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Seven -7- Days ~ Sapporo

~ a school trip with inevitable consequences ~
von

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Fifth Day ~ Mayhem of feelings

Kapitel # 7 Fifth Day ~ Mayhem of feelings
 

„Findest du nicht auch, dass das scheiße ist?“

„Ja, schon.. Aber was willst du machen?“

„Da stopfen die uns überall zusammen, aber entscheiden sich dann für getrennte Aktionen.. diese Affen.“

„Nicht so laut, Ruki schläft doch noch.“

„Jaja.. bin schon leise..“
 

Es waren genau diese Fetzen einer Unterhaltung die mich wach werden ließen. Ich hatte keine Ahnung worum es in diesem Gespräch ging, aber ich hörte, dass unter ihnen Kai, Reita und Aoi waren. Wieso waren die denn alle schon auf?

Ich öffnete meine müden Augen und sah unbemerkt vom Bett. Inmitten des Zimmers saßen die drei auf dem Boden. Hatten sie vergessen, dass es auch Stühle gab? Aber gut.. Irgendwie stieg mir ein leckerer Geruch in die Nase und neugierig wie ich war, entdeckte ich auch den Verursacher. In der Kreismitte meiner Freunde befanden sich 3 große Schalen Takoyaki. Die standen aber nicht auf dem Speiseplan... oder?

„Naja..“, fing Aoi an. „Ich finds auch blöd. Ich würde viel lieber auch mit euch beiden was unternehmen.“

Hm? Was meinte er denn damit? Das bekam ich wohl nur heraus, wenn ich nachfragte.

„Wovon redet ihr?“, sagte ich also und augenblicklich ruhten drei Augenpaare auf mir.

„Guten morgen Ruki“, grüßte Kai mich erst einmal, wie er es immer tat wenn wir uns morgens das erste Mal begegneten.

„Morgen.“, grüßte ich zurück, ehe ich mich aufsetzte und erneut nachfragte. „Was meintest du eben Aoi?“ Ich sah zu ihm und verlangte eine Antwort, die ich auch bekam.

„Ach.. Beim Frühstück hatten uns Nakamura-sensei und Nikita-sensei mitgeteilt, dass wir heute ausschließlich Klasseninternes unternehmen werden. Heißt also, Rei und ich müssen mit unserer Klasse abhängen, obwohl ich viel lieber auch etwas mit dir und Kai gemacht hätte“

„Achso..“, gab ich enttäuscht von mir Gerade jetzt, wo alles wieder gut war, mussten die solche Aktionen planen. Was sagte ich nicht schon die ganze Klassenfahrt über, das Pech verfolgt mich.

„Na wie auch immer.. Hast du Hunger?“, fragte mich dann Reita und schenkte mir ein kurzes Lächeln.

„Ähm.. schon. Wann gibt’s denn Frühstück?“

„Morgen früh.“, kam die schnelle Antwort des Nasenbandträgers und die anderen beiden nickten. Ich war jetzt ein bisschen verwirrt. Wie spät war es denn eigentlich? Noch bevor ich auf die Uhr schauen konnte erklärte mir Kai, dass das Frühstück längst vorbei war und er fragte mich ob ich nicht zugehört hätte, da Aoi das doch schon erwähnt hatte.

„Oh..“, machte ich nur und die anderen fingen an zu lachen. So eine Frechheit. Ich war doch eben erst aufgewacht und somit geistig noch nicht ganz da. Ich durfte also etwas verpeilt sein..

Damit sie aufhörten zu lachen, schmiss ich mein Kopfkissen einfach nach unten und traf Aoi, der als einziger nicht aufgepasst hatte, sondern seine Aufmerksamkeit ganz den Takoyaki Bällchen schenkte.

„Ey!“, rief er nur mit vollgestopftem Mund worauf wir anderen in Gelächter ausbrachen.
 

„Ruki, wenn du noch was abhaben willst, solltest du von deinem Thron herunterkommen.“

Thron? Ich sah zu Reita, der das eben sagte und grinste. „Nö. Bring mir mein Essen, Diener!“ Jetzt fing auch Rei an zu grinsen. „Ich und dein Diener? Träum weiter kleiner.“

„Hey, nenn mich nicht kleiner und jetzt bring mir mein Essen, damit ich nicht verhungere.“

Rei schüttelte belustigt seinen Kopf, stand ergeben auf und ging mit der Schale zu meinem 'Thron’.

„Na endlich.“, sagte ich gespielt verärgert und wollte ihm die Köstlichkeit sofort entnehmen, doch Reita hielt sie schnell mit einem „Nix da!“ von mir weg und aß selbst eines der Bällchen.

„Ey das ist gemein..“, murrte ich worauf er erneut grinste. „Na und? Solange ich meinen Spaß habe.. Versuchs dir doch zu holen.“, sagte er und hielt eines der Bällchen mit einem Spieß vor meine Nase. Ich wollte mit meinen Händen danach greifen, aber er meinte, ich sollte es nur mit meinem Mund versuchen. Ich zeigte ihm ein Vogel und behauptete, dass es nicht sein ernst war, er erklärte mir jedoch dass es sein voller ernst war und da ich nichts weiter machte, aß er es selbst.
 

„Rei, nun sei nicht so gemein.“, lachte Aoi, der bis eben zusammen mit Kai nur zugesehen hatte.

„Genau! Hör auf Aoi, und gib mir endlich Esse~n.“ Wusste er denn nicht, dass er mich damit quälte? Er wusste es ganz genau und das war ein Grund mehr für ihn, weiterzumachen.

„Ich sagte doch, versuch es dir zu holen.“

„Das ist aber fies!“

„Gut, dann schlag was anderes vor.“

„Wie.. was anderes?“ Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. Konnte er mir nicht einfach die Schale geben?

„Was bekomme ich dafür, wenn ich dir das hier..“, er schwenkte mit der Schale vor meinem Gesicht herum, „gebe?“ Ich überlegte kurz. „Öhm.. ein Dankeschön?“, fragte ich, erhielt aber ein Kopfschütteln. „Reicht nicht.“

„Dann ähm..“ Man.. je länger er die Takoyaki vor mir herhielt, desto verlangender wurde ich danach. Sie waren noch warm, rochen fantastisch und ich wollte sie jetzt unbedingt.

„Ja, was?“, grinste Reita und ich sagte einfach er solle sich etwas aussuchen und er schien tatsächlich zufrieden damit zu sein.

„Irgendwas, egal was?“, fragte er trotzdem und ich nickte. „Ja. Und jetzt gib her!“ Ich griff nach der Köstlichkeit und durfte sie wirklich behalten.

„Geht doch.“, sagte ich noch, ehe ich dann endlich eines der Bällchen in meinem Mund nahm. Wann hatte ich zuletzt so etwas gutes gegessen? War bestimmt schon zwei oder drei Wochen her. Gut, ich hatte zwar noch nie Takoyaki zum Frühstück, aber da mein letztes Essen nur aus zwei Keksen bestand, war ich hungrig und ich hätte quasi alles verschlingen können.

„Und schmeckts?“, fragte mich Kai und ich antworte mit einem Kopfnicken. So viele Manieren hatte ich noch, dass ich nicht mit vollem Mund sprach.
 

Nachdem ich aufgegessen hatte und auch die anderen fertig waren, überlegten wir uns was wir noch machen könnten, ehe wir sozusagen für die nächsten Stunden voneinander getrennt wurden Es war übrigens so, dass meine Klasse eine Radtour machte und die 2b sollten sich auf irgendeinem Schiff vergnügen. Keine Ahnung. Sie waren sich jedenfalls sicher, dass es langweilig werden würde, sie es aber aushalten mussten, da sie schließlich nicht vom Schiff wegkommen würden. Ich vermutete, dass unsere Sensei das mit Absicht gemacht hatten..

Wenn es aber nach mir ginge, wäre ich lieber auf einem Schiff, als irgendwo durch die Kälte zu radeln.

Ich saß noch immer auf meinem Bett, obwohl ich mittlerweile auch schon ein ganzes Weilchen wach war. Eigentlich hätte ich mich längst fertig machen sollen, da die blöde Radtour schon um 16:00 Uhr losging und wir vorher noch die Räder ausleihen mussten. Ich war mir sicher, dass das eh alles schief gehen würde. War doch immer das gleiche mit diesem Leihzeugs. Hier waren die Lichter kaputt, da funktionierten die Bremsen nicht, die Gangschaltung war hin oder ein reifen platze plötzlich. Ich hatte bislang zwar immer Glück gehabt, Kai jedoch durfte schon mehrere kaputte Drahtesel fahren.
 

Jetzt war es auf jeden Fall schon kurz nach 2 und am liebsten hätte ich mich wieder hingelegt und geschlafen.

„Wir könnten ja ein bisschen in Hof gehen..“, schlug Kai als erster der drei, nach langem Überlegen, vor.

„Und was willst du da machen?“, fragte Reita und Kai zuckte die Schultern.

„Weiß nicht...“ Gruppen seufzen folgte...

„Hat jemand Karten da?“, kam es dann von Reita, aber Aoi und Kai schüttelten wie von der Tarantel gestochen ihre Köpfe.

„Alles, wirklich alles. Aber keine Karten! Shinji und Yuya gehen uns mit dieser Unospielerei so schon ziemlich auf den Senkel.“ Kai nickte. „Genau. Ich frage mich wie man so lange Karten spielen kann...“

Wenn sie das nicht mehr aushielten, warum kamen Aoi und Kai dann nicht gleich zu uns? Es waren doch 2 Betten frei. Na ja, ich glaube die Sensei hätten das auch gar nicht erlaubt. Ich durfte mein Zimmer ja auch nicht wechseln. Mittlerweile war ich auch froh darüber...

„Ruki schlag doch auch mal was vor. Du beteiligst dich gar nicht.“, sagte Aoi und sah in meine Richtung.

„Weiß ja auch nichts.“, meinte ich daraufhin nur und ließ mich zur Seite zurück ins Bett fallen.

„Da ist wohl noch jemand müde?“, grinste Aoi.

„Du solltest trotzdem gleich mal aufstehen Ruki. Denk dran, wir müssen noch rechtzeitig die Räder ausleihen... Ich will nicht wieder so ein kaputtes Teil abbekommen.“

„Hab aber keine Lust.“, murrte ich ins Kissen. Ich war ziemlich müde und hatte keine Lust zu nichts. Ich weiß nicht, vielleicht war der gestrige Tag einfach zu viel gewesen. Obwohl ich eigentlich schon sehr gut geschlafen hatte, nachdem ich mit Reita alles geklärt hatte. Ich wusste zwar nicht, was über mich kam, als ich ihn so lange umarmt hatte, aber ich war so froh und erleichtert gewesen das er mir zum einen verziehen und zum anderen, auch wenn es komisch klingt, angelogen hatte. Wenn ich mir vorstellen müsste, jetzt nur mit Aoi und Kai hier zu sein... Nein, das wollte ich mir gar nicht vorstellen. Nicht, das ich was gegen die beiden hatte, aber Reita gehörte einfach dazu.

Trotz allem gab es wieder etwas, worüber ich mir den Kopf zerbrach. Etwas, worüber ich mir eigentlich keine Gedanken machen müsste.

Es ging um Uruhas Bemerkung gestern, welche ich anfangs nur als ein Scherz ansah.

Ich hatte angst, dass da vielleicht doch etwas wahres dran sein könnte. Ich war von Anfang an fasziniert von Reita und in seiner Anwesenheit war mir immer so komisch. Ich wurde nervös, wenn er mir so nahe kam und mein Herz spielte auch verrückt. Außerdem musste ich viel zu oft über ihn nachdenken und als ich dachte, ihn nie wieder sehen zu können, war ich todtraurig. Ich wollte am liebsten viel öfter mit ihm zusammen sein... Aber waren das Merkmale dafür, dass Uruha recht hatte? Ich denke nicht. Ich wollte schließlich auch mit den anderen zusammen jede Menge erleben und Spaß haben und was das Nervös werden betraf,..

Ich war nun mal ein nervöser Mensch. Da hatte Reita doch nichts mit zu tun..

Ja, genau. Reita war ein Freund und als den sah ich ihn auch. Was sollte also die dumme Nachdenkerei?
 

Wie auch immer..

Als mich Reita umarmt hatte und ich ihm so verdammt nahe war fühlte ich mich so wohl und wollte am liebsten die Zeit anhalten, auch wenn er mich nur beruhigen und trösten wollte, ich vermisste das Gefühl, seinen Körper und seinen Geruch.

Ich werde dieses Gefühl mit Sicherheit niemals wieder vergessen..
 

„Hey Ruki, hörst du mir überhaupt zu?“, hörte ich plötzlich Kai sagen und ich sah zu ihm.

„Gomen.. Ich war grad nicht ganz da..“, entschuldigte ich mich, worauf Kai nur seinen Kopf schüttelte. „Du bist in letzter Zeit oft nicht ganz anwesend, kann das sein?“

„Was? Ähm.. Ja, liegt bestimmt am Wetter.“

„Natürlich.“, sagte er in einem ganz bestimmten Ton und nickte. Glaubte er mir etwa nicht? Ich würde mir selbst nicht glauben..

„Wo sind denn Aoi und Reita?“, fragte ich dann, als mir deren Abwesenheit auffiel.

„Warst du da auch schon am Träumen? Die beiden mussten zu ihrer Klasse weil Nikita-sensei noch all mögliche Verhaltensregeln wegen der Schifffahrt klären wollte und wenn du nicht langsam aufstehst und dich fertig machst, geh ich ohne dich.“ Das würdest du eh nicht tun, dachte ich mir aber ergab mich und stand schließlich auf.

„Da will man einmal seinen Schlaf und dann zeterst du nur rum.“

„Tja, so ist das Leben.“, er lachte. „Ich warte dann unten auf dich ne, in einer viertel Stunde wollen wir los.“ Und schon war er weg. Und das nur, weil er Angst hatte, ein Schrottfahrrad zu bekommen... Egoist!
 

Als wir beim Fahrradverleih waren, hatte Kai wohl zum ersten mal Glück. Sein Rad machte den Anschein vollkommen in Ordnung zu sein und darüber grinste er sich eins ab.

Mir war es im Grunde egal, welches Fahrrad ich nun bekam. Die waren eh alle gleich. Lediglich die Farbe oder Größe unterschieden sich.

„Müssen wir denn wirklich eine Radtour machen?“, nörgelte eines der Mädchen. Sie war von diesem Highlight sicher genauso begeistert wie ich. Wenn doch wenigstens besseres Wetter wäre...

Im Radio sprachen sie schon von leichten Schauern aber auch das hielt unseren Sensei nicht davon ab uns durch die Stadt zu scheuchen. Ich sprach von Scheuchen, da er immer viel zu schnell fuhr und das einem eher wie Extremsport oder so vorkam. Mit unseren Rädern dackelten wir dann wieder zurück zur Herberge. Ja, wir durften mal wieder laufen.. Wie sollte es auch anders sein...
 

Endlich wieder im warmen, wollte ich gerade nach oben gehen, als Nakamura-sensei mir den Weg versperrte. Gut gelaunt von seinen Fahrrädern fragte er: „Matsumoto.. Geht es Ihnen wieder besser?“ Ich sah ihn wohl so an, wie ich ein Alien angesehen hätte, würde eines plötzlich vor mir stehen und winken, denn ich hatte nicht die leiseste Ahnung was Nakamura-sensei von mir wollte. Ich dachte kaum, dass er von meinem gestrigen Zustand etwas wusste, zumal er dann ja wüsste, dass ich gar nicht in der Jugendherberge war..

„Matsumoto?“, erinnerte er mich zu antworten und ich hoffte, nichts falsches zu sagen.

„Ähm ja.. Mir geht es gut..“

„Dann haben die Magentabletten also geholfen?“

Magentabletten? Was denn bitte für Magentabletten? Ich verstand ehrlich nur Bahnhof und kam mir ziemlich bescheuert vor. Gott sei dank rettete mich Aoi, der wie aus heiterem Himmel neben mir auftauchte.

„Yepp, die Tabletten waren spitze. Danke dafür, ne.“, er grinste und überreichte meinem Lehrer eine kleine Packung. Es waren wohl die geheimnisvollen Magentabletten... Also Aoi würde sicher noch etwas zu hören bekommen.

„Wir müssen dann mal alles fertig machen.. Bis dann!“ Während sich mein bekloppter Freund mit diesen Worten verabschiedete, zog er mich an meinem Handgelenk hinter sich her bis wir im Zimmer von Reita und mir halt machten.

„Aoi!“, fing ich gleich an und er hob ergeben die Hände und meinte schnell. „Das war nicht meine Idee.. Rei ist schuld,..“

„Reita?“ Er nickte. Jetzt wollte ich aber die ganze Geschichte hören.

„Du warst doch bei Ruha als wir zu Nikita-sensei sollten. Also mussten wir uns was einfallen lassen.. Und da ergab sich ganz spontan eins nach dem anderen.“

„Achso. Ihr habt behauptet, ich hätte Magenprobleme..“ Wieso ausgerechnet das? Hätten Kopfschmerzen nicht auch gereicht? Aoi lachte.

„Ja, genau. Wir standen ein bisschen blöd da und bevor wir überhaupt rein gingen, hatten wir vor zu sagen du würdest gerade duschen oder so. Aber dann hatte Rei diese Tablettenpackung auf dem Nachttisch entdeckt und einfach angefangen zu behaupten, du hättest Probleme mit deinem Magen, und das dies der Grund für unser zu spät kommen war. Er sagte du hättest dich hingelegt und würdest schon schlafen. Dann war es für Nikita-sensei halb so wild weil du ja eigentlich ein Vorbildlicher Schüler bist.. Jedenfalls konnten wir ohne weiteres gehen. Ach ja, Nakamura-sensei drückte mir dann die Packung in die Hand und ich sollte dir noch gute Besserung ausrichten.“

„Hättet ihr mir auch mal früher sagen können...“ Ich seufzte. „Stell dir vor ich hätte jetzt sonst was geantwortet?“

„Ich war ja da“, grinste er weiter und ich fragte mich, ob Kais Dauergrinsen eventuell ansteckend war...

„Und habt ihr schon eure schönen Schrotteile?“ Ich nickte. „Ja, Aber ich hab keine Lust auf den Mist.“

„Du wirst aber nicht drum herum kommen.“, kam es dann von Kai, der soeben das Zimmer betrat und mir einen Schlüssel in die Hand drückte. „Den hast du im Schloss stecken lassen.“

„Oh..“, machte ich und legte den Schlüssel auf dem Tisch ab. Normalerweise war eher Kai derjenige, der seine Sachen irgendwo herumliegen ließ und vergaß. Ich war eigentlich immer sehr geordnet, auch wenn man das auf dieser Klassenfahrt nun wirklich nicht bemerkte.

„Wo ist eigentlich Reita?“, wollte ich dann wie so oft schon wissen und Kai antwortete. „Eben hab ich ihn noch unten gesehen.“

„Er versucht sich wohl irgendetwas zu überlegen um den Schifffahrtstrip zu kappen.“, lachte Aoi. Ich fragte mich ja,. Warum die Lehrer einfach so ohne Zustimmung der Schüler, langweilige, blöde Aktionen planen mussten. Es gab außer Reita, Aoi, Kai und mir doch noch jede Menge andere, die ebenfalls keine Lust hatten.

Naja.. So war das nun einmal in diesem Leben. Wir Schüler mussten wohl oder übel den Ideen der Lehrer nachgeben...

„Hey! Wenn wir Glück haben gibt’s gleich nen Unwetter!“ Es war Reita, der plötzlich ins Zimmer stürmte und seine Neuigkeit verkündete. „Wir hatten unten Radio an und die meinten, dass es in den nächsten 3 Stunden auf jeden Fall nen Gewitter gibt und bei Regen gibt’s bestimmt keine Schiff- und Radausflüge.“

Aoi ging zum Fenster um von da aus den Himmel zu betrachten. Skeptisch wog er seinen Kopf hin und her. „Graue Wolken ja,.. Aber ich denke nicht, dass nen Gewitter ausbricht..“

„Sagt wer, der Wetterfrosch?“

„Nein Rei. Der Regengott, der Meister, der Ahnung hat.“ Daraufhin mussten sie laut loslachen. Ich nutzte die Zeit um mir selbst ein Bild zu machen und sah nach. Keine Ahnung was Aoi an seinen Augen hatte, aber für mich sah es eindeutig nach Gewitter aus. Die Wolken waren schon fast schwarz und dunkel war es auch draußen. Also Aoi war wohl eher der Meister, der keine Ahnung hatte.
 

„Kai, Takanori? Nakamura-sensei warten auf euch.“

Ich drehte mich zur Tür und entdeckte Mai und Saki aus meiner Klasse, die schon aufbruchbereit im Türrahmen standen und gerade irgendwie Aoi anhimmelten oder so..

„Was? Ist es schon so weit?“ Kai sah auf die Uhr und hetzte gleich raus um seine eigenen Sachen zu holen.

„Na Mädels alles klar?“, grinste Aoi gut gelaunt und entlockte den beiden Mädchen schmachtende Blicke. Ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass Aoi ein Mädchenschwarm war und somit viele auf ihn standen. So auch Mai und Saki. Sie taten echt beinahe so, als sei Aoi ein Star oder so was. Aber wie ich mitbekommen hatte, durfte nur diese Mariko an ihm kletten. Das hatte sie von sich aus einfach mal bestimmt, aber wen interessierts.
 

Missmutig zog ich mir meine Jacke über und schnappte nach meinem Rucksack.

„Bei dir ist das Unwetter schon ausgebrochen was?“, sagte Reita zu mir und ich murrte. „DU musst ja nicht diese langweilige Radtour machen..“

„Nee~ ich darf übers Meer schippern.“ Er klang mindestens genauso angetan wie ich. „Vielleicht fällt Nikita ja ins Meer?“

„Und Nakamura-sensei vom Fahrrad oder wie?“ Reita nickte grinsend. „Genau. Wäre doch mal was.“, sagte er noch, ehe er zu Aoi sah, welcher sich vergnügt mit seinen 'Fans’ unterhielt und er fragte: „Wann müssen wir eigentlich los?“

„Och, noch nicht. Erst in knapp einer Stunden oder so.“ Sie hatten ja so ein Glück. Wetten es regnet noch bevor die los müssen? Dann fällt der Trip sicher aus.

„Nun schau nicht so, als würdest du gleich jemanden umbringen..“ Ich schnaubte. „Das ist doch total unfair… Ich weiß genau, wenn wir gleich los müssen, fängt es an zu regnen.. Wir werden nass und ihr könnt schön im Trockenen sitzen.“

„Ruki, kommst du?“, rief Kai, der im Flur stand und wartete.

„Du wirst es schon überleben.“, meinte Reita und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.

„Sei dir da mal nicht so sicher…“, murrte ich nur leicht und verließ dann schließlich das Zimmer. Ich denke jeder konnte mir meine Begeisterung über den Ausflug, bzw. Ausfahrt ansehen aber das war mir egal, denn wenn ich etwas nicht mochte, durften die anderen das ruhig wissen.
 

„Sind jetzt endlich alle da?“

Nakamura-sensei schien schon ziemlich genervt zu sein, da unsere Klasse so lange brauchte, bis sie mehr oder weniger bereit war. Er wollte schnell los bevor es doch noch anfing zu regnen. Wir schnappten uns also alle unsere Räder, doch..

„Shit!“, dachte ich laut als ich bemerkte, dass ich den Schlüssel oben vergessen hatte. „Bin gleich wieder da.. Muss den Schlüssel holen..“, sagte ich schnell und rannte zurück. Das wir alle die selben Schlösser und somit auch Schlüssel hatten, tja,.. daran hatte ich natürlich nicht gedacht.
 

Ich stürmte also ins Zimmer und natürlich verlief nicht alles glatt, denn ich krachte mit Reita zusammen, der wahrscheinlich gerade hinaus wollte.

Es war ja nichts Neues, dass mit meinem wahnsinnigem Glück, aber warum musste ich ausgerechnet in Reita laufen? Wieso immer er…

Zum Glück hielt er mich an den Armen fest und bewahrte mich so davor, den Boden aus nächster Nähe zu betrachten.

„Alles okay?“, wollte er wissen und ich nickte. „Gut.. Ist irgendwas passiert? Wieso so stürmisch?“

„Ahh~ Nee ich wollte eigentlich nur den Fahrradschlüssel holen.. Ich,..“ Ich bemerkte plötzlich wie nah ich ihm war. Um es anschaulicher zu machen, ich glaube es passte gerade einmal ein 15 cm Lineal zwischen uns.

Ich wurde auf Anhieb rot und ging ruckzuck einen Schritt zurück. Die fragenden Blicke Reitas ignorierend setzte ich meine Beine in Bewegung um nach dem Schlüssel zu suchen.

Schlüssel, Schlüssel,.. Ah, da war er ja. Zügig griff ich nach ihm und als ich mich wieder herumdrehte, stand Reita plötzlich hinter mir und ich wäre doch beinahe wieder in ihn gerannt.

„Man!!..“, fluchte ich. Ich sollte mich doch beeilen aber daraus wurde jetzt ja nichts. Ich wusste nicht ob er mich ärgern wollte, aber er griff nach meinem Handgelenk und hielt dieses fest.

„Sei doch nicht so hektisch. Vielleicht kannst du die Radtour ja doch noch mit einer Verzögerung verhindern?“

„Nein kann ich nicht. Die reißen mir den Kopf ab, wenn ich nicht bald auftauche.“ Reita fing an zu grinsen. „Dann bist du ja noch kleiner,.. Das kann ich doch nicht zulassen, nachher übersehen wir dich noch.“

„Halts Maul.“, murrte ich. Blöde Witze über meine Größe konnte ich nun wirklich nicht ab.

„Hey, war nur Spaß, nicht ernst nehmen okay?“ Er pausierte kurz, ehe er weiter sprach. „Ich wollte nachher mal mit dir reden...“

„Hm?“ Was meinte er? Wir redeten doch eh jeden Abend, wenn auch nur kurz, über irgendwelches Zeug.

„Ookay..?“, meinte ich nur und wollte jetzt eigentlich los. Wäre er doch so gütig mich loszulassen.. „Reita.. Ich muss gehen.. Könntest du mich.. vielleicht loslassen?“

Ich sah zu ihm hoch und erstarrte. Er sah mich so,.. wie soll ich sagen,.. irgendwie merkwürdig an, so anders als sonst... Meine Augen trafen die seine und ich war wie in einem Bann gezogen. Ich wollte eigentlich fliehen aber ich konnte mich nicht bewegen. Das einzige, was ich deutlich spürte war mein rasendes Herz und ein wahnsinniges Kribbeln.

Oh Gott, War das alles gerade wahr, oder stellte ich mir das nur vor? Wenn ja, warum sollte ich mir so etwas vorstellen? Wenn nein, wieso sollte Reita sich so verhalten? Ich war total weg und verstand nicht annähernd was zu diesem Zeitpunkt geschah.

Ich sah ihm einfach nur in seine Augen. Mir war noch gar nicht aufgefallen wie schön diese eigentlich waren…

Moment mal.. War nicht eben zwischen uns noch mehr Freiraum und seit wann hielt Reita auch noch meine andere Hand? Bemerkte ich überhaupt noch etwas?

Oh Gott, ich musste hier weg und zwar ganz, ganz schnell.
 

„Ruki?“, vernahm ich plötzlich die Stimme meines besten Freundes rufen und auf einmal sah ich wieder klar. So schnell es ging entriss ich mich von Reita und sah zur Tür. Kai kam gerade zum Stehen und fragte: „Wo bleibst du denn? Wir warten alle.“

„Äh.. Ja.“, sagte ich nur, denn mehr brachte ich nicht zustande. Hatte Kai irgendwas gesehen? Mit einem Seitenblick sah ich zu Rei. Er stand einfach nur da, sah aus wie immer und irgendwie kam mir gerade der Gedanke, ob das nicht doch nur eine Vorstellung gewesen war. Aber wieso raste mein Herz immernoch so?

„Ruki konnte den Schlüssel nicht finden.“, sagte er und lachte dabei etwas. Kai schüttelte über diese Aufklärung nur den Kopf. „Hast du ihn denn jetzt?“, fragte er mich und war von meiner Trödelei wohl auch schon leicht genervt. Er war doch selbst kein Stück besser..

Ich nickte. „Ja.. ähm.. Hier.“ Wie gut das ich den blöden Schlüssel auf dem Boden vor meinen Füßen liegen sah. Er ist mir wohl vorhin aus der Hand gefallen,.. Aber hätte ich ihn jetzt nicht gehabt, hätte ich mich noch mehr zum Kasper gemacht, als ich es ohnehin schon tat.

„Gut, dann können wir ja endlich los.“ Er lief schon voraus. So kannte ich ihn irgendwie gar nicht..
 

Wie auch immer, ich sollte ihm dankbar sein. Wer weiß was noch passiert wäre, wäre er nicht gekommen?

Ich weiß nicht wieso, aber ich fühlte mich merkwürdig.. wirklich merkwürdig..

„Ich.. geh dann..“, sagte ich leiser als sonst und Reita nickte. „Yepp, bis später und.. Pass auf dich auf ne?“

„Natürlich..“

Dann lief ich schnell los. Kai wartete am unterem Ende der Treppe auf mich und zusammen spurteten wir zu den anderen. Neben blöden Sprüchen wie ‚Man braucht der lange um nen Schlüssel zu holen’ und ‚seine kurzen Beinchen machen’s ihm nun mal schwerer die Treppe zu erklimmen’ hörte ich auch Seufzer von denen, die ebenfalls keine Lust hatten und gehofft hatten, dass der Regen während meiner Abwesenheit doch noch eintraf….
 

Im Grunde genommen war es ja in Ordnung mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Man konnte gut den Kopf frei kriegen und war am Ende ausgepowert von der Fahrt, sodass man gut einschlafen konnte. Ich zweifelte daran, überhaupt die nächsten Nächte noch schlafen zu können.

Zum Einem war morgen die letzte Übernachtung und zum Anderen… Reita.

Ich wollte ja nicht länger hier in Sapporo bleiben und so aber.. Ich wollte auch nicht wieder zurück. Bzw. Ich wollte zurück, aber es sollte alles so bleiben wie es jetzt war. Ich wollte weiterhin mit Kai, Aoi, Reita und Uruha Spaß haben. Ich wollte nicht den gewohnten Alltag der daraus bestand immer artig zu sein, brav zu lernen, zu helfen und die Launen der anderen zu ertragen. Mit viel Glück könnte ich höchstens Aoi und Reita in den Schulpausen treffen…
 

Ich sah zum Himmel hinauf. Er machte mir Angst. Es sah so verdammt stark nach Regen aus und es roch auch danach. Doch unserem lieben netten Sensei schien das nicht zu stören oder er glaubte wir bemerkten es nicht. Jedenfalls fuhren wir los…
 

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Während die 2a ihre Radtour machte, befanden sich die Schüler der 2b noch in der Jugendherberge. Sie mussten erst in knapp 40 Minuten los. Dadurch hatten sie noch genug Freizeit und konnten tun und lassen was sie wollten. Die Meisten von ihnen beschäftigten sich im Gemeinschaftsraum, spielten Karten, hörten Musik oder unterhielten sich einfach nur. Auch Aoi war dort und saß auf einem Stuhl, trank eine Flasche Cola Zero und diskutierte über einige Bands und deren Musik.

„Aoi~?“, sagte Mariko und kam quietschvergnügt zu ihm gehoppst.

„Ah, Mariko-chan. Was gibts?”

“Ich wollte dich fragen, ob du Lust auf Karaoke hast? Miyako und Maki haben eine Karaoke-bar entdeckt.“

„Karaoke?“, fragte er einmal nach.

„Ja, wir wollten da morgen hin und mit dir wäre es sicher noch lustiger.“ Aoi überlegte kurz, stimmte dann aber zu. „Okay, bin dabei.“, grinste er. „Ich bring dann vielleicht noch jemanden mit ne.“

„Aber nicht Rei-kun.“, sagte sie dann. „Miyako kann ihn doch nicht leiden und ich will kein Streit und so… Wo ist Rei-kun überhaupt?“

„Weiß nicht. Wohl eine rauchen oder so .. Und das werde ich jetzt auch tun.“ Er stand auf und kramte schon seine Kippen heraus. Mariko verzog angeekelt ihr Gesicht. „Ihr immer mit eurer Raucherei . Das ist ungesund und stinkt.“

Diese Worte belächelte Aoi nur statt etwas zu antworten. Er machte sich lieber auf die Suche nach Reita, den er auch auf Anhieb in dessen Zimmer fand.
 

Reita saß bei geöffnetem Fenster auf der Fensterbank und rauchte eine Zigarette.

„Na, alles klar?“, fragte der ältere schon aus Gewohnheit und gesellte sich zu ihm.

„Schön wär’s.“, erwiderte er auf Aois Standartbegrüßung und ließ diesen ein super schlaues ‚Hä?’ entlocken. Normalerweise antwortete Reita mit einem ‚Yo’ oder sagte gar nichts, umso mehr wunderte sich sein schwarzhaariger Kumpel über die Aussage des blonden.

„Wieso ‚schön wär’s’? Ist irgendwas? Gab’s Stress mit Ruki oder Uruha?“

Reita zog an seiner Zigarette und sagte. „Nö.. Wollte bloß mal was anderes sagen.“, er grinste. „Wegen genau diesem Blick.“ Dabei zeigte er auf Aois deppigen Gesichtsausdruck Aoi musste selbst grinsen. „Idiot. Ich dachte echt es sei irgendetwas passiert.“

„Hier passiert gar nichts.“, Reita seufzte und lehnte sich gegen das Fenster. „ Das ist so stinkig langweilig,.. ätzend..“

„Also ich finde es ganz okay. Klar, es gibt besseres aber mit dir, Kai und Ruki macht’s doch gleich mehr Fun findest du nicht?“ Reita nickte. „Joa.. Ist ganz okay.“

Dann ertönte plötzlich ein lautes Donnern am Himmel.

„YES!“, rief Reita und ballte die Faust siegesreich zusammen. Die ganze Zeit schon hoffte er auf dieses Gewitter. Aoi konnte nur lachen. „Das war’s dann wohl mit dem beknacktem Schiff!“, jubelte der blonde weiter, warf seine Kippe aus dem Fenster und sprang von der Fensterbank. „Mal sehen, was der werte Herr jetzt vor hat.“

„Hey Rei, freu dich nicht zu früh.. Bislang hat es nur gedonnert. Regen ist noch nicht in Sicht.“

„Wenn es donnert, wird’s auch regnen. Das ist immer so.“

Kaum hatte er seinen Satz beendet, fielen auch schon die ersten Tropfen vom Himmel herab auf die Erde und aus den wenigen Tropfen wurde innerhalb kürzester Zeit ein starkes Schauern.

„Siehst du?“, fragte Rei zu Aoi gewandt. „Ich hatte mal wieder recht!“

„Jaja, freu dich nur. Ruki wird dich dafür töten.“

„Ruki?“, wiederholte er und erhielt ein Kopfnicken des älteren. „Ja, Ruki… Kleiner, blonder Junge auf den du abfährst, schon vergessen?“

„Ich weiß wer Ruki ist. Aber warum würde er mich töten? Und was heißt hier ich fahr auf ihn ab?!“

„Ach, das sieht doch sogar ein Blinder, dass du total in ihn vernarrt bist. Also versuch gar nicht erst, es zu leugnen.“

Reita wollte gerade etwas sagen, als ein Mitschüler das Zimmer betrat, die Arme in die Luft streckte und fröhlich die Sensation des Tages verkündete. „Nikita-sensei hat soeben den Ausflug abgesagt. Wir brauchen dank des Unwetters nicht mehr raus!“

„HA! Ich hab’s dir doch gesagt!“, triumphierte Reita erneut. Aoi winkte seine Worte aber nur ab und lachte. „Ja, ja.. Du bist der King.“
 

Nachdem der Schüler verschwand, bemerkte Aoi wie dunkel es aufgrund des Gewitters geworden war und schloss erst einmal das Fenster um zu verhindern, dass es herein regnete.

„Oh man.. Die anderen sind jetzt da draußen..“, seufzte er und sah zu Reita.

„War ja auch ne Scheißidee vom Nakamura, seine Schüler bei diesem Wetter rauszuschicken.“ Aoi nickte. „Ruki wird sehr mies drauf sein. Er war vorhin ja auch schon so angepisst… Aber mal was anderes..“ Der Schwarzhaarige machte einen ernsteren Blick. „Soll das mit dir und Ruha jetzt ewig so weitergehen?“

Reita verdreht genervt die Augen. Wieso fing sein Freund jetzt mit diesem Thema an?

„Du brauchst nicht die Augen zu verdrehen.“

„Wenn’s aber nervt?“

„Mich nervts auch. Ihr seid beide meine besten Freunde und es ist echt anstrengend ständig zwischen euch vermitteln zu wollen.“ Reita seufzte und ließ sich auf das Bett fallen.

“Niemand hat dich darum gebeten.“

„Nein, das nicht.. Aber ich verstehe dich nicht. Uruha hat schon öfters angeboten sich mit dir zu versöhnen aber du ignorierst ihn oder verziehst dich einfach. Ich..“

„Aoi.“, unterbrach er ihn und sah zu ihm. „Halte dich da doch einfach raus. Geht dich doch eigentlich eh nichts an.“

Jetzt seufzte Aoi und er schüttelte seinen Kopf. „Nein, eigentlich nicht, aber ich finde solange wir noch hier sind, könntest du wenigstens mal mit ihm reden. Was zwischen euch passiert ist, ist nicht nur seine und auch nicht nur deine Schuld. Ihr habt beide genau gleich damit zu tun. Ich finde, dass-“

„Is ja gut..“, unterbrach ihn Reita ein zweites Mal. „Ich ergebe mich und rede mit ihm..“ Aoi grinste seines Sieges bewusst und sagte „Geht doch.“, ehe er sich endlich seine Zigarette gönnte.

„Und wann?“, fragte er dann zwischen zwei Zügen.

„Was wann?“

„Man Rei.. Wann du mit ihm reden wirst?“

„Weiß noch nicht..“

„Wie wär’s mit jetzt?“, schlug der ältere vor. Reita sah ihn erst nur unglaubwürdig an. Er dachte es handelte sich um einen schlechten Scherz. Aber als er bemerkte, dass es ernst war, nahm er sich schließlich sein Handy.

„Meinetwegen.. wenn du dann endlich ruhe gibst… Er soll aber herkommen.. Wenn er unbedingt reden will. Ich geh da nämlich nicht raus.“
 

~~~
 

Wie ich es doch hasste. Ich mochte Gewitter an sich schon nicht, aber jetzt auch noch da durchrasen war erst recht das Letzte. Ich wusste doch von Anfang an, dass es unterwegs anfangen würde aber auf mich wollte ja keiner hören…

Ich durfte die Blödheit meines Lehrers ausbaden und mit mir, meine Klasse. Immerhin befanden wir uns schon wieder auf dem Rückweg. Nach den ersten Donnern beschloss unser ach so toller Sensei nämlich umzudrehen. Er war bei mir aber trotzdem komplett unten durch. Nicht einmal irgendwo unterstellen konnten wir uns, da sich auf diesem Freiland nichts passendes anbot.

Erst vor wenigen Minuten begann der Regen, aber wenn man mich betrachten würde, könnte jeder denken, ich liefe schon 48 Stunden durch herabfallenden Wassermassen. Gut, ich übertreibe ein bisschen aber ich war wirklich von Kopf bis Fuß triefend nass. Meine Kleidung klebte mir am Körper und sie wurde durch den vielen Regen um einiges schwerer was dazu führte, dass das Fahrradfahren anstrengender und ich langsamer wurde.
 

„Ruki, alles okay?“, fragte mein immerzu besorgter Freund aber ich gab ihm keine Antwort. Erstens weil ich genervt war und zweitens hatte ich schon Mühe genug meine Augen bei den Strömen offen zu halten, da wollte ich nicht auch noch Regen schlucken müssen.

Wann waren wir denn endlich wieder 'zu Hause’? Mir kam der Weg gar endlos vor. Und wenn ich nicht so schon die Arschkarte gezogen hatte, kam auch gleich das nächste Unglück. Mein Fahrrad war nämlich kaputt, bzw. ging auf einmal kaputt.

Als sich alle dazu entschlossen hatten noch schneller zu fahren, wollte ich natürlich nicht hinterher hängen und trat ebenfalls stärker in die Pedale, doch genau dann geschah es. Die Fahrradkette sprang plötzlich wie aus heiterem Himmel ohne Vorwarnung hinaus, sodass ich vor Schreck vergaß zu bremsen und rechts ab gegen den nächst besten Baum fuhr. Natürlich stürzte ich zu Boden und mit mir das Fahrrad. Mitten in den Dreck.

Meine Mitschüler bemerkten meinen Unfall und allesamt waren sie in nur wenigen Sekunden um mich herum versammelt. Die einen mehr besorgt als die anderen und Kai als Erster direkt an meiner Seite.

„Ruki!“, rief er. „Alles okay? Hast du dich verletzt?“ Ich wusste es selbst nicht so genau, aber da ich keine starken Schmerzen spürte, versicherte ich ihm, dass es mir gut ging und als mich Nakamura-sensei ebenfalls fragte, erzählte ich ihm das gleiche.
 

Es regnete noch immer und mein Fahrrad war nicht mehr zu gebrauchen. Damit auch ich wieder zurück kam, meinte Nakamura-sensei es wäre besser ein Taxi zu rufen, welches mich fahren konnte. Klar, ich hatte kein Problem damit. Dann war ich endlich im trockenen.

Kai sollte mich begleiten und erhielt aufgrund dessen einen Schlüssel für die Haustür der Jugendherberge und Geld für das schon bestellte Taxi. Unsere Fahrräder ketteten wir an dem Baum fest.

Kurz darauf fuhr die Klasse weiter. Normalerweise hätten sie, bzw. Nakamura-sensei warten müssen bis das Taxi kam, aber die anderen nörgelten so stark und der Regen schien kein Ende zu nehmen. So entschied also unser Lehrer weiter zu fahren. Er wusste, dass auf Kai sehr viel Verlass war und er war sich sicher, dass wir beide ohne weitere Probleme, sicher bei der Jugendherberge ankämen.

„Und dir geht’s wirklich gut?“, fragte Kai mich besorgt. Ich nickte. „Ja,.. Hab ich doch schon gesagt.“ Jetzt wo ich wieder auf den Beinen stand, spürte ich zwar leichte Schmerzen an meinem rechten Bein, aber ich dachte nicht, dass es etwas schlimmes wäre. Sicher nur ein paar blaue Flecken…
 

Nach gut 3 Minuten kam dann endlich das Taxi. Sofort setzte ich mich hinein, egal ob ich alles nass machen würde. Kai setzte sich neben mich und sobald die Tür zu war, fuhren wir los.

Der Regen peitschte auf die Fensterscheiben. Ich war heilfroh nicht weiter da draußen herumfahren zu müssen. Versteh einer die Lehrer.. Wie konnte Nakamura-sensei uns nur in dieses Unwetter treiben, echt mal..
 

„Ruki?“, fragte Kai nach ca. 5 Minuten Schweigsamkeit. Ich sah zu ihm und er sprach weiter. „Was war eigentlich mit dir und Reita?“

„Was meinst du?“ Ich konnte ja ahnen was er meinen könnte, aber ich hoffte dennoch, dass es nicht um die Szene ging, als ich eigentlich nur den Fahrradschlüssel wollte..

„Na, was zwischen dir und ihm vorgefallen ist.. Als ich dich holen wollte, weil du solang weg warst obwohl du nur den Schlüssel holen wolltest.“ Mist.. er hatte also doch etwas bemerkt? Aber wieso sprach er ausgerechnet jetzt darauf an? Weil wir im Auto saßen und ich nicht ausweichen konnte? Ja, das war es. Mit Sicherheit. Kai war einfach zu schlau.

„Da.. Da war doch gar nichts..“, behauptete ich einfach und sah zum Fenster hinaus. Eigentlich stimmte das doch auch.

„Ruki.. Du kannst es mir ruhig erzählen.“ So wie er sprach vermutete ich ein grinsen in seinem Gesicht. Was dachte er sich bitte da zusammen?

„Da war wirklich nichts.. Was.. Ich meine, was sollte gewesen sein, wie kommst du auf so was?“

„Ich hab euch doch gesehen…“

„….“

„Ruki~“

„Was denn?!“ Genervt sah ich zu ihm. Ich wollte zu diesem Thema nichts mehr sagen. Ich weiß doch selbst, dass Reita und ich ziemlich unvorteilhaft da im Zimmer standen und ich weiß, dass mein Körper machte was er wollte, wenn ich ihm SO nahe war. Aber das konnte ich Kai doch nicht sagen.. Konnte ich es ihm sagen? Kai war immerhin mein bester Freund. Und eine Labertasche. Wenn er davon wusste, so war ich mir sicher, würde es bald jeder wissen und was sollte ich dann tun?

„Ach man..“, seufzte ich und wusste nicht was zu tun war. Ich kannte Kai gut.. Und so private Sachen würde er doch nicht herumtratschen.. Nein, das würde er wirklich nicht tun.

„Versprichst du mir, dass du das für dich behältst?“, fing ich dann langsam an und Kai nickte. „Natürlich.“

Ich nahm einmal tief Luft. „Also gut.. Was da war wolltest du wissen?“ Ein weiteres nicken.

„Naja,.. Ich wollte den Schlüssel holen, weißt du ja.. Und.. Ich bin mit Reita zusammengestoßen. Weil ich mich doch so beeilt habe. Naja, und irgendwie, .. Er war mir so nahe, aufeinmal.. und ich konnte mich nicht bewegen,.. Das war alles so verrückt..“

Ich hoffte Kai konnte meiner Erzählung folgen und auch verstehen. Ich war mir nicht sicher wie ich es ihm erklären sollte und sprach ziemlich abgehackt. Außerdem war diese Situation auch so verzwickt. Ich hatte wirklich keine Ahnung und jeder Rat wäre mir eine große Hilfe.

„Ruki..“, wollte mein bester Freund eigentlich anfangen, aber das Taxi kam zum Stehen und wir mussten raus.

Wir rannten den Weg zum Eingang obwohl es eh nichts an unserem Zustand änderte. Wir waren klitschnass von Kopf bis Fuß und das war sehr, sehr unangenehm.

Darum beeilten wir uns, nach oben zu den Zimmern zu kommen.

An Kais Tür blieben wir jedoch noch kurz stehen.

„Ruki? Wegen dem was du mir erzählt hast. Ich kann dir nur einen Rat geben. Zerbreche dir nicht über alles deinen Kopf. Es ist wichtig auf sein Herz zu hören. Nur es allein wird dir sagen können was zu tun ist.“, er lächelte mir aufmunternd zu. „Wichtig ist, dass du dich nicht gegen deine Gefühle wehrst.“

„Hmm..“, machte ich. Kai sprach hier von Gefühlen und ich sollte auf mein Herz hören.. Dachte er etwa das was ich vermutete? Das ich vielleicht mehr für Reita empfinden könnte als nur Freundschaft?

Nein.. Nein, das war Schwachsinn. Reita war ein Freund. Zudem hatten wir das selbe Geschlecht also war dieser Gedanke von vornherein schon lachhaft. In einem Punkt hatte Kai aber recht. Ich sollte nicht über jede Kleinigkeit nachdenken. Aber war das alles denn eine Kleinigkeit? Diese Frage brachte mich noch zum Verzweifeln.

Was wäre denn, wenn es wirklich so war? Wenn ich tatsächlich mehr für ihn empfand?

Ich wollte nicht im Traum daran denken…

Ich durfte nicht einmal wagen, daran zu denken…
 

Kapitel # 7 Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T18:28:42+00:00 05.11.2009 19:28
oh man ey,
ruki macht sich echt über alles gedanken...
der is so was von verplant und deshalb is der jetzt auch die ganze zeit in gedanken, weil er net weis was er eigentlich fühlt und so XDDDD
aber was soll man machen und die beiden tun mir echt leid
die sind echt mit doofen lehrern verflucht...
bei uns hätten die das schon längst abgesagt *grins*
aber echt so ne doofe idee bei so nem wetter fahrad zu fahren, mir machts eigentlich spaß durch n regen zu fahren, aber nich bei so nem häftigen gewitter und wenn ich gerad zur schule fahre XDDDD
aber so was is echt schreklich, wenn du in nassen klamotten auf n fahrad sitzt und der wind auch noch so kalt is, hoffentlich werden sie jetzt net krank und das am vor letzten tag, dan wäre ja der letzte total im eimer, so ne scheiße aber auch....
und das ruki und reita irgentwie total ineinander verknalt sind merkt sogar n blinder mit krückstock, aber wie es so schön heißt ruki-chan, "liebe macht blid" XDDDD am anfang und dann hat man die rosarota brille auf und nich beides gleichzeitig XDDDDD
ruki is schon n komischer vogel, aber ein niedlicher >///<
aber mich würd jetzt echt ma brenend interessieren was zwischen reita und uruha los is (hoffe das kommt jetzt im nächsten, les auch gleich weiter *grins*)
also ein witztiges, tolles und sehr sehr nasses kappi, mit nem ersoffenen ruki XDDDDD
*dir nen keks schenk*
LG
shimi-chan^^
Von:  Chopperina
2009-06-29T23:26:23+00:00 30.06.2009 01:26
das kapitel war süß ^^ hab gerade vier hintereinander gelesen, haha XD
und mir ist auch aufgefallen, dass du dich gesteigert hast ^^

oh man, wer kennt das nicht...? langweilige schifffahrten und anstrengende radtouren, dabei wollen schüler doch bloß zusammen spaß haben auf einer klassenfahrt, aber das merken die doofen lehrer ja nicht xD
auf jeden fall konnte ich ruki nur zu gut verstehn <3

schade, dass die klassenfahrt bald vorbei ist, aber so langsam entwickelt sich ja was zwischen reita und ruki.
ich bin total gespannt, wies weitergeht! mach weiter so ^^
Von:  BLVCKMORAL
2009-06-11T16:27:01+00:00 11.06.2009 18:27
das Kapitel hier hab' ich total übersehen. ><
Naja, hab's jetzt auch gelesen und langsam wird's spannend. :>
Bin schon gespannt, was noch passiert.
Von:  Koakuma
2009-06-08T02:59:11+00:00 08.06.2009 04:59
Oh ich hab ja gar nicht gemerkt dass du schon weiter geschrieben hattest.
Wirklich tolle Kapitel, du steigerst dich echt in deinem Schreibstil.
Man kann alles wunderbar flüssig lesen.

Ich bin gespannt wie es weiter geht, vor allem da sich ja jetzt die Spannung erst richtig aufbaut.

Liebe Grüße


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