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Süchtig nach Leben

Takeru Takaishi x Daisuke Motomiya
von

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Wenn ich mit meinem Freund zusammen war und wir über irgendeine Belanglosigkeit lachten, berührte ich arglos seine Schulter, wobei meine Kehle unerträglich zu brennen begann, als würde ich im nächsten Moment ersticken.

Wir überbrückten die Stille immer mit einem Lachen.

Selbst jetzt sehe ich vor meinem inneren Auge Daisuke auf dem Schreibtischstuhl sitzen, seine Beine bewegen sich unruhig, während er voller Nervosität an seinen Fingernägeln kaut. Es kostete ihn jedes Mal Überwindung, von sich aus etwas anzusprechen, das ihm wahrscheinlich mit Hammer und Meißel die Gehirnwindungen wundschlug.

Er sagte mir, dass er gern bei mir sei, dass er sich bei mir wohl fühle, dass er Kari liebe, genauso wie seine Tochter, dass er sich jedoch nicht als Vater fühlte, mehr wie ein Bruder, als wäre sie seine Schwester, dass seine Familie ihn jetzt so anders behandelte, dass er sich auch anders fühle, aber irgendwie auch nicht, dass er sich so ausgeschlossen vorkam, doch bei mir sei das anders, bei mir sei er wieder er selbst, bei mir hätte er nicht das Gefühl, als würde irgendetwas fehlen. Davis erzählte mir so vieles.

Er meinte, dass er sich fühlte, als hätte man ihm ein Stück seiner Seele herausgerissen.

Die darauf eintretende Stille versuchten wir zur Abwechslung mal nicht mit unserem Gelächter auszufüllen.

"Vielleicht", fing ich unsicher an, "könnte man es damit vergleichen, dass ein Fußballspieler bei einem Unfall plötzlich sein Bein verliert und nicht mehr spielen kann."

"Ja", entgegnete Daisuke nur, als hätte er mir nicht zugehört. Ein erneuter, langer Moment des Schweigens entstand zwischen uns, bis ich schließlich sagte:

"Aber das eigentlich Traurige ist, dass du nicht dein Bein verloren hast." Ich lächelte bei diesen Worten meinen Fußboden an und fuhr leise fort, "Du hast dich einfach nur verliebt."

Im Augenwinkel sah ich, wie Daisuke den Kopf senkte. Er gab keinen Laut von sich, während er weinte.
 

Kann man sich seine Gefühle ausdenken? Sich vormachen, dass man etwas empfindet, wo nichts mehr ist?

Ich habe es geschafft, alles in meinem Inneren, auch das, was dort schon lange nicht mehr existierte, auf einen Punkt zu richten, der mich am Leben hielt. Damit projizierte ich meine Sucht nach Leben auf Daisuke. Mit jedem Blick wollte ich ihm sagen, dass er nicht gehen durfte, weil ich sonst sterben würde.

So sollte es doch nicht sein. Ist das mein Leben? Ist das mein zukünftiges Glück?

Daisuke ging es genauso, das spürte ich. Sein Verstand sagte ihm etwas anderes als sein Herz. Seine Handlungen widersprachen sich. Er wollte bei mir sein und doch weg von mir. Als hätte er Kari schon längst mit mir betrogen.
 

Die Erinnerungen an diesen einen Nachmittag sind schmerzhaft in mich eingebrannt. Es ist ein Schmerz, den ich nicht einordnen kann, von Sehnsucht oder von Reue?

Es war nicht kalt, doch ich fror, während ich am Fenster stand und nach draußen in den eisblauen Himmel sah. Der Löffel in meiner dritten Tasse Kaffee, die ich in meinen zitternden Händen hielt, klackerte leicht. Der Kaffee war schwarz, Davis hatte mir den Löffel gegeben.

"Du zeigst Schwäche." Jede einzelne Silbe dieses Satzes durchdrang mein Inneres und konnte mich dennoch nicht berühren. Daisuke stand hinter mir, ich spürte seine Gegenwart. Gleichmütig erwiderte ich:

"Es ist doch nur vor dir."

"Denkst du etwa, ich könnte dich nicht verletzen?"

"Nicht mehr als ich dich." Ich lächelte und wusste, dass Davis es mir gleichtat.

Mich umwendend nahm ich seine Hand und strich über die abgekauten Überreste seiner Fingernägel.

"Was ist mit dir?", fragte ich, "du schaffst es überhaupt nicht mehr, deine Schwäche zu verstecken."

"Was soll das?" Leicht aggressiv entzog er mir seine Hand. "Es gibt nichts, weswegen ich mich schwach fühlen müsste. Im Gegensatz zu dir habe ich alles."

Zum wiederholten Mal erstaunte es mich, wie schnell sich Davis widersprechen konnte. Mit einem sanften Lächeln, das sich für ihn auf meinen Lippen abzeichnete, schaute ich ihm in die Augen und fragte:

"Warum bist du dann nicht glücklich?"

Daisuke öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Er konnte mir jedoch weder antworten noch meinem Blick standhalten. Erneut nahm ich seine Hand und küsste sanft die blutigen Fingerkuppen.

Es gab keinen Weg für mich, wieder glücklich zu werden, aber ich bildete mir ein, dass die Befriedigung meiner Sehnsucht das Verlangen nach Glück ein wenig stillte. Und ich redete mir ein, Davis würde es genauso gehen.

Auch jetzt überkommt mich noch ein Hauch dieser Erfüllung, wenn ich daran zurückdenke, wie ich ihm sein braunes Haar aus dem Gesicht strich, das man ebenso wenig bändigen konnte wie das von Tai. Zwar zuckte Davis ein wenig zusammen, doch meiner Berührung widersetzte er sich nicht.

"Stell dir einfach vor", sagte ich und legte seine Hand an meine Hüfte, "dass dieser schmale Körper Kari gehören würde. Ihr kannst du doch schließlich nicht mehr zeigen, wie sehr du sie liebst, oder?"

Daisuke las in meinen Augen das unausgesprochene Ende meiner Aussage: Aber mir kannst du es zeigen.

In diesem Moment hatte er einen Entschluss gefasst, welchen er nun zaghaft in die Tat umzusetzen begann. Ich konzentrierte mich auf seine Hände, die über meine Haut wanderten, als hätte ich noch nie den Körperkontakt eines anderen Menschen genossen. Diese Hände brauchten mich. Sie stießen mich nicht fort. War das Abhängigkeit, Liebe, Leben, Sucht?

Jegliche Moralvorstellungen waren mir egal. Es war mir gleichgültig, ob ich mit meinem Handeln Daisuke in Schuldgefühle stürzte, ob ich den vielen Lügen eine weitere hinzufügte, ob ich andere durch mein Tun verletzte. Die Menschen halten sich doch sowieso nur aus Gewohnheit an ihre vorgeschobene Moral. Ich hatte es satt.

Unter meinen Lippen bebte der nackte Körper meines Freundes. Mit kalten Fingerspitzen strich ich über seine braungebrannte Haut. Irgendwie befand ich mich in einem Vakuum, in dem kein einziges Gefühl Platz hatte, nur angenehme Taubheit, die mich meine eigene Kälte nicht spüren ließ. Das alles war nicht wichtig, sodass ich es ignorierte.

Ich liebkoste seine Augenlider, die schwarzen Wimpern, während ein leises Keuchen über seine Lippen drang. Die Spitzen seiner braunen Haare kitzelten auf meiner Haut. Wie sehr hatte ich dieses Gefühl vermisst, wie sehr hatte ich seine Gegenwart vermisst.

Ihm ging es genauso. Er erforschte gierig meinen Körper, biss in meine Brustwarzen und hinterließ seine Spuren auf mir. Ich wollte immer noch mehr und rief leise seinen Namen:

"Tai."

Ich sah das flüchtige Lächeln, ein wenig Spott, bevor ich Taichi zu mir herunterzog und ihn küsste. Bereitwillig erwiderte er alles, was ich ihm gab.

Seine Bewegungen waren ein wenig zaghafter als sonst. Wahrscheinlich wollte er mir nicht wehtun, weil er befürchtete, ich könnte zerbrechen. Dann wäre er allein. Er konnte nicht ohne mich leben. Es gab sonst nichts für ihn, das hatte er mir gesagt.

"Ich habe sonst nichts."

Taichi würde mich nie verlassen.
 

Alles ist zerstört, nichts existiert mehr, außer der Ruine meiner Seele, das letzte Bisschen Leib, zu wenig wert, um es zu verkaufen. Ich stehe allein zwischen diesen leeren Mauern und höre dem Lied des Windes zu.

Ein trauriges Lied. Es erinnert mich an das, was mir Daisukes Körper sagen wollte, als er mir falsche Hingabe vorspielte:

Ich gehöre dir nicht.

Man kann um sich schlagen, mit den Händen das Leben umklammern und sich in den seidigen Schleier der Zeit krallen. Ich weiß, dieser zarte Fluss wird mir entgleiten, wie Wasser, wie Sand, wie unzählige Splitter aus Glas.

Es bleibt nichts. Es wird trotzdem vergehen.

Mir ist klar, dass ich nicht der einzige Mensch auf dieser Erde bin, dessen Verstand von der Sinnlosigkeit des Daseins angefressen wird. Man muss nur die Augen öffnen, dann sieht man lauter ruhelose und kaputte Seelen, die sich am letzten Rest Glück festkrallen und nicht einmal wissen, was das ist. Ich weiß es genauso wenig. Ich weiß nicht, was ich suche, was mich glücklich machen würde. Nur diese Trauer und Verzweiflung verdeutlichen mir die Lücke in meinem Inneren.
 

Zum Schulfest hatte sich der Trubel um meine Person größtenteils gelegt. Meinen Mitschülern war ich bis dato unwichtig geworden. Die Gesellschaft ist kein transparentes und einfaches Gebilde. Man gibt sich mit Leuten ab, die man nicht mag und noch nicht einmal ansatzweise versteht. Jeder ist sich selbst der Nächste.

Ich kam mir besonders beim letzten Schulfest einfach fehl am Platz vor, doch da war ich nicht der Einzige. Soviel zur japanischen Zurückhaltung und Verschlossenheit.

Da sich meine Beliebtheit ins Gegenteil gewandelt hatte, lernte ich plötzlich jede Menge Außenseiter kennen, denen man bereits von weitem ansah, wie wenig sie in die genormte Gemeinschaft der anderen hineinpassten.

Während ich außerhalb der Ereignisse auf einer Bank saß, mich in ein Buch vertieft und gehofft hatte, dass mich niemand wahrnahm, kam dieser Fettsack auf mich zu, der mittlerweile mein Freund zu sein glaubte und mir bereits anvertraut hatte, er habe aufgrund seines geringen Selbstwertgefühls Bulimie.

Er brauchte meine Hilfe, da das Mädchen, das mich auf meine Sexualität angesprochen hatte, Probleme machte. Sie hatte heimlich jede Menge Alkohol getrunken und drohte nun damit, sich umzubringen. Der Fettsack war ziemlich schockiert darüber, die Wunden auf ihrem Arm zu sehen. Mir war es reichlich egal, doch aufgrund meiner jahrelang nach außen getragenen Hilfsbereitschaft unterstützte ich ihn, das Mädchen von alkoholischen Getränken und scharfen Gegenständen fernzuhalten.

"Ihr habt alle keine Ahnung", lallte sie mir entgegen, "Mit eurem perfekten Leben, keine Ahnung, wisst nich', wie ich mich fühl, könnt ihr nich' wissen. Ich seh das euch doch an, total bescheuert, könnt das nie ansatzweise nachvollziehn."

Ich hatte keine Lust mehr und sagte deshalb:

"Lass sie doch."

Der Fettsack sah mich irritiert an, die Frage stand ihm direkt ins Gesicht geschrieben.

"Soll sie sich doch umbringen", sprach ich gelangweilt weiter, "Ein Mensch weniger, was macht das schon."

"Sag mal, du hast wohl überhaupt kein Herz", entgegnete er, "Dann passt du ja super in die Gemeinschaft aller, die innen schon tot sind."

"Wieso? Wenn sie es doch will. Am Ende wird sie sowieso zu viel Schiss haben, um es durchzuziehen. Das ist bloß Getue, um auf sich aufmerksam zu machen."

"Du kannst nicht einfach so über andere urteilen, wenn du selbst nicht weißt, wie es in einer solchen Situation ist."

"Ich weiß es aber." Meine Stimme war leise und genervt. Ich konnte regelrecht beobachten, wie der Fettsack sich auf die Zähne biss, bis er schließlich in ruhigem Tonfall sagte:

"Dann tust du mir echt Leid."

"Auf dein Mitleid kann ich verzichten", erwiderte ich kalt, "Du spielst doch auch nur Nächstenliebe vor, weil du dich dann gebraucht fühlen kannst. Dabei wirst du nie etwas anderes sein als hässlich und überflüssig."

Damit ließ ich ihn stehen und ging. Ich hatte ihm eine Wahrheit geschenkt, die ihn genauso quälen sollte, wie sie mich quälte.
 

In meiner Umgebung fühlte ich mich zunehmend fremder. Ein kleiner Lebensraum um mich herum, da war eine Person, die ich oft sah und die mir doch unbekannt schien, die Frau, die mich gezeugt hatte und mich müde ignorierte, mein Zimmer, das mich wie auf der Durchreise in einem leeren Käfig aufnahm, dann dieser Junge, der Tai so ähnlich war.

Ich will irgendwo daheim sein.

Davis verstand nicht, was ich suchte. Es konnte ihm egal sein, schließlich benutzte er mich nur und wurde letztendlich selbst benutzt. Was spielt es für eine Rolle, wer man ist, welche Stellung man einnimmt, wie viel man wert ist, was man hinterlässt? Jeder Mensch muss nicht mehr tun als zu funktionieren.

Bei mir funktionierte lange Zeit gar nichts mehr. Nicht einmal das Schreiben.

Szenenartige Eindrücke jagen in meinem Kopf vorüber. Ich sehe den Regen meine Arme hinab, über die Schnittwunden fließen. Das Wasser tropft von meinen Fingerspitzen, während ich einem endlosen Weg folge. Neben mir eine Straße, Fahrzeuge rasen vorbei. Der Asphalt unter meinen Füßen ist aufgerissen, zersplittert. Fettig glänzende Regenwürmer liegen in den Pfützen. So unangenehm fettig und schmutzig wie meine Hände, die ich mit Spülseife zu waschen versuche. Dann stehe ich im Badezimmer vor dem Spiegel und putze mit Zeitungspapier die riesige Glasfläche. Ich mag diese glatten Oberflächen um mich herum. Die kalten Fliesen unter meinem Körper, während ich auf dem Boden liege, die Arme ausgebreitet, die viereckigen Flächen um mich herum, die weiße Decke, überall Ordnung, alles ist sauber, unbefleckt und lautlos.
 

Du küsst mich nur noch, wenn es dunkel ist, und sagst meinen Namen, damit du ihn nicht vergisst. Diese Textzeile traf auf mich genauso gut wie auf Daisuke zu, das wusste ich von Anfang an. Nur erkannte ich immer mehr, dass Davis nicht Taichi sein konnte. Mein kleines, beruhigendes Gespinst aus Lügen brach zusammen.

Man kann sich nicht ewig selbst betrügen, wie sehr man es sich auch einzureden versucht. Der einzige andere Ausweg ist der Wahnsinn. Dumm, wenn man zu normal ist, um verrückt zu werden, aber nicht normal genug, um unbeschwert leben zu können.

Ich brauchte Davis noch immer, doch das Gefühl ließ nach. Es fühlte sich einfach falsch an, alles fühlte sich falsch an. Das merkte ich auch bei Davis. Manchmal sah ich in seinen Augen Ekel, wenn er meinen Körper betrachtete und feststellen musste, dass ich keine Frau war. Seltsamerweise wollte ich diesen Abscheu, wie ich auch das Begehren wollte. Doch mit der Zeit ließ auch das nach.

Der Körper meines Freundes war unter meinen Berührungen nicht mehr warm, sondern bewegungslos und taub. Immer öfter wies er mich zurück und auch ich konnte seine Annäherungsversuche häufig nicht mehr erwidern. Selbst wenn mir Davis einen Gefallen tun und auf das Spiel eingehen wollte, gehorchte ihm sein Körper nicht.

Ich wünschte, ich hätte gehen können, doch dazu fehlten mir die nötigen Emotionen. Auf diese Weise war es mir einfach egal.
 

Eines Morgens wachte ich auf und fand mich in einem Gefängnis wieder. Die Wände meines Zimmers erdrückten mich. Im Bett war es unangenehm warm, kalter Schweiß überzog meine Haut und die Sachen, die ich trug, waren klamm. Ich musste hier raus, befreite mich von meiner Decke und erhob mich schwerfällig.

Auf dem Weg ins Wohnzimmer zog die Umgebung schemenartig an mir vorbei. Die Erinnerungen an diesen Morgen sind nur bruchstückhaft, als würden einige Ausschnitte von der Filmrolle fehlen. Es war noch nicht zu spät, um zur Schule zu gehen, ich wollte frische Luft atmen und andere Leute sehen, doch alles drehte sich plötzlich.

Es wurde schwarz um mich herum, dann sah ich den Tisch, das Sofa, das Telefon. Ich spürte, dass mich meine Füße noch immer vorwärts trugen. Mir war kalt, und doch lief mit meiner Gänsehaut Schweiß meinen Nacken hinab. Am Rande meines Gesichtsfeldes bewegten sich Funken, kleine Blitze, spinnenartige Kreisel. Dann wurde es wieder dunkel. Ich griff mit der freien Hand nach dem Türrahmen.

Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich auf dem Boden in dem Durchgang zwischen Wohnzimmer und Küche wieder. Ich betrachtete die Hand, die neben meinem Gesicht lag, und stellte erst nach einigen Sekunden mit Erstaunen fest, dass sie mir gehörte. Langsam rührte ich mich, schaffte es jedoch nicht, mich komplett aufzurichten. Mir war so schlecht, dass ich mich nur vorsichtig auf allen Vieren in Richtung Bad schleppen konnte. Diese Entfernung zu überwinden schien eine endlose Tortur zu sein. Endlich zog ich mich an der kühlen Emailleschüssel nach oben. Ich wollte diesen schlechten Geschmack, die Übelkeit herausbrechen, würgte jedoch vergeblich. Meine Kehle brannte, als nur eine gelbe Flüssigkeit in die Kloschüssel rann.

Auch jetzt erinnere ich mich noch an den unbeschreiblichen Zwang, welchen ich auf mich ausüben musste, um schließlich aufzustehen. Ich war zurück ins Wohnzimmer gewankt, hatte unbewusst den Telefonhörer in die Hand genommen und Taichis Nummer gewählt. Aber ich kann mich nach wie vor nicht daran erinnern, was ich ihm gesagt habe, nachdem er abgenommen hatte. Ich weiß auch nicht mehr, wie lange ich reglos im Sessel saß und auf ihn gewartet habe. Doch ich spüre noch heute den Schmerz auf meiner Wange, den Tai mir zufügte, als er mich sofort nach seiner Ankunft vor Wut schlug.

Er drückte mich auf einen Küchenstuhl, bevor er Wasser aufsetzte, in das er anschließend Brühe und Ei rührte. Während dieser Zeit bis ich schließlich die Suppe löffelte, sagte keiner von uns ein Wort. Taichi betrachtete mich lange mit verschränkten Armen. Seinen Tonfall, als er endlich zu sprechen begonnen hatte, kann ich schwer einordnen. Mitleid, Wut, Trauer, Sorge oder war er einfach nur genervt von mir?

"Machst du dich absichtlich kaputt, um mir Schuldgefühle oder so einzureden?"

"Es tut mir Leid."

Mehr sagten wir einander nicht, bis Taichi mich wieder verließ.

Danach rief ich Daisuke an und sagte ihm, dass wir die Beziehung beenden sollten.

Er hatte nichts dagegen.
 

Was bedeutet es, verloren zu sein?

Wenn du in deinem Zimmer stehst und dich fragst, wo du eigentlich bist. Warum ist alles so fremd um dich herum? Diese Leere kanntest du früher nicht. Dann begann sie dich immer mehr auszufüllen, aber gleichzeitig hat dich damals noch etwas beschützt. Das war der Schmerz, dieser unglaubliche Schmerz, der dein Inneres zerreißt. Wo ist er nur? Verlierst du ihn, indem er dir mit deinen Tränen die Wangen hinabläuft?

Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder so fühlen kann wie damals.

Warum habe ich mir nur gewünscht, es möge aufhören?

Jetzt ist es kalt, leer und still um mich herum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Eisblume
2009-03-28T19:31:05+00:00 28.03.2009 20:31
hey
ich hab mir mal deine fanfi durch gelesen
echt sche geschrieben
hat mir total gut gefallen


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