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Zwei Jäger und ein Baby

DxS
von

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Sams Entscheidung

„Ich werde noch mal nach oben gehen, um nach Jenny zu sehen,“ sagte Sam.

„Mach das. Ich bleib hier unten und hab ein Auge auf den Keller. Ich bin gespannt was mit Henricksen passieren wird.“ Sam sah Dean an. Dieser hatte einen leicht enthusiastischen, neugierigen Blick aufgesetzt. So wie die paar Male als Sam ihn im Waschsalon beim heimlichen Lesen von einem dieser Boulevard-Blättern erwischt hatte. Sein älterer Bruder hatte schon immer einen gewissen Faible für Klatsch.

„Neugieriges Waschweib,“ murmelte Sam während er die Treppe hoch ging. Jedoch führte ihn sein Weg nicht in Bobbys Zimmer sondern ins Bad, wo er sich eine Ladung Wasser ins Gesicht schleuderte und sich anschließend tief in Gedanken versunken auf dem Klodeckel niederließ. An Dean zu denken brachte Sam in letzter Zeit auch unaufhaltsam dazu an die Worte seiner Halluzination oder was auch immer es war zu denken. Was sollte er nur tun? Wenn die Dämonen sie jetzt sogar schon direkt angriffen, waren sie in größerer Gefahr als er gedacht hatte. Waren die Dämonen wirklich auf Dean aus? War Sam wirklich verflucht? Würde er Dean verlieren, wenn er bei ihm blieb? Brachte er unweigerlich den Leuten die er liebte den Tod? Wusste John davon? Hatte er deswegen die Flucht in der Rache gesucht, anstatt wie ein normaler Mensch zu trauern und sich nach gegebener Zeit neu zu verlieben? War das vielleicht sogar der Grund, warum er Sam und Dean nicht zusammen sehen wollte? Wollte er Dean schützen? War das auch der Grund warum er Sam nicht aufs College lassen wollte? Hatte er befürchtet, dass Sam sich verlieben und dadurch den Dämon anlocken würde? So langsam setzte sich in Sams Kopf eine sinnvolle Erklärung für sein verhunztes Leben zusammen. Allerdings brachte ihn das kein Stück weiter bei der Beantwortung der essentiellen Frage, die im Raum stand. Dean war ohne Zweifel in Gefahr. Also was konnte Sam tun, um ihn zu beschützen? Sollten sie sich für den Rest ihres Lebens bei Bobby verschanzen? War das noch ein lebenswertes Leben? Dean würde das sicher nicht wollen. Da stimmt ihm auch die Halluzination zu. Was hatte sie noch gleich gesagt?
 

„Selbst wenn ihr euch zurückzieht, wird euch das nichts bringen. Er will ein neues Leben abseits der Jagd aufbauen. Er wird den gleichen Fehler machen wie du und denken, dass, wenn er damit abschließt, es ihm nichts mehr anhaben kann. Er wird unvorsichtig werden. Selbst wenn du euer zukünftiges Haus oder Bobbys 100% sicher machst, du kannst ihn nicht rund um die Uhr beaufsichtigen und Dean wird sich sicher nicht einsperren lassen. Er selbst mag sich vielleicht noch immer für den starken, quasi unantastbaren Dean Winchester halten, der er mal war, aber in Wirklichkeit ist er das lange nicht mehr. Er ist weich und verletzlich geworden. Du weißt das genau so gut wie ich.“
 

Nein, das war sicher keine Option. Blieb also nur noch…
 

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Ihn sang- und klanglos verlassen?,“ fragte er mit kalter Stimme.

„Wenn du ihn vor dem sicheren Tod bewahren willst, ja. Dein Herz trägt noch immer die Narben von Jessicas Tod. Dean auch noch zu verlieren, würde dich wahnsinnig machen. Es würde dich und deine Tochter in den Abgrund stürzen.“
 

Gab es wirklich keine andere Alternative? Natürlich, sie könnten mit der Gefahr leben, aber das würde zwangsläufig wohl auch damit enden, dass sie Jenny das Leben, dass sie verdient hatte, versauten. Wahrscheinlich würde er Dean mit seiner Übervorsichtigkeit irgendwann in den Wahnsinn treiben. Sie würden sich dann vielleicht ständig streiten. Das war doch keine gesunde Umgebung für ein Kind. Noch dazu war es keine Garantie für Deans Sicherheit. Allein bei dem Gedanken, dass sein Partner an der Decke verbrannte, stieg ihm der Phantom-Geruch von verbranntem Fleisch in die Nase. Sam drehte es den Magen um. So schnell es ging stand er auf, klappte den Klodeckel hoch und erbrach Teile seines Mittagessens in die Porzellanschüssel. Die Erinnerung an Jess wie sie an der Decke verbrannte und den widerlichen Geruch, der ihm damals in die Nase gestiegen war, ließ einen weiteren Schwall Erbrochenes folgen. Aber es war die Vorstellung, dass dieser Geruch von Dean ausgehen würde, die den ansonsten an üble Gerüche gewohnten jungen Jäger schließlich in die Knie gezwungen hatte. Der Magen war geleert und sein Würgen brachte nun langsam die bittere Galle nach oben. Mit Tränen in den Augen sackte er neben dem Klo zusammen.
 

Alaistair hatte sich nach der Austreibung ziemlich schnell wieder gesammelt. Nachdem er eben im Kinderzimmer schon noch mal nachgetreten hatte, wollte er den lang erwarteten Etappenerfolg jetzt endlich ins Ziel bringen. Aber das sollte eigentlich so einfach werden, wie die Schlussgerade in einem Rennen, in dem man uneinholbar vorn lag. Als er als Mary-Halluzination neben Sam auftauchte, saß der, noch immer vom Erbrechen erschöpft, auf dem Boden. Am Boden, genau da, wo Alaistair ihn haben wollte. Jetzt würde er mit ihm kurzen Prozess machen.
 

Sam zuckte nicht einmal mehr zusammen als er die Mary-Halluzination erblickte.

„Bist du gekommen, um mir zu sagen, du hast es ja gleich gesagt?,“ kam es bitter von dem größeren Winchester.

„Nein, so eiskalt wie du vielleicht denkst, bin ich nicht. Ich bin lediglich hier, um dir noch ein Mal meinen Rat, Dean zu verlassen, ans Herz zu legen. Ich weiß, nach eurer Vorgeschichte ist es für dich unglaublich schwer ihn zu verlassen, aber du musst für sein Wohl kämpfen und dieses Opfer bringen. Es ist nicht so hoffnungslos wie du glaubst. Du wirst ihn sicher vermissen, aber nach einer gewissen Zeit wird das Gefühl der Erleichterung darüber, dass er in Sicherheit ist und sich gut um Jenny kümmert, größer sein. Lass nicht zu, dass dein Alptraum Realität wird. Sonst wird jeder den du liebst leiden. Es ist besser, dass du gehst.“

„Ich weiß…,“ sagte er leise und mit belegter Stimme, gerade als die Halluzination wieder verschwand.
 

Er wusste doch wie sich sein Leben entwickeln würde. Wenn Dean sterben würde, wäre da nur eine Leere die auf ihn wartete. Es war niemand übrig, der ihn so würde auffangen können, wie es Dean nach Jessicas Tod getan hatte. Diese Leere würde nach und nach mit Hass und Rachsucht gefüllt werden. Er würde jemand werden, der er nicht sein wollte, jemand den er hassen würde. Er würde vom Vater zum Ausbilder werden und so eine ebenso strapazierte Beziehung zu Jenny erzeugen, wie er sie mit John gehabt hat.

Soweit durfte es nicht kommen. Er konnte nicht noch mal jemanden, den er liebte auf unnatürliche Weise und vor der Zeit verlieren. Er würde daran kaputt gehen und Jenny dabei mit in den Abgrund reißen. Nein! Das durfte nicht passieren. Nie wieder wollte er jemandem durch seine Anwesenheit Schaden oder Schmerzen zufügen! Ihm kamen Rufus Worte wieder in den Kopf.
 

„Liebe ist eine Verantwortung und um die eine Person zu schützen, tut man, was getan werden muss.“
 

Um Dean und Jennys Sicherheit zu gewährleisten, war sie zu verlassen und nie wieder zu sehen ein kleines, aber notwendiges Opfer. Es wurde einfach Zeit, dass er handelte. Was hatte Dean noch gleich gesagt?
 

„Ich sehe es so, dass diese Angst einen stärker macht, weil sie, wenn man sie richtig zu nutzen weiß, es einen ganz automatisch aufmerksamer und konzentrierter macht. Nur damit man zu dem zurück kehren, oder das beschützen kann, was man zu verlieren hat. Den Schwanz einzuziehen hilft dir dabei nicht.“
 

Er musste es einfach tun. Er war sich bewusst, welch tiefe Wunden sein Fortgehen schlagen würde, vor allem bei Dean. Aber auch ihm würde es das Herz zerreißen ihn zu verlassen, wo er ihm doch versprochen hatte es nie wieder zu tun. Aber er durfte das nicht zu nah an sich ran lassen, sonst konnte er Dean nicht schützen. Sam musste einfach hoffen, dass die Wunden vernarben würden. Besser als der Tod war es auf jeden Fall. Wenn es einen Weg gab Dean zu retten, musste er ihn gehen. Dean hatte ihn jahrelang beschützt. Es war endlich an der Zeit, dass Sam ihm dafür etwas zurück gab. Wenn er ehrlich war, hatte er auch während ihrer Beziehung nicht gerade eine Glanzleistung als Partner abgeliefert und Dean ziemlich viel zugemutet. Vielleicht war doch etwas Gutes daran, wenn er ihn verließ. Dean könnte sich jemanden suchen, der ihn besser behandelte und dauerhaft glücklich machen konnte. Er übergab sich ein letztes Mal. Die Vorstellung von Dean mit jemand anderem hatte ihm erneut die Galle hoch getrieben. Wieder hatte er Tränen in den Augen. Resignierend und zugleich frustriert unzufrieden mit seiner Entscheidung schlug er mit der linken Faust auf den gefliesten Badezimmerboden.

„Verdammt…warum nur…,“ murmelte er.
 

„Was machst du den da auf dem Boden?,“ fragte Rufus, als er herein kam. Sam hatte die Tür nicht hinter sich abgeschlossen.

„Mir…mir ist schlecht. Dean und ich waren vorhin bei einer Wohnungsbesichtigung und die hatten frisch gestrichen. Die Farbdämpfe scheinen mir nicht bekommen zu sein,“ log er den anderen Jäger an. Er hoffte, dass dieser das nicht hinterfragen würde. Dean hätte er wohl in seinem Zustand nicht täuschen können, aber Rufus kannte ihn noch nicht gut genug.

„Wie konnte so ein zartbesaitetes Pflänzchen wie du Jäger werden? Bist du denn jetzt hier fertig? Ich müsste mal auf den Lokus.“

„Gib mir einen Augenblick.“ Rufus nickte und ging erstmal wieder raus. Sam stand auf, drückte die Spülung, putze sich die Zähne und spülte sich schnell den Mund aus. Gegen den bitteren Nachgeschmack würde er gleich unten was trinken.

„Das Bad ist jetzt frei,“ sagte Sam als er auf den Flur trat, wo Rufus mit Jenny auf dem Arm schon wartete.

„Ich hoffe dir wird beim Windelnwechseln nicht gleich wieder schlecht,“ sagte der schwarze Jäger und überreichte seinem Gegenüber das müffelnde Kleinkind.

„Das wird schon gehen. Dagegen bin ich ja abgehärtet,“ scherzte Sam aufgesetzt. Rufus ging ins Bad und schloss ohne ein weiteres Wort die Tür hinter sich.
 

Windeln wechseln, das konnte er. Das war sogar genau das, was Sam jetzt brauchte, um sich wieder zu sammeln. Etwas normales, dass er im Schlaf beherrschte. Sonst konnte er Dean nicht gegenüber treten, ohne dass er Verdacht schöpfte. Wann sollte er Dean am besten verlassen? Gab es überhaupt einen richtigen Moment für sein Vorhaben? Auf jeden Fall durfte Dean nichts davon mitkommen, sonst würde er ihn davon abbringen. Dean würde sich definitiv lieber selber in Gefahr bringen, als ihn gehen zu lassen. Das durfte Sam nicht zulassen. Es war an der Zeit die Verantwortung eines größeren Bruders auf sich zu nehmen. Wenn die Rollen vertauscht wären, würde Dean das sicher auch machen. Aber mit so einem Argument kann man gegen Dean nicht gewinnen. Dafür war er einfach zu stur. Wenn es einen charakterlich vollkommenen Mann gab, dann war es Dean. Er war stark, gütig, mutig, sanft, attraktiv und unglaublich leidenschaftlich. Nur die Winchester-Sturheit war ein schlimmes Manko. Sonstige kleine Fehler waren mittlerweile Punkte geworden, die den Älteren in Sams Augen nur noch liebenswerter machten. Gott er liebte Dean so sehr. Aber gerade deswegen musste er ihn verlassen. Er war einfach nicht gut für ihn.

Jenny nahm all diese verwirrenden Gefühle ihres Vaters wahr und sah ihn mit großen Augen an.

„Pa-pa,“ brabbelte sie. Sam hatte ihr gerade eine frische Windel angelegt und drückte sie nun an sich. Er würde nicht nur Dean zurück lassen sondern auch das kleine Mädchen, das er tief in sein Herz geschlossen hatte. Sie war wohl mit der Grund, dass er überhaupt die Chance erhalten hatte, wenn auch nur für kurze Zeit, Deans Partner zu werden. Er streichelte ihr liebevoll über den Rücken während vor seinem inneren Auge Erinnerungsschnipsel an ihre gemeinsame Zeit als kleine Familie abliefen. Jennys erste Schritte, ihre ersten Worte. Das erste mal als sie sie gebadet, gewickelt und gefüttert hatten. Der erste Arztbesuch und wie sie unter dem Sofa nach der Plastik-Milz gesucht hatten.

„Es tut mir so leid, Kleines,“ sagte er leise und wiegte sie in seinen Armen. Es würden keine weiteren Erinnerungen hinzu kommen. Jedenfalls nicht zusammen mit ihm. Stille Tränen liefen ihm über die Wangen als ihm die Tragweite seiner Entscheidung bewusst wurde. Er wollte das nicht, aber…
 

„Liebe ist eine Verantwortung und um die eine Person zu schützen, tut man, was getan werden muss.“
 

~Ich lasse sie in Deans Obhut. Er wird gut für sie Sorgen und sie werden es schaffen~, redete er sich selber ein. Als Jenny die Tränen sah, war das zuviel für das kleine Gemüt und sie fing nun ebenfalls an zu weinen. Sam gab sich einen Ruck. Er musste sich zusammen reißen. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Nun musste er auch dazu stehen und sie in die Tat umsetzen. Schließlich war er erwachsen.

Es gelang ihm die Kleine zu beruhigen.

„Lass uns mal sehen, ob Dean sich das Ohr an der Kellertür plattdrückt, um zu lauschen was die FBI-Typen so reden,“ sagte er. Bei Deans Namen leuchteten ihre Augen auf. Din war ihr jetzt wesentlich lieber als ihr Papa mit seinen verwirrenden Gefühlen. Als Sam mit Jenny auf dem Arm die Treppe runter ging, kam Rufus aus dem Bad und ging wieder in Bobbys Zimmer. Ob die beiden wohl schon einen Plan hatten?
 

Castiel konnte sich mittlerweile wieder bewegen und sah Sam das Zimmer verlassen. Irgendwie verhielt der sich seltsam. Sogar seine Tochter hatte er aufgewühlt. Was war los mit dem Mann? Der Engel schüttelte über sich den Kopf. Was hinterfragte er das Verhalten eines Menschen? Menschen waren so kompliziert. Er würde sie eh nie verstehen und außerdem war das doch gar nicht seine Aufgabe.

Seine Aufgabe. Er erfüllte sie besser. Keine Extratouren, sonst würde er so enden wie Anna. Ein ihm unbekanntes Gefühl überkam ihn. Wenn er die Menschen so studiert hätte wie Anna wüsste er es als Trauer einzuordnen, so aber konnte er damit nicht wirklich umgehen. Anna war gefallen. Wieso? Hatte sie im Himmel etwas herausgefunden, dass sie dazu veranlasst hatte zu rebellieren? Hatte Zacharias wirklich seine Hände im Spiel? Das wäre der einzige plausible Grund. Dann war er auch schuld, dass sie gefallen war. Einem unschuldigen Vorgesetzten hätte sie sich doch niemals widersetzt. Plante er etwas, das Anna für falsch erachtete? So musste es wohl sein. Was bedeutete das für ihn? Sollte er in den Himmel zurück kehren und wie Anna der Sache auf den Grund gehen? Nein, seine Aufgabe war es auf Jenny aufzupassen, dass hatte sie auch Anna versprochen. Er sollte auf Jenny und die Winchesters aufpassen. Auf die Winchesters. Das war nicht der Auftrag, den er von Zacharias bekommen hatte. Wem sollte nun seine Loyalität gelten? Zacharias, der etwas mit Annas Fall zu tun hatte oder dem gefallenen Engel, der so viel mehr war als nur seine ehemalige Vorgesetzte. Eigentlich sollte er sich so Etwas gar nicht fragen, dennoch tat er es. Er zweifelte. Er erinnerte sich an Annas Worte.
 

„Bitte behalte alles in Erinnerung, was ich dir beigebracht und erzählt habe, auch wenn du es für Stuss hältst. Es wird vielleicht eine Zeit kommen, in der du für dich selbst entscheiden und handeln musst.“
 

Plötzlich fiel ihm die Entscheidung ganz leicht. Er hatte es ihr versprochen. Er würde den jüngeren Winchester im Auge behalten. Eine innere Stimme schien den Engel förmlich anzuschreien, dass etwas nicht in Ordnung war mit Samuel, nein Sam. Menschen hatten Spitznamen. Das hatte Anna ihm beigebracht. Er liebte sie, ja so nannten die Menschen das Gefühl der tiefen, innigen Verbundenheit. Das war ihm jetzt klar geworden. Er würde ihre Arbeit zu Ende führen, egal welche Konsequenzen das später vielleicht für ihn hatte. Es war einfach das Richtige. Obwohl Anna ihm fehlte, empfand er dennoch ein angenehmes Gefühl wenn er daran dachte, dass er sich im Geheimen widersetzte und in ihre Fußstapfen trat. Irgendwie…rebellisch.
 

Als Sam runter kam fand er Dean in der Küche vor. Der Ältere lächelte als er seine beiden Lieblinge sah.

„Gut dass ihr kommt. Mir wurde langsam langweilig. Die beiden FBI-Futzies reden doch tatsächlich so leise, dass ich kein Wort verstehen. Ich würde doch zu gern hören wie Burrell Henricksen rund macht.“

„Du bist einfach unverbesserlich Dean.“

„Din!,“ quiekte Jenny und Sam übergab den kleinen Sonnenschein an ihren anderen Vater.

„Na, geht es dir wieder gut?,“ fragte er sie.

„Fru-te!“

„Hast du das gehört, Sammy? Schon wieder ein neues Wort.“

„Ja, sie muss meinen Intellekt geerbt haben,“ sagte Sam und fühlte sich wehmütig. Wahrscheinlich war das eins der letzten neuen Worte, die er von seiner Tochter zu hören bekam. Er fragte sich, ob es sich immer so Scheiße anfühlte, sich für das Richtige zu entscheiden. Er ging an den Hängeschrank und füllte Jennys Trinklernbecher nach, ehe er ihn an Dean weiter reichte, der Jenny beim Durstlöschen half.
 

„Sie sind jetzt schon ne ganze Weile da unten im Keller. Die wollen doch hoffentlich da keine Wurzeln schlagen,“ sagte Sam als er sich von dem niedlichen Anblick, den die beiden ihm boten, losreißen konnte.

„Bobby würde das gar nicht gefallen,“ meinte Dean.

„Da kannst du einen drauf lassen,“ sagte der eben genannte, als er in die Küche kam.

„Sollte Rufus dich nicht ans Bett gekettet haben?,“ fragte Dean.

„Behalt den Schweinkram für dich, Junge. Ich kann Werwölfe jagen, Autos reparieren und Maisbrot backen, aber was ich nicht kann ist tatenlos rumsitzen. Besonders nicht wenn das FBI in meinem Haus ist.“ Schnell erklärte Sam ihrem Ziehvater, dass ihnen keine Gefahr drohte und das FBI sie nicht festnehmen wollte.

„Das hat Rufus mir auch schon erzählt, aber es beruhigt mich jetzt nicht wirklich.“

„O-by, Ni Fru-te,“ sagte die Kleine nun wieder vergnügt. Bobby lächelte und wuschelte ihr durchs Haar. Im gleichen Augenblick hörten sie Schritte die Kellertreppe hoch kommen. Burrell hatte Henricksen im Gepäck.

„Oh…sie…es… ich…,“ stotterte der schwarze FBI-Agent, als er Bobby sah.

„Henricksen, reißen Sie sich zusammen. Der Mann weiß, dass es nicht wirklich Sie waren, der ihn angegriffen hat,“ sagte Burrell.

„Es…es tut mir trotzdem leid.“

„Kein Ding, aber trotzdem danke. Eine Entschuldigung ist mehr als ich sonst kriege, wenn ich jemanden von einem Dämon befreie. Könnten Sie mir jetzt bitte freundlicherweise erklären was hier eigentlich vorgeht? Woher wissen Sie über Jäger bescheid?“

„Diesbezüglich gibt es allerdings Klärungsbedarf,“ gab der FBI-Agent zu.

„Könnte ich mich in der Zwischenzeit vielleicht frisch machen?,“ fragte Henricksen.

„Natürlich. Sam, zeig ihm wo alles ist,“ bat Bobby den Jüngeren. Er nickte, konnte er sich doch denken, dass es dem Bärtigen unangenehm war einen FBI-Mann durch sein Haus streichen zu sehen. Die beiden verließen das Zimmer und Henricksen folgte Sam die Treppe rauf.
 

Als Sam wieder unten war, er hatte die heimliche Beaufsichtigung von Henricksen an Rufus abgeschoben, fing Burrell an zu erzählen wie er von einem Jäger gerettet worden war und über das Übernatürliche aufgeklärt wurde. Wie er den ihm bekannten Jägern quasi Immunität verschafft und wie sich in seinem Kopf die Idee von einer Übernatürlichen FBI-Spezialeinheit gebildet hatte.

„Klingt nach einem sinnvollen Projekt,“ sagte Sam.

„Ja, die Anträge liegen in Rohbau-Form auf meinem Schreibtisch. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich sie einreichen kann, aber wenn die Abteilung abgesegnet ist, könnte ich zwei jungen Burschen wie Sie sehr gut in meinem Team gebrauchen,“ meinte Burrell.

„Das ist ein freundliches Angebot, aber wir haben schon andere Pläne,“ sagte Dean. Dies versetzte Sam ein Stich ins Herz. Dean hatte solch enthusiastische Zukunftsvorstellungen. Er würde nie direkt mitkriegen wie sein Bruder sie umsetzte. Hoffentlich würde Dean seine Ideen nicht verwerfen, nur weil er ihn verließ.

„Naja, vielleicht überlegen Sie es sich ja noch mal anders.“ Burrell holte seine Karte raus und gab sie Dean.

„Ich hoffe ich kann Sie wenigstens zwecks Beratung mal anrufen.“

„Das bestimmt.“ Dean holte seine Brieftasche raus und suchte nach einer eigenen Karte.

„Hier, nehmen Sie die. Die fällt in Ihrem Büro garantiert nicht auf,“ sagte Dean grinsend.

„Wow, die FBI-Visitenkarte sieht meiner verblüffend ähnlich,“ stellte Burrell fest.

„Ich versteh mein Handwerk,“ scherzte der ältere Bruder.

„Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen?,“ wollte Bobby wissen. Seines Wissens stand er auf keiner geheimen FBI-Liste.

„Oh, mein Kollege hat sich bei einem Jäger namens Rodgin nach einem Jäger in dieser Region erkundigt und…“

„Rodgin? Das dreckige Wiesel…war ja klar, dass der mir nicht den Gefallen tut und mich freiwillig auf diese Liste setzten lässt,“ unterbrach Bobby den FBI-Agenten.

„Wie ich sehe beruht Ihre Antipathie auf Gegenseitigkeit. Er hat Sie als Stinkstiefel bezeichnet.“

„Typisch für Jäger. Ein Streit und dann geht man mit der tiefen Überzeugung, der andere sei im Unrecht, auseinander,“ erklärte Dean.

„Naja, Sie stehen jetzt alle drauf.“

„Sie können noch jemanden hinzufügen. Rufus Turner. Auch bekannt als Luther Vandross oder Ruben Studdard. Riesen Nervensäge, aber ein guter Jäger,“ sagte Bobby.

„Ich geb dir gleich Nervensäge,“ sagte Rufus, als er mit Henricksen im Schlepptau in die Küche kam.

„Klären wir das doch draußen,“ entgegnete Bobby.

„Ich schlag mich doch nicht mit einem alten, gebrechlichen Mann.“

„Alt und gebrechlich? Das wollen wir ja mal sehen.“ Den Besuch völlig außer Acht lassend ging er raus, dicht gefolgt von Rufus.

„Sollte man da nicht einschreiten?,“ fragte Henricksen perplex.

„Das scheinen ganz alltägliche Rituale zu sein,“ meinte Burrell amüsiert.

„Verstehe…andere Länder andere Sitten oder so ähnlich.“

„Henricksen, lassen Sie uns gehen. Wir sollten die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.“ Der Angesprochene nickte und ging zur Tür. Sam folgte ihm, denn er wollte sehen was die älteren Jäger so trieben.
 

„Ähm…was wird jetzt eigentlich mit ihrem Agenten geschehen?,“ fragte Dean Burrell.

„Sein Vergehen in Bezug auf den Polizisten ist so geringfügig, dass es in den Mühlen der Justiz, die sehr, sehr langsam mahlen, Verschütt gehen wird, dafür werde ich schon sorgen. Mit dem Hass der hiesigen Sheriffstation muss ich leben. Was seine Karriere angeht, so darf er wieder bei Null anfangen und das hoffentlich in meiner neuen Einheit.“

„Wenn das klappen würde, wäre das ne gute Sache.“

„Zweifeln Sie nicht daran. Sie werden es schon noch erleben. Spätestens wenn ich Sie wegen einem Fall kontaktiere.“

„Wenn Sie das tatsächlich auf die Beine stellen, gebe ich Ihnen ein Bier aus.“

„Gut, dann haben Sie besser immer was auf Lager. Ich bevorzuge Import Bier.“ Die beiden schüttelten sich die Hand und traten dann nach draußen. Henricksen wartete bereits am Wagen, während Sam allem Anschein nach von Rufus und Bobby als Schiedsrichter für ein Wett-Holzhacken rekrutiert worden war. Wenigstens waren sie so schlau und schlugen sich nicht die Köpfe ein, dachte Dean, der sich lebhaft vorstellen konnte, dass das früher als die beiden jünger waren, sicher oft der Fall gewesen war.

„Also, wenn Sie irgendwann mal Hilfe brauchen, zögern Sie nicht mich anzurufen. Ich werde dann sehen, was sich machen lässt,“ versprach Burrell.

„Darauf werde ich garantiert zurück kommen.“

„Ich wünsche Ihnen und Ihrer…Familie alles Gute,“ sagte Burrell und nahm erstmals Jenny zur Kenntnis, die Dean auf dem Arm hatte und die alles interessiert in sich aufgenommen hatte, was um sie herum passierte. Dean nickte. Dann ging Burrell zum Auto. Die beiden Agenten stiegen ein und fuhren kurz darauf vom Schrottplatz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  brandzess
2012-06-10T15:08:43+00:00 10.06.2012 17:08
na wenigstens etwas^^
Aber ih habs doch gesagt, sobald Sam diese dämliche Idee hat, ist er ncith mehr davon abzuhalten >.< Nicht gut! Er bricht nur sich und dean das herz -.-
Von:  Ran34
2012-06-08T10:51:35+00:00 08.06.2012 12:51
Noooiiiin!!! Dean! Verhinder das! Kette ihn an oder mach sonst was, aber lass ihn unter keinen Umständen gehen!
So ein trauriges Kapi! *schnüff*

lg~


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