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Die Reise beginnt

von

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Schon seit ich denken kann, war ich so oft wie möglich im Wald. Der Wald ist meine erste große Liebe, wenn man das so nennen kann. Die Ruhe, die man darin findet hat mich seit je her fasziniert, genauso wie die Farben- und Lichtspiele, die die Sonne durch das Blätterdach der Bäume zaubert. Auch die Geschöpfe des Waldes haben ihren Teil dazu beigetragen. Vor allem die Vögel, die Könige der Luft, die frei und ungezwungen über die Wälder und Wiesen schweben und nur ihrem Instinkt folgend versuchen zu überleben.

Das bin ich, Lhea, eine 28 Jahre alte Halbelfin aus einem Dorf südlich von Derlusk am Dampfenden See, nahe des Qurthwaldes. Aufgewachsen bin ich bei meinen beiden Halbbrüdern Adad und Bran, durch deren Venen im Gegensatz zu den meinen reines Menschenblut fließ.
 

Mein Vater war nach dem tragischen Tod seiner ersten Frau am Boden zerstört und saß fast täglich betrunken in irgendeinem Wirtshaus im Dorf nahe unseres Hauses. Diese Situation änderte sich glücklicherweise schlagartig, als eine Gruppe Händler durch das Dorf zog. Viele vom schönen Volk waren nun im Dorf, sowohl Männer als auch Frauen, und eine davon sollte nun meine Mutter werden.

Hier fängt also meine Geschichte an. Geboren mitten in der Nacht, in eine glückliche Familie, am Rande des mir so lieben Waldes von Mir. Leider hielt das Schicksal für mich keine leichte Kindheit bereit. Schon früh verließen unsere Eltern meine Brüder und mich. Bei einer Reise ins westlich gelegene Ormpur[en.] wurden sie von einer Horde Orks überfallen und getötet.
 

Meine Brüder mussten von nun an für mich sorgen, solange, bis ich selbst im Haushalt mit anpacken konnte. So wuchs ich in ihrer Obhut auf, als fast genaues Ebenbild meiner Mutter mit langem, rotgelocktem Haar und dunkelbraunen Augen – nur den Charakter erbte ich von meinem Vater.

Zwar hatte ich keine Eltern, aber Adad und Bran waren ein sehr guter Ersatz. Sie lehrten mich alles Wichtige und Unwichtige, trainierten mich in der Jagd und brachten mir genauso viel Liebe entgegen, wie manche Eltern es nicht vermocht hätten. Schon früh bewies ich Geschick, in allem was mit den Wäldern zu tun hatte, vor allem jedoch im Umgang mit Pfeil und Bogen.

Meine Brüder arbeiteten täglich für wenig Geld auf den Äckern und Feldern der reichen Leute um unser täglich Brot auf den Tisch zu bringen, und so musste ich das Haus hüten oder etwas zu Essen jagen. Also zog ich fast täglich durch den Wald, entweder auf der Suche nach etwas oder einfach nur auf Entdeckungsreise.
 

Auf einem dieser Ausflüge in die Wildnis – ich wollte etwas Ruhe für mich und einfach nur die Tiere beobachten - zog plötzlich starker Nebel auf, und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Kenntnis des Waldes verirrte ich mich und landete in einer tief im Wald liegenden Ruine – Überreste aus vergangenen Zeiten.

Modriger Geruch zog mir in die Nase und Geräusche, die ich nicht zuordnen konnte waren überall um mich herum. Es wurde langsam dunkel und Schatten huschten durch den Nebel. Ein Geräusch kristallisierte sich aus den Geräuschen heraus und noch bevor ich reagieren konnte stand eine riesige Spinne vor mir. Ihre acht Augen funkelten mich böse an, und ihre langen Beine bewegten ihren großen, schwarzen Körper langsam auf mich zu. Starr vor Angst stand ich nun vor ihr, ihre Zangen klickten wütend und sie kam immer näher.

Sie schnappte nach mir und wie aus einer Trance erwacht spannten sich meine Muskeln und ich sprang zur Seite, keine Sekunde zu spät. Sie konnte mich zwar nicht greifen, rammte aber ihren mächtigen Kopf in meinen Bauch. Ich flog und mein Kopf schlug hart auf der Ruinenmauer auf. Das letzte was ich sah war ein monströser Spinnenkörper über dem meinen.

Dann fiel ich tief, tief in die Dunkelheit...
 

Das nächste, an das ich mich erinnern kann, war eine raue Stimme die mich weckte. Als ich meine Augen öffnete sah ich an die schwach beleuchtete Decke einer kleinen Hütte. Neben mir saß ein Mann, der sich gerade über ein kleines Feuer beugte und in einem darüber hängendem Topf herumrührte. „Seid Ihr endlich wach? Einen Tag lang habt Ihr hier geschlafen. Ein Glück für Euch, dass ich gerade in der Nähe war, sonst wärt Ihr als Spinnenfutter geendet.“

Verwirrt blickte ich mich um und wusste zuerst nicht was geschehen war, doch dann fiel es mir siedend heiß wieder ein: der Nebel, die Ruine, die Spinne. Ich sprang auf - und ein Stich ging durch meinen Kopf. „Autsch!“ war das einzige, was ich hervorbringen konnte.

„Ja, Ihr seid ganz schön heftig gegen die Mauer geflogen. Die Spinne habe ich erledigt. Ihr saht nicht sehr gesund aus. Zum Glück ist Euch nichts schlimmes passiert. Hier, esst das, dann fühlt Ihr Euch wieder besser.“

Ich bedankte mich beschämt bei ihm, aß auf und blickte den Mann an.

„Ich kenne Euren Name nicht, junge Halbelfin.“

„Verzeiht, mein Name ist Lhea“ antwortete ich leise und mit einer kleinen Verbeugung.

„Sehr erfreut, Lhea. Mein Name ist Caleth, Caleth Dwin'eplith.“

Caleth war ein Elf. Er sah weder jung noch alt aus, doch Erfahrung und Wissen waren in seinen Augen zu sehen. Er erzählte mir, dass er sich hier im Wald niedergelassen hatte, um mehr von diesem und seiner Geschichte zu sehen und lernen. Genau wie ich faszinierten ihn die Bäume und die Geschöpfe des Waldes. Ich lauschte gespannt seinen Geschichten von Abenteuern und Kämpfen und meine Augen funkelten.
 

Plötzlich hielt er inne.

„Ich sehe, dass Euch das Schicksal ebenfalls für den Weg des Waldläufers vorgesehen hat. Ihr müsst nur Eurem Herzen folgen. Ihr seid schon stark und wenn es Euch beliebt, kann ich Euch etwas helfen, euren Pfad zu finden. Den Weg jedoch müsst ihr allein gehen.“

Ich war sehr verwirrt. Woher wusste dieser Mann, was ich wollte? Auf Abenteuer gehen, durch die Wälder Faerûns streifen, nur mit etwas Gepäck und auf einzig auf meine Fähigkeiten angewiesen, davon träumte ich schon seit einigen Jahren, doch die Liebe zu meinen Brüdern hielt mich immer zurück.

Ich sah ihn an. Er lächelte mich an und nickte.

Tage vergingen und Caleth tat sein bestes, um meinen Körper und meinen Geist zu trainieren. Ich vergaß alles um mich herum, meine Brüder, unser Haus – nun zählten nur noch der Wald und ich.

Er lehrte mich grundlegende Dinge im Umgang mit Waffen, aber auch über die Geschichte Faerûns, ihrer Bewohner, Kraeturen und Götter wusste er vieles. Dinge, die mir meine Brüder nicht beibringen konnten.

Ich weiß nicht wie viel Zeit seither vergangen war, jedoch stellte mir Caleth eines morgens einen Rucksack mit Proviant, einen Bogen, einen Köcher Pfeile und ein Schwert vor die Füße.

„Das werdet Ihr nun auf Eurem weiteren Weg brauchen. Ich habe mein möglichstes getan um Euch zu helfen, aber ich glaube es wird nun Zeit, dass Ihr zu euren Brüdern zurückkehrt.“
 

Die Sonne spitzte gerade über die Wipfel und tauchte den Wald in ein sanftes, gelbes Licht.

Ich verbeugte mich, bedankte mich noch ein letztes Mal für alles und verschwand in den Wald.

Wie von alleine trugen mich meine Füße. Diese Tage haben mir Kraft gegeben und ich würde nun wieder heimkehren. Doch würde ich dort Ruhe finden? Wieder zu Hause, zwar bei dem, was mir am liebsten ist, jedoch mit der Gewissheit, dass es da draußen noch so viel mehr gibt.

Mein Traum...

Ich fasste mir ein Herz – sobald ich zu Hause war, würde ich meinen Brüdern von meiner Entscheidung auf Abenteuer zu gehen erzählen.

Entschlossen ging ich schneller. Doch plötzlich hörte ich ein Geräusch, ein Wimmern. Ich drehte mich um. Von wo kam es?

Ich lauschte, angestrengt versuchte ich es zuzuordnen. Es klang, traurig, verletzt. Ich folgte ihm, bis vor mir auf dem Boden ein Geschöpf saß, dass ich bisher noch nicht gesehen hatte – aber ich kannte es.

Ein kleiner Eulenbär saß verletzt auf dem Boden, wimmerte. Ich beugte mich zu ihm herunter um zu sehen, was ihm fehlte. Doch bevor ich irgendetwas tun konnte, tauchte hinter dem kleinen die große Variante von ihm auf. Ein riesiges Ungeheuer von Eulenbär stand direkt vor mir und schaute mich böse an.

„Mama!“ war das letzte, was ich dachte bevor sie zum Schlag ausholte. Ich schloss die Augen.
 

Ich dachte an Caleth, der mir auf meinem Weg geholfen hat.

An den Qurthwald, der meine Leidenschaft entfachte.

Und an Adad und Bran, mir das liebste auf der Welt...
 

Als nichts geschah, öffnete ich meine Augen wieder und sah...

weiß, nichts als weiß.

Und hier beginnt es nun, mein Abenteuer.



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