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Inquisition

Buch 1: Aufstieg
von

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Planet Kalisto Primus, vier Tage später.

Leutnant Jost Hawk, Zugführer des 3. Infanteriezugs der PVS des 114. Kalisto Regiments begutachtete genervt die Gesamtsituation. Was hatte sich der Gouverneur bloß dabei gedacht? Wie beim heiligen Terra sollte er mit grade mal fünfundfünfzig Mann und drei Sentinels eine ganze Stadt evakuieren und dann auch noch gegen eine anrückende Chaosarmee halten? „Imperator steh uns bei.“ murmelte der Leutnant. Ein Soldat näherte sich und salutierte „Sir?“ „Ja, Soldat?“ „Die letzten Zivilkonvois verlassen grade die Stadt und laut den Spähern befindet sich eine Voraustruppe Chaos Marines noch cirka eine Standardstunde in westlicher Richtung von unserer Position entfernt.“ Leutnant Hawk betrachtete den Lageplan der Stadt Myrnos und dachte nach wie er irgendeinen Vorteil aus der Situation schlagen konnte. Er seufzte ergeben und wandte sich wieder dem Soldaten zu der immer noch bei ihm stand. Dies war eine kleine Stadt, kaum der Rede wert und der Leutnant sah nicht ein weshalb er die Leben seiner Männer für eine Handvoll Manufakturen, die nicht einmal Kriegsrelevante Güter produzierten, verschwenden sollte. Er schaute vom Balkon seines improvisierten Kommandostands im obersten Stock des lokalen Rekrutierungsbüros auf die Stadt hinab. Auf dem Platz vor dem Gebäude erklangen regelmäßige Lasergewehrsalven und scharfe, kurze Kommandos. Knapp dreißig Männer und Frauen in der Kleidung der lokalen Miliz waren zur Unterstützung der Soldaten zurück geblieben und wurden nun von einigen Sergants so gut wie eben möglich auf das kommende Gefecht vorbereitet. „Soldat?“ „Ja, Sir?“ Leutnant Hawk wandte sich an den Wartenden „Sorgen sie dafür dass die Milizen mit überschüssiger Schutzausrüstung ausgestattet werden und teilen sie jeweils fünf Milizionäre einem Trupp Infanterie zu. Weitere Befehle erteile ich per Funk. Ach und rufen sie die Sentinels zurück. Wenn diese Chaos Bastarde hier ankommen werden wir jedes bisschen Feuerkraft bitter nötig haben. Das ist erstmal alles. Wegtreten!“ Der Soldat salutierte und machte sich sofort daran den Befehlen folge zu leisten. Leutnant Hawk sah nach Westen und bereitete sich mental auf das Unvermeidliche vor.

»Der Imperator steh uns bei!«
 

Pilot Jason riss hart an der Steuerung seiner Maschine. Wiederwillig gehorchte der Sentinel und schwang seine Kabine um neunzig Grad nach links. „Jetzt hab ich dich!“ brüllte der Soldat und drückte den Abzug durch. Donnernd erwachte die Maschinenkanone des Sentinels zum Leben und spie eine Salve großkalibriger Geschoße aus. Der Chaos Marine auf den er gezielt hatte beschleunigte seinerseits das mit Stacheln verzierte Bike auf dem er saß und so schlug die Salve wirkungslos, wenn auch in einer netten Explosion, im Boden ein. „Verdammte Scheiße! Ich erwisch sie nicht! Cole, Estevez? Was ist mit euch?“ brüllte Jason genervt in den Kom-Link. Die drei Sentinels standen Rücken an Rücken während fünf Chaos Space Marines auf Bikes um sie herum rasten. Ein Blick auf die Instrumente verriet dem Soldaten dass er bald keine Munition mehr haben würde und dann wurde es hässlich. Einige Boltgeschosse schlugen gegen die Panzerplatten der Kabine und dellten das dicke Material deutlich ein. Jason war heilfroh das Leutnant Hawk ihm und seinen Teamkameraden gestattet hatte ihre Sentinels ein wenig „Aufzumöbeln“ und diese zusätzlichen Panzerplatten anzunieten um die Pilotenkabine abzuschirmen. Er war drauf und dran erneut zu feuern als sich Cole per Funk meldete „Hör auf deine Munition zu verballern, Idiot. Die sind zu flink für die Zielerfassung. Wir müssen mit Verstand an die Sache ran du Ogrynverschnitt.“ „Und wie stellste dir das vor?“ wollte Estevez wissen als er sich ins Funknetz einklinkte „Grade hab ich nen Funkspruch vom HQ bekommen, wir sollen sofort zur Basis zurück aber mit den Pennern hier können wir das knicken.“ Der Funker der Staffel klang wie immer genervt. Erneut meldete sich Cole „Ok, Zielerfassung können wir vergessen richtig? Richtig! Also machen wir diese Ketzer anders platt. Im wahrsten Wortsinn, alles klar?“ Es dauerte eine Weile bis bei Jason und Estevez der Credit gefallen war, dann bestätigten sie mit einem knappen „Roger!“ Diese Chaosanbeter konnten was erleben.
 

Siltas amüsierte sich prächtig. Mit der einen Hand steuerte er sein Bike, mit der anderen feuerte er seine Boltpistole auf die zweibeinigen, imperialen Läufer ab. Mit ihren Schneckenhaften Reflexen konnten diese Idioten im Inneren der Maschinen ihn nicht treffen, während er mit katzenhafter Gewandtheit tun und lassen konnte was immer ihm in den Sinn kam. Über das Kom-System in seinem Helm meldete sich ein anderer Chaos Marine aus seiner Gruppe „Hey Bruder. Sollten wir nicht langsam mal ernst machen?“ „Nein Bruder! Lassen wir diese Kreaturen noch ein wenig länger zappeln. Genießen wir ihre Angst und steigern wir ihre Hoffnungslosigkeit ins Unermessliche.“ Selbstzufrieden lächelte Siltas unter seinem Helm und legte erneut auf den Sentinel an, den er schon zuvor beschossen hatte. Der war allerdings nicht mehr da. Zu spät erkannte Siltas was passiert war. Die Piloten mussten ihre Strategie geändert haben, denn die Läufer bewegten schnell sich auf drei der Chaos Biker zu und einer davon, der auf den Siltas kurz vorher noch geschossen hatte war nur noch einen Sekundenbruchteil von ihm entfernt. Als der kanaldeckelgroße Fuß auf ihn zuraste erkannte der Chaosanhänger was der Pilot im Inneren der Maschine vorhatte. Die Sentinels mochten mit ihrer Leichtbauweise nur knapp das halbe Gewicht eines Cybots erreichen aber es war genug um ihn zu zermalmen. Wenn er sich erwischen ließ! Rasch aktivierte Siltas die Booster seines Bikes und katapultierte sich in rasendem Tempo aus der Reichweite des Fußes. Eine Sekunde später erkannte er seinen Fehler aber es war zu spät. Der Chaos Marine registrierte hinter sich das Donnern der Maschinenkanone, dann verging er in einer Wolke aus brennendem Treibstoff und detonierender Munition.

„Jaahuuuu!“ Jason brüllte begeistert als er sah wie der Chaos Space Marine in Fetzen gerissen wurde. Zwei weitere Explosionen und die zufriedenen Kommentare seiner Teamkollegen via Kom-Link sorgten dafür dass sich eine kleine Welle der Euphorie in dem Piloten ausbreitete. Die verbleibenden Biker schienen kein Interesse daran zu haben ihre Kameraden zu rächen denn sie drehten ab und brausten in westlicher Richtung davon. „Ok, alles klar Leute. Ab nach Hause. Ich habe keine Lust hier draußen allein zu sein wenn diese Chaos Bastarde mit Verstärkung wiederkommen.“ teilte Cole Jason und Estevez mit. Die drei Sentinels nahmen eine Delta Formation ein, Jason in der Mitte, Cole rechts und Estevez links und machten sich mit Höchstgeschwindigkeit auf den Weg zurück zu ihrem Zug. In knapp fünfundvierzig Minuten würde die Streitmacht der Chaosanhänger hier eintreffen.
 

Die Frau war allein. Niemand sonst hielt sich zu dieser Zeit auf dem Schießstand auf. Grade lud sie ihre Boltpistole nach. Neben ihr lagen schon zwei leere Magazine am Boden. Konzentriert legte sie auf die zwanzig Meter entfernten Zielscheiben an und drückte ab. Das Krachen des Mündungsfeuers und die Detonation des Boltgeschosses verhinderten das sie den Schatten bemerkte der sich von einem Querstreben an der Decke löste und zu Boden fiel.

Langsam und geduldig näherte er sich der Frau, die kurz inne hielt um sich eine verirrte Strähne orangefarbenes Haar aus dem Gesicht zu streichen. Aus irgendeinem Grund warf sie plötzlich einen Blick über ihre Schulter. Blitzschnell und Geschmeidig rollte der Schatten sich nach rechts außerhalb ihres Blickfeldes wobei sein Tarnanzug vom Schwarz der Schatten zum Mattgrau des Stahlbodens wechselte.

Rayla starrte in den Schatten hinter ihr. Ein plötzliches Kribbeln zwischen ihren Schulterblättern hatte sie von ihren Schießübungen abgelenkt. Ihre Boltpistole immer noch in der rechten Hand kniff sie die Augen zusammen und hielt den Atem an. Das Kribbeln war verschwunden, dafür spürte sie etwas direkt vor sich. Sie drehte sich wieder nach vorn und sah in den Lauf einer Pistole.

Unmittelbar vor ihr stand in einem stahlgrauen Tarnanzug ein einsachtzig großer, durchtrainierter Mann und hielt ihr eine Pistole vors Gesicht. Sein Gesicht war hinter einer Maske verborgen die den gesamten Kopf umschloss. Eine Kombination aus Respirator und Photovisor saß auf dem Gesicht. Am rechten Oberschenkel steckte ein dreißig Zentimeter langes Kampfmesser in einer ledernen Scheide. Rayla wog sämtliche Möglichkeiten ab. Sie konnte versuchen sich zurück zu werfen und aus der Schusslinie zu kommen, nein, dafür war der Abstand zu gering. Sie konnte versuchen dem Angreifer die Waffe aus der Hand zu reißen. Nein, er hatte es geschafft sich in die knapp zwanzig Zentimeter zwischen ihr und der Wand des Schießstands zu bringen ohne das sie es bemerkt hatte also war er ohne Zweifel flink genug um derartige Aktionen zu unterbinden. Vielleicht wenn sie ihre Pistole ebenfalls… „Peng! Du bist tot. Zum achthundertdritten Mal.“ verkündete der Mann trocken. Rayla knirschte mit den Zähnen und funkelte ihn böse an. „Mortem, hast du eigentlich nichts anderes zu tun außer mir immer wieder vor Augen zu führen wie toll und absolut überlegen deine Assassinentechniken gegenüber Normalsterblichen wie mir sind?“ Sie hasste diese Angewohnheit des Vindicare Assassinen. Seit er an Bord gekommen war machte er sich scheinbar einen Spaß daraus ihr immer und überall aufzulauern und ihr vor Augen zu führen wie leicht es doch wäre sie umzubringen. Mortem steckte seine Pistole in das Hohlster zurück und verschränkte die Arme zufrieden vor der Brust. „Jeder trainiert auf seine Weise. Die einzig lohnenden Trainingsobjekte hier an Bord sind Großinquisitor Foster, Grey Knight Justicar Grimm und wenn auch in weitaus geringerem Maße, Du. Die potenzielle Eliminierung sämtlicher anderer Subjekte hier wäre nicht einmal ansatzweise eine Herausforderung.“ Täuschte sich Rayla oder gähnte der Assassine bei ihrer Erwähnung unter seiner Maske? Sie wusste nicht was sie mehr hasste, die absolut klinisch trockene Art und Weise in der Mortem von der Eliminierung der gesamten Schiffbesatzung und das waren immerhin an die vierhundert Personen, sprach oder das sie es bisher noch nicht ein einziges Mal geschafft hatte ihn zu bemerken bevor er sie „Töten“ konnte. Aber was erwartete sie von sich? Mortem war immerhin ein Assassine des Vindicare Tempels, ein meisterhafter Scharfschütze und Infiltrator. Seine Aufgabe bestand darin wichtige Persönlichkeiten in der Befehlsstruktur des Feindes wie etwa Generäle zu eliminieren und den Feind so in Unordnung zu stürzen und mürbe zu machen. Seine Fähigkeit sich ungesehen zu bewegen war seine einzige Lebensversicherung. „Und?“ „Und was?“ Rayla verdrehte genervt die Augen. War der Assassine so begriffsstutzig oder tat er nur so? Wahrscheinlich tat er nur so! „Und wie oft hast du Lord Foster und Justicar Grimm schon erwischt?“ fragte die Akolythin patzig. „Oh, nicht oft. Den Justicar hätte ich während meines Aufenthalts an Bord bisher exakt drei Komma ein Mal eliminieren können.“ „Drei Komma ein Mal?“ hakte Rayla verwirrt nach. „Nun ja, um ehrlich zu sein gab es einmal eine Situation die zu achtundneunzig Prozent mit meinem eigenen Tod geendet hätte.“ gab der Assassine zu. „Ah, sehr interessant. Also bist du auch nicht so Perfekt wie du immer tust. Na, und? Wie oft hast du Lord Foster erwischt?“ „Soll ich ehrlich sein?“ „Ja natürlich du Scherzkeks!“ brauste Rayla auf und baute sich zu ihrer vollen Größe von stolzen einssiebzig auf indem sie sich auf die Zehen stellte und starrte wütend in die verspiegelten Linsen von Mortems Sensormaske. Diese Trotzreaktion rang dem imperialen Assassinen ein amüsiertes Lachen ab. Obwohl es ihm seine Konditionierung und sein Training eigentlich verboten, mochte er die Adeptin irgendwie. Ihre leicht aufbrausende aber dennoch unentwegt loyale Art war erfrischend anders im Gegensatz zu all den anderen Dienern des Imperiums mit denen Mortem in seiner langjährigen Laufbahn als Attentäter schon zu tun gehabt hatte. „Na gut, na gut.“ Beschwichtigend hob Mortem die Hände. „Also, ich habe Lord Foster bisher…“ Just in diesem Moment öffnete sich die Tür zum Schießstand und einer von Lord Fosters persönlichen Schreibern trat ein „Misstress Nor, Lord Foster wünscht eure Anwesenheit. Er erwartet euch in der Taktikzentrale.“ Rayla zuckte mit den Schultern „Ja ja, ich komme sofort. Sag Lord Foster ich bin in fünf Minuten bei ihm. So Mortem, jetzt sag schon. Wie oft?“ Sie drehte sich wieder zu Mortem um aber der Assassine war verschwunden. Rayla begann augenblicklich zu kochen. Dauernd verschwand der Vindicare ohne ein Wort. Ihre Finger verkrampften sich um den Griff ihrer Pistole. „Ähem, Misstress?“ Rayla drehte sich zu dem Schreiber um der immer noch in der Tür stand und wartete und auch recht verwirrt aussah. „Mit wem reden sie den da?“ Unvermittelt riss Rayla ihre Pistole hoch, zielte auf den Schreiber und brüllte den verängstigt dreinschauenden Mann an „Raus!“
 

Schwester Pinea rannte den Wehrgang der Außenmauer entlang der das Konvent der Adeptus Sororitas auf dem Planeten Kalisto umgab, ihren heiligen Bolter fest in beiden Händen. Um sie herum hatten ihre Schwestern vom Orden der heiligen Märtyrerin bereits Stellung bezogen und feuerten auf die Angreifer die so vermessen waren diesen geweihten Ort belagern zu wollen. Die schwarzen Servorüstungen und die weißen Haare der Sororitas glänzten in der Mittagssonne. Das Geschoss einer Maschinenkanone schlug in den Mauerabschnitt ein auf dem sich Pinea grade befand. Die Sororita wurde von den Füßen gerissen, der Bolter flog ihr aus den Händen und rutschte den Wehrgang entlang. Benommen rappelte sie sich auf. Jemand hielt Pinea eine behandschuhte Hand hin und zog sie hoch. Sie sah in das Gesicht von Prioris Helena, ihrer Truppführerin. „Noch ist nicht die Zeit zu Sterben, denn es gilt vorher das Unreine zu tilgen das diese Welt befleckt.“ sagte die Prioris und hielt Pinea ihren fallen gelassenen Bolter hin. Die Sororita nickte und nahm ihre Waffe entgegen. Pinea ging an der Brüstung in Stellung. Sie konnte die zahlreichen Gestalten der Chaos Space Marines erkennen die sich unter dem erbitterten Abwehrfeuer der Sororitas auf die Tore des Konvents zu arbeiteten. Ein mit blasphemischen Runen verzierter Predator Kampfpanzer feuerte kontinuierlich seine Maschinenkanone im Turm und die schweren Bolter in seinen Seitenkuppeln auf die Schwestern auf dem Wehrgang ab, während die Chaos Marines mit archaischen Boltern und exotischen Schallwaffen versuchten den Wiederstand der Verteidiger zu brechen. Einen Meter neben Pinea eröffnete Schwester Ursula mit ihrem schweren Bolter das Feuer auf die Häretiker. Unter den wuchtigen Einschlägen der massiven Geschosse fielen einige Chaos Marines aber es waren immer noch viele im Vergleich zur Anzahl der loyalen Sororitas. Nun stimmte auch Pineas Bolter in das Brüllen der Schlacht mit ein. Hinter sich hörte sie die klare, starke Stimme von Prioris Helena die ihre Schwestern zu heiligem Eifer im Angesicht des Feindes aufpeitschte.
 

Keros von den Burning Dreams spähte hinter einem Chaos Rhino vor und beobachtete die Verteidiger auf den Mauern des Konvents. Irgendwie fand er es bewundernswert das diese Weiber es schafften ihnen solange stand zu halten. Der Rhino feuerte eine Rakete aus seinem mehrläufigen Infernoraktensystem auf die Verteidiger ab. Kreischend schraubte sich das Geschoss auf den Wehrgang zu und explodierte in einem Ball aus blauem Hexenfeuer. „Macht mal voran da! Wie lange dauert das den noch?“ schnauzte der Chaos Marine zwei weitere Verräterlegionäre an die damit beschäftigt waren Sprengstoff am Körper einer Chaosbrut zu befestigen. Der Kreatur war ein Sack über den Kopf gezogen worden um sie unter Kontrolle zu halten. Ihr unproportional aufgeblähter Körper war von grünlichen Schuppen bedeckt und die Beine der Brut endeten in ziegenartigen Hufen statt in Füßen. Eine Reihe scharfer Stacheln war aus dem Rücken des Wesens gebrochen als es mutiert war. Die Arme waren extrem verlängert und reichten nun bis zum Boden und statt Händen hatte die Chaosbrut Krebsscheren, die unruhig auf und zu schnappten. Einer der Marines drehte sich zu Keros um, die Visorlinsen seines Helms funkelten im Licht der explodierenden Boltgeschosse. „Wir sind gleich soweit Bruder Champion. Nur noch einen Augenblick, dann können wir die Tore einreißen.“ Keros lächelte in Vorfreude. Wenn sie erstmal diese Befestigung eingenommen und die Verteidigerinnen gefangen genommen hatten würde der richtige Spaß erst losgehen.
 

Pinea rammte ein frisches Magazin in ihren Bolter und suchte ein neues Ziel. Ihr Helmvisor filterte mögliche Ziele aus dem Rauch und lieferte ihr mehrere Ziele. Grade als sie auf einen der Chaos Space Marines anlegen wollte zerriss das Kreischen von Triebwerken die Luft und eine Gruppe Chaos Raptoren schoss aus dem Rauch verhangenen Himmel, mit jaulenden Kettenschwertern direkt auf den Wehrgang herab. Piena riss ihren Bolter herum und feuerte auf den Raptor der ihr am nächsten war. Feurige Blumen blühten auf wo die Boltgeschosse auf die barocke Servorüstung des Raptors trafen. Das Sprungmodul fing Feuer. Der Getroffene fiel in einem Feuerball aus dem Himmel und schlug auf dem Innenhof des Konvents auf. Die Chaosanhänger fuhren mit brüllenden Kettenschwertern zwischen die Sororitas. Kettenschwerter trafen auf Kampfmesser und verbissene Nahkämpfe brachen auf dem Wehrgang aus. Prioris Helena warf sich mit einem gellenden „Für den Imperator!“ auf einen Raptor und treib ihr Energieschwert tief in den Brustkorb des Chaosanhängers. In einem letzten Akt der Verachtung hielt der tödlich getroffene Raptor seine Boltpistole vor das Gesicht der Prioris und drückte ab. Die Explosion des Projektils zerriss den Schädel das Prioris und verteilte Blut, Knochensplitter und Hirnmasse auf die Umstehenden. Beide Kämpfer sackten tot zusammen und ihr Blut färbte den Wehrgang rot. Pinea pflanzte ihr Kampfmesser als Bajonett auf ihren Bolter und stürmte, ihren gerechten Zorn hinaus brüllend auf das Handgemenge aus Sororitas und Raptoren zu. Sie würde den Zorn des Imperators über diese Ketzer bringen!
 

Keros riss den Sack vom Kopf der Chaosbrut, der nur aus einem Maul und einem riesigen Auge bestand das unruhig hin und her schoss. Am ganzen Körper der Brut waren Melterbomben, Sprenggranten und sogar ein paar Sprengraketen befestigt worden. Keros zeigte mit seinem Energieschwert auf das gepanzerte Tor des Sororitaskonvents „Dort ist deine Beute! Los, lauf! Schnapp sie dir!“ brüllte er die Chaosbrut an die sich mit einem gurgelnden Schrei in Bewegung setzte. „Es geht los! Haltet euch bereit.“ bellte der Chaos Marine in sein Kommunikator.
 

Schwester Ursula feuerte ihren schweren Bolter ununterbrochen auf die Ketzer ab die vor den Toren des Konvents wimmelten wie ein unheiliger Ameisenhaufen. Trotz der unterstützenden autoreaktiven Fieberfasermuskeln in ihrer Servorüstung begann sie langsam das Gewicht des gewaltigen Bolters in ihren Händen zu spüren. Sie nahm auch die Schreie und den Geruch nach Blut und verbranntem Fleisch wahr den der Wind ihr entgegenwehte. Ursula sah wie eine geschuppte Scheußlichkeit hinter einem mit Chaosikonen verzierten Rhino hervor kam und mit unartikuliertem Gebrüll auf das Tor des Konvents zustürmte. Ohne zu Zögern lenkte sie ihr Feuer auf die Chaosbrut um. Brüllend sandte der schwere Bolter der mutierten Kreatur einen Strom tödlicher Geschosse entgegen. Die explodierenden Geschosse rissen Fleischbrocken aus dem Körper der Brut aber das störte oder verlangsamte die Bestie nicht im Geringsten. Vielmehr steigerte sie ihr Tempo noch und mit einem letzten markerschütternden Brüllen warf sich der mutierte Klumpen aus Fleisch und Sehnen gegen das mit Adamandium verstärkte Tor.
 

Als die Chaosbrut das Tor erreicht hatte drückte Keros den Zünder für den am Körper der Bestie befestigten Sprengstoff. Der Körper der Brut wurde in Fetzen gerissen und ein Flügel des großen Tors wurde von der Wucht der Detonation sauber aus den Angeln gesprengt. Der andere Flügel blieb in einer Angel hängen und schwang nach hinten auf. Keros, Aufstrebender Champion der Burning Dreams kletterte auf den Rhino neben ihm, zeigte mit seinem Energieschwert auf das aufgerissene Tor und brüllte, mit einer durch sein Vox-Gitter verstärkten Stimme „Vorwärts ihr Hunde! Schlachtet sie alle ab! Ihre Seelen für Slaanesh!“ Mit einem vielstimmigen Brüllen setzten sich die Chaosanhänger wie ein Mann in Bewegung. Ihre Beute war zum Greifen nah.
 

Rayla betrat die Taktikzentrale der Tabula Rasa. In der Mitte des Raums befand sich ein großer Holo-Tisch, über dessen schimmernder Oberfläche sich die holografische Abbild eines Planeten drehte. Vor dem Tisch, mit dem Rücken zu Rayla stand Großinquisitor Foster und unterhielt sich mit Helia und einigen hochrangigen Offizieren. Neben dem Großinquisitor ragte die hünenhafte Gestalt von Orthos Grimm auf. Der Grey Knight Justicar überragte alle Anwesenden mindestens um einen Kopf. Die silbergraue Rüstung des Dämonenjägers war ein Ehrfurcht gebietender Anblick. Der gesamte Torso war mit Reinheitssiegeln regelrecht überkrustet und in jedes Segment der Rüstung waren Dämonen bannende Spruche eingraviert. Die Luft um die massive Gestalt flimmerte regelrecht vor heiliger Reinheit. Rayla blieb einige Meter vor dem Tisch stehen „Ihr habt mich rufen lassen, Mylord?“ sprach sie ihren Mentor in respektvollem Ton an. Der Angesprochene drehte sich um. Im Gesicht des Großinquisitors spiegelte sich verbissene Konzentration, sein verbliebenes Auge funkelte im Widerschein der unzähligen elektronischen Anzeigen die überall blinkten. „Ah, Rayla. Gut das du da bist. Tritt näher.“ Rayla trat an den Tisch. Den Justicar grüßte sie mit einem respektvollen Nicken. Helia lächelte sie leicht zu. „Worum geht es Meister?“ Der Großinquisitor griff in das Hologramm woraufhin sich die Abbildung zu einem Sonnensystem veränderte. „Das ist das Kalisto System, im Segmentum Obscurus. Unsere Agenten haben gemeldet dass auf dem Hauptplaneten des Systems, Kalisto Primus, eine massive Chaospräzens aufgetaucht ist. Unseren Nachforschungen haben ergeben das es sich um die Renegaten handelt die als die Legion of Burning Dreams bekannt ist.“ Als ihr Meister die Burning Dreams erwähnte lief es Rayla kalt den Rücken herunter. Vor ihrem inneren Auge tauchten die Bilder ihrer brennenden Heimatstadt auf. In den letzten zwanzig Jahren in denen sie Lord Fosters Akolythin war hatten sie und ihr Meister immer und immer wieder mit Chaoskulten zu kämpfen, bei denen sich letztendlich die Burning Dreams als Drahtzieher entpuppt hatten. Im Laufe dieser Zeit hatte Lord Foster ein Auge und einen Arm an diese Teufel verloren. „Ist das sicher Meister?“ wollte die junge Frau wissen. Der Großinquisitor nickte grimmig und holte mit einer Handbewegung Kalisto Primus wieder ins Zentrum des Hologramms. Nach einer weiteren Handbewegung begann der holografische Planet wieder sich zu drehen, wobei sich violette Flecken auf dem Hauptkontinent auszudehnen begannen. „Helia, wie ist die Lage nach den letzten Meldungen?“ wollte der Großinquisitor von seiner Weisen wissen. Die Frau rückte ihre Brille zurecht und musterte kurz ihre zahlreichen Aufzeichnungen „Nun Mylord, laut den letzten Funkmeldungen ist der Hauptteil der Invasionsarmee auf dem Hauptkontinent von Kalisto Primus, Medeena gelandet. Es gibt in der Nähe auch ein Konvent des Adeptus Sororitas, vom Orden der heiligen Märtyrerin. Neben der Hauptstadt Cyra konzentrieren sich die Angriffe der Chaosanhänger vor allem hier.“ Helia zeigte auf einen Punkt auf dem Hologramm der daraufhin vergrößerte und detaillierte topografische Daten der Region lieferte. „Der Konvent umfasst zweihundert Sororitas inklusive spezialisierter Kriegerinnen wie Dominatorinnen und Celestias. Nach unseren Schätzungen sollten sie in der Lage sein dem Feind bis zu unserem Eintreffen Wiederstand zu leisten. Wir haben astropathische Botschaften an den planetaren Gouverneur übermittelt aber bisher keine Antworten erhalten. Entweder ist der Gouverneurspalast als erstes Gefallen oder aber im schlimmsten Fall ist der Gouverneur zu den Streitkräften des Chaos übergelaufen.“ Foster nickte und stützte sich auf den Rand des Tischs, dann wandte er sich an seine Akolythin „Rayla. Ich habe das Tarot des Imperators befragt und mir wurde offenbart das auf dem Planeten ein wichtiges Ereignis für das Imperium stattfinden wird. Darum ich werde dir das Kommando über fünfzig Gardisten übertragen. Zusammen mit Sergeant Dax wirst du dich zum Konvent des Adeptus Sororitas durchschlagen und dann mit den verbliebenen Schwestern des Ordens zur Hauptstadt Cyra vorstoßen. Ich werde dort mit dem Rest unserer Streitkräfte landen und das Kommando über die PVS zu übernehmen um die Zerschlagung der Invasion zu Koordinieren.“ Rayla sah über den Holo-Tisch zu Sergeant Dax herüber. Der Mann war hoch gewachsen, der kahl rasierte mit Narben gezeichnete Schädel schimmerte bläulich durch das Hologramm. Zusammen mit neun anderen Männern war Kall Dax der ranghöchste Inquisitionsgardist an Bord der Tabula Rasa und ein erfahrener Taktiker. Rayla hatte schon einige Male mit ihm zusammen gearbeitet und wusste das sie sich auf ihn verlassen konnte wenn es ernst würde. „Wie ihr wünscht Herr.“
 

Krux saß vor sich hin summend auf seinem Platz am Fließband und schraubte die Außenverkleidung an Lasergewehren fest. Um ihn herum verrichteten tausende andere Mutanten ebenfalls ihre eintönige Arbeit in der riesigen Manufaktur. Krux zog mit seinem Schraubenschlüssel die letzte Schraube fest und legte das Lasergewehr zurück auf das Fließband. Er war zufrieden mit seiner Arbeit. Er war ein Mutant wie Millionen andere im Imperium, kein normaler Mensch, das wusste Krux sehr wohl und er arbeitete hart um diesen Umstand wieder gut zu machen. Sein Leben war hart, zwanzig Stunden Schichten, wenig Schlaf, wenig Essen. Aber er war zufrieden.

In der Ferne erklangen Explosionen. Einige Aufseher brüllten herum und verließen ihre Posten um nachzusehen woher die Explosionen kamen. Plötzlich explodierte etwas ganz in der Nähe von Krux Arbeitsplatz. Betonbrocken und Körperteile wurden durch die Luft geschleudert. Unter den Mutantenzwangsarbeitern brach Panik aus. Es roch nach Feuer, überall war Rauch. Ein wenig hilflos sah er sich nach einem Aufseher um, er wollte fragen was los sei aber kein Aufseher war mehr da. Viele lagen tot am Boden, von fliehenden Mutanten niedergetrampelt. Anderen waren mit Werkzeugen oder Lasergewehren in diversen Stadien der Fertigung die Schädel eingeschlagen worden. Jemand fasste Krux an der Schulter. Er sah sich um und blickte in das Gesicht von Jorell. Der glatzköpfige, zyklopenhafte Mutant hielt zwei Schrotgewehre in den Händen wie die Aufseher sie verwendeten und drückte Krux eines davon in die Hand. „Wir nicht dürfen Jorell. Nur Aufseher dürfen Waffen!“ meinte Krux verwirrt. „Vergiss die Aufseher. Die sind alle tot! Wir sind frei Krux! Frei! Verschwinden wir von hier!“ Jorell war regelrecht euphorisch als er die Worte Wir sind frei aussprach. „Aber wir müssen arbeiten. Müssen Waffen bauen für Armee. Müssen gute Diener sein Jorell, sonst ist Imperator böse mit uns.“ jammerte Krux. Er war verwirrt. Was war hier los? Warum waren alle weg? Sein Verstand war überfordert. „Scheiß auf den Imperator! Ich habe gehört da draußen sind die Chaos Space Marines. Die werden den Planteten erobern Krux! Ich werde da jetzt raus gehen und mich ihnen anschließen. Ich habe lange genug als Sklave in diesem Drecksloch gehockt. Jetzt werde ich der Herr sein. Komm mit oder verreck hier.“ fauchte Jorell ungeduldig. Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und sah sich nach einem Ausgang um. Da krachte eine Schrotflinte und Jorell wurde von den Beinen gerissen. Sein Gesicht schlug hart auf dem Boden der Manufaktur auf. Er hatte kein Gefühl mehr in den Beinen, sein ganzer Rücken war irgendwie taub. Hinter sich hörte Jorell das charakteristische Klacken als eine Schrotflinte durchgeladen wurde. Die letzte Stimme die er in dieser Welt vernahm war die von Krux „Verräter müssen sterben. Für Imperator! Für Terra!“
 

Rayla stand im Arsenal der Tabula Rasa. Vor ihr stand eine Servorüstung vom Typ den auch das Adeptus Sororitas benutzte. Zwei Servitoren standen stumm hinter der jungen Frau, ihre Motoren summten leise. Rayla sah gebannt auf das kleine schwarze Kästchen das ihr Meister ihr gegeben hatte. Ehrfurchtsvoll öffnete sie es. Das Kästchen war mit schwarzem Samt ausgekleidet. Darin lag ein Rosenkranz wie Rayla schon einen besaß. Anders als bei ihrem war in der Mitte des iförmigen Anhängers aber eine runde rote Gemme eingearbeitet. Rayla schloss die Augen. Das Gespräch mit dem Großinquisitor das er mit ihr geführt hatte als er es Rayla übergeben hatte lief erneut in ihrem Geist ab.

Beide standen in Fosters privaten Räumen. Der Großinquisitor stand am großen Fenster das eine Wand der Kabine ausmachte, die Arme auf dem Rücken verschränkt und sah in die Leere des Weltalls. Rayla stand in respektvollem Abstand in ähnlicher Pose da und musterte zum wiederholten Mal das Spiegelbild ihres Meisters in der dicken Panzerglasscheibe. „Rayla?“ „Ja Meister?“ Der Großinquisitor atmete geräuschvoll aus. Trotz der Klimaregulierung im Raum beschlug die Scheibe vor dem Gesicht des Mannes. „Das hier wird deine wichtigste Mission bisher werden. Das Tarot des Imperators hat mir weitaus mehr enthüllt als ich erwartet hatte. Der große Feind hat diesen Planeten aus einem bestimmten Grund angegriffen. Auf Kalisto Primus ist die Barriere zwischen dem Immaterium und dem Normalraum besonders dünn. Etwas unglaublich Böses bedroht den Frieden des Imperiums.“ „Glaubt ihr die Chaosanhänger planen dämonische Mächte zu beschwören?“ Der Großinquisitor drehte sich um und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Das steht zu befürchten meine Schülerin.“ Lord Foster griff in seinen Mantel und zog eine unscheinbare schwarze Schatulle hervor die er vor sich auf den Tisch legte. „Was ist das Mylord?“ Foster schob Rayla die Schatulle hin. „Sieh nach.“ Ein wenig zögerlich öffnete Rayla das Kästlein. Als sie sah was darin lag weiteten sich ihre Augen und ihre Atmung beschleunigte sich. „Ich… ich verstehe nicht… was…?“ Foster lächelte. „Es ist durchaus möglich dass es im Verlaufe der Mission unumgänglich wird die letzte Maßnahme zu ergreifen Rayla.“ Die junge Frau starrte gebannt auf das Siegel das in der Schatulle ruhte. Die Macht einen Exterminatus aus zu lösen. Eine ganze Welt auszulöschen. „Ich hoffe natürlich das es nicht soweit kommen wird Rayla aber du solltest dir steht’s eines vor Augen halten. Wir sind die Inquisition. Wir sind die Wächter in den Schatten. An uns ist es die Reinheit des Imperiums zu wahren. Um jeden Preis!“ Rayla schluckte ehrfürchtig und nickte „Natürlich Meister. Bitte verzeiht mir.“ Amüsiert schüttelte der Großinquisitor den Kopf. „Rayla Nor. Du bist wahrhaft einzigartig. Seit zwanzig Jahren stehst du in meinen Diensten und immer noch bittest du mich um Verzeihung?“ Verlegen senkte Rayla den Kopf. „Keine Sorge. Wir sind schon zu Nahe an unserem Zielort um dich jetzt noch zu disziplinieren. Begib dich ins Arsenal. Nimm dir an Ausrüstung was du für Notwendig erachtest. Dieses Siegel jedoch übergebe ich dir schon jetzt. Wähle mit Bedacht wann du Gebrauch davon machen wirst. Sobald du fertig bist komm in den Hangar. Dort werde ich dich zusammen mit den Männern erwarten, die ich dir für deine Mission unterstellen werde.“ Rayla schloss das Kästchen wieder und schob es ehrfürchtig in ihre Tasche. Dann sah sie ihrem Meister ins Gesicht. „Ich danke euch für euer Vertrauen Meister. Ich werde euch nicht enttäuschen!“ Lord Foster stand hinter seinem Tisch auf „Dessen bin ich mir bewusst. Du darfst jetzt gehen, Rayla.“ Die Akolythin verbeugte sich vor ihrem Meister und wandte sich zum Gehen. Grade als sie die Tür öffnen wollte hörte sie wieder die Stimme des Großinquisitors. „Rayla! Das ist deine Initiationsprüfung. Wenn du überlebst steht deinem Aufstieg in den Rang einer Inquisitorin so gut wie nichts mehr im Wege.“ Rayla erstarrte in ihrer Bewegung. Normalerweise musste man dem Weg der Inquisition mindestens ein halbes Leben lang folgen und selbst dann standen die Chancen überhaupt jemals auch nur für den verantwortungsvollen Rang eines Inquisitors nominiert zu werden mehr als gering. Sie, die sie grade einmal zwanzig Jahre im Dienst des Ordo Haereticus stand, sollte jetzt schon in eine derart machtvolle Stellung erhoben werden? Aber ein Großinquisitor neigte nicht zu scherzen und es wäre mehr als vermessen sich gegen diese Ehrung auszusprechen. Unmerklich nickte Rayla, dann verließ sie die Räume ihres Mentors.

„Misstress?“ Die mechanisch kratzende Stimme eines der Servitoren riss Rayla aus ihren Gedanken. „Sollen wir beginnen?“ Rayla sah den Servitor noch ein wenig verwirrt an „Wie? Oh, ja. Beginnen sie.“ „Sehr wohl.“ Die mechanisierten Menschen begannen Rayla die metallen glänzende Servorüstung anzulegen. Zuerst die Beine, dann der Torso, zum Schluss die Arme. Ein rotes, halblanges Cape mit feinem Pelzbesatz am Kragen wurde an den Schultern der Rüstung befestigt das stark mit den schwarzen Kuttenärmeln und dem Waffenrock kontrastierte. „Bitte bewegen sie nun ihren rechtem Arm damit wir die autoreaktiven Fieberfasermuskeln konfigurieren können Misstress.“ Rayla kam der Aufforderung nach und bewegte ihren Arm. Überrascht stellte sie fest dass es ihr schwer fiel, ganz so als ob die Scharniere am Ellenbogen eingerostet wären. „Es ist schwergängig.“ Der Servitor hantierte mit seinen Werkzeugen an der Schnittstelle der Rüstung herum dann sagte er „Versuchen sie es bitte erneut.“ Wieder bewegte Rayla ihren Arm aber diesmal war es als trüge sie die Rüstung gar nicht. „Perfekt.“ Einer der Servitoren schnallte Rayla einen Gürtel um an dem ein Boltpistole im Hohlster hing. Sie nahm ihr Energieschwert entgegen dass ihr der andere Servitor hin hielt und legte sich ihren eigenen Rosenkranz um Hals. Die Schatulle mit dem Siegel verstaute sie in einer ihrer Gürteltaschen. Ein wenig unsicher sah sie an sich herunter da meldete sich der Servitor wieder zu Wort „Misstress? Es ist Zeit.“

Lord Foster stand im Hangar des Inquisitionsschiffs umgeben von seinem Gefolge und betrachtete wie die fünfzig Inquisitionsgardisten die er Rayla zuteilen würde ein letztes Mal ihre Ausrüstung überprüften. Alle Gardisten trugen rote Uniformen über denen schwarze Rüstungen lagen die denen der imperialen Soldaten ähnelten. Die Gesichter der Soldaten waren unter Helmen mit verspiegelten Visieren und Atemgeräten verborgen und auf der linken Schulterplatte war das in weiß gehaltene Symbol der Inquisition aufgemalt. Die Gardisten standen in zehn Mann Trupps vor in schwarz gehaltenen Rhino Transportpanzern, die ebenfalls mit Symbolen des Ordo Haereticus verziert waren. Sergeant Kall Dax salutierte zackig vor dem Großinquisitor um dessen Aufmerksamkeit zu erhalten. „Melde gehorsamst, alle Mann angetreten und Einsatzbereit Mylord. Montage der Radarsuchkopfraketen an den Rhinos abgeschlossen. Spezialwaffen geladen, überprüft und bereit.“ meldete der Veteran seinem Vorgesetzten. „Sehr schön Sergeant.“ Foster nickte zufrieden. Der Großinquisitor wandte sich an Helia. „Wie lange noch bis wir unser Ziel erreichen?“ „Wir sind vor einer halben Stunde in den Rand des Kalisto Systems eingetreten. Bei derzeitiger Geschwindigkeit und unter Berücksichtigung aller Eventualitäten sollten wir Kalisto Primus in zirka einer Stunde erreichen Mylord.“ Erneut nickte der Großinquisitor zufrieden. Das Schot zum Hangar glitt mit einem hydraulischen Zischen auf und die Augen aller Anwesenden richteten sich auf die Person die in den Hangar trat. Sie trug eine sauber polierte, metallisch glänzende Servorüstung. Um die Schultern trug sie ein halblanges Cape mit Pelzbesatz am Kragen, die orange leuchtenden Haare waren bis auf einen geflochtenen Zopf auf der linken Seite ihres Gesichts kurz geschnitten. Mit gemessenen Schritten näherte sich die Frau dem Großinquisitor. Sergeant Dax zog seinen Säbel, hielt ihn in Hab Acht Stellung vor sich und brüllte „Achtung! Haltung annehmen! Präsentiert die Waffen!“ Augenblicklich war der riesige Hangar vom zusammenschlagen von fünfzig Paar Kampfstiefelfersen und dem Klappern von Waffen die in perfekter Disziplin präsentiert wurden erfüllt.

Rayla blieb vor ihrem Meister stehen und verbeugte sich förmlich. „Sehr schön, ich sehe du bist bereit Rayla.“ „Ja Meister.“ „Sehr gut. Diese Männer, Rayla, stehen ab sofort unter deinem Kommando und werden jeden deiner Befehle aufs Wort befolgen. Für die Dauer der Mission bist du berechtigt Soldaten und Bürger von Kalisto Primus sowie sämtliche Kriegerinnen der Divisio Millitaris auf dem Planeten für unsere Sache zu requirieren. Das Siegel das ich dir gegeben habe autorisiert dich dazu. Sergeant Dax wird dir bei dieser Mission als Berater zur Seite stehen. Ein Landungsschiff wird dich zusammen mit deinen Männern in der Stadt Ramina absetzten. Die Stadt befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Konvent des Adeptus Sororitas. Begib dich auf direktem Wege dorthin und kontaktiere mich sobald du es erreicht hast.“ Rayla nickte „Ich verstehe Meister.“ „Dann überlasse ich jetzt alles weitere dir. Sobald wir das Landungsschiff abgesetzt haben werden wir unverzüglich Kurs auf Cyra, die Hauptstadt des Planeten nehmen um dort die Abwehr und den Gegenangriff zu koordinieren. Der Glaube sei deine Rüstung, der Hass dein Schild und der gerechte Zorn dein Schwert Rayla.“ „Der Imperator sei mit euch Mylord.“ Der Großinquisitor nickte seiner Schülerin noch einmal bestätigend zu, dann wandte er sich zum gehen. Helia, Tyron und Keenan blieben noch kurz stehen. Die Schwester Dialogis lächelte Rayla an „Pass auf dich auf ja?“ Rayla wurde ein etwas rot „Ja, mach ich.“ Tyron baute sich vor der Akolythin auf und stemmte die Hände in die Hüfte „Wenn du da unten irgendwelchen Chaosanhängern begegnest, zeig ihnen was du bei mir gelernt hast. Und damit meine ich nicht das krampfhafte Parieren und das Hakenschlagen wie ein Hase klar?“ Der Kreuzritter grinste. „Hatte ich vor. Die können ja unmöglich bessere Fechter sein als du.“ gab Rayla feixend zurück. Keenan knuffte Rayla freundschaftlich in die Schulter „Ah, ich denke sie schafft das schon Tyron. Wir sehn uns in Cyra wieder. Los kommt Leute, Lord Foster ist schon beim Schot.“ Die beiden Kreuzritter und die Schwester Dialogis folgten ihrem Herrn und ließen Rayla zusammen mit den Gardisten im Hangar stehen. „Ja. Wir sehn uns in Cyra.“ murmelte Rayla leise. In diesem Moment breitete sich ein mulmiges Gefühl im Bauch der jungen Frau aus das einfach nicht verschwinden wollte. Ihr war als ob sie ihre Freunde nie mehr wieder sehen würde. „Misstress?“ Die Stimme von Sergeant Dax ließ Rayla aufschrecken. Sie drehte sich zu dem vernarbten Veteranen um „Ja? Was ist Sergeant?“ „Die Rhinos sind alle verladen, alle Männer sind an Bord des Landungsschiffes. In zirka vierzig Standardminuten erreichen wir den orbitalen Abwurfpunkt. Wir sind bereit los zu legen.“ meldete der Soldat. „Wie? Oh eh, sehr gut Sergeant. Wir gehen dann besser auch an Bord oder?“ Dax nickte bestätigend und ging gemeinsam mit Rayla auf das wartende Landungsschiff zu dessen Crew bereits die gewaltigen Treibwerke warm laufen lies. Unter das Cockpitfenster hatte jemand in großen Buchstaben Foehammer auf den Lack geschrieben. Ein passender Name, dachte Rayla. Das mulmige Gefühl in ihrem Magen blieb allerdings hartnäckig.



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