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Sundown

von

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Sein neues Leben

Wieder eine neues Kapitel =D

Bei Kritik bitte melden =D
 

*Kekse an alle verschenk, die das hier lesen*
 

Lg _Suzu_, Kamio
 

Ktesias ließ sich in sein Bett sinken, als sie oben angekommen waren und er musste leicht lächeln, als auch Rahotep eintreten wollte, „Ich habe eine Bitte und eine Erziehungsmaßnahme an und für dich“, meinte er und stoppte den anderen in seiner Bewegung, lächelte leicht. Er nahm ihn die Kelche ab und stellte sie gleich neben das Bett, „Bleib dort stehen und wehr dich nicht“, seine Lippen bewegten sich ruhig und ohne Hast, das hieß er sprach die Worte auch gleich und ohne wirkliche Bedrängung. Er hatte auch nicht vor, den anderen in Bedrängnis geraten zu lassen, aber diese Maßnahme musste sein. Ktesias wusste schon, dass sich sein neuer Wildfang sehr wohl wehren würde und er griff nach einem schwarzen Tuch, das ebenfalls aus purer Seide bestand.

Dann trat er auf seinen Sklaven zu und fuhr ihm über die Wange, um ihm schließlich das Seidentuch über die Augen zu legen und es hinten am Kopf fest zu binden. Das hier war eine Maßnahme, die Vertrauen förderte und sein Sklave musste sich damit abfinden, dass er diese Augenbinde solange tragen musste, bis er spürbar daran gewöhnt war und sich in den Gemächern von Ktesias voll und ganz auf seinen Herren verließ. Es würde Monate dauern, bis der andere sich an diese Dinge gewöhnt hatte, doch darauf konnte der Feldherr warten.

Als dann aber die Hände des Sklaven an seinen landeten und er ein wenig fester zupackte, dass er dieses Tuch wieder entfernen sollte, schob Ktesias seine Hände an die Wangen von Rahotep und zog ihn in einen Kuss. Nicht heftig und nicht fest, nur so, dass er sich beruhigte. Es war eine einfache Lippenberührung, „Hier geht es um Vertrauen, nicht mehr und nicht weniger“, meinte er leise und flüsterte in sein Ohr, „Vertrau mir und lass dich hier in diesem Raum von mir führen, mehr verlange ich nicht“, er murmelte ihm zu und ließ dann seine Hände von Rahoteps Wangen nach unten gleiten, an seine Schultern und Oberarme, „Komm… ich werde dich massieren und danach möchte ich, dass du schläfst, solange du kannst“

Ktesias suchte richtig die ungewöhnlichen Situationen, denn normal müsste der Sklave ihn massieren und nicht umgekehrt.
 

Bei den Worten ‚Wehr dich nicht‘ war Rahotep schon ein wenig misstrauischer geworden und ein kleines Stück zurückgewichen als Ktesias auf ihn zu kam. Er mochte solche Ankündigungen nicht, auch wenn der Unterton des Größeren nicht bedrängend war. Das war dem Jüngeren in diesem Zusammenhang ziemlich egal. Er hielt den Blick in die Augen Ktesias, ließ die schwarzen Iriden nur kurz zu dem Seidentuch huschen und dann wieder zum Gesicht seines Besitzers, der schon bald direkt vor ihm stand, ihm die Hand an die Wange legte.

Als ihm dann das Tuch über die Augen gelegt wurde hatten seine Finger schnell Ktesias Handgelenke umfangen, versuchten sie wegzuschieben und gleichzeitig sich selbst ein wenig wegzudrücken und den Griechen wieder auf Abstand zu bringen. Er fauchte ihn leise an, wie eine Katze der etwas ganz und gar nicht passte, aber gegen den kräftigen Griff kam er nun einmal nicht an und so sah er bald darauf nurmehr schwarz. Und das passte ihm gar nicht, das konnte man Rahoteps Gesicht, den aufeinander gepressten Lippen und den zusammengezogenen Augenbrauen gut ansehen.

Er hielt immer noch die Handgelenke des anderen fest, war noch uneinsichtig als er abermals die Finger an seiner Wange spürte, kurz darauf die Lippen auf seinen und einen Moment einfach zu perplex war, als das er sich wehren konnte. Das…. Was sollte das nur? Ktesias warf ihn mit seinem Verhalten so aus seiner gewohnten Bahn, dass Raho einfach nicht wusste was er tun sollte, als er auch schon die Worte an seinem Ohr vernahm. Durch die verbundenen Augen nahm er das Hauchen noch etwas deutlicher wahr.

Er biss sich kurz auf die Zunge bei der Bitte um Vertrauen und wand kurz den Kopf zur Seite nach unten bevor er das Gesicht wieder Ktesias zuwendete. „Im Moment habe ich wohl keine andere Wahl als zu vertrauen“ gab er zurück, spürte die kitzelnden weil leichten Berührungen an seinem Hals und seinen Armen. Und mit den folgenden Worten schaffte Ktesias es schon wieder ihn zu überraschen.

„Massieren….?“ Murmelte er und blinzelte unter der Augenbinde während er schon Richtung Bett geführt wurde. Wie, sein Herr wollte ihn massieren? War es nicht normalerweise eher genau anders herum? Hatte nicht der Sklave die Aufgabe, seinem Herrn das Leben angenehmer zu gestalten?

Doch er kam nicht mehr viel zum überlegen, spürte bald wie er an einem Bett angelangt war und tastete mit den Fingern nach unten über die weichen Laken auf denen er sich niederließ, unsicher wie er sich positionieren sollte.
 

Ktesias schob die Finger an den Rücken von Rahotep und führte ihn so in das Bett, dass er mitten darauf zum Liegen kam und sich ausstrecken konnte, „Ich erlaube dir, zu schlafen“, flüsterte er ihm dann ans Ohr, als er auf dem Hintern des anderen saß und er musste ein wenig lächeln. Er wärmte das Öl in seinen Händen. Ktesias war sich nicht zu schade, seinem Sklaven ebenfalls die Behandlung zukommen zu lassen, die er von ihm verlangte. Wieso denn auch? Sie sollte doch auf Vertrauen und Respekt basieren – ihre Beziehung – und wie sollte das funktionieren, wenn einer verlangte und der andere gab und sonst nichts zwischen ihnen stand, außer Angst und noch mehr Grauen davor, dass er diese Dinge wieder machen musste. Seine Finger strichen über den Rücken und er zog dem Kleineren das Seidenhemd nach oben, lächelte ein wenig.

Er beugte sich nach unten und schob erst die Haare zur Seite, bevor er ihn sanft in den Nacken küsste und dort ein wenig hinein biss, damit er Rahotep entspannte und ihn auf sich einstimmte, bevor er begann die Schulter des anderen mit seinen Händen zu kneten und die verspannten Muskeln zu lockern. Er wusste, dass es eine schwere Bürde für jemanden war, als Sklave sein Leben zu fristen, weshalb er dem anderen schon noch beibringen würde, wie es sich anfühlte, haltlos in jemanden verliebt zu sein, dem er vertrauen konnte und bei dem er sich fallen lassen konnte, ohne dass dieser Bedingungen stellte an ihn. „In meinen Gemächern sind wir gleichgestellt“, verkündete er, „Doch vor dieser Türe bist du mein Sklave“, seine Stimme klang ehrlich und er würde sich auch daran halten, auch wenn es hieß, dass Rahotep in seinen Gemächern hier drinnen manchmal aus Wut die pure Verwüstung anstellen würde. Aber das machte ihm nichts. Sollte er sich doch damit abfinden, hier drinnen einem Feldherrn gleichgestellt zu sein und nicht zu dienen, oder sich bedingungslos hinzugeben, auch wenn es keine Liebe zwischen ihnen gab.

„Ich werde auch so lange nicht mit dir schlafen, bis du gelernt hast, das zu akzeptieren und mich nicht als deinen Herr zu sehen, sondern als jemand, den du lieben kannst“, er massierte den Sklaven weiter, wusste nicht, ob dieser schon eingeschlafen war, oder nicht, aber er sprach doch weiter, falls es nicht so war.

Mit einer Hand massierte er den Nacken des Sklaven und mit einer Hand drückte er kurz in die Wirbelsäule, dass es ein wenig knackte und er sich wieder von den Schmerzen befreit sehen konnte, die sein Nacken und Rücken ihm bereiteten. Er kannte sich aus, auch mit dem Sex zwischen Männern und dem menschlichen Körper. Als Krieger hatte man die Pflicht, zu wissen, wie man jemanden tötete und gleich mit diesem Wissen konnte man sich aneignen, wie man jemanden heilte und ihm etwas Gutes tat.
 

Rahotep ließ sich ganz nach unten auf die Laken sinken, spürte die durch das Öl glitschigen Finger, die sich bald über seine Haut schoben. Das Gewicht das durch den Griechen auf ihm lastet war nicht sehr schwer, stützte dieser sich doch gut neben seinen Hüften auf dem Bett ab und es waren genug Stoffschichten zwischen ihnen, dass er sich nicht allzu sehr bedrängt fühlte. Auch wenn sich der kleine Kuss, der Biss in den Nacken seltsam anfühlte, durch die massierenden Hände hatte er gleichzeitig eine so beruhigende Wirkung, dass er nicht gereizt ausschlagen würde.

Dennoch fiel es Raho anfangs ziemlich schwer sich wirklich in die Berührungen fallen zu lassen und zuzulassen dass sein Körper sich tatsächlich entspannte. Und dennoch… nach ein paar Minuten entwich ihm ein leises Seufzen, ein Ausdruck des Wohlbefindens, als seine Muskeln immer weiter gelockert wurden. Ktesias wusste scheinbar genau wo man wie zupacken musste und er brauchte einen Moment lang um zu registrieren, dass mit ihm gesprochen wurde.

„Es ist schwierig für jemanden in meiner Position, euch nicht als Herren zu sehen und euch zu lieben“ gab er ehrlich zurück, auch wenn er die Augen dabei unter der Binde geschlossen hielt. Er hatte noch nie geliebt, wusste nicht einmal wie sich das eigentlich anfühlen sollte. Bis jetzt hatte er nur Abhängigkeit erlebt und Gleichberechtigung war etwas, mit dem Rahotep noch nie konfrontiert worden war. Wie sollte er sich da an solche Behandlungen gewöhnen?

Seine Gedanken kreisten sehr lange um dieses Thema, um seine Zukunft hier im Haus und bei Ktesias und doch entwich seinem schlanken Körper immer mehr die Spannung, sein Atem ging nach und nach regelmäßiger und irgendwann war er einfach in einen tiefen Schlaf gedriftet in dem er sicherlich einige Stunden verweilen würde.
 

Ktesias wusste, dass es für Rahotep wohl nicht leicht werden würde, sich auf den neuen Herren einzulassen. Seine Finger strichen bedächtig über die Narben, die bereits verheilt waren und er ließ ein leichtes Seufzen hören. Natürlich bemerkte er, dass sein neuer Sklave eingeschlafen war, doch er machte noch geschlagene 15 Minuten weiter um einfach die Muskeln noch weiter zu entspannen und den Jüngeren auch morgen noch ‚nach zu verwöhnen‘, denn dann würde er sich wirklich entspannt fühlen. Allerdings, als er Rahotep so betrachtete, ruhig atmend, schlafend und in sich gekehrt, bemerkte er ein leichtes Ziehen in seiner Brust. Ihm wurde schlecht. Wie konnte man nur einen knapp Gleichaltrigen wie Rahotep nur so zurichten und es auch noch als rechtmäßig empfinden? Wie konnte man sich gut dabei fühlen, Narben an einem Körper zu verursachen, der einem doch etwas Gutes tun sollte?

Solche Grausamkeiten verstand Ktesias nicht. Sein Vater und auch sein Bruder hatten ihm gelehrt, gut zu Lebewesen zu sein. Das Schloss Pflanzen, Tiere und Sklaven mit ein. Alles lebte, alles atmete und alles spendete Leben. Es war knapp unmöglich einen Haushalt zu fühlen ohne ordentliche Sklaven, die sich um das Anwesen kümmerten.

Ktesias bemerkte nach diesen 15 Minuten, dass Rahotep wohl heute nicht mehr wachzukriegen war und kraulte er noch kurz über den Rücken des anderen, bevor er von ihm runter stieg und sich neben ihn in das Bett sinken ließ und die weiche Samtdecke über die Schultern des anderen legte. Er fuhr Rahotep noch sanft über die Wange und hob dann eine Augenbraue, „Ich denke, ich werde noch viel zu tun haben mit dir… aber danach wirst du mir verfallen sein“, murmelte er leise und musste über den Gedanken lächeln. Dann stieg er aus dem Bett und zog sich erst um, bevor er ebenfalls unter die Decke zu dem jungen Ägypter stieg und die Hand auf seinen Rücken legte, erst sein Kreuz ein wenig kraulte und dann die Hand einfach still dort liegen ließ, bis auch der Feldherr eingeschlafen war.

Vielleicht würde er Rahotep mit an die Front nehmen, wenn er das müsste, oder er würde ihn hier lassen, je nach dem, wie der Kleine mit Blut und Tod umgehen konnte.

Seine Augen flatterten noch einmal auf, doch dann fielen die Lider endgültig zu und er schlief ruhig ein.

Der junge Herr schlief bis zum Sonnenhochstand des nächsten Tages und er zog die Nase kraus, als die Sonne seine Nase kitzelte. Er mochte das nicht, wenn er vergaß, die Vorhänge vor die Fenster zu ziehen, aber der angenehme Wind von draußen ließ ihn ein wenig schaudern, weshalb er sich nicht die Mühe machte, jetzt aufzustehen.

Lieber öffnete er die Augen und sah den immer noch ruhig schlafenden Sklaven vor sich, der sich tief in die Decke eingewickelt hatte. Ein Lächeln konnte er sich nicht verkneifen und er fuhr sanft mit den Fingern über den Nasenrücken des Sklaven, bis er die Nase kraus zog und Ktesias nochmal dagegen stupste. Ihn faszinierte der tiefe Schlaf von Rahotep und so schälte er sich aus dem Bett und wies einen Sklaven an, der in seinem Zimmer stand, dass er Frühstück bringen durfte.

Ktesias wollte sehen, ob Rahotep durch den Geruch des Essens wach zu bekommen war. Als das Essen dann eintraf, besah sich der Feldherr die Speisen und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Das sah ja herrlich aus. Da hatten sich seine Sklaven mal wieder selbst übertroffen und er zog den jungen Sklaven, der ihm das Essen gebracht hatte, in einen kurzen, bedankenden Kuss, bevor er ihn dann auch wieder wegschickte und der Belegschaft ebenfalls erlaubte zu essen. Als dann der Sklave die Tür langsam ins Schloss drückte, schaute Ktesias zu Rahotep und setzte sich an einen Tisch, der mitten im Raum stand und grinste in sich hinein. Die Speisen und Getränke rochen herrlich, das Essen von gestern hatte er dem anderen Sklaven mitgegeben, dass er es verwerten konnte, oder den Schweinen verfüttern, was auch immer. Ktesias überschlug die Beine und schaute den Sklaven interessiert an, begann dann aber das Knoblauchbrot in eine weiße Soße zu dippen und einmal herzhaft abzubeißen, dass der andere auch wirklich den vollen Geruch des frischen Brotes riechen konnte.
 

Rahotep zog leicht die Nase kraus als er die Fingerspitzen spürte die darüberstrichen, murrte kaum hörbar als Ktesias sich erhob nur um sich kurz darauf weiter in die Decke zu wickeln, sie bis kurz unter seine Nase nach oben zu ziehen. Er hatte normalerweise keinen SO tiefen, festen Schlaf, aber die letzten Tage waren anstrengend und auszehrend für ihn gewesen. Er hatte gut gegessen und das alles hatte sein Körper nun verarbeiten müssen. Und dieses riesige, herrliche Bett war dafür genau das richtige gewesen.

Erst nach und nach drang der Geruch zu seiner Nase vor, den das frische Essen verbreitete und er legte sich, die Augen immer noch geschlossen, auf die andere Seite und seufzte leise, den Mund ein winziges Stück geöffnet. Das roch herrlich… das stellte er sogar schon im Unterbewusstsein fest, und genau deswegen erwachte sein Geist nun langsam aber sicher vollständig. Und somit öffneten sich auch nach und nach seine dunklen Augen einen Spalt breit, immer noch größtenteils hinter den Lidern und den langen dunklen Wimpern verborgen. Doch nach einigen Malen blinzeln konnte er wieder scharf sehen, blickte sich erst mal ein wenig orientierungslos um, bis er einordnen hatte können, wo er sich gleich wieder befand und wer der griechische Mann war, der dort am reich gedeckten Tisch saß.

„Sabah al cher“, flüsterte er leise, wünschte so auf ägyptisch einen Guten Morgen, bevor er sich mit einem griechischen „Guten Morgen“ berichtigte. Er wusste nicht, ob Ktesias ägyptisch konnte, konnte sich aber vorstellen, dass – selbst wenn er die Sprache beherrschte – doch Griechisch von ihm bevorzugt und lieber gehört wurde. Raho strich sich das lange Haar aus den Augen nach hinten, das über Nacht vollends getrocknet war, nun weich und in kaum sichtbaren Wellen über seine Schultern und den Rücken wehte.

Die schwarzen Augen blickten zu Ktesias, musterten ihn einen Augenblick und schließlich den Tisch, unsicher ob sich er sich einfach setzten sollte, wie am Vorabend mit am Tisch sitzen dürfte und sich bedienen, oder ob es am Tag zuvor eine Ausnahme dargestellt hatte, weil er einfach ausgehungert gewesen war.
 

„Sabah al cher“, antwortete Ktesias auf die unbeholfenen Worte und als es dann auch in Griechisch gesagt wurde, antwortete er auch darauf mit einem „Guten Morgen.“ Er beschaute sich den halb wachen Jungen und wartete nur darauf, dass dieser sich an den Tisch setzte und mitessen würde, „Willst du im Bett Wurzeln schlagen, oder hast du Hunger und kommst her?“, fragte er danach und leckte sich über die Unterlippe. Seine Finger schoben sich unter ein Teller voller Früchte und er zeigte es Rahotep, genauso wie die anderen Sachen und dann atmete er tief ein, „Ich hoffe, du magst diese Früchte alle, denn wir gehen nicht von diesem Tisch weg, bevor du nicht satt und zufrieden aussiehst. Ich war gestern schockiert, wie sehr man dich hat abmagern lassen und jetzt will ich es ändern, denn es sieht besser aus, wenn man nicht auf den Rippen Musik machen kann“, meinte er ehrlich und nahm sich dann schließlich eine Pflaume und schnitt diese auseinander, hatte die Teller auch schon wieder hingestellt. Der Kleine war sich anscheinend unsicher darüber, was er sich hier erlauben konnte, und was nicht, doch hatte Ktesias nicht gestern deutlich genug gemacht, dass sie beide hier drinnen gleichgestellt waren?

„Denkst du, auch wenn du mir noch nicht vertraust, dass wir wenigstens in diesem Raum auf gleicher Ebene miteinander reden können?“, fragte er den Sklaven ruhig und mit sanfter Stimme, denn er wollte ihn auf keinen Fall erschrecken und verschrecken. Es war nicht seine Art, jemanden vollends zu unterwerfen. Auch die anderen Sklaven hatten ein gewisses Mitspracherecht in Angelegenheiten, die ihre Person betraf. Sollte ein Sklave verkauft werden, durfte dieser bestimmen, in welches Haus und wie viel man für ihn bezahlen musste, auch welche Position er in dem neuen Haus haben würde. Das hieß für Ktesias ein gewisses Maß an Respekt, wenn er den Sklaven Selbstbestimmungsrechte überließ und diese auch einhielt. Auch, wenn ein Sklave sagte, er wollte heute keinen Sex, dann würde er ihn nicht gewaltsam besteigen. So etwas wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Dieser Akt sollte etwas Besonderes sein und seinen vollkommen in Ekstase versetzen. Nicht andersrum, dass einem dieses Vorgehen etwa die Lust nahm.

Dann lächelte er leicht und strich sich über die Finger, wartete immer noch darauf, dass Rahotep den Tisch plünderte, doch dieser bewegte sich nicht und so sagte er etwas schärfer, „Ich kann es auch wieder abräumen lassen, wenn ich fertig bin. Angewiesen bin ich nicht auf dich.“
 

Rahoteps Mundwinkel zogen sich ein klein wenig hoch als er die unbeholfenen ägyptischen Worte hörte, wohl der erste Ansatz eines Lächelns, den er Ktesias sehen ließ und kein sturer, stolzer Blick. Er betrachtete den Früchteteller, biss sich leicht auf die Unterlippe und nickte. Er liebte Früchte, bis jetzt hatte er noch kein Obst vorgesetzt bekommen, das ihm nicht geschmeckt hatte. Vielleicht auch, weil es etwas ziemlich Besonderes für ihn war. „Ich werde versuchen, normal mit euch zu reden, aber ich kann euch bereits jetzt sagen, dass es dauern wird“ gab er zurück. Die Umstellung von einem Verhältnis zwischen Herrn und Sklaven, dem Dialog, zu einem Gespräch zwischen Gleichgestellten… Das war doch ein ziemlich großer und schwierig zu machender Schritt, wenn man es nicht anders kannte.

Erst jetzt kam ihm langsam wieder auch die Sache mit der Augenbinde in den Sinn, die er doch am Vorabend noch umhatte und die ihm den Blick versperrt hatte. Sie musste wohl über Nacht hinuntergerutscht sein…. Er blickte aufs Bett und tastete dann an seinen Hals, fand dort den immer noch hinten verknoteten, schwarzen Seidenstoff, der nutzlos sein Schlüsselbein verdeckte.

Ein wenig von der Tatsache überrascht, dass Ktesias sie ihm nicht bereits längst wieder umgebunden hatte, hatte er ganz vergessen aufzustehen und hinüber zum Tisch zu gehen und der Aufforderung zu folgen, sich den Bauch voll zu schlagen, bis er den scharfen Ton des Griechen hörte.

„Nein, ich…. Ich esse“ sagte er rasch und erhob sich. Er hatte immer noch - oder schon wieder? – Hunger und so saß er bald an der Tafel bei Ktesias, bediente sich rasch an den Früchten. Einige, die er noch nie gegessen hatte, die herrlich exotisch aussahen und auch so schmeckten und einige die er bereits kannte. An beidem sparte er nicht. Er liebte den frischen Geschmack des Fruchtfleisches, die angenehme Süße. Das war genau das Richtige am Morgen, zusammen mit einem Kelch Wasser, den er wohl allem vorziehen würde.

Während er aß fragte er sich trotzdem, ob er die Sache mit der Gleichheit in diesen Räumlichkeiten tatsächlich lernen könnte. Es war eine ungewöhnliche Sache, er wusste nicht wie man sich mit einem Feldherrn unterhalten sollte…. Worüber? In welchem Ton? Sollte er ihn trotzdem ‚Herr‘ nennen oder beim Namen ansprechen? Und vor allem, würde es auf Dauer gutgehen, dass er es schaffte sich draußen wieder umzustellen. Er seufzte leise, versuchte die Gedanken, die wie träge Masse durch seinen Kopf schwappten zu vertreiben und konzentrierte sich wieder aufs Essen. Er würde das alles wohl noch mit der Zeit sehen, es machte keinen Sinn sich zu sorgen oder zu planen.
 

Ktesias hatte bereits gegessen und er schaute sich den jungen Sklaven an, der wie ein neugeborener Gott an dem Tisch saß und sich über die Speisen hermachte. Seine Finger spielten mit einer Feige, die er sich rausgenommen hatte und er legte den Kopf ein wenig schief. Als er aber die Augenbinde um den Hals des Jungen sah, hob er die Augenbrauen und leckte sich über die Lippen, denn eigentlich hatte er ihm ja gesagt, er sollte diese Binde oben lassen. Beim Schlafen war sie wohl von den Augen nach unten gerutscht, was man jetzt auch nur ändern konnte, wenn man den Knoten hinten öffnete. Den hatte er nämlich extra fest gemacht, dass Rahotep diesen nicht aufbekommen konnte. Dann aber leckte er sich über die Unterlippe, ein weiteres Mal, und stand schließlich auch auf, ging hinter den jungen Ägypter und strich ihm über den Hals, fasste die Haare zusammen und ließ die schwarzen, seidigen Haare durch seine Finger gleiten. Er verstand schon, wieso der Sklave nicht wirklich auf einer Ebene mit ihm sprechen konnte, weil er doch schon länger den Sklavenstand inne hatte, „Wie geht es deiner Wunde am Bein?“, fragte er und blickte kurz über die Schulter des anderen zu dem Verband, den man nicht sehen konnte und fuhr mit den Fingern sanft massierend über die nackten Schultern, ließ dann die Finger nach oben gleiten und er schob die Haare auf eine Seite, lächelte leicht.

Ktesias wusste, wie man etwas erreichte und die deutliche Gänsehaut auf dem Rücken des Ägypters zeigte, dass er dieses wohlige Gefühl erreicht hatte, das er erzeugen wollte.

Dann drehte er die Augenbinde am Hals, bis er den Knoten in der Hand hatte und fummelte daran herum, ließ schließlich das Seidentuch über die Schultern gleiten und beugte sich nach unten, biss dem Kleineren sanft in den Nacken, aber nur kurz und lächelte dann, blieb hinter ihm stehen. Nach dem Biss folgte noch ein Kuss, doch dann richtete er sich auf. „Ich verstehe dich“, sagte Ktesias schließlich nur und lächelte ein wenig, bis er die Finger sanft in den Nacken des anderen schob und die Nackenhaare kraulte, sich dort ein wenig festkrallte, aber nur kurz. Dann ließ er den Jungen los, „Nimm dir etwas von dem Essen mit auf die Terrasse und bring auch mir bitte ein Teller mit, dann sehen wir uns den Blick über Alexandria an und ich zeige dir deine neue Heimatstadt von einer Perspektive, wie du es wahrscheinlich noch nicht gesehen hast.“

Der Sklave musste eine gesunde Portion zwischen Gehorsam und Gleichgültigkeit der Tatsachen entwickeln, um Ktesias ebenbürtig zu sein und um seine Anweisungen auch korrekt auszuführen. Ihm war klar, dass es ein langes Training bedarf.
 

Das Lecken des anderen über seine Lippen bemerkte Raho nicht einmal aus dem Augenwinkel heraus, er war viel zu beschäftigt mit dem leckeren Essen. Schließlich war ihm gesagt worden, er sollte sich ruhig ordentlich bedienen und sattessen. Und eben genau das hatte er nun vor. Dementsprechend zuckte er auch kurz zusammen, als er die Finger in seinem Haar spürte, das sanfte Kraulen und er blickte überrascht über seine Schulter hinweg nach hinten zu Ktesias, als dieser sich nach seiner Wunde erkundigte. „Es schmerzt noch etwas… Aber bei Weitem nicht so schlimm wie vorher“ erklärte er. Es war gut gewesen, dass der Größere den Eiter entfernt, die Wunde behandelt und sie verbunden hatte. Der Rest würde sicherlich auch bald richtig verheilt sein, da war Rahotep sich ziemlich sicher.

Trotz dessen, dass er das Kraulen akzeptierte, ebenso wie das Streicheln durch sein Haar, das sich sogar irgendwie ein wenig angenehm anfühlte, zog er bei dem Biss und dem Kuss in den Nacken die Schultern etwas nach oben, spannte den Hals ein wenig an. Er hatte es nicht allzu gern, so von hinten berührt zu werden, dafür war er zu misstrauisch. Man wusste nie ob der andere, der hinter einem stand, nicht in der zweiten Hand ein Messer hielt, auch wenn das etwas paranoid klang. Er hatte gelernt, mit allem zu rechnen.

Der Schwarzhaarige entspannte sich erst wieder, als Ktesias wieder ein klein wenig weiter von ihm ließ. Rahoteps Blick wanderte noch einmal kurz nach hinten bei den Worten des Griechen und er nickte. Es fiel ihm deutlich leichter auf solche Bitten zu hören, als auf irgendwelche Befehle, die in einem herablassenden Ton gegeben wurden. Genau deswegen nickte er auch verstehend, erhob sich dann und begann damit, zwei Teller zurecht zu machen. Er hatte nicht darauf geachtet, was Ktesias gegessen hatte, war dieser doch schon, als Rahotep sich selbst gesetzt hatte, beinahe fertig gewesen mit speisen. Und so tat er einfach von allem etwas auf, lud auch auf seinen eigenen Teller noch Einiges an frischem Obst bevor er sich kurz umsah, nur um Ktesias dann auf die Terrasse zu folgen.

Der Anblick draußen erschlug ihn beinahe, als er an die frische Luft trat.

Nein… diese Perspektive von Alexandria hatte er tatsächlich noch nie gesehen… Es sah wunderschön aus, man konnte den Leuchtturm erkennen, die ganze Stadt überblicken, von der er selbst doch hauptsächlich den Sklavenmarkt kannte, zusammen mit ein paar Herrenhäusern.

Trotz seiner offensichtlichen Faszination für den Ausblick, fing er sich vorerst wieder, servierte Ktesias den Teller und stellte sich zu ihm an die Brüstung der riesigen Terrasse.
 

Ktesias nahm dem anderen den Teller mit den Sachen ab und musste ein wenig lächeln. Der Sklave hatte hauptsächlich solche Dinge aufgeladen, die man bequem mit den Fingern essen konnte und dabei war auch das heißgeliebte Knoblauchbrot des Feldherrn. Er musste lächeln und nickte dem Sklaven zu, „Danke“

Dann nahm er das Brot und dippte es in die göttliche weiße Soße und biss einmal ab, denn er liebte den Geschmack einfach so sehr. Er stützte sich mit den Ellenbogen an der Brüstung ab und schaute in die Ferne, musterte aber nach wenigen Augenblicken den Kleineren, „Hm… denkst du, du kannst dich mit meinem Palast abfinden? Ich meine, dass du hier lebst und mein Sklave bist?“, fragte er Rahotep und erwartete ein ‚Ja‘ als Antwort, aber er sollte auch ehrlich sein, also gab er sich auch mit anderen Antworten zufrieden. Bei ihm würde es niemals Strafen regnen, das hatte er nicht notwendig. Was war wohl das Schlimmste, dass er bei einem Herren erlebt hatte? Wurde er stark sexuell missbraucht, sodass er jetzt Angst vorm Sex hatte?

Das Zucken bei den Berührungen vorhin hatte auch Ktesias skeptisch gestimmt, denn normalerweise erwartete man eine Gänsehaut und ein wohliges Seufzen, wenn auch unterdrückt, als Reaktion auf solche Streicheleinheiten. War es als Sklave bei anderen denn so schlimm? Er konnte sich das gar nicht richtig vorstellen, dass jemand solche schönen Berührungen missbrauchen könnte.

Als dann ein weiterer Sklave das Zimmer betrat – derjenige, der ihnen vorhin das Essen gebracht hatte – schaute der Feldherr gespannt auf und nickte ihm zu, dass er das Essen bereits mitnehmen konnte und er fragte auch nach, wie es den anderen und ihm heute ging. Der Sklave antwortete wie selbstverständlich, dass einer der Sklaven einen Schnupfen hätte und mit Husten kämpfte, weshalb er im Bett blieb, aber die anderen schienen gesund zu sein.

Hier gab es keine Strafen, wenn man krank wurde. Ktesias schaute den jungen Griechen besorgt an und nickte, ordnete an, dass ein Arzt sich um den Kranken kümmern sollte, damit es ihm bald besser ginge und dann wandte er sich zu Rahotep, lächelte, „Denkst du, du schaffst es heute mit mir in das große Bad von gestern zu gehen? Du brauchst nicht mit der Wunde in das Wasser, obwohl es ganz frisch ist, aber du kannst dich doch an den Beckenrand setzen und mit mir ein paar Früchte essen und vielleicht ein wenig Honigtabak rauchen?“, fragte er den jungen Sklaven und musste lächeln.

Während Ktesias sich über das Brot hermachte, bediente sich Rahotep weiter am Obst. Besonders die Karambolen hatten es ihm angetan. Nicht nur wegen der sternengleichen Form, auch der frische Geschmack war einfach unvergleichlich lecker und genau das Richtige für den jungen Sklaven. Raho legte leicht den Kopf schief bei der Frage des anderen, ob er sich mit dem Palast abfinden könnte. Eine anfangs seltsame Frage in seinen Ohren, wurde es doch bis jetzt immer einfach vorausgesetzt, dass er sich Mühe dabei gab, sich abzufinden. Und so überlegte er sich seine Antwort auch gut, auch wenn er darauf achtete, dass sie trotz allem ehrlich sein würde. „Ja, ich denke ich werde mich hier mit allem abfinden können“ bestätigte er schließlich mit einem Nicken und einem ehrlichen Blick. „Wie bereits gesagt, es wird dauern, bis ich mich hier an alles gewöhnt habe… an die Gleichheit in diesen Räumen und euren Ton…“ Aber er war sich sehr sicher, es schaffen zu können. Ktesias ging gut um mit ihm bis jetzt, und auch die anderen Sklaven, die hier waren schienen dem Feldherrn bedingungslos zu vertrauen. Solch ein Verhältnis hatte er noch nie erlebt, es faszinierte ihn und gleichzeitig fragte er sich, ob und wann er dieses Vertrauen tatsächlich haben könnte.

Er lauschte dem Gespräch des Sklaven mit Ktesias, war abermals überrascht über die ehrlichen Antworten, die so frei heraus kamen, höflich aber mit wenigen Förmlichkeiten. Seine Augen folgten dem Sklaven wieder, als dieser das Zimmer verließ, auch noch als sich die Tür bereits ein paar Momente lang geschlossen hatte. Als Rahotep angesprochen wurde, wendete er sich dann aber doch wieder an seinen neuen Besitzer und abermals war die Antwort ein Nicken.

„Es wird wohl schon gehen… Gestern ging es ja auch, und da hat die Wunde mehr geschmerzt“ erklärte er. Dennoch war er freudig überrascht, dass Ktesias ihm selbst hier die Wahl ließ, sich wirklich um sein Wohlergehen zu sorgen schien. Er kaute sich ein wenig auf der Innenseite der Unterlippe herum. Der Grieche hatte wirklich eine Art an sich, die bei dem jungen Ägypter immer mehr Fragen aufwarf.

„Darf ich…. Eine Frage stellen?“ begann er leise, bevor er sich an die Sache mit der Gleichberechtigung erinnerte und den Kopf wieder hob, um Ktesias anzusehen. „Warum wollt ihr mich persönlich erziehen…?“ Schließlich hatte er, als er von ihm mitgenommen worden war, am Rande gehört, dass es normalerweise nicht so war, sondern dass der Feldherr seine Sklaven von einem Ausbilder oder etwas Ähnlichem erziehen ließ.
 

Der Feldherr beobachtete den Blick des Kleineren und er musste lächeln, denn er sah ein wenig fasziniert aus. Wieso denn auch nicht? Schließlich hatte Ktesias gerade mit seinem Sklaven gesprochen, als wäre es komplett normal so mit seinen Sklaven umzugehen und dann musste der Größere leicht lächeln.

Die Frage hatte er zwar schon früher erwartet, aber vielleicht konnte er sie auch jetzt noch plausibel genug erklären, damit es auch Rahotep so aufnahm, wie er es wollte.

„Ich denke, du bist etwas Besonderes. Widerwillen und Sturheit habe ich von meinen Sklaven nie gesehen. Meist kamen sie mit gebrochenem Willen bereits bei mir an und dann fand ich es langweilig, meine Sklaven selbst zu erziehen und bildete mir Ausbilder, die dies für mich erledigten. Es ist auch schlecht zu arrangieren, dass ich 200 Sklaven selbst erziehe und selbst der Bezugspunkt für sie bin. Deshalb halte ich es für notwendig, die jungen Sklaven von älteren erziehen zu lassen und sie danach aber doch gut zu behandeln“, meinte Ktesias und schaute dem Widerspenstigen in die Augen, „Als ich aber sah, dass du weder als Sklave in der Küche, noch im Stall, noch im Hausdienst, noch im Handwerk zu gebrauchen bist aufgrund deiner Narben, habe ich beschlossen, dich bei mir zu erziehen und danach zu sehen, was ich mir dir mache. Vielleicht nehme ich dich mit zu wichtigen Anlässen, oder dergleichen, damit ich wenigstens jemanden dabei habe, mit dem ich mich gut verstehe. Klingt das gut?“, fragte er den jungen Ägypter und musste lachen, „Und es sieht doch auch gut aus, eine exotische Schönheit an seiner Seite zu haben, findest du nicht?“, dann fuhr er Raho durch die schönen, langen Haare und musste leicht lächeln, nur ihm ihn weiter auf die Liege auf der Terrasse zu ziehen und ihm eine Sternfrucht in den Mund zu stecken.

„Du brauchst vor mir keine Angst und keine Scheu zu haben. Ich bestrafe nicht. Und wenn, dann finde ich Strafen, die dir wohl kaum körperlich etwas zumuten werden, wie du an den anderen Sklaven gesehen hast, oder siehst du bei ihnen Narben von Schlägen?“, fragte er den jungen, neuen Sklaven und schaute ihn an, fuhr mit den Fingern über den Innenschenkel und die aufgerissene Haut unter dem Verband, „Das tut mir Leid. Ich hoffe, ich habe dir nicht zu sehr Angst eingejagt damit.“
 

Der Kopf des Sklaven legte sich kurz etwas schief als Ktesias damit einleitet, er wäre etwas besonders. Aber er unterbrauch ihn nicht, ließ ihn in Ruhe erklären, die aktuelle Situation erläutern. Es war wohl nicht schlecht, dass Rahotep noch nachgefragt hatte, schließlich wusste er so auch gleich, was eventuelle in Zukunft auf ihn zukommen würde… für was er eigentlich von Ktesias erzogen wurde.

Die Argumente welche der Feldherr anbrachte konnte Raho gut nachvollziehen, auf wichtigen Anlässen und Feiern, das wusste der Jüngere, waren folgsame und zudem noch möglichst exotische, hübsche Sklaven beinahe so etwas wie ein Statussymbol, wie ein Schmuckstück. Die Sache mit dem ‚gut verstehen‘ ließ seine Mundwinkel kurz nach oben wandern und seine schwarzen Augen funkelten einen Moment lang amüsiert als er nickte. „Ja… ich denke Ihr habt recht“ bestätigte er. In allen Punkten, bei der Sache mit der Erziehung genauso wie mit der Tatsache, dass sich sicher auch Ktesias eine Begleitung wünschte, mit der er sich verstand und die er gleichermaßen auch vorzeigen konnte.

Er blickte Ktesias in die Augen, als dieser ihm durchs Haar strich, abermals ein kurzer Blickkontakt, bevor er auch schon zu einer der Liegen gezogen wurde, die Sternfrucht zwischen die Lippen geschoben bekam. Er biss ab, ließ sich aber nicht auf die Liege nieder sondern setzte sich vorerst nur auf den Rand während er sich mit dem Griechen unterhielt. Er war überrascht, dass dieser dachte, er hätte ihm mit den Schmerzen, die das Versorgen der Wunde mit sich gebracht hatte, Angst gemacht…

„Nein, ihr habt mir keine Angst eingejagt, schließlich habt ihr sie versorgt“ antwortete er rational. „Und… ich habe keine Angst vor Strafen. Ich habe gesehen, dass die Sklaven alle unversehrt waren und euch vergöttern, das würden sie nicht tun, wenn ihr sie schlecht behandeln würdet. Aber ich bin misstrauisch. Jedem gegenüber, so seit ihr keine Ausnahme.“

Es lag nicht nur daran dass er wusste, dass Ktesias sein Herr war, er eigentlich über ihm stand. Er vertraute niemandem, er würde auch keinem der anderen Sklaven vertrauen, nur weil diese vielleicht nett zu ihm sein würden und sie im selben Boot saßen. Und vor Strafen… nein, davor hatte er wirklich keine Angst mehr, war die körperliche Züchtigung doch schon ziemlich normal für ihn geworden, wenn auch nicht angenehm. Wirklich nicht angenehm, aber er war in dem Wissen aufgewachsen, dass es nicht vielen Sklaven anders erging und das es normal war, solche Strafen zu empfangen.
 

Ktesias musterte den Sklaven, während dieser sprach und er nickte ihm zu, setzte sich dann einfach frech hinter ihn und legte das Kinn auf seine Schulter, „Ich denke, es ist gut so zu beginnen, dass ich dir sage, dass ich dir vertraue, oder? Ob du mir nun nicht vertraust, das sein dahingestellt“, meinte er und schlang die Arme ein wenig um den Sklaven, wollte ihm zeigen, dass der junge Ägypter so ziemlich alles mit ihm machen konnte, was er wollte.

Dann schloss Ktesias die Augen und küsste Rahotep auf die Wange, lächelte leicht und reichte ihm ein Knoblauchbrot, „Auch wenn du danach nach Knoblauch riechst, aber das musst du probieren. Es schmeckt so herrlich… besonders mit der weißen Soße. Ich habe seit jeher keine Ahnung, was da drinnen ist, aber meine Sklaven freut es immer, wenn ich das esse, was sie mir vorsetzen“, meinte er. Es könnte natürlich sonstwas drinnen sein, aber wie gesagt, er vertraute seinen Sklaven, seinem Besitztum, seinen Freunden. Eine Hand lag noch immer auf dem Bauch des Sklaven, die andere hielt ihm das Brot und die Soße gleichermaßen hin.

Dann musste er leicht lächeln und leckte sich ein wenig über die Unterlippe und legte die Stirn in die Halsbeuge des anderen, damit er sich auch ein wenig entspannen konnte von den Anstrengungen die letzten Tage. Der Wind wehte herrlich, die Aussicht war göttlich und Rahotep, sein neuer Sklave, war so schön, dass er in dieser Schönheit hätte versinken wollen, „Ich hoffe, du akzeptierst es, dein neues Leben, denn ich werde dir nicht die Chance geben, mich zu hassen“



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