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Die Geschichte der Seeräuber-Jenny Teil 1

eine Geschichte basierend auf der "Drei-Groschen-Oper" von B. Brecht mit der Musik von K. Weill
von

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Was ist das für ein Geschrei?

Die nächsten Tage wurden für Polly sehr, sehr einsam.

Sie erledigte schnell und stumm ihre Aufgaben, wenn sie fertig war und alle anderen Männer aßen und soffen, verzog sie sich in eine Ecke und massierte sich die schmerzenden Glieder. Manchmal weinte sie auch leise.

Sie war sich jetzt nicht mehr so sicher, ob das ein Leben für sie war.

Sie würde sich weiterhin verstecken müssen, würde verstecken müssen, wer sie wirklich ist.

Deshalb beschloss sie, am nächsten Hafen, den sie erreichen würden, wegzulaufen.

Sie würde sich wieder eine Dienststelle suchen und bei einem anderen Herrn für wenig Lohn arbeiten. Sie würde dort weiter von ihrer Freiheit träumen.

Nachts lag sie lange wach da, denn sie hatte Angst, man könnte entdecken was sie war.

Doch nach irgendwann konnte sie sich nicht mehr wach halten.

Und das war in der sechsten Nacht ihr Verhängnis.
 

***
 

Er saß über seinem Logbuch, als Thender in die Kajüte gestürmt kam.

Ärgerlich sah er auf.

Der alte Seebär blickte ihn entschuldigend an.

„Sir, kommt schnell!“

Er legte die Feder beiseite.

„Was ist denn?“

„Draußen streiten sich welche.“

„Kann Bonnet das nicht erledigen?“

„Sir, es ist eine Frau an Bord.“

Diese Nachricht überraschte ihn wirklich, er sprang auf und eilte mit Thender an Deck.

Sein Logbuch würde sich an diesem Tag um einige Beiträge füllen.
 

***
 

Polly schrie auf, als sie grob an Deck gezerrt wurde.

Die kräftigen Hände stießen sie mit Wucht zu Boden und sie landete schmerzhaft auf dem feuchten Holz. Dann spürte sie den schweren Fuß auf ihrem Rücken, der sie daran hinderte, aufzustehen. Neben ihr erschienen zahlreiche Füße und sie hörte das erstaunte Tuscheln der Männer, die sich fragten, warum der einäugige mit einer Frau und einem bewusstlosen Neuen an Deck kam.

Sie schloss die Augen, dachte an den einen Moment, an dem sie nicht aufgepasst hatte.

Den Moment, der sie hatte auffliegen lassen.

Sie hatte sich im Frachtraum hinter mehreren Fässern Wein versteckt, wo sie ihren Brustverband neu wickeln wollte. Dann kam ein Matrose, er gehörte zu denen, die am Abend im Pub das Handgemenge angefangen hatten. Polly hatte sich schnell das Hemd wieder angezogen, aber nicht geschafft, das lange Stück Lacken umzuwickeln. Für den Matrosen war es also ein Leichtes gewesen, sie zu enttarnen. Und ein Vergnügen.
 

***
 

Bonnet stand auf dem Achterdeck und kratzte sich am Bart.

Dies lag nicht mehr in seiner Macht zu entscheiden.

Der Kapitän kam hinter Thender aus der Kajüte und überblickte die Situation sofort.

Unter ihnen stand die versammelte Mannschaft. In der Mitte sah Joe zu ihnen auf. Er gehörte von Anfang an zu den treusten Männern, die der Kapitän hatte. Neben Bonnet selbst. Joe hielt einen bewusstlosen Matrosen am Hemdkragen, die Nase war ihm zertrümmert worden und Bonnet kannte den Mann nicht. Er gehörte zu den neuen. Unter Joes linkem Stiefel lag ebenfalls ein Neuer. Oder mehr gesagt eine Neue. Bonnet erinnerte sich an das Mädchen, es hatte sich als Paul ausgegeben.

Er lächelte unwillkürlich.

Mut hatte die Kleine ja.

Der Kapitän wandte sich ihm zu.

„Was ist hier los?“

Kurz berichtete er, was im Frachtraum vorgefallen war.

Dann wandte sich der Kapitän an Joe.

„Hilf ihr auf.“
 

***
 

Polly wurde grob hochgezogen.

Der Mann hielt sie am Oberarm fest und sie blickte hoch zum Kapitän. Der Aristokrat stand neben ihm und erteilte nun anscheinend die Befehle.

Sie spürte die Blicke aller Männer, die auf ihr lagen.

Oder mehr gesagt auf dem, was der Säbel des Bewusstlosen entblößt hatte.

Sie spürte die Schnitte genau auf der Haut, sie taten weh und das Blut floss warm über ihren Körper.

Der Kapitän und sein Begleiter wechselten kurze Worte, dann rief der Kapitän: „Bringt sie in meine Kajüte! Den anderen bindet an den Mast. Wir fragen ihn, wenn er aufwacht.“



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