seid ihr beide jetzt Mitglieder des Rates. Ähm.“, Er kratzte sich plötzlich doof lachend am Kopf, „Normalerweise würdet ihr jetzt Pentagramm-Anstecker bekommen, dummerweise… haben wir keine hier! Das, ähm, holen wir nach, sobald wir Material und einen Schmied dafür finden, ich denke, die Geister werden euch auch ohne den Anstecker folgen.“

„Klar, das wird schon.“, grinste Neron Shai zuversichtlich, Puran räusperte sich nur verhalten und verneigte sich.

„Ich bin geehrt durch das Ansehen, das ihr mir zukommen lasst, Va-… äh, Herr der Geister, Ratsvorsteher.“ Tabari musste leise lachen, ehe er vortrat und seinem Sohn die Schulter klopfte.

„Sei nicht so förmlich, Puran… ich erkenne dich doch kaum wieder, wenn du so bist.“ Er grinste und sein Sohn zwang sich auch zu einem etwas verzerrten Grinsen. „So, dann lasst uns mal weiter feiern, Essen gibt’s! Setzt euch zu uns!“ Dann war die zeremonielle Stimmung gebrochen und alle begannen zu reden, zu lachen und zu singen, während sich alle um die Tische herum verteilten. Und während sie aßen, kam Puran zu diversen Informationen, die er schon vermisst hatte.

„Leyya hat erzählt, Neron Shai hätte dich fertig gemacht, Meister, ich bin etwas erstaunt…“ Meoran hüstelte.

„Da hat sie wahr gesprochen, dieser verrückte Kerl war ziemlich beeindruckend.“

„Na, was wohl dein Vater und dein Onkel im Geisterreich jetzt von dir als Erbe des Clans denken…“ feixte Puran amüsiert und sein Lehrer räusperte sich, bevor er lachend aus einem Becher trank.

„Ach, die amüsieren sich bestimmt. Ich halte das heute für keine Schande, wo kämen wir hin, wenn jeder Verlierer dieses Kampfes gleich beschämt würde? Nein, es ist der Wille der Natur, dass wir neue Geisterjäger in den Rat aufnehmen, und dafür müssen die Alten eben ab und zu mal Platz machen. Ich hoffe, du denkst jetzt nicht, ich hätte nichts mehr drauf…“

„Wie könnte ich…?“

„Man weiß ja nie, sagen wir so, wäre dieser Kampf vor einem Jahr gewesen, oder nur vor einem halben Jahr, dann wäre ich vielleicht…“ Er hüstelte gekünstelt, linste seine Frau neben sich kurz an und grinste Puran dann wieder an, „Ich meine, dann wäre ich vielleicht mehr bei der Sache gewesen, ich fürchte, besonders schwer gemacht habe ich es dem Vogel nicht-… es liegt eben an den Umständen, Puran.“ Der Junge verstand, was er meinte, und stützte jetzt gackernd den Kopf auf die Hände.

„Aaach so… und ich dachte, Ruja wäre es, die schwanger ist, Meister…“

„Das ist ja das Problem, ich sorge mich zu viel – ach, hör nicht auf das tüdelige Geplapper eines alten Mannes, Puran. Du hast hervorragende Arbeit geleistet da heute auf dem Feld… lass mich dir eines gesagt haben, mein Junge. Nimm dir niemals ein Beispiel an mir, ich bin ein schlechtes Vorbild. Ich meine, sich von privaten Sorgen von der Arbeit ablenken zu lassen ist das letzte – ich kann nichts dagegen tun, ich bin zu sensibel dafür. Aber die Sorge um andere, diese ständige Angst, Menschen zu verlieren, die wir lieben, macht uns auf eine Weise verletzbar und schwach, die uns umbringen kann, wenn sie am falschen Zeitpunkt hoch kommt. Verstehst du, was ich meine? Nimm mich als Gegenbeispiel, Puran, das ist für dich besser.“ Sein ehemaliger Schüler lächelte leicht und tätschelte ihm dann freundschaftlich den Kopf.

„Das hast du lieb gesagt… ob ich mich daran halte, werde ich mal sehen. Was mich noch verwirrt ist-… was… was genau war das, was ich da gemacht habe? Ich meine… da war ein Schwert aus… aus purer Magie in meiner Hand, es war nicht da und doch da, wie kann sowas angehen? Ich, ähm, wusste nicht, dass ich sowas kann…“

„Offenbar wusste das keiner.“, machte der Meister, und Ruja neben ihm schnaubte und boxte ihn in die Seite.

„Ich habe es gewusst!“ verkündete sie, „Ich habe es vom ersten Augenblick an gewusst, dass er ein Kind der Geister ist, ihr alle habt mir nicht geglaubt. Du tätest gut daran, hin und wieder auf mich zu hören, Meoran, Liebster.“ Er sah sie dumm an und Puran beugte sich vor, um sie ebenfalls anzusehen.

„Wie jetzt, du hast das gewusst?!“ empörte er sich und staunte darüber, dass er mit ihr sprechen und sie ansehen konnte, ohne einen einzigen Funken Erregung in sich zu spüren – dann war er also tatsächlich endlich über sie hinweg? „Sprich, Frau!“

„Es ist eine sehr seltene Gabe, das Geisterschwert.“, erklärte die Telepathin ruhig und lächelte ihn liebevoll an, „Ich weiß nicht, ob es jemals in anderen Clans als deinem aufgetreten ist… die Magier, die diese Technik beherrschten, waren von Geburt an dazu bestimmt, es einmal zu tun. Ihre Anzahl kann man an einer Hand abzählen, das bedeutet, es ist eine der seltensten Gaben der Welt.“ Puran errötete. Wie jetzt, das machte ihn langsam wirklich zum Sonderling… und er wollte doch eigentlich nur normal sein.

„Was… was ist es, Ruja?“ murmelte er betreten und jetzt sprach Meoran weiter.

„Das Geisterschwert ist die geballte Macht der Himmelsgeister, die sich mit deinem Geist und deinem Leib vereinen, es ist eine Waffe – die Geister benutzen sozusagen dich als Magiemedium, um ihre Macht verbreiten zu können, und formen in deinen Händen eine Waffe. Es muss nicht unbedingt ein Schwert sein, einer deiner Vorfahren vor sehr vielen Jahrhunderten, soweit ich weiß der erste, bei dem so eine Technik dokumentiert wurde, hatte zum Beispiel einen Speer, weil es zu seiner Zeit keine Schwerter gab. Mit deinem kenne ich drei dokumentierte Fälle der Geisterwaffe, und alle drei stammten vom Lyra-Clan. Der letzte lebte vor über fünfhundert Jahren, um das Jahr 400 herum. Er hatte auch ein Schwert, ich vermute, dass die Form der Geisterwaffe davon abhängt, was das Medium, also der Magier, für eine geeignete Waffe hält. Wenn du denkst, ein Schwert ist praktisch, dann wird es ein Schwert, wenn du lieber einen Morgenstern willst, formt es sich vermutlich zu einem.“ Der Jüngere nickte erleuchtet und kratzte sich am Kopf.

Das ist, ähm… ich muss das erst mal aufnehmen, glaube ich, ich meine… wenn es wirklich die materialisierte Macht der Geister selbst ist, mit der ich kämpfe, ist die Kraft dieser Waffe, dieses Schwertes, doch… quasi unermesslich groß!“

„Wohl wahr, das kommt natürlich auf dich an.“ Meoran lächelte wohlwollend, „Es kommt darauf an, wie weit du es kontrollierst… was du heute gezeigt hast, hat so ziemlich alle aus den Socken gehauen, und so, wie es aussieht, hast du die Macht deines Geistes sehr gut im Griff.“ Ruja sah an ihrem Mann vorbei und strahlte Puran an.

„Ich habe ja gesagt, du wirst es kontrollieren!“ meinte sie, „Erinnerst du dich, neulich, als Tabari dich zur Prüfung schicken wollte? Was im Kampf gegen die Zuyyaner am Wachturm noch unbeholfen und mehr zufällig war, war heute direkt herauf beschworen… du kannst es, ich wusste es von Anfang an.“ Er wandte den Blick seufzend von ihr ab und widmete sich kurz wieder dem Essen. Bevor er jedoch tatsächlich weiter aß, fragte er noch:

„Dann sag mir eines, Ruja, wenn du so viel weißt… warum ich?“ Die Schwarzhaarige lächelte, wandte den Blick ebenfalls ab und strich sich kurz über den gerundeten Bauch. Bald würde es Winter werden… dann würde das neue Leben aus ihrem Bauch kommen.

„Das ist der Wille der Geister, Puran.“, antwortete sie ihm dann leise, „Das kann ich dir nicht sagen. Vielleicht findest du es eines Tages heraus, vielleicht auch nicht. Es ist deine Bestimmung… es ist das, was die Geister für dich vorgesehen haben. Warum sie das tun, kann kein Sterblicher die sagen.“

Das hatte er geahnt. Und einmal mehr brummte er über die eigenwilligen Launen der Geister, bevor er endlich zu essen anfing.
 


 

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booyah? xD Das ging fixer als ich dachte... naja, der Kampf war kurz, aber ihr wollt doch nicht wirklich 10 Seiten lang lesen wie Puran vor Emo wegläuft...? o_O in der Kürze liegt die Würze... Sommer 977. Immer noch; Part 3 bekommt entweder 2 kurze kapis oder ein langes noch, mal schauen, danach kommt Part 4 ^_^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kimiko93
2010-04-25T18:18:16+00:00 25.04.2010 20:18
Na, wie schön zu sehen, dass solche spirituellen Grundprinzipien wie die Geisterjägerprüfung mit dem erforderlichem Ernst in religiösen Angelegenheiten behandelt werden. Und dass Nalani noch Herzen kann.


Und pffh, ja, hast dich geschickt um Nerons kampf rumgedrückt, wa? XD

Ansonsten, öhm, ja. Das übliche geherze halt, wa? Oh, damit hab ichs gerade...
Von:  Decken-Diebin
2010-01-17T19:28:11+00:00 17.01.2010 20:28
Ha! Keisha ist 'ne Telepathin, und keine Heilerin! Sie wusste schon vorher, dass Leyya und Puran später miteinander was haben werden! xDD
Süß, diese Andeutungen. :) Aber es war ja so klar, dass Leyya während dieser drei Tage über das 'Fremdgehen' wegsieht xDD Das macht die vieeeel spätere Puran-Pakuna Story verständlicher - na ja, während Buch 1-3 kam's aber eben nicht so o_o Aber das gehört hier nicht hin xD
Izzy hat recht, Nalani war mal mitfühlend und richtig mütterlich, das ist so putzig, da versteht man es ja, dass Puran schon fast heult xD
Saidah ist immer noch nicht da °___°' Egal XD
Und ebenfalls: Die Anstecker-Geschichte. Zu geil xD Allein schon, wenn plötzlich kommt, dass Tabari sich plötzlich doof lachend am Kopf kratzt xDDD'
Ach ja, wenn Ruja sagt, jemand um das Jahr 400 hatte das Geisterschwert auch - meint sie damit Dohasan? XD Oder war das jetzt unwillkürlich festgelegt? xD
LG, Hina
Von:  -Izumi-
2010-01-17T13:32:01+00:00 17.01.2010 14:32
Sohooo ^o^
Ich fands poser - auch wenn Emo ein ziemlicher Loser ist, verglichen mit... allen anderen Oo
Ich meine... den Sinn der Schwarzmagie kapiere ich ja eh nicht, aber Emo schmeißt mit Nadeln und macht alles dunkel, alle anderen sind irgendwie cooler XD
Obwohl, er ist sowas von derbe unsympathisch, das macht das ganze wieder wett XD
Puran hingegen war toll, er hat richtig gepost, obwohl der Kampf doch recht kurz war.
Das Geisterschwert... das ist ja wieder verschwunden oô
Ist das jetzt das, was er später auch hat, oder wie? Weil irgendwie hatte er das doch dann immer Oo
(lol, und ich dachte mal, der hat sich das auf nem Markt in einem 70 Einwohner-Kuhkaff gekauft, na toll XD)
Na ja, ich lasse mich mal überraschen XD
Nalani gefiel mir außerordentlich gut dieses Mal oô
Sie war... sehr fühlend und menschlich, das hat sie symapthischer gemacht ^^
Sie hatte so viel Angst um ihr Baby und aww óò Und später hat sie geherzt <3
Aber am geilsten fand ich, wie sie dann zu Geisterjägern ernannt wurden und dann kam "... ja, ne, wir haben grad keine Anstecker, aber egal XD"
Ich dachte nur, wtf, ich meine, es war so realistisch, aber gleichzeitig so bescheuert, weil Geisterjäger ohne Pentagramme? XD
Leyya war auch süß, wie immer ^^ Sie kam ja nicht sooo oft vor, aber hey. Und ständig diese Andeutungen, eww XDD
Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich maaaag Meoran und Ruja <3

PS: Ist es schlimm, wenn ich vor meinem geliebten Karana keinerlei Respekt mehr habe? Ich meine Puran ist einfach 374382580328503 Mal besser als er! XD


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